[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Tieftemperatur-Zeriegung von Luft und zur
Energie-Erzeugung. Die Luftzerlegung wird in einem Drei-Säulen-System durchgeführt.
Zur Energie-Erzeugung dient ein Gasturbinen-System, das eine Gasturbine (Gasturbinen-Expander),
einen von der Gasturbine angetriebenen Gasturbinen-Verdichter und eine Brennkammer
aufweist. Vorzugsweise werden ein oder mehrere Produkte der Luftzerlegung in dem Energie-Erzeugungs-System
eingesetzt. Beispielsweise kann im Luftzerleger erzeugter Sauerstoff zur Erzeugung
eines Brenngases genutzt werden, mit dem die Brennkammer beschickt wird, insbesondere
als Oxidationsmittel in einer Kohle- oder Schweröl-Vergasung. Alternativ oder zusätzlich
kann Stickstoff aus dem Luftzerleger für die Förderung von Kohle verwendet und/oder
in den Gasturbinen-Strom eingeführt verwendet werden; im letzteren Fall wird Stickstoff
in die Brennkammer oder in die Gasturbine eingespeist oder mit dem Gasturbinen-Abgas
zwischen Brennkammer und Gasturbine der Brennkammer vermischt.
[0002] Die Grundlagen der Tieftemperaturzerlegung von Luft im Allgemeinen sind in der Monografie
"Tieftemperaturtechnik" von Hausen/Linde (2. Auflage, 1985) und in einem Aufsatz von
Latimer in Chemical Engineering Progress (Vol. 63, No.2, 1967, Seite 35) beschrieben.
Bei dem Drei-Säulen-System handelt es sich vorzugsweise um eine Dreifachsäule, bei
der einerseits der Kopf der Hochdrucksäule und der Sumpf der Mitteldrucksäule und
andererseits der Kopf der Mitteldrucksäule und der Sumpf der Niederdrucksäule in wärmetauschender
Verbindung stehen. Solche Dreifachsäulen sind auch aus DE 1041989 oder aus Springmann,
Chem.-Ing.-Techn., 46 (1974), 881 bekannt. Die Erfindung ist auch bei anderen Säulen-Anordnungen
und/oder anderen Kondensator-Konfigurationen anwendbar (siehe zum Beispiel EP 768503
A2, DE 2920270 oder EP 572962 A oder EP 634617 A). Zusätzlich zu den drei genannten
Kolonnen zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung können bei der Erfindung weitere Vorrichtungen
zur Gewinnung anderer Luftkomponenten, insbesondere von Edelgasen, vorgesehen sein,
beispielsweise eine Argongewinnung. Die Kombination eines Drei-Säulen-Systems mit
einem Gasturbinen-System zur Energie-Erzeugung ist in JP 11132652 A beschrieben.
[0003] Der Gasturbinen-Verdichter bringt Luft auf einen sehr hohen Druck von über etwa 7
bar, beispielsweise von 17 bar. Diese Luft dient in der Regel zu einem Teil als Verbrennungsluft
für die Brennkammer des Gasturbinen-Systems. Ein anderer Teil wird als erster Einsatzluftstrom
in die Luftzerlegung geführt. Bei der Erfindung wird ein zweiter Einsatzluftstrom
unabhängig vom ersten in einem separaten Luftverdichter komprimiert, und zwar vorzugsweise
auf einen Druck, der niedriger als der Auslassdruck des Gasturbinen-Verdichters ist;
dies ist an sich aus EP 717249 A2 bekannt. Der Luftverdichter wird nicht von der Gasturbine
angetrieben, sondem beispielsweise von einem Motor oder einer Dampfturbine. (Der Begriff
"nicht von der Gasturbine angetrieben" schließt jedoch nicht aus, dass in der Gasturbine
erzeugte elektrische Energie an einen Elektromotor übertragen wird, der seinerseits
den separaten Luftverdichter antreibt.)
[0004] Unter solchen Umständen wären zwei Doppelsäulen-Systeme optimal, der Hochdrucksäulen
unter den Austrittsdrücken von Gasturbinen-Verdichter und separatem Luftverdichter
betrieben werden. Allerdings wäre ein solches System mit insgesamt vier Säulen apparativ
sehr aufwändig.
[0005] Bei der Erfindung wird ein solches zweifaches Doppelsäulen-System auf drei Säulen
reduziert, was dessen wesentliche Vorteile bewahrt, den apparativen Aufwand aber stark
vermindert. Dabei stellt die Mitteldrucksäule des Drei-Säulen-Systems gleichzeitig
den Niederdruckteil der Doppelsäule für die Luft unter dem höheren Druck als auch
den Hochdruckteil der Doppelsäule für die Luft unter dem niedrigeren Druck dar. Es
wird also der erste Einsatzluftstrom in die Hochdrucksäule eingeleitet, und die Mitteldrucksäule
wird sowohl mit sauerstoffangereicherter Flüssigkeit aus der Hochdrucksäule als auch
mit dem zweiten Einsatzluftstrom beschickt.
[0006] Zur Erzeugung von Rücklauf für die Säulen ist es günstig, wenn gasförmiger Stickstoff
aus der Hochdrucksäule in einem ersten Hauptkondensator durch indirekten Wärmeaustausch
mit einer sauerstoffreichen Fraktion aus der Niederdrucksäule kondensiert wird und/oder
wenn gasförmiger Stickstoff aus der Mitteldrucksäule in einem zweiten Hauptkondensator
durch indirekten Wärmeaustausch mit einer sauerstoffreichen Fraktion aus der Niederdrucksäule
kondensiert wird. Rücklauf für die Niederdrucksäule kann aus einer oder mehreren der
folgenden Quellen stammen: im ersten Hauptkondensator gebildetes Kondensat, im zweiten
Hauptkondensator gebildetes Kondensat, Flüssigstickstoff-Strom von einer Zwischenstelle
der Hochdrucksäule, Flüssigstickstoff-Strom von einer Zwischenstelle der Mitteldrucksäule.
[0007] Besonders günstig ist es, wenn ein Flüssigstickstoff-Strom mindestens einen theoretischen
Boden unterhalb des Kopfs der Mitteldrucksäule entnommen und der Niederdrucksäule
zugeleitet wird. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn in der Niederdrucksäule
kein reiner Stickstoff erzeugt wird. Zwischen dem Mitteldrucksäulen-Kopf und dem Flüssigstickstoff-Abzug
zur Niederdrucksäule liegen beispielsweise 5 bis 20, vorzugsweise 10 bis 15 praktische
Böden.
[0008] Vorzugsweise wird die zweite sauerstoffangereicherte Fraktion, die in die Niederdrucksäule
eingeleitet wird, aus der Hochdrucksäule abgezogen. Die erste sauerstoffangereicherte
Fraktion (Einsatz für die Mitteldrucksäule) und die zweite sauerstoffangereicherte
Fraktion (Einsatz für die Niederdrucksäule) werden vorzugsweise gemeinsam aus dem
Sumpf der Hochdrucksäule abgezogen und vor ihrer Einleitung in Mitteldrucksäule beziehungsweise
Niederdrucksäule unterkühlt.
[0009] Es ist femer günstig, wenn in der Niederdrucksäule eine Sauerstoff-Fraktion 1 erzeugt
wird, mindestens ein Teil der Sauerstoff-Fraktion flüssig aus der Niederdrucksäule
entnommen, in flüssigem Zustand auf einen erhöhten Druck gebracht und in die Mitteldrucksäule
eingeleitet wird und dass der Mitteldrucksäule ein Sauerstoff-Produkt entnommen wird.
Das Sauerstoff-Produkt befindet sich damit bereits bei der Entnahme aus dem Drei-Säulen-System
auf einem erhöhten Druck. Der Aufwand zur Weiterverdichtung auf den Produktdruck wird
dadurch spürbar verringert oder kann sogar ganz wegfallen.
[0010] Es ist vorteilhaft, wenn die flüssig auf Druck gebrachte Sauerstoff-Fraktion aus
der Niederdrucksäule mindestens einen theoretischen Boden (beispielsweise ein bis
fünf praktische Böden) oberhalb des Sumpfs in die Mitteldrucksäule eingeleitet wird.
Dadurch kann im Sumpf der Niederdrucksäule eine niedrigere Reinheit als im Mitteldrucksäulen-Sumpf
herrschen. Bei thermischer Kopplung von Niederdrucksäule und Mitteldrucksäule ermöglicht
dies einen relativ hohen Druck in der Niederdrucksäule beziehungsweise eine besonders
niedrigen Einsatzluftdruck.
[0011] Insbesondere bei mäßiger Sauerstoff-Reinheit (beispielsweise 85 bis 99,5 %, vorzugsweise
90 bis 98 %) ist es günstig, wenn das Sauerstoff-Produkt flüssig aus der Mitteldrucksäule
abgezogen, in einen Nebenkondensator eingeleitet und dort durch indirekten Wärmeaustausch
mit einem Heizmedium, insbesondere mit Stickstoff aus der Hochdrucksäule, mindestens
teilweise verdampft wird.
[0012] Häufig wird das Sauerstoff-Produkt unter einem Druck benötigt, der höher als der
Betriebsdruck der Mitteldrucksäule ist. In diesem Fall kann es beispielsweise außenverdichtet
werden, indem es gasförmig aus der Mitteldrucksäule oder einem Nebenkondensator, der
etwa unter Mitteldrucksäulen-Druck betrieben wird, abgezogen, auf etwa Umgebungstemperatur
angewärmt und in einem Sauerstoff-Verdichter verdichtet wird.
[0013] In vielen Fällen ist es jedoch günstiger, das Sauerstoff-Produkt oder einen Teil
davon innenzuverdichten, indem es flüssig aus der Mitteldrucksäule oder aus dem Nebenkondensator
abgezogen, in flüssigem Zustand auf einen Druck gebracht wird, der höher als der Betriebsdruck
der Mitteldrucksäule ist, und unter diesem Druck durch indirekten Wärmeaustausch verdampft
wird. Die Verdampfung des flüssig auf Druck gebrachten Sauerstoff-Produkts kann in
dem Hauptwärmetauscher durchgeführt werden, in dem auch die Abkühlung der Einsatzluft
für die Hochdrucksäule und die Anwärmung anderer Produkte stattfindet; alternativ
kann dieser indirekte Wärmeaustausch-Schritt in einem separaten Wärmetauscher stattfinden.
In beiden Fällen wird die Verdampfungswärme durch einen Hochdruckstrom zur Verfügung
gestellt, der entweder durch einen entsprechend hoch verdichteten Teil der Einsatzluft
oder durch Kreislaufstickstoff gebildet wird. Da die Innenverdichtung auch auf überkritische
Drücke führen kann, ist der Begriff "Verdampfung" hier in einem weiteren Sinne zu
verstehen, der auch Pseudo-Verdampfen einschließt.
[0014] Eine Stickstoff-Fraktion kann direkt aus der Hochdrucksäule und/oder der Mitteldrucksäule
entnommen, angewärmt und als Druckstickstoff-Produkt gewonnen werden. Auch der Hochdrucksäulen-Stickstoff
kann bei Bedarf innenverdichtet werden, indem die Stickstoff-Fraktion flüssig aus
der Hochdrucksäule oder ihrem Kopfkondensator entnommen, in flüssigem Zustand auf
einen Druck gebracht wird, der höher als der Betriebsdruck der Hochdrucksäule ist,
und unter diesem Druck durch indirekten Wärmeaustausch verdampft wird. Der indirekte
Wärmeaustausch wird vorzugsweise im Hauptwärmetauscher mit Hochdruckluft als Heizfluid
durchgeführt.
[0015] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es günstig, wenn der zweite Einsatzluftstrom
separat vom ersten Einsatzluftstrom lediglich etwa auf den Betriebsdruck der Mitteldrucksäule
(plus Leitungsverlusten) verdichtet und ohne weitere druckverändemde Maßnahmen in
die Mitteldrucksäule eingeleitet wird. Insbesondere dann, wenn (nur) ein Teil der
Zerlegungsluft von einem Gasturbinen-Verdichter geliefert wird (zum Beispiel der erste
Einsatzluftstrom), spart diese Verfahrensweise Energie.
[0016] Zur Erzeugung von Verfahrenskälte kann ein dritter Einsatzluftstrom verdichtet, gereinigt,
abgekühlt, arbeitsleistend entspannt und in die Niederdrucksäule oder in die Mitteldrucksäule
eingeführt werden. Die bei der arbeitsleistenden Entspannung erzeugte mechanische
Energie kann zur Nachverdichtung des dritten Einsatzluftstroms genutzt werden, beispielsweise
durch Einsatz einer Turbinen-Booster-Kombination.
[0017] Die Erfindung betrifft außerdem eine kombinierte Vorrichtung zur Tieftemperatur-Zerlegung
von Luft und zur Energie-Erzeugung gemäß Patentanspruch 14.
[0018] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden anhand
von in den Zeichnungen schematisch dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Hierbei zeigen:
- Figur 1
- ein erstes Ausführungsbeispiel der Erfindung mit Einblasung von Turbinenluft in die
Niederdrucksäule,
- Figur 2
- eine Abwandlung dieses Prozesses mit Einblasung von Turbinenluft in die Mitteldrucksäule
und
- Figur 3
- eine weiteres Ausführungsbeispiel der Erfindung mit Einspeisung von gepumptem Niederdrucksäule-Sauerstoff
an einer Zwischenstelle der Mitteldrucksäule.
[0019] Bei dem Drei-Säulen-System der
Figur 1 sind Hochdrucksäule 1, Mitteldrucksäule 2 und Niederdrucksäule 3 übereinander angeordnet.
Ein erster Hauptkondensator 4 bildet gleichzeitig die Kopfkühlung der Hochdrucksäule
1 und die Sumpfheizung der Mitteldrucksäule 2. Als Kopfkühlung der Mitteldrucksäule
2 und Sumpfheizung der Niederdrucksäule 3 dient ein zweiter Hauptkondensator 5. Die
beiden Hauptkondensatoren sind vorzugsweise als Fallfilm-Verdampfer ausgebildet, können
aber auch als Umlauf-Verdampfer realisiert sein. Die Betriebsdrücke der Säulen (jeweils
am Sumpf) betragen in dem Beispiel etwa:
Hochdrucksäule 16 bar
Mitteldrucksäule 5,7 bar
Niederdrucksäule 1,3 bis 1,5 bar
[0020] Ein Luftstrom 10 wird in einem Gasturbinen-Verdichter 11 auf einen Druck gebracht,
der mindestens gleich dem Betriebsdruck der Hochdrucksäule 1 ist. Der Gasturbinen-Verdichter
11 ist Teil eines Gasturbinen-Systems. (Ein Teil der in 11 verdichteten Luft wird
als Verbrennungsluft zur Brennkammer der Gasturbinen-Einheit abgezweigt, was in der
Zeichnung nicht dargestellt ist). Nach Nachkühlung 12 wird der erste Luftstrom einer
Reinigungsvorrichtung 13 zugeführt, vorzugsweise einer Molekularsieb-Station. Aus
der gereinigten Hochdruckluft 14 wird ein erster Einsatzluftstrom 15 abgezweigt, in
einem Hauptwärmetauscher 40 abgekühlt und über Leitung 16 der Hochdrucksäule 1 zugeführt.
Je nach Menge und Druck der innenverdichteten Fraktion 81, die unten im Detail beschrieben
wird, muss ein Teilluftstrom (hier nicht dargestellt) auf einen höheren Druck weiter
verdichtet und stromabwärts des Hauptwärmetauschers 40 gedrosselt werden.
[0021] Ein zweiter Einsatzluftstrom 20, 24 wird durch einen Luftverdichter 21, einen Nachkühler
22 und eine separate Reinigungsvorrichtung 23 geführt, ebenfalls im Hauptwärmetauscher
40 abgekühlt, dann aber in die Mitteldrucksäule 2 geführt (25), und zwar ohne Drosselung
oder andere druckverändemde Maßnahmen stromabwärts des zweiten Luftverdichters. Dadurch
braucht der zweite Einsatzluftstrom im zweiten Luftverdichter 21 nur auf etwa den
Betriebsdruck der Mitteldrucksäule 2 verdichtet zu werden. Der Luftverdichter wird
nicht von der Gasturbine angetrieben, sondern vorzugsweise mittels externer Energie,
beispielsweise durch einen Elektromotor.
[0022] Der Rest der gereinigten Hochdruckluft 14, der nicht als erster Einsatzluftstrom
15, 16 in die Hochdrucksäule 1 strömt, bildet einen dritten Einsatzluftstrom 30. Dieser
wird in einem Nachverdichter 31 weiterverdichtet und tritt nach Nachkühlung 32 in
den Hauptwärmetauscher 40 ein. Nach Abkühlung auf eine Zwischentemperatur wird er
über Leitung 33 wieder aus dem Hauptwärmetauscher 40 herausgeführt, in einer Turbine
34 arbeitsleistend entspannt und in die Niederdrucksäule 3 eingeblasen (35). Die Turbine
34 ist mechanisch mit dem Nachverdichter 31 gekoppelt.
[0023] Am Kopf der Hochdrucksäule 1 wird gasförmiger Stickstoff 41 erzeugt. Er wird zu einem
ersten Teil 42 im ersten Hauptkondensator 4 verflüssigt. Der dabei gewonnene Flüssigstickstoff
43 wird als Rücklauf auf die Hochdrucksäule 1 (Leitung 44) beziehungsweise auf die
Mitteldrucksäule 2 (Leitung 45) aufgegeben. Der Flüssigstickstoff 45 wird vor der
Einspeisung 46 in die Mitteldrucksäule in einem Unterkühlungs-Gegenströmer 47 unterkühlt.
Ein zweiter Teil 48 des Kopfstickstoffs 41 der Hochdrucksäule wird in einem Nebenkondensator
49 mindestens teilweise kondensiert und strömt über Leitung 50 wieder zur Hochdrucksäule
1 zurück. Ein dritter Teil 51 der Hochdrucksäulen-Stickstoffs 41 wird im Hauptwärmetauscher
40 angewärmt und über Leitung 52 als Druckstickstoff-Produkt GAN gewonnen.
[0024] Im Sumpf der Hochdrucksäule 1 fällt flüssiger Rohsauerstoff an. Dieser wird als sauerstoffangereicherte
Fraktion 53 abgezogen und - nach Unterkühlung 47 - zu einem ersten Teil 54 als erste
sauerstoffangereicherte Fraktion in die Mitteldrucksäule 2 eingeleitet. Ein zweiter
Teil 56, 57 wird nach weiterer Unterkühlung 55 in die Niederdrucksäule eingedrosselt.
[0025] Der gasförmige Stickstoff 58, der am Kopf der Mitteldrucksäule 2 erzeugt wird, kondensiert
zu einem ersten Teil 59 im zweiten Hauptkondensator 5. Der dabei gewonnene Flüssigstickstoff
60 wird als Rücklauf auf die Mitteldrucksäule 2 aufgegeben. Ein zweiter Teil 61 des
Kopfstickstoffs 58 der Mitteldrucksäule wird im Hauptwärmetauscher 40 angewärmt und
über Leitung 62 - gegebenenfalls nach Weiterverdichtung 63 mit Nachkühlung 64 - als
weiteres Druckstickstoff-Produkt PGAN gewonnen.
[0026] Elf praktische Böden unterhalb des Mitteldrucksäulen-Kopfs wird ein Flüssigstickstoff-Strom
65 abgenommen und nach Unterkühlung 55 auf den Kopf der Niederdrucksäule 3 aufgegeben
(66).
[0027] Im Sumpf der Niederdrucksäule wird flüssiger Sauerstoff 95 %-iger Reinheit erzeugt.
Derjenige Teil der Sumpfflüssigkeit, der nicht im zweiten Hauptkondensator 5 verdampft
wird, fließt als Sauerstoff-Fraktion 67 zu einer Pumpe 68 und wird dort in flüssigem
Zustand auf etwa Mitteldrucksäulen-Druck gebracht. Die Sauerstoff-Fraktion 69 wird
unter diesem erhöhtem Druck im Unterkühlungs-Gegenströmer 47 angewärmt und über Leitung
70 in die Mitteldrucksäule 2 eingeleitet. Die Einspeisung wird hier unmittelbar oberhalb
des Mitteldrucksäulen-Sumpfs vorgenommen. Im Sumpf, der gleichzeitig den Verdampfungsraum
des ersten Hauptkondensators 4 darstellt, wird die Sauerstoff-Fraktion 70 aus der
Niederdrucksäule mit der innerhalb der Mitteldrucksäule herabfließenden Flüssigkeit
vermischt. Das Gemisch wird über Leitung 71 flüssig als Sauerstoff-Produkt entnommen,
geringfügig gedrosselt (72), in den Verdampfungsraum des Nebenkondensators 49 eingeleitet
und dort teilweise verdampft.
[0028] Ein erster Teil 73 des Sauerstoff-Produkts 71 wird gasförmig aus dem Nebenkondensator
abgezogen, im Hauptwärmetauscher angewärmt und schließlich über Leitung 74 als Produkt
(GOX) abgegeben. Falls ein Produktdruck gewünscht ist, der höher als der Mitteldrucksäulen-Druck
ist, kann das angewärmte Sauerstoff-Produkt in einem Produktverdichter 75 (mit Nachkühler
78) weiterverdichtet werden (Außenverdichtung).
[0029] Der flüssig verbliebene Anteil des Sauerstoff-Produkts 71 wird über Leitung 79 aus
dem Verdampfungsraum des Nebenkondensators 49 abgezogen und einer Innenverdichtung
unterzogen. Dazu wird er in einer Pumpe 80 auf einen Produktdruck gebracht, der etwa
gleich dem Produktdruck der Außenverdichtung oder verschieden von diesem ist. Das
Hochdruck-Sauerstoff-Produkt 81 wird im Hauptwärmetauscher verdampft (oder pseudo-verdampft,
falls der Produktdruck über dem kritischen Druck liegt) und auf Umgebungstemperatur
angewärmt. Über Leitung 76 verlässt das innenverdichtete Sauerstoff-Produkt (GOX-IC)
die Anlage. Falls gewünscht, kann er mit dem in 75 außenverdichteten Sauerstoff-Produkt
74 vereinigt werden.
[0030] Als weiteres Produkt der Niederdrucksäule 3 wird Unrein-Stickstoff 82 vom Kopf abgezogen,
in den Unterkühlungs-Gegenströmem 55 und 47 sowie im Hauptwärmetauscher 40 angewärmt.
Der warme Unrein-Stickstoff 83 (UN2) kann als druckloses Nebenprodukt genutzt, als
Regeneriergas für die Reinigungsvorrichtungen 13 und/oder 23 verwendet und/oder in
die Atmosphäre abgelassen werden.
[0031] Figur 2 ist weitgehend identisch mit Figur 1. Allerdings wird hier der dritte Einsatzluftstrom
230, 233 in der Entspannungsmaschine 234 nur auf etwa Mitteldrucksäulen-Druck entspannt.
Der entspannte dritte Einsatzluftstrom 235 wird über Leitung 236 gemeinsam mit dem
zweiten Einsatzluftstrom 225 stromabwärts des Hauptwärmetauschers 40 in die Mitteldrucksäule
2 eingespeist. Eine Direktluft-Einleitung in die Niederdrucksäule 3 gibt es bei dieser
Verfahrensvariante nicht.
[0032] Der einzige Unterschied zwischen Figur 3 und Figur 2 besteht in der Stelle der Einleitung
der Sauerstoff-Fraktion 370 aus der Niederdrucksäule 3 in die Mitteldrucksäule 2.
Während diese Einspeisung in den Figuren 1 und 2 unmittelbar über dem Sumpf der Mitteldrucksäule
stattfindet, liegen bei Figur 3 drei praktische Böden zwischen Einspeisung der Sauerstoff-Fraktion
370 und Mitteldrucksäulen-Sumpf. Selbstverständlich kann dieses Detail auch mit der
in Figur 1 gezeigten Einblasung der Turbinenluft in die Niederdrucksäule kombiniert
werden.
[0033] Die Reinigung der beiden Luftströme 10, 20 kann grundsätzlich auch in einer gemeinsamen
Vorrichtung durchgeführt werden. Zum Beispiel ist es möglich, die Gesamtluft zunächst
nur auf etwa Mitteldrucksäulen-Druck zu verdichten, unter diesem mittleren Druck zu
reinigen, und anschließend den ersten (und gegebenenfalls den dritten) Einsatzluftstrom
von dem mittleren Druck aus weiterzuverdichten.
[0034] Altemativ zu den in den Zeichnungen dargestellten Luftturbinen kann die für das Verfahren
benötigte Kälte auch durch arbeitsleistende Entspannung von Stickstoff aus der Mitteldrucksäule
2 gewonnen werden. Der entspannte Mitteldrucksäulen-Stickstoff kann dann mit dem Unrein-Stickstoff
aus der Niederdrucksäule 3 vermischt und gemeinsam mit diesem im Hauptwärmetauscher
40 angewärmt werden.
1. Verfahren zur Tieftemperatur-Zerlegung von Luft in einem Drei-Säulen-System, das eine
Hochdrucksäule (1), eine Mitteldrucksäule (2) und eine Niederdrucksäule (3) aufweist,
und zur Energie-Erzeugung in einem Gasturbinen-System, das eine Gasturbine, einen
von der Gasturbine angetriebenen Gasturbinen-Verdichter (11) und eine Brennkammer
aufweist, bei dem
(a) ein erster Einsatzluftstrom (10, 14, 15, 16) im Gasturbinen-Verdichter (11) verdichtet,
gereinigt (13), abgekühlt (40) und in die Hochdrucksäule (1) eingeleitet wird,
(b) ein zweiter Einsatzluftstrom (20, 24, 25, 225) in einem nicht von der Gasturbine
angetriebenen Luftverdichter (21) verdichtet, gereinigt (23), abgekühlt (40) und in
die Mitteldrucksäule (2) eingeführt wird,
(c) in der Hochdrucksäule (1) eine erste sauerstoffangereicherte Fraktion (53, 54)
erzeugt wird,
(d) die erste sauerstoffangereicherte Fraktion (53, 54) in die Mitteldrucksäule (2)
eingeleitet wird und bei dem
(e) eine zweite sauerstoffangereicherte Fraktion (53, 57) in die Niederdrucksäule
(3) eingeleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass gasförmiger Stickstoff (41, 42) aus der Hochdrucksäule (1) in einem ersten Hauptkondensator
(4) durch indirekten Wärmeaustausch mit einer sauerstoffreichen Fraktion aus der Niederdrucksäule
(3) kondensiert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass gasförmiger Stickstoff (58, 59) aus der Mitteldrucksäule (2) in einem zweiten Hauptkondensator
(5) durch indirekten Wärmeaustausch mit einer sauerstoffreichen Fraktion aus der Niederdrucksäule
(3) kondensiert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass im ersten Hauptkondensator (4) und/oder im zweiten Hauptkondensator (5) gebildetes
Kondensat (43; 60) und/oder eine oder mehrere Flüssigstickstoff-Ströme (65) von einer
Zwischenstelle der Hochdrucksäule oder der Mitteldrucksäule der Niederdrucksäule (3)
zugeleitet (66) werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass ein Flüssigstickstoff-Strom (65) mindestens einen theoretischen Boden unterhalb des
Kopfs der Mitteldrucksäule (2) entnommen und der Niederdrucksäule (3) zugeleitet (66)
wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite sauerstoffangereicherte Fraktion (53, 57), die in die Niederdrucksäule
(3) eingeleitet wird, aus der Hochdrucksäule (1) abgezogen wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass in der Niederdrucksäule (3) eine Sauerstoff-Fraktion (67) erzeugt wird, mindestens
ein Teil der Sauerstoff-Fraktion (67) flüssig aus der Niederdrucksäule (3) entnommen,
in flüssigem Zustand auf einen erhöhten Druck gebracht (68) und in die Mitteldrucksäule
(2) eingeleitet (69, 70, 370) wird und dass der Mitteldrucksäule (2) ein Sauerstoff-Produkt
(71) entnommen wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die flüssig auf Druck gebrachte Sauerstoff-Fraktion (370) aus der Niederdrucksäule
mindestens einen theoretischen Boden oberhalb des Sumpfs in die Mitteldrucksäule (2)
eingeleitet wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass ein Sauerstoff-Produkt (71) flüssig aus der Mitteldrucksäule (2) abgezogen, in einen
Nebenkondensator (49) eingeleitet und dort durch indirekten Wärmeaustausch mit einem
Heizmedium, insbesondere mit Stickstoff (48) aus der Hochdrucksäule (1), mindestens
teilweise verdampft wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Teil (79) des Sauerstoff-Produkts (71) flüssig aus der Mitteldrucksäule
(2) oder aus dem Nebenkondensator (49) abgezogen, in flüssigem Zustand auf einen Druck
gebracht (80) wird, der höher als der Betriebsdruck der Mitteldrucksäule (2) ist,
und unter diesem Druck durch indirekten Wärmeaustausch (40) verdampft wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass eine Stickstoff-Fraktion (51) aus der Hochdrucksäule (1) und/oder Stickstoff-Fraktion
(61) aus der Mitteldrucksäule (2) angewärmt (40) und als Druckstickstoff-Produkt (52,
62) gewonnen wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Stickstoff-Fraktion flüssig aus der Hochdrucksäule (1) entnommen, in flüssigem
Zustand auf einen Druck gebracht wird, der höher als der Betriebsdruck der Hochdrucksäule
(1) ist, und unter diesem Druck durch indirekten Wärmeaustausch verdampft wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Einsatzluftstrom (20) in dem Luftverdichter (21) auf etwa den Betriebsdruck
der Mitteldrucksäule (2) verdichtet und ohne weitere druckverändernde Maßnahmen in
die Mitteldrucksäule (2) eingeleitet (24, 25, 225, 236) wird.
14. Kombinierte Vorrichtung zur Tieftemperatur-Zerlegung von Luft und zur Energie-Erzeugung
mit einem Drei-Säulen-System, das eine Hochdrucksäule (1), eine Mitteldrucksäule (2)
und eine Niederdrucksäule (3) aufweist, und mit einem Gasturbinen-System, das eine
Gasturbine, einen von der Gasturbine angetriebenen Gasturbinen-Verdichter (11) und
eine Brennkammer aufweist, und mit
(a) einer ersten Einsatzluftleitung (10, 14, 15, 16), die vom Austritt des Gasturbinen-Verdichters
(11) in die Hochdrucksäule (1) führt, mit
(b) einem mit von der Gasturbine gekoppelten Luftverdichter (21) und einer zweiten
Einsatzluftleitung (25, 225, 236), die vom Austritt des Luftverdichters (21) in die
Mitteldrucksäule (2) führt, mit
(c) einer ersten Rohsauerstoffleitung (53, 54) zur Einleitung einer ersten sauerstoffangereicherten
Fraktion aus der Hochdrucksäule (1) in die Mitteldrucksäule (2), und mit
(d) einer zweiten Rohsauerstoffleitung (53, 57) zur Einleitung einer zweiten sauerstoffangereicherten
Fraktion in die Niederdrucksäule (3).