TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die Erfindung betrifft einen Stuhl mit neigbarem Sitz und einer neigbaren, von einem
Lehnenträger getragenen Lehne. Solche Stühle sind wichtig nicht nur für den Bürobereich,
wo der Benutzer den Stuhl unter ergonomischen Aspekten seiner jeweiligen Arbeitsstellung
anpassen können muss, sondern auch im privaten Bereich, wo der Benutzer die jeweilige
Sitz- und Lehnenneigung zum Zwecke der Entspannung ändern möchte.
STAND DER TECHNIK
[0002] Stühle mit neigbarem Sitz und neigbarer Lehne sind zum Beispiel aus EP-A 0834271,
EP-B 0489961 oder EP-B 0233974 bekannt. Die aus diesen Druckschriften bekannten Stühle
weisen neigbare Sitze und Lehnen auf, wobei Sitz und Lehne zwangsgekoppelt sind. Man
spricht insoweit auch von "Synchronmechanik".
[0003] Diese Stühle haben sich an sich in der Praxis hervorragend bewährt. Sie sind jedoch
insoweit noch nicht optimal, als der Benutzer an das durch die Synchronmechanik vorgegebene
Neigungsverhältnis von Sitz und Lehne gebunden ist. Es ist dem Benutzer nicht möglich,
die Lehnenneigung in einer bestimmten Stellung einzustellen, und bei einer solchen
Stellung die Neigung des Sitzes zu verändern.
[0004] Hier soll die Erfindung Abhilfe bringen.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0005] Es ist demnach die Aufgabe der Erfindung, einen Stuhl mit neigbarem Sitz und neigbarer
Lehne derart weiter zu verbessern, dass die Neigung des Sitzes unabhängig von der
durch eine Synchronmechanik in Abhängigkeit von der Lehnenneigung gegebenen Neigung
individuell eingestellt werden kann. Dabei muss die erfindungsgemäße Konstruktion
wenig aufwendig und im Produktionsprozess leicht herstellbar sein, und muss des weiteren
auch optischästhetisch voll befriedigen.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 und der Unteransprüche gelöst.
[0007] Der Kern der Erfindung besteht in der Idee, bei der Abstützung des Sitzes auf dem
Lehnenträger die Distanz zwischen Sitz und Lehnenträger durch eine einfache Exzenterlagerung
von Hand veränderbar zu machen. Damit folgt zwar der Sitz prinzipiell der Neigung
der Lehne, kann aber in einer festen Position der Lehne hinsichtlich seiner Neigung
zusätzlich noch individuell eingestellt werden.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
[0008] Nachstehend wird die Erfindung anhand eines in Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Dabei zeigt:
Fig.1 die Seitenansicht eines Stuhles nach der Erfindung mit abgesenktem Sitz,
Fig.2 eine Ansicht wie in Fig.1 jedoch mit stärker geneigtem Sitz,
Fig.3 eine perspektivische Ansicht in Explosionsdarstellung der erfindungsgemäßen
Exzenter-Lagerung, und
Fig.4 ebenfalls eine perspektivische Ansicht in Explosionsdarstellung der erfindungsgemäßen
Exzenter-Lagerung, jedoch aus anderer Blickrichtung.
WEGE ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0009] Die Hauptbestandteile des in Fig.1 und Fig. 2 gezeigten Stuhles sind der Sitz 1,
die Lehne 2 mit Lehnenträger 5, die Neigemechanik im Gehäuse 4, und die Standsäule
3.
[0010] Sitz 1 und Lehnenträger 5 mit Lehne 2 sind über die Neigemechanik im Gehäuse 4 und
die gelenkige Anbindung des Sitzes 1 an den Lehnenträger 5 in bekannter Weise bzgl.
ihrer Neigung zwangsgekoppelt. Wenn also die Lehne 2 und mit ihr der Lehnenträger
5 nach hinten geneigt wird, so senkt sich auch der Sitz 1 ab.
[0011] Die gelenkige Anbindung des Sitzes 1 an den Lehnenträger 5 besteht nun aber erfindungsgemäß
aus den Elementen 6-16, die im Detail in Fig.3 und Fig.4 gezeigt sind:
[0012] An der Unterseite des Sitzes 1 ist ein Lagerbock 10 vorgesehen, in welchem eine Exzenterscheibe
9 drehbar gelagert ist. Die Exzenterscheibe 9 wird exzentrisch von einem Stab 8 durchtreten,
der mit der Exzenterscheibe 9 undrehbar verbunden ist, und der an seinem äußeren Ende
einen Handgriff 7 aufweist, mit dem er gedreht werden kann. Der Stab 8 ist des weiteren
in einem (nicht gezeichneten) Lager 11 gelagert, sowie in dem in Fig.1 und Fig. 2
gezeigten Arm 6, der am Lehnenträger 5 befestigt ist.
[0013] Die unverdrehbare Verbindung des Stabes 8 mit der Exzenterscheibe 9 und dem Handgriff
7 wird durch die Ausbildung des Stabes 8 und der von ihm durchtretenen Ausnehmungen
als Sechskant erreicht.
[0014] Wie insbesondere aus Fig.1 und Fig.2 ersichtlich, kann durch Drehen des Handgriffs
7 das Lager des Stabes 8 im Arm 6 mehr nach oben (Fig.1) oder mehr nach unten (Fig.2)
bewegt werden. Dadurch wird die Neigung des Sitzes 1 bei feststehender Neigung der
Lehne 2 flacher (Fig.1) oder steiler (Fig.2).
[0015] Es ist nun aber zu berücksichtigen, dass bei einer Position des Stabes 8 im Lager
des Armes 6 in der unteren Stellung (Fig.2) das Gewicht des Benutzers die Exzenterscheibe
9 nach oben drücken würde, wenn nicht besondere Gegenmaßnahmen vorgesehen würden.
[0016] Diese Gegenmaßnahmen bestehen darin, dass die Exzenterscheibe 9 an ihrer Mantelfläche
eine Nase 13 aufweist, die in der unteren Stellung des Stabes 8 an dem Anschlag 12
im Lagerbock 10 anliegt. Dabei ist der Anschlag 12 im Lagerbock 10 in Bezug auf den
tiefsten Lagerpunkt der Nase 13 um mehr als 180° versetzt, liegt also jenseits des
oberen Totpunktes. Das bewirkt, dass von der Gewichtskraft des Benutzers keine Komponente
entstehen kann, die in Richtung des oberen Totpunktes wirkt, und die Exzenterscheibe
9 nach unten drehen könnte.
[0017] In Fig.3 und Fig.4 ist im übrigen noch die konstruktive Ausgestaltung der Exzenterscheibe
9 näher dargestellt: sie weist vier Sechskant-Ausnehmungen 15 auf, und trägt vorn
eine Frontplatte 14, die nur eine solche Ausnehmung aufweist. An der Frontplatte 14
ist auch die Nase 13 vorgesehen. Der Handgriff 7 weist die Sechskant-Ausnehmung 16
auf. Wie ersichtlich, kann damit der Stab 8 durch die Ausnehmung 15 der Exzenterscheibe
9 geführt werden, die mit der Ausnehmung in der Frontplatte 14 korrespondiert. Die
Nase 13 liegt dann dieser Ausnehmung gegenüber. An seinem Ende wird der Stab 8 in
die Ausnehmung 16 des Handgriffs 7 gesteckt.
Bezeichnungsliste
[0018]
- 1
- Sitz
- 2
- Lehne
- 3
- Standsäule
- 4
- Neigemechanik-Gehäuse
- 5
- Lehnenträger
- 6
- Arm
- 7
- Handgriff
- 8
- Stab
- 9
- Exzenterscheibe
- 10
- Lagerbock
- 11
- Lager
- 12
- Anschlag im Lagerbock
- 13
- Nase an Exzenterscheibe
- 14
- Frontplatte der Exzenterscheibe
- 15
- Sechskant-Ausnehmung in der Exzenterscheibe
- 16
- Sechskant-Ausnehmung im Handgriff
1. Stuhl mit einem neigbaren Sitz (1) und einer von einem Lehnenträger (5) getragenen
neigbaren Lehne (2),
gekennzeichnet durch die folgenden Merkmale:
- an der Unterseite des Sitzes (1) ist ein Lagerbock (10) vorgesehen, in welchem eine
Exzenterscheibe (9) drehbar gelagert ist;
- die Exzenterscheibe (9) wird exzentrisch von einem Stab (8) durchtreten, der mit
der Exzenterscheibe (9) undrehbar verbunden ist, und der an seinem äußeren Ende einen
Handgriff (7) aufweist, mit dem er gedreht werden kann; und
- an dem Lehnenträger (5) ist ein Arm (6) vorgesehen, in dem der Stab (8) drehbar
gelagert ist.
2. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Stab (8) eine prismatische Oberfläche hat und die Exzenterscheibe (9) in einer
korrespondierenden prismatischen Ausnehmung (15) durchtritt, und der Handgriff (7)
eine prismatische Ausnehmung (16) aufweist, mittels der er auf das Ende des prismatischen
Stabes (8) verdrehfest aufsteckbar ist.
3. Stuhl nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die prismatische Form ein Sechskant ist.
4. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Exzenterscheibe (9) an ihrer Mantelfläche eine Nase (13) aufweist, die in einer
Endstellung der Exzenterscheibe (9) an einem Anschlag (12) im Lagerbock (10) anliegt.
5. Stuhl nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Anschlag (12) im Lagerbock (10) in Bezug auf den tiefsten Lagerpunkt der Nase
(13) um mehr als 180° versetzt ist.