[0001] Die Erfindung betrifft eine Farbwechselventilanordnung zur Verbindung einer Anzahl
von Farbleitungen für Beschichtungsmaterial wählbarer unterschiedlicher Farben mit
einem Applikationsorgan gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie ein Verfahren
zum Steuern einer derartigen Anordnung.
[0002] Farbwechselventilanordnungen oder kurz Farbwechsler ermöglichen in Lackieranlagen
zur Beschichtung von Werkstücken wie beispielsweise Kraftfahrzeugkarossen während
des Lackierbetriebes eine rasche Umstellung von einer Farbe zur anderen und bestehen
hauptsächlich aus einer Anzahl von steuerbaren Farbventilen, die längs eines allen
Farben gemeinsamen Farbkanals verteilt sind. Zur Anpassung an die jeweilige Anlage
und die Anzahl wählbarer Farben sind sie in Blockbauweise aus einzelnen Modulen (Anschlußblöcken,
Anschlußleisten, Steuerköpfen) gebildet, die aneinandergereiht werden können, so daß
eine variable, nachträglich vergrößerbare oder verkleinerbare Anzahl von Anschlüssen
für Farbleitungen realisiert werden kann. Neben den Farbventilen sind üblicherweise
weitere, ähnlich aufgebaute Ventile für Spülmedien wie Verdünnerflüssigkeit und Pulsluft
vorgesehen.
[0003] Bekannte Farbwechsler dieser Art (DÜRR, Technisches Handbuch, Einführung in die Technik
der PKW-Lackierung, April 1999) enthalten pneumatisch angesteuerte Ventile, die von
Druckluftsignalen aus den Ventilen individuell zugeordneten Schläuchen betätigt werden.
Diese Steuerluftschläuche kommen aus einem entfernten Pneumatikschrank, in dem sie
von je einem Magnetventil unter Steuerung des elektronischen Steuersystems der Anlage
zur Erzeugung der Druckluftsteuersignale geöffnet und geschlossen werden.
[0004] Das bekannte pneumatische Steuersystem ist sehr aufwendig, da für jede Schaltfunktion
ein Druckluftschlauch aus dem Pneumatikschrank in den Farbwechsler verlegt werden
muß und zusätzlich zu jedem Ventil des Farbwechslers ein baulich und räumlich getrenntes
externes Elektromagnetventil benötigt wird. Ferner ergeben sich durch die Steuerluftschläuche
und das Erfordernis ihrer Be - und Entlüftung Schaltverzögerungen, die außerdem unterschiedlich
lang sind, da es je nach Installationsfall (z.B. bei Seiten- und Dachmaschinen) innerhalb
einer Anlage unterschiedliche Schlauchlängen und entsprechend unterschiedliche Schaltzeiten
gibt. Kurze und genau definierte Schaltzeiten sind u.a. bei neueren Spülprogrammen
für Farbwechsler wichtig, bei denen die Öffnungszeiten der Spülventile typisch in
der Größenordnung von Sekundenbruchteilen liegen können (DE 199 51 956).
[0005] Aus der EP 0 979 964 A ist es bereits bekannt, die Ventilnadel der Farbsteuerventile
eines Farbwechslers elektromagnetisch zu betätigen, um durch direkte elektrische Bus-Ansteuerung
kürzeste Schaltzeiten ohne die bei pneumatischer Steuerung erforderlichen Schläuche
zu ermöglichen. Für die unmittelbare Betätigung der Ventilnadel sind aber relativ
starke Elektromagnete erforderlich, die nicht nur sperrig sind, sondern auch einen
u.a. in Hinblick auf die Explosionsschutzbedingungen in Beschichtungsanlagen unerwünscht
hohe elektrische Leistungsaufnahme haben.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist, einen Farbwechsler und ein Verfahren zu seiner Steuerung
anzugeben, die den Leitungsaufwand und die Schaltzeitverzögerungen pneumatisch gesteuerter
Farbwechsler ohne das Erfordernis unerwünscht starker Elektromagnete vermeiden.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der unabhängigen Patentansprüche gelöst.
[0008] Durch die Erfindung wird eine kompakte und zuverlässige Einheit geschaffen, die im
Vergleich mit üblichen pneumatisch gesteuerten Farbwechslern mit wesentlich geringerem
Installations- und sonstigem Aufwand auskommt als bisher. Vor allem entfallen die
bisher erforderlichen zahlreichen Steuerluftschläuche des Farbwechslers sowie der
große externe Pneumatikschrank einschließlich seiner Magnetventile. Da das Be- und
Entlüften von Schlauchleitungen entfällt, ergeben sich wesentlich schnellere Schaltvorgänge,
die zudem genau bestimmt und von der Installation unabhängig sind, so daß u.a. genau
reproduzierbare Spülprogramme mit kurzen Schaltzeiten realisierbar sind.
[0009] Der Installationsaufwand wird auch dadurch reduziert, daß an den Farbwechsler außer
dem allen Ventilen gemeinsamen Druckluftschlauch für die pneumatische Vorsteuerung
nur elektrische Leitungen angeschlossen werden, bei der bevorzugten Datenbussteuerung
nur dieser Bus und eine Stromversorgungsleitung für die Elektromagnete und für die
elektronischen Steuerschaltkreise der Ventile.
[0010] Diese Vorteile werden erfindungsgemäß mit der an sich zweckmäßigen pneumatischen
Ventilbetätigung kombiniert, so dass kein starker elektromagnetischer Antrieb erforderlich
ist. Außerdem hat die Erfindung den Vorteil, dass die reinen Pneumatikventile der
zur Zeit üblichen Farbwechsler einfach ohne sonstige konstruktive Änderungen durch
die neuen elektrisch gesteuerten Ventile ersetzt werden können.
[0011] An dem in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel wird die Erfindung näher
erläutert. Die Zeichnung zeigt schematisch einen von einem Feldbussystem elektronisch
gesteuerten Farbwechsler mit Pneumatikventilen.
[0012] Der Farbwechsler 1 besteht in der an sich bekannten Weise aus einer modular erweiterbaren
oder verkleinerbaren Gruppe von aneinandergereihten Blockeinheiten, die jeweils aus
Gehäusekörpern 2 und darin zur Verbindung der Farb- und Spülleitungen (nicht dargestellt)
mit dem zentralen Farbkanal montierten, z.B. eingeschraubten Ventilen 3 bestehen.
[0013] Bei den Ventilen 3 handelt es sich um von einem Elektromagnetventil vorgesteuerte
Pneumatikventile. Hierfür geeignete Konstruktionen stehen dem Fachmann je nach Anwendungsfall
zur Verfügung. Beispielsweise können die Ventile 3 eine pneumatische Grundeinheit
entsprechend Fig. 2 der schon erwähnten EP 0 979 964 A enthalten, in der eine mit
einem Kolben versehene Ventilnadel durch Druckluft gegen die Kraft einer Feder in
eine Öffnungsstellung gedrückt wird, in der sie den Weg für das Farb- oder Spülmedium
in den Farbkanal des Farbwechslers freigibt. Während aber im bekannten Fall die Druckluft
das Steuersignal zum Öffnen und Schließen des Farbventils darstellt, ist bei dem hier
beschriebenen Farbwechsler der Druckluftanschluß durch eine elektromagnetische Ventileinheit
ersetzt, die an die pneumatische Grundeinheit angebaut ist und elektrisch die Verbindung
zwischen einer permanent unter kontinuierlichem Druck stehenden Druckluftleitung 4
und der pneumatischen Grundeinheit öffnet und schließt. Konstruktiv kann die angebaute
elektromagnetische Ventileinheit ähnlich wie die an sich bekannte pneumatische Grundeinheit
aufgebaut sein und beispielsweise einen wie deren Nadel beweglichen Magnetkern enthalten,
an dem sich ein Dichtsitz befindet. Wenn der Magnetkern von einer ihn umgebenden elektrischen
Spule angezogen wird, öffnet sich der Dichtsitz und gibt den Weg der Druckluft aus
der Leitung 4 in die pneumatische Grundeinheit frei. Die zur pneumatischen Vorsteuerung
dienende, bei P an eine zentrale Vorsteuerluftquelle angeschlossene Druckluftleitung
4 führt durch die Gehäusekörper 2 des Farbwechslers 1 hindurch und ist innerhalb des
Farbwechslers an alle Ventile 3 angeschlossen. Stattdessen können aber auch andere
bekannte oder zweckmäßige Konstruktionen für ein elektrisch gesteuertes Ventil zum
Öffnen und Schließen der Pneumatikleitungen der Farb- und Spülmittelventile verwendet
werden.
[0014] Insbesondere wenn die bekannten Pneumatikventile der bisher üblichen Farbwechsler
einfach mit je einem direkt montierten elektromagnetischen Vorsteuerventil versehen
werden, kann durch einen zusätzlichen Sensor je Ventil die Schaltstellung des Ventils
angezeigt und/oder dem elektronischen Steuersystem zurückgemeldet werden.
[0015] Zur elektrischen Ansteuerung der Ventile 3 dient vorzugsweise ein durch alle modularen
Gehäusekörper 2 hindurchgeführter interner Datenbus 5, bei dem es sich um einen CAN-Bus
oder eines der sonstigen bekannten genormten Bussysteme handeln kann und der über
eine Schnittstelle 6 an das übergeordnete elektronische Steuersystem 7 angeschlossen
ist. Zweckmäßig wird eines der modernen Feldbussysteme verwendet, dessen binäre Steuerdaten
im Farbwechsler 1 den Ventilen 3 zugeordnet werden, für die sie jeweils bestimmt sind.
Für die Zuordnung und Adressierung sorgen in an sich bekannter Weise elektronische
Schaltkreise (Chips), die in den einzelnen Ventilen vorgesehen sein können, um die
erwähnten Spulen der elektromagnetischen Ventileinheiten zur Öffnung des betreffenden
Ventils mit einer ebenfalls durch den gesamten Farbwechsler geführten Stromversorgungsleitung
8 zu koppeln. Wegen der erfindungsgemäß möglichen geringen Leistungsaufnahme der Elektromagnete
können diese aus der elektrischen Steuerung direkt mit entsprechend geringer Ausgangsleistung
angesteuert werden.
[0016] Zweckmäßig können die jeweils aus einem der Gehäusekörper 2 und einem oder mehreren
Ventilen 3 gebildeten modularen Blockeinheiten zur Anpassung an die jeweils erforderliche
Anzahl wählbarer Farben einfach zusammensteckbar sein, wobei der erforderliche Zusammenhalt
durch geeignete Arretierungsmittel gewährleistet wird. Bei dieser Ausgestaltung sind
auch die sich durch die modularen Gehäuseeinheiten erstreckenden Abschnitte des internen
Datenbusses 5 jeweils durch Steckkontakte 9 miteinander verbunden. Dasselbe gilt für
die entsprechenden Abschnitte der Stromversorgungsleitung 8 und der Druckluftleitung
4.
[0017] Da Farbwechsler in elektrostatischen Beschichtungsanlagen gewöhnlich geerdet werden
müssen, können die Gehäuseteile des Farbwechslers 1 aus elektrisch leitfähigem Werkstoff
bestehen, beispielsweise aus leitfähigem Kunststoff.
[0018] Anstelle der beschriebenen Busansteuerung ist auch eine Einzelverdrahtung der Elektromagnetventile
möglich, so daß nur die Vorsteuer-Druckluftleitung durch den Farbwechsler führt.
1. Farbwechselventilanordnung zur Verbindung einer Anzahl von Farbleitungen für Beschichtungsmaterial
wählbarer unterschiedlicher Farben mit einem Applikationsorgan,
mit einem zentralen Farbkanal für das dem Applikationsorgan zuzuführende Beschichtungsmaterial,
mit an den Farbkanal angeschlossenen steuerbaren Ventilen (3) für die wählbaren Farben
und ggf. für Spülmedien,
und mit einer Steuereinrichtung zum Schalten der Ventile (3), die mit einem externen
elektronischen Steuersystem (7) verbindbar ist,
wobei die Ventile (3) der Farbwechselventilanordnung mit Elektromagnetventilen versehen
sind, die durch eine in der Ventilanordnung (1) enthaltene elektrische Anschlußanordnung
mit dem externen elektronischen Steuersystem (7) verbindbar sind,
dadurch gekennzeichnet, daß in die in den Farbkanal führenden Farb- oder Spülmittelwege jeweils Pneumatikventile
geschaltet sind, die durch Druckluft oder ein anderes Druckgas aus einer durch die
Ventilanordnung (1) zu allen Ventilen (3) führenden gemeinsamen Druckgasleitung (4)
geöffnet und geschlossen werden, und daß innerhalb der Ventilanordnung (1) jeweils
ein Elektromagnetventil in den Druckgasweg des Pneumatikventils geschaltet ist.
2. Farbwechselventilanordnung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß durch die Ventilanordnung (1) ein Datenbus (5) für digitale Steuerdaten führt, der
mit den Elektromagnetventilen (3) über eine elektronische Schaltung gekoppelt ist.
3. Farbwechselventilanordnung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß jedes Elektromagnetventil (3) einen elektronischen Schaltkreis enthält.
4. Farbwechselventilanordnung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektromagnetventile (3) in oder an modular aneinander anreihbaren, zusammensteckbaren
Gehäuseeinheiten (2) montiert sind, durch die sich jeweils ein Abschnitt des Datenbus
(5) erstreckt, und daß die Datenbusabschnitte der einzelnen Module durch Steckkontakte
(9) miteinander verbunden sind.
5. Farbwechselventilanordnung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß sich durch die Module jeweils ein Abschnitt einer Stromversorgungsleitung (8) für
die Elektromagnetventile (3) und/oder der Druckgasleitung (4) erstreckt und diese
Leitungsabschnitte durch Steckkontakte miteinander verbunden sind.
6. Ventil für eine Farbwechselventilanordnung nach Anspruch 1 mit einem Pneumatikventilteil,
das eine Ventilnadel enthält, deren eine Dichtfläche bildendes Ende von einer Feder
in eine Schließstellung gedrückt wird, in der sie den in den Farbkanal führenden Farb-
oder Spülmittelweg verschließt, und aus der sie zum Öffnen dieses Weges gegen die
Kraft der Feder durch Druckluft abhebbar ist, die beim Öffnen eines Druckluftweges
einen Kolben der Nadel beaufschlagt, dadurch gekennzeichnet, daß an das Pneumatikventilteil ein Elektromagnetventil mit einem Ventilsitz angebaut
ist, durch den der Druckluftweg zu dem Kolben des Pneumatikventilteils führt.
7. Verfahren zum Steuern einer Farbwechselventilanordnung zur Verbindung einer Anzahl
von Farbleitungen für Beschichtungsmaterial wählbarer unterschiedlicher Farben mit
einem Applikationsorgan,
wobei an einen zentralen Farbkanal angeschlossene Ventile (3) für das Beschichtungsmaterial
und ggf. für Spülmedien pneumatisch durch Druckluft oder ein anderes Druckgas aus
einer Druckgasleitung (4) geöffnet und geschlossen werden,
dadurch gekennzeichnet, daß die durch die Ventilanordnung (1) führende, allen Ventilen (3) gemeinsame Druckgasleitung
(4) zur pneumatischen Vorsteuerung der Ventile (3) permanent unter Druck gesetzt wird,
und daß die Verbindung zwischen der Druckgasleitung (4) und den Ventilen (3) durch
elektronisch gesteuerte Elektromagnete innerhalb der Farbwechselventilanordnung (1)
geöffnet und geschlossen wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Farbwechselventilanordnung durch ein Feldbussystem gesteuert wird.