[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Messen und/oder Regeln der Planheit von
Bändern beim Walzen und nimmt die Priorität der deutschen Patentanmeldung 100 41 181.9
in Anspruch, auf die inhaltlich Bezug genommen wird.
[0002] Beim Walzen von Bändern stellt es ein besonderes Problem dar, eine optimale Planheit
und Form des Bandes zu erhalten. Dazu ist es vorteilhaft, daß das Vorband bereits
weitgehend das vorgesehene Bandprofil besitzt und zentrisch in die Fertigstraße einläuft.
Des weiteren sollten die Stichabnahmen in den einzelnen Gerüsten so erfolgen, daß
in allen Gerüsten eine jeweils gleichmäßige Bandlängung über die gesamte Bandbreite
erhalten wird. Darüber hinaus wird eine Verringerung der Bandlänge (im Fertigprodukt)
angestrebt, deren Planheit außerhalb der Toleranz liegt. Dies gilt insbesondere für
den Bandkopf und Bandfuß.
[0003] Dazu ist es bekannt, die Längenverteilung des gewalzten Blechs mittels eines Planheitsmeßsystems
zu ermitteln (siehe Figur 1). Die verschiedenen Arten von Fehlern - z.B. Mittenwellen,
Randwellen, Viertelwellen oder Unplanheiten höherer Ordnung- werden durch eine mathematische
Analyse der gemessenen Längenverteilung bestimmt, um gezielt die geeigneten Stellglieder
zur Fehlerkorrektur einzusetzen.
[0004] Die Darstellung der Längenverteilung erfolgt mit Hilfe eines üblichen Polynoms:

[0005] Dabei werden durch die Koeffizenten
a1 und
a3 einseitige Randwellen an der linken oder rechten Seite des Bandes beschrieben. Die
Koeffizienten
a2 und
a4 beschreiben entweder symmetrische Mittenwellen oder symmetrische Randwellen an der
linken und rechten Seite des Bandes. Die Koeffizenten
a1 und
a3 bzw.
a2 und
a4 enthalten somit gemeinsame Informationskomponenten.
[0006] Bisher werden zumindest in den meisten praktischen Realisierungen zur Planheitsregelung
primär die Koeffizienten (nachfolgend auch Komponenten genannt)
a1 und
a2 benutzt.
[0007] Für das Regeln der Planheit an der Fertigstaffel werden meist die Stell-größen der
Arbeitswalzenbiegung zur Ausregelung der Komponenten
a2 und
a4 sowie die hydraulischen Anstellungen an der Bediener- und Antriebsseite (Schwenken)
zur Beseitigung der Fehlerkomponenten
a1 und
a3 genutzt. Zum Zwecke der Regelung werden also für das Schwenken die Koeffienzten
a1 und
a3 und für das Biegen die Koeffiezenten
a2 und
a4 als Regelgröße verwendet.
[0008] Bei einigen Walzgerüsten dient die Axialverschiebung der Arbeitswalzen vorrangig
zur Voreinstellung der Walzspaltkontur und nur fallweise innerhalb des Regelkreises
in Kombination mit der Biegung zur Korrektur der Viertelwellen. Schließlich kann die
selektive Mehrzonenkühlung der Arbeitswalzen die Korrektur der Planheitsfehler höherer
Ordnung ermöglichen. Eine derartige Regelung ist beispielsweise aus der deutschen
Patentanmeldung DE 197 58 466 A1 bekannt.
[0009] Dabei werden jeweils um eine durch eine Setup-Berechung vorgegebene Einstellung der
Walzkraft und der Biegekraft die Stellgrößen berechnet. Als Regler kommen bekannte
PI-Regler zum Einsatz, die allerdings die Totzeiten der Strecke nicht explizit berücksichtigen
können. Folglich muß eine schwache Einstellung der Reglerverstärkungen, insbesondere
des I-Anteils, vorgenommen werden, um Instabilitäten des Regelkreises zu vermeiden.
[0010] Dieses Regelungssystem kann den steigenden Qualitätsanforderungen an die Planheit
nicht gerecht werden, da die Planheitsregelung erst nach relativ großer Zeit ihre
Sollkurve erreicht. Das hat zur Folge, daß zunächst eine große Bandlänge in Kauf genommen
werden muß, deren Planheit außerhalb der Toleranz liegt. Oftmals wird jedoch die Sollkurve
gar nicht, sondern nur in Annäherung erreicht, so daß große Rand- bzw. Mittenwellen
entstehen können.
[0011] Des weiteren ist es nachteilig, daß sich die Kompenten
a0,
a1,
a2,
a3 und
a4 gegenseitig beeinflussen und die Totzeiten nicht berücksichtigt, d.h. nicht kompensiert
werden. Darüber hinaus werden die Stellglieder-Charakteristika (Einflußfunktionen)
nur einmal pro Band berechnet und konstant angenommen, da zur Berechnung iterative
Modellgleichungen verwendet werden.
[0012] Ausgehend von der zuvor beschriebenen klassischen Planheitsregelung wurden bereits
Erweiterungen des klassischen Regelungskonzeptes vorgeschlagen, um die bestehenden
Nachteile teilweise zu beheben.
[0013] Eine Zerlegung der gemessenen Planheit in Richtung von Einflußfunktionen, die nicht
orthogonal zu einander stehen, wird in Schneider, A.; Kern, P.; Steffens, M.: Model
Supported Profile and Flatness Control Systems, Proc. of 49° Congresso Internaciona
de Tecnologia Metalurgica e de Materials - International Conference, 9-14 October
1994, S±o Paulo, Vol. 6, p. 49/60 und McDonald, I. R.; Mason, J. D.: Advances in flatness
control technology, Proc. of the Conf. on the Control of Profile and Flatness, 25-27
March 1996, The Institute of Materials, Birmingham, p. 161/70 beschrieben. Hierdurch
können verbesserte Resultate erreicht werden, aber bei redundanten und sehr ähnlichen
Stellgrößen treten aufgrund der schlechten Konditionierung des Systems (schlecht invertierbare
Systeme) sehr große Stellgrößen auf. Eine sehr starke Beanspruchung kann hieraus resultieren.
[0014] In Grimble, M.J.; Fotakis, J.: The Design of Strip shape Control Systems for Sendzimir
Mills, IEEE Trans. on Automatic Control 27 (1982) no. 3, p. 656/666 und Ringwood,
J. V.: Shape Control Systems for Sendzimir Steel Mills, IEEE Trans. on Control Systems
Tegnology 8 (2000) no. 1, p. 70/86 wird eine Planheitsregelung für Sendzimiergerüste
mit einer orthogonalen Zerlegung der Planheitswerte in Chebyshev-Polynome vorgeschlagen,
um die Planheitsregelung zu verbessern, dabei werden aber Totzeitkompensation und
Stellgrößenbeschränkungen nicht berücksichtigt. Die Stellgrößen werden dabei mittels
eines Mehrgrößenreglers bestimmt. Der Mehrgrößenregler ist nicht für eine on-line
fähige dynamische Optimierung ausgelegt.
[0015] Eine Planheitsregelung mittels Beobachter und klassischem Zustandsregler wird in
Hoshino, I.; Kimura, H.: Observer-based multivariable control of rolling mills, Preprints
of the IFAC Workshop on Automation in Mining, Mineral and Metal Processing, 1-3 September
1998, Cologne, p. 251/256 vorgestellt. Eine Erweiterung auf nichtlineare Modelle und
dynamische Optimierung ist in Pu, H.: Nern, H.-J.; Roemer, R.; Nour Eldin, H. A.;
Kern, P.; Jelali, M.: State-observer design and verification towards developing an
integrated flatness-thickness control system for the 20 roll sendzimir cluster mill,
Proc. Intern. Conf. on Steel Rolling (Steel Rolling '98), 9-11 November 1998, The
Iron and Steel Institute of Japan, Chiba, p. 124/29 und Pu, H.; Nern, H.-J.; Nour
Eldin, H. A.; Jelali, M.; Totz, O.; Kern, P.: The Hardware-in-Loop simulations and
on-line tests of an integrated thickness and flatness control system for the 20 rolls
sendzimir cold rolling mill, Proc. Intern. Conf. on Modelling of Metal Rolling Processes,
13-15 December 1999, London, p. 208/16 zu finden. Bei diesen Lösungen wird aber keine
Zerlegung der Planheit in orthogonale Polynome vorgenommen. Die Totzeiten werden auch
in diesen Ansätzen nicht kompensiert.
[0016] Eine Verbesserung der Planheitsregelung durch Kompensation der Totzeit mittels Smith-Prädikator
wird in Soda, K.; Amanuma, Y.; Tsuchii, K.; Ohno, S.; N.: Improvement in Flatness
Control Response for Tandem Cold Strip Mill, Proc. Intern. Conf. on Steel Rolling
(Steel Rolling '98), 9-11 November 1998, The Iron and Steel Institute of Japan, Chiba,
p. 760/765 beschrieben. Dabei berechnet der Prädikator die Regelunggrößen, die im
ersten Abtastschritt nach Verstreichen der Totzeit auftreten und kompensiert damit
die Totzeit. Die Planheit wird entlang der Einflußfunktionen zerlegt. Bei redundanten
und sehr ähnlichen Stellgrößen treten aufgrund der schlechten Konditionierung des
Systems (schlecht invertierbare Systeme) sehr große Stellgrößen auf. Dadurch kann
die Anlage übermäßig beansprucht werden. Im Smith-Prädikator ist ein klassischer Mehrgrößenregler
(PID-Regler) integriert. Es fehlt eine dynamische Optimierung mit über die Totzeit
hinausgehende Prädiktion des Regelgrößenverlaufes. Hier wird eine Regelgröße vorhergesagt,
die unmittelbar im ersten Abtastschritt nach der Totzeit auftritt.
[0017] In vielen herkömmlichen Planheitsmeßsystemen werden Meßwerte zu vorbestimmten Abtastzeitpunkten
geliefert. Bei Verwendung von zeitdiskreten Reglern, beispielsweise PI-Reglern, wird
vorausgesetzt, daß die Abtastzeit konstant ist. Wird die Abtastzeit nicht konstant
gehalten, verschlechtert sich das Regelergebnis oder der Regelkreis wird sogar instabil.
[0018] Der Erfindung liegt demnach die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren bereitzustellen,
daß das Messen und/oder Regeln der Planheit eines Bandes beim Walzen zuverlässig ermöglicht.
Des weiteren soll eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens bereitgestellt
werden.
[0019] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren nach Anspruch 1, eine Vorrichtung nach
Anspruch 9 und ein Planheitsregelungssystem nach Anspruch 14. Vorteilhafte Weiterentwicklungen
sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0020] Der Erfindung liegt dabei der Gedanke zugrunde, die Planheitsregelung nach dem Stand
der Technik durch ein orthogonales modellgestütztes Mehrgrößen-Planheits-Regelungssystem
mit Erfassung der Planheit und deren Zerlegung in orthogonale Komponenten zu verbessern.
Bevorzugt weist das Mehrgrößen-Planheitsregelungssystem eine Bestimmung der Stellgrößen
mittels einer dynamischen Online-Optimierung unter Berücksichtigung von Stellgrößen
Beschränkungen auf und eine Prädiktion der Regelgrößen (Planheitswerte) auf, die in
eine dynamische Optimierung einbezogen wird. Die Prädiktion geht der Regelgrößen geht
über die Totzeit hinaus. Bei dem modellbasierten prädiktiven Ansatz wird eine Vorhersage
der Regelgrößen vom ersten Abtastschritt nach der Totzeit bis zu einem Prädiktionshorizont
verwendet. Hierdurch werden zu jedem Zeitpunkt optimale Stellgrößen berechnet, auch
wenn die Zeitkonstanten der einzelne Stellglieder stark unterschiedlich sind. Diese
Informationen gehen vorteilhafterweise in die dynamische Optimierung ebenfalls mit
ein.
[0021] Vorteilhafterweise können die Komponenten mit Werten verglichen werden, die ein online-fähiges
Modell der Anlage liefert. Die resultierende Differenz kann als Regelgröße dienen
und anschließend mit der in unabhängige Komponenten zerlegten Sollplanheitskurve verglichen
werden. Die resultierende Regeldifferenz kann über eine optimale Entkopplung einem
Mehrgrößenregler zugeführt werden.
[0022] In dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es besonders vorteilhaft, daß die Totzeit
durch den Internal Model Control (IMC) Ansatz berücksichtigt werden kann. Dadurch
kann die Ausregelzeit verkürzt und die Bandlänge verringert werden, die außerhalb
des Toleranzbereichs liegt.
[0023] Durch das Zerlegen der Planheitsmeßwerte in unabhängige Komponenten können des weiteren
die jeweiligen Planheitsfehler eindeutig identifiziert werden, wodurch eine deutliche
Verbesserung der Regelgüte ermöglicht wird.
[0024] Ebenso stellt es einen Vorteil dar, daß durch die orthogonale Zerlegung der Planheit
die Anzahl und die Form der erforderlichen Stellgrößen bestimmbar werden.
[0025] Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht des weiteren die Berücksichtigung der Änderung
der Walzkraft, der thermischen Bombierung und der einlaufenden Bandeigenschaften zu
jedem Zeitschritt durch eine Störgrößenaufschaltung.
[0026] Darüber hinaus hat es den Vorteil, daß es eine explizite online-Berücksichtigung
der Nichtlinearitäten der Anlage durch ein parallel zur Strecke liegendes online-fähiges
Modell der Anlage ermöglicht.
[0027] Vorteilhafterweise berücksichtigt das erfindungsgemäße Verfahren und das zugehörige
System Planheitsmeßsysteme mit zeitvarianter Abtastzeit durch einen IMC (Internal
Model Control)-Ansatz mit einem Ereignisgenerator und ereignisgetriggerten Abtasthaltegliedern.
[0028] In einer vorteilhaften Ausführungsform umfaßt das erfindungsgemäße Mehrgrößen-Planheitsregelungssystem
folgende Schritte:
- Erfassung der Planheit des Bandes mit einem Meßsystem,
- Zerlegen der Planheitsfehler (Längenverteilung) in orthogonale Komponenten,
- einem expliziten, linearen oder nichtlinearen online-fähigen Profil- und Planheitsmodell,
das alle wesentlichen am Walzprozeß beteiligten Größen (Biegen, Schwenken, Verschieben
thermische Bombierung usw.) berücksichtigt;
- einem expliziten online-fähigen Modell, das Sollwerte für die Planheitsregelung berechnet,
- einen Mehrgrößenregler für die Regelung der Planheit des Bandes
- einer Prädiktion der Regelgrößen (Planheitswerte), die in die dynamische Optimierung
einbezogen wird, die über die Totzeit hinausgeht,
- einer Störgrößenaufschaltung, die die Eigenschaften des einlaufenden Bandes, die Variation
von Walzkraft und thermischer Bombierung berücksichtigt und
- einem ereignisgetriggerten Abtastsystem zur Berücksichtigung von Planheitsmeßsystemen
mit variabler Abtastzeit.
[0029] Das Zerlegen der Komponenten kann vorteilhafterweise mit orthogonalen Polynomen,
beispielsweise mit Hilfe von Chebyshewpolynomen oder Gram-Polynomen erfolgen, wie
sie in W.H. Press, S.A. Teukolsky, W.T. Vetterling, B.P. Flannery: Numerical Recipies
in C, Cambridge University Press (1992) oder A. Ralston, P. Rabinowitz: A first course
in numerical analysis, International series in pure applied mathematics, McGraw-Hill
(1978) beschrieben sind.
[0030] Die Planheit des auslaufenden Bleches kann durch Biegen, Schwenken und Axialverschiebung
der Walzen sowie durch selektive Mehrzonenkühlung beeinflußt werden. Die einzelnen
Stellgrößen können mit Hilfe eines Mehrgrößenreglers aus oben beschriebener Regeldifferenz
bestimmt werden. Dabei kann der Einfluß der Walzkraft, der einlaufenden Bandeigenschaften
und der thermischen Bombierung durch eine Störgrößenaufschaltung kompensiert werden.
[0031] In den nachfolgenden Abbildungen zeigen:
- Fig. 1
- ein Schaubild einer Planheitsregelung nach dem Stand der Technik und
- Fig. 2
- ein Schaubild des erfindungsgemäßen Verfahrens zur modellgestützen prädiktiven Mehrgrößen-Planheitsregelung
eines Bandes mit Zerlegung der gemessenen Planheit in orthgonale Komponenten, eine
Störgrößenaufschaltung und einer dynamischen Optimierung unter Berücksichtigung von
Beschränkungen,
- Fig. 3a
- Diagramm eines Regelergebnisses bei einem herkömmlichen Regelsystem,
- Fig. 3b
- Diagramm eines Regelergebnisses bei einem erfindungsgemäßen Regelsystem,
- Fig. 4a
- Stellgrößenverlaufs-Diagramme bei einem herkömmlichen Regelungssystem,
- Fig. 4b
- Stellgrößenverlaufs-Diagramm bei einem erfindungsgemäßen Regelungssystem.
[0032] Wie in Figur 2 dargestellt wird die Planheitsabweichung mittels eines Meßsystems
bestimmt und anschließend in orthogonale (unabhängige) Komponenten zerlegt. Die Komponenten
werden mit Werten verglichen, die ein online-fähiges Modell der Anlage liefert. Die
resultierende Differenz wird als Regelgröße verwendet. Diese wird anschließend mit
der in unabhängige Komponenten zerlegten Sollplanheitskurve verglichen und die resultierende
Regeldifferenz wird einem Mehrgrößenregler, bestehend aus einem online-fähigen Modell
und einer dynamischen Optimierung unter Einbeziehung von Stellgrößenbeschränkungen
und vorhergesagtem Regelgrößenverlauf, zugeführt. Zur Berücksichtigung von Planheitsmeßsystemen
mit variabler Abtastzeit ist ein ereignisgetriggertes Abtastsystem mit einem mit zwei
Abtasthaltegliedern zusammenwirkenden Ereignisgenerator vorgesehen.
[0033] Die Planheit des auslaufenden Bleches wird durch Biegen, Schwenken und Axialverschiebung
der Walzen sowie durch selektive Mehrzonenkühlung beeinflußt. Die einzelnen Stellgrößen
werden mit Hilfe eines Mehrgrößenreglers aus oben beschriebener Regeldifferenz bestimmt.
Dabei wird der Einfluß der Walzkraft, der einlaufenden Bandeigenschaften und der thermischen
Bombierung durch eine Störgrößenaufschaltung kompensiert.
[0034] Beispielhaft sind die Vorteile des neuen Konzeptes gegenüber dem Stand der Technik
anhand von Simulationen in Figuren 3a, 3b, 4a und 4b dargestellt. Dabei wird ein Modell
eines Sendzimiergerüstes verwendet mit stark unterschiedlichen Zeitkonstanten in den
Stellgliedern. Es wird ein Planheitsfehler durch falsches gegensinniges Verschieben
der Konuswalzen angenommen. Das neue Konzept regelt den Planheitsfehler nach etwa
30 m Bandlänge aus (siehe Figur 3b), während bei dem jetzigen Konzept ein Restplanheitsfehler
von 10 lUnits bleibt (siehe Figur 3a). Dieser Restfehler verschwindet erst nach etwa
300m Bandlänge. Die Ursache hierfür liegt darin, daß beim jetzigen Konzept keine dynamische
Optimierung mit Berücksichtigung der über die Totzeit hinausgehenden und vorhergesagten
Regelgrößen verwendet wird.
[0035] An dem Verlauf der Stellgrößen in Figur 4b kann man ersehen, daß das erfindungsgemäße
Mehrgrößen-Planheitssystem zunächst das Biegen bzw. Schwenken anspricht und anschließend
die langsamen Konuswalzen nachfährt, um die Planheitsfehler auszuregeln und damit
zu jedem Zeitpunkt optimale Stellgrößen bestimmt. Das jetzige Konzept (siehe Figur
4a) schafft es nicht die Konuswalzen mit der notwendigen Geschwindigkeit anzusprechen
und damit den Planheitsfehler auszuregeln.
1. Verfahren zum Messen und/oder Regeln der Planheit eines Bandes beim Walzen, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßwerte in unabhängige Komponenten zerlegt werden.
2. Verfahren zum Messen und/oder Regeln der Planheit eines Bandes beim Walzen umfassend
folgende Schritte:
- Erfassen von Meßwerten
- Zerlegen der Meßwerte in unabhängige Komponenten und
- Regeln von Stellgrößen.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, gekennzeichnet durch eine Zerlegung der Meßwerte mit Hilfe orthogonaler Polynome.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die unabhängigen Komponenten mit Sollwerten aus einem Sollwert-Planheitsmodell verglichen
werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, gekennzeichnet durch die Ermittlung einer Regeldifferenz zwischen Sollwerten und unabhängigen Komponenten.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet durch eine Störgrößenaufschaltung.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, gekennzeichnet durch die Verwendung eines Mehrgrößenreglers.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Regeldifferenz dem Mehrgrößenregler über eine Entkopplung zugeführt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Stellgrößen mittels einer dynamischen Optimierung unter Berücksichtigung von
Beschränkungen bestimmt werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß eine über die Totzeit hinausgehende Prädiktion der Regelgrößen in die dynamische
Optimierung einbezogen wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß zur Berücksichtigung von Meßsystemen mit zeitvarianter Abtastzeit ein IMC (Internal
Mode Control)-Ansatz mit ereignisgetriggerten Abtasthaltegliedern verwendet wird.
12. Vorrichtung zum Messen und/oder Regeln der Planheit eines Bandes, insbesondere zur
Durchführung eines Verfahrens nach den Ansprüchen 1 bis 8, beim Walzen mit
- einem Meßsystem zum Erfassen der Planheitsabweichung (Meßwerte) und
- einer Einheit zum Zerlegen der Meßwerte in unabhängige Komponenten.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, gekennzeichnet durch eine Einheit zur Ermittlung einer Regeldifferenz.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 und 10, gekennzeichnet durch einen Mehrgrößenregler.
15. Planheitsregelungssystem mit
- Erfassung der Planheit des Bandes mit einem Meßsystem,
- Zerlegen der Planheitsfehler (Längenverteilung) in orthogonale Komponenten,
- einem expliziten online-fähigen Profil- und Planheitsmodell, das alle am Walzprozeß
beteiligten Größen berücksichtigt,
- einem expliziten online-fähigen Modell, das Sollwerte für die Planheitsregelung
berechnet,
- einen Mehrgrößenregler für die Regelung der Planheit des Bandes,
- einer Prädiktion der Regelgrößen (Planheitswerte), die in die dynamische Optimierung
einbezogen wird, die über die Totzeit hinausgeht,
- sowie einer Störgrößenaufschaltung, die die Eigenschaften des einlaufenden Bandes,
die Variation von Walzkraft und thermischer Bombierung berücksichtigt.
16. System nach Anspruch 15, gekennzeichnet durch eine Berücksichtigung von Meßsystemen mit zeitvarianter Abtastzeit durch Verwendung eines IMC (Internal Model Control)-Ansatz mit ereignisgetriggerten Abtasthaltegliedern.