[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Ausscheidungshärten von Aluminiumlegierungen.
In präziser Darlegung betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Ausscheidungshärten
von Bau- oder Formteilen aus einer Aluminiumlegierung enthaltend in Gew.-%
- 0,3
- bis 1,8 Silizium (Si)
- 0,25
- bis 1,6 Magnesium ( Mg)
- 0,005
- bis 0,6 Eisen (Fe)
bis 0,15 Titan (Ti)
bis 1,5 Kupfer (Cu)
bis 1,5 Mangan ( Mg
bis o,25 Chrom (Cr)
bis 0,.16 Zirkonium (Zr)
Rest Alumiunium (Al) und
herstellungsbedingte Verunreinigungen, bei welchem in einem 1. Schritt das Vormaterial
einer Lösungsglühbehandlung bei einer Temperatur von 480 bis 589 °C bis zu einer Zeitdauer
von 30 Minuten unterzogen und anschließend verstärkt abgekühlt wird, worauf in einem
2. Schritt dieses Vormaterial einer Vorbehandlung unterworfen wird, wobei ein mindestens
einmaliges Erwärmen auf eine Temperatur über der Raumtemperatur und gegebenenfalls
ein Halten bei dieser während einer Zeitspanne von bis zu 48 Stunden erfolgen, wonach
das Material umgeformt und der Formteil in einem 3. Schritt zur Ausscheidungshärtung
des Werkstoffes bei erhöhter Temperatur gelagert wird.
[0002] Weiters umfaßt die Erfindung ein Vormaterial für Bau- und Formteile aus einer Aluminiumlegierung
mit obiger chemischer Zusammensetzung, welches nach einer Lösungsglühung thermisch
vorbehandelt ist.
[0003] Eine Aushärtbarkeit einer Al-Mg-Si-Legierung begründet sich dadurch, daß die Löslichkeit
von Magnesium und Silizium in der Aluminiummatrix mit steigender Temperatur zunimmt.
Nach einem Lösungsglühen und einem verstärkten Abkühlen von Teilen aus der vorgenannten
Legierung liegen also in diesen übersättigte Mischkristalle vor, welche das Bestreben
haben, Ausscheidungen zu bilden, um so wieder einen thermischen Gleichgewichtszustand
zu erreichen. Durch ein Warmauslagern kann eine derartige Ausscheidungsmorphologie
im Material bewirkt werden, daß hohe Werte für die Härte, die Dehngrenze, die Zugfestigkeit
sowie die Dehnung des Werkstoffes vorliegen.
[0004] Das Bestreben der nach einem Abschrecken von der Lösungsglühtemperatur übersättigten
Mischkristalle, Ausscheidungen zu bilden, der sogenannte Ausscheidungsdruck, führt
jedoch schon bei Raumtemperatur nach kürzeren Liegezeiten zu einer sogenannten Kaltaushärtung
des Werkstoffes. Durch diese Kaltaushärtung werden allerdings nach längeren Zeiten
die bei einem nachfolgenden Warmauslagern erreichbaren Materialeigenschaften nachteilig
beeinflußt. Weil nun das Vormaterial zumeist nicht ummittelbar nach einem verstärkten
Abkühlen von der Lösungsglühtemperatur zu Bau- oder Formteilen verarbeitet und ausgehärtet
werden kann, hohe mechanische Kennwerte des Materials nach einem Warmauslagern jedoch
erforderlich sind, soll durch eine Vorbehandlung eine Kaltaushärtung zumindest während
längerer Bereitstellungszeiten verhindert oder rückgängig gemacht und die Warmauslagerungstechnologie
verbessert werden. Von besonderer Bedeutung ist dies für die Herstellung von Komponenten
für Automobile und Flugzeuge.
[0005] Um einen Beginn einer Kaltaushärtung zu längeren Zeiten zu verschieben, ist es möglich,
unmittelbar nach dem Lösungsglühen und Abschrecken des Vormaterials dieses einer thermischen
Stabilisierungsbehandlung zu unterwerfen und damit die durch eine Lagerung bei Raumtemperatur
eintretenden nachteiligen Effekte zu vermindern. Danach kann besonders vorteilhaft
eine Wärmebehandlung, die für eine Einbrennlackierung ( paint bake response - PBR),
beispielsweise an Fahrzeugteilen, erforderlich ist, gleichzeitig ein Warmauslagern
des Teiles bewirken und hohe mechanische Materialwerte darstellen.
[0006] Eine Stabilisierungsbehandlung, bei welcher nach dem Abschrecken von der Lösungsglühtemperatur
ein Blech schnell auf ca. 100°C wieder erwärmt und zu einem Coil gehaspelt wird, wonach
der Coil mit 1 bis 3°C/h abkühlt, ist aus der US 5 718 780 bekannt geworden. Bei dieser
Vorbehandlung ist allerdings ein Temperaturunterschied zwischen den Blechlagen im
Zentrum und im Oberflächenbereich des Coils gegeben.
[0007] In der WO 96/14113 wird eine Vorbehandlung von Blech vorgeschlagen, bei welcher dieses
0,5 bis 5 Stunden, vorzugsweise 2 Stunden, bei einer Temperatur zwischen 70°C und
150°C, vorzugsweise bei 100°C, gehalten wird. Insbesondere die Dehngrenze erfährt
bei einer anschließenden PBR-Behandlung (180°C/30 min) eine vergleichsweise große
Steigerung.
[0008] In der US 5 266 130 ist eine gebrochene Abkühlung von der Lösungsglühtemperatur als
Vorbehandlungstechnologie bekannt geworden. Dabei erfolgt eine rasche Abschreckung
des Bleches auf eine Temperatur zwischen 60°C und 250°C (150°C) und eine langsame
Kühlung desselben(4°C/min) auf 50°C.
[0009] Gemäß US 5 662 750 soll eine zweistufige Vorbehandlung eines Bleches hohe mechanische
Werte nach dem Warmauslagern (PBR) erbringen. Beim raschen Abkühlen von der Lösungsglühtemperatur
erfolgt ein Abfangen bei einer Temperatur kleiner als 177°C, ein Halten von mehr als
30 Sekunden und ein Abkühlen auf Raumtemperatur, bei welcher das Blech mit einer Zeitdauer
von weniger als 24 Stunden gelagert wird. Der zweite Schritt der Vorbehandlung sieht
eine Erwärmung auf 66°C bis 182°C mit einer Haltedauer von 2 Minuten bis 24 Stunden
vor.
[0010] Eine Voraushärtung ( 45°C - 100°C/2-48 Stunden) und eine Reversionsglühung (180°C
-300°C/3 - 60 Sekunden) werden nach der US 5 441 582 als Vorbehandlung für Blech zur
Verbesserung der Materialeigenschaften nach einer PBR-Behandlung vorgeschlagen.
[0011] Aus der WO 96/07768 ist ein Verfahren bekannt geworden, bei welchem nach einer Lösungsglühbehandlung
ein Blech mindestens einer weiteren Wärmebehandlung unterworfen wird. Bei dieser erfolgen
ein rasches Aufheizen und ein dergleichen Abkühlen auf bzw. von einem Temperaturspitzenwert
zwischen 100°C und 300°C. Erforderlich erscheint eine kürzestmögliche Haltezeit bei
Spitzentemperaturen von unter 1 Minute. Die Wärmebehandlungskurve mit steigenden Höchstwerten
weist somit ein Sägezahnprofil auf.
[0012] Alle Verfahren gemäß dem Stand der Technik haben den Nachteil, daß entweder bei langer
Bereitstellungszeit vor einem Warmauslagern eine gewisse Kaltaushärtung des Materials
erfolgt, welche eine verminderte Festigkeitssteigerung bei einer PBR-Behandlung bewirkt
und/oder daß bei der Vorbehandlung des Bleches grobe Ausscheidungskeime gebildet werden,
die eine nachteilig grobe Ausscheidungsstruktur in der Al-Basislegierung zur Folge
haben.
[0013] Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen und setzt sich zum Ziel, ein Verfahren der
eingangs genannten Art zu erstellen, mittels welchen durch eine Vorbehandlung ein
derartiger Keimzustand im Werkstoff bewirkt wird, der einerseits einen langen Bereitstellungszeitraum
des Vormaterials ermöglicht und andererseits bei einem anschließenden Warmauslagern
mit einer Technologie, die für ein Lackeinbrennen genutzt werden kann, verbesserte
mechanische Materialwerte erbringt.
[0014] Auch ist es die Aufgabe der Erfindung, ein Vormaterial anzugeben, welches für eine
lange Bereitstellungsdauer eine stabile Keimstruktur mit günstigen mechanischen Kennwerten
aufweist und anschließend bei einer PBR-Behandlung aushärtbar ist.
[0015] Das Ziel wird mit einem gattungsgemäßen Verfahren dadurch erreicht, daß im 2. Schritt
bzw. im Vorbehandlungsschritt eine mindestens Dreifach-Wärmebehandlung des Vormaterials
mit der Maßgabe erfolgt, daß die letzte bzw. abschließende Warmauslagerung innerhalb
des Vorbehandlungsschrittes bei einer abgesenkten Temperatur zur Stabilisierung der
Keimstruktur durchgeführt und das Vormaterial, gegebenenfalls nach einer längeren
Bereitstellungszeit, verformt und im 3. Schritt der Formteil bei einer Temperatur
zwischen 165°C und 190°C während einer Zeitdauer von 12 bis 38 Minuten gelagert und
ausscheidungsgehärtet wird.
[0016] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß im Vorbehandlungsschritt
eine feindisperse Keimstruktur gebildet und diese stabilisiert wird. Auf Grund der
kurzen Diffusionswege und der sich bei einer Warmauslagerung nicht mehr auflösenden
Keime wird eine schnelle Aushärtung des Werkstoffes erreicht. Weiters bewirkt eine
stabilisierte Keimstruktur, daß bei einer Langzeitlagerung bei Raumtemperatur im Zuge
einer Bereitstellung des Vormaterials nur eine geringfügig merkbare Kaltaushärtung
eintritt.
[0017] Besonders günstige mechanische Kennwerte des ausscheidungsgehärteten Werkstoffes
sind erreichbar, wenn im 2. Schritt bzw. im Vorbehandlungsschritt das Vormaterial
innerhalb von 10 Minuten, vorzugsweises innerhalb von 6 Minuten, nach der Lösungsglühbehandlung
zur Bildung einer Überstruktur auf eine Temperatur von unter 100°C, jedoch über der
Raumtemperatur gewärmt und bei dieser Temperatur 3 bis 28 Minuten gehalten und nachfolgend
zur Keimstrukturbildung auf eine Temperatur zwischen 120°C und 220° C gebracht und
3 bis 28 Minuten gehalten und anschließend abgekühlt wird, wonach eine Stabilisierung
der Keimstruktur im Werkstoff durch eine Warmlagerung zwischen 75°C und 145°C mit
einer Zeitdauer von 0,6 bis 24 Stunden erfolgt.
[0018] Es ist bekannt, daß nach dem Lösungsglühen und Abschrecken in der Aluminiumbasislegierung
übersättigte und leerstellenreiche Mischkristalle vorliegen, wobei ein großer Ausscheidungsdruck
gegeben ist. Während einer Lagerung bei Raumtemperatur bilden sich GP-I-Zonen, welche
eine Kaltaushärtung bedeuten., Diese GP-I-Zonen müssen bei einer nachfolgenden Warmauslagerung
aufgelöst werden, bevor sich die festigkeitssteigernden β " (Beta-Zweistrich)- Ausscheidungen
bilden können, was den Aushärtungsvorgang wesentlich verzögert und bei einer PBR-Behandlung
keine entsprechenden Verbesserungen der Materialwerte erbringt.
[0019] Erfolgt nun erfindungsgemäß vor einer Ausbildung von GP-I-Zonen ein Wärmen des Werkstoffes,
bei welchem sich eine feindisperse Überstruktur ausformt, so wird eine Keiminitiation
erreicht und es entstehen bei einer folgenden Wärmung die β "-Keime, also eine feine
Keimstruktur, welche der Al-Matrix gelöste Fremdatome entzieht. Durch eine nachfolgende
Stabilisierung bei niedrigerer Temperatur wird dieser letztgenannte Vorgang intensiviert,
eine Stabilisierung des Keimzustandes verstärkt und weitestgehend eine nachfolgende
Kaltaushärtung während langer Liegezeiten bei Raumtemperatur verhindert.
[0020] Besonders günstig für die letztlich erreichbaren Werkstoff-Kennwerte kann es sein,
wenn zur Bildung der Überstruktur das Vormaterial auf eine Temperatur zwischen 100°C
und 45°C, vorzugsweise zwischen 90°C und 55°C, gewärmt und bei dieser Temperatur 3
bis 10 Minuten, vorzugsweise 3 bis 6 Minuten, gehalten wird. Dadurch entsteht eine
Vielzahl von gut verteilten Ankeimungsherden mit geringem Abstand zueinander.
[0021] Wenn nun zur Keimstrukturbildung das eine Überstruktur aufweisende Vormaterial auf
eine Temperatur von 160°C bis 200°C, vorzugsweise von 175°C bis 195°C, gebracht und
auf dieser 3 bis 10 Minuten, vorzugsweise 3 bis 6 Minuten, gehalten und anschließend
abgekühlt wird, können kleine wirkungsvolle Keime in einer an Fremdatomen abgereicherten
Matrix vorteilhaft gebildet werden.
[0022] Um diese vorteilhafte Keimstruktur weiterzubilden, kann es von Vorteil sein, wenn
zur Stabilisierung der Keimstruktur im Werkstoff dieser einer Warmlagerung zwischen
85°C und 125°C, vorzugsweise zwischen 90°C und 110°C mit einer Zeitdauer von 2 bis
16 Stunden, vorzugsweise von 4 bis 12 Stunden, unterworfen wird.
[0023] Eine Aluminiumbasislegierung mit günstigen mechanischen Eigenschaften kann erstellt
werden, wenn nach der Stabilisierung der Keimstruktur im Werkstoff das Vormaterial
innerhalb von 420 Stunden verformt und der Formteil ausgehärtet wird. Bevorzugt ist,
wenn nach der Stabilisierung der Keimstruktur im Werkstoff das Vormaterial innerhalb
von 1000 Stunden verformt und der Formteil ausgehärtet wird.
[0024] Aus wirtschaftlichen Gründen ist es bei einer Blechherstellung vorteilhaft, wenn
die Ausbildung einer Überstruktur bzw. einer Keiminitiation und die Keimstrukturbildung
im Vormaterial im kontinuierlichen Durchlauf erfolgen.
[0025] Die weitere Aufgabe der Erfindung, ein Vormaterial anzugeben, welches für eine lange
Bereitstellungsdauer eine stabile Keimstruktur mit günstigen mechanischen Kennwerten
für die Verarbeitung aufweist und bei einer PBR-Behandlung voll aushärtbar ist, wird
dadurch erreicht, daß der Werkstoff nach einer aus mindestens dreimaligem Erwärmen
bestehenden Vorbehandlung, bei welcher der letzte Warmbehandlungsschritt zur Stabilisierung
der Keimstruktur mit abgesenkter Temperatur erfolgt, zumindest für 420 Stunden, vorzugsweise
für zumindest 1000 Stunden, eine stabilisierte Keimstruktur mit den mechanischen Kennwerten
Härte |
HB ≤ 65 (2,5/62,5/16) |
Dehngrenze |
Rp0,2 ≤ 140 MPa, vorzugsweise ≤ 130 |
Zugfestigkeit |
Rm ≤ 270 MPa.vorzugsweise ≤ 240 |
Gleichmaßdehnung |
Ag ≥ 18 % |
aufweist und gegebenenfalls nach einer Ausformung des Teiles dieser bei einer Temperatur
zwischen 165°C und 190°C innerhalb einer Zeitdauer von 12 bis 38 Minuten ausscheidungshärtbar
ist.
[0026] Die Vorteile des erfindungsgemäßen Vormaterials liegen insbesondere darin, daß größere
Lagermengen für eine Produktion mit naturgemäß längeren Liegezeiten in Kauf genommen
werden können, weil eine Kaltaushärtung bzw. ein Auslagern bei Raumtemperatur weitestgehend
unterdrückt ist. Auch nach längeren Bereitstellungszeiten ist der eine stabile Keimstruktur
aufweisende Werkstoff bei PBR-Bedingungen voll aushärtbar, was auf ein Fehlen von
GP-I-Zonen hindeutet.
[0027] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Vormaterials ist dadurch gegeben, daß
die stabilisierte Vorstruktur feine homogen verteilte, eng benachbarte Keime in einer
an Si und Mg abgereicherten Umgebungszone aufweist und dadurch eine während der letztlich
folgenden Ausscheidungsbehandlung die mechanischen Eigenschaften günstig beeinflussende
Ausscheidungsstruktur sicherstellt. Trotz der abgereicherten Zone um die einzelnen
Keime sind auf Grund der feinen und gleichmäßigen Verteilung derselben die Diffusionswege
für die die Ausscheidungen bildenden Elemente kurz, so daß auch kurze Aushärtungszeiten
voll wirksam sind.
[0028] Erfindungsgemäß besitzt der daraus hergestellte ausscheidungsgehärtete Bau- oder
Formteil folgende mechanische Kennwerte:
Härte |
HB ≥ 80 |
Dehngrenze |
Rpo,2 ≥ 190 MPa. vorzugsweise ≥ 210 |
Zugfestigkeit |
Rm ≥ 240 MPa, vorzugsweise ≥ 260 |
Gleichmaßdehnung |
Ag ≥ 12% |
[0029] Durch den Einsatz von erfindungsgemäß vorbehandeltem Vormaterial ist es möglich,
daß innerhalb einer Zeitspanne von mindestens 1000 Stunden, vorzugsweise von zumindest
2000 Stunden, nach einer Stabilisierung der Keimstruktur die durch eine Aushärtung
bei einer Temperatur zwischen 165°C und 190°C innerhalb einer Zeitdauer von 12 bis
28 Minuten erreichten Werte für die Streckgrenze R
p0,2 um weniger als 10% erniedrigt und die Dehnwerte mindestens gleichbleibend, vorzugsweise
erhöht, sind. Somit können, wie oft erforderlich ist, längere Bereitstellungszeiten
des Vormaterials ohne wesentliche Beeinträchtigung der letztlich geforderten Werkstoffkenndaten
erreicht werden.
[0030] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines lediglich einen Ausführungsweg darstellenden
Beispiels näher erläutert.
Blechproben aus einer Al-Si-Mg-Legierung wurden bei 540°C 2 Minuten lang lösungsgeglüht
und anschließend im Wasser auf Raumtemperatur abgekühlt. Von den Blechproben wurde
ein Teil 10 Minuten bei 5°C über der Raumtemperatur gelagert, anschließend 5 Minuten
bei 185 °C gehalten und in Wasser abgeschreckt.
Die Behandlung eines zweiten Teiles der Proben erfolgte durch ein Halten der lösungsgeglühten
und abgekühlten Proben bei 60°C während einer Zeit von 5 Minuten und einem darauffolgenden
Lagern bei 185°C mit einer Zeitdauer von 5 Minuten und anschließender Wasserabkühlung.
[0031] Nach 16 Stunden erfolgte an den Proben eine Stabilisierung des Keimzustandes durch
eine Warmlagerung derselben bei 100°C während einer Zeitdauer von 8 Stunden. Eine
PBR-Behandlung (185°C/20 Minuten) wurde nach unterschiedlich langen Liegezeiten durchgeführt.
Die Legierungszusammensetzung des Versuchsmaterials ist Tabelle 1 zu entnehmen, die
gemessenen mechanischen Werte gehen aus Tabelle 2 hervor.
Tab. 1:
Chemische Zusammensetzung der Al-Basislegierung: |
Si |
Fe |
Cu |
Mn |
Mg |
Zn |
Ti |
Al |
1,12 |
0,21 |
0,08 |
0,03 |
0,35 |
0,02 |
0,02 |
Rest |
[0032] Die in der Tab. 2 mit der Bezeichnung A und B angegebenen Proben wurden nach einer
Vorbehandlung bis zur Erprobung 170 Stunden bei Raumtemperatur gelagert. Die Lagerungszeit
der Proben C und D betrug 500 Stunden und jene der Proben E und F 1000 Stunden, jeweils
bei Raumtemperatur. Die Vorbehandlung der Proben A,C und E bestand aus:
- 10 Minuten Lagerung bei 5°C über der Raumtemperatur zur Ausformung einer Überstruktur
und Keiminitiation
- 5 Minuten Lagerung bei 185°C und Abkühlen in Wasser zur Bildung der Keimstruktur
- 480 Minuten Lagerung bei 100°C zur Stabilisierung der Keimstruktur
[0033] Die Vorbehandlung der Proben B,D und F bestand aus:
- 5 Minuten Lagerung bei 60°C zur Ausformung einer Überstruktur und Keiminitiation
- 5 Minuten Lagerung bei 185°C und Abkühlen in Wasser zur Ausbildung einer Keimstruktur
- 480 Minuten Lagerung bei 100°C zur Stabilisierung der Keimstruktur
[0034] Die Untersuchung der mechanischen Eigenschaften der Proben mit der Bezeichnung 1
erfolgte vor, jene mit der Bezeichnung 2 nach einer PBR-Behandlung bzw. nach einem
Aushärten bei einer Temperatur von 185°C während einer Zeitdauer von 20 Minuten.
Tab. 2:
Mechanische Kennwerte der untersuchten Proben |
Bezeichnung |
Dehngrenze Rpo,2 |
Zugfestigkeit Rm |
Gleichmaßdehnung Ag |
Bruchdehnung A80 |
A |
A1 |
117 |
218 |
20,8 |
23,5 |
A2 |
220 |
284 |
14,0 |
17,8 |
B |
B1 |
112 |
220 |
21,5 |
23,6 |
B2 |
208 |
278 |
14,5 |
16,7 |
C |
C1 |
122 |
224 |
21,4 |
24,9 |
C2 |
213 |
280 |
14,9 |
19,9 |
D |
D1 |
116 |
223 |
21,9 |
25,0 |
D2 |
209 |
278 |
14,9 |
18,0 |
E |
E1 |
128 |
220 |
19,9 |
21 |
E2 |
209 |
278 |
15,5 |
21,2 |
F |
F1 |
124 |
228 |
20,4 |
23,1 |
F2 |
204 |
276 |
15,6 |
21,6 |
[0035] Bei vergleichender Betrachtung aus ist aus den Erprobungsergebnissen ersichtlich:
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren kann eine Kaltaushärtung einer Aluminiumbasislegierung
verringert oder verhindert und eine Keimstruktur derart gebildet und stabilisiert
werden, daß nach einer Lagerung des Vormaterials von 1000 Stunden bei Raumtemperatur
der Werkstoff durch eine folgende PBR-Behandlung bzw. ein Kurzzeitauslagern ausgehärtet
werden kann. Das Ausmaß der Liegezeiten, wobei derzeit nur erste Ergebnisse bis 1500
Stunden vorliegen, besitzt offensichtlich keinen wesentlichen Einfluß auf die mechanischen
Materialwerte nach der PBR-Härtung, wobei tendenziell die Festigkeit und Dehnung sowie
das Beulverhalten verbessert erscheinen
1. Verfahren zum Ausscheidungshärten von Bau- oder Formteilen aus einer Aluminiumbasislegierung
enthaltend in Gew.-%
0,3 bis 1,8 Silizium (Si)
0,25 bis 1,6 Magnesium (Mg)
0,005 bis 0,6 Eisen (Fe)
bis 0,15 Titan (Ti)
bis 1,5 Kupfer (Cu)
bis 1,5 Mangan (Mn)
bis 0,25 Chrom (Cr)
bis 0,16 Zirkonium (Zr)
Rest Aluminium (Al) und
herstellungsbedingte Verunreinigungen, bei welchem in einem 1. Schritt das Vormaterial
einer Lösungsglühbehandlung bei einer Temperatur von 480 bis 589°C bis zu einer Zeitdauer
von 30 Minuten unterzogen und anschließend verstärkt abgekühlt wird, worauf in einem
2. Schritt dieses Vormaterial einer Vorbehandlung unterworfen wird, wobei ein mindestens
einmaliges Erwärmen auf eine Temperatur über der Raumtemperatur und gegebenenfalls
ein Halten bei dieser während einer Zeitspanne von bis zu 48 Stunden erfolgen, wonach
das Material umgeformt und der Formteil in einem 3. Schritt zur Ausscheidungshärtung
des Werkstoffes bei erhöhter Temperatur gelagert wird,
dadurch gekennzeichnet, daß im 2. Schritt bzw. im Vorbehandlungsschritt eine mindestens Dreifach-Wärmebehandlung
des Vormaterials mit der Maßgabe erfolgt, daß die letzte bzw. abschließende Warmlagerung
innerhalb des Vorbehandlungsschrittes bei einer abgesenkten Temperatur zur Stabilisierung
der Keimstruktur durchgeführt und das Vormaterial gegebenenfalls nach einer längeren
Bereitstellungszeit verformt und im 3. Schritt der Formteil bei einer Temperatur zwischen
165°C und 190°C während einer Zeitdauer von 12 bis 38 Minuten gelagert und ausscheidungsgehärtet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im 2. Schritt bzw. im Vorbehandlungsschritt das Vormaterial zur Bildung einer Überstruktur
auf eine Temperatur von unter 100°C, jedoch über der Raumtemperatur gewärmt und bei
dieser Temperatur 3 bis 28 Minuten gehalten und nachfolgend zur Keimstrukturbildung
auf eine Temperatur zwischen 120°C und 220°C gebracht und 3 bis 28 Minuten gehalten
und anschließend abgekühlt wird, wonach eine Stabilisierung der Keimstruktur im Werkstoff
durch eine Warmlagerung zwischen 75°C und 145°C mit einer Zeitdauer von 0,6 bis 24
Stunden erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zur Bildung der Überstruktur das Vormaterial auf eine Temperatur zwischen 100°C und
45°C, vorzugsweise zwischen 90°C und 55°C, gewärmt und bei dieser Temperatur 3 bis
10 Minuten, vorzugsweise 3 bis 6 Minuten, gehalten wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß zur Keimstrukturbildung das eine Überstruktur aufweisende Vormaterial auf eine Temperatur
von 160°C bis 200°C, vorzugsweise von 175°C bis 195°C, gebracht und auf dieser 3 bis
10 Minuten, vorzugsweise 3 bis 6 Minuten, gehalten und anschließend abgekühlt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß zur Stabilisierung der Keimstruktur im Werkstoff dieser einer Warmlagerung zwischen
85°C und 125°C, vorzugsweise zwischen 90°C und 110°C, mit einer Zeitdauer von 2 bis
16 Stunden, vorzugsweise von 4 bis 12 Stunden, unterworfen wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß nach der Stabilisierung der Keimstruktur im Werkstoff das Vormaterial innerhalb von
420 Stunden verformt und der Formteil ausgehärtet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß nach der Stabilisierung der Keimstruktur im Werkstoff das Vormaterial innerhalb von
1000 Stunden verformt und der Formteil ausgehärtet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausbildung einer Überstruktur und die Keimstrukturbildung im Vormaterial im kontinuierlichen
Durchlauf erfolgen.
9. Vormaterial für Bau- oder Formteile aus einer Aluminiumbasislegierung enthaltend in
Gew.-%
0,3 bis 1,8 Silizium (Si)
0,25 bis 1,6 Magnesium (Mg)
0,005 bis 0,6 Eisen (Fe)
bis 0,15 Titan (Ti)
bis 1,5 Kupfer (Cu)
bis 1,5 Mangan (Mn)
bis 0,25 Chrom (Cr)
bis 0,16 Zirkonium (Zr)
Rest Aluminium (AI) und
herstellungsbedingte Verunreinigungen, welches nach einer Lösungsglühung thermisch
vorbehandelt ist,
dadurch gekennzeichnet, daß der Werkstoff nach einer aus zumindest dreimaligem Erwärmen und Abkühlen bestehenden
Vorbehandlung, bei welcher der letzte Warmbehandlungsschritt zur Stabilisierung der
Keimstruktur mit abgesenkter Temperatur erfolgt, zumindest für 420 Stunden, vorzugsweise
für zumindest 1000 Stunden, eine stabilisierte Keimstruktur mit den mechanischen Kennwerten
Härte |
HB ≤ 65 (2,5/62,5/16) |
Dehngrenze |
Rp0,2 ≤ 140 MPa, vorzugsweise ≤ 130 |
Zugfestigkeit |
Rm ≤ 270 MPa, vorzugsweise ≤ 240 |
Gleichmaßdehnung |
Ag ≥ 18% |
aufweist und gegebenenfalls nach einer Ausformung des Teiles dieser bei einer Temperatur
zwischen 165°C und 190°C innerhalb einer Zeitdauer von 12 bis 38 Minuten ausscheidungshärtbar
ist.
10. Vormaterial nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß der daraus hergestellte ausscheidungsgehärtete Bau- oder Formteil folgende mechanische
Kennwerte besitzt
Härte |
HB ≥ 80 |
Dehngrenze |
Rpo,2 ≥ 190 MPa, vorzugsweise ≥ 210 |
Zugfestigkeit |
Rm ≥ 240 MPa, vorzugsweise ≥ 260 |
Gleichmaßdehnung |
Ag ≥ 12 % |
11. Vormaterial nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß innerhalb einer Zeitspanne von zumindest 1000 Stunden, vorzugsweise von zumindest
2000 Stunden, nach einer Stabilisierung der Keimstruktur die durch eine Aushärtung
bei einer Temperatur zwischen 165°C und 190°C innerhalb einer Zeitdauer von 12 bis
38 Minuten erreichten Werte für die Streckgrenze Rp0,2 um weniger als 10 % erniedrigt und die Dehnwerte mindestens gleichbleibend, vorzugsweise
erhöht, sind.