[0001] Die Erfindung betrifft ein antistatisches Gewebe für flexible Schüttgutbehälter.
[0002] Bei Geweben aus unpolaren Kunststoffen findet im Gebrauch, insbesondere durch Reibung,
eine Ladungstrennung statt, so dass sich elektrostatische Aufladungen auf der Oberfläche
des Gewebes sammeln und lokal verdichten, wenn sie in einer trokkenen Umgebung mit
geringer Luftfeuchtigkeit nicht über die Luft abfließen können. Bei Kontakt mit geerdeten
Gegenständen und/oder Personen können sich diese Aufladungen sodann schlagartig entladen,
wobei ein Zündfunke hoher Energie überspringt, der geeignet sein kann, Staub/Luft-
oder Gas/Luftgemische zu Zünden und eine Explosion auszulösen.
[0003] Zudem besteht auch aufgrund von Influenzen die Gefahr einer Ladungsanhäufung. Bei
diesem physikalischen Phänomen kann sich zwischen zwei Körpern ein elektrisches Feld
ausbilden, in welchem ein berührungsloser Ladungsübergang erfolgt. Somit können elektrische
Ladungen, die beim Befüllen eines aus Kunststoffgewebe hergestellten Behälters entstehen,
auf benachbarte Körper mit größerer Kapazität übergehen, z. B. nicht geerdete Metallfässer
auf Holzpaletten. Damit ist auch ein Umgebungsbereich eines Behälters aus Kunststoffgewebe
durch Zündfunkenbildung möglicherweise explosionsgefährdet.
[0004] In der Patentschrift DE 39 38 414 C2 der Anmelderin ist ein Schüttgutbehälter aus
einem elektrisch leitenden Gewebe offenbart, das aus Kunstfasern oder Kunststoffäden
besteht und elektrisch nicht leitende und elektrisch leitende Fäden aufweist, wobei
die elektrisch leitenden Fäden aus einem Polyolefin bestehen und eindispergierten
Ruß und/oder Graphit enthalten und sowohl in der Kette als auch im Schuß eingewebt
sind.
[0005] Ein Gewebe dieser Art ist für die starken mechanischen Beanspruchungen, wie sie bei
der Verwendung des Gewebes für einen flexiblen Schüttgutbehälter, gut geeignet, und
durch die eingewebten elektrisch leitenden Fäden wird eine sichere Ableitung von elektrostatischer
Ladung erreicht.
[0006] Ein als "electrisch leitfähig" bezeichnetes Gewebe weist einen Ableitwiderstand zur
Erde von kleiner als 10
8 Ω auf. Ein solcher Ableitwiderstand wird allgemein für Explosionsschutzmaßnahmen
auf Grund verschiedener technischer Sicherheitsvorschriften gefordert, so auch für
flexible Schüttgutbehälter aus Polypropylenbändchengewebe des Types "C" gemäß der
Einteilung des deutschen Industriearbeitskreises "Brennbare Stäube/Elektrostatik".
[0007] Es hat sich aber gezeigt, dass ein solch geringer Ableitwiderstand des Gewebes paradoxerweise
einen nachteiligen Effekt nach sich zieht: aufgrund des geringen Widerstandes können
sich Ladungen nämlich sehr schnell und mit hoher Ladungsdichte über die gesamte Oberfläche
des Gewebes bewegen und sich dann an einem Punkt, an dem eine Berührung durch einen
gegensätzlich geladenen Ladungsträger oder beispielsweise eine oder geerdete Person
erfolgt, schlagartig entladen. Daher ist stets vor Beginn eines Befüllvorgangs, der
eine Ladungstrennung verursachen kann, eine Verbindung mit der Erde herzustellen,
damit entstehende Ladungen sofort von der Oberfläche des Gewebes gegen Erde abfließen
können.
[0008] Diese Erdverbindung hat sich jedoch als hinderlich erwiesen, da z. B. ein Schüttgutbehälter
stets einzeln und manuell über eine Metallklemme und ein Metallkabel vor dem Befüllen
geerdet werden muss und die Erdverbindung anschließend wieder manuell gelöst werden
muss. Auch besteht die Gefahr, dass das Herstellen der Erdverbindung aus Unachtsamkeit
vergessen wird.
[0009] Weiterhin ist aus der GB 21 01 559 A1 ein Schüttgutbehälter bekannt, der aus einem
Gewebe hergestellt ist, in das Metallfäden eingearbeitet sind, über die elektrostatische
Aufladungen des Gewebes abgeleitet werden können.
[0010] Nachteilig bei dieser Lösung ist es, dass das Dehnungsverhalten der Metallfasern
oder -fäden sehr abweichend von dem Dehnungsverhalten des übrigen Gewebes ist. Dies
führt leicht zum Bruch der Metallfäden und damit zu einer Unterbrechung der Ableitung.
[0011] Weiterhin besteht die Gefahr, dass Metallfäden, z. B. aus Kupfer oder Eisen oder
deren Legierungen, an der Luft korrodieren. Durch solche Unterbrechungspunkte wird
im Falle der statischen Aufladung die Gefahr der Funkenbildung und Explosion stark
erhöht.
[0012] Insbesondere treten aber wegen der sehr guten Leitfähigkeit der Metallfäden die gleichen
Probleme auf, die zuvor für die mit Ruß gefüllten Fäden beschrieben wurden.
[0013] Bekannt sind auch Gewebe, auf die ein Antistatikum aufgebracht ist, so dass das fertig
konfektionierte Gewebe elektrische Ladungen ableiten kann.
[0014] Das so hergestellte Gewebe erfüllt jedoch nur als Neuware die Anforderungen hinsichtlich
der Brand- und Explosionsgefahr; die ableitfähige antistatische Beschichtung nach
dem Stand der Technik ist nicht dauerhaft, sie ist vielmehr zeitlich begrenzt ist.
Eine Ausrüstung mit einer aufgebrachten antistatischen Beschichtung hat sich in solchen
Anwendungsfällen als ungeeignet erwiesen, in denen das Gewebe starkem mechanischem
Abrieb unterliegt, so auch bei Schüttgutbehältern, die beim Stapeln über große Flächen
aneinander schaben oder über den Boden geschleift werden. Bei den hohen Dehnungen
eines hoch belasteten Kunststoffgewebes reißt die Beschichtung und/oder blättert ab.
Zudem werden diese Behälter als Leihgebinde mehrfach verwendet. Besonders gefährlich
ist dann, dass der durch Abrieb bewirkte Verlust der elektrischen Leitfähigkeit während
der Gebrauchsdauer nicht erkennbar ist, so dass bei den Benutzern von Schutzvoraussetzungen
ausgegangen wird, die nicht mehr gegeben sind.
[0015] Aus der US-PS 5,679,449 und der US-PS 6,112,772 sind flexible Schüttgutbehälter,
sogenannte flexible intermediate bulk containers (FIBC), bekannt, die aus einem Gewebe
bestehen, das quasi-leitfähige Fäden enthält, die metallisiert sind.
[0016] Hierbei wird der Effekt der sogenannten Corona-Entladung genutzt. Diese tritt an
einem Ladungsträger mit sehr kleinem Krümmungsradius, so auch an dünnen eingewebten
Fäden oder an Spitzen auf. Bei der Corona-Entladung entsteht eine sehr schwache, auf
die unmittelbare Umgebung der Spitze beschränkte Entladung an die Luft, welche kontinuierlich
und über einen längeren Zeitraum abläuft, so dass eine manuelle Erdung über Erdungskabel
nicht erforderlich ist.
[0017] Die Leitfähigkeit des Gewebes ist jedoch noch so groß, dass bei Kontakt mit einer
großen Ladungssenke ein schneller Ladungstransport und eine damit verbundene schlagartige
Entladung mit Zündfunkenbildung erfolgen kann.
[0018] Nachteilig ist weiterhin, dass die antistatischen, quasi-leitfähigen Fäden in dem
bekannten Gewebe aufwendig herzustellen und zu verarbeiten sind. Schon das Aufbringen
einer metallischen Oberfläche auf einen aus einem Kunststofffaden gebildeten Kern
ist aufwendig und teuer. Die antistatische Ummantelung unterliegt mechanischem Verschleiß,
wie es zuvor für vollflächige Beschichtungen beschrieben wurde.
[0019] Zudem besitzt der antistatische Faden eine Querschnittsgeometrie, die von den üblicherweise
für Schüttgutbehälter verwendeten Bändchengeweben abweicht und damit hinsichtlich
der Verarbeitbarkeit Probleme bereitet.
[0020] Der Durchmesser des beschichteten Fadens kann aus Gründen der Verarbeitbarkeit und
der mechanischen Belastbarkeit auch nicht so klein gehalten werden, wie es wünschenswert
wäre, um den Effekt der Corona-Entladung über die Länge des Fadens - und nicht nur
an dessen Enden - nutzen zu können. Deshalb können sich in ungünstigen Verhältnissen
noch lokale Ladungsfelder auf der Gewebeoberfläche bilden, die nicht durch Corona-Entladung
abbaubar sind, sondern sich schlagartig abbauen können.
[0021] Aus der WO 96/09629 ist ein antistatisches Additiv für thermoplastische Kunststoffe
bekannt, das aus einer thermoplastischen Polymermasse besteht, die ein elektrisch
leitfähiges Netz von nichtmetallischen, mikrokristallinen Nadeln einschließt. Dieses
Netzwerk ist aufschmelzbar, so dass es mit den üblichen Verarbeitungsverfahren der
Kunststofftechnik verarbeitbar ist und mit Abkühlung einer Kunststoffschmelze wieder
auskristalliert. Das mikrokristalline Netzwerk ist in die Polymermasse eingebettet
und damit verschleissfest, da es von der Oberfläche eines Bauteils nicht abrasiv entfernt
werden kann.
[0022] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Gewebe der eingangs genannten Art weiterzuentwickeln,
das dauerhafte antistatische Eigenschaften aufweist und das somit in explosions- und
brandgefährdeten Bereichen einsetzbar ist und dass insbesondere nicht in allen Anwendungsfällen
geerdet werden muss.
[0023] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe gelöst mit einem antistatischen Gewebe für flexible
Schüttgutbehälter, welches elektrisch nicht leitende und antistatische, quasi-leitende
Fäden aufweist, wobei die antistatischen, quasi-leitenden Fäden aus einem thermoplastischen
Kunststoff bestehen, in den ein die Leitfähigkeit erhöhendes Additiv eingemischt ist
und der antistatische, quasi-leitende Faden bändchenförmig mit einem annähernd rechteckigen
Querschnitt ausgebildet ist.
[0024] Als "antistatisch, quasi-leitend" wird hier ein Gewebe bezeichnet, dessen nach DIN
53482 gemessener Ableitwiderstand der Oberfläche größer als 10
8 Ω und kleiner als 10
11 Ω ist. Der Elektronenfluss ist bei diesem Widerstand stark gebremst, aber noch möglich.
[0025] Unter "Bändchen" sollen hier extrudierte oder aus Folien geschnittene Kunststoffbändchen
verstanden werden, die im Querschnitt eine große Breite im Verhältnis zu ihrer Dicke
haben und die webtechnisch verarbeitbar sind.
[0026] Durch die Einmischung des leitfähigen Additivs in die Polymermasse der Fäden wird
zum einen erreicht, dass eine Elektronenleitung innerhalb des Fadens ermöglicht wird.
Zum anderen ist der spezifische elektrische Widerstand der erhaltenen thermoplastischen
Mischung jedoch so hoch, dass der Elektronenfluss nur sehr langsam möglich ist. Damit
ist gewährleistet, dass ein fortwährender Elektronenfluss und eine ständige Abgabe
von Ladung an die Umgebung möglich ist, dass jedoch nicht innerhalb kurzer Zeit so
viel Ladung nachfließen kann, dass es zu einer schlagartigen Entladung mit hoher Energie
unter Ausbildung eines Zündfunkens kommen kann.
[0027] Durch die Geometrie des quasi-leitfähigen bändchenförmigen Fadens bestehen sehr schmale,
scharfe Kanten. An diesen Kanten kann über die gesamte Länge des Bändchens eine Corona-Entladung
stattfinden, durch welche ständig in kontrollierter Weise Ladung von der Oberfläche
des Gewebes in die Umgebung abfließen kann. Neben dem Vorteil der Corona-Entladung
an den Schmalkanten ergibt sich der weitere Vorteil, dass die relativ breiten Bändchen
eine große Oberfläche und damit eine große Kapazität zur Aufnahme elektrischer Ladung
aufweisen. Die Ladungen werden über die große Oberfläche des Gewebes gesehen verteilt,
und lokale Ladungskonzentrationen, die zu schlagartigen Entladungen mit hoher Energie
führen könnten, werden vermieden.
[0028] Um eine Bildung von "Inseln" von elektrostatisch isolierenden Gewebeabschnitten inmitten
des Gitters aus elektrisch leitenden Fäden zu vermeiden, ist der Abstand der Fäden
zueinander nicht kleiner als 1 cm und nicht größer als 5 cm. Vorzugsweise wird ein
Abstand von 3 cm gewählt.
[0029] Mit Vorteil weist das Gewebe eine die Kettfäden, die Schussfäden und die antistatischen,
quasi-leitenden Fäden überdekkende antistatische Kunststoffbeschichtung auf, die aus
einem thermoplastischen Kunststoff besteht, in den ein die Leitfähigkeit erhöhendes
Additiv eingemischt ist. Durch diese Beschichtung wird erreicht, dass sich eine Ladung
großflächig über die Gewebeoberfläche verteilen kann und lokale Ladungsspitzen abgebaut
werden können.
[0030] Bei einem flexiblen Schüttgutbehälter, bestehend aus einem flexiblen Tragbeutel und
daran befestigten Tragvorrichtungen, wobei wenigstens der Tragbeutel aus dem erfindungsgemäßen
antistatischen Gewebe gebildet ist, kann aus den vorgenannten Gründen auf eine manuell
herzustellende Erdverbindung über Masseklemme und -kabel in den meisten Anwendungsfällen
verzichtet werden, da eine kontaktlose Ableitung elektrischer Ladungen an die Umgebung
ermöglicht ist.
[0031] Insbesondere bei einem flexiblen Schüttgutbehälter der zuvor genannten Art, bei dem
wenigstens der Tragbeutel aus dem erfindungsgemäßen antistatischen Gewebe gebildet
ist und wobei eine antistatische Kunststoffbeschichtung an der am Tragbeutel nach
außen gewandten Oberfläche des antistatischen Gewebes aufgebracht ist, bleibt vorteilhafterweise
die Möglichkeit bestehen bleibt, eine manuelle Erdung vorzunehmen. Hierzu braucht
lediglich eine Masseklemme an eine Falte des Gewebes geklemmt werden. Die antistatische
Beschichtung stellt hierbei nicht nur eine gute Ladungsverteilung über die gesamte
Oberfläche sicher, sondern auch, dass die Masseklemme elektrisch mit den antistatischen,
quasi-leitenden Fäden in Schuss und/oder Kette verbunden ist.
[0032] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind den Unteransprüchen und der nachstehende
Beschreibung eines Ausführungsbeispiels zu entnehmen.
[0033] Die Erfindung wird anhand eines Beispiels näher erläutert, das in der Zeichnung dargestellt
ist. Die Figuren zeigen im einzelnen:
- Fig. 1
- einen aus dem Gewebe gemäß der Erfindung hergestellten Schüttgutbehälter in perspektivischer
Ansicht;
- Fig. 2
- einen Ausschnitt von der Oberfläche eine antistatischen, quasi-leitfähigen Fadens
in stark vergrößerter Draufsicht;
- Fig. 3
- ein erfindungsgemäßes Gewebe in Draufsicht; und
- Fig. 4
- eine schematische Entladungskurve bei dem Gewebe der Erfindung.
[0034] Fig. 1 zeigt einen aus dem Gewebe 100 hergestellten flexiblen Schüttgutbehälter 10,
der aus einem Tragbeutel 15 mit als Transportschlaufen 17, 17' ausgebildeten Tragegurt
besteht.
[0035] In seinem Deckelbereich 14 weist der Tragbeutel 15 einen Einfüllstutzen 18 und in
seinem Bodenbereich 11 einen Auslaufstutzen 19 auf. Der Tragbeutel 15 ist aus dem
antisstatischen Gewebe 100 der Erfindung hergestellt. Im Kragenbereich 16, im Deckelbereich
14 sowie im Bereich des Einfüll- 18 und Auslaufstutzens 19 kann zur Optimierung des
Ableitverhaltens eine Verdichtung des Gitternetzes 12 aus antistatischen, quasi-leitenden
Fäden vorgesehen werden. Ebenso ist in das Material für die Trageschlaufen 17, 17'
zur Gewährleistung der Ableitung leitfähiges Material eingearbeitet.
[0036] Fig. 2 zeigt eine schematische Ansicht eines antistatischen, quasi-leitenden Kettfadens
4 oder Schussfadens 5, wie sie sich unter dem Mikroskop bietet. Bei dieser bevorzugten
Ausführungsform sind 20 Masse-% eines Additivs, wie es in der WO 96/09629 beschrieben
wird, in ein Basispolymer, hier Polypropylen, gemischt.
[0037] In einer Matrix 8 des Basispolymers sind eine Vielzahl von mikrokristallinen Nadeln
6 eingebettet, die schmelzbar sind und die sich bei der Abkühlung herauskristallisieren.
Damit ist das Gemisch extrudierbar, spritzbar und auf sonstige Weise mit den Techniken
der Kunststoffverarbeitung verarbeitbar.
[0038] Die Nadeln 6 sind in einer solchen Dichte innerhalb der Matrix 8 angeordnet, dass
sie sich berühren oder überlappen. Somit bilden sich an dem Beispiel des hier dargestellten
Ausschnitts zwischen einem beliebigen Punkt 7.1 und einem weiteren Punkt 7.2 am anderen
Ende eines Fadenabschnitts durch die mikrokristallinen Nadeln 6 eine Vielzahl von
Stromwegen 7 aus, von denen einer hier exemplarisch als dick gezeichnete Linie gekennzeichnet
ist. Entlang eines solchen Stromweges 7 ist ein gebremster Ladungstransport möglich.
[0039] Über die Dosierung des Masseanteils des Additivs von 5% bis 30 % gegenüber der Polypropylenmatrix
wird die Dichte der mikroskristallinen Nadeln 6 und damit die Zahl der sich ausbildenden
Stromwege 7 variiert, wodurch folglich die Leitfähigkeit/der spezifische Widerstand
der Polymermischung insgesamt beinflusst wird.
[0040] Es kann auch vorgesehen sein, dass zusätzlich zu dem Additiv nadelförmige Metallpartikel
von makroskopischer Größe, also mit etwa 0,1 bis 2 mm Länge, in die Matrix 8 eingebettet
sind. Diese Metallpartikel treten als feine Spitzen an den Oberflächen der antistatischen,
quasi-leitenden Fäden aus; an diesen Spitzen kann jeweils eine Corona-Sprühentladung
erfolgen.
[0041] In Fig. 3 ist ein Abschnitt eines nach der Erfindung hergestellten Gewebes 100 dargestellt.
Sowohl Kettfäden 3 als auch Schußfäden 4 sind Bändchen aus einem thermoplastischen
Kunststoff. Solche Bändchen werden auf einfache Weise dadurch erhalten, dass eine
Folie aus dem Kunststoff hergestellt wird, die anschließend durch Messer in Bahnrichtung
in Bändchen geschnitten wird; die Bändchen werden dann noch gereckt. Da auch Standardkunststoffe,
insbesondere Polypropylen, geeignet sind und die Bändchen im Vergleich zu textilen
Garnen eine große Breite von ca. 0,5 bis 5 mm haben, können kostengünstig großflächige
Gewebe hergestellt werden. In das Gewebe 100 sind antistatische, quasi-leitende Fäden
4 eingewebt, die hier zur besseren Darstellung schematisch als fette Doppellinie gezeichnet
sind.
[0042] Die antistatischen, quasi-leitenden Fäden 4 sind bevorzugt in einem Abstand von etwa
3 cm zueinander in Kette eingewebt. Um insbesondere für den Fall eines Bruches des
antistatischen, quasi-leitenden Fadens eine Ableitung der elektrischen Ladung sicherzustellen,
können auch in größeren Abständen von vorzugsweise 30 cm antistatische, quasi-leitende
Fäden 5 in Schuss eingewebt werden. Über diese Schussfäden 5 kann bei Unterbrechung
eines quasi-leitenden Kettfadens 4 eine Umleitung des elektrischen Ladungsflusses
bis zum nächsten intakten Kettfaden 4 erreicht werden.
[0043] Ob die antistatischen, quasi-leitenden Fäden 4 hauptsächlich als Schuss- oder Kettfäden
verwebt werden, ist für die elektrischen Eigenschaften des erfindungsgemäßen Gewebes
ohne Belang und kann nach den Erfordernissen des Webers gewählt werden.
[0044] Da die Geometrie von nicht-leitenden Fäden 2, 3 und antistatischen, quasi-leitenden
Fäden 4, 5 vorzugsweise gleich ist, ergeben sich auch dann keine webtechnischen Schwierigkeiten,
wenn die antistatischen, quasi-leitenden Fäden im Schuss verwebt werden.
[0045] Es können jedoch auch runde Fäden mit eingemischtem Additiv Verwendung finden, wenn
sie sehr dünn sind und damit die Möglichkeit einer guten Corona-Entladung bieten.
[0046] Fig. 4 zeigt die Entladung des Gewebes. Aufgetragen ist der Spannungsabfall über
die Zeit. Ausgehend von einem hohen Potenzial U
H wird zum Zeitpunkt t
1 die Ladungszufuhr unterbrochen. Wie die durchgezogene, obere Linie zeigt, baut sich
durch andauernde Corona-Entladung an den Bändchenkanten, den Fadenenden und an eventuell
beigemischten makroskopischen Metallpartikelspitzen die Ladung kontinuierlich ab,
bis sie zum Zeitpunkt t
2 ein Minimum auf dem Niveau von U
L1 erreicht. Eine Erdung wurde hier nicht vorgenommen.
[0047] Wird das gleiche Gewebe mit einem Massekabel geerdet, baut sich die Ladung - wie
durch die gestrichelte Linie angedeutet - schneller und auf ein noch niedrigeres Niveau
U
L2 ab, jedoch sind beide Male die Niveaux der Restpotenziale U
L1 und U
L2 so gering, dass bei einer Berührung durch Personen, metallische Gegenstände etc.
kein Zündfunke mehr überspringt.
1. Antistatisches Gewebe (100) für flexible Schüttgutbehälter, welches elektrisch nicht
leitende (2,3) und antistatische, quasi-leitende Fäden (4) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass die antistatischen, quasi-leitenden Fäden (4) aus einem thermoplastischen Kunststoff
bestehen, in den ein die Leitfähigkeit erhöhendes Additiv eingemischt ist, welches
ein thermoplastisches, wärmehärtendes oder vernetztes Polymer ist, das von einem elektrisch
leitfähigen Netzwerk aus mikrokristallinen Nadeln (5) durchdrungen ist, und dass der
antistatische, quasi-leitende Faden bändchenförmig mit einem annähernd rechteckigen
Querschnitt und einer schmalen scharfen Kante ausgebildet ist oder ein dünner runder
Faden ist.
2. Gewebe (100) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Additiv in einem Masseanteil von 5% bis 30% in den thermoplastischen Kunststoff
der antistatischen, quasi-leitenden Fäden (4) eingemischt ist.
3. Gewebe (100) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zusätzlich zu dem Additiv nadelförmige Metallpartikel in den thermoplastischen Kunststoff
der antistatischen, quasi-leitenden Fäden (4) eingebettet sind.
4. Gewebe (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der bändchenförmige Faden eine Dicke von 100µ bis 500µm aufweist und die Breite das
10 bis 100fache der Dicke beträgt.
5. Gewebe (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 4 dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand der antistatischen, quasi-leitenden Fäden (4) zueinander in Kettrichtung
(3) 1 bis 5 cm, vorzugsweise 3 cm, beträgt.
6. Gewebe (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand der antistatischen, quasi-leitenden Fäden (4) in Schußrichtung 10 cm
bis 60 cm, vorzugsweise 30 cm, beträgt.
7. Gewebe (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, gekennzeichnet durch eine die Kettfäden (2), die Schussfäden (3) und die antistatischen, quasi-leitenden
Fäden (4) überdeckende antistatische Kunststoffbeschichtung, die aus einem thermoplastischen
Kunststoff besteht, in den ein die Leitfähigkeit erhöhendes Additiv eingemischt ist.
8. Flexibler Schüttgutbehälter (10), bestehend aus einem flexiblen Tragbeutel und daran
befestigten Tragvorrichtungen (Tragschlaufe (17, 17'), -öse, -gurt oder ähnliches),
wobei wenigstens der Tragbeutel aus dem antistatischen Gewebe (100) nach einem der
Ansprüche 1 bis 7 gebildet ist.
9. Flexibler Schüttgutbehälter (10), bestehend aus einem flexiblen Tragbeutel und daran
befestigten Tragvorrichtungen (Tragschlaufe (17, 17'), -öse, -gurt oder ähnliches),
wobei wenigstens der Tragbeutel aus dem antistatischen Gewebe (100) nach Anspruch
8 gebildet ist und wobei eine antistatische Kunststoffbeschichtung an der am Tragbeutel
nach außen gewandten Oberfläche des antistatischen Gewebes aufgebracht ist.
10. Flexibler Schüttgutbehälter (10) nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass das antistatische Gewebe (100) des Schüttgutbehälters in dessen Deckel- (14) und
Kragenbereich (16) eine gegenüber dem übrigen Gewebe des Tragbeutels erhöhte Anzahl
von antistatischen, quasi-leitenden Fäden (4) aufweist.