Technisches Anwendungsgebiet
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung sowie ein Verfahren zur elektrostatischen
Zerstäubung eines flüssigen Mediums, wobei die Vorrichtung einen elektrisch leitfähigen
Düsenkörper mit einem Innenvolumen zur Aufnahme des flüssigen Mediums, zumindest eine
Düsenöffnung für den Austritt des flüssigen Mediums sowie eine koaxial zu einer Längsachse
des Düsenkörpers im Innenvolumen angeordnete Hochspannungselektrode aufweist, mit
der vorbeiströmendes flüssiges Medium unmittelbar vor dem Austritt aus der Düsenöffnung
elektrostatisch aufgeladen wird.
[0002] Die Vorrichtung und das zugehörige Verfahren werden insbesondere in Strömungsmaschinen,
wie Gas-oder Dampfturbinenanlagen, zum Einspritzen bzw. Eindüsen des flüssigen Brennstoffs
eingesetzt.
Stand der Technik
[0003] Für die Zerstäubung eines flüssigen Mediums wie beispielsweise eines Flüssigbrennstoffes
werden häufig Druckzerstäuber eingesetzt, bei denen das flüssige Medium unter hohem
Druck dem Innenvolumen eines Düsenkörpers zugeführt wird und bei der anschließenden
Expansion durch die Düsenöffnung in feine Tropfen zerstäubt. Zur Unterstützung dieser
Zerstäubung ist es bekannt, das flüssige Medium über eine Hochspannungselektrode vor
dem Austritt aus der Düse zusätzlich elektrostatisch aufzuladen. Diese elektrostatische
Aufladung bewirkt aufgrund der abstoßenden Kräfte der Ladungen eine bessere und feinere
Zerstäubung.
[0004] So zeigt die DE 41 06 564 A1 eine Vorrichtung zur elektrostatischen Zerstäubung von
Flüssigkeiten, insbesondere von Kraftstoff, die eine Zerstäuberdüse umfasst. Die Düse
besteht aus einem elektrisch leitfähigen Düsenkörper, der auf Massepotential liegt
und eine Düsenöffnung zum Austreten eines unter Druck stehenden Flüssigkeitsvolumens
aufweist. Im Innenvolumen des Düsenkörpers ist eine der Düsenöffnung koaxial gegenüberliegende
Elektrode angeordnet, die auf einem Hochspannungspotential liegt. Die Elektrode weist
eine Kegelspitze auf, die unmittelbar an der Austrittsöffnung des kegelstumpfförmig
zulaufenden Düsenkörpers positioniert ist. Durch die sehr hohen elektrischen Felder
an dieser Kegelspitze der Elektrode wird die vorbeiströmende Flüssigkeit unmittelbar
vor dem Austritt aus der Düsenöffnung elektrostatisch aufgeladen. Aufgrund dieser
elektrostatischen Aufladung zerstäubt die Flüssigkeit nach Austritt aus der Düsenöffnung
zu einem sehr feinen Sprühnebel. Eine ähnliche Vorrichtung ist der DE 41 06 563 A1
zu entnehmen.
[0005] Die US 4,051,826 zeigt eine Vorrichtung zur Kraftstoffeinspritzung in einen Zylinderraum
einer Verbrennungsmaschine. Die hierbei eingesetzte Düse weist mehrere Düsenöffnungen
auf, deren Begrenzungen als scharfe Kanten ausgebildet sind. Bei dieser Vorrichtung
wird das Gehäuse mit einem Hochspannungspotential beaufschlagt, so dass an den Austrittsöffnungen
sehr hohe elektrische Felder herrschen, die ebenfalls zu einer elektrostatischen Aufladung
der austretenden Flüssigkeit führen. Aufgrund einer fehlenden hohen Potentialdifferenz
an diesen Austrittsöffnungen ist die Größe der elektrostatischen Aufladung allerdings
nur gering.
[0006] Gerade auf dem bevorzugten Anwendungsgebiet der vorliegenden Erfindung, der Gas-
oder Dampfturbinentechnik, spielt die Qualität der Zerstäubung der eingesetzten flüssigen
Kraftstoffe eine wesentliche Rolle für die Stabilität der Verbrennung, den Wirkungsgrad
sowie die erzeugten Schadstoffemissionen. Bei mager vorgemischten Gasturbinenbrennern
kommen hierbei häufig Mehrloch-Druckdüsen zum Einsatz, um eine gute Verteilung des
Brennstoffes in der Verbrennungsluft zu erreichen.
[0007] Bei derartigen Mehrloch-Druckdüsen wirkt sich - wie auch bei Einloch-Druckdüsen -
nachteilig aus, dass die Zerstäubungsqualität vom Druck des zu zerstäubenden flüssigen
Mediums bzw. Brennöls und somit vom Öldurchsatz abhängig ist. In Gasturbinen mit Druckdüsen
wirkt sich dieser Umstand besonders negativ auf das Start- und Teillastverhalten aus,
da unter diesen Bedingungen die Öldurchsätze gering sind. Dies kann anhand der Fig.
1 erkannt werden, die den relativen Brennstoff-Massenstrom (m_brennstoff) bzw. Brennstoffdruck
(p_brennstoff) in Abhängigkeit von der Gasturbinenleistung aufzeigt. Gerade bei niedrigem
Druck lässt hierbei die Zerstäubungsqualität herkömmlicher Druckdüsen zu wünschen
übrig.
[0008] Bisher wird bei derartigen Gasturbinen-Brennstoffsystemen deshalb in der Regel der
Brennstoff in verschiedenen Düsenstufen zugeführt. Eine Pilotstufe deckt den Start-
und unteren Teillastbereich ab. Die weitere Hauptstufe ist für den Betrieb des oberen
Teillastbereiches sowie die Volllast vorgesehen. Für beide Stufen sind jedoch separate
Brennstoffzuführ- und -regelsysteme erforderlich, so dass der Aufwand für die Bereitstellung
eines derartigen Brennstoffsystems relativ hoch ist.
[0009] Aus dem oben genannten Stand der Technik sind zwar elektrostatische Einloch-Düsen
bekannt, die zu einer Erhöhung der Zerstäubungsqualität führen, jedoch sind diese
Düsenkonstruktionen nicht ohne weiteres auf Mehrloch-Düsen übertragbar. So müsste
für jede Düsenöffnung eine entsprechende Elektrode mit kegelförmiger Spitze vorgesehen
werden, die genau über der jeweiligen Düsenöffnung positioniert ist. Dies erhöht jedoch
den Aufwand bei der Herstellung der Düsen und führt gerade bei den in Brennkammern
von Gas- und Dampfturbinen auftretenden sehr hohen Temperaturen zu Zuverlässigkeitsproblemen
aufgrund des thermischen Verzuges.
[0010] Die andererseits durch die zweite genannte Veröffentlichung aufgezeigte Konstruktion
einer Mehrloch-Düse führt bei vertretbaren Hochspannungswerten nicht zu einer zufrieden
stellenden elektrostatischen Aufladung des flüssigen Mediums.
Beschreibung der Erfindung
[0011] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung sowie
ein Verfahren zum elektrostatischen Zerstäuben eines flüssigen Mediums bereitzustellen,
die insbesondere den Einsatz einer Mehrloch-Druckdüse ermöglichen und eine ausreichende
Zerstäubungsqualität auch beim Starten und bei Teillast einer Strömungsmaschine zu
liefern imstande sind.
[0012] Die Aufgabe wird mit der Vorrichtung sowie dem Verfahren gemäß den Patentansprüchen
1 bzw. 8 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Vorrichtung sowie des zugehörigen
Verfahrens sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0013] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Zerstäubung eines flüssigen Mediums besteht
aus einem elektrisch leitfähigen Düsenkörper, der ein Innenvolumen zur Aufnahme des
flüssigen Mediums aufweist, zumindest einer Düsenöffnung für den Austritt des flüssigen
Mediums sowie einer koaxial zu einer Längsachse des Düsenkörpers im Innenvolumen angeordneten
Hochspannungselektrode. Die Hochspannungselektrode ist derart angeordnet, dass sie
vorbeiströmendes flüssiges Medium unmittelbar vor dem Austritt aus der Düsenöffnung
bzw. den Düsenöffnungen bei Anlegen einer Hochspannung derart elektrostatisch aufladen
kann, dass die Zerstäubungsqualität aufgrund dieser elektrostatischen Aufladung erhöht
wird. Selbstverständlich wird hierfür der elektrisch leitfähige Düsenkörper auf Massepotential
gelegt, um eine ausreichende Größe des elektrischen Feldes zwischen Hochspannungselektrode
und Düsenkörper im Bereich der Düsenöffnung zu erzeugen. Erfindungsgemäß weist die
Hochspannungselektrode im Bereich ihrer größten lateralen Ausdehnung - in einer Ebene
im Wesentlichen senkrecht zur Längsachse des Düsenkörpers - eine umlaufende scharfe
Kante auf, die in geringem Abstand zum Düsenkörper verläuft, um die elektrostatische
Aufladung des vorbeiströmenden flüssigen Mediums bewirken zu können. Unter einer scharfen
Kante ist hierbei in jedem Fall ein spitzer Kantenwinkel, d.h. ein Kantenwinkel von
weniger als 90° zu verstehen. Die scharfe Kante kann hierbei selbstverständlich auch
einen gezackten Verlauf mit Spitzen aufweisen.
[0014] Es versteht sich von selbst, dass diese Kante in unmittelbarer Nachbarschaft zu der
oder den Düsenöffnungen verlaufen muss, um die gewünschte elektrostatische Aufladung
des flüssigen Mediums unmittelbar vor dem Austritt aus der Düsenöffnung bewirken zu
können.
[0015] Vorzugsweise handelt es sich bei der Vorrichtung um eine Mehrloch-Düse, deren Düsenöffnungen
in oder nahe der Ebene angeordnet sind, in der die scharfe Kante der Hochspannungselektrode
verläuft. Hierbei ist es auch möglich, mehrere Reihen von Düsenöffnungen vorzusehen,
die in Längsrichtung des Düsenkörpers voneinander beabstandet sind, wobei dann für
jede Reihe eine gesonderte umlaufende scharfe Kante an der Hochspannungselektrode
ausgebildet ist.
[0016] Weiterhin kann eine zentrale Austrittsöffnung auf der Längsachse des Düsenkörpers
ausgebildet sein. Eine derartige zentrale Düsenöffnung wird durch eine zusätzliche
Spitze an der Hochspannungselektrode in diesem Bereich mit einem elektrischen Feld
beaufschlagt, wie dies aus dem Stand der Technik bei Einloch-Düsen bekannt ist.
[0017] Vorzugsweise ist der Düsenkörper rotationssymmetrisch um seine Längsachse ausgebildet
und weist eine sich verjüngende, beispielsweise kegelstumpfartige, Form im Bereich
der Düsenöffnungen auf. Bei einer rotationssymmetrischen Ausgestaltung des Düsenkörpers
bzw. des Innenvolumens ist die vorliegende Hochspannungselektrode vorzugsweise annähernd
tellerförmig ausgebildet. Eine derartige Ausgestaltung lässt sich technisch sehr einfach
realisieren und ist unempfindliche gegenüber thermischem Verzug.
[0018] Beim Betrieb der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird das flüssige Medium dem Innenvolumen
unter Druck zugeführt, der Düsenkörper auf Massepotential gelegt und die Hochspannungselektrode
mit einer Hochspannung beaufschlagt, die eine elektrostatische Aufladung des flüssigen
Mediums in einer Größe bewirkt, die aufgrund der zusätzlichen elektrostatischen Aufladung
zu einem Zerplatzen von aus der oder den Düsenöffnungen austretenden Tropfen führt.
[0019] In einer besonderen Ausführungsform des Betriebsverfahrens dieser Zerstäubungsvorrichtung
wird die Hochspannungselektrode mit einer gepulsten Hochspannung mit variablem Tastverhältnis
(Dauer der Hochspannung / Periodendauer) und / oder variabler Hochspannung beaufschlagt,
wobei die Zerstäubungsqualität durch Veränderung des Tastverhältnisses der Hochspannung
gezielt beeinflusst wird. Auch eine gezielte Modulation der Hochspannung und/oder
der Tastrate durch eine bestimmte Pulsfrequenz ist denkbar. Eine derartige Einflussnahme
bietet sich insbesondere zur Dämpfung von Verbrennungsinstabilitäten beim Betrieb
einer Gas- oder Dampfturbinenanlage an, wobei im Start- oder Teillastbetrieb aufgrund
des niedrigeren Brennstoffdruckes das Tastverhältnis erhöht und bei stärkerem Teillast-
oder Volllastbetrieb das Tastverhältnis erniedrigt wird. Durch diese Maßnahme kann
eine annähernd konstante Zerstäubungsqualität während des gesamten Betriebsbereiches
erreicht werden, da im Volllastbetrieb der hohe Druck bereits ohne elektrostatische
Zerstäubung zu einer hohen Zerstäubungsqualität führt, während bei niedrigerem Druck
im Start- oder niederen Teillastbetrieb die geringere Druckzerstäubungsqualität durch
die zusätzliche elektrostatische Zerstäubung erhöht wird.
[0020] Eine Veränderung der Zerstäubung im Teillastbetrieb kann auch durch Veränderung der
Hochspannung beeinflusst werden, beispielsweise indem diese von 10 kV auf > 20kV erhöht
wird.
[0021] Die vorliegende Vorrichtung sowie das zugehörige Verfahren zeichnen sich daher durch
eine einfache Konstruktion aus, die insbesondere das Prinzip der elektrostatischen
Zerstäubung auch bei Mehrloch-Druckdüsen ermöglicht. Der Aufbau der Vorrichtung mit
der umlaufenden scharfen Kante ist wesentlich unempfindlicher gegen thermischen Verzug
als ein Aufbau mit für jede Düsenöffnung getrennt vorgesehenen Kegelspitzen.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0022] Die erfindungsgemäße Vorrichtung wird nachfolgend ohne Beschränkung des allgemeinen
Erfindungsgedankens in Verbindung mit den Figuren nochmals kurz erläutert. Hierbei
zeigen:
- Fig. 1
- ein Beispiel für den relativen Brennstoff-Massenstrom und -druck in Abhängigkeit von
der Leistung einer Gasturbine;
- Fig. 2
- schematisch den Aufbau einer ersten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung;
- Fig. 2a
- schematisch den Aufbau einer zweiten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung;
- Fig. 3
- schematisch eine Prinzipdarstellung des elektrostatischen Zerstäubens;
- Fig. 4
- Beispiele für die Wirkung des Einsatzes der vorliegenden Vorrichtung auf die Zerstäubungsqualität
und
- Fig. 5
- Die Ansicht einer Hochspannungselektrode mit einem gezacktem Verlauf der scharfen
Kante gemäss der Ansicht V-V der Figur 2.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0023] Fig. 1 zeigt ein Beispiel für die Abhängigkeit des Brennstoffdrucks beim Betrieb
einer Gasturbine von der Gasturbinenleistung. In der Figur ist deutlich zu erkennen,
dass bei niedriger Gasturbinenleistung im Start- oder Teillastbetrieb ein deutlich
geringerer Brennstoffdruck vorherrscht als bei höherer Gasturbinenleistung oder bei
Volllastbetrieb. In der Figur sind hierbei die Werte für den relativen Brennstoff-Massenstrom
(m_brennstoff) und Brennstoffdruck (p_brennstoff) in Abhängigkeit von der Gasturbinenleistung
dargestellt. Aufgrund des dargestellten Zusammenhangs ist ersichtlich, dass der Druck
in der Zerstäuberdüse je nach Betriebszustand der Gasturbine sehr unterschiedliche
Werte annehmen kann, so dass die Zerstäubungsqualität der Druckzerstäubung gerade
bei niedriger Gasturbinenleistung nicht zufrieden stellend ausfällt.
[0024] Fig. 2 zeigt ein Beispiel für eine erfindungsgemäße Zerstäubungsvorrichtung bzw.
Zerstäuberdüse, mit der die Zerstäubungsqualität gerade im Start- oder Teillastbetrieb
einer Gasturbine deutlich erhöht werden kann. Die Figur zeigt den vorderen Bereich
des elektrisch leitfähigen Düsenkörpers 1, der das Innenvolumen 4 zur Aufnahme des
flüssigen Mediums, beispielsweise eines Brennöles oder eines anderen nicht leitenden
Zerstäubungsmediums, umschließt. Der Düsenkörper ist im vorliegenden Beispiel rotationssymmetrisch
um seine Längsachse 1a ausgebildet. Im vorderen Bereich sind Düsenöffnungen 2 für
den Austritt des flüssigen Mediums vorgesehen. Das ausgetretene elektrostatisch zerstäubte
Spray 5 ist hierbei schematisch angedeutet. Im Innenvolumen 4 ist eine Hochspannungselektrode
3 angeordnet, um das vorbeiströmende flüssige Medium unmittelbar vor dem Austritt
aus den Düsenöffnungen 2 elektrostatisch aufzuladen. Die Hochspannungselektrode 3
ist tellerförmig ausgebildet und weist im Bereich ihrer größten lateralen Ausdehnung
eine umlaufende scharfe Kante 3a auf. Die Ebene, in der diese scharfe Kante 3a verläuft,
entspricht im Wesentlichen der Ebene, in der die Düsenöffnungen 2 am Düsenkörper 1
verteilt angeordnet sind. Unter einer scharfen Kante 3a ist hierbei in jedem Fall
ein spitzer Kantenwinkel, d.h. ein Kantenwinkel von weniger als 90° zu verstehen.
Wie aus der Figur 5 ersichtlich ist, welche die Ansicht gemäss der Linie V-V der Figur
2 darstellt, kann die scharfe Kante 3a hierbei selbstverständlich auch einen gezackten
Verlauf mit Spitzen aufweisen.
[0025] Es versteht sich von selbst, dass diese Kante 3a in unmittelbarer Nachbarschaft zu
der oder den Düsenöffnungen 2 verlaufen muss, um die gewünschte elektrostatische Aufladung
des flüssigen Mediums unmittelbar vor dem Austritt aus der Düsenöffnung bewirken zu
können.
[0026] Gemäss der Fig. 2a kann weiterhin eine zentrale Düsenöffnung 2a auf der Längsachse
1a des Düsenkörpers 1 ausgebildet sein. Eine derartige zentrale Düsenöffnung 2a wird
durch eine zusätzliche Spitze 3b an der Hochspannungselektrode 3 in diesem Bereich
mit einem elektrischen Feld beaufschlagt, wie dies aus dem Stand der Technik bei Einloch-Düsen
bekannt ist.
[0027] Wird an diese Hochspannungselektrode 3 eine Hochspannung angelegt, so bildet sich
an der scharfen Kante 3a ein elektrisches Feld mit besonders hoher Feldstärke aus.
Diese hohe Feldstärke ermöglicht das Austreten von Elektronen aus der Elektrode und
somit eine Aufladung des Öles, welches die Elektrode umströmt. Durch die Nähe der
scharfen Kante 3a zum Düsenkörper 1, der auf Massepotential liegt, und den Düsenöffnungen
2 wird das Brennöl unmittelbar vor dem Austritt aus den Düsenöffnungen elektrostatisch
aufgeladen, so dass es diese elektrostatische Aufladung beim Austritt aus der Düse
im Wesentlichen noch beibehalten kann.
[0028] Der Abstand der scharfen Kante 3a vom Düsenkörper 1 muss in Abhängigkeit von der
angelegten Hochspannung und den elektrischen Eigenschaften des eingesetzten flüssigen
Mediums selbstverständlich so gewählt werden, dass kein elektrischer Durchschlag zum
Düsenkörper 1 stattfindet. Auf der anderen Seite muss diese scharfe Kante 3a möglichst
nahe am Düsenkörper 1 positioniert werden, um die gewünschte Größe des elektrischen
Feldes erreichen zu können. In der Regel werden beim Einsatz einer derartigen Mehrloch-Düse
in Brennern von Gasturbinen eine Hochspannung U > 10 kV und ein Abstand in der Größenordnung
von 1 mm zwischen der scharfen Kante 3a und dem Düsenkörper 1 gewählt werden.
[0029] Fig. 3 zeigt das Wirkungsprinzip der elektrostatischen Aufladung bei der elektrostatischen
Zerstäubung. Im linken Teil ist hierbei ein nicht elektrostatisch geladener Tropfen
6 schematisch dargestellt, in dem lediglich die Oberflächenspannungskräfte F
i wirken, die den Tropfen zusammenhalten (durch Pfeile angedeutet). Durch die gleichpolige
Aufladung des Öles beim Durchgang durch die erfindungsgemäße Düse wirken innerhalb
der Fluidelemente sich gegenseitig abstoßende elektrostatische Kräfte F
el. Sind diese Kräfte nach dem Austreten aus der Düse größer als die Oberflächenspannungskräfte
F
i, welche den Tropfen zusammenhalten, kommt es zum Zerplatzen des Tropfens. Die rechte
Seite der Fig. 3 zeigt hierbei die zusätzlich wirkenden elektrostatischen Kräfte F
el in einem elektrostatisch aufgeladenen Tropfen 7. Die Tropfen 7 werden solange zerplatzen,
bis die Ladungskräfte innerhalb des Tropfens kleiner als die Oberflächenspannungskräfte
sind und der Tropfen somit stabil ist.
[0030] Mit der vorgeschlagenen Technik gelingt es auch bei geringerem Druck in der Düse
ausreichende Zerstäubungsgüten zu erreichen. Somit ist eine Entkopplung von Durchsatz
des flüssigen Mediums und Zerstäubung bzw. Zerstäubungsqualität möglich.
[0031] In einer besonderen Ausführungsform des Betriebsverfahrens dieser Zerstäubungsvorrichtung
wird die Hochspannungselektrode 3 mit einer gepulsten Hochspannung mit variablem Tastverhältnis
(Dauer der Hochspannung / Periodendauer) und / oder variabler Hochspannung beaufschlagt,
wobei die Zerstäubungsqualität durch Veränderung des Tastverhältnisses der Hochspannung
gezielt beeinflusst wird. Auch eine gezielte Modulation der Hochspannung und/oder
der Tastrate durch eine bestimmte Pulsfrequenz ist denkbar. Eine derartige Einflussnahme
bietet sich insbesondere zur Dämpfung von Verbrennungsinstabilitäten beim Betrieb
einer Gas- oder Dampfturbinenanlage an, wobei im Start- oder Teillastbetrieb aufgrund
des niedrigeren Brennstoffdruckes das Tastverhältnis erhöht und bei stärkerem Teillast-
oder Volllastbetrieb das Tastverhältnis erniedrigt wird. Durch diese Maßnahme kann
eine annähernd konstante Zerstäubungsqualität während des gesamten Betriebsbereiches
erreicht werden, da im Volllastbetrieb der hohe Druck bereits ohne elektrostatische
Zerstäubung zu einer hohen Zerstäubungsqualität führt, während bei niedrigerem Druck
im Start-oder niederen Teillastbetrieb die geringere Druckzerstäubungsqualität durch
die zusätzliche elektrostatische Zerstäubung erhöht wird.
[0032] Eine Veränderung der Zerstäubung im Teillastbetrieb kann auch durch Veränderung der
Hochspannung beeinflusst werden, beispielsweise indem diese von 10 kV auf > 20kV erhöht
wird.
[0033] Fig. 4 zeigt Schattenaufnahmen an erfindungsgemäßen Brennstoffdüsen mit und ohne
angelegte Hochspannung bei unterschiedlichem Brennstoffdurchsatz. In allen vier Darstellungen
ist im oberen Bereich der Düsenkörper zu erkennen, aus dem vier Brennstoffstrahlen
durch die Austrittsöffnungen austreten.
[0034] Im linken Teil der Figur ist der Betrieb der Vorrichtung ohne das Anlegen einer Hochspannung,
d.h. als herkömmliche Mehrloch-Druckdüse aufgezeigt. Während bei einem hohen Brennstoffdurchsatz
von 3,95 l/min entsprechend einem Druck in der Düse von 30*10
5 Pa (30 bar) eine ausreichende Zerstäubung ersichtlich ist (unterer Teil der Figur),
ist bei einem geringeren Brennstoffdurchsatz von nur 1,32 l/min entsprechend einem
Druck von 3,5*10
5 Pa (3,5 bar) kaum eine Zerstäubung des Brennstoffes zu erreichen.
[0035] Durch die Beaufschlagung der Hochspannungselektrode mit einer entsprechenden Hochspannung
von 13,9 kV im oberen Teil und 16,9 kV im unteren Teil der Figur lässt sich eine deutlich
bessere Zerstäubung erreichen, wie durch den Vergleich mit den jeweils gegenüberliegenden
Figuren bei gleichem Brennstoffdurchsatz ersichtlich ist. Gerade bei geringem Brennstoffdurchsatz
lässt sich mit der vorliegenden Vorrichtung eine deutliche Verbesserung der Zerstäubungsqualität
erreichen, wie in der Figur 4 erkennbar ist.
[0036] Die vorliegende Vorrichtung sowie das zugehörige Verfahren zeichnen sich daher durch
eine einfache Konstruktion aus, die insbesondere das Prinzip der elektrostatischen
Zerstäubung auch bei Mehrloch-Druckdüsen ermöglicht. Der Aufbau der Vorrichtung mit
der umlaufenden scharfen Kante 3a ist wesentlich unempfindlicher gegen thermischen
Verzug als ein Aufbau mit für jede Düsenöffnung getrennt vorgesehenen Kegelspitzen.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0037]
- 1
- Düsenkörper
- 1a
- Längsachse
- 2
- Düsenöffnung
- 2a
- Düsenöffnung, zentral
- 3
- Hochspannungselektrode
- 3a
- Scharfe Kante
- 3b
- Spitze
- 4
- Innenvolumen
- 5
- Elektrostatisch zerstäubtes Spray
- 6
- Nicht elektrostatisch geladener Tropfen
- 7
- Elektrostatisch geladener Tropfen
1. Vorrichtung zur Zerstäubung eines flüssigen Mediums, bestehend aus
- einem elektrisch leitfähigen Düsenkörper (1), der ein Innenvolumen (4) zur Aufnahme
des flüssigen Mediums aufweist,
- zumindest einer Düsenöffnung (2) für den Austritt des flüssigen Mediums, sowie
- einer koaxial zu einer Längsachse (1a) des Düsenkörpers (1) im Innenvolumen (4)
angeordneten Hochspannungselektrode (3), um vorbeiströmendes flüssiges Medium unmittelbar
vor dem Austritt aus der Düsenöffnung (2) elektrostatisch aufzuladen,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Hochspannungselektrode (3) im Bereich ihrer größten lateralen Ausdehnung eine
umlaufende scharfe Kante (3a) aufweist, die in geringem Abstand zum Düsenkörper (1)
verläuft, um die elektrostatische Aufladung des vorbeiströmenden flüssigen Mediums
zu bewirken.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass mehrere Düsenöffnungen (2) für den Austritt des flüssigen Mediums vorgesehen sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Düsenöffnungen (2) in einer Ebene über den Umfang des Düsenkörpers verteilt angeordnet
sind, in oder nahe der die scharfe Kante (3a) der Hochspannungselektrode (3) verläuft.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest eine weitere Düsenöffnung (2a) auf der Längsachse (1a) des Düsenkörpers
(1) angeordnet ist, wobei die Hochspannungselektrode (3) in diesem Bereich eine Spitze
(3b) ausbildet.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Düsenkörper (1) im Bereich der Düsenöffnungen (2) eine sich verjüngende Form
aufweist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Hochspannungselektrode (3) im wesentlichen tellerförmig ausgebildet ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die umlaufende scharfe Kante (3a) der Hochspannungselektrode (3) einen gezackten
Verlauf mit Spitzen aufweist.
8. Verfahren zum Zerstäuben eines flüssigen Mediums unter Einsatz einer Vorrichtung nach
einem der Ansprüche 1 bis 7, bei dem
- das flüssige Medium dem Innenvolumen (4) der Vorrichtung unter Druck zugeführt,
der Düsenkörper
(1) auf Massepotential gelegt und die Hochspannungselektrode (3) mit einer Hochspannung
beaufschlagt wird, die eine elektrostatische Aufladung des flüssigen Mediums in einer
Größe bewirkt, die zu einem Zerplatzen von aus der oder den Düsenöffnungen austretenden
Tropfen aufgrund der elektrostatischen Aufladung führt.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Hochspannungselektrode (3) mit einer gepulsten Hochspannung mit variablem Tastverhältnis
und/oder variabler Hochspannung beaufschlagt wird, wobei die Zerstäubungsqualität
durch Veränderung des Tastverhältnisses der Hochspannung beeinflusst wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei Erniedrigung des Druckes des flüssigen Mediums das Tastverhältnis erhöht und
bei Erhöhung des Druckes des flüssigen Mediums erniedrigt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 zur Zerstäubung von flüssigem Brennstoff in der Brennkammer
einer Gasturbine,
dadurch gekennzeichnet,
dass beim Start oder im Teillastbetrieb der Gasturbine ein höheres Tastverhältnis eingestellt
wird als im Volllastbetrieb der Gasturbine.
12. Verfahren nach Anspruch 8 zur Zerstäubung von flüssigem Brennstoff in der Brennkammer
einer Gasturbine,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Zerstäubungsqualität im Teillastbetrieb der Gasturbine durch Veränderung der
Hochspannung beeinflusst wird.