[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung zum Bestimmen der Lage
der Enderstarrung im Gießstrang beim Stranggießen von Metallen, insbesondere von Stahl,
bei dem der in der Stranggießkokille erzeugte Gießstrang in Stützsegmenten geführt
gekühlt und durch die Stützsegmente mit angetriebenen Stützrollenpaaren ausgezogen
wird.
[0002] Eine genaue Bestimmung der Lage der Enderstarrung ist für das Stranggießen von großer
Bedeutung. Ein Aspekt ist die Betriebssicherheit, weil bei Kenntnis der Lage der Enderstarrung
verhindert werden kann, dass die Erstarrungslänge größer wird als die gestützte Länge
und der Strang unter Einfluss der Ferrostatik außerhalb der Strangführung unkontrolliert
aufbläht.
[0003] Es ist aber auch möglich, eine Verbesserung der Produktqualität zu erreichen, weil
mit Kenntnis der Lage der Enderstarrung auch Position und Rate der Soft-Reduction
optimiert bzw. wechselnden Gießbedingungen angepasst werden kann, sofern das entsprechende
Stützsegment während des Betriebes z.B. hydraulisch verstellbar ist. In diesem Zusammenhang
ist es notwendig, die Lage der Enderstarrung zumindest in einer praktikablen Größenordnung
zu kennen.
[0004] Bekannte Verfahren (JP 7270349; JP 62 148 850) beruhen auf Durchstrahlen des Gießstranges
mit Gammastrahlen in einem Bereich, in dem eine Enderstarrung des Gießstrangs nicht
vorliegen kann. Die Lage der Enderstarrung kann daher weder genau noch schätzungsweise
ermittelt werden.
[0005] Andere bekannte Verfahren bedienen sich der Oberflächen-Temperatur-Messung und einer
auf den Messwerten beruhenden Simulations-Rechnung (JP 600 54257; DD 293 071 A5) Keines
der bekannten Verfahren ergibt ausreichend genaue Werte für die Lage der Enderstarrung.
[0006] Die Lage der Enderstarrung ist derzeit noch nicht direkt messbar. Es ist zwar möglich,
über die Messung der Zuhaltekräfte der Stützsegmente (z.B. durch Drucksensoren in
den Hydraulikzylindern) zu schließen, in welchem Stützsegment die Enderstarrung gerade
stattfindet. Im Hinblick auf die Länge des Stützsegmentes ist dieses Verfahren nicht
genau genug.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Ermittlung der Lage der Enderstarrung
genauer als bisher durchzuführen.
[0008] Die gestellte Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass zumindest in einem
Stützsegment die Strangausziehkraft und / oder die Zuhaltekraft der Stützsegmente
gemessen und dass aus den Messwerten der Bereich der Sumpfspitze bestimmt wird. Dieses
Verfahren gestaltet die Messung unmittelbarer als alle bisherigen Verfahren, da ein
Zusammenhang zwischen der Erstarrungslänge und der benötigten Strangauszugskraft besteht.
Aus diesem Grunde können genauere Lagen der Enderstarrung ermittelt werden. Eine besonders
genaue Ermittlung findet statt, wenn sowohl die Strangauszugskraft als auch die Zuhaltekraft
der Stützsegmente gemessen und aus den Messwerten der Bereich der Sumpfspitze bestimmt
wird.
[0009] Dabei kann nach weiteren Merkmalen die Strangauszugskraft aus der Leistungsaufnahme
der Strangausziehantriebe bestimmt werden. Dafür steht der von den Motoren aufgenommene
Strom durch laufende Messung zur Verfügung. Die Bestimmung der Strangauszugskraft
aus der Leistungsaufnahme der Strangantriebe ist unabhängig von der Bauart der Stranggießmaschine
(Senkrecht-, Senkrechtabbiege- oder Kreisbogenanlage) möglich. Selbst wenn davon auszugehen
wäre, dass der Einfluss der Lage der Enderstarrung auf die gesamte Strangauszugskraft
nicht sehr hoch wäre, zeigt sich dieser Weg trotzdem als ein gangbarer Weg, wie noch
beschrieben wird.
[0010] Eine weitere Methode, die selbständig oder als Kontrollmethode eingesetzt werden
kann, besteht darin, dass die Strangauszugskraft über senkrecht zur Gießrichtung eingebaute
Kraftmessdosen bestimmt wird. Bei Senkrechtanlagen (z.B. CSP-Anlagen) kann die aktuelle
Strangauszugskraft auch durch Sensoren bestimmt werden, die unterhalb der Auflagepunkte
der Stützsegmente installiert sind.
[0011] Die Genauigkeit der Messungen wird dadurch sehr gesteigert, dass die Lage der Sumpfspitze
mit einer Genauigkeit von etwa einem Rollenpaar bestimm werden kann.
[0012] Eine weitere Steigerung der Genauigkeit der Messung kann außerdem erzielt werden,
indem Messwerte für die Gießgeschwindigkeit, die Stahlsorte, die Stahltemperatur,
den Wärmestrom in der Stranggießkokille, die Kühlwassermenge und den Kühlwasserdruck
in der Sekundärkühlung in die Lagebestimmung in einem Modellansatz mit eingerechnet
werden.
[0013] Eine Einrichtung zum Bestimmen der Lage der Enderstarrung im Gießstrang beim Stranggießen
von Metallen, insbesondere von Stahl, bei dem der in der Stranggießkokille erzeugte
Gießstrang in Stützsegmenten geführt, gekühlt und durch die Stützsegmente mit angetriebenen
Stützrollenpaaren ausziehbar ist, löst die gestellte Aufgabe erfindungsgemäß dadurch,
dass am Ende eines Stützsegmentes jeweils Kraftmessdosen senkrecht zur Gießrichtung
angeordnet sind und dass aufgrund deren Messwerte einzeln oder zusammen mit Werten
der Strangantriebsleistung Werte der Strangauszugskraft errechenbar sind, die ein
Maß für die Lage der Enderstarrung bilden. Dadurch findet eine genaue Ermittlung der
Lage des Bereiches der Enderstarrung statt, wobei verhältnismäßig einfache und erprobte
Mittel einsetzbar sind.
[0014] Der Einsatz kann nach weiteren Merkmalen derart erfolgen, dass die Kraftmessdosen
kraftschlüssig zwischen jeweils zwei aufeinanderfolgenden Stützsegmenten angeordnet
sind. Diese Lösung ist z.B. für Senkrechtanlagen ein praktikabler Weg, um die Messgenauigkeit
zu steigem.
[0015] Nach einer weiteren Ausgestaltung ist vorgesehen, dass letzte Kraftmessdosen im Strangweg
vor angetriebenen Stützrollenpaaren angeordnet sind und auf dem Segmentrahmen aufgelagert
sind. Dadurch wird die Strangauszugskraft in diesem Bereich, d.h. vor den angetriebenen
Stützrollen ermittelt.
[0016] Für eine Erhöhung der Genauigkeit der Messwerte ist ferner vorteilhaft, dass die
Messwerte aus Paaren von Kraftmessdosen in einem Modell-Ansatz mit berücksichtigt
werden.
[0017] Eine andere Verbesserung sieht vor, dass die Lage der Enderstarrung mit der Genauigkeit
zwischen zwei aufeinanderfolgenden Rollenpaaren bestimmbar ist. In Kombination mit
der Messung der Zuhaltekraft der Stützsegmente (z.B. über den Hydraulikdruck der Segmentzylinder)
kann die Lage der Enderstarrung aus der Strangauszugskraft mit einer Genauigkeit von
einem Rollenpaar bestimmt werden.
[0018] Der Vorteil ist, dass dieses Verfahren nicht mehr von der Genauigkeit eines Modellansatzes
abhängig ist und auch systematische oder temporär auftretende Fehler bei der Erfassung
der Modell-Eingabedaten, z.B. verstopfte Düsen, Fehlstellungen und Verformungen der
Stützsegmente, Rollenverschleiß, Messfehler bei der Wärme-stromdichte oder der Stahltemperatur,
keinen Einfluss auf die Genauigkeit der Bestimmung der Lage der Enderstarrung haben.
[0019] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung beschrieben und wird im
folgenden näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Senkrecht-Stranggießvorrichtung im Aufriss mit Stützsegmenten,
- Fig. 2
- ein Blockschaltbild für den Messkreis und
- Fig. 3
- ein Strangauszugskraft - Erstarrungslänge-Diagramm.
[0020] Die in Fig. 1 dargestellte Senkrecht-Stranggießanlage kann ebenso als Senkrecht-Abbiege-Anlage
oder als Bogenanlage angesehen werden. In der Stranggießkokille 1 wird ein Gießstrang
2 aus teilweise erstarrtem Stahl erzeugt und in Stützsegmenten 3 und 4 zwischen Sätzen
von Rollenpaaren geführt, gekühlt und gestützt. Der Gießstrang 2 wird mittels angetriebenen
Rollenpaaren 5 und 6 ausgezogen. Das verfahren zum bestimmen der Lage der Enderstarrung
12 wird derart ausgeführt, dass zumindest in einem Stützsegment 3 oder 4 die Strangauszugskraft
10 und / oder die Zuhaltekraft der Stützsegmente 3, 4 durch (nicht näher gezeichnete)
in hydraulischen Kolben-Zylinder-Einheiten vorhandene Sensoren gemessen und dass aus
den Messwerten der Bereich der Sumpfspitze bestimmt wird. Dabei berechnet sich die
Strangauszugskraft 10 aus der Leistungsaufnahme der Strangausziehantriebe. Eine Alternative
besteht darin, dass die Strangauszugskraft 10 über senkrecht zur Gießrichtung eingebaute
Kraftmessdosen 7, 8, die Kraftmessdosen-Paare 9 bilden, errechnet wird.
[0021] Die Messung kann innerhalb eines Rechen-Modells vervollständigt werden, indem Messwerte
für die Gießgeschwindigkeit, die Stahlsorte, die Stahltemperatur, den Wärmestrom in
der Stranggießkokille 1, die Kühlwassermenge und den Kühlwasserdruck in der Sekundärkühlung
in die Lagebestimmung in einem Rechenmodell-Ansatz berücksichtigt werden.
[0022] Am Ende 3a, 4a eines jeweiligen Stützsegmentes 3, 4 sind senkrecht zur Gießrichtung
jeweils Kraftmessdosen 7, 7 und 8, 8, zu Kraftmessdosen-Paaren 9 zusammengeschaltet
angeordnet.
[0023] Die Messwerte der Kraftmessdosen 7, 8 in Form der Strangauszugskraft 10 werden einzeln
oder zusammen mit Werten der Strangantriebsleistung 11 verarbeitet, woraus sich ein
Maß für die Lage 12 der Enderstarrung ergibt.
[0024] Die Kraftmessdosen 7, 8 sind kraftschlüssig zwischen jeweils zwei aufeinander folgende
Stützsegmente 3, 4 angeordnet, wobei die letzten Kraftmessdosen 8, 89 im Strangweg
vor den angetriebenen Stützrollenpaaren 5, 6 aufgestützt sind. Die Messwerte werden
von den Kraftmessdosen 7, 8 paarweise in einen Rechenmodell-Ansatz mit eingegeben.
Die Lage der Enderstarrung 12 wird zumindest mit dem Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden
Rollenpaaren der Strangführung ausgegeben oder angezeigt.
[0025] In Fig. 3 ist ein Diagramm über der Erstarrungslänge (mm) und der Strangauszugskraft
(kN) dargestellt. Daraus ist eine sehr direkte Methode, die Lage der Enderstarrung
zu bestimmen, zu entnehmen. Für die Segmente wird der Auszugswiderstand ermittelt.
Aus der berechneten Strangauszugslänge und der Änderung der Strangauszugskraft ergibt
sich aufgrund der Änderung der Erstarrungslänge die Enderstarrung.
Bezugszeichenliste
[0026]
- 1
- Stranggießkokille
- 2
- Gießstrang
- 3
- Stützsegment
- 3a
- Ende des Stützsegments
- 4
- Stützsegment
- 4a
- Ende des Stützsegments
- 5
- angetriebenes Rollenpaar
- 6
- angetriebenes Rollenpaar
- 7
- Kraftmessdose
- 8
- Kraftmessdose
- 9
- Kraftmessdosenpaar
- 10
- Strangauszugskraft
- 11
- Strangantriebsleistung
- 12
- Lage der Enderstarrung
- 13
- Segmentrahmen
1. Verfahren zum Bestimmen der Lage der Enderstarrung im Gießstrang beim Stranggießen
von Metallen, insbesondere von Stahl, bei dem der in der Stranggießkokille erzeugte
Gießstrang in Stützsegmenten geführt, gekühlt und durch die Stützsegmente mit angetriebenen
Rollenpaaren ausgezogen wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest in einem Stützsegment die Strangauszugskraft und / oder die Zuhaltekraft
der Stützsegmente gemessen und dass aus den Messwerten der Bereich der Sumpfspitze
bestimmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Strangauszugskraft aus der Leistungsaufnahme der Strangausziehantriebe bestimmt
wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Strangauszugskraft über senkrecht zur Gießrichtung eingebaute Kraftmessdosen
bestimmt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Lage der Sumpfspitze mit einer Genauigkeit von etwa einem Rollenpaar bestimmt
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass Messwerte für die Gießgeschwindigkeit, die Stahlsorte, die Stahltemperatur, den Wärmestrom
in der Stranggießkokille, die Kühlwassermenge und den Kühlwasserdruck in der Sekundärkühlung
in die Lagebestimmung in einem Modellansatz mit eingerechnet werden.
6. Einrichtung zum Bestimmen der Lage der Enderstarrung im Gießstrang beim Stranggießen
von Metallen, insbesondere von Stahl, bei dem der in der Stranggießkokille erzeugte
Gießstrang in Stützsegmenten geführt, gekühlt und durch die Stützsegmente mit angetriebenen
Stützrollenpaaren ausziehbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass am Ende (3a; 4a) eines Stützsegmentes (3,4) jeweils Kraftmessdosen (7,8) senkrecht
zur Gießrichtung angeordnet sind und dass aufgrund deren Messwerte einzeln oder zusammen
mit Werten der Strangantriebsleistung (11) Werte der Strangauszugskraft (10) errechenbar
sind, die ein Maß für die Lage (12) der Enderstarrung bilden.
7. Einrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Kraftmessdosen (7;8) kraftschlüssig zwischen jeweils zwei aufeinanderfolgenden
Stützsegmenten (3,4,) angeordnet sind.
8. Einrichtung nach einem der Ansprüche 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass letzte Kraftmessdosen (8) im Strangweg vor angetriebenen Stützrollenpaaren (5,6)
angeordnet und auf dem Segmentrahmen (13) aufgelagert sind.
9. Einrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Messwerte aus Paaren (9) von Kraftmessdosen (7,8) in einem Modell-Ansatz mit
berücksichtigt werden.
10. Einrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Lage der Enderstarrung (12) zumindest mit der Genauigkeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden
Rollenpaaren (5, 6) bestimmbar ist.