[0001] Die Erfindung bezeichnet eine Sicherheitsschaltung für ein zumindest teilweise drehendes
Elektrohandwerkzeuggerät wie eine Bohrmaschine oder einen Bohrhammer.
[0002] Zur Vermeidung von unzulässigen Verdrehungen des Handgriffs des Gehäuses, bspw. verursacht
durch Werkzeugblockaden, wird der Kraftfluss vom Elektroantrieb zur Arbeitsspindel
durch Sicherheitskupplungen unterbrochen.
[0003] Nach der DE4334933A1 wird in einem drehenden Elektrohandwerkzeuggerät die Vibration
quer zur Drehachse über einen Beschleunigungssensor gemessen und über die Zeit in
einem vordefinierten Zeitintervall betrachtet. Erfolgt nicht innerhalb dieses Zeitintervalls
ein Nulldurchgang, was notwendig und somit charakteristisch für eine stabile Winkellage
zur Drehachse ist, wird der Kraftfluss vom Elektroantrieb zur Arbeitsspindel sensorgesteuert
unterbrochen. Innerhalb des Zeitintervalls können hohe Rotationsbeschleunigungen nicht
erkannt werden.
[0004] Nach der DE3707052 wird zur Vermeidung von unzulässigen Verdrehungen des Handgriffs
eines Bohrhammers bei Werkzeugblockaden allgemein entweder ein Rotationswinkel-, ein
Rotationsgeschwindigkeits- oder ein Rotationsbeschleunigungssensor verwendet. Zur
Unterbrechung des Kraftflusses wird der gerade-vorliegende Zustand ausgewertet.
[0005] Nach der DE4334933A1 wird mit einem Rotationsbeschleunigungssensor die Rotationsbeschleunigung
gemessen und für ein vordefiniertes zukünftiges Zeitintervall nach einer analog oder
digital realisierten, jeweils frequenzbandbegrenzten, Integration der voraussichtliche
zukünftige Auslenkwinkel des Gehäuses berechnet, welcher nach Überschreitung eines
Grenzwertes zur Unterbrechung des Kraftflusses führt.
[0006] Des weiteren wird nach der US5247252 allgemein ein auf Basis der Corioliskraft messender
piezokeramischer Drehratensensor zur Bestimmung der Rotationsgeschwindigkeit verwendet.
[0007] Die Aufgabe der Erfindung besteht in der Verringerung der zur Realisierung einer,
auf dem zukünftigen Auslenkwinkel basierenden, Sicherheitsschaltung zur Unterbrechung
des Kraftflusses eines drehenden Elektrohandwerkzeuggerätes bei Werkzeugblockaden
benötigten Bauteile.
[0008] Die Aufgabe wird im wesentlichen durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0009] Im wesentlichen ist zur Erzeugung des Steuersignals zur Unterbrechung des Kraftflusses
und/oder des Strompfades eines drehenden Elektrohandwerkzeuggerätes ein die Rotationsgeschwindigkeit
direkt messender Drehratensensor und ein mit dem Sensorausgang verbundenes, den zur
Rotationsgeschwindigkeit zumindest teilweise proportionalen Messwert zu einem Schwellwert
vergleichendes, Vergleichsglied miteinander verbunden.
[0010] Mit der bei drehenden Elektrohandwerkzeuggeräten durch die Masseträgheit der rotierenden
Bauteile des Antriebsstrangs zulässigen Näherung einer konstanten Rotationsbeschleunigung
während des mit 1 ms bis 100 ms (vorteilhaft ca. 20ms) kurzen zukünftigen Zeitintervalls,
berechnet sich der, zur Vereinfachung vorteilhaft am Anfang des Zeitintervalls jeweils
zu Null gesetzte, Drehwinkel nach der linearen Bewegungsgleichung für gleichförmige
Drehbewegungen näherungsweise proportional zur direkt gemessenen Rotationsgeschwindigkeit,
wodurch ein, eine Integration einer Rotationsbeschleunigung enthaltender, Term in
der Funktionseinheit nicht realisiert werden muss.
[0011] Der Drehratensensor ist vorteilhaft als aktiver, vollintegrierter, piezokeramischer
oder auf Silizium basierender Sensor ausgeführt, welcher auf Basis der Corioliskraft
arbeitet, wodurch wenig Raum und nur eine auf die Stromversorgung begrenzte externe
Beschaltung notwendig ist.
[0012] Vorteilhaft wird der Messwert über einen zwischengeschalteten Tiefpassfilter mit
einer Grenzfrequenz zwischen 10 Hz und 100 Hz zur Unterdrückung hochfrequenter Beschleunigungsspitzen
gefiltert, welche insbesondere bei schlagunterstützter Bearbeitung von Gestein auftreten.
Ein analoger Tiefpassfilter ist weiter vorteilhaft über eine RC-Kombination realisiert.
[0013] Weiter vorteilhaft wird der Messwert über einen zwischengeschalteten Hochpassfilter,
welcher in Verbindung mit einem nachfolgenden Widerstand als entsprechend dimensionierter
Kondensator ausgeführt werden kann, mit einer Grenzfrequenz zwischen 0,5 Hz und 10
Hz zur Unterdrückung der gewillkürten Führungsbewegung des Nutzers gefiltert, welche
kein Unterbrechung des Kraftflusses auslösen darf.
[0014] Vorteilhaft ist zwischen dem Drehratensensor und dem Vergleichsglied ein gewichtetes
Summierglied, welches bspw. aus einem Widerstandsspannungsteiler besteht, mit einem
vorgeschalteten Integrierglied angeordnet, welches bspw. aus einem oberhalb der Grenzfrequenz
betriebenem RC-Tiefpass besteht. Durch die nunmehr am gewichteten Summierglied proportional
zum Drehwinkel und proportional zur Rotationsgeschwindigkeit vorliegenden beiden Zeitfunktionen
ist die allgemeine Lösung zur Vorausberechnung des zukünftigen Drehwinkels auch bei
von Null verschiedenen Randbedingungen näherungsweise elektronisch realisiert, wodurch
dem Nutzer innerhalb fest überwachter Grenzwerte ein Drehwinkelintervall gewährt wird,
dessen Ausgangspunkt vorteilhaft zum Einschaltzeitpunkt des Elektroantriebs bestimmt
wird.
[0015] Alternativ wird der über einen A/D-Wandler digitalisierte Messwert des Drehratensensors
in einem, vorzugsweise zeitlich periodisch oder beim Einschalten interruptgesteuerten,
Mikrocontroller mit üblichen Softwarealgorithmen ausgewertet werden, wobei vorteilhaft
das Summierglied als über eine numerische Addition, das Integrierglied als inkrementell
erweiterte Summe und die Filter über gewichtete, inkrementell gleitend gefüllte Partialsummen
realisiert sind.
[0016] Vorteilhaft unterbricht das nach Vergleich mit einem vorbestimmten Schwellwert abgeleitete
Steuersignal über einen steuerbare Leistungsschalter den Strompfad des Elektroantriebs
und/oder eine steuerbare Kupplungseinheit den Kraftfluss vom Elektroantrieb zur Werkzeugspindel.
[0017] Die Erfindung wird bezüglich eines vorteilhaften Ausführungsbeispiels näher erläutert
mit:
Fig. 1 als drehendes Elektrohandwerkzeuggerät mit Sicherheitsschaltung
Fig. 2 als analoge Sicherheitsschaltung
Fig. 3 als digitale Sicherheitsschaltung
[0018] Nach Fig. 1 weist ein um eine Drehachse A drehendes Elektrohandwerkzeuggerät 1 zur
Unterbrechung des Kraftflusses von einem Elektroantrieb 2 zu einer drehenden Werkzeugspindel
3 ein über ein Steuersignals θ steuerbares Kupplungsmittel 4, einen über das Steuersignals
θ steuerbaren Leistungsschalter 5 im Strompfad des Elektroantriebs 2 und eine analoge
Sicherheitsschaltung 6 mit einem, die Rotationsgeschwindigkeit ω direkt messenden,
Drehratensensor 7 auf.
[0019] Nach Fig. 2 ist bei einer analogen Sicherheitsschaltung 6 der Ausgang des die Rotationsgeschwindigkeit
ω messenden Drehratensensors 7 signalübertragend mit einem als Komparator ausgeführten
Vergleichsglied 8 verbunden, welcher den zur Rotationsgeschwindigkeit ω zumindest
teilweise proportionalen Messwert M zu einem vorwählbaren Schwellwert S vergleicht.
Zwischen dem Drehratensensor 7 und dem mit dem Einschaltzeitpunkt des Elektroantriebs
getriggerten Vergleichsglied 8 ist eine analog ausgeführte Funktionseinheit 9 mit
einer zeitlich bestimmten Übertragungsfunktion angeordnet.
[0020] Die Bauteile R1 und C1 bilden einen Tiefpassfilter mit der Übertragungsfunktion:

mit
s = σ +
jω (komplexe Kreisfrequenz)
und der oberen Grenzfrequenz
fg =

von auf 10Hz.
[0021] Die Bauteile C2 und R2 bilden einen Hochpassfilter mit der Übertragungsfunktion:

und der unteren Grenzfrequenz
fg = 
von 0.5Hz.
[0022] Die Bauteile R3 und C3 bilden einen Integrator, welcher als oberhalb seiner Grenzfrequenz
von 0.01 Hz betriebener Tiefpass realisiert ist. Die Widerstände R4, R5 und R6 bilden
in ihrer Kombination ein Addierglied, wobei gilt
R4 =
R5 =
R6. Im Vergleichsglied 8 wird das resultierende Messsignal M' mit einem Schwellwert
S als Ausschaltbedingung verglichen. Dies führt im Bedarfsfall zur Trennung des Antriebsstranges.
[0023] Nach Fig. 3 beinhaltet die als Softwareprogramm eines zwischen einem Analog-Digital-Konverter
(ADC) und einem Digital-Analog-Konverter (DAC) angeordneten Mikrocontrollers digital
realisierte, mit dem Einschaltzeitpunkt des Elektroantriebs getriggerte, Funktionseinheit
9' als funktionelle Unterblöcke einen digitalen Hochpassfilter I, bei welchem zuvor
das Eingangsignal über einen Multiplikator mit 1/E normiert wird, einen digitalen
Tiefpassfilter II, einen Integrator III und ein gewichtetes Summierglied IV zur Gewichtung
der Rotationsgeschwindigkeit ω mit dem Faktor Tau. Die Übertragungsfunktionen der
funktionellen Unterblöcke berechnen sich beim Hochpassfilter I nach
AHP(
s)=

, beim Tiefpassfilter II nach
ATP(
s)=

und beim Integrator III nach
AInt(
s) =

wobei sich die Grenzfrequenzen jeweils aus
fg =

ω berechnen. Für das gewichtete Summierglied IV beträgt Tau ungefähr 0.02.
1. Sicherheitsschaltung zur Generierung eines Steuersignals (θ) bei Überschreitung des
zukünftigen Auslenkwinkels des Gehäuses eines zumindest teilweise drehenden Elektrohandwerkzeuggerätes
(1), dadurch gekennzeichnet, dass ein die Rotationsgeschwindigkeit (ω) direkt messender Drehratensensor (7) signalübertagend
mit einem Vergleichsglied (8) verbunden ist.
2. Sicherheitsschaltung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Drehratensensor (7) als auf Basis der Corioliskraft messender aktiver Sensor
ausgeführt ist.
3. Sicherheitsschaltung nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Drehratensensor (7) und dem Vergleichsglied (8) eine Funktionseinheit
(9, 9') signalübertragend angeordnet ist.
4. Sicherheitsschaltung nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Funktionseinheit (9) ein gewichtetes Summierglied (IV) mit einem an einem Eingang
vorgeschalteten Integrierglied (III) beinhaltet.
5. Sicherheitsschaltung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Funktionseinheit (9) ohne Mittel zur Integration der Rotationsbeschleunigung
(ω) ausgeführt ist.
6. Sicherheitsschaltung nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Funktionseinheit (9) einen Tiefpassfilter (II) mit einer Grenzfrequenz zwischen
10 und 100 Hz beinhaltet.
7. Sicherheitsschaltung nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Funktionseinheit (9) einen Hochpassfilter (I) mit einer Grenzfrequenz zwischen
0,5 und 10 Hz beinhaltet.
8. Sicherheitsschaltung nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Ausgangspunkt bei der Berechnung des Steuersignals (θ) zum Einschaltzeitpunkt
des Elektroantriebs (2) bestimmbar ist.
9. Sicherheitsschaltung nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Funktionseinheit (9') über Softwarealgorithmen eines Mikrocontrollers ausgeführt
ist.
10. Sicherheitsschaltung nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass über das, in dem Vergleichsglied (8) nach Vergleich des Messwertes (M, M') mit einem
vorbestimmten Schwellwert (S) erzeugte, Steuersignal (θ) über einen steuerbaren Leistungsschalter
(5) der Strompfad eines Elektroantriebs (2) und/oder sowie optional gleichzeitig über
eine steuerbare Kupplungseinheit (4) der Kraftfluss vom Elektroantrieb (2) zu einer
Werkzeugspindel (3) unterbrechbar ist.