[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von N-Alkyl-beta-alanin-Derivaten und deren
Salzen als Korrosionsschutzmittel mit gleichzeitiger Reinigungswirkung.
[0002] Bei der Metallbearbeitung wechseln sich zwei Arbeitsgänge ab: Die Formgebung und
die Reinigung. Bei der Formgebung entstehen neue Oberflächen, die besonders empfindlich
gegenüber der Einwirkung von Wasser und Sauerstoff sind und damit eine starke Korrosionsneigung
aufweisen.
[0003] Es müssen Korrosionsschutzmittel eingesetzt werden, um die Korrosion zurückzudrängen.
In einem anschließenden Reinigungsschritt kann mit einer wässrigen Tensidlösung gearbeitet
werden. Es handelt sich dabei in der Regel um mehrkomponentige Gemische aus anionischen
und nichtionischen Tensiden.
[0004] Es bedeutet unter ökonomischen Gesichtspunkten einen Fortschritt, eine Reinigerlösung
einzusetzen, die gleichzeitig das Metall gegen Korrosion schützt. Die Tenside müssen
vorteilhafterweise "mild", d. h. nicht als Gefahrstoffe gelistet und leicht biologisch
abbaubar sein.
[0005] Es wurde nun gefunden, dass N-Alkyl-beta-alanin-Derivate Entfettungswirkung und Korrosionsschutz
verbinden. Beansprucht wird daher die Verwendung von Verbindungen der allgemeinen
Formel (I) und (II)

worin
- R
- ein gegebenenfalls verzweigter, gegebenenfalls Mehrfachbindungen enthaltender Kohlenwasserstoffrest
mit 8 bis 18 C-Atomen ist, welcher gegebenenfalls ein oder mehrere Hydroxylgruppen
enthalten kann,
- Ra, Rb, Rc
- unabhängig voneinander Kationen der Alkaligruppe, Ammoniumsalze oder der protonierte
Rest eines Amins sein können,
- Rd
- Wasserstoff oder ein C1 bis C18 Alkylrest, insbesondere ein C8 bis C14 Alkylrest ist, der gegebenenfalls verzweigt sein und/oder Doppelbindungen enthalten
kann und das Mengenverhältnis der Formeln (I) : (II) zwischen 2 : 0 bis 0 : 2, vorzugsweise
zwischen 1,5 : 0,5 bis 1 : 1 liegt, in wässrigen Systemen als Korrosionsschutzmittel
mit gleichzeitiger Reinigungswirkung.
[0006] Die erfindungsgemäß mitverwendeten N-Alkyl-beta-alanin-Derivate werden hergestellt
durch Umsetzung von Fettaminen mit Acrylsäure in inerten Lösungsmitteln unter an sich
bekannten Reaktionsbedingungen. Je nach gewählter Stöchiometrie der Edukte entstehen
dabei überwiegend die Mono- oder Diadditionsprodukte. Die technischen Reaktionsmischungen
werden in der Regel ohne weitere Isolierung der jeweiligen reinen Komponenten mit
einer Base neutralisiert oder im pH-Wert auf höhere Werte eingestellt.
[0007] Die mitverwendeten Fettamine werden nach bekannten Verfahren durch Umsetzung von
Fettsäuren mit NH
3 in Gegenwart von Katalysatoren zum Nitril und anschließender Hydrierung zum primären
oder sekundären Amin hergestellt.
[0008] Als Fettsäuren werden einzeln oder in Mischungen Fettsäuren wie Caprylsäure, Caprinsäure,
2-Ethyl-hexansäure, Laurinsäure, Myristinsäure, Palmitinsäure, Palmitoleinsäure, Isostearinsäure,
Stearinsäure, Hydroxystearinsäure (Ricinolsäure), Dihydroxystearinsäure, Ölsäure,
Linolsäure, Petroselinsäure, Elaidinsäure, Arachinsäure, Behensäure und Erucasäure,
Gadoleinsäure sowie die bei der Druckspaltung natürlicher Fette und Öle anfallenden
technischen Mischungen wie Ölsäure, Linolsäure, Linolensäure, und insbesondere Rapsölfettsäure,
Sojaölfettsäure, Sonnenblumenölfettsäure, Tallölfettsäure mitverwendet. Geeignet sind
prinzipiell alle Fettsäuren mit ähnlicher Kettenverteilung.
[0009] Der Gehalt dieser Fettsäuren bzw. Fettsäureester an ungesättigten Anteilen, wird
- soweit dies erforderlich ist - durch die bekannten katalytischen Hydrierverfahren
auf eine gewünschte Jodzahl eingestellt oder durch Abmischung von vollhydrierten mit
nichthydrierten Fettkomponenten erzielt.
[0010] Die Jodzahl, als Maßzahl für den durchschnittlichen Sättigungsgrad einer Fettsäure,
ist die Jodmenge, welche von 100 g der Verbindung zur Absättigung der Doppelbindungen
aufgenommen wird.
[0011] Vorzugsweise werden teilgehärtete C
8/18-Kokos- bzw. Palmfettsäuren, Rapsölfettsäuren, Sonnenblumenölfettsäuren Sojaölfettsäuren
und Tallölfettsäuren, mit Jodzahlen im Bereich von ca. 80 bis 150 und insbesondere
technische C
8/18-Kokosfettsäuren eingesetzt, wobei gegebenenfalls eine Auswahl von cis/trans Isomeren
wie elaidinsäurereiche C
16/18-Fettsäureschnitte von Vorteil sein können. Sie sind handelsübliche Produkte und werden
von verschiedenen Firmen unter deren jeweiligen Handelsnamen angeboten.
[0012] Durch Steuerung des Verhältnisses der eingesetzten Verbindungen der allgemeinen Formeln
(I) und (II) kann das Entfettungs-/Korrosionsschutzverhalten eingestellt werden. Bei
erhöhten Anteilen der Verbindungen der allgemeinen Formel (II) in der R
d ein gegebenenfalls verzweigter, gegebenenfalls Doppelbindungen enthaltender Alkylrest
oder Alkenylrest mit insbesondere 8 bis 14 C-Atomen ist, werden Formulierungen erhalten,
welche neben einem ausreichenden Entfettungsvermögen einen ausgezeichneten Korrosionsschutz
ergeben.
[0013] Erfindungsgemäß bevorzugt sind Verbindungen in denen R
a, R
b und R
c = (Na, K oder der protonierte Rest eines Amins, vorzugsweise eines Mono-, Di- oder
Trialkanolamins) sind, wie beispielsweise Monoethanolamin, Diethanolamin, insbesondere
Triethanolamin, Monoisopropanolamin, Diisopropanolamin, Methyldiethanolamin, Methyl-ethanol-isopropanolamin
oder deren Mischungen.
[0014] Das Verhältnis von Na, K, Ammonium zu protoniertem Rest eines Amins kann in weiten
Bereichen schwanken und wird mitbestimmt durch den Rest R und das Mengenverhältnis
der Formeln (I) und (II). Es wird in jedem Fall so gewählt, dass die Wasserlöslichkeit
der Verbindungen sowie eine ausreichende Reinigungskraft und Korrosionsschutz gewährleistet
ist.
[0015] Zur Formulierung der wässrigen Korrosionsschutzmittel werden die Verbindungen der
allgemeinen Formeln (I) und/oder (II) in Mengen von ca. 0,1 bis ca. 5 Gew.-%, insbesondere
0,5 bis 3 Gew.-% mitverwendet. Weiter können alle auf diesem Gebiet üblichen Hilfs-
und Zusatzstoffe in den bekannten üblicherweise angewandten Konzentrationen mitverwendet
werden, wie beispielsweise Emulgatoren, Schaumregulierungsmittel, Biocide und Antioxydantien.
Herstellungsbeispiele:
Beispiel 1:
[0016] 98,1 g (0,5 Mol) Kokosamin (handelsübliches Armeen CD) wurden in 47,8 g Isopropanol
bei 60°C gelöst. 70,2 g (0,975 Mol) Acrylsäure wurden im Verlauf von 75 Min. zugetropft.
Durch die exotherme Reaktion stieg die Temperatur auf 80°C. Bei dieser Temperatur
wurde zur Nachreaktion 180 Min. gehalten. Man verdünnte mit 146,3 g (0,98 Mol) Triethanolamin.
Das Isopropanol wurde im Vakuum bei 80°C abdestilliert. Das verbleibende Produkt wurde
in Wasser gelöst und mit KOH auf einen pH-Wert von 9,8 eingestellt.
Beispiel 2:
[0017] Zu 63,9 g (0,246 Mol) Talgamin in 36,1 g Isopropanol wurden bei 70°C 34,5 g (0,48
Mol) Acrylsäure getropft. Durch die exotherme Reaktion stieg die Temperatur an. Bei
80°C wird die Nachreaktion durchgeführt. Das resultierende Produkt wurde mit 71,5
g Triäthanolamin verdünnt. Das Isopropanol wurde abdestilliert, der Rückstand in Wasser
gelöst und mit KOH auf einen pH-Wert von 10,9 gebracht.
Beispiel 3:
[0018] In analoger Vorgehensweise wie in Beispielen 1 und 2 (allerdings lösungsmittelfrei)
setzte man 95,0 g (0,5 Mol) Kokosamin mit 36,0 g (0,5 Mol) Acrylsäure um. Das entstandene
hochviskose Produkt wurde mit 75 g Triethanolamin verdünnt, in Wasser gelöst und mit
KOH auf einen pH-Wert von 10,3 eingestellt.
Beispiel 4:
[0019] Entsprechend den Beispielen 1 und 2 setzte man 36,2 g (0,15 Mol) Dioctylamin mit
10,8 g (0,15 Mol) Acrylsäure in Gegenwart von Isopropanol um. Das TEA-Salz wurde in
Wasser gelöst und mit KOH auf einen pH-Wert von 10,7 gebracht.
Beispiel 5:
[0020] Entsprechend Beispiel 1 wurden 0,5 Mol einer Mischung aus Octylamin und Stearylamin
(1:2) mit 1,0 Mol Acrylsäure umgesetzt. Es wurde im ersten Schritt mit 0,2 Mol Monoethanolamin
und im zweiten Schritt mit 0,78 Mol Triethanolamin verdünnt. Nach Abdestillation des
Isopropanols wurde das Produkt in Wasser gelöst und mit NaOH auf einen pH-Wert von
10 eingestellt.
Beispiel 6:
[0021] Entsprechend Beispiel 1 wurden 0,5 Mol Dodecylamin mit 1,0 Mol Acrylsäure umgesetzt.
Nach Verdünnung mit 0,08 Mol Monoethanolamin und anschließend mit 0,9 Mol Triethanolamin,
Abdestillation des Isopropanols wurde das in Wasser gelöste Produkt mit KOH auf einen
pH-Wert von 9,0 eingestellt.
Vergleichsbeispiel:
Entsprechend Beispiel 6 wurde n-Octylamin umgesetzt:
Zur Beurteilung der Entfettungswirkung der erfindungsgemäßen N-Alkyl-beta-alanin-Derivate
wird ein Metallentfettungstest durchgeführt:
[0022] In eine 11 Plastik-Schraubdeckelflasche wurden 100 ml der 2%igen Tensidlösung gefüllt.
Zwei Edelstahlplättchen (30 x 15 x 5 mm) wurden in Mineralöl getaucht und nach kurzem
Abtropfen dazugegeben. Die Flasche wurde verschlossen und 2 Min. auf der Rüttelmaschine
mit einer Frequenz von 180 Richtungsänderungen/Min. bewegt. Die Plättchen wurden in
ein 50 ml Schraubdeckelfläschchen überführt und mit 15 g Chloroform 3 Min. im Ultraschallbad
behandelt. Die Chloroformlösung wurde in einen Rundkolben pipettiert und eingeengt.
Der Kolben wurde vor- und nachher gewogen.
[0023] Die Ergebnisse zeigt Tabelle 1:
| Ra, Rb, Rc = Triethanolamin /K-Kation |
Auf den Plättchen verbleibende Ölmenge (mg) |
Aussehen der Wasserphase |
| Nullwert |
159 |
Öltröpfchen, keine Emulsion |
| Vergleichsbeispiel |
125,7 |
Öltröpfchen, keine Emulsion |
| Beispiel 1 |
31,5 |
Feinteilige Emulsion |
| Beispiel 2 |
37,2 |
Emulsion mit sehr wenig Ölaugen |
| Beispiel 3 |
54,0 |
Emulsion mit wenig Ölaugen |
| Beispiel 4 |
34,1 |
Feinteilige Emulsion |
| Beispiel 5 |
16 |
Feinteilige Emulsion |
| Beispiel 6 |
28,1 |
Feinteilige Emulsion |
Korrosionsschutztest:
[0024] Es wurde nach dem Späne/Filterpapiertest entsprechend DIN 51360, Teil 2 gearbeitet.
[0025] 1,0 g zu prüfender Substanz wurde in 50, 60 oder 80 g Wasser mit einer Härte von
1,79 mMol/l gelöst. 2,0 g Graugußspäne wurden in eine Petrischale, deren Boden mit
einem Rundfilter bedeckt war, eingewogen. Die Späne wurden mit 2,0 g der vorbereiteten
Mischung benetzt. Die Petrischale wurde abgedeckt und 2 Stunden bei Raumtemperatur
stehengelassen. Danach spülte man die Späne mit Wasser von dem Filter ab und ließ
es an der Luft trocknen. Die Korrosionsabzeichnungen werden visuell gemäß DIN 51360
Teil 2 beurteilt. Es bedeuten: 0/0 = auf beiden Filterpapieren der Doppelbestimmung
keine Rostabbildungen; 4/4 = flächendeckende Rostabbildungen. Die anderen Wertepaare
geben entsprechende Zwischenwerte an.
Tabelle 2:
| Substanz: Wasser |
1:50 |
1:60 |
1:80 |
| Vergleichsbeispiel |
4/4 |
|
|
| Beispiel 1 |
0/0 |
0/1 |
3/4 |
| Beispiel 2 |
0/0 |
|
4/4 |
| Beispiel 3 |
0/0 |
0/1 |
|
| Beispiel 4 |
0/0 |
0/0 |
0/0 |
| Beispiel 5 |
0/0 |
0/0 |
2/2 |
| Beispiel 6 |
0/0 |
0/0 |
2/2 |
1. Verwendung von Verbindungen der allgemeinen Formel (I)

und/oder

worin
R ein gegebenenfalls verzweigter, gegebenenfalls Mehrfachbindungen enthaltender
Kohlenwasserstoffrest mit 8 bis 18 C-Atomen ist, welcher gegebenenfalls substituiert
sein kann,
Ra, Rb, Rc unabhängig voneinander Kationen der Alkaligruppe, Ammoniumsalze oder der protonierte
Rest eines Amins sein können,
Rd Wasserstoff oder ein C1 bis C18 Alkylrest ist, der gegebenenfalls verzweigt sein und/oder Doppelbindungen enthalten
kann und das Mengenverhältnis der Formeln (I) : (II) zwischen 2 : 0 bis 0 : 2, vorzugsweise
zwischen 1,5 : 0,5 bis 1 : 1 liegt, in wässrigen Systemen als Korrosionsschutzmittel
mit gleichzeitiger Reinigungswirkung.
2. Verwendung von Verbindungen der allgemeinen Formel (I) und (II) gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das Mengenverhältnis der Formeln (I) : (II) zwischen ca. 1,5 : 0,5 bis ca. 1 : 1
liegt.
3. Verwendung von Verbindungen der allgemeinen Formel (I) und (II) gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das Mengenverhältnis der Formeln (I) : (II) zwischen ca. 0 : 1 bis ca. 1 : 1 liegt,
wenn Rd ein C1 bis C18 Alkylrest ist.
4. Verwendung von Verbindungen der allgemeinen Formel (I) und (II) gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass der Rest R sich ableitet von Kokosfettsäure, Palmkernfettsäure, Talgfettsäure und/oder
Ölsäure.
5. Verwendung von Verbindungen der allgemeinen Formel (I) und (II) gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Reste R, Rd unabhängig voneinander geradkettige oder verzweigte gegebenenfalls Doppelbindungen
enthaltende Kohlenwasserstoffreste mit 8 bis 18 C-Atomen sind.
6. Verwendung von Verbindungen der allgemeinen Formel (I) und (II) gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass der Rest Rd sich ableitet von Kokosfettsäure, Palmkernfettsäure, Talgfettsäure und/oder Ölsäure.
7. Korrosionsschutzmittel, enthaltend
a) 0,5 bis 5 Gw.-% mindestens eine Verbindung der allgemeinen Formeln (I) oder (II),
b) 0 bis 2,0 Gw.-% Emulgator,
c) 1 bis 0,5 Gw.-% Entschäumer,
d) ad 100 Gw.-% Wasser.