[0001] Die Erfindung betrifft ein in das Erdreich eingebettetes, in offener Bauweise erstelltes
Tiefbauwerk, insbesondere einen Tunnel, mit in das Erdreich eingetriebenen Spundwänden
aus Stahl, einer zwischen den Spundwänden als untere Begrenzung eines Bauwerksinnenraumes
angeordneten Sohle aus Beton oder ähnlich feuerfestem Material, sowie einer von den
Spundwänden getragenen, den Bauwerksinnenraum nach oben abdeckenden, belastbaren bzw.
mit Erdreich überdeckten Abdeckung.
[0002] Als Unterführungen an Straßen und Bahnhöfen vorgesehene Tunnel oder unterhalb von
Straßenzügen verlaufende Tunnel von U- und S-Bahnen werden regelmäßig in offener Bauweise
erstellt, wobei zunächst die späteren Längswände des jeweiligen Tunnels bildende Spundwände
in das Erdreich eingetrieben werden, die während des Tunnelbaus als Absicherung der
für den Tunnel vorgesehenen Baugrube gegenüber dem seitlichen Erdreich dienen. Zwischen
den Spundwänden wird nach entsprechender Ausschachtung der Baugrube eine mit Bewehrungen
versehene Betonsohle hergestellt, welche einerseits den Tunnelinnenraum nach unten
abgrenzt und abdichtet und andererseits auch als Abstandshalter für die Spundwände
dient. Nach oben wird der Tunnel durch eine von den Spundwänden getragene Abdeckung
abgeschlossen, deren Tragfähigkeit regelmäßig für hohe statische und dynamische Lasten
ausgelegt sein muß. Beispielsweise kann die Abdeckung eine Straße oder ein Eisenbahngleis
sowie das gegebenenfalls zwischen Straße und Eisenbahngleis vorgesehene Erdreich tragen.
[0003] Trotz eines regelmäßig hohen Aufwandes zur Vermeidung von Brandfällen in Tunneln
kann der Eintritt eines solchen Unfalles nicht ausgeschlossen werden. Deshalb muß
die Tragfähigkeit eines Tunnels auch bei und nach einem Brand sicher gewährleistet
sein.
[0004] In diesem Zusammenhang sind die regelmäßig aus Stahl bestehenden Spundwände kritisch,
da die Belastbarkeit von Stahl und sonstigen Eisen-Baumaterialien unter großer Hitze
deutlich abnimmt und nach einer. Glühphase deutlich vermindert bleibt.
[0005] Aus diesem Grunde werden die Spundwände bei Bauwerken der eingangs angegebenen Art
bisher durch eine Schutzabdeckung aus einem unter Hitze aufschäumenden und damit als
Wärmeisolator wirkenden Material geschützt. Die Anbringung entsprechender Überzüge
ist jedoch sehr personalaufwändig und teuer und in neuerer Zeit infolge höherer Brandbelastungskurven
in den Brandschutzvorschriften nicht mehr ausreichend.
[0006] Deshalb ist es Aufgabe der Erfindung, neue Möglichkeiten zur Gewährleistung der Feuersicherheit
der eingangs genannten Tiefbauwerke aufzuzeigen.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß vor bzw. an den Spundwänden
zwischen Sohle und Abdeckung feuerfeste Betonsäulen, insbesondere Stahlbetonsäulen,
als zu den Spundwänden redundante und/oder zusätzliche feuerfeste Abstützung der Abdeckung
angeordnet sind.
[0008] Die Erfindung beruht auf dem allgemeinen Gedanken, die hohe Brandbelastbarkeit und
Druckfestigkeit von Betonteilen auszunutzen, indem Betonsäulen für die vertikale Abstützung
der Abdeckung bei verminderter oder gar verschwindender Tragkraft der Spundwände vorgesehen
und die hochbelastbare, feuerfeste Sohle des Bauwerkes als Fundament der Betonsäulen
eingesetzt werden.
[0009] Dabei nutzt die Erfindung mit Vorteil die Tatsache, daß die Spundwände zur Erhöhung
ihrer Biegesteifigkeit Wellenform mit alternierend aufeinanderfolgenden, jeweils in
Vertikalrichtung erstreckten Spundwandbergen und -tälern aufweisen und die Betonsäulen
ohne Beschränkung des Freiraum-Profiles des Tunnels bzw. Tiefbauwerkes innerhalb der
vertikalen Täler auf der Innen- bzw. Luftseite der Spundwände untergebracht werden
können.
[0010] Hierbei können die Betonsäulen gleichzeitig dazu dienen, sogenannte Spundwandschlösser,
d.h. etwa mittig der Flanken der Spundwandtäler angeordnete formschlüssige Verbindungen
zwischen umgeschlagenen Rändern rinnenförmiger SpundwandSegmente, aus denen die Spundwände
zusammengesetzt sind, abzudichten.
[0011] Die erfindungsgemäß vorgesehenen zusätzlichen Säulen zwischen Abdeckung und Sohle
können also neben ihrer Tragfunktion auch die Funktion von Abdichtungen für die Spundwandschlösser
übernehmen und dementsprechend herkömmliche Abdichtmaßnahmen erübrigen.
[0012] Im übrigen wird hinsichtlich bevorzugter Merkmale der Erfindung auf die Ansprüche
sowie die nachfolgende Erläuterung der Zeichnung verwiesen, anhand der eine besonders
bevorzugte Ausführungsform der Erfindung näher beschrieben wird.
[0013] Dabei zeigt
- Fig. 1
- einen schematisierten Querschnitt eines in offener Bauweise erstellten Tunnels,
- Fig. 2
- einen Horizontalschnitt eines Spundwandabschnittes entsprechend der Schnittlinie II-II
in Fig. 1 und
- Fig. 3
- ein Schnittbild der Übergangsbereiches zwischen einer Säule und der Sohle des Tunnels
entsprechend den Ausschnitt III in Fig. 1.
[0014] Der in Fig. 1 schematisiert dargestellte Tunnel besteht im wesentlichen aus seitlichen
Spundwänden 1 aus Stahl, einer den Tunnelinnenraum nach unten begrenzenden Sohle 2
aus Beton sowie einer den Tunnelinnenraum nach oben begrenzenden Abdeckung 3, ebenfalls
aus Beton.
[0015] Die Spundwände 1 bestehen gemäß Fig. 2 aus rinnenförmigen Stahlsegmenten 1' mit unter
Bildung hinterschnittener Profile umgeschlagenen Rändern 1''. Dabei greifen die Ränder
1'' aneinander angrenzender Stahlsegmente 1' der Spundwände 1 formschlüssig unter
Bildung sogenannter Spundwandschlösser ineinander, derart, daß in Längsrichtung einer
Spundwand 1 aufeinanderfolgende Segmente 1' alternierend in Vertikalrichtung erstreckte
Spundwandtäler bzw. -berge bilden, wobei jeweils ein der Innen- bzw. Luftseite einer
Spundwand 1 zugewandtes Spundwandtal auf der Außen- bzw. Erdseite der jeweiligen Spundwand
1 einen Spundwandberg darstellt.
[0016] Beim Bau eines Tunnels werden zunächst die Spundwandsegmente 1' unter Bildung der
Spundwände 1 in das Erdreich eingetrieben. Sodann wird Erdreich zwischen den Spundwänden
ausgegraben, wobei die Spundwände 1 die auf diese Weise erstellte Baugrube seitlich
gegen das angrenzende Erdreich sichern. Soweit erforderlich, können die Spundwände
1 durch in das angrenzende Erdreich eingesetzte Anker 4 gegen den Druck des Erdreiches
gesichert werden. Nach hinreichender Ausschachtung der Baugrube zwischen den Spundwänden
1, welche sich regelmäßig bis in eine Tiefe erstrecken, die die Tiefe der Baugrube
deutlich übersteigt, wird die Betonsohle 2, in der Regel mit Ortsbeton, hergestellt.
Mittels Dübel od.dgl., die entsprechenden Öffnungen der Spundwände durchsetzen und
in die Sohle 2 eingebettet sind, kann eine hochbelastbare Verbindung zwischen der
Sohle 2 und den Spundwänden 1 gewährleistet werden.
[0017] Nachfolgend wird die Abdeckung 3, die in der Regel aus vorgefertigten Betonteilen
besteht, auf die Oberränder der Spundwände 1 aufgelegt. Die Last der Abdeckung 3 sowie
die Lasten einer gegebenenfalls über der Abdeckung 3 vorgesehenen Überdeckung bzw.
dort vorgesehener überdeckender Bauwerke, z.B. Gleisanlagen von Bahnhöfen, wird also
von den Spundwänden 1 aufgenommen und unmittelbar oder über die mit den Spundwänden
1 verbundene Sohle 2 auf den Untergrund abgetragen.
[0018] Die Besonderheit der Erfindung liegt nun darin, daß in luftraumseitigen Tälern der
Spundwände 1 Betonsäulen 5 angeordnet sind. Zur Herstellung der Betonsäulen 5 werden
zunächst in den für die Betonsäulen 5 vorgesehenen luftseitigen Täler der Spundwände
1 Bewehrungen 6 aus Stahlstäben od.dgl. angeordnet, die miteinander durch Bewehrungsdrähte
gitterartig verbunden sein können und aus der Sohle 2 herausragende Bewehrungsstäbe
7 überlappen, wobei wiederum durch Bewehrungsdrähte od.dgl. eine Verbindung zwischen
den sohlenseitigen Bewehrungsteilen 7 und den säulenseitigen Bewehrungsstäben 6 erzeugt
werden kann.
[0019] Gegebenenfalls können auch aus den die Abdeckung 3 bildenden Betonplatten Bewehrungsteile
herausstehen, die ebenfalls mit der säulenseitigen Bewehrung 6 verbunden werden können.
[0020] Sodann wird auf der Luftseite der Spundwand vor den für die Betonsäulen 5 vorgesehenen
Spundwandtälern eine Verschalung angeordnet, die zusammen mit den vorgenannten Spundwandtälern
säulenförmige Hohlräume umschließt, die nachfolgend, durch entsprechende vorgefertigte
Öffnungen in der Abdeckung 3 mit Ortsbeton ausgegossen werden.
[0021] Nach dem Abbinden des Betons kann die vorgenannte Verschalung wieder entfernt werden.
1. In offener Bauweise erstelltes Tiefbauwerk, insbesondere Tunnel, mit in das Erdreich
eingetriebenen Spundwänden (1) aus Stahl, einer zwischen den Spundwänden (1) als untere
Begrenzung eines Bauwerksinnenraumes angeordneten Sohle (2) aus Beton oder ähnlich
feuerfestem Material, sowie einer von den Spundwänden getragenen, den Bauwerksinnenraum
nach oben abdeckenden, belastbaren bzw. mit Erdreich überdeckten Abdeckung (3),
dadurch gekennzeichnet,
daß vor bzw. an den Spundwänden (1) zwischen Sohle (2) und Abdeckung (3) feuerfeste Betonsäulen
(5), insbesondere Stahlbetonsäulen, als zu den Spundwänden (1) redundante und/oder
zusätzliche feuerfeste Abstützung der Abdeckung (3) angeordnet sind.
2. Tiefbauwerk nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Spundwände (1) Wellenform mit alternierend aufeinanderfolgenden, jeweils in Vertikalrichtung
erstreckten Spundwandbergen und -tälern aufweisen und die Betonsäulen (5) innerhalb
der vertikalen Täler auf der Innen- bzw. Luftseite der Spundwände (1) angeordnet sind.
3. Tiefbauwerk nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die zumindest teilweise aus Ortsbeton hergestellten Betonsäulen (5) zwischen Segmenten
(1') der Spundwände (1) ausgebildete Spundwandschlösser abdichten.
4. Tiefbauwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Betonsäulen (5) mit eingebetteten Bewehrungen versehen sind, wobei aus der Sohle
(2) herausstehende sohlenseitige Bewehrungen (7) und/oder aus der Abdeckung (3) heraussstehende
abdeckungsseitige Bewehrungen und den Betonsäulen (5) zugeordnete säulenseitige Bewehrungen
(6) einander überlappen.
5. Tiefbauwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Abdeckung (3) im Bereich der Betonsäulen (5) vorgefertigte Öffnungen zur Einbringung
von Ortsbeton zur Herstellung der Säulen (5) aufweisen.