[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein mindestens teilweise implantierbares System
zur Rehabilitation einer Hörstörung mit mindestens einem schallaufnehmenden Sensor
(Mikrofon), einer elektronischen Anordnung zur Audiosignalverarbeitung und -verstärkung,
einer elektrischen Energieversorgungseinheit, welche einzelne Komponenten des Systems
mit Strom versorgt, und einer ausgangsseitigen aktorischen Anordnung zur direkten
mechanischen Stimulation eines lymphatischen Raums des Innenohres.
[0002] Unter dem Begriff "Hörstörung" sollen vorliegend alle Arten von Innenohrschäden,
kombinierten Innen- und Mittelohrschäden sowie auch zeitweise auftretende oder permanente
Ohrgeräusche (Tinnitus) verstanden werden.
[0003] Die Rehabilitation sensorischer Hörstörungen mit teilimplantierbaren, elektronischen
Systemen hat in den letzten Jahren einen bedeutenden Stellenwert erhalten. Insbesondere
gilt dies für den Patientenkreis, bei dem das Gehör durch Unfall, Krankheit oder sonstige
Einflüsse vollständig ausgefallen oder bereits von Geburt an nicht funktionsfähig
ist. Ist in diesen Fällen nur das Innenohr (Cochlea) und nicht die nach zentral führende
neuronale Hörbahn betroffen, kann mit elektrischen Reizsignalen der verbliebene Hörnerv
stimuliert und somit ein Höreindruck erzeugt werden, der bis zu einem offenen Sprachverständnis
führen kann. Bei diesen sogenannten Cochlea Implantaten wird ein Reizelektroden-Array
in die Cochlea eingeführt, das von einem elektronischen System angesteuert wird, wobei
dieses hermetisch dichte und biokompatibel eingekapselte Elektronikmodul operativ
im knöchernen Bereich hinter dem Ohr (Mastoid) eingebettet ist. Das elektronische
System enthält jedoch im wesentlichen nur Dekodier- und Treiberschaltungen für die
Reizelektroden; die akustische Schallaufnahme, die Wandlung dieses Schallsignals in
elektrische Signale und deren weitere Verarbeitung erfolgt grundsätzlich extern in
einem sogenannten Sprachprozessor, der außen am Körper getragen wird. Der Sprachprozessor
setzt die vorverarbeiteten Signale entsprechend kodiert auf ein hochfrequentes Trägersignal
um, das über eine induktive Kopplung durch die geschlossene Haut (transkutan) zu dem
Implantat übertragen wird. Das schallaufnehmende Mikrofon befindet sich ausnahmslos
außerhalb des Körpers und in den meisten Anwendungen in einem an der Ohrmuschel getragenen
Gehäuse eines Hinter-dem-Ohr-Hörgerätes (HdO), und es ist mit einem Kabel mit dem
Sprachprozessor verbunden. Solche Cochlea-Implantat-Systeme, deren Komponenten und
Prinzipien der transkutanen Signalübertragung sind beispielhaft in US-A-5 070 535,
US-A-4 441 210 und US-A-5 626 629 beschrieben. Verfahren zur Sprachaufbereitung und
Kodierung bei Cochleaimplantaten sind beispielsweise in US-A 5 597 380, US-A-5 601
617 und US-A-5 603 726 angegeben.
[0004] Neben der Rehabilitation gehörloser beziehungsweise ertaubter Patienten mit Cochlea
Implantaten existieren seit geraumer Zeit Ansätze, Patienten mit einer sensorineuralen
Hörstörung, die operativ nicht behebbar ist, mit teil- beziehungsweise vollimplantierbaren
Hörgeräten eine bessere Rehabilitation als mit konventionellen Hörgeräten zu bieten.
Das Prinzip besteht in den überwiegenden Ausführungsformen darin, ein Ossikel des
Mittelohres oder das Innenohr direkt über einen mechanischen beziehungsweise hydromechanischen
Reiz zu stimulieren und nicht über das verstärkte akustische Signal eines konventionellen
Hörgerätes, bei dem das verstärkte Schallsignal dem äußeren Gehörgang zugeführt wird.
Der aktorische Stimulus dieser elektromechanischen Systeme wird mit verschiedenen
physikalischen Wandlerprinzipien realisiert wie zum Beispiel durch elektromagnetische
und piezoelektrische Systeme. Der Vorteil dieser Verfahren wird hauptsächlich in der
gegenüber konventionellen Hörgeräten verbesserten Klangqualität und bei vollimplantierten
Systemen in der Unsichtbarkeit der Hörprothese gesehen. Solche teil- und vollimplantierbare
elektromechanische Hörgeräte sind beispielhaft von H. Leysieffer et al. "Ein vollständig
implantierbares Hörsystem für Innenohrschwerhörige: TICA LZ 3001" HNO 46:853-863 und
H.P. Zenner et al. "Totally implantable hearing device for sensorineural hearing loss",
The Lancet Vol. 352, No. 9142, Seite 1751 sowie in zahlreichen Patentschriften beschrieben,
so unter anderem in US-A-5 360 388, US-A-5 772 575, US-A-5 814 095 und US-A-5 984
859.
[0005] Seit kurzem sind solche teil- und vollimplantierbare Hörsysteme zur Rehabilitation
eines Innenohrschadens in der klinischen Anwendung. Dabei zeigt sich je nach verwendetem
physikalischem Prinzip des ausgangsseitigen elektromechanischen Wandlers und insbesondere
dessen Ankopplungsart an die Ossikel des Mittelohres, dass die erreichten Ergebnisse
der Verbesserung des Sprachverständnisses sehr unterschiedlich sein können. Dazu kommt,
dass bei manchen Patienten kein ausreichender Lautstärkepegel erreicht werden kann;
dieser Aspekt ist spektral sehr unterschiedlich, was bedeuten kann, dass bei zum Beispiel
mittleren und hohen Frequenzen die erzeugte Lautheit zwar ausreichend ist, jedoch
nicht bei tiefen Frequenzen beziehungsweise umgekehrt. Weiterhin kann die übertragbare
spektrale Bandbreite begrenzt sein, so zum Beispiel bei elektromagnetischen Wandlern
auf tiefe und mittlere Frequenzen oder bei piezoelektrischen Wandlern auf mittlere
und hohe Frequenzen. Darüberhinaus können sich nichtlineare Verzerrungen, die insbesondere
bei elektromagnetischen Wandlern ausgeprägt sind, negativ auf die resultierende Klangqualität
auswirken. Die mangelnde Lautheit führt insbesondere dazu, dass der audiologische
Indikationsbereich für die Implantation eines elektromechanischen Hörsystems sehr
eingeschränkt ist, was bedeutet, dass Patienten zum Beispiel mit einem sensorineuralen
Hörverlust von größer 50 dB HL (= hearing loss, Hörverlust) im Tieftonbereich mit
einem piezoelektrischen System nur unzureichend versorgbar sind. Demgegenüber sind
ausgeprägte Hochtonverluste mit elektromagnetischen Wandlern nur schwer versorgbar.
[0006] Viele Patienten mit einem Innenohrschaden leiden zusätzlich unter zeitweise auftretenden
oder permanenten Ohrgeräuschen (Tinnitus), die operativ nicht behebbar sind und gegen
die bis heute keine zugelassenen medikamentösen Behandlungsformen existieren. Daher
sind sogenannte Tinnitus-Maskierer erhältlich; dies sind kleine, batteriebetriebene
Geräte, die ähnlich einem Hörgerät hinter oder im Ohr getragen werden und durch artifizielle
Schalle, die über einen zum Beispiel Hörgeräte-Lautsprecher in den Gehörgang abgestrahlt
werden, den Tinnitus auf psychoakustisch wirkende Weise verdecken ("maskieren") und
das störende Ohrgeräusch so möglichst unter die Wahrnehmungsschwelle absenken. Die
artifiziellen Schalle sind häufig Schmalbandgeräusche (zum Beispiel Terzrauschen),
die in ihrer spektralen Lage und Lautstärkepegel über ein Programmiergerät einstellbar
sind, um eine möglichst optimale Anpassung an die individuelle Ohrgeräuschsituation
zu ermöglichen. Darüberhinaus existiert seit kurzem die sogenannte "Retraining-Methode",
wobei durch die Kombination eines mentalen Trainingsprogramms und die Darbietung eines
breitbandigen Schalles (Rauschen) nahe der Ruhehörschwelle die Wahrnehmbarkeit des
Tinnitus ebenfalls weitgehend unterdrückt werden soll (H. Knör, "Tinnitus-Retraining-Therapie
und Hörakustik" Zeitschrift "Hörakustik" 2/97, Seiten 26 und 27). Diese Geräte werden
auch als "Noiser" bezeichnet.
[0007] Bei beiden oben genannten Methoden zur apparativen Therapie des Tinnitus sind hörgeräteähnliche,
technische Geräte außen am Körper im Ohrbereich sichtbar mitzuführen, die den Träger
stigmatisieren und daher nicht gerne getragen werden.
[0008] In der US-A-5 795 287 wird ein implantierbarer Tinnitusmaskierer mit "Direktantrieb"
("direct drive") des Mittelohres zum Beispiel über einen an die Ossikelkette angekoppelten
elektromechanischen Wandler beschrieben. Dieser direkt gekoppelte Wandler kann vorzugsweise
ein sogenannter "Floating Mass Transducer" (FMT) sein. Dieser FMT entspricht dem Wandler
für implantierbare Hörgeräte, der in US-A-5 624 376 beschrieben ist.
[0009] In DE-C-198 58 398 und DE-A-198 59 171 werden implantierbare Systeme zur Behandlung
eines Tinnitus durch Maskierung und/oder Noiserfunktionen beschrieben, bei denen der
signalverarbeitende elektronische Pfad eines teil- oder vollimplantierbaren Hörsystems
durch entsprechende elektronische Module so ergänzt wird, dass die zur Tinnitusmaskierung
oder zur Noiserfunktion notwendigen Signale in den Signalverarbeitungsweg der Hörgerätefunktion
eingespeist und die zugehörigen Signalparameter durch weitere elektronische Maßnahmen
an die pathologischen Bedürfnisse individuell angepasst werden können. Diese Anpassbarkeit
kann dadurch realisiert werden, dass die notwendigen Einstelldaten der Signalerzeugungs-
und Einspeiselektronik in demselben physikalischen und logischen Datenspeicherbereich
des Implantatsystems hard- und softwaremäßig abgelegt beziehungsweise programmiert
werden und über entsprechende elektronische Stellglieder die Einspeisung des Maskierer-
beziehungsweise Noisersignals in den Audiopfad des Hörimplantats steuern.
[0010] Die oben beschriebenen, mindestens teilweise implantierbaren Hörsysteme zur Rehabilitation
einer Innenohrschädigung, die auf einem ausgangsseitigen elektromechanischen Wandler
basieren, unterscheiden sich von herkömmlichen, konventionellen Hörgeräten im wesentlichen
nur dadurch, dass der ausgangsseitige akustische Stimulus (ein verstärktes Schallsignal
vor dem Trommelfell) durch einen verstärkten mechanischen Stimulus des Mittel- beziehungsweise
Innenohres ersetzt wird. Der akustische Stimulus eines konventionellen Hörgerätes
führt schließlich über die mechanische Anregung des Trommelfells und des sich anschließenden
Mittelohres auch zu einem vibratorischen, das heißt mechanischen Reiz des Innenohres.
Bezüglich der sinnvollen Audiosignalvorverarbeitung bestehen grundlegend ähnliche
beziehungsweise gleiche Anforderungen. Weiterhin wird in beiden Ausführungsformen
letztendlich ausgangsseitig ein örtlich lokalisierter vibratorischer Stimulus an das
geschädigte Innenohr geleitet (zum Beispiel verstärkte mechanische Schwingung des
Steigbügels im ovalen Fenster des Innenohres).
[0011] Bei an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit sind aus den genannten Gründen unzulänglichen
Lautstärkepegels implantierbare, elektromechanische Systeme bislang nicht einsetzbar;
hier kommen Cochlea Implantate (CIs) mit rein elektrischer Reizung des Innenohres
in Frage, die naturgemäß keine Klangqualität erwarten lassen, die zum Beispiel eine
akzeptable Musikübertragung ermöglicht, sondern vorrangig zur Erlangung beziehungsweise
Wiederherstellung eines ausreichenden Sprachverständnisses möglichst ohne Lippenablesen
konzipiert sind. Aufgrund der elektrischen Reizung sind bis zur vollständigen Ertaubung
reichende Hörverluste in einem spektral breiten audiologischen Bereich möglich.
[0012] Bei einer weit verbreiteten Mittelohrschädigung, der sogenannten Otosklerose, bei
der insbesondere die Beweglichkeit des Ligaments der Steigbügelaufhängung im ovalen
Fenster durch Verkalkungsprozesse eingeschränkt oder vollständig verhindert ist, wird
durch die Operationsmethode der Stapedektomie (engl. Stapedotomy) eine passive Prothese
verwendet, die einerseits durch einen Bügel zumeist am langen Ambossfortsatz fixiert
wird und andererseits mit ihrem zumeist kreisförmigen Schaft in eine artifiziell eingebrachte
Öffnung in der Steigbügelfußplatte eingesetzt wird. Der Steigbügel kann auch vollständig
entfernt werden. Die Schwingungen des Trommelfells werden über den Hammer auf den
Amboss übertragen und bewirken so entsprechende Schwingungen der passiven Prothese,
die zu dynamischen Volumenverschiebungen in der Perilymphe des Innenohres, damit zur
Auslösung von Wanderwellen auf der Basilarmembran und letztendlich zu einem Höreindruck
führen. Diese Methode wird seit Jahrzehnten weltweit als rekonstruktive Mittelohroperation
sehr sicher und erfolgreich angewandt. Die Einbringung der Öffnung in der Steigbügelfußplatte
wird durch feine chirurgische Instrumente oder insbesondere durch Lasertechniken erreicht.
[0013] Seit kurzer Zeit ist es weiterhin aus CI-Implantationen wissenschaftlich bekannt,
dass auch bei nicht vollständiger Taubheit CIs erfolgreich angewendet werden können,
wenn mit einem konventionellen Hörgerät keine ausreichende Sprachdiskrimination mehr
erreicht werden kann. Interessanterweise konnte nachgewiesen werden, dass die wesentlichen
Innenohrstrukturen, die die akustische Resthörigkeit ermöglichen, zum Teil oder weitgehend
langzeitstabil erhalten werden können, wenn eine CI-Elektrode in die Cochlea eingeführt
wird (Ruh, S. et al.: "Cochlear Implant bei Resthörigkeit", Laryngo-Rhino-Otol. 76
(1997), 347-350; Müller-Deile, J. et al.: "Cochlear-Implant-Versorgung bei nicht tauben
Patienten?", Laryngo-Rhino-Otol. 77 (1998), 136-143; Lehnhardt, E.: "Intracochlear
placement of cochlear implant electrodes in soft surgery technique", HNO 41 (1993),
356-359). Daraus kann geschlossen werden, dass bei erwartungsgemäß weitergehender
klinischer und audiologischer Forschung in absehbarer Zeit CI-Elektroden bei Resthörigkeit
klinisch sicher so intracochleär platziert werden können, dass die verbleibenden Innenohrstrukturen
langzeitstabil erhaltbar sind und somit auch auf biologisch adäquatem Weg, das heißt
vibratorisch, weiterhin stimulierbar sind und zu einem verwertbaren Höreindruck führen.
[0014] Die ältere EP-Patentanmeldung 00 119 195.6 beschreibt ein Hörsystem mit einer Mehrzahl
von entlang der Cochlea verteilt angeordneten elektromechanischen Wandlern zur Anregung
der flüssigkeitsgefüllten Innenohrräume durch Ausbildung einer Wanderwellenkonfiguration
auf der Basilarmembran. Die ältere EP-Patentanmeldung 01 109 191.5 offenbart ein Hörsystem
mit einer dualen intracochleären Anordnung, die in Kombination eine Stimulatoranordnung
mit mindestens einem Stimulatorelement zur mindestens mittelbaren mechanischen Stimulation
des Innenohres und eine elektrisch wirkende Reizelektrodenanordnung mit mindestens
einer Cochlea-Implant-Elektrode zur elektrischen Stimulation des Innenohres aufweist.
Diese Hörsysteme machen relativ komplizierte chirurgische Eingriffe notwendig.
[0015] In US-A-5 977 689 ist ein Hörsystem-Mikroaktuator mit einem im Mittelohr implantierbaren
Hohlkörper beschrieben, der mit einer inkompressiblen Flüssigkeit gefüllt ist und
in dem mindestens ein mit einer relativ großflächigen Membran verbundener piezoelektrischer
Wandler untergebracht ist. Der Innenraum des Hohlkörpers steht mit einer Düse in Verbindung,
die in eine artifizielle Fensterung des Promontoriums eingesetzt wird und die an ihrem
von dem Hohlkörper abliegenden Ende von einer im Vergleich zu der Wandlermembran kleinen
Membran abgeschlossen ist. Der Wandler übt, wenn er mit entsprechenden elektrischen
Signalen beaufschlagt wird, Kraft auf die Flüssigkeit in dem Hohlkörper aus, wodurch
die mit Fluid im Innenohr in Kontakt stehende kleine Düsenabschlussmembran des Mikroaktuators
ausgelenkt wird.
[0016] Aus US-A-5 772 575 und US-A-5 984 859 ist ein System der eingangs genannten Art bekannt,
bei dem als ausgangsseitige aktorische Anordnung ein Mikroaktuator mit einer ebenen
flexiblen Membran vorgesehen ist. Die Mikroaktuatormembran bildet die Stirnseite einer
Schraube, die in eine artifizielle Fensterung im Promontorium eingeschraubt ist, oder
der Mikroaktuator ist unmittelbar in eine solche Fensterung derart eingesetzt, dass
seine ebene Membran im Innenohr befindliches Fluid kontaktiert. Entsprechend einer
weiteren Ausführungsform sitzt der Mikroaktuator in dem Schaft einer passiven Stapedektomie
Prothese der vorstehend erläuterten Art, um für eine kombinierte passive und aktive
Stimulation zu sorgen.
[0017] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein mindestens teilweise implantierbares
System zur Rehabilitation einer Hörstörung zu schaffen, das in der Lage ist, für eine
verbesserte Rehabilitation sensorischer Hörstörungen zu sorgen.
[0018] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass bei einem mindestens teilweise implantierbaren
System zur Rehabilitation einer Hörstörung mit mindestens einem schallaufnehmenden
Sensor (Mikrofon), einer elektronischen Anordnung zur Audiosignalverarbeitung und
-verstärkung, einer elektrischen Energieversorgungseinheit, welche einzelne Komponenten
des Systems mit Strom versorgt, und einer ausgangsseitigen aktorischen Anordnung zur
direkten mechanischen Stimulation eines lymphatischen Raums des Innenohres, erfindungsgemäß
die ausgangsseitige aktorische Anordnung aus einem intracochleären elektromechanischen
Wandler besteht.
[0019] Die wesentlichen Vorteile einer erfindungsgemäßen intracochleären Wandlerstruktur
bestehen einerseits insbesondere darin, dass der mechanische Stimulus direkt im Innenohr
relativ großflächig erzeugt werden kann und keine zusätzlichen Massen, Steifigkeiten
der Aufhängung und/oder verlustbehaftete Gelenke der Mittelohrossikel im mechanischen
Übertragungsweg liegen, die insbesondere zu linearen Verzerrungen des zu übertragenden
Frequenzganges des Wandlers führen können. Andererseits kann davon ausgegangen werden,
dass durch die direkte Innenohrstimulation die interindividuelle Reproduzierbarkeit
der mechanischen Stimulation deutlich besser ist als bei Übertragung durch Koppelelemente
auf die Mittelohrossikel, weil dadurch immer anatomische Schwankungen und insbesondere
die persönliche Vorgehensweise des Operateurs eine wichtige Rolle spielen.
[0020] Ein weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass durch eine direkte,
elektromechanische Stimulation der Cochlea das Auftreten von Rückkopplungen (Einkopplung
des Ausgangssignals in den Sensor/Mikrofon) erwartungsgemäß weitgehend reduziert wird,
weil die Ossikelkette und damit das Trommelfell nicht beziehungsweise deutlich reduziert
zu Schwingungen angeregt wird. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn ein Schallsensor
(Mikrofonfunktion) in unmittelbarer Nähe zum Trommelfell appliziert wird (DE-C-196
38 158 und US-A-5 999 632).
[0021] Der vorliegend verwendete elektromechanische Wandler arbeitet vorzugsweise nach dem
Prinzip der dynamischen Volumenänderung aufgrund einer dynamischen Oberflächenvergrößerung
beziehungsweise -verkleinerung entsprechend dem elektrischen, ansteuernden Wandlerwechselspannungssignal.
Eine optimale Wirkung des Wandlers der vorliegenden Erfindung kann erwartungsgemäß
dann erreicht werden, wenn durch konstruktive Maßnahmen dafür gesorgt wird, dass möglichst
die ganze Oberfläche des intracochleären Wandlers schwingt (ideal Kugelschwinger),
weil dadurch eine maximale Volumenverschiebung und damit ein möglichst hoher Stimulationspegel
bei gegebener elektrischer Ansteuerleistung des Wandlers durch das vorverarbeitende
Elektroniksystem erreicht wird.
[0022] Der operative Zugang für den intracochleären Wandler erfolgt vorzugsweise durch das
ovale oder ein artifizielles cochleäres Fenster, zum Beispiel ein Promontorialfenster.
Nachdem, wie vorstehend geschildert, die Stapedektomie mit Einbringen einer Öffnung
in die Steigbügelfußplatte sich seit langem als sichere Mittelohroperation bewährt
hat, kann davon ausgegangen werden, dass eine solche Eröffnung und damit ein direkter
Zugang zum Innenohr auch dann ohne erhöhtes Schädigungsrisiko möglich ist, wenn keine
Otosklerose vorliegt und die Fußplatte noch voll beweglich ist, das heißt bei Vorliegen
einer reinen Innenohrschwerhörigkeit. Das bedeutet, dass die bewährten OP-Techniken
der Stapedektomie vorliegend für die Wandlerimplantation übertragbar sind.
[0023] Der intracochleäre Wandler ist vorteilhaft am Ende einer flexiblen Trägerstruktur,
insbesondere einer Polymer-Trägerstruktur, angeordnet.
[0024] Grundsätzlich kommen alle physikalischen Wandlerprinzipien in Betracht, wie elektromagnetisch,
elektrodynamisch, piezoelektrisch, dielektrisch (kapazitiv) und magnetostriktiv. Besonders
bevorzugt ist hier das piezoelektrische Prinzip, da mit einfacher Wandlergestaltung
dem Ideal des Oberflächenschwingers am einfachsten entsprochen werden kann. Insbesondere
kann der intracochleäre Wandler, vorzugsweise mit Ausnützung von geometrischen Gestalttransformationen,
insbesondere des Bimorph-Prinzips, des Unimorph-Prinzips oder des Heteromorph-Prinzips
mit passiven Materialpartnern, so ausgeführt sein, dass er bei gegebener Wandlerspannung
eine maximale Volumenänderung bei minimaler elektrischer Leistungsaufnahme erzeugt.
[0025] Der intracochleäre Wandler lässt sich besonders einfach herstellen und problemlos
implantieren, wenn er einen piezoelektrischen Rohrabschnitt mit zylindrischem Querschnitt
aufweist, dessen innere und äußere Umfangsfläche mit einer Oberflächenmetallisierung
zur Bildung von elektrische Wandlerelektroden versehen ist.
[0026] Der intracochleäre piezoelektrische Wandler kann auf der Basis von Blei-Zirkonat-Titanat
(PZT) aufgebaut sein. Besonders geeignet ist aber auch ein- oder mehrlagiger Wickel
dünner Polyvinylidenfluorid-Folie (PVDF). Zweckmäßig ist das Wandlerelement mit einer
biokompatiblen Ummantelung vorzugsweise aus einem elastischen Polymer, zum Beispiel
Silikon, versehen. Dabei kann das gesamte Wandlerelement von der biokompatiblen Ummantelung
umgeben sein. Entsprechend einer abgewandelten Ausführungsform weist die Ummantelung
mindestens eine Öffnung - und vorzugsweise mindestens zwei Öffnungen am unteren Rohrende
sowie im oberen Bereich der Ummantelung - für den Ein- und Austritt von intracochleärer
Lymphe auf. Die derart ausgebildet ist (sind), dass durch eine dynamische Radiusänderung
des Wandlers direkt eine Lymphverschiebung und damit eine intracochleäre Volumenverschiebung
erreicht wird. Insbesondere können die Rohroberfläche des intracochleären Wandlers
und die Querschnittsfläche der Ein- und Austrittsöffnungen so gestaltet sein, dass
eine hydraulische Transformation erreicht wird, die zu höheren Schnellen der Lymphe
und damit zu höheren Stimulationspegeln der Cochlea führt als durch direkte Oberflächenveränderung
durch den Wandler selbst.
[0027] Wie an sich aus US-A-5 277 694 bekannt, ist der Wandler bevorzugt hochabgestimmt
ausgelegt, das heißt, die erste mechanische Resonanzfrequenz liegt am oberen spektralen
Ende des Übertragungsbereiches. Damit ist der Frequenzgang bei Spannungseinprägung
auf einen zum Beispiel piezoelektrischen Wandler eben und damit weitgehend frei von
linearen Verzerrungen. Der intracochleäre Wandler kann zweckmäßig einen Übertragungsbereich
von etwa 100 Hz bis etwa 10 kHz haben.
[0028] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung kann ein mechanisches Dämpfungselement vorgesehen
sein, das die Schwingungen des intracochleären Wandlers von einer Wandlerzuleitung
entkoppelt, um so ein zumindest teilweises Mitschwingen der Mittelohrossikel aufgrund
eines mechanischen Kontaktes mit dieser Wandlerzuleitung zu unterbinden beziehungsweise
weitgehend zu reduzieren. Ein solches Mitschwingen könnte andernfalls bei Verwendung
trommelfellnaher Sensoren (Mikrofone) zu störenden Rückkopplungen führen.
[0029] Das Material des Dämpfungselementes ist bei ähnlicher Querschnittsgeometrie wie die
des Trägers vorzugsweise so gewählt, dass zur Erzielung hoher Dämpfungswerte ein großer
mechanischer Impedanzunterschied zu dem Trägermaterial besteht.
[0030] Der intracochleäre Wandler kann zweckmäßig für Volumenveränderungen von etwa 2·10
-4 Mikroliter ausgelegt sein. Der Gesamtdurchmesser der intracochleären Wandler-Anordnung
kann vorteilhaft im Bereich von 0,2 mm bis 2,0 mm liegen, und die Eintauchtiefe des
intracochleären Wandlers sowie die Länge seines aktiven Wandlerelementes können bevorzugt
zwischen 0,3 und 2 mm betragen.
[0031] Entsprechend einer weiteren Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung ist ein digitaler
Signalprozessor vorgesehen, der die Audiosignalverarbeitung und -aufbereitung vornimmt
und/oder digitale Signale für eine Tinnitusmaskierung generiert.
[0032] Der Signalprozessor kann statisch in der Weise ausgelegt sein, dass entsprechende
Softwaremodule aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse einmalig in einem Programmspeicher
des Signalprozessors abgelegt werden und unverändert bleiben. Liegen dann aber später
zum Beispiel aufgrund neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse verbesserte Algorithmen
zur Sprachsignalaufbereitung und -verarbeitung vor und sollen diese genutzt werden,
muss durch einen invasiven, operativen Patienteneingriff das gesamte Implantat oder
das Implantatmodul, das die entsprechende Signalverarbeitungseinheit enthält, gegen
ein neues mit der veränderten Betriebssoftware ausgetauscht werden. Dieser Eingriff
birgt erneute medizinische Risiken für den Patienten und ist mit hohem Aufwand verbunden.
Diesem Problem kann dadurch begegnet werden, dass in weiterer Ausgestaltung der Erfindung
eine, vorzugsweise PC-basierte, Telemetrieeinrichtung zur Übertragung von Daten zwischen
einem implantierten Teil des Systems und einer externen Einheit, insbesondere einem
externen Programmiersystem, vorgesehen ist, und dass dem Signalprozessor zur Aufnahme
und Wiedergabe eines Betriebsprogramms eine wiederholt beschreibbare, implantierbare
Speicheranordnung zugeordnet ist, wobei mindestens Teile des Betriebsprogramms durch
von der externen Einheit über die Telemetrieeinrichtung übermittelte Daten geändert
oder ausgetauscht werden können. Auf diese Weise lässt sich nach Implantation des
implantierbaren Systems die Betriebssoftware, einschließlich von Software zur Ansteuerung
des intracochleären Wandlers, als solche verändern oder auch vollständig austauschen
Dies macht es möglich, weitergehende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Beispiel bezüglich
Sprachsignalverarbeitungsstrategien im Implantat zu implementieren, ohne dass das
Implantat durch einen operativen Eingriff ausgetauscht werden muss.
[0033] Bevorzugt ist die Auslegung so beschaffen, dass darüber hinaus bei vollimplantierbaren
Systemen auch in an sich bekannter Weise Betriebsparameter, das heißt patientenspezifische
Daten, wie beispielsweise audiologische Anpassdaten, oder veränderbare Implantatsystemparameter
(zum Beispiel als Variable in einem Softwareprogramm zur Ansteuerung des intracochleären
Wandlers oder zur Regelung einer Batterienachladung) nach der Implantation transkutan,
das heißt drahtlos durch die geschlossene Haut, in das Implantat übertragen und damit
verändert werden können. Dabei sind die Softwaremodule bevorzugt dynamisch, oder mit
anderen Worten lernfähig, ausgelegt, um zu einer möglichst optimalen Rehabilitation
der jeweiligen Hörstörung zu kommen. Insbesondere können die Softwaremodule adaptiv
ausgelegt sein, und eine Parameteranpassung kann durch "Training" durch den Implantatträger
und weitere Hilfsmittel vorgenommen werden.
[0034] Weiterhin kann die Signalverarbeitungselektronik ein Softwaremodul enthalten, das
eine möglichst optimale Stimulation auf der Basis eines lernfähigen neuronalen Netzwerkes
erreicht. Das Training dieses neuronalen Netzwerks kann durch den Implantatträger
erfolgen und/oder unter Zuhilfenahme weiterer externer Hilfsmittel.
[0035] Die Speicheranordnung zum Speichern von Betriebsparametern und die Speicheranordnung
zur Aufnahme und Wiedergabe des Betriebsprogramms können als voneinander unabhängige
Speicher implementiert sein; es kann sich jedoch auch um einen einzigen Speicher handeln,
in dem sowohl Betriebsparameter als auch Betriebsprogramme abgelegt werden können.
[0036] Die vorliegende Lösung erlaubt eine Anpassung des Systems an Gegebenheiten, die erst
nach Implantation des implantierbaren Systems erfassbar sind. So sind beispielsweise
bei einem mindestens teilweise implantierbaren Hörsystem zur Rehabilitation einer
monauralen oder binauralen Innenohrstörung sowie eines Tinnitus mit mechanischer Stimulation
des Innenohres die sensorischen (Schallsensor beziehungsweise Mikrofon) und aktorischen
(intracochleärer Wandler) biologischen Schnittstellen immer abhängig von den anatomischen,
biologischen und neurophysiologischen Gegebenheiten, zum Beispiel von dem interindividuellen
Einheilprozess. Diese Schnittstellenparameter können individuell insbesondere auch
zeitvariant sein. So können beispielsweise das Übertragungsverhalten eines implantierten
Mikrofons aufgrund von Gewebebelagen und das Übertragungsverhalten des an das Innenohr
angekoppelten intracochleären elektromechanischen Wandlers aufgrund unterschiedlicher
Ankopplungsqualität interindividuell und individuell variieren. Solche Unterschiede
der Schnittstellenparameter, die sich bei den aus dem Stand der Technik bekannten
Vorrichtungen nicht einmal durch den Austausch des Implantats mindern beziehungsweise
eliminieren ließen, können vorliegend durch Veränderung beziehungsweise Verbesserung
der Signalverarbeitung des Implantats optimiert werden.
[0037] Bei einem mindestens teilweise implantierbaren Hörsystem kann es sinnvoll oder notwendig
werden, nach Implantation verbesserte Signalverarbeitungsalgorithmen zu implementieren.
Dabei sind insbesondere zu nennen:
- Sprachanalyseverfahren (zum Beispiel Optimierung einer Fast-Fourier-Transformation
(FFT)),
- statische oder adaptive Störschallerkennungsverfahren,
- statische oder adaptive Störschallunterdrückungsverfahren,
- Verfahren zur Optimierung des systeminternen Signal-Rauschabstandes,
- optimierte Signalverarbeitungsstrategien bei progredienter Hörstörung,
- ausgangspegelbegrenzende Verfahren zum Schutz des Patienten bei Implantatfehlfunktionen
beziehungsweise externen Fehlprogrammierungen,
- Verfahren zur Vorverarbeitung mehrerer Sensor-(Mikrofon-)signale, insbesondere bei
binauraler Positionierung der Sensoren,
- Verfahren zur binauralen Verarbeitung zweier oder mehrerer Sensorsignale bei binauraler
Sensorpositionierung, zum Beispiel Optimierung des räumlichen Hörens beziehungsweise
Raumorientierung,
- Phasen- beziehungsweise Gruppenlaufzeit-Optimierung bei binauraler Signalverarbeitung,
- Verfahren zur optimierten Ansteuerung der Ausgangsstimulatoren, insbesondere bei binauraler
Positionierung der Stimulatoren.
[0038] Mit dem vorliegenden System lassen sich auch nach der Implantation unter anderem
die folgenden Signalverarbeitungsalgorithmen implementieren:
- Verfahren zur Optimierung des Betriebsverhaltens des intracochleären Ausgangswandlers
(zum Beispiel Frequenz- und Phasengangoptimierung, Verbesserung des Impulsübertragungsverhaltens),
- Sprachsignal-Kompressionsverfahren bei Innenohrschwerhörigkeiten,
- Signalverarbeitungsmethoden zur Recruitment-Kompensation bei Innenohrschwerhörigkeiten.
[0039] Des weiteren ist bei Implantatsystemen mit einer sekundären Energieversorgungseinheit,
das heißt einem nachladbaren Akkumulatorsystem, aber auch bei Systemen mit primärer
Batterieversorgung davon auszugehen, dass diese elektrischen Energiespeicher mit voranschreitender
Technologie immer größere Lebensdauern und damit steigende Verweilzeiten im Patienten
ermöglichen. Es ist davon auszugehen, dass die Grundlagen- und Applikationsforschung
für Signalverarbeitungsalgorithmen schnelle Fortschritte macht. Die Notwendigkeit
oder der Patientenwunsch einer Betriebssoftwareanpassung beziehungsweise -veränderung
wird daher voraussichtlich vor Ablauf der Lebensdauer der implantatinternen Energiequelle
eintreten. Das vorliegend beschriebene System erlaubt eine derartige Anpassung der
Betriebsprogramme des Implantats auch im bereits implantierten Zustand.
[0040] Vorzugsweise ist ferner eine Zwischenspeicheranordnung vorgesehen, in welcher von
der externen Einheit über die Telemetrieeinrichtung übermittelte Daten vor dem Weiterleiten
an den Signalprozessor zwischengespeichert werden können. Auf diese Weise lässt sich
der Übertragungsvorgang von der externen Einheit zu dem implantierten System abschließen,
bevor die über die Telemetrieeinrichtung übermittelten Daten an den Signalprozessor
weitergeleitet werden.
[0041] Des weiteren kann eine Überprüfungslogik vorgesehen sein, die in der Zwischenspeicheranordnung
gespeicherte Daten vor dem Weiterleiten an den Signalprozessor einer Überprüfung unterzieht.
Es kann ein Mikroprozessorbaustein, insbesondere ein Mikrocontroller, zum implantatinternen
Steuern des Signalprozessors über einen Datenbus vorgesehen sein, wobei zweckmäßig
die Überprüfungslogik und die Zwischenspeicheranordnung in dem Mikroprozessorbaustein
implementiert sind und wobei über den Datenbus und die Telemetrieeinrichtung auch
Programmteile oder ganze Softwaremodule zwischen der Außenwelt, dem Mikroprozessorbaustein
und dem Signalprozessor übermittelt werden können.
[0042] Dem Mikroprozessorbaustein ist vorzugsweise eine implantierbare Speicheranordnung
zum Speichern eines Arbeitsprogramms für den Mikroprozessorbaustein zugeordnet, und
mindestens Teile des Arbeitsprogramms für den Mikroprozessorbaustein können durch
von der externen Einheit über die Telemetrieeinrichtung übermittelte Daten geändert
oder ausgetauscht werden.
[0043] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung können mindestens zwei Speicherbereiche zur
Aufnahme und Wiedergabe mindestens des Betriebsprogramms des Signalprozessors vorgesehen
sein. Dies trägt zur Fehlersicherheit des Systems bei, indem durch das mehrfache Vorhandensein
des Speicherbereichs, welcher das beziehungsweise die Betriebsprogramme enthält, beispielsweise
nach einer Übertragung von extern oder aber beim Einschalten des Implantats eine Überprüfung
der Fehlerfreiheit der Software durchgeführt werden kann.
[0044] Analog hierzu kann auch die Zwischenspeicheranordnung mindestens zwei Speicherbereiche
zur Aufnahme und Wiedergabe von von der externen Einheit über die Telemetrieeinrichtung
übermittelten Daten aufweisen, so dass nach einer Datenübertragung von der externen
Einheit noch im Bereich des Zwischenspeichers eine Überprüfung der Fehlerfreiheit
der übermittelten Daten vorgenommen werden kann. Die Speicherbereiche können zur beispielsweise
komplementären Ablage der von der externen Einheit übermittelten Daten ausgelegt sein.
Mindestens einer der Speicherbereiche der Zwischenspeicheranordnung kann aber auch
zur Aufnahme nur eines Teils der von der externen Einheit übermittelten Daten ausgelegt
sein, wobei in diesem Fall die Überprüfung der Fehlerfreiheit der übermittelten Daten
abschnittsweise erfolgt.
[0045] Um zu gewährleisten, dass bei Übertragungsfehlern ein erneuter Übertragungsvorgang
gestartet werden kann, kann dem Signalprozessor ferner ein vorprogrammierter, nicht
überschreibbarer Festspeicherbereich zugeordnet sein, in welchem die für einen "Minimalbetrieb"
des Systems erforderlichen Anweisungen und Parameter gespeichert sind, beispielsweise
Anweisungen, die nach einem "Systemabsturz" zumindest einen fehlerfreien Betrieb der
Telemetrieeinrichtung zum Empfang eines Betriebsprogramms sowie Anweisungen zum Einspeichern
desselben in die Steuerlogik gewährleisten.
[0046] Wie bereits erwähnt, ist die Telemetrieeinrichtung in vorteilhafter Weise außer zum
Empfang von Betriebsprogrammen von der externen Einheit auch zur Übermittlung von
Betriebsparametern zwischen dem implantierbaren Teil des Systems und der externen
Einheit ausgelegt, so dass einerseits solche Parameter von einem Arzt, einem Hörgeräteakustiker
oder dem Träger des Systems selbst eingestellt werden können (zum Beispiel Lautstärke),
andererseits das System aber auch Parameter an die externe Einheit übermitteln kann,
beispielsweise um den Status des Systems zu überprüfen.
[0047] Ein vollständig implantierbares Hörsystem der vorliegend erläuterten Art kann implantatseitig
neben dem intracochleären Wandler und der Signalverarbeitungseinheit mindestens einen
implantierbaren Schallsensor und ein nachladbares elektrisches Speicherelement aufweisen,
wobei in einem solchen Fall bevorzugt eine drahtlose, transkutane Ladevorrichtung
zum Laden des Speicherelements vorgesehen ist. Es versteht sich jedoch, dass zur Energieversorgung
auch eine Primärzelle oder eine andere Energieversorgungseinheit vorhanden sein kann,
die keine transkutane Nachladung benötigt. Dies gilt insbesondere, wenn man berücksichtigt,
dass in naher Zukunft vor allem durch Weiterentwicklung der Prozessortechnologie mit
wesentlicher Verminderung des Energiebedarfs für elektronische Signalverarbeitung
zu rechnen ist, so dass für implantierbare Hörsysteme neue Energieversorgungsformen
praktisch anwendbar werden, zum Beispiel eine den Seebeck-Effekt nutzende Energieversorgung,
wie sie in DE-C 198 27 898 beschrieben ist. Vorzugsweise ist auch eine drahtlose Fernbedienung
zur Steuerung der Implantatfunktionen durch den Implantatträger vorhanden.
[0048] Bei teilimplantierbarer Ausbildung des Hörsystems sind mindestens ein Schallsensor,
die elektronische Signalverarbeitungseinheit, die Energieversorgungseinheit sowie
eine Modulator/Sender-Einheit in einem extern am Körper, vorzugsweise am Kopf über
dem Implantat, zu tragenden externen Modul enthalten. Das Implantat weist den ausgangsseitigen
elektromechanischen, intracochleären Wandler auf, ist aber energetisch passiv und
empfängt seine Betriebsenergie und Steuerdaten für den intracochleären Wandler über
die Modulator/Sender-Einheit im externen Modul.
[0049] Das beschriebene System kann bei vollimplantierbarer Auslegung ebenso wie bei teilimplantierbarem
Aufbau monaural oder binaural ausgelegt sein. Ein binaurales System zur Rehabilitation
einer Hörstörung beider Ohren weist zwei Systemeinheiten auf, die jeweils einem der
beiden Ohren zugeordnet sind. Dabei können die beiden Systemeinheiten einander im
wesentlichen gleich sein. Es kann aber auch die eine Systemeinheit als Master-Einheit
und die andere Systemeinheit als von der Master-Einheit gesteuerte Slave-Einheit ausgelegt
sein. Die Signalverarbeitungsmodule der beiden Systemeinheiten können auf beliebige
Weise, insbesondere über eine drahtgebundene implantierbare Leitungsverbindung oder
über eine drahtlose Verbindung, vorzugsweise eine bidirektionale Hochfrequenzstrecke,
eine körperschallgekoppelte Ultraschallstrecke oder eine die elektrische Leitfähigkeit
des Gewebes des Implantatträgers ausnutzende Datenübertragungsstrecke, so miteinander
kommunizieren, dass in beiden Systemeinheiten eine optimierte binaurale Signalverarbeitung
und Wandler-Array-Ansteuerung erreicht wird.
[0050] Bevorzugte Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Hörsystems beziehungsweise
möglicher teil- und vollimplantierbarer Gesamtsysteme sind nachstehend unter Bezugnahme
auf die beiliegenden Zeichnungen näher beschrieben. Es zeigen:
- FIG. 1
- schematisch einen Schnitt durch einen Teil des menschliches Mittelohres mit implantiertem
intracochleärem Wandler,
- FIG. 2
- schematisch den prinzipiellen Aufbau des intracochleären Wandlers gemäß FIG. 1,
- FIG. 3
- einen Schnitt entlang der Linie III-III der FIG. 4 für eine abgewandelte Ausführungsform
des intracochleären Wandlers gemäß FIG. 1,
- FIG. 4
- eine Seitenansicht des intracochleären Wandlers gemäß FIG. 3,
- FIG. 5
- ein Blockschaltbild eines vollimplantierbaren Hörsystems zur Rehabilitation einer
Mittel- und/oder Innenohrstörung und/oder eines Tinnitus,
- FIG. 6
- ein vollimplantierbares Hörsystem gemäß vorliegender Erfindung sowie
- FIG. 7
- ein teilimplantierbares Hörsystem gemäß vorliegender Erfindung.
[0051] FIG. 1 zeigt schematisch einen Schnitt durch einen Teil des menschliches Mittelohres
mit dem langen Ambossfortsatz 10, dem Steigbügel mit der hier perforiert dargestellten
Fußplatte 11, dem Steigbügeloberbau (Schenkel 12 und Köpfchen 13) und dem Ligament
14, mit dem der Steigbügel im ovalen Fenster der knöchernen cochleären Wand 15 aufgehängt
ist.
[0052] Durch die Perforation der Steigbügelfußplatte 11 hindurch ist in das Innenohr ein
intracochleärer elektromechanischer Wandler 18, 18' als Ganzes eingebracht. Die in
FIG. 1 gestrichelt dargestellten Schwingungen des Wandlers 18, 18' führen zu dynamischen
Volumenverschiebungen der Perilymphe 19 in der scala tympani des Innenohres. Der Wandler
18, 18' ist an eine Implantatzuleitung 20 angeschlossen, die innenseitig die in FIG.
2 dargestellten elektrischen Wandlerzuleitungen 21 führt. Die operative Abdichtung
der Implantatzuleitung 20 in der Steigbügelfüßplatten-Perforation erfolgt zweckmäßig,
wie aus der Stapesprothetik bekannt, durch Umlagerung mit Fascie oder sonstigem körpereigenem
dünnem Gewebe 23. Die Leitung 20 kann mit einem aus der Stapesprothetik bekannten,
verformbaren und vorzugsweise metallischen Haken oder einer Schlaufe 25 an dem langen
Ambossfortsatz 10 fixiert werden. Prinzipiell sind die Implantatzuleitung 20 und die
Anbringung des Wandlers 18, 18' an dem distalen Ende dieser Leitung wie im Falle einer
intracochleären Cochlea-Implantat-Elektrode aufgebaut. Das heißt, an dem distalen
Ende der Implantatzuleitung 20 es ist ein mechanischer Träger 26 für den Wandler 18,
18' angebracht. Dieser Träger besteht bevorzugt im wesentlichen aus einem flexiblen
Polymer- (vorzugsweise Silikon-) Formteil von vorzugsweise kreisförmigem Querschnitt.
[0053] Weiterhin kann ein mechanisches Dämpfungselement 28 vorgesehen sein, das die Schwingungen
des Wandlers 18, 18' von der Zuleitung 20 entkoppelt und somit eine Übertragung der
Wandlerschwingungen auf die Mittelohrossikel vermeidet oder mindestens reduziert,
die bei Verwendung eines ortsnahen Schallsensors (Mikrofons) des implantierbaren Hörsystems
zu einer unerwünschten Rückkopplung führen könnten.
[0054] Der elektromechanische Wandler 18, 18' arbeitet vorzugsweise nach dem Prinzip der
dynamischen Volumenänderung aufgrund einer dynamischen Oberflächenvergrößerung beziehungsweise
-verkleinerung entsprechend dem elektrischen, ansteuernden Wandlerwechselspannungssignal.
Die erforderlichen Volumenveränderungen für einen adäquaten, äquivalenten Schalldruckpegel
von ca. 100 dB SPL ergeben sich zu etwa 2 · 10
-4 Mikroliter. Der Gesamtdurchmesser der Wandler-Anordnung liegt im Bereich von 0,2
mm bis 2,0 mm. Die Eintauchtiefe des Wandlers liegt im Bereich von 0,3 bis 2 mm, die
Länge des aktiven Wandlerelements im gleichen Bereich.
[0055] FIG. 2 zeigt schematisch den prinzipiellen Aufbau des Wandlers 18 bei Verwendung
eines piezoelektrischen Rohrabschnittes 30 mit zylindrischem Querschnitt, vorzugsweise
aus Blei-Zirkonat-Titanat (PZT). Dabei ist auf der Innen- und der Außenumfangsfläche
des Rohrabschnittes 30 eine Oberflächenmetallisierung aufgebracht, welche elektrische
Wandlerelektroden 31 und 32 bildet. Der Wandler kann vorzugsweise auch aus einem ein-
oder mehrlagigen Wickel dünner Polyvinylidenfluorid-Folie (PVDF) aufgebaut sein. Das
Material der Oberflächenmetallisierung besteht aus biokompatiblem Metall, vorzugsweise
reinem Gold, Platin, Platin-Iridium, Titan, Tantal, Edelstählen sowie deren biokompatiblen
Legierungen. Die elektrischen Anschlüsse der Wandlerelektroden 31 und 32 erfolgen
über die zwei Wandlerzuleitungen 21. Für das Material der Leitungen gilt dieselbe
Auswahl wie für die Metallisierung des Wandlers.
[0056] Bei Anlegen einer elektrischen Wechselspannung an den piezoelektrischen Rohrabschnitt
30 ergibt sich eine entsprechende dynamische Radiusveränderung, die zu der beschriebenen
dynamischen Volumenverschiebung in der intracochleären Flüssigkeit führt. Das gesamte
Wandlerelement 30, 31, 32 ist in dieser Ausführungsform vorzugsweise mit einer biokompatiblen
dünnen Ummantelung 33 umgeben. Die Ummantelung 33 besteht vorzugsweise aus einem elastischen
Polymer wie zum Beispiel Silikon, das sich als Trägermaterial für Cochlea-Implantat-Elektroden
hervorragend bewährt hat.
[0057] Die FIGN. 3 und 4 zeigen schematisch eine abgewandelte Ausführungsform des Wandlers
gemäß FIG. 2. In diesem Fall ist der Wandler 18' nicht vollständig von der Polymerummantelung
33 umgeben. Vielmehr ist am offenen unteren Ende 35 des Rohrabschnittes 30 sowie über
eine mit dem Innenraum 36 des Rohrabschnittes 30 in Verbindung stehende Queröffnung
37 im oberen Bereich der Ummantelung 33 der Ein- und Austritt von intracochleärer
Lymphe in beziehungsweise aus dem Rohrinnenraum 36 möglich, wie dies in FIG. 3 durch
Pfeile 39 und 40 angedeutet ist. Durch die dynamische Radiusänderung des Wandlers
18'werden daher direkt eine Lymphverschiebung und damit eine intracochleäre Volumenverschiebung
erreicht. Bei entsprechender Gestaltung der Rohroberfläche des Wandlers und der Querschnittsfläche
der Ein- und Austrittsöffnungen 35, 37 kann nach dem hydraulischen Prinzip eine Transformation
erreicht werden, die zu höheren Schnellen der Lymphe und damit zu höheren Stimulationspegeln
der Cochlea führt als durch die direkte Oberflächenveränderung durch den Wandler selbst.
[0058] FIG. 5 zeigt den möglichen Aufbau eines signalverarbeitenden Elektronikmoduls 41
des mindestens teilweise implantierbaren Hörsystems nach der vorliegenden Erfindung.
Ein oder mehrere Mikrofone 42 nehmen das Schallsignal auf und wandeln es in entsprechende
elektrische Signale um. Diese Sensorsignale werden jeweils in einer Einheit 43 ausgewählt,
vorverarbeitet und analog-digital (A/D) gewandelt. Die Vorverarbeitung kann beispielsweise
in einer analogen linearen oder nicht-linearen Vorverstärkung und Filterung (zum Beispiel
Antialiasing-Filterung) bestehen. Das beziehungsweise die digitalisierten Sensorsignale
werden einem digitalen Signalprozessor (DSP) 44 zugeführt, der die bestimmungsgemäße
Funktion des Hörimplantates ausführt, wie zum Beispiel Audiosignalverarbeitung bei
einem System für Innenohrschwerhörigkeiten und/oder Signalgenerierung im Fall eines
Tinnitusmaskierers oder Noisers. Der Signalprozessor 44 enthält einen nicht überschreibbaren
Festspeicherbereich S
0, in welchem die für einen "Minimalbetrieb" des Systems erforderlichen Anweisungen
und Parameter gespeichert sind, sowie einen Speicherbereich S
1, in dem die Betriebssoftware der bestimmungsgemäßen Funktion beziehungsweise Funktionen
des Implantatsystems abgelegt sind. Vorzugsweise ist dieser Speicherbereich doppelt
vorhanden (S
1 und S
2). Der wiederholt beschreibbare Programmspeicher zur Aufnahme der Betriebssoftware
kann auf EEPROM-Basis oder RAM-Zellen basieren, wobei in diesem Fall dafür gesorgt
sollte, dass dieser RAM-Bereich immer durch das Energieversorgungssystem "gepuffert"
ist.
[0059] Die digitalen Ausgangssignale des Signalprozessors 44 werden in einer Digital-Analog-Wandler
(D/A)- und Treibereinheit 45 in Analogsignale umgewandelt und auf den zur Ansteuerung
des Wandlers 18, 18' gewünschten Pegel gebracht. Diese Einheit 45 kann unter Umständen
völlig entfallen, wenn zum Beispiel bei Verwendung eines elektromagnetischen intracochleären
Ausgangswandlers ein beispielsweise pulsweitenmoduliertes, serielles digitales Ausgangssignal
des Signalprozessors 44 direkt an den Ausgangswandler übermittelt wird.
[0060] Bei der in FIG. 5 dargestellten Ausführungsform werden die Signalbearbeitungskomponenten
43, 44 und 45 durch einen Mikrocontroller 47 (µC) mit einem oder zwei zugehörigen
Speichern S
4 beziehungsweise S
5 über einen bidirektionalen Datenbus 48 gesteuert. In dem beziehungsweise den Speicherbereichen
S
4 und S
5 können insbesondere die Betriebsoftwareanteile des Implantatmanagementsystems abgelegt
sein, zum Beispiel Verwaltungsüberwachungs- und Telemetriefunktionen. In den Speichern
S
1 und/oder S
2 können auch von außen veränderliche, patientenspezifische wie zum Beispiel audiologische
Anpassparameter abgelegt sein. Ferner weist der Mikrocontroller 47 einen wiederholt
beschreibbaren Speicher S
3 auf, in welchem ein Arbeitsprogramm für den Mikrocontroller 47 abgelegt ist.
[0061] Der Mikrocontroller 47 kommuniziert bei der dargestellten implantierbaren Ausführungsform
über einen Datenbus 49 mit einem Telemetriesystem (TS) 50. Dieses Telemetriesystem
50 kommuniziert seinerseits durch die bei 51 angedeutete geschlossene Haut beispielweise
über eine nicht dargestellte induktive Spulenkopplung drahtlos bidirektional mit einem
externen Programmiersystem (PS) 52. Das Programmiersystem 52 kann vorteilhaft ein
PC-basiertes System mit entsprechender Programmier-, Bearbeitungs-, Darstellungs-
und Verwaltungssoftware sein. Über diese Telemetrieschnittstelle wird die zu verändernde
beziehungsweise ganz auszutauschende Betriebssoftware des Implantatsystems übertragen
und zunächst in dem Speicherbereich S
4 und/oder S
5 des Mikrocontrollers 47 zwischengespeichert. So kann zum Beispiel der Speicherbereich
S
5 für eine komplementäre Ablage der von dem externen System übermittelten Daten benutzt
werden, und eine einfache Verifikation der Softwareübertragung durch einen Lesevorgang
über die Telemetrieschnittstelle kann durchgeführt werden, um die Koinzidenz der Inhalte
der Speicherbereiche S
4 und S
5 zu überprüfen, bevor der Inhalt des wiederholt beschreibbaren Speicher S
3 geändert oder ausgetauscht wird.
[0062] Die Betriebssoftware des mindestens teilweise implantierbaren Hörsystems soll gemäß
der vorliegend verwendeten Nomenklatur sowohl die Betriebssoftware des Mikrocontrollers
47 (zum Beispiel Housekeeping-Funktionen, wie Energiemanagement oder Telemetriefunktionen)
als auch die Betriebssoftware des digitalen Signalprozessors 44 umfassen. So kann
zum Beispiel eine einfache Verifikation der Softwareübertragung durch einen Lesevorgang
über die Telemetrieschnittstelle durchgeführt werden, bevor die Betriebssoftware oder
die entsprechenden Signalverarbeitungsanteile dieser Software in den Programmspeicherbereich
S
1 des digitalen Signalprozessors 44 über den Datenbus 48 übertragen werden. Ferner
kann auch das Arbeitsprogramm für den Mikrocontroller 47, das beispielsweise in dem
wiederholt beschreibbaren Speicher S
3 eingespeichert ist, über die Telemetrieschnittstelle 50 ganz oder teilweise mit Hilfe
der externen Einheit 52 geändert oder ausgetauscht werden.
[0063] Alle elektronischen Komponenten des Implantatsystems werden durch eine primäre oder
sekundäre Batterie 30 mit elektrischer Betriebsenergie versorgt.
[0064] FIG. 6 zeigt schematisch den Aufbau eines vollständig implantierbaren Hörsystems
mit einem intracochleären Wandler 18 oder 18' gemäß den FIGN. 1 bis 4 und einem implantierbaren
Mikrofon 42. Eine drahtlose Fernbedienung 54 dient der Steuerung der Implantatfunktionen
durch den Implantatträger. Ferner ist ein Ladesystem mit einem Ladegerät 55 zum drahtlosen
transkutanen Nachladen einer im Implantat befindlichen sekundären Batterie zur Energieversorgung
des Hörsystems, beispielsweise der Batterie 53 in FIG. 5, vorgesehen.
[0065] Das Mikrofon 42 kann vorteilhaft in der aus US-A-5 814 095 bekannten Weise aufgebaut
und mit einer Mikrofonkapsel, die in einem Gehäuse allseitig hermetisch dicht untergebracht
ist, sowie mit einer elektrischen Durchführungsanordnung zum Durchführen mindestens
eines elektrischen Anschlusses von dem Innenraum des Gehäuses zu dessen Außenseite
versehen sein, wobei das Gehäuse mindestens zwei Schenkel aufweist, die in einem Winkel
mit Bezug aufeinander ausgerichtet sind, wobei der eine Schenkel die Mikrofonkapsel
aufnimmt und mit einer Schalleintrittsmembran versehen ist, wobei der andere Schenkel
die elektrische Durchführungsanordnung enthält und gegenüber der Ebene der Schalleintrittsmembran
zurückversetzt ist, und wobei die Geometrie des Mikrofongehäuses so gewählt ist, dass
bei Implantation des Mikrofons in der Mastoidhöhle der die Schalleintrittsmembran
enthaltende Schenkel vom Mastoid aus in eine artifizielle Bohrung in der hinteren,
knöchernen Gehörgangswand hineinragt und die Schalleintrittsmembran die Haut der Gehörgangswand
berührt. Zur Festlegung des Mikrofons 40 kann zweckmäßig ein Fixationselement der
aus US-A-5 999 632 bekannten Art vorgesehen sein, das eine Manschette aufweist, die
mit einem zylindrischen Gehäuseteil den die Schalleintrittsmembran enthaltenden Schenkel
umschließt und mit gegen die der Gehörgangshaut zugewendete Seite der Gehörgangswand
anlegbaren, vorspringenden, elastischen Flanschteile versehen ist. Dabei beinhaltet
das Fixationselement vorzugsweise eine Halterung, welche die genannten Flanschteile
vor der Implantation entgegen einer elastischen Rückstellkraft der Flanschteile in
einer das Durchstecken durch die Bohrung der Gehörgangswand erlaubenden umgebogenen
Stellung hält.
[0066] Zu dem Ladesystem gehört auch eine an den Ausgang des Ladegerätes 55 angeschlossene
Ladespule 56, die vorzugsweise in der aus US-A-5 279 292 bekannten Art Teil eines
Sende-Serienresonanzkreises bildet, der mit einem nicht veranschaulichten Empfangs-Serienresonanzkreis
induktiv gekoppelt werden kann. Der Empfangs-Serienresonanzkreis kann bei der Ausführungsform
gemäß FIG. 6 Teil des Elektronikmoduls 41 sein und entsprechend US-A-5 279 292 eine
Konstantstromquelle für die Batterie 53 (FIG. 5) bilden. Dabei liegt der Empfangs-Serienresonanzkreis
in einem Batterie-Ladestromkreis, der in Abhängigkeit von der jeweiligen Phase des
in dem Ladestromkreis fließenden Ladestromes über den einen oder den anderen Zweig
einer Vollweg-Gleichrichterbrücke geschlossen wird.
[0067] Das Elektronikmodul 41 ist bei der Anordnung nach FIG. 6 über eine Mikrofonleitung
58 an das Mikrofon 42 und über die Implantatzuleitung 20 an den intracochleären Wandler
18 beziehungsweise 18' angeschlossen.
[0068] FIG. 7 zeigt schematisch den Aufbau eines teilimplantierbaren Hörsystems mit einem
intracochleären Wandler 18 beziehungsweise 18' gemäß den FIGN. 1 bis 4. Bei diesem
teilimplantierbaren System sind ein Mikrofon 42, ein Elektronikmodul 62 für eine elektronische
Signalverarbeitung weitestgehend entsprechend FIG. 5 (aber ohne das Telemetriesystem
50), die Energieversorgung 53 sowie eine Modulator/Sender-Einheit 63 in einem extern
am Körper, vorzugsweise am Kopfüber dem Implantat, zu tragenden externen Modul 64
enthalten. Das Implantat ist wie bei bekannten Teilimplantaten energetisch passiv.
Sein Elektronikmodul 65 (ohne Batterie 53) empfängt seine Betriebsenergie und Wandlersteuerdaten
über die Modulator/Sender-Einheit 63 im externen Teil 64.
[0069] Sowohl das vollimplantierbare als auch das teilimplantierbare Hörsystem können monoaural
oder binaural ausgelegt sein. Ein binaurales System zur Rehabilitation einer Hörstörung
beider Ohren weist zwei Systemeinheiten auf, die jeweils einem der beiden Ohren zugeordnet
sind. Dabei können die beiden Systemeinheiten einander im wesentlichen gleich sein.
Es kann aber auch die eine Systemeinheit als Master-Einheit und die andere Systemeinheit
als von der Master-Einheit gesteuerte Slave-Einheit ausgelegt sein. Die Signalverarbeitungsmodule
der beiden Systemeinheiten können auf beliebige Weise, insbesondere über eine drahtgebundene
implantierbare Leitungsverbindung oder über eine drahtlose Verbindung, vorzugsweise
eine bidirektionale Hochfrequenzstrecke, eine körperschallgekoppelte Ultraschallstrecke
oder eine die elektrische Leitfähigkeit des Gewebes des Implantatträgers ausnutzende
Datenübertragungsstrecke, so miteinander kommunizieren, dass in beiden Systemeinheiten
eine optimierte binaurale Signalverarbeitung erreicht wird.
[0070] Folgende Kombinationsmöglichkeiten sind vorsehbar:
- Beide Elektronikmodule können jeweils einen digitalen Signalprozessor gemäß vorstehender
Beschreibung enthalten, wobei die Betriebssoftware beider Prozessoren wie beschrieben
transkutan veränderbar ist. Dann sorgt die Verbindung beider Module im wesentlichen
für den Datenaustausch zur optimierten binauralen Signalverarbeitung zum Beispiel
der Sensorsignale.
- Nur ein Modul enthält den beschriebenen digitalen Signalprozessor, wobei dann die
Modulverbindung neben der Sensordatenübertragung zur binauralen Schallanalyse und
-verrechnung auch für die Ausgangsignalübermittlung zu dem kontralateralen Wandler
sorgt, wobei in dem kontralateralen Modul der elektronische Wandlertreiber untergebracht
sein kann. In diesem Fall ist die Betriebssoftware des gesamten binauralen Systems
nur in einem Modul abgelegt und wird auch nur dort transkutan über eine nur einseitig
vorhandene Telemetrieeinheit von extern verändert. In diesem Fall kann auch die energetische
Versorgung des gesamten binauralen Systems in nur einem Elektronikmodul untergebracht
sein, wobei die energetische Versorgung des kontralateralen Moduls drahtgebunden oder
drahtlos geschieht.
1. Mindestens teilweise implantierbares System zur Rehabilitation einer Hörstörung mit
mindestens einem schallaufnehmenden Sensor (Mikrofon) (42), einer elektronischen Anordnung
(41; 62, 65) zur Audiosignalverarbeitung und -verstärkung, einer elektrischen Energieversorgungseinheit
(53), welche einzelne Komponenten des Systems mit Strom versorgt, und einer ausgangsseitigen
aktorischen Anordnung zur direkten mechanischen Stimulation eines lymphatischen Raums
des Innenohres, dadurch gekennzeichnet, dass die ausgangsseitige aktorische Anordnung aus einem intracochleären elektromechanischen
Wandler (18, 18') besteht.
2. Hörsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der intracochleäre elektromechanische Wandler (18, 18') nach dem Prinzip der dynamischen
Volumenänderung aufgrund einer dynamischen Oberflächenvergrößerung beziehungsweise
-verkleinerung entsprechend dem elektrischen, ansteuernden Wandlerwechselspannungssignal
arbeitet.
3. Hörsystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der intracochleäre Wandler (18, 18') derart ausgelegt ist, dass mindestens der größere
Teil seiner Oberfläche schwingt.
4. Hörsystem nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der intracochleäre Wandler (18, 18') zur Approximation eines Kugelschwingers ausgelegt
ist.
5. Hörsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der intracochleäre Wandler (18, 18') für einen operativen Zugang durch das ovale
oder ein artifizielles cochleäres Fenster, zum Beispiel ein Promontorialfenster, ausgelegt
ist.
6. Hörsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der intracochleäre Wandler (18, 18') am Ende eines flexiblen Trägers (26), insbesondere
einem Polymer-Träger, angeordnet ist.
7. Hörsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass der intracochleäre Wandler (18, 18') als piezoelektrischer elektromechanischer Wandler
ausgelegt ist.
8. Hörsystem nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der intracochleäre Wandler (18, 18') einen piezoelektrischen Rohrabschnitt (30) mit
zylindrischem Querschnitt aufweist, dessen innere und äußere Umfangsfläche mit einer
Oberflächenmetallisierung zur Bildung von elektrische Wandlerelektroden (31, 32) versehen
ist.
9. Hörsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der intracochleäre Wandler (18, 18') ein aktives Wandlerelement (30, 31, 32) aufweist
und mindestens dieses Wandlerelement mit einer biokompatiblen Ummantelung (33), insbesondere
aus einem elastischen Polymer, zum Beispiel Silikon, versehen ist.
10. Hörsystem nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass in der Ummantelung (33) mindestens eine Öffnung (35, 37) für den Ein- und Austritt
von intracochleärer Lymphe derart ausgebildet ist, dass durch eine dynamische Radiusänderung
des Wandlers (18') direkt eine Lymphverschiebung und damit eine intracochleäre Volumenverschiebung
erreicht wird.
11. Hörsystem nach Ansprüchen 8 und 10, dadurch gekennzeichnet, dass Öffnungen (35, 37) am unteren Rohrende sowie im oberen Bereich der Ummantelung (33)
vorgesehen sind.
12. Hörsystem nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Rohroberfläche des intracochleären Wandlers (18') und die Querschnittsfläche
der Ein- und Austrittsöffnungen (35, 37) so gestaltet sind, dass eine hydraulische
Transformation erreicht wird, die zu höheren Schnellen der Lymphe und damit zu höheren
Stimulationspegeln der Cochlea führt als durch direkte Oberflächenveränderung durch
den Wandler selbst.
13. Hörsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der intracochleäre Wandler (18, 18') so abgestimmt ist, dass seine erste mechanische
Resonanzfrequenz am oberen spektralen Ende des Übertragungsbereiches liegt.
14. Hörsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein mechanisches Dämpfungselement (28) vorgesehen ist, das die Schwingungen des intracochleären
Wandlers (18, 18') von der Wandlerzuleitung (20) entkoppelt.
15. Hörsystem nach Ansprüchen 6 und 14, dadurch gekennzeichnet, dass das Material des Dämpfüngselementes (28) bei ähnlicher Querschnittsgeometrie wie
die des Trägers (26) so gewählt ist, dass zur Erzielung hoher Dämpfungswerte ein großer
mechanischer Impedanzunterschied zu dem Trägermaterial besteht.
16. Hörsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass für die Audiosignalverarbeitung und -aufbereitung und/oder zum Generieren von digitalen
Signalen für eine Tinnitusmaskierung ein digitaler Signalprozessor (44) vorgesehen
ist.
17. Hörsystem nach Anspruch 16, gekennzeichnet durch eine, vorzugsweise PC-basierte, Telemetrieeinrichtung (50) zur Übertragung von Daten
zwischen einem implantierten Teil (41) des Systems und einer externen Einheit (52),
insbesondere einem externen Programmiersystem.
18. System nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, dass dem Signalprozessor (44) zur Aufnahme und Wiedergabe eines Betriebsprogramms eine
wiederholt beschreibbare, implantierbare Speicheranordnung (S1, S2) zugeordnet ist, und mindestens Teile des Betriebsprogramms durch von der externen
Einheit (52) über die Telemetrieeinrichtung (50) übermittelte Daten geändert oder
ausgetauscht werden können.
19. System nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, dass ferner eine Zwischenspeicheranordnung (S4, S5) vorgesehen ist, in welcher von der externen Einheit (52) über die Telemetrieeinrichtung
(50) übermittelte Daten vor dem Weiterleiten an den Signalprozessor (44) zwischengespeichert
werden können, und vorzugsweise eine Überprüfungslogik (47) vorgesehen ist, um in
der Zwischenspeicheranordnung (S4, S5) gespeicherte Daten vor dem Weiterleiten an den Signalprozessor (44) einer Überprüfung
zu unterziehen.
20. System nach Anspruch 19, gekennzeichnet durch einen Mikroprozessorbaustein (47) zum Steuern der Anordnung (43, 44, 45) für die
Audiosignalverarbeitung und -aufbereitung und/oder zum Generieren von digitalen Signalen
für eine Tinnitusmaskierung.
21. System nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, dass dem Mikroprozessorbaustein (47) eine implantierbare Speicheranordnung (S3) zum Speichern
eines Arbeitsprogramms für den Mikroprozessorbaustein zugeordnet ist, und mindestens
Teile des Arbeitsprogramms für den Mikroprozessorbaustein durch von der externen Einheit
(52) über die Telemetrieeinrichtung (50) übermittelte Daten geändert oder ausgetauscht
werden können.