[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reduzierung des nach bestimmten Schußfolgen
aufgrund unterschiedlicher Temperaturen zwischen der Rohrunter- und Rohroberseite
auftretenden Durchhanges eines Waffenrohres. Die Erfindung bezieht sich ferner auf
eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Insbesondere bei großkalibrigen Waffen erfolgt nach bestimmten Schußfolgen eine relativ
große Erwärmung der inneren Rohrwand, wobei es häufig zu einer Temperaturdifferenz
zwischen der Rohrunterseite und der Rohroberseite des entsprechenden Waffenrohres
kommt. Diese Temperaturdifferenz, die über mehrere Stunden bestehen kann, führt zu
einer leichten Durchbiegung des Waffenrohres. Dadurch kommt es zu einer Verminderung
der Treffsicherheit der Waffe und es ist ein vermehrtes Nachjustieren der Waffe mittels
der Richtanlage erforderlich, was wiederum zu einer zusätzlichen Belastung des Richtschützen
führt.
[0003] Es ist bereits vorgeschlagen worden, auf dem Waffenrohr außenseitig Schutzelemente
(z.B. eine Bandage mit wärmedämmenden Material oder eine Rohrschutzhülle aus Aluminium
oder glasfaserverstärktem Kunststoff) anzubringen, um äußere thermische Einflüsse
auf das Waffenrohr zu reduzieren. Derartige Maßnahmen führen allerdings zu keiner
nennenswerten Verminderung der beim Abschuß von Munition auftretenden inneren thermische
Einflüsse auf das Waffenrohr, so daß sich auch bei derartigen Waffenrohren nach einer
bestimmten Schußfolge ein Durchhang des Rohres ergibt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs erwähnten Art
anzugeben, mit dem auf einfache Weise der Durchhang eines Waffenrohres gegenüber vergleichbaren
bekannten Waffenrohren reduziert werden kann. Die Erfindung bezieht sich ferner auf
eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens bei einem Waffenrohr mit Rauchgasabsauger.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß hinsichtlich des Verfahrens durch die Merkmale
des Anspruchs 1 und hinsichtlich der Vorrichtung durch die Merkmale des Anspruchs
5 gelöst. Weitere, besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren
die Unteransprüche.
[0006] Die Erfindung beruht im wesentlichen auf dem Gedanken, nach erfolgter Schußabgabe
ein gasförmiges Medium kontinuierlich mit einer vorgegebenen Temperatur in das Waffenrohr
einzuleiten, derart, daß Konvektionsströmungen verhindert werden und dadurch der bei
bestimmten Schußfolgen sich ergebende Temperaturunterschied zwischen Rohrunterseite
und Rohroberseite ebenfalls weitestgehend verhindert wird.
[0007] Das gasförmige Medium kann verschlußseitig in das Waffenrohr eingeleitet werden bzw.,
sofern das Waffenrohr mit einem Rauchgasabsauger versehen ist, kann das gasförmige
Medium auch über diesen in das Waffenrohr eingeleitet werden. Hierzu wird in der Außenwand
des Rauchgasabsaugers mindestens eine Öffnung eingebracht, durch welche das gasförmige
Medium in den Druckraum des Rauchgasabsaugers eingeleitet wird. Von diesem gelangt
es dann über die zwischen dem Waffenrohr und dem Druckraum befindlichen Rauchabzugsöffnungen
in das Innere des Waffenrohres.
[0008] Als gasförmiges Medium haben sich vor allen Druckluft oder Stickstoff als geeignet
erwiesen.
[0009] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den folgenden anhand
von Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen. Es zeigen:
Fig.1 das Waffenrohr einer Panzerkanone, bei dem das gasförmige Medium über den Verschluß
eingebracht wird;
Fig.2 das Waffenrohr einer Panzerkanone mit Rauchabsauger, bei dem das gasförmige
Medium über den Rauchabsauger eingebracht wird und
Fig.3 eine vergrößerte Ansicht des in Fig.2 mit III bezeichneten Bereiches, in dem
der Rauchabsauger angeordnet ist.
[0010] In Fig.1 ist mit 1 das Waffenrohr einer Panzerkanone bezeichnet, das heckseitig ein
Bodenstück 2 mit einem Keilverschluß 3 aufweist.
[0011] Nach erfolgter Schußabgabe sowie beendetem Rohrrück- und Rohrvorlauf wird aus einem
Behälter 4 über ein geöffnetes Ventil 5 und über eine Rohr- oder Schlauchleitung 6
mit vorgegebenem Druck ein gasförmiges Medium (vorzugsweise Druckluft oder Stickstoff)
von dem Verschluß 3 aus in das Waffenrohr 1 eingeleitet. Das gasförmige Medium strömt
während eines vorgegebenen Zeitraumes durch die Rohrbohrung 7' und tritt vorderseitig
aus der Mündung 8 des Waffenrohres 1 aus.
[0012] Das gasförmige Medium sowie der Druck sind derart gewählt, daß die Rohrbohrung 7'
des Waffenrohres 1 mit einer auf das Kaliber abgestimmten Menge des gasförmigen Mediums
bei konstanter Fließgeschwindigkeit gleichmäßig durchströmt wird. Dadurch wird eine
Konvektionsströmung verhindert, eine gleichmäßige Erwärmung der Rohrinnenwand 7 erreicht
und die Ausbildung einer Temperaturdifferenz zwischen der Rohrunterseite 9 und Rohroberseite
10 weitgehend verhindert.
[0013] In Fig. 2 ist ein Waffenrohr 11 mit einem Rauchabsauger 12 dargestellt, bei dem das
gasförmige Medium mit vorgegebenem Druck nach erfolgter Schußabgabe sowie beendetem
Rohrrück- und Rohrvorlauf über eine Rohr- oder Schlauchleitung 13 durch eine Öffnung
14 der Außenwand 15 des Rauchgasabsaugers 12 (Fig.3) in deren Druckraum 16 eingeleitet
wird. Von dem Druckraum 16 strömt das gasförmige Medium dann durch radial am Waffenrohr
11 angeordnete Rauchabzugsöffnungen 17 in den vorderen Kaliberteil 18 des Waffenrohres
11 ein.
[0014] Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf die beiden beschriebenen Ausführungsbeispiele
beschränkt. So kann das erfindungsgemäße Verfahren außer bei Panzerkanonen z.B. auch
bei Maschinenwaffen und Artilleriewaffen eingesetzt werden.
Bezugszeichenliste
[0015]
- 1
- Waffenrohr
- 2
- Bodenstück
- 3
- Verschluß, Keilverschluß
- 4
- Behälter
- 5
- Ventil
- 6
- Rohrleitung, Schlauchleitung
- 7
- Rohrinnenwand
- 7'
- Rohrbohrung
- 8
- Mündung
- 9
- Rohrunterseite
- 10
- Rohroberseite
- 11
- Waffenrohr
- 12
- Rauchgasabsauger
- 13
- Rohrleitung, Schlauchleitung
- 14
- Öffnung
- 15
- Außenwand
- 16
- Druckraum
- 17
- Rauchabzugsöffnung
- 18
- vorderes Kaliberteil
1. Verfahren zur Reduzierung des nach bestimmten Schußfolgen aufgrund unterschiedlicher
Temperaturen zwischen der Rohrunterseite (9) und Rohroberseite (10) auftretenden Durchhanges
eines Waffenrohres (1;11), dadurch gekennzeichnet, daß jeweils nach Abgabe eines Schusses ein gasförmiges Medium vorgegebener Temperatur
in das Waffenrohr (1;11) eingeleitet wird, derart, daß durch das Durchströmen der
Rohrbohrung (7') über einen vorgegebenen Zeitraum Konvektionsströmungen und damit
die bei bestimmten Schußfolgen auftretenden Temperaturunterschiede zwischen der Rohrunterseite
(9) und der Rohroberseite (10) weitestgehend verhindert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das gasförmige Medium verschlußseitig in das Waffenrohr (1) eingeleitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Waffenrohr (11) mit Rauchgasabsauger (12) das gasförmige Medium über die
zwischen dem Waffenrohr (11) und dem Druckraum (16) des Rauchgasabsaugers (12) befindlichen
Rauchabzugsöffnungen (17) in das Waffenrohr (11) eingeleitet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als gasförmiges Medium Druckluft oder Stickstoff verwendet wird.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß in der Außenwand (15) des Rauchgasabsaugers (12) mindestens eine Öffnung (14) vorgesehen
ist, durch welche das gasförmige Medium in den Druckraum (16) des Rauchgasabsaugers
(12) eingeleitet wird.