[0001] Die Erfindung betrifft eine Schutzvorrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruch 1
sowie eine damit ausgestattetes Schaltgerät sowie eine Schaltanlage nach dem Oberbegriff
eines der nebengeordneten Ansprüche.
[0002] Bei Wartungs- und Reparaturarbeiten an Schaltanlagen, insbesondere an luftisolierten
Schaltanlagen für Nennspannungen ab 6 kV, gelten im Allgemeinen sehr hohe Sicherheitsstandards.
Unter anderem ist darauf zu achten, dass spannungsführende Anlagenteile vor und hinter
der Arbeitsstelle freigeschaltetet, d.h. von der Nennspannung getrennt, und sachgemäß
geerdet werden. Zur Erdung verwendet man häufig mobile Erdungs- und Kurzschließvorrichtungen,
im Folgenden kurz Erdungsvorrichtungen genannt. Diese mobilen Erdungsvorrichtungen
bestehen üblicherweise aus einem leitenden Gestänge mit einem Haken an dem einen Ende
und mit einer Kupplung für einen Erdungsanschlußbolzen an dem anderen Ende. Für die
Dauer der Wartungs- und Reparaturarbeiten sind die freigeschalteten und geerdeten
Anlagenteile gegen Wiederzuschalten der Nennspannung zu sichern, um die arbeitenden
Personen oder Wartungskolonnen nicht zu gefährden und auch um Sachschäden zu vermeiden.
[0003] Die Sicherung der Arbeitstelle geschieht bekanntermaßen durch eine manuelle Blockade
der entsprechenden Schaltgeräte (z.B. Leistungsschalter oder Trennschalter), um unbeabsichtigtes
Wiederzuschalten der Nennspannung, d.h. Fehlschaltungen, zu verhindern. Es ist auch
bekannt den schaltungsberechtigten Personen die Tatsache, dass die Arbeitstelle geerdet
ist, zu melden und optisch anzuzeigen, insbesondere dann, wenn diese Personen die
Arbeitsstelle nicht einsehen können, weil die Schalthandlungen von entfernt liegenden
Warten aus erfolgen. Somit gibt es an sich bereits Schutzvorrichtungen für Schaltanlagen
zum sicheren Wiederzuschalten von freigeschalteten und mittels einer mobilen Erdungsvorrichtung
geerdeten Anlagenteilen an die Nennspannung. Diese bekannten Schutzvorrichtungen sind
jedoch nur beschränkt zuverlässig. Nicht nur technische Defekte, wie etwa das Ausfallen
der optischen Anzeige, können auftreten. Auch menschliches Versagen wird bei diesen
Schutzvorrichtungen zur Gefahr. So kann es passieren, dass die Meldung des Erdungszustandes
vergessen wird oder dass die optische Anzeige von dem schaltberechtigten Personal
übersehen wird.
[0004] Es gibt auch Schutzvorrichtungen, bei denen für die Sicherung der Arbeitsstelle stationär
installierte Erdungsschalter eingesetzt werden, die über elektrische Motoren angetrieben
werden. Die Motorensteuerung wirkt nicht nur auf die Motoren des Erdungsschalters,
sondern auch auf eine Verriegelungsschaltung, die die elektrischen Antriebe der Schaltgeräte
und Trennschalter während der Wartung- und Reparaturarbeiten zumindest solange blockiert,
wie die Erdungschalter eingeschaltet sind. Diese Lösung ist jedoch sehr aufwendig
und kostenintensiv. Es sind hohe Investistionsaufwendungen, sowohl für die Erstinstallation
als auch für die erforderlichen Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten über die gesamte
mehrjährige Betriebszeit, zu leisten.
[0005] Aufgabe der Erfingung ist es, unter Überwindung der genannten Nachteile eine verbesserte
Schutzvorrichtung und eine damit ausgestattete Schaltanlage vorzustellen.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Schutzvorrrichtung mit den Merkmalen nach Anspruch
1 sowie durch eine Schaltanlage mit den Merkmalen nach dem nebengeordneten Anspruch.
[0007] Demnach weist die erfindungsgemäße Schutzvorrichtung eine berühungsloses Objekt-
Identifikationssystem auf, das erkennt, wenn die mobile Erdungsvorrichtung in die
Schaltanlage eingesetzt ist und das dann die Schaltanlage gegen das Wiederzuschalten
der Anlagenteile verriegelt.
[0008] Durch diese Maßnahmen wird eine automatische Sicherung gegen zu frühes Wiederzuschalten
von freigeschalteten Anlageteilen erreicht. Dabei ist der Einsatz eines berühungslosen
Objekt-Identifikationssystems besonders vorteilhaft, weil damit ein sehr zuverlässiges
Erkennen des Erdungszustandes erreicht wird. Die erfindungsgemäße Sicherung der Schaltanlage
ist sehr sicher, insbesondere gegen menschliches Versagen. Fehlschaltungen oder andere
Gefahrenquellen sind ausgeschlossen. Außerdem ist die Schutzvorrichtung sehr schnell
und mit geringem Aufwand jederzeit in bestehende Schaltanlagen nachrüstbar. Die erfindungsgemäße
mobile Erdungsvorrichtung, die mit einem Transponder, auch Tag genannt, ausgerüstet
ist, kann ebenfalls in herkömmlichen Schaltanlagen, die keine Sende-Empfangsvorrichtung
aufweisen, eingesetzt werden, wobei dann jedoch keine Schutzwirkung mehr besteht.
[0009] Besonders vorteilhafte Ausführungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0010] Besonders vorteilhaft ist es, wenn eine drahtloses, insbesonde funkbetriebenes, Identifikationssystem
eingesetzt wird.
[0011] In diesem Zusammenhang ist es besonders vorteilhaft, wenn das Identifikationssystem
einen Transponder aufweist, der an der mobilen Erdungsvorrichtung angeordnet ist,
und wenn das Identikationssystem eine Sende- und Empfangseinheit aufweist, die mit
der elektrischen Steuerung für einen Trennschalter der Schaltanlage verbunden ist,
und die den Trennschalter elektrisch verriegelt, falls der Transponder sich im Sende-und
Empfangsbereich der Sende- und Empfangseinheit befindet. Da es sich bei dem Transponder
um ein nicht aktives elektronisches Bauelement handelt, kann die mobile Erdungsvorrichtung
EUK auch in herkömmlicher Benutzungsweise eingesetzt werden, d.h. in den bekannten
Schaltanlagen, die nicht mit dem hier vorgestellten Objekt.Identifikationssystem ausgestattet
sind.
[0012] Auch ist es vorteilhaft, wenn die Ausbreitung der Funksignale auf ein Schaltfeld
oder auf eine Schaltzelle begrenzt ist. Dadurch werden Störungen und unbeabsichigte
Einflüsse auf benachbarte Schaltfelder bzw. Schaltzellen ausgeschlossen.
[0013] Im Weiteren wird die Erfindung näher beschrieben anhand eines Ausführungsbeispiels,
das in der beiliegenden Figur schematisch dargestellt ist:
[0014] Die Figur zeigt eine Schaltanlage mit einer erfinungsgemäßen Schutzvorrichtung, die
ein berührungsloses Objekt-Idendifikationssystem bestehend aus einen Transponder 1
und aus einer Sende- und Empfangseinheit 2 enthält. Der Transponder 1 ist an einer
mobilen Erdungsvorrichtung EUK - auch Erdungs- und Kurzschlußvorrichtung genannt -
angeordnet, die in die Schaltanlage eingesetzt werden kann, um freigeschaltete Anlagenteile
zu erden. Die mobile Erdungsvorrichtung ist in diesem Beispiel als Gestänge in Form
eines Erdungshakens EUK ausgebildet, der die zu erdende Leitungsverbindung 5 mit dem
Gestell der Schaltanlage über einen Erdungsanschlussbolzen 3 verbindet. Solange der
Erdungshaken EUK in die Schaltanlage eingesetzt ist, darf kein Wiederzuschalten der
freigeschalteten Anlagenteile auf die spannungsführende Leitungsverbindung 4 erfolgen.
[0015] Deshalb ist die Schaltanlage mit einer erfindungsgemäßen Schutzvorrichtung ausgestattet,
die folgendermaßen funktioniert:
[0016] Der Transponder 1 steht in Funkverbindung mit der Sende - und Empfangseinheit 2.
Solange sich der Transponder 1 im Sende- und Emfpangsbereich befindet, wird ein Wiederzuschalten
der Anlagenteile (hier: das Schließen des Trennschalters) blockiert. In diesem Falle
geht das Objekt-Identifikationssystem davon aus, dass die mobile Erdungsvorrichtung
EUK in die Schaltanlage eingesetzt ist, d.h das ein Erdungszustand herrscht. Erst
wenn die mobile Erdungsvorrrichtung EUK aus der Schaltanlage entfernt wird und sich
somit nicht mehr im Sende- und Empfangsbereich befindet, wird ein Wiederzuschalten
der freigeschalteten Anlagenteile zugelassen. Die Sende- und Empfangseinheit 2 ist
dazu mit einer (nicht dargestellten) Steuerung verbunden, die den Trennschalter der
Schaltanlage steuert, d.h. blockiert oder freigibt. Solange sich der Transponder 1
im Sende- und Empfangsbereich befindet, meldet die Sende- und Empfangseinheit 2 an
die Steuerung ein Signal zur Blockade des Trennschalters. Damit ist der Trennschalter
gegen ein Wiederzuschalten der Nennspannung verriegelt. Erst wenn sich der Transponder
1 außerhalb des Sende- und Empfangsbereiches befindet, sendet die Sende- und Empfangseinheit
2 an die Steuerung des Trennschalters ein Freigabesignal.
[0017] Das Objekt- Identifikationssystem arbeitet im Mikrowellenbereich. Der Einsatz von
Transpondern ist an sich aus einem anderen technischen Bereich bekannt, nämlich aus
dem Bereich der sogenannten Sekundär-Radarsysteme, die ebenfalls im Mikrowellenbereich
arbeiten. Der Transponder wird üblicherweise auch als Tag bezeichnet.
[0018] Bei der erfindungsgemäßen Schutzvorrichtung ist zusätzlich jede einzelne Erdungsvorrichtung
mit einem Transponder versehen, der durch eine eindeutige Kennung identifizierbar
ist. Somit kann auch jede einzelne mobile Erdungsvorrichtung identifiziert werden.
Jedoch kann ohne Einfluss auf die Grundfunktion zur Schutz gegen unbeabsichtigtes
Erden auf eine Identifikation zwischen dem Tag und dem Sende-Empfangsgerät verzichtet
werden. Der Sende- und Empfangsbereich der Sende- und Empfangseinheit ist so eingestellt
, dass er den Einsatzort der mobilen Erdungsvorrichtung voll erfasst. Dadurch wird
sichergestellt, dass ein Wiederzuschalten der Anlagenteile erst dann erfolgt, wenn
sich die mobile Erdungsvorrichtung weit genung entfernt von ihrem Einsatzort befindet.
Damit wird ausgeschlossen, dass ein Erdungszustand bei Wiederzuschaltung besteht und
es zu Unfällen und Schäden kommt. Die Erfindung ist nicht auf das beschriebene Ausführungsbeispiel
beschränkt. Eine erfindungsgemäße Sicherungsvorrichtung kann auch so ausgeführt werden,
dass eine drahtlose Übertragung zwischen Sende- Empfangsteil und Transponder über
Infrarotsignale oder Ultraschallsignale erfolgt. Der Tag wird untrennbar mit der mobilen
Erdungsvorrichtung EUK verbunden, damit sein absichtliches oder auch unabsichtliches
Entfernen, was zur Aufhebung der Schutzwirkung führen würde, nicht passieren kann.
Die Sende- und Empfangseinheit wird dergestalt in den Steuerungskreis des Motorantriebs
eingebunden, das eine Blockade des Schaltgerätes nur im Schaltzustand "Aus""erfolgt.
Ein optisches Signal zeigt an, sobald die Sende- und Empfangseinheit den Transponder
erkannt oder erfasst hat.
[0019] Die vorgeschlagene Schutzvorrichtung ermöglicht ein automatisches Sichern gegen Wiederzuschalten
von freigeschalteten Anlageteilen, wobei der Einsatz eines Objekt- Identifikationssystems
eine sehr kostengünstige Lösung im Vergleich zu den herkömmlichen Lösungen darstellt.
Insbesondere kann auf kostenintensive motorgetriebene Geräte verzichtet werden. Auch
ist eine zusätzliche manuelle Sicherung vor Wiederzuschalten oder eine Meldung des
Erdungszustandes nicht erforderlich. Fehlschaltungen aufgrund von nicht vollständig
und gemäß den Sicherheitsregeln durchgeführten Maßnahmen sind somit ausgeschlossen.
1. Schutzvorrichtung für ein in eine Schaltanlage einsetzbares Schaltgerät zum sicheren
Wiederzuschalten von freigeschalteten und mittels einer mobilen Erdungsvorrichtung
(EUK) geerdeten Anlagenteilen an die Nennspannung, dadurch gekennzeichnet,
dass die Schutzvorrichtung ein berührungsloses Objekt-Identifikationssystem (1, 2) aufweist,
das erkennt, wenn die mobile Erdungsvorrichtung (EUK) in das Schaltgerät eingesetzt
ist und das dann das Schaltgerät gegen das Wiederzuschalten der Anlagenteile verriegelt.
2. Schutzvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
das Identifikationssystem ein drahtloses, insbesondere ein funkbetriebenes, Identifikationssystem
(1, 2) ist.
3. Schutzvorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass
das Identifikationssystem einen Transponder (1), der an der mobilen Erdungsvorrichtung
(EUK) angeordnet ist, und eine Sende- und Empfangseinheit (2) enthält, die mit der
elektrischen Steuerung für das Schaltgerät, insbesondere für den Trennschalter einer
Schaltanlage, verbunden ist und die das Schaltgerät elektrisch verriegelt, falls der
Transponder (1) sich im Sende- und Empfangsbereich der Sende-und Empfangseinheit (2)
befindet.
4. Schutzvorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass
der Transponder (1) untrennbar mit der mobilen Erdungsvorrichtung (EUK) verbunden
ist.
5. Schutzvorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass
die Sende- und Empfangseinheit (2) eine Blockade der Antriebssteuerung des Schaltgerätes
nur im ausgeschalteten Zustand des Schaltgerätes veranlasst.
6. Schutzvorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass
die Sende- und Empfangseinheit (2) eine Blockade der Antriebssteuerung Antriebssteuerung
des Schaltgerätes erst nach einer vorgebbaren Zeitverzögerung aufhebt.
7. Schutzvorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass
die Sende- und Empfangseinheit (2) ein Funksignals aussendet, welches auf ein Schaltfeld
oder auf eine Schaltzelle begrenzt ist.
8. Schaltgerät für eine Schaltanlage mit einer Schutzvorrichtung zum sicheren Wiederzuschalten
von freigeschalteten und mittels einer mobilen Erdungsvorrichtung (EUK) geerdeten
Anlagenteilen an die Nennspannung, dadurch gekennzeichnet,
dass die Schutzvorrichtung ein berührungsloses Objekt-Identifikationssystem (1, 2) aufweist,
das erkennt, wenn die mobile Erdungsvorrichtung (EUK) in das Schaltgerät eingesetzt
ist und das dann das Schaltgerät gegen das Wiederzuschalten der Anlagenteile verriegelt.
9. Schaltgerät nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
dass das Schaltgerät ein Leistungsschalter oder ein Trennschalter ist, der in eine Schaltanlage,
insbesondere in eine luftisolierte Schaltanlage, einsetzbar ist.
10. Schaltanlage mit einem Schaltgerät und mit einer Schutzvorrichtung zum sicheren Wiederzuschalten
von freigeschalteten und mittels einer mobilen Erdungsvorrichtung (EUK) geerdeten
Anlagenteilen an die Nennspannung, dadurch gekennzeichnet,
dass die Schutzvorrichtung ein berührungsloses Objekt-Identifikationssystem (1, 2) aufweist,
das erkennt, wenn die mobile Erdungsvorrichtung (EUK) in das Schaltgerät eingesetzt
ist und das dann das Schaltgerät gegen das Wiederzuschalten der Anlagenteile verriegelt.