[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Schutz eines Verbrennungsmotors vor Überdruck,
wobei der Druck in mindestens einem Zylinder des Verbrennungsmotors gemessen wird.
Ferner betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zur Durchführung eines derartigen Verfahrens.
[0002] In den vergangenen Jahren haben die zunehmenden Forderungen nach verbesserter Leistungsfähigkeit
und besserer Kraftstoffausnutzung dazu geführt, dass die spezifische Leistung von
Verbrennungsmotoren immer weiter zugenommen hat. Die spezifische Leistung ist definiert
als das Verhältnis zwischen der Leistung und dem Gewicht des Verbrennungsmotors. Als
Konsequenz aus dieser Zunahme sind die Drücke in den Zylindern enorm gestiegen und
erreichen Werte, bei denen die mechanische Belastung die Grenzen des Materials erreicht.
Es ist daher wichtig, die Verbrennungsmotoren so auszulegen, dass auch der im ungünstigsten
Fall auftretende Druck innerhalb eines Zylinders in sicheren Grenzen bleibt.
[0003] Dies wird üblicherweise durch eine sorgfältige Kalibrierung der Strategie zur Kraftstoffversorgung
erreicht. Solche herkömmlichen Steuerungsstrategien für den Spitzendruck müssen mit
erheblichen Sicherheitsfaktoren angesetzt werden. Ein Grund hierfür liegt darin, dass
die bei der Motorherstellung auftretenden Toleranzen zu erheblichen Streuungen führen,
die zum Beispiel für Dieselmotoren einen Unterschied von 20 bar im maximalen Zylinderdruck
bedeuten können. Typischerweise sind diese Variationen von Motor zu Motor das Ergebnis
der folgenden Faktoren:
- einem Fehler im oberen Totpunkt aufgrund einer ungenauen Anbringung des Schwungrades;
- Kopfzwischenräume;
- Toleranzen des Injektionssystems.
[0004] Die Druckdifferenz von Motor zu Motor von bis zu 20 bar hat verschiedene negative
Konsequenzen. Für den Motorkonstrukteur, der die gewünschte Leistungsfähigkeit erreichen
muss, macht die erforderliche 20 bar Spitzendruck-Sicherheitsgrenze die Verwendung
von mehr Materialmasse oder von teureren Materialien notwendig, was die Stückkosten
des Motors erhöht. Für den Verbraucher kann die 20 bar Differenz in großen Leistungsvariationen
von Motor zu Motor resultieren, so dass einige Verbraucher Fahrzeuge erhalten, die
sich im Vergleich zu ähnlichen Motoren als leistungsschwach erweisen.
[0005] Vor diesem Hintergrund war es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, den Schutz eines
Verbrennungsmotors vor Überdruck in den Zylindern bei verringerten Herstellungskosten
sicherzustellen und gleichzeitig die Leistungsschwankungen zwischen gleichen Motoren
zu verringern.
[0006] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie eine
Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 7 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen
sind in den Unteransprüchen enthalten.
[0007] Das Verfahren dient dem Schutz eines Verbrennungsmotors vor Überdruck, wobei der
Druck in mindestens einem Zylinder des Verbrennungsmotors gemessen wird. Verfahren,
bei denen der Druck in einem Zylinder gemessen wird, sind für verschiedene Zwecke
bekannt. So wird der gemessene Druck zum Beispiel bei der US 4 397 285, der US 4 549
513, der US 4 846 128, der US 4 063 238 und der US 5 676 113 dazu verwendet, den Zündzeitpunkt
zu kontrollieren, um die Leistungsfähigkeit des Motors zu steigern. Aus der US 5 284
114, der US 4 706 628 und der US 4 732 126 ist es ferner bekannt, den Ort des Spitzendruckes
innerhalb der Zylinder zu bestimmen, und in Abhängigkeit hiervon den Zündzeitpunkt
und die Kraftstoffparameter zu regeln. Schließlich ist es aus der US 4 516 401 und
der US 4 483 146 bekannt, über eine Rückkopplung des Zylinderdruckes den Kompressor
von Turbolader-Motoren zu kontrollieren.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass die Kraftstoffeinleitung
und/oder die Kraftstoffverbrennung abweichend von den von der Motorsteuerung vorgegebenen
Werten modifiziert wird, wenn der Spitzendruck in einem Zylinder des Verbrennungsmotors
einen vorgegebenen Schwellwert überschreitet, wobei die Modifikation so erfolgt, dass
der genannte Spitzendruck nachfolgend unter einem Maximalwert bleibt. Unter dem Spitzendruck
wird dabei der während eines Motortaktes auftretende größte Zylinderinnendruck verstanden.
[0009] Durch das Verfahren wird sichergestellt, dass ein für den Verbrennungsmotor als Belastungsgrenze
anzusehender Maximalwert des Zylinderdruckes nicht überschritten wird, indem der Spitzendruck
in mindestens einem Zylinder ständig überwacht und bei Überschreiten des vorgegebenen
Schwellwertes durch den Spitzendruck die von der Motorsteuerung vorgegebene Kraftstoffeinleitung
und/oder Kraftstoffverbrennung in geeigneter Weise modifiziert wird. Der Schwellwert,
ab dem das Verfahren aktiv wird, liegt typischerweise 5 bis 20 %, vorzugsweise ca.
10% unter dem noch zulässigen Maximalwert des Zylinderinnendruckes.
[0010] Die Kraftstoffeinleitung und/oder die Kraftstoffverbrennung können insbesondere dadurch
modifiziert werden, dass die dem Verbrennungsmotor zugeführte Kraftstoffmenge, der
Zündzeitpunkt des Luft-Kraftstoff-Gemisches und/oder der Kraftstoffinjektionszeitpunkt
modifiziert werden. Über die genannten Steuerungsgrößen kann gezielt Einfluss auf
die Druckentwicklung im Zylinderraum genommen werden. So tritt zum Beispiel bei einer
Verringerung der zugeführten Kraftstoffmenge eine entsprechende Minderung des Spitzendruckes
im entsprechenden Zylinder ein.
[0011] Vorzugsweise besteht die Modifikation der Kraftstoffmenge nur aus einer Verringerung
der von der Motorsteuerung berechneten, zuzuführenden Kraftstoffmenge. Das heißt,
dass das erfindungsgemäße Verfahren die "normalerweise" von der Motorsteuerung für
die Zuführung vorgesehene Kraftstoffmenge allenfalls verringern, niemals jedoch erhöhen
kann. Eine solche Verringerung der Kraftstoffmenge genügt dem angestrebten Zweck,
den Überdruck im Zylinderraum zu begrenzen.
[0012] In der einfachsten Variante des Verfahrens wird der Druck in nur einem Zylinder eines
mehrzylindrigen Verbrennungsmotors gemessen und als stellvertretend für alle Zylinder
des Motors angenommen. Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens kann jedoch auch der
Druck in mehreren Zylindern, insbesondere in jeder Zylinderbank des Verbrennungsmotors
und/oder in jedem Zylinder des Verbrennungsmotors gemessen werden. Hierdurch lässt
sich die Genauigkeit und die Sicherheit des Schutzes vor Überdruck weiter erhöhen.
[0013] Des weiteren kann das Verfahren auch hinsichtlich der Modifikation der Kraftstoffeinleitung
und/oder der Kraftstoffverbrennung zwischen den Zylindern differenzieren. Im einfachsten
Fall wird die Kraftstoffeinleitung und/oder die Kraftstoffverbrennung für alle Zylinder
des Motors in gleicher Weise modifiziert. Vorzugsweise werden die genannten Größen
jedoch für jede Zylinderbank und/oder für jeden Zylinder des Verbrennungsmotors separat
modifiziert. Auf diese Weise können auf bestimmte Zylinder begrenzte kritische Drücke
gezielt in diesen Zylindern bekämpft werden ohne dass die Leistungsfähigkeit der nicht
betroffenen Zylinder unnötigerweise beeinträchtigt würde.
[0014] Gemäß einer bevorzugten Ausführung des Verfahrens wird die Kraftstoffeinleitung und/oder
Kraftstoffverbrennung so modifiziert, dass der Spitzendruck im Zylinder möglichst
nahe am Maximalwert liegt, solange nicht von der Motorsteuerung niedrigere Druckwerte
angesteuert werden. Das erfindungsgemäße Verfahren greift grundsätzlich nur ein, wenn
von der Motorsteuerung eine Kraftstoffeinleitung und/oder Kraftstoffverbrennung vorgegeben
wird, welche im Motor zu einem Druck führt, die einen vorgegebenen Schwellwert überschreitet.
Mit Überschreiten des Schwellwertes wird das erfindungsgemäße Verfahren aktiv und
beeinflusst die Kraftstoffeinleitung und/oder Kraftstoffverbrennung im Sinne einer
Verminderung der Druckwerte. Um dabei dennoch den von der Motorsteuerung angestrebten
Verhältnissen möglichst nahe zu kommen, wird vorteilhafterweise versucht, den Spitzendruck
im Zylinder möglichst nahe an der maximal zulässigen Grenze des Maximalwertes zu halten.
Sobald jedoch die Motorsteuerung eine Kraftstoffeinleitung und/oder Kraftstoffverbrennung
vorgibt, welche zu niedrigeren Druckwerten führen würde, werden sofort diese neuen
Vorgaben ausgeführt.
[0015] Die Erfindung betrifft auch eine Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens der
oben erläuterten Art, welche einen Spitzendruckregler enthält, der eingangsseitig
mit mindestens einem in einem Zylinder des Verbrennungsmotors angeordneten Drucksensor
und ausgangsseitig mit einer Steuerungsvorrichtung für die Kraftstoffeinleitung und/oder
Kraftstoffverbrennung verbunden ist. Der Spitzendruckregler ist weiterhin so eingerichtet,
dass er die Kraftstoffeinleitung und/oder Kraftstoffverbrennung modifiziert, wenn
der Spitzendruck im Zylinder einen vorgegebenen Schwellwert überschreitet, wobei die
Modifikation so erfolgt, dass der Spitzendruck im Zylinder unter einem Maximaldruck
bleibt. Mit einer derartigen Vorrichtung lassen sich die oben erläuterten Vorteile
des erfindungsgemäßen Verfahrens erzielen.
[0016] Im Folgenden wird die Erfindung mit Hilfe der Figuren beispielhaft erläutert. Es
zeigen:
- Fig. 1
- schematisch das erfindungsgemäße Verfahren an einem Vierzylindermotor;
- Fig. 2a-f
- sechs verschiedene Anordnungsmöglichkeiten für Sensoren und Regeleinrichtungen zur
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens;
- Fig. 3
- ein Flussdiagramm des Verfahrensablaufes;
- Fig. 4
- Kraftstofffluss und zugehörigen Druck im Zylinder beim Stand der Technik;
- Fig. 5
- Kraftstofffluss, zugehörigen Druck im Zylinder und Regelungsmodi bei Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0017] In Figur 1 ist schematisch das erfindungsgemäße Regelungssystem für eine Brennkraftmaschine
dargestellt, bei der es sich sowohl um einen Ottomotor als auch einen Dieselmotor
handeln kann. Insbesondere Dieselmotoren profitieren von dem erfindungsgemäßen Verfahren,
da sie größeren Druckvariationen innerhalb des Zylinders ausgesetzt sind und die maximalen
Spitzendrücke weit höher liegen als bei Benzinmotoren.
[0018] Figur 1 zeigt vier in bekannter Weise hintereinander angeordnete Zylinder 1 eines
Verbrennungsmotors. In jedem Zylinder 1 ist ein Drucksensor 3 angeordnet, über welchen
der in dem Zylinder herrschende Druck gemessen und an einen Spitzendruckregler C gemeldet
wird. Derartige Spitzendruckregler C, C', C'', C''' sind für alle Zylinder des Motors
separat vorgesehen.
[0019] Der Ausgang des Reglers C wirkt auf Aktuatoren des Kraftstoffeinspritzsystems ein.
Hierzu zählen die Injektoren 2 und gegebenenfalls auch die Kraftstoffpumpe. Die hauptsächlich
geregelte Variable ist die Menge des eingespritzten Kraftstoffes F
q für jeden Zylinder. Diese Variable kann für jeden Zylinder individuell oder für mehrere
beziehungsweise für alle Zylinder gemeinsam geregelt werden. Alternativ kann auch
die Zeitsteuerung der Injektion (F
tim für einen Dieselmotor) oder die Zündzeitpunktvorlaufsteuerung (für einen Ottomotor)
anstelle oder zusammen mit der Menge des eingespritzten Kraftstoffes F
q gesteuert werden.
[0020] Die von der Regeleinrichtung verwendeten Sensoren können jede Art von Sensor sein,
welcher eine Anzeige des Druckes P
cyl innerhalb einiger oder aller Zylinder geben kann. Diese Sensoren werden daher nachfolgend
als Zylinderinnendrucksensoren bezeichnet. Zu typischen Sensoren gehören direkte Zylinderinnendrucksensoren
wie zum Beispiel piezoelektrische oder optische Sensoren, die direkt in der Verbrennungskammer
angebracht sind, oder indirekte Zylinderinnendrucksensoren wie piezoelektrische Sensoren,
die in einer Zünd- oder Glühkerze angebracht sind, oder Beschleunigungsmesser, die
außerhalb der Verbrennungskammer angebracht sind. Die Ausgangssignale der Sensoren
können in bekannter Weise nach entsprechender Vorverarbeitung und Kalibrierung in
Drucksignale umgewandelt werden. Je größer die Genauigkeit dieser Drucksignale ist,
um so besser kann die erfindungsgemäße Regelung ausgeführt werden, und um so höher
ist der Nutzen der Erfindung.
[0021] Während in Figur 1 ein System gezeigt ist, bei dem ein Zylinderinnendrucksensor 3
pro Zylinder und ein Spitzendruckregler C, C', C'', C''' pro Sensor vorhanden ist,
kann die Erfindung auch auf Motoren angewendet werden, bei denen nicht alle Zylinder
mit Sensoren ausgestattet sind. Zum Beispiel kann nur ein Zylinder pro Motor oder
ein Zylinder pro Zylinderbank bei V-Motoren mit einem Sensor ausgestattet sein. Die
verschiedenen Konfigurationsmöglichkeiten sind in Figur 2 dargestellt und umfassen
folgende Varianten:
a) ein Sensor pro Zylinder 1, ein Regler pro Zylinder;
b) ein Sensor pro Zylinder, ein Regler pro Zylinderbank;
c) ein Sensor pro Zylinder, ein Regler pro Motor;
d) ein Sensor pro Bank, ein Regler pro Bank;
e) ein Sensor pro Bank, ein Regler pro Motor;
f) ein Sensor pro Motor, ein Regler pro Motor.
[0022] Dabei wird eine bessere Leistung erreicht, wenn ein Sensor in jedem Zylinder angebracht
ist. Tabelle 1 zeigt, welche Produktionstoleranzen in Abhängigkeit von der gewählten
Sensorkonfiguration kompensiert werden können.
1 Sensor pro ... |
Totpunkt-Ort |
Kopfdichtungszwischenräume |
Injektoren-charakteristik |
Verbrennungskammer bezogene Giess- / Bearbeitungstoleranzen |
Zylinder |
X |
X |
X |
X |
Zylinderbank |
X |
X |
|
|
Motor |
X |
|
|
|
[0023] Figur 3 zeigt ein Flussdiagramm eines möglichen Regelalgorithmus. In Block 17 wird
von der Motorsteuerung aufgrund der vom Fahrer vorgegebenen Gaspedalstellung 11 sowie
anderer Sensorsignale 10 eine übliche Kraftstoffzuführungsstrategie berechnet. Ergebnis
dieser Berechnung ist die in den Zylinder zu injizierende Kraftstoffmenge F
qd.
[0024] Parallel hierzu wird von einem Spitzendruckdetektor 13, welcher die Daten 12 des
Zylinderinnendrucks P
cyl erhält, der Spitzendruck P
peak detektiert. Dieser Spitzendruck P
peak ist als maximaler Druck während eines Motortaktes definiert. Die Bestimmung geschieht
einmal pro Motorzyklus. Der Wert P
peak wird in einem Puffer 14 solange zwischengespeichert, bis ein neuer Wert ihn überschreibt.
Dies kann einmal pro Zyklus, einmal pro Takt oder mit jeder anderen geeigneten Schrittfolge
in Abhängigkeit von der Konfiguration der Drucksensoren und der Anzahl der Spitzendruckregler
erfolgen.
[0025] In einem ersten Zweig des Algorithmus wird der Spitzendruck P
peak dann an einen Summierer geleitet, in welchem er von dem in Block 15 gespeicherten
Wert des maximal zulässigen Drucks P
max im Zylinder subtrahiert wird. Die so gebildete Differenz wird einem P
max-Folgeregler 16 zugeleitet. Die Aufgabe dieses Reglers besteht darin, die zu injizierende
Kraftstoffmenge derart zu berechnen, dass der Spitzendruck P
peak auf den maximal zulässigen Druck P
max geregelt wird. Typischerweise handelt es sich bei diesem Regler um einen Proportional/Integral
(PI) oder Proportional/Integral/Differential (PID) Regler mit einer "Anti-Windup"-Eigenschaft,
um einen sprunglosen Übergang von beziehungsweise zu der ursprünglichen Kraftstoffversorgungsstrategie
(Blöcke 18 und 19) zu gewährleisten. Der Regler sollte so kalibriert sein, dass er
jeglichen Drucküberschuss vermeidet. Die Ausgabe des Reglers 16 besteht aus einem
Wert F
qc für die Kraftstoffeinleitung.
[0026] Im Block 18 wird der Spitzendruck P
peak mit einem vorgegebenen Schwelldruck P
th verglichen, welcher einige bar unterhalb des Maximaldruckes P
max gewählt wird. Wenn der Spitzendruck unter dem Schwelldruck bleibt, wird die ursprüngliche
Motorsteuerungsstrategie nicht verändert. Das heißt, dass gemäß Block 20 die Kraftstoffmenge
F gleich der von der Motorsteuerung vorgegebenen Kraftstoffmenge F
qd gesetzt wird. Der Motor arbeitet dabei sicher weit unterhalb des Maximaldruckes P
max, so dass der Druckbegrenzer deaktiviert bleiben kann.
[0027] Wenn der Spitzendruck P
peak den vorgegebenen Schwelldruck P
th in Block 18 dagegen überschreitet, nähert sich der Motor dem Maximaldruck P
max an. Gemäß Block 19 können daraufhin verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Der
Grund, warum P
peak mit P
th und nicht direkt mit P
max verglichen wird, besteht darin, dass dem Spitzendruckregler erlaubt werden soll,
seine Regelungsaktionen voraus zu planen und dementsprechend die Drucküberschüsse
zu unterdrücken, welche andernfalls bei den großen Zeitverzögerungen in dem System
unvermeidbar sein würden.
[0028] Im bereits erwähnten Block 19 wird die Größe des von der Motorsteuerung vorgegebenen
Kraftstoffflusses F
qd mit dem vom Folgeregler 16 vorgegebenen Kraftstofffluss F
qc verglichen. Wenn P
peak in die Nähe von P
max kommt (das heißt P
peak > P
th) und F
qd > E
qc ist, ist ein Schutz vor einem Überdruck notwendig, und der Motor wird gemäß Block
21 mit einer Kraftstoffmenge F betrieben, die gleich der vom P
max-Folgeregler berechneten Menge F
qc ist. Falls der Fahrer jedoch bremst, fällt F
qd unterhalb von F
qc ab, und der Fahrer erlangt die volle Kontrolle zurück (Block 20: F = F
qd). Hierbei handelt es sich um ein Sicherheitskriterium, da die Menge des injizierten
Kraftstoffes niemals die Kraftstoffmenge der ursprünglichen Kraftstoffzuführungsstrategie
überschreiten kann. Mit anderen Worten hat der Fahrer immer die Kontrolle über die
maximale Kraftstoffzufuhr.
[0029] In Block 19 könnte die Verzweigungsbedingung auch mit jeder anderen verfügbaren und
mit dem Drehmoment in Beziehung stehenden Größe anstelle der Kraftstoffmenge ausgewertet
werden.
[0030] Die in Figur 3 dargestellte Regelungsstrategie für den Spitzendruck im Zylinderinnenraum
wurde an einem herkömmlichen Vierzylinder 2.0-Liter Dieselmotor getestet. Der Maximaldruck
P
max wurde im Regler auf 120 bar und der Schwelldruck P
th auf 10 bar unterhalb des Maximaldruckes (das heißt auf 110 bar) gesetzt. Zu Vergleichszwecken
wurde der Motor zunächst bei ausgeschaltetem Spitzendruckregler betrieben.
[0031] Figur 4 zeigt die Ergebnisse dieses Vergleiches, wobei der Spitzendruck P
peak mehrere Male um mehr als 10 bar den Grenzwert P
max von 120 bar übersteigt. Im oberen Diagramm von Figur 4 sind der Spitzendruck im Zylinderinnenraum
auf der vertikalen Achse und die Zeitdauer des Versuches auf der horizontalen Achse
eingetragen. Im unteren Diagramm ist im Vergleich hierzu auf derselben Zeitachse die
Kraftstoffmenge, die an die Zylinder abgegeben wird, eingetragen.
[0032] In Figur 5 sind die Ergebnisse dargestellt, wenn der Spitzendruckregler eingeschaltet
ist und dasselbe Fahrverhalten (dieselben Gaspedalpositionen) auf den Motor angewendet
wird. Der im obersten Diagramm dargestellte Spitzendruck P
peak des Zylinderinnendrucks überschreitet zu keinem Zeitpunkt den Grenzwert P
max von 120 bar.
[0033] Die durch den Spitzendruckregler vorgenommene Begrenzung der Kraftstoffeinleitung
gegenüber der von der Motorsteuerung verfolgten Strategie (vgl. Figur 4 unten) ist
aus dem mittleren Diagramm von Figur 5 erkennbar. Ferner ist erkennbar, dass der Spitzendruckregler
deaktiviert wird, sobald die Kraftstoffanforderung des Fahrers der vom Spitzendruckregler
vorgegebenen Kraftstoffmenge gleich wird. Aufgrund der "Anti-Windup" Eigenschaft wird
der vom Spitzendruckregler vorgegebene Kraftstoffmengenwert niemals kleiner als die
ursprünglich vorgeschlagene Kraftstoffmenge. Das unterste Diagramm von Figur 5 zeigt
auf derselben Zeitachse wie die beiden oberen Diagramme den Modus (0 = ursprüngliche
Motorsteuerung oder 1 = Spitzendruckregelung), in welchem die Kraftstoffversorgung
gerade betrieben wird.
1. Verfahren zum Schutz eines Verbrennungsmotors vor Überdruck, wobei der Druck (Pcyl) in mindestens einem Zylinder (1) des Verbrennungsmotors gemessen wird,
dadurch gekennzeichnet, dass, wenn der Spitzendruck (Ppeak) im Zylinderinnenraum einen vorgegebenen Schwellwert (Pth) überschreitet, die Kraftstoffeinleitung und/oder die Kraftstoffverbrennung so modifiziert
wird, dass der Spitzendruck nachfolgend unter einem Maximalwert (Pmax) bleibt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die zugeführte Kraftstoffmenge, der Zündzeitpunkt und/oder der Kraftstoffinjektionszeitpunkt
modifiziert werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Modifikation der zugeführten Kraftstoffmenge nur aus einer Verringerung der von
der Motorsteuerung berechneten zuzuführenden Kraftstoffmenge (Fqd) besteht.
4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass der Druck in jeder Zylinderbank und/oder in jedem Zylinder (1) des Verbrennungsmotors
gemessen wird.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass die Kraftstoffeinleitung und/oder die Kraftstoffverbrennung in jeder Zylinderbank
und/oder jedem Zylinder des Verbrennungsmotors separat modifiziert wird.
6. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass die Kraftstoffeinleitung und/oder die Kraftstoffverbrennung so modifiziert werden,
dass der Spitzendruck im Zylinder (1) möglichst nahe am Maximalwert (Pmax) liegt, solange nicht von der Motorsteuerung niedrigere Druckwerte angesteuert werden.
7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 bis 6, enthaltend
einen Spitzendruckregler (C, C', C'', C'''), der eingangsseitig mit mindestens einem
in einem Zylinder (1) des Verbrennungsmotors angeordneten Drucksensor (3) und ausgangsseitig
mit einer Steuerungsvorrichtung (2) für die Kraftstoffeinleitung und/oder Kraftstoffverbrennung
verbunden ist, und welcher so eingerichtet ist, dass er die Kraftstoffeinleitung und/oder
die Kraftstoffverbrennung modifiziert, wenn der Spitzendruck (Ppeak) in einem Zylinderinnenraum einen vorgegebenen Schwellwert (Pth) überschreitet, so dass der Spitzendruck unter einem Maximalwert (Pmax) bleibt.