[0001] Die Erfindung bezeichnet ein zumindest teilweise drehendes Elektrohandwerkzeuggerät
wie eine Bohrmaschine oder einen Bohrmeissel mit einer Sicherheitskupplung zur Unterbrechung
der Kraftübertragung vom Elektroantrieb zur Werkzeugspindel bei gefährlichen Betriebszuständen,
wie Werkzeugblockaden.
[0002] Die bei drehenden Elektrohandwerkzeuggeräten auftretenden Werkzeugblockaden, bspw.
durch Armierungseisentreffer bei Bohren in Beton, erzeugen durch das damit verbundene
plötzliche hohe Drehmoment eine Drehung des Gehäuses des Elektrohandwerkzeuggerätes
längs der Werkzeugachse, die zu einer Verletzung des Nutzers führen kann. Derartige
hohe Drehmomente werden üblicherweise durch eine Rutschkupplung innerhalb der Kraftübertragungskette
begrenzt.
[0003] Nach der DE3707052 wird bei einem Elektrohandwerkzeuggerät über einen Mikrocontroller
die Drehbewegung des Gehäuses über Beschleunigungssensoren erfasst und bei Überschreiten
eines Schwellwertes über die Sicherheitskupplung die Kraftübertragungskette aufgetrennt.
Vorraussetzung ist ein notwendiger Bewegungsfreiraum des Gehäuses. Wird bspw. direkt
neben einer Wand gebohrt ist dies nicht möglich, und der Bediener kann die Hand einklemmen,
wodurch zusätzlich eine rein mechanische Rutschkupplung notwendig ist. Darüber hinaus
benötigt dieses Verfahren eine relativ hohe Rechenleistung und somit teure Mikrocontroller.
[0004] Nach der US5563482 beinhaltet ein Elektrohandwerkzeuggerät einen Mikrocontroller,
welcher in Echtzeit über Drehzahlsensoren die Motordrehzahl sowie über weitere Sensoren
den Eingangsstrom misst. Der Mikrocontroller regelt hard- und softwaregesteuert unter
Verwendung der gemessenen Motordrehzahl über den Eingangsstrom das Motordrehmoment
und überwacht es. Eine Unterbrechung des Eingangsstroms bei unzulässig hohen Drehmomenten
führt durch die Masseträgheit des Rotors dennoch zu einer unzulässig hohen Verdrehung
des Gehäuses.
[0005] Nach der DE4334933 wird bei einem Elektrohandwerkzeuggerät die Drehvibration des
Gehäuses über Beschleunigungssensoren erfasst und bei fehlendem Nulldurchgang innerhalb
eines Zeitfensters über die Sicherheitskupplung die Kraftübertragungskette aufgetrennt.
Bei geringen Vibrationen können auch relativ geringe Drehmomentanstiege zu einer unnötigen
Auftrennung der Kraftübertragungskette führen.
[0006] Die Aufgabe der Erfindung besteht in der Realisierung eines Elektrohandwerkzeuggerätes
mit einer Sicherheitskupplung, welche nur bei hohen Drehmomentanstiegen die Kraftübertragungskette
auftrennt.
[0007] Die Aufgabe wird im wesentlichen durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0008] Im wesentlichen wird bei einem Elektrohandwerkzeuggerät mit elektrisch durch einen
Mikrocontroller steuerbarer Sicherheitskupplung das Drehmoment und der Eingangsstrom
des Elektromotors gemessen, wobei in einer ersten Ausführungsvariante in einem ersten
Rechenglied des Mikrocontrollers der Eingangsstrom des Elektromotors über eine Motorkennlinie
stationär in ein berechnetes Drehmoment abgebildet wird, welches in einem Steuerglied
des Mikrocontrollers mit dem gemessenen Drehmoment verglichen wird und bei Überschreitung
eines Schwellwertes für die Differenz über die Sicherheitskupplung die Kraftübertragungskette
aufgetrennt.
[0009] Da auf Grund der Dynamik der Kraftübertragungskette wie bspw. der Masseträgheit des
Rotors und des Torsionswiderstandes der Kraftübertragungskette der Motorstrom entsprechend
eines Filters erster oder höherer Ordnung zeitlich verzögert auf eine Änderung des
Drehmoments reagiert, diese Dynamik jedoch nicht in das stationär berechnete Drehmoment
eingeht, ist die Differenz zwischen dem gemessenen und dem berechneten Drehmoment
ein Mass für den Drehmomentanstieg.
[0010] Vorteilhaft wird zusätzlich die Drehzahl des Elektromotors gemessen und einem zweiten
Rechenglied des Mikrocontrollers über eine Reibkennlinie in ein berechnetes Reibmoment
abgebildet, welches dem stationär berechneten Drehmoment in einem Summationspunkt
hinzuaddiert wird, wodurch dessen Genauigkeit verbessert wird.
[0011] In einer zweiten Ausführungsvariante wird das gemessene Drehmoment direkt und zusätzlich
über ein Filterglied in Form eines Tiefpasses, welcher wie das über den Eingangsstrom
stationär berechnete Drehmoment zeitlich verzögert auf eine Änderung des Drehmoments
reagiert, elektronisch gefiltert dem Mikrocontroller zur Verfügung gestellt.
[0012] Vorteilhaft wird im Steuerglied des Mikrocontrollers das gemessene Drehmoment zusätzlich
mit einem festen Schwellwert verglichen und bei Überschreitung eines Schwellwertes
für die Differenz über die Sicherheitskupplung die Kraftübertragungskette aufgetrennt.
[0013] Weiter vorteilhaft beinhaltet das Steuerglied des Mikrocontrollers weitere Verzögerungs-
und Filterglieder, wodurch kurze Drehmomentspitzen, welche nicht zu einer für den
Nutzer gefährlichen Auslenkung des Gehäuses führen können, nicht zum Auftrennen der
Kraftübertragungskette führen.
[0014] Vorteilhaft steuert der Mikrocontroller zusätzlich zur Auftrennung der Kraftübertragungskette
über die Sicherheitskupplung eine Abbremsung des Rotors des Elektromotors über ein
steuerbares Bremsmittel an, bspw. durch Einspeisung der Remanenzspannung der Rotorwicklung
in die umgepolte Hauptwicklung unter Hinzuschalten einer Wendepolwicklung.
[0015] Die Erfindung wird bezüglich eines vorteilhaften Ausführungsbeispiels näher erläutert
mit:
Fig. 1 als erste Ausführungsvariante des Mikrocontrollers
Fig. 2 als zweite Ausführungsvariante des Mikrocontrollers
[0016] Nach Fig. 1 weist ein nicht dargestelltes Elektrohandwerkzeuggerät, welches nicht
dargestellt eine elektrisch steuerbaren Sicherheitskupplung innerhalb einer Kraftübertragungskette
mit einem Elektromotor mit einem steuerbaren Bremsmittel beinhaltet, einen Mikrocontroller
1 auf, an welchem das gemessene Drehmoment M, der Eingangsstrom I und die Drehzahl
n des Elektromotors als Eingangsgrösse anliegt. In einem ersten Rechenglied 2 des
Mikrocontrollers 1 wird der am Eingang anliegende Eingangsstrom I des Elektromotors
über eine Motorkennlinie 3 stationär in ein elektrisches Drehmoment am Ausgang abgebildet,
zu welchem an einem Summationspunkt 4 das berechnete Reibmoment, welches über ein
zweites Rechenglied 5 des Mikrocontrollers 1 mit am Eingang anliegender Drehzahl n,
welche über eine Reibkennlinie 6 in ein berechnetes Reibmoment am Ausgang abgebildet
wird, hinzuaddiert wird und am Ausgang des Summationspunktes 4 als stationär berechnetes
Drehmoment M' vorliegt. In einem Steuerglied 7 des Mikrocontrollers 1 mit dem Ausgang
des Summationspunktes 4 und dem gemessenen Drehmoment M als Eingangsgrösse wird durch
Vergleich der Differenz Δ beider Eingangsgrössen mit einem Schwellwert bei Überschreitung
dessen als Ausgangssignal ein Steuersignal θ für die Sicherheitskupplung und für ein
Bremsmittel erzeugt, welche mit dem Mikrocontroller 1 steuerbar verbunden sind.
[0017] Nach Fig. 2 weist ein nicht dargestelltes Elektrohandwerkzeuggerät, welches nicht
dargestellt eine elektrisch steuerbaren Sicherheitskupplung innerhalb einer Kraftübertragungskette
mit einem Elektromotor mit einem steuerbaren Bremsmittel beinhaltet, einen Mikrocontroller
1 auf, an welchem das gemessene Drehmoment M anliegt. Über ein elektronisches Filterglied
8 wird das am Eingang anliegende Drehmoment M zeitlich verzögert als berechnetes Drehmoment
M' einem Steuerglied 7 des Mikrocontrollers 1 als erste Eingangsgrösse zur Verfügung
gestellt, welches mit dem gemessenen Drehmoment M als zweite Eingangsgrösse durch
Vergleich der Differenz Δ beider Eingangsgrössen mit einem Schwellwert bei Überschreitung
dessen als Ausgangssignal ein Steuersignal θ für die Sicherheitskupplung und für ein
Bremsmittel erzeugt, welche mit dem Mikrocontroller 1 steuerbar verbunden sind.
1. Elektrohandwerkzeuggerät mit einer elektrisch durch einen Mikrocontroller (1) steuerbaren
Sicherheitskupplung innerhalb einer Kraftübertragungskette mit einem Elektromotor,
wobei dem Mikrocontroller (1) der gemessene Eingangsstrom (I) des Elektromotors als
Eingangsgrösse zugeordnet ist, in einem ersten Rechenglied (2) des Mikrocontrollers
(1) der Eingangsstrom (I) des Elektromotors über eine Motorkennlinie (3) stationär
in ein berechnetes Drehmoment (M') abgebildet wird, welches einem Steuerglied (7)
des Mikrocontrollers (1) als Eingangsgrösse anliegt und bei Überschreitung eines Schwellwertes
am Ausgang ein Steuersignal (θ) für die Sicherheitskupplung zur Auftrennung der Kraftübertragungskette
erzeugt, dadurch gekennzeichnet, dass als zweite Eingangsgrösse am Steuerglied (7) des Mikrocontrollers (1) das gemessene
Drehmoment (M) anliegt, welches mit dem berechneten Drehmoment (M') verglichen wird
und bei Überschreitung des Schwellwertes durch die Differenz (Δ) beider Eingangsgrössen
des Steuergliedes (7) am Ausgang das Steuersignal (θ) erzeugt wird.
2. Elektrohandwerkzeuggerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als zusätzliche Eingangsgrösse des Mikrocontrollers (1) die gemessene Drehzahl (n)
des Elektromotors an einem zweiten Rechenglied (5) des Mikrocontrollers (1) anliegt,
welche über eine Reibkennlinie (6) in ein berechnetes Reibmoment am Ausgang des zweiten
Rechengliedes (5) abgebildet wird.
3. Elektrohandwerkzeuggerät nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Ausgang des zweiten Rechengliedes (5) und der Ausgang des ersten Rechengliedes
(2) die Eingänge eines Summationspunktes (4) ausbilden, welcher am Ausgang ein berechnetes
Drehmoment (M') ausgibt.
4. Elektrohandwerkzeuggerät mit einer elektrisch durch einen Mikrocontroller (1) steuerbaren
Sicherheitskupplung innerhalb einer Kraftübertragungskette mit einem Elektromotor,
wobei in einem Steuerglied (7) des Mikrocontrollers (1) bei Überschreitung eines Schwellwertes
am Ausgang ein Steuersignal (θ) für die Sicherheitskupplung zur Auftrennung der Kraftübertragungskette
erzeug bar ist, dadurch gekennzeichnet, dass als erste Eingangsgrösse am Steuerglied (7) des Mikrocontrollers (1) ein über ein
Filterglied (8) elektronisch gefiltertes gemessenes Drehmoment (M) als berechnetes
Drehmoment (M') anliegt und dass als zweite Eingangsgrösse am Steuerglied (7) des
Mikrocontrollers (1) das gemessene Drehmoment (M) direkt anliegt, welches mit dem
berechneten Drehmoment (M') verglichen wird und bei Überschreitung des Schwellwertes
durch die Differenz (Δ) beider Eingangsgrössen des Steuergliedes (7) am Ausgang das
Steuersignal (θ) erzeugt wird.
5. Elektrohandwerkzeuggerät nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Steuerglied (7) des Mikrocontrollers (1) Verzögerungs- und/oder Filterglieder
beinhaltet.
6. Verfahren zur Steuerung eines Elektrohandwerkzeuggerätes mit einer steuerbaren Sicherheitskupplung
innerhalb einer Kraftübertragungskette mit einem Elektromotor durch einen Mikrocontroller
(1), wobei in einem ersten Schritt der Eingangsstrom (I) des Elektromotors gemessen
und über eine Motorkennlinie (3) stationär in ein berechnetes Drehmoment (M') abgebildet
wird oder das elektrisch gefilterte gemessene Drehmoment (M) als stationär berechnetes
Drehmoment (M') verwendet wird, und in einem letzten Schritt durch einen Vergleich
mit einem Schwellwert am Ausgang ein Steuersignal (θ) für die Sicherheitskupplung
zur Auftrennung der Kraftübertragungskette erzeugt wird, dadurch gekennzeichnet, dass in einem zweiten Schritt das Drehmoment (M) gemessen und die zu dem stationär berechneten
Drehmoment (M') gebildete Differenz (Δ) für den Vergleich mit dem Schwellwert verwendet
wird.
7. Elektrohandwerkzeuggerät nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass im letzten Verfahrensschritt zusätzlich das gemessene Drehmoment (M) mit einem festen
Schwellwert verglichen wird.
8. Elektrohandwerkzeuggerät nach Anspruch 6 oder Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass im letzten Verfahrensschritt der Mikrocontroller (1) zusätzlich eine Abbremsung des
Rotors des Elektromotors steuert.