(57) Die Erfindung betrifft eine Stoßenergie-Verzehrvorrichtung für Fahrzeuge. Die Erfindung
ist geeignet für - aber nicht beschränkt auf - den Einsatz in Schienenfahrzeugen für
den Personenverkehr.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine Stoßenergie-Verzehrvorrichtung vorzuschlagen, die
auch zukünftigen Anforderungen bezüglich der Crash-Sicherheit genügen.
Gemäß der Erfindung befindet sich mindestens ein Puffer und/oder mindestens ein Verzehrelement
am Fahrzeugende in einer vom Fahrzeug entfernteren Position, als ein Puffer und/oder
ein Verzehrelement zwischen zwei benachbarten, gekuppelten Fahrzeugen.
In diesem Betriebszustand bleibt die Kupplung vorzugsweise zentriert. Der Schwenkbereich
der Kupplung wird nicht benötigt. Werden zwei Züge gekuppelt, müssen vorher die um
einen zusätzlichen Weg beispielsweise herausgefahrenen Puffer mit oder ohne integriertem
Verzehrelement gesteuert eingefahren und verriegelt werden. Die für zwei gekuppelte
Züge erforderliche kinematische Freiheit ist in dieser Position wieder gegeben.
[0001] Die Erfindung betrifft eine Stoßenergie-Verzehrvorrichtung für Fahrzeuge gemäß dem
Oberbegriff des Anspruchs 1. Die Erfindung ist geeignet für - aber nicht beschränkt
auf - den Einsatz in Schienenfahrzeugen für den Personenverkehr.
[0002] In Zukunft werden immer höhere Anforderungen an die Crash-Sicherheit von z. B. elektrisch
betriebenen oder dieselbetriebenen Triebzügen gestellt. Die Größe der zu vernichtenden
Crash-Energie ist durch die Parameter Masse und Geschwindigkeit bestimmt. Die zu leistende
Formänderungsarbeit ergibt sich aus den Parametern Kraft und Weg. Die Kraft ist in
der Regel durch historisch definierte Lastannahmen (UIC 566/ DIN EN 12663) wie z.
B. 1500 kN Druckkraft auf den Kupplungsträger begrenzt. Eine möglichst gleichmäßige
Verteilung der Kraft auf den Wagenquerschnitt hat konstruktive Grenzen und ist nur
eingeschränkt möglich. Den Wagenkasten bzw. dessen Querschnitt für größere Lastannahmen
zu dimensionieren hat sowohl wirtschaftliche Grenzen, als auch Grenzen hinsichtlich
des Gewichtes.
Bisher werden fest montierte Verzehrvorrichtungen am Schienenfahrzeug befestigt, die
sich reversibel oder irreversibel verformen und dabei die Crash-Energie vernichten,
d. h. es wird Verformungsarbeit geleistet und die kinetische Energie in Wärme umgewandelt.
Bei federnden Verzehrvorrichtungen, z. B. Puffern, wird die Crash-Energie in Federelementen
gespeichert und anschließend ebenfalls in Wärme umgewandelt.
Nachteil dieser Lösungen ist die begrenzte Aufnahmefähigkeit von zu vernichtender
Stoßenergie. Eine Erhöhung der Aufnahmefähigkeit ist zum einen durch das Gewicht und
zum anderen durch die Dimensionen der Verzehrvorrichtungen und des Fahrzeugs begrenzt.
Dies wäre zudem mit erhöhten Kosten bei der Herstellung und im Betrieb verbunden.
Weiterhin begrenzt das Außendesign den Bauraum für Verzehrvorrichtungen oder es muß
das Außendesign mit Rücksicht auf die Verzehrvorrichtungen verändert werden.
[0003] In der DE 197 05 226 A1 wird eine Überstoß-Energieverzehreinrichtung für Schienenfahrzeuge
beschrieben, bei der über einen Auslösemechanismus Überstoß-Energieverzehrelemente
gegen die Stoßrichtung nach vorn außerhalb der stirnseitigen Fahrzeugkontur verschoben
wird und mit gleichartigen Überstoß-Energieverzehrelementen von gekuppelten Nachbarfahrzeugen
zur Anlage gelangt. Nachteilig hierbei ist, daß der Weg, den die Energieverzehrelemente
gegen die Stoßrichtung verschoben werden können, begrenzt ist. Sie beträgt maximal
dem Abstand zwischen zwei gekuppelten, benachbarten Fahrzeugen im Bereich der Energieverzehrelemente.
Dadurch ist auch die Aufnahmefähigkeit von zu vernichtender Stoßenergie stark begrenzt.
Des weiteren haftet dieser Lösung der Nachteil an, daß die Verschiebung der Energieverzehrelemente
rechtzeitig und nur im Gefahrenfall erfolgen darf. Ein fehlerhaftes Auslösen muß aus
sicherheitstechnischen und ökonomischen Gründen vermieden werden. Während eines Crashs
müssen die Energieverzehrelemente und ihre Verschiebungskonstruktion sicher arretiert
sein, was den konstruktiven Aufbau kompliziert macht und den Materialeinsatz erheblich
erhöht.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, die beschriebenen Nachteile des Standes der Technik
zu beseitigen und insbesondere eine Stoßenergie-Verzehrvorrichtung vorzuschlagen,
die auch zukünftigen Anforderungen bezüglich der Crash-Sicherheit genügen.
[0005] Diese Aufgabe wird durch eine Stoßenergie-Verzehrvorrichtung gemäß den Merkmalen
des Anspruchs 1 gelöst.
Zweckmäßige Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
angegeben.
Alle bisher bekannten Stoßenergie-Verzehrelemente bzw. Systeme machen keinen Unterschied
zwischen Dimension und Funktion am Zugende und zwischen gekuppelten Zügen. Als Arbeitsweg
für die bei einem Crash zu vernichtende Crash-Energie steht in der Regel nur der Weg
zwischen Kupplungsfläche und/oder Pufferfläche und dem Beginn des inneren Führerraumes
zur Verfügung. Eine Verlängerung des Kopfes vor der Führerkabine beeinträchtigt das
Sichtfeld des Fahrers und verlängert den Zug, ohne die Transportleistung zu verbessern.
Um einen größeren Arbeitsweg zu ermöglichen, ohne die Kraft erhöhen zu müssen, wird
daher erfindungsgemäß der Energieverzehrvorgang räumlich verlagert. Ein längerer Arbeitsweg
wird erfindungsgemäß nur an den Enden eines Zuges benötigt, nicht aber zwischen zwei
gekuppelten, gleichen Zügen.
[0006] Gemäß der Erfindung befindet sich mindestens ein Puffer und/oder mindestens ein Verzehrelement
am Fahrzeugende in einer vom Fahrzeug entfernteren Position, als ein Puffer und/oder
ein Verzehrelement zwischen zwei benachbarten, gekuppelten Fahrzeugen.
In diesem Betriebszustand bleibt die Kupplung vorzugsweise zentriert. Der Schwenkbereich
der Kupplung wird nicht benötigt. Werden zwei Züge gekuppelt, müssen vorher die um
einen zusätzlichen Weg beispielsweise herausgefahrenen Puffer mit oder ohne integriertem
Verzehrelement gesteuert eingefahren und verriegelt werden. Die für zwei gekuppelte
Züge erforderliche kinematische Freiheit ist in dieser Position wieder gegeben.
Die Erfindung beschränkt sich nicht auf eine spezielle Ausführungsform der Verzehrelemente.
Möglich sind sowohl reversible als auch irreversibel arbeitende, primäre und/oder
sekundäre Verzehrelemente.
Die Vorteile der Erfindung bestehen darin, daß beispielsweise die Crash-Szenarios
nach STI 1 und CEN 1, bei der es zu einer Kollision mit einer Geschwindigkeit von
36 km/h auf ein gleiches, stehendes Fahrzeug kommt, bei unverändertem Kraftniveau
durch Verlängerung des Arbeitsweges über die Kupplungsfläche bzw. Pufferfläche hinaus
erfüllt werden. Weiterhin vorteilhaft ist, daß an Triebzügen für den Personenverkehr
die zukünftigen Crashanforderungen erfüllt werden, ohne den Kopf verlängern zu müssen.
Ein Nachrüsten von Fahrzeugen ist ebenfalls möglich.
[0007] Die Erfindung wird anhand eines Ausführungsbeispiels nachfolgend näher erläutert.
An einem Fahrzeugkopf eines elektrisch angetriebenen Triebzuges sind eine Mittelkupplung
und links und rechts von der Mittelkupplung zwei Puffer angeordnet. In einer ersten
Position sind die Pufferlängen geringer als die Länge der Mittelkupplung, so daß diese
geschwenkt werden kann. Dies ist für den Fall erforderlich, daß zwei Fahrzeuge gekuppelt
und in gekuppeltem Zustand gefahren werden müssen.
Befindet sich dagegen der Fahrzeugkopf am Fahrzeugende, so kann auf die Kuppel- und
auf die Schwenkfunktion der Mittelkupplung verzichtet werden. Die sich in einer Führung
befindlichen Puffer werden in diesem Fall in eine vom Fahrzeug vom Fahrzeug entferntere
Position herausgefahren und verriegelt werden kann. Alternativ dazu können die Puffer
herkömmlicher Länge gegen Puffer mit größerer Länge ausgetauscht werden.
An den Puffern befinden sich zusätzlich Energieverzehrelemente, die zusammen mit den
Puffern ausgefahren werden. Alternativ dazu können die Puffer oder die Verzehrelemente
unabhängig voneinander und/oder einzeln ausgefahren werden. Beispielsweise im Rangierbetrieb,
bei dem nur mit geringen Geschwindigkeiten gefahren wird, ist demzufolge auch eine
geringere Crash-Energie zu vernichten als bei höheren Geschwindigkeiten. Eine Anpassung
an die vernichtbare Crash-Energie kann daher z. B. dadurch erfolgen, daß nur ein Teil
der ausfahrbaren Elemente, nämlich Puffer oder Verzehrelemente ausgefahren und verriegelt
werden. In einer Abwandlung dazu könnten die Puffer und/oder Verzehrelemente in unterschiedlich
entferntere Positionen ausgefahren und verriegelt werden.
Die ausfahrbaren Puffer mit den Verzehrelementen befinden sich dabei im Fahrbetrieb
ständig in der vom Fahrzeug entfernteren Position.
Dies hat den Vorteil, daß die Energieverzehrvorrichtung einen Crash im Voraus nicht
erkennen muß. Eine Fehlauslösung ist damit ausgeschlossen. Durch den mechanisch einfachen
Aufbau ist eine ökonomisch günstige und für bereits vorhandene Fahrzeuge nachrüstbare
Lösung möglich. Des weiteren ist die erfindungsgemäße Lösung durch den einfachen Aufbau
wartungsarm und fehlerunanfällig, insbesondere im Gegensatz zu Energieverzehrelementen,
die im Gefahrenfall ausgefahren werden.
1. Stoßenergie-Verzehrvorrichtung für Fahrzeuge, insbesondere für Schienenfahrzeuge für
den Personenverkehr mit mindestens einem Puffer an mindestens einem Ende des Fahrzeugs
und mindestens einem Verzehrelement, dadurch gekennzeichnet, daß sich mindestens ein Puffer und/oder mindestens ein Verzehrelement am Fahrzeugende
in einer vom Fahrzeug entfernteren Position befinden, als ein Puffer und/oder ein
Verzehrelement zwischen zwei benachbarten, gekuppelten Fahrzeugen.
2. Stoßenergie-Verzehrvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein ausfahrbarer Puffer im Fahrbetrieb ständig in der vom Fahrzeug entfernteren
Position arretiert ist.
3. Stoßenergie-Verzehrvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein ausfahrbares Verzehrelement im Fahrbetrieb ständig in der vom Fahrzeug
entfernteren Position arretiert ist.
4. Stoßenergie-Verzehrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein austauschbarer Puffer im Fahrbetrieb ständig in der vom Fahrzeug entfernteren
Position arretiert ist.
5. Stoßenergie-Verzehrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein mindestens austauschbares Verzehrelement im Fahrbetrieb ständig in der vom Fahrzeug
entfernteren Position arretiert ist.
6. Stoßenergie-Verzehrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Verzehrelement an mindestens einem Puffer angeordnet ist.
7. Stoßenergie-Verzehrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Puffer und/oder mindestens ein Verzehrelement am Fahrzeugende in Fahrtrichtung
vorn im Fahrbetrieb herausgefahren und verriegelt sind.
8. Stoßenergie-Verzehrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Puffer und/oder mindestens ein Verzehrelement am Fahrzeugende in Fahrtrichtung
hinten im Fahrbetrieb herausgefahren und verriegelt sind.
9. Stoßenergie-Verzehrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Puffer und/oder das Verzehrelement mindestens um die Länge der Puffer in nicht
ausgefahrenem Zustand herausgefahren und verriegelt sind.
10. Stoßenergie-Verzehrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Puffer und/oder das Verzehrelement mindestens um die doppelte Länge der Puffer
in nicht ausgefahrenem Zustand herausgefahren und verriegelt sind.
11. Stoßenergie-Verzehrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Puffer und/oder das Verzehrelement mindestens soweit herausgefahren und verriegelt
sind, daß sich eine Kupplung, insbesondere eine Mittelkupplung nicht mehr frei bewegen
kann.
12. Stoßenergie-Verzehrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß sich mindestens ein Puffer und mindestens ein Verzehrelement unabhängig voneinander
am Fahrzeugende in einer vom Fahrzeug entfernteren Position befinden, als ein Puffer
und/oder Verzehrelement zwischen zwei benachbarten, gekuppelten Fahrzeugen.
13. Stoßenergie-Verzehrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß sich mindestens ein Puffer und/oder mindestens ein Verzehrelement am Fahrzeugende
in einer vom Fahrzeug entfernteren Position befinden, als ein Puffer und/oder ein
Verzehrelement zwischen zwei benachbarten, gekuppelten Fahrzeugen, wobei die Entfernung
zwischen normaler und entfernterer Position einstellbar ist.