[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Sicherheitsskibindung mit differenzierter
Auslösung gemäss Patentanspruch 1. Sie ist in der Lage, Seitenkräfte im Bereich des
Skischuhes aufgrund von Fahrbelastungen ohne Auslösung zu übertragen. Bei Torsionsmomenten,
infolge Seitenkräften ausserhalb des Skischuhes, aufgrund von Sturzbelastungen löst
sie ungehindert aus.
[0002] Der Stand der Technik macht diese Unterscheidung nicht. Die seitliche Auslösung einer
heutigen Sicherheitsskibindung kann nicht unterscheiden, ob die Kraft aufgrund einer
Fahrbelastung (Skischuh muss gehalten werden) oder aufgrund einer Sturzbelastung (Skischuh
muss frei gegeben werden) entstanden ist. Daher müssen die Sicherheitsskibindungen,
um Frühöffnungen zu vermeiden, oft auf höhere Auslösewerte eingestellt werden als
es für den Schutz, zum Beispiel vor Bänderverletzungen des Kniegelenkes, zulässig
wäre.
[0003] Diese Problematik ist zwar von verschiedenen Erfindern erkannt worden, doch hat sich
noch keine dieser Erfindungen bisher am Markt durchgesetzt. Die Nachteile dieser bisherigen
Erfindungen können anhand folgender Beispiele erläutert werden.
Die Erfindung gemäss der Offenlegungsschrift DT 24 52 256 A1 bezweckt den Skischuh
bei seitlichen Stössen nicht und bei Torsionskräften sofort frei zu geben. Weder die
seitlichen Stösse, noch die Torsionskräfte sind bezüglich ihres Angriffpunktes am
Ski oder dem Ort ihrer Resultierenden näher bestimmt. Ein Nachteil dieser Erfindung
besteht auch darin, dass der Bindungsmechanismus nach Auslösung am Skischuh und nicht
am Ski verbleibt und damit keine automatische Rückstellung zum Wiedereinstieg bietet.
Die Erfindung gemäss Fascicule du brevet CH 659 776 A5 bezweckt, dass der vordere
und hintere Backen nur simultan und entgegengesetzt seitlich auslenken können. Ein
Nachteil dieser Erfindung besteht auch darin, dass der Skischuh bei einer reinen Seitenkraft
nur dann einwandfrei gehalten wird, wenn diese Seitenkraft genau am Ort des Zapfens
angreift. In allen anderen Fällen ist der Halt nicht zweifelsfrei gegeben. Die Erfindung
gemäss Demande de brevet d'invention No 76 25294 bezweckt, dass mit einem elastisch
gebetteten Zapfen der vordere und hintere Backen zusammen mit diesem Zapfen in einer
Linie befestigt werden können. Ein Nachteil dieser Erfindung besteht auch darin, dass
der Skischuh bei einer reinen Seitenkraft jedoch nur dann einwandfrei gehalten wird,
wenn diese Seitenkraft genau am Ort des Zapfens angreift. In allen anderen Fällen
ist der Halt nicht zweifelsfrei gegeben. Die Erfindung gemäss Demande de brevet d'invention
No 73.16361 sieht eine seitliche Halterung vor, welche den Schuh seitlich festhält,
rsp. nur Rotationen um diesen Punkt zulässt. Ein Nachteil dieser Erfindung besteht
auch darin, dass der Skischuh bei einer reinen Seitenkraft jedoch nur dann einwandfrei
gehalten wird, wenn diese Seitenkraft genau am Ort des Zapfens angreift. In allen
anderen Fällen ist der Halt nicht zweifelsfrei gegeben. Die Erfindung gemäss United
States Patent 4,192,527 verbindet den Schuh mit dem Ski mit Hilfe einer Platte über
drei Punkte. Der Erfinder will damit ein Auslösen bei kleinen Momenten um die Tibia
und grossen Seitenkräften erreichen. Er macht jedoch keine Angaben über die Entstehung
seiner Momente, ob mit oder ohne Querkräften und damit auch keine Angaben über den
Ort des Angreifens solcher Querkräfte. Ein Nachteil dieser Erfindung besteht auch
darin, dass sich damit der Unterschied von Querkraft-Torsion zu Seitenkraft nicht
beurteilen lässt. Im Übrigen basiert die Erfindung auf einer Platte am Schuh, welche
nach einer Auslösung ein manuelles Wieder-Einhängen erfordert.
[0004] Begabte Skifahrer können auf gut präparierten Pisten mit tiefen Einstellzahlen an
ihrer Sicherheitsskibindung fahren, ohne Frühöffnungen zu riskieren. Erleidet ein
Skifahrer jedoch sogenannte Schläge, indem er zum Beispiel in Spurrinnen gerät, so
kann die optimale Neigung seines Skis, insbesondere des Aussenskis, um die Längsachse
derart gestört werden, dass auf die Sicherheitsskibindung eine Seitenkraft nach aussen
entsteht. Messungen auf der Piste von Kräften zwischen Sicherheitsskibindungen und
Skischuhen während des Fahrens haben gezeigt, dass solche Seitenkräfte in aller Regel
im Bereiche des Skischuhes auftreten mit ihrer Resultierenden zwischen dem Vorder-
und Hinterbacken der Sicherheitsskibindung (Figur la). Im Gegensatz hierzu entstehen
die gefährlichen Kräfte auf einen Ski im Falle von Stürzen in den allermeisten Fällen
am vorderen oder hinteren Skiende, also ausserhalb des Skischuhes und erzeugen damit
ein Torsionsmoment um eine Achse senkrecht zum Ski (Figuren 1b und 1c).
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt demnach die Aufgabe zugrunde, Seitenkräfte im Bereiche
des Skischuhs ohne bedeutendes Torsionsmoment (Fahrbelastung) (Figur la) von Seitenkräften
ausserhalb des Skischuhs mit bedeutendem Torsionsmoment (Sturzbelastung) (Figuren
1b und 1c) zu unterscheiden.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe zeichnet sich dadurch aus, dass sich sowohl der vordere
wie auch der hintere Backen der Sicherheitsskibindung um die Hochachse elastisch seitlich
bewegen und damit jederzeit festgestellt werden kann, ob sich die Flügel der beiden
Backen in dieselbe (Fahrbelastung) oder in die entgegengesetzte (Sturzbelastung) Richtung
seitlich bewegen. Im Falle, dass sich die Flügel der beiden Backen in dieselbe Richtung
bewegen, öffnet die Sicherheitsskibindung erst nach Überwindung eines erhöhten Widerstandes
und der Skischuh wird solange gehalten. Im Falle, dass sich die Flügel der beiden
Backen in entgegengesetzte Richtungen bewegen, öffnet die Sicherheitsskibindung entsprechend
ihrer Einstellzahl und der Skischuh wird frei gegeben.
[0007] Gegenstand der Erfindung ist demzufolge die im Patentanspruch 1 definierte Skibindung.
[0008] Im Folgenden wird anhand von Zeichnungen ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes
näher erläutert.
[0009] Es zeigen schematisch:
Figur 1 die Kräfte und Reaktionen am Ski bei typischen Fahr- und Sturzbelastungen,
Figur 2 die Anordnung bei je einem Backen vorne und hinten mit je zwei Flügeln, Figur
3a und 3b das Verhalten bei einer Seitenkraft und einem Torsionsmoment, Figur 4 die
Anordnung der Verbindungsstäbe in Bezug auf die Skischuhsohle. Figur 1a zeigt die
Seitenkraft, mit welcher ein Skifahrer über seinen Skischuh auf den Ski respektive
seine Bindung wirken kann sowie die entsprechenden Reaktionen am Vorder- und Hinterbacken.
Figur 1b zeigt eine Seitenkraft am vorderen Teil des Skis wie sie bei Stürzen auftreten
kann sowie die entsprechenden Reaktionen am Vorder- und Hinterbacken. Figur 1c zeigt
eine Seitenkraft am hinteren Teil des Skis wie sie bei Stürzen auftreten kann sowie
die entsprechenden Reaktionen am Vorder- und Hinterbacken. Figur 2 zeigt die beiden
Flügel (1a, 1b) des Vorderbackens, die beiden Flügel des Hinterbackens (2a, 2b) und
die beiden Verbindungsstäbe (3a, 3b) mit ihrer skifesten Lagerung (4) und ihrer Verbindung
mit den Flügeln des Vorderbackens (1c, 1d) sowie mit den Flügeln des Hinterbackens
(2c, 2d). Figur 2a zeigt dieselbe Bindung mit einer Lagerung der Stäbe ausserhalb
ihrer Mitte. Figur 3a zeigt das Verhalten der Bindung, wenn sich der Skischuh (5)
seitlich bewegt und sowohl beide Federn des Vorderbackens (6a, 6b) wie auch beide
Federn des Hinterbackens (7a, 7b) gespannt werden müssen. Figur 3b zeigt das Verhalten
der Bindung, wenn sich der Skischuh (5) dreht und am Vorder- und Hinterbacken nur
je eine Feder (6a, 7b) belastet werden muss. Figuren 4a und 4b zeigen die Anordnung
der Stäbe (3a, 3b) bezüglich der Skischuhsohle (5) und eine Platte (8) mit je einer
vorderen und hinteren mittigen Abstützung (8a, 8d) auf den Ski (0) sowie zwei mittleren
äusseren Abstützungen (8b, 8c) auf den Ski (0).
1. Skibindung mit vorne und hinten am Skischuh je einem Sicherheitsbacken mit je zwei
mindestens um eine Achse senkrecht zur Skioberfläche zur Auslösung schwenkbaren Flügeln,
dadurch gekennzeichnet, dass der vordere Backen zwei unabhängige seitlich schwenkbare Flügel (1a, 1b) aufweist,
welche mit den beiden ebenfalls seitlich schwenkbaren Flügeln (2a, 2b) des hinteren
Backens mit zwei je zwischen ihren Enden auf der Skioberfläche fest gelagerten Stäben
(3a, 3b) kreuzweise verbunden sind, derart, dass bei einer gleichzeitigen seitlichen
Verschiebung eines vorderen und hinteren Flügels in dieselbe Richtung der Widerstand
höher ist, als bei einer gleichzeitigen Verschiebung eines vorderen und hinteren Flügels
in entgegengesetzte Richtungen.
2. Skibindung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindungsstäbe in Längsrichtung in ihrer Mitte gelagert sind.