[0001] Die Erfindung betrifft eine Anordnung zur Bearbeitung von Druckprodukten gemäss Oberbegriff
des Anspruchs 1. Solche Anordnungen sind beispielsweise als Rund-Klebebinder seit
langem bekannt. Diese umfassen für die Buchproduktion mehrere Bearbeitungsstationen,
insbesondere eine Frässtation, eine Rückenabsenkstation, eine Leimstation und eine
Umschlag-Pressstation. Der zu bearbeitende Buchblock wird zu diesen Stationen geführt
und entsprechend bearbeitet.
[0002] Für die handwerkliche Produktion von Büchern sind vergleichsweise kostengünstige
Anordnungen bekannt, die mit einer Zange arbeiten, welche die verschiedenen Bearbeitungsstationen
durchläuft, um dann wieder in die Ausgangsstation zurückzukehren. Mit einer solchen
Anordnung ist eine individuelle Buchherstellung möglich. Nachteilig ist jedoch die
vergleichsweise kleine Leistung, weshalb eine solche Anordnung für die industrielle
Buchproduktion nicht geeignet ist.
[0003] Eine für die industrielle Buchherstellung vorgesehene Anordnung ist im Stand der
Technik aus der DE - A- 33 01 032 bekannt geworden. Diese ist für die Herstellung
von rückenbeleimten Blöcken vorgesehen. Die Blöcke werden zu ihrer Bearbeitung mittels
einer Zuführeinrichtung in Aufnahmen eines Revolvers eingeschoben. Der Revolver bzw.
Drehtisch ist schrittweise antreibbar, sodass die zu bearbeitenden Blöcke durch Drehen
des Revolvers den Bearbeitungsstationen zugeführt werden können. Die Teilung der Aufnahmen
ist so ausgebildet, dass bei einem ersten Umlauf im Revolver die Buchblöcke an einer
Abführeinrichtung vorbeigeführt werden und erst bei einem zweiten oder dritten Umlauf
zur Abführvorrichtung gelangen und mittels dieser entfernt werden. Die Bearbeitungsstationen
werden mit derselben Geschwindigkeit durchlaufen. Mit dieser Anordnung können grosse
Serien von Büchern produziert werden, die alle identisch sind.
[0004] Sowohl die oben genannte Anordnung für die handwerkliche Produktion als auch die
für die industrielle Produktion bekannte Anordnung eignen sich nicht für Druckmaschinen,
insbesondere Digitaldruckmaschinen, die eine sogenannte "On demand" Produktion ermöglichen.
Bei dieser Produktion ist der Ausstoss der Druckmaschine unregelmässig und individuell;
dünnere Produkte sind in kürzerer Zeit gedruckt als dickere. Es werden sowohl kleinere
als auch grössere Serien hergestellt. Die Buchblöcke können somit sehr unterschiedlich
sein. Eine handwerkliche Buchproduktion ist aufgrund der hohen Leistungen solcher
Druckmaschinen nicht zweckmässig.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Anordnung der genannten Art zu schaffen,
die sich insbesondere für die "On demand" Produktion eignet und die zudem eine wesentlich
höhere Leistung als die handwerkliche Produktion gewährleistet. Die Aufgabe ist mit
einer Anordnung gemäss Anspruch 1 gelöst.
[0006] Insbesondere bei einem Rund-Klebebinder können die Abschnitte oder Verarbeitungsschritte
so gewählt werden, dass nach dem Durchlauf eines Abschnittes eine an sich beliebige
Wartezeit eingeschaltet werden kann. Bei der Klebebindung ist z.B. wesentlich, dass
beim Verarbeitungsschritt Beleimen des Rückens der Umschlag unmittelbar angebracht
wird, da ansonst der Leimauftrag trocknet oder kühlt und der verzögert angebrachte
Umschlag nicht mehr einwandfrei klebt. Auf diese Art ist es möglich, die für die Qualität
der Produktion wichtige Verarbeitungsgeschwindigkeit bei den kritischen Schritten
und insbesondere beim Fräsen oder Beleimen und Umschlaganpressen immer gleich zulassen.
Die Produktionsleistung des Klebebinders kann dennoch in weiten Grenzen den Anforderungen
der Druckmaschine oder einer anderen Zuliefermaschine angepasst werden, da die Wartezeiten
zwischen den Abschnitten individuell variiert werden können.
[0007] Die Durchlaufgeschwindigkeit kann beispielsweise so variiert werden, dass jeweils
in einem zweiten Teil eines Abschnittes die Geschwindigkeit niedriger ist als im ersten
Teil. Im zweiten Teil kann die Geschwindigkeit sogar auf Null gesenkt werden, sodass
die Maschine ganz anhält. Damit lassen sich bestimmte Bearbeitungsvorgänge bei geringer
Geschwindigkeit oder sogar im Stillstand ausführen. Bearbeitungsschritte, die bei
geringer Geschwindigkeit oder im Stillstand auszuführen sind, sind insbesondere das
Anpressen eines Umschlages nach dem Leimauftrag.
[0008] Die erfindungsgemässe Anordnung hat den weiteren Vorteil, dass die Verarbeitung an
den unregelmässigen Output einer Druckmaschine angepasst werden kann. Dies ermöglicht
insbesondere eine "On demand" Bearbeitung. Zudem ermöglicht dies konstruktiv einfache
Lösungen. Insbesondere müssen lose Buchblocks nicht in vollem Lauf eingeführt oder
Umschläge nicht im Durchlauf angepresst werden. Diese Verfahrensschritte lassen sich
im Stillstand durchführen. Zudem kann die Verarbeitungsqualität verbessert werden,
da für die entsprechenden Verfahrensschritte mehr Zeit zur Verfügung steht, beispielsweise
zum Anpressen des Umschlages an einen Buchblock.
[0009] Weitere vorteilhafte Merkmale ergeben sich aus den abhängigen Patentansprüchen, der
nachfolgenden Beschreibung sowie der Zeichnung.
[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- schematisch eine Ansicht einer erfindungsgemässen Anordnung und
- Fig. 2
- schematisch der Geschwindigkeitsverlauf über einen Abschnitt in einem Geschwindigkeits-/Zeitdiagramm.
[0011] Die in Fig. 1 gezeigte Anordnung 1 weist einen Drehtisch 8 auf, der um eine vertikale
Achse 9 in Richtung des Pfeiles 10 mittels eines steuerbaren Motors 25 angetrieben
ist. Der Drehtisch 8 kann jedoch auch eine andere umlaufende Fördervorrichtung sein.
Denkbar wäre beispielsweise auch eine ovale Förderstrecke.
[0012] Auf dem Drehtisch 8 sind drei Zangen 11, 11' und 11'' angeordnet, die jeweils aus
zwei beweglichen Backen 11a und 11b bestehen. Diese Zangen 11, 11' und 11'' dienen
jeweils zum Festhalten eines zu bearbeitenden Buchblockes 5.
[0013] Das Beschicken des Drehtisches 8 mit den zu bearbeitenden Buchblöcken 5 erfolgt mittels
einer Zuführeinrichtung 3, welche die losen Buchblöcke 5 in Richtung des Pfeiles 4
einer Zange 11 zuführt. Die Seiten der losen Buchblöcke 5 werden von einer Druckmaschine
2, beispielsweise einer Digitaldruckmaschine erzeugt. Die Zuführeinrichtung 3 weist
vorzugsweise eine Pufferstrecke 24 auf, bei welcher beispielsweise mehrere lose Buchblöcke
5 gestapelt und bei Bedarf an den Drehtisch 8 abgegeben werden. Die Zuführeinrichtung
3 übergibt die losen Buchblöcke 5 an den Drehtisch 8 bei einer Eingabestation 12,
die in Fig. 1 in 1-Uhrposition angeordnet ist. In 11-Uhrposition ist gemäss Fig. 1
eine Abführeinrichtung angeordnet, die beispielsweise ein Transportband aufweist und
welche die bearbeiteten und mit einem Umschlag 19 versehenen Buchblöcke 5' entfernt
und zur weiteren Bearbeitung beispielsweise einer hier nicht gezeigten Schneidvorrichtung
zuführt. Die Auslagerung der Buchblöcke 5' erfolgt an einer Auslagestation 22.
[0014] Die Eingabestation 12 und die Auslagestation 22 bilden einen Abschnitt A, der sich
von 10-Uhr bis 2-Uhr über einen Winkel von 120° erstreckt. Die beiden Bearbeitungsstationen
12 und 22 sind wie ersichtlich unmittelbar nebeneinander angeordnet.
[0015] Ein weiterer, sich ebenfalls über 120° erstreckender Abschnitt B weist eine Frässtation
13 mit einem Fräser 14 und eine Buchabsenkstation 16 auf. Solche Stationen sind dem
Fachmann an sich bekannt.
[0016] Ein dritter Abschnitt C weist eine Leimstation 17 sowie Umschlagzuführ- und eine
Umschlaganpressstation 21 auf. Auch dieser Abschnitt C erstreckt sich über 120°.
[0017] Wie ersichtlich, erstreckt sich jeder der Abschnitte A, B und C über einen Winkel
von 120°. Der Drehtisch 8 ist nun mit dem Motor 15 so angetrieben, dass die Drehgeschwindigkeit
jeweils in ersten Sektoren A', B' und C' verschieden ist von der Drehgeschwindigkeit
in zweiten Sektoren A'', B'' und C''. Insbesondere ist der Drehtisch 8 so angetrieben,
dass die Geschwindigkeit in den Sektoren A'', B'' und C'' niedriger ist als in den
Sektoren A', B' und C'. Damit wird erreicht, dass die Bearbeitungsschritte in den
Sektoren A'',B'' und C'' bei geringerer Geschwindigkeit oder sogar im Stillstand ausgeführt
werden können. Insbesondere kann das Einführen der losen Buchblocks 5 bei der Eingabestation
12, das Absenken und Ausrichten der Buchblocks 5 bei der Buchabsenkstation 16 sowie
das Anpressen des Umschlages nach dem Leimauftrag in der Umschlaganpressstation 21
bei vergleichsweise niedriger Geschwindigkeit oder sogar bei Stillstand ausgeführt
werden. Die losen Buchblocks 5 müssen zudem an der Eingabestation 12 nicht in vollen
Lauf eingeführt werden. Die Umschläge 19 müssen ebenfalls nicht im Durchlauf angepresst
werden, was die Verarbeitungsqualität wesentlich erhöht.
[0018] Die Fig. 2 zeigt anhand zweier Kurven 23 und 24 Beispiele für variierende Durchlaufgeschwindigkeit.
Beim Verlauf gemäss der Kurve 23 ist die Drehgeschwindigkeit des Drehtisches 8 bei
der Bearbeitung in den Sektoren A', B' und C' vergleichsweise hoch und im wesentlichen
konstant. Anschliessend wird für die Bearbeitung in den Sektoren A'', B'' und C''
kontinuierlich gesenkt und bereichsweise konstant gehalten. Am Ende dieses Bearbeitungszyklus
wird die Geschwindigkeit dann wieder angehoben. Bei einer Bearbeitung nach der Kurve
24 wird die Bearbeitung in den Sektoren A'', B'' und C'' bei einem vergleichsweise
langen Stillstand durchgeführt. Während dieses Stillstandes können beispielsweise
die losen Buchblöcke 5 an der Eingabenstation 12 zugeführt und gleichzeitig bei der
Umschlaganpressstation 21 ein Umschlag 19 angepresst werden.
[0019] Denkbar ist auch eine Anordnung, bei der mehr als drei Abschnitte vorgesehen sind.
Beispielsweise kann ein Abschnitt vorgeschaltet sein, der eine hier nicht gezeigte
Vibrierstation bildet, in welcher die Bogen der losen Buchblöcke 5 ausgerichtet werden.
Denkbar sind zudem auch Einsteck-, Auflege- oder Adressierstationen, die zusätzliche
Stationen sein können oder oben erwähnte Stationen ersetzen.
1. Anordnung zur Bearbeitung von Druckprodukten (5), mit mehreren Bearbeitungsstationen
(12, 13, 16, 17, 21, 22), die entlang einer Fördervorrichtung (8) zum Transportieren
der Druckprodukte (5) angeordnet sind, mit einer Zuführeinrichtung (3), mit welcher
die zu bearbeitenden Druckprodukte (5) den Bearbeitungsstationen zugeführt werden
und mit einer Abführeinrichtung (6), mit welcher die bearbeiteten Druckprodukte (5')
entfernt werden, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere der genannten Bearbeitungsstationen (12, 13, 16, 17, 21, 22) in wenigstens
zwei Abschnitte (A, B, C) mit jeweils wenigstens zwei Bearbeitungsstationen unterteilt
sind und diese Abschnitte (A, B, C) mit variierender Durchlaufgeschwindigkeit (23,
24) durchlaufen werden.
2. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass einer der genannten Abschnitte (A) eine Eingabestation (12) und eine Auslagestation
(22) umfasst.
3. Anordnung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein Abschnitt (B) eine Frässtation (13) und eine Buchblockabsenkstation (16) umfasst.
4. Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass ein Abschnitt C eine Leimstation (17), eine Umschlagzuführstation und eine Umschlaganspressstation
(21) umfasst.
5. Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass sie als Rund/Klebebinder ausgebildet ist.
6. Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Zuführeinrichtung (3) eine Pufferstrecke (24) aufweist.
7. Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Durchlaufgeschwindigkeit bei der Bearbeitung in ersten Sektoren (A', B', C')
unterschiedlich ist von der Bearbeitungsgeschwindigkeit in weiteren anschliessenden
Sektoren (A'', B'', C'').
8. Anordnung gemäss Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Geschwindigkeit in den genannten anschliessenden Sektoren (A'', B'', C'') wesentlich
niedriger ist als bei der Bearbeitung in den anderen Sektoren (A', B', C').