[0001] Die Erfindung betrifft ein elektronenstrahltransparentes Fenster sowie ein Verfahren
zu seiner Herstellung, wobei das Fenster eine elektronenstrahltransparente Folie sowie
ein Element zur Unterstützung eines peripheren Bereichs der elektronenstrahltransparenten
Folie im Betriebszustand umfasst. Zudem betrifft die Erfindung einen Röntgenstrahler.
[0002] Derartige Fenster finden überall dort Anwendung, wo empfindliche Objekte von äußeren
Bedingungen abgeschirmt werden sollen, aber trotzdem noch eine ausreichende Transparenz
zum Durchtritt des Elektronenstrahls gewährleistet ist. In der DE 198 21 939 A1 ist
die Verwendung derartiger Fenster in einer Röntgenröhre mit einem flüssigen Metalltarget
vorgeschlagen worden, welche auch LIMAX-Röntgenröhre (LIMAX=Liquid Metal Anode X-ray
Tube) genannt wird. Ein solcher Röntgenstrahler besteht im wesentlichen aus einer
Elektronenquelle und einem Target aus einem im Betriebszustand des Strahlers zirkulierenden
Metall. Das Flüssigmetall ist in einem Pumpenkreislauf enthalten und wird von einem
Verteilerkopf über eine Edelstahlplatte in einen Auffangtopf gepumpt. Der Elektronenstrahl
trifft auf das über die Edelstahlplatte fließende flüssige Metall und erzeugt darin
Röntgenstrahlung. Mit Hilfe des Fensters wird erreicht, dass der Vakuumraum der Elektronenquelle
und das Target voneinander in zwei unabhängige Räume getrennt werden, so dass das
Target insgesamt weniger empfindlich hinsichtlich der Strömungsart und der Wahl des
Flüssigmetalls wird. Ein hier eingesetztes Fenster umfasst beispielsweise eine Diamantfolie,
die auf ein Silizium-Trägersubstrat aufgedampft ist, wobei anschließend das Trägersubstrat
teilweise zur Erzeugung eines Fensterbereichs bzw. einer Durchlasszone für den Elektronenstrahl
entfernt wird. Das so aufgebaute Fenster wird direkt in den Röhrenkolben eingesetzt.
[0003] An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass im Sinne dieser Erfindung zwischen
den Begriffen Trägersubstrat und Halteelement unterschieden wird. Das Trägersubstrat
dient als Abscheidefläche oder Hilfsfläche zur Herstellung der Fensterfolie, das Halteelement
zur Positionierungshilfe der Folie für den Betriebszustand.
[0004] Es hat sich gezeigt, dass Fenster, wie sie aus der DE 198 21 939 A1 bekannt sind,
Druckdifferenzen von mehr als 4 bar nicht gewachsen sind, da bei höheren Druckdifferenzen
der Diamantfilm von dem Silizium-Substrat wegen unzureichender Haftung abreißt und
somit das Fenster birst. Der Berstdruck wird insbesondere bei LIMAX-Röhren während
der Startphase des Röhrenbetriebs erreicht, bei dem Druckdifferenzen von mehr als
4 bar auftreten.
[0005] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein elektronenstrahltransparentes
Fenster und ein entsprechendes Verfahren zu seiner Herstellung zu schaffen, welches
als Separationselement unterschiedlichen Bedingungen bzw. schwankenden Bedingungen
zwischen zwei Räumen sicher standhalten kann. Insbesondere soll ein Fenster für Überdruck
und Vakuumanwendungen bereitgestellt werden, das Druckdifferenzen auch von mehr als
4 bar in seinem Betriebszustand standhält.
[0006] Diese Aufgabe wird durch ein elektronenstrahltransparentes Fenster gelöst, das eine
von einem Trägersubstrat abgetrennte elektronenstrahltransparente Folie sowie ein
Halteelement zur Unterstützung eines peripheren Bereichs der elektronenstrahltransparenten
Folie im Betriebszustand umfasst, wobei das Halteelement aus einem Material besteht,
das einen dem linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten des Folienmaterials angepassten,
im Sinne von gleichen oder ähnlichen, linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten aufweist.
[0007] Vorzugsweise besteht die elektronenstrahltransparente Folie aus Diamant mit einer
Dicke nicht größer als 10µm. Nach einer vorteilhaften Ausführungsform kann die Folie
auch aus Molybdän bestehen, ggf. auch aus Beryllium.
[0008] Im Falle der Diamantfolie empfiehlt es sich, dass das Halteelement vorzugsweise aus
einem Material mit einem linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten kleiner als oder gleich
9x10
-6/K besteht, insbesondere empfiehlt sich die Wahl eines Werkstoffs mit einem linearen
Wärmeausdehnungskoeffizienten, welcher im Intervall zwischen 0,5-1 x10
-6/K und 9x10
-6/K liegt. Der untere Grenzwert ergibt sich durch den linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten
von Diamant. Der lineare Wärmeausdehnungskoeffizient des Ideal-Diamanten als Ein-
oder Monokristall liegt bei 0,5x10
-6/K, bei der Herstellung nach dem CVD-Verfahren und damit verbundenen polykristallinen
Ausbildung steigt der Koeffizient bis auf einen Wert von ca. 1x10
-6/K.
[0009] Das Halteelement besteht vorzugsweise aus Materialien wie Molybdän mit einem linearen
Wärmeausdehnungskoeffizienten zwischen 5-6x10
-6/K, Wolfram, Titan, Tantal sowie deren niedriglegierte Legierungen, Gläser, Keramiken
mit entsprechend niedrigen linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten, auch aus Diamant
und ggf. aus Materialien, die einen niedrigeren linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten
aufweisen als Diamant, insbesondere als Diamant mit polykristalliner Ausbildung.
[0010] Nach einer ersten vorteilhaften Ausführungsform bestehen die elektronenstrahltransparente
Folie und das Halteelement einstückig aus Diamant. Besonders vorteilhaft erweist sich
hier die einstückige Ausführungsform des Fensters mit Halteelement, welche aus einer
einstückigen Diamantplatte mit ursprünglicher Dicke von mehr als 10µm gefertigt ist.
[0011] Nach einer zweiten alternativen Ausführungsform sind die elektronenstrahltransparente
Folie und das Halteelement zweistückig ausgebildet, wobei die Folie mit einer Dicke
von weniger als 10µm, vorzugsweise weniger als 5µm, über eine Verbindungsschicht auf
dem Halteelement aufgebracht ist. Auch nach der zweiten Ausführungsform können vorzugsweise
sowohl die Folie als auch das Halteelement jeweils aus Diamant oder jeweils aus Molybdän
bestehen. Durch gleiche Wahl der Werkstoffe für die Folie und das Halteelement wird
eine optimale Anpassung der Wärmeausdehnungsverhalten geschaffen.
[0012] Im Gegensatz zu einem konventionellen Fenster, welches aus einem Trägersubstrat mit
einer darauf abgeschiedenen Folie besteht und das höheren Druckdifferenzen wegen der
im Verhältnis nur gering ausgebildeten Haftkräfte zwischen Trägersubstrat und Folie
und somit einem Abschälen der Folie von dem Trägersubstrat nicht standhält, weist
das vorgeschlagene Fenster eine sichere Verbindungsschicht auf. Das Material des Halteelementes
ist so gewählt, dass sein Werkstoffverhalten an das der Diamantfolie angepasst ist,
so dass beide Werkstoffe auf äußere Einflüsse mit ähnlichen Volumenänderungen reagieren.
Insgesamt wird ein Fenster erhalten, das Druckdifferenzen von mehr als 4 bar standhält
und auch als Separationsmittel für Räume geeignet ist, in denen unterschiedliche Bedingungen
herrschen, beispielsweise aufgrund verschiedener Inhalte (unterschiedlich zusammengesetzte
Fluide in verschiedenen Aggregatzuständen).
[0013] Die Verbindungsschicht der zweistückigen Ausführungsform wird vorzugsweise durch
eine Lötschicht aus einem metallischen Aktivlot oder einem Glaslot geschaffen. Dieses
wird auf die Verbindungsflächen des Halteelementes aufgetragen. Die in dem metallischen
Aktivlot enthaltenen Karbidbildner wie beispielsweise Titan oder Molybdän reagieren
an der Kontaktfläche mit der Folie - im Falle einer Diamantfolie mit dem darin enthaltenen
Kohlenstoff - zu Metallkarbiden, die eine feste Verbindung zwischen Folie und Halteelement
schaffen. Ebenso empfiehlt sich eine Klebstoffschicht, beispielsweise auf Basis eines
Epoxydharzes oder eines temperaturbeständigen keramischen Klebers, beispielsweise
vertrieben durch die Fa. Aremco. Vorzugsweise kann die Verbindungsschicht auch durch
eine kombinierte Kleb-Lötschicht geschaffen werden, wobei hier insbesondere die Kombination
von Glasloten mit Keramikklebstoffen hervorzuheben ist.
[0014] Zudem wird vorgeschlagen, dass mindestens eine Oberfläche der strahlungsdurchlässigen
Folie mindestens eine - über die Oberfläche der Folie hinausgehende - Verdickung aufweist,
deren Dicke mindestens 10% der Foliendicke beträgt. Die vorgeschlagenen Verdickungen
im Sinne von mechanischen Verstärkungsrippen oder Verstärkungsmustern sollen bevorzugt,
aber nicht einschränkend, eine Dicke aufweisen, die insbesondere kleiner ist als die
Gesamtdicke der Folie, mindestens aber 10% der Foliendicke. Die Verdickungen sind
regelmäßig - beispielsweise in parallel verlaufenden Verstärkungselementen oder in
Form eines Gatters - oder auch unregelmäßig angeordnet. Diese Verdickungen stabilisieren
die Folie mechanisch und lassen dennoch Bereiche höherer Transparenz für den Elektronenstrahl
zu.
[0015] An dieser Stelle sei auf die EP 0 476 827 A1 verwiesen, die röntgenstrahltransparente
und damit gattungsfremde Fenster offenbart, weil elektronenstrahltransparente Fester
grundsätzlich andere Rahmenbedingungen für die Transparenz zu erfüllen haben als röntgenstrahltransparente.
Hier wird ein Röntgenstrahl-Fenster beschrieben, welches eine röntgenstrahltransparente
Folie aus Diamant, ein Trägersubstrat, beispielsweise Silizium, auf dem die Diamantfolie
abgeschieden wird, sowie einen Trägerring im Sinne eines Halteelementes zur Unterstützung
eines peripheren Bereichs des röntgenstrahltransparenten Folie umfasst. Die Diamantfolie
ist zur Erhöhung ihrer mechanischen Festigkeit auf ihrer Oberfläche mit ebenfalls
aus Diamant bestehenden Verstärkungs-Kreuzstücken versehen. Der Trägerring besteht
aus Aluminium. Zur Herstellung eines solchen Fensters wird ein flaches Trägersubstrat
mit einem kohlenstoffhaltigen Gas nach einem Gasphasenabscheidungsverfahren - beispielsweise
nach dem CVD-Verfahren (chemical vapor deposition) bedampft, so dass eine Diamantfolie
einer Dicke zwischen 0,05 bis 10µm aufwächst. Es wird eine Maske aufgelegt, die an
den Stellen, an denen die Verstärkungsrippen liegen sollen, Aussparungen aufweist,
und ansonsten einer Diamantabscheidung entgegenwirkt. Wenn die Dicke der Verstärkungs-Kreuzstücke
größer ist als die der Folie, wird die Abscheidung beendet, die Maske entfernt, das
Trägersubstrat mittig im späteren Fensterbereich weggeätzt und mit dem Trägerring
verbunden. Das Substrat kann auch vollständig weggeätzt und der Trägerring aus Aluminium
direkt mit der Diamantfolie verbunden werden.
[0016] Als Herstellungsverfahren für die erfindungsgemäß vorgeschlagene einstückige Variante
wird vorgeschlagen, in einem ersten Schritt eine einkristalline oder polykristalline
Diamantplatte mit einer Dicke zwischen 10 bis 1.000µm herzustellen und diese Platte
in einem mittigen Bereich über eine mindestens dem Querschnitt des Elektronenstrahls
entsprechende Fläche bis zu einer für einen Elektronenstrahl durchlässigen Dicke auszudünnen.
Dieser Ausdünnvorgang erfolgt vorzugsweise durch eine bekannte Laser- oder Ionenstrahlbearbeitung.
Diese Zone weist entsprechend dem Querschnitt des Elektronenstrahls typischerweise
rechteckige Dimensionen von kleiner als 5 bis 2 mm auf. Nach einer vorteilhaften Verfahrensvariante
kann dieses einstückige Fenster mit Verstärkungselementen versehen werden, indem die
mittige Zone der Platte ungleichmäßig ausgedünnt wird. Es empfiehlt sich hierbei,
die Kantenbereiche der mittigen Durchlasszone weniger stark auszudünnen, so dass sich
die Verdickungen im Außenbereich der ausgedünnten bzw. ausgearbeiteten Zone befinden.
Der Durchtritt des Elektronenstrahls durch die Durchlasszone bleibt somit im wesentlichen
ungestört. Die Ausdünnung mit unterschiedlichen Bearbeitungstiefen wird über die eingebrachte
Leistung gesteuert.
[0017] Zudem soll in einer vorteilhaften Ausführungsform elektrisch leitfähiger Diamant
zur Anwendung kommen, was beispielsweise durch Dotierung der Diamantfolie bzw. der
Diamantplatte mit Bor während der Gasphasenabscheidung erreicht wird.
[0018] Vorteilhafterweise kommt das vorgeschlagene Fenster in einem Röntgenstrahler mit
den Merkmalen des Anspruchs 16 zum Einsatz, sein Einsatz ist aber natürlich nicht
auf diese Verwendung beschränkt.
[0019] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung, in der die in den Figuren dargestellten Ausführungsformen der Erfindung
näher erläutert werden. Neben den oben aufgeführten Kombinationen von Merkmalen sind
auch Merkmale alleine oder in anderen Kombinationen erfindungswesentlich. Es zeigen
jeweils schematisch:
- Figur 1
- den Querschnitt einer zweistückigen Ausführungsform des erfindungsgemäß vorgeschlagenen
elektronenstrahltransparenten Fensters;
- Figur 2
- den Querschnitt einer Weiterbildung der zweistückigen Ausführungsform nach Figur 1;
- Figur 3
- die Draufsicht der Weiterbildung nach Figur 2;
- Figur 4
- den Querschnitt einer einstückigen Ausführungsform des erfindungsgemäß vorgeschlagenen
elektronenstrahltransparenten Fensters;
- Figur 5
- den Querschnitt einer Ausführung des Fensters nach Figur 4 mit ungleichmäßiger Diamantfoliendicke;
- Figur 6
- den Querschnitt einer zweiten Ausführung des Fensters nach Figur 4 mit ungleichmäßiger
Diamantfoliendicke;
- Figur 7
- in einem Diagramm die Abhängigkeit der Fenstergeometrien von dem Berstdruck für herkömmlich
aufgebaute Fenster (Dreiecke) und erfindungsgemäße Fenster (Punkte);
- Figur 8
- einen Röntgenstrahler mit einem elektronenstrahltransparenten Fenster nach der Erfindung.
[0020] Figur 1 zeigt den Querschnitt eines zweistückig aus einer Diamantfolie 1 und einem
separaten, ringförmigen Halteelement 2 aufgebauten Fenster 3, wobei die Folie 1 und
das Halteelement 2 über eine Klebe- oder Lötschicht 4 miteinander verbunden sind.
Die Diamantfolie 1 weist eine Dicke von bis zu 10µm auf und ist für einen Elektronenstrahl
transparent. Das Material des Halteelementes 2 ist dadurch gekennzeichnet, dass es
ein temperaturbeständiges Metall ist und einen linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten
aufweist, dessen Wert vorzugsweise kleiner als 9x10
-6/K und somit ähnlich oder gleich dem Ausdehnungskoeffizienten des Diamants ist. Hierunter
fällt beispielsweise Molybdän. Gleichzeitig ist es denkbar, dass die elektronenstrahltransparente
Folie aus Molybdän und das Halteelement aus einem hinsichtlich seines Ausdehungsverhaltens
an Molybdän angepassten Werkstoffs hergestellt ist.
[0021] Hervorzuheben ist, dass das Halteelement 2 nicht bei der eigentlichen Herstellung
der Diamantfolie im Sinne eines Trägersubstrates beteiligt war, sondern erst nach
der Herstellung der Diamantfolie mit dieser verbunden wird.
[0022] Die Herstellung von dünnen Diamantschichten ist bekannt und erfolgt nach Gasabscheidemethoden.
Die Diamantfolie wird dann von dem Trägersubstrat, auf der sie abgeschieden wurde,
vollständig befreit - beispielsweise durch Wegätzen oder evtl. durch Abschleifen des
Substrates - und mit ihren peripheren Bereichen bzw. Kantenbereichen mit dem Halteelement
2 verbunden, so dass ein transparenter Durchlassbereich 5 entsteht.
[0023] Zur mechanischen Stabilisierung der dünnen Diamantschicht 10 wird diese auf ihrer
Oberfläche, die von dem Halteelement 2 abgewandt ist, mit Verdickungen 16a,b,c im
Sinne von Strukturelementen oder Verstärkungselementen versehen, wie die Ausführungsform
in Figur 2 zeigt. Gleiche Bauteile zu Figur 1 sind mit gleichen Bezugszeichen versehen.
Diese Verdickungen 16a,b,c bestehen ebenfalls aus Diamant und verlaufen bei dieser
Ausführungsform parallel nebeneinander, was in der Draufsicht der Figur 3 verdeutlicht
wird. Es sind ebenso Ausführungsformen mit ungleichmäßig angeordneten Verdickungen
denkbar; ebenfalls sind andere Geometrien oder Muster, zu denen die Verdickungen angeordnet
sind, denkbar. In dem in Figur 2 gezeigten Fenster weisen die Verdickungen 16a,b,c
eine dreieckförmige Geometrie auf. In ihrer Dicke erreichen sie nicht die Gesamtdicke
der Diamantfolie, sie sollte aber mindestens 10% der Gesamtdicke der Folie betragen.
Zudem ist es möglich, beide Oberflächen der Diamantfolie mit Verdickungen oder nur
die dem Halteelement zugewandte Oberfläche zu versehen. Es ist jeweils auf ein Gleichgewicht
des Einflusses einer mechanischen Stabilisierung sowie ausreichender Bereiche höherer
Transparenz als Durchlassbereiche für den Elektronenstrahl zu achten. Die Verdickungen
können der Diamantfolie beispielsweise durch entsprechende Strukturierung des zu beschichtenden
CVD-Trägersubstrat während des Abscheidevorgangs aufgeprägt werden. Es ist aber auch
möglich, beispielsweise per Laserablation oder mittels eines Ionenstrahls - ausgehend
von einer dickeren Folie - Bereiche abzutragen, die die späteren elektronenstrahltransparenten
Bereiche bilden.
[0024] Neben dem Lösungsprinzip einer festen Verbindung durch Verwendung einer Kleb- oder
Lötschicht zwischen Diamantfolie und Halteelement aus einem Material mit einem niedrigen
linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten wird erfindungsgemäß das Lösungsprinzip eines
einstückigen Fensters vorgeschlagen, welches gänzlich aus Diamant besteht. Figur 4
stellt einen Querschnitt eines solchen Fensters dar. Die Folie (300a) und das Halteelement
(300b) bilden bei dieser Ausführungsform eine Gesamtheit, das Fenster 300. Hierzu
wird eine Diamantplatte von einer Dicke größer als 10µm, vorzugsweise bis zu 1.000µm,
verwendet, die durch Laser- oder Ionenablation über eine mindestens dem Querschnitt
des Elektronenstrahls entsprechende Fläche bis zu einer für Elektronen durchlässigen
Dicke ausgedünnt wird. Hierdurch entsteht also der eigentliche Fensterbereich 307
mit dem Halteelement 300b. Neben dieser gleichmäßigen Ausbildung des Fensterbereichs
weist die Ausführungsform nach Figur 5, die ebenfalls einstückig aus Diamant hergestellt
ist, eine ungleichmäßig verdünnte Diamantplatte und somit einen um Verdickungsbereiche
310a,b verstärkten Durchlassbereich 308 auf. Der Elektronenstrahl kann durch die elektronenstrahltransparenten
Bereiche 311a,b,c zwischen den Verdickungen hindurchtreten. Bei der vorteilhaften
Ausführungsform nach Figur 6 befinden sich die Verdickungen bzw. die nicht abgearbeiteten
Bereiche 312a,b im Außenbereich der ausgearbeiteten Zone bzw. des Durchlassbereichs
309; der Unterschied zum Fenster nach Figur 5 ist mit gestrichelten Linien dargestellt.
Bei ausreichender Stabilisierung bleibt der eigentliche Durchlassbereich 309 dennoch
ungestört.
[0025] Mit Hilfe des Diagramms nach Figur 7 wird deutlich, dass die wie vorgeschlagen aufgebauten
Fenster zu den bekannten Fenstern, bestehend aus einem Trägersubstrat mit einer beim
Abscheideprozess aufgebrachten Diamantfolie, bessere Druckbeständigkeiten aufweisen.
Als Maß hierfür ist der Berstdruck angegeben. Die Dicke und der Durchmesser geben
Geometriewerte für das jeweilige Fenster an. Als Durchmesser wird hier die größte
Längsabmessung der Fensteröffnung bzw. der Durchlasszone in cm verstanden, die beispielsweise
bei Kreisöffnungen dem Durchmesser, bei elliptischen Öffnungen der großen Achse der
Ellipse und bei rechteckigen Öffnungen der größten Seitenlänge entspricht. Es ist
ersichtlich, dass die Fensterproben mit weniger stark haftenden Folien auf Silizium-Trägersubstraten
(Dreiecke) sich bei einem Druck von 3-4bar ablösten. Zum Erreichen höherer Berstdrücke
(Kreise) wurde die Diamantfolie erfindungsgemäß vollständig von dem Trägersubstrat
gelöst und fest mit einem separaten Halteelement bzw. Fensterhalterung aus einem Material
mit einem relativ niedrigen linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten über eine separate
Verbindungsschicht verbunden oder alternativ einstückig hergestellt. Die gestrichelte
Linie entspricht dem experimentell gefundenen Grenzwert für den Berstdruck der Fenster,
wobei gilt:

und somit eine Abweichung zu der bekannten Abhängigkeit

Die Fensterdicke in µm muss demnach größer als das 0,7fache des Produkts aus Durchmesser(cm)
und Druckdifferenz zwischen den beiden Seiten des Fensters sein.
[0026] Figur 8 gibt einen Überblick über einen Röntgenstrahler 20, der nach dem LIMAX-Verfahren
arbeitet, in dem ein erfindungsgemäß vorgeschlagenes Fenster 3 mit den beschriebenen
Weiterbildungen bevorzugt zum Einsatz gelangen kann. Der Röntgenstrahler setzt sich
aus dem Röntgenkolben 21 und einem Flüssigmetall-Kreislauf-System 22 zusammen. Der
Röntgenkolben 21 ist durch das Fenster 3 vakuumdicht abgeschlossen. In dem Vakuumraum
des Röntgenkolbens 21 befindet sich eine Elektronenquelle in Form einer Kathode 23,
die im Betriebszustand einen Elektronenstrahl 24 emittiert, der durch das Fenster
3 hindurch auf ein flüssiges Metall trifft, welches über eine Stahlplatte geführt
wird. Hierzu ist das Flüssigmetall-Kreislauf-System 22 vorgesehen, welches sich zusammensetzt
aus einem Rohrleitungssystem 25, in dem das flüssige Metall von einer Pumpe 26 angetrieben
wird, um in einem Abschnitt 27 an der Außenseite des Fensters 3 vorbeiströmen. Nach
Passieren des Abschnitts 27 gelangt es in einen Wärmetauscher 28, aus dem die erzeugte
Wärme mittels eines geeigneten Kühlkreislaufs abgeführt wird. Durch die Wechselwirkung
der durch das Fenster hindurchtretenden Elektronen mit dem flüssigen Metall entsteht
Röntgenstrahlung (d.h. das flüssige Metall dient als Target), die durch das Fenster
3 und ein Röntgenstrahlen-Austrittsfenster 29 im Kolben 21 hindurch austritt.
[0027] Insbesondere dann, wenn die vorgeschlagenen Fenster zur Anwendung in derartigen Röntgenstrahlern
kommen, empfiehlt es sich, einen dotierten Diamanten zu verwenden, um über die Leitfähigkeit
ein Aufladen des Fensters im Betrieb und somit ein Ablenken, ein Abbremsen oder ein
Stoppen des Elektronenstrahls zu verhindern. Für einen Dotiervorgang eignet sich Bor,
um den spezifischen Widerstand auf weniger als 1.000 Ohm cm zu reduzieren.
1. Elektronenstrahltransparentes Fenster umfassend eine von einem Trägersubstrat abgetrennte
elektronenstrahltransparente Folie (1, 10, 300a) sowie ein Halteelement (2, 300b)
zur Unterstützung eines peripheren Bereichs der elektronenstrahltransparenten Folie
im Betriebszustand, wobei das Halteelement (2, 300b) aus einem Material besteht, das
einen dem linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten des Folienmaterials angepassten linearen
Wärmeausdehnungskoeffizienten aufweist.
2. Elektronenstrahltransparentes Fenster nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die elektronenstrahltransparente Folie aus Diamant besteht.
3. Elektronenstrahltransparentes Fenster nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die elektronenstrahltransparente Folie aus Molybdän besteht.
4. Elektronenstrahltransparentes Fenster nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Halteelement (2, 300b) aus einem Material besteht mit einem linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten
unterhalb von 9x10-6/K.
5. Elektronenstrahltransparentes Fenster nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Halteelement (2) aus einem Material besteht, welches aus einer Gruppe der folgenden
Materialien wählbar ist: Metalle, wie Molybdän, Wolfram, Titan, Tantal sowie deren
niedriglegierte Legierungen, Diamant, Gläser, Keramiken mit entsprechend niedrigen
linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten.
6. Elektronenstrahltransparentes Fenster nach Anspruch 2 und 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die elektronenstrahltransparente Folie (300a) und das Halteelement (300b) einstückig
aus Diamant bestehen.
7. Elektronenstrahltransparentes Fenster nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die elektronenstrahltransparente Folie (1, 10) und das Halteelement (2) zweistückig
ausgebildet sind und die Folie über eine Verbindungsschicht (4) auf dem Halteelement
aufgebracht ist.
8. Elektronenstrahltransparentes Fenster nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verbindungsschicht (4) eine Lötschicht aus einem metallischen Aktivlot oder einem
Glaslot oder eine Klebstoffschicht oder eine kombinierte Kleb-Lötschicht ist.
9. Elektronenstrahltransparentes Fenster nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens eine Oberfläche der elektronenstrahltransparenten Folie mindestens eine
Verdickung (16a,b,c; 310a,b; 312a,b) aufweist, deren Dicke mindestens 10% der Foliendicke
beträgt.
10. Elektronenstrahltransparentes Fenster nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass für die Dicke der Diamantfolie gilt:

mit Δp (bar) als Druckdifferenz zwischen den beiden Fensterseiten und
mit L als größten Längsabmessung L der Fensteröffnung.
11. Verfahren zur Herstellung eines elektronenstrahltransparenten Fensters nach Anspruch
2 und 6, umfassend eine elektronenstrahltransparente Folie (1, 10, 300a) aus Diamant
sowie ein Element zur Unterstützung eines peripheren Bereichs der elektronenstrahltransparenten
Folie im Betriebszustand,
gekennzeichnet durch die folgenden Schritte:
Herstellen einer Diamantplatte mit einer Dicke zwischen 10 bis 1.000µm;
Ausdünnen der Platte über eine mindestens dem Querschnitt des Elektronenstrahls entsprechende
Fläche bis zu einer für Elektronen transparenten Dicke zur Bildung einer Durchlasszone
(307, 308, 309) mit dem die Durchlasszone umgebenden Halteelement (300b) als Unterstützungselement.
12. Verfahren zur Herstellung eines elektronenstrahltransparenten Fensters nach Anspruch
11,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Durchlasszone (308, 309) der Platte unter Erzeugung von Verdickungselementen
(310a,b; 312a,b) zur mechanischen partiellen Stabilisierung der Folie ungleichmäßig
ausgedünnt wird.
13. Verfahren zur Herstellung eines elektronenstrahltransparenten Fensters nach Anspruch
12,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Kantenbereiche (312a,b) der mittigen Durchlasszone (309) weniger stark ausgedünnt
werden.
14. Verfahren zur Herstellung eines elektronenstrahltransparenten Fensters nach Anspruch
2 und 7, umfassend eine elektronenstrahltransparente Folie (1, 10, 300a) aus Diamant
sowie ein Element zur Unterstützung eines peripheren Bereichs der elektronenstrahltransparenten
Folie im Betriebszustand,
gekennzeichnet durch die folgenden Schritte:
Abscheiden einer elektronenstrahltransparenten Diamantfolie auf einem Trägersubstrat
aus einem kohlenstoffhaltigen Gas;
vollständiges Entfernen des Trägersubstrates von der Diamantfolie, Verbinden eines
peripheren Bereichs der Diamantfolie (1, 10) mit einem Halteelement (2) als Unterstützungselement
unter Belassen eines Folienfensters, wobei das Halteelement (2) aus einem Material
besteht, das einen dem linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten von Diamant angepassten
linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten aufweist.
15. Verfahren zur Herstellung eines elektronenstrahltransparenten Fensters nach Anspruch
14,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Diamantfolie (1, 10) mit dem Halteelement (2) verlötet wird.
16. Röntgenstrahler mit einer Elektronenquelle (23) zur Emission von Elektronen, einem
Target aus einem im Betriebszustand des Röntgenstrahlers zirkulierenden flüssigen
Metall, das beim Auftreffen der Elektronen Röntgenstrahlung emittiert, und mit einem
elektronenstrahltransparenten Fenster nach einem der Ansprüche 1 bis 8 als Trennelement
zwischen der Elektronenquelle und dem Target.