[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Erzeugen von Spot-Lackierungen auf Bedruckstoffen
in großformatigen Druckmaschinen, bei dem durch Aufbringen einer Farbschicht ein Druckbild
auf dem Bedruckstoff erzeugt wird.
[0002] Zum Erzeugen von Spot-Lackierungen auf den Oberflächen von Bedruckstoffen ist es
üblich, eigens dafür kopierte Druckplatten zu verwenden, die mit partiellen Aussparungen
versehen sind. Im Fachbuch "Offsetdrucktechnik", 9. Auflage 1995, Seite 11/43 von
Helmut Teschner wird diese Lösung vorgestellt. Dieser Weg versagt aber bei großformatigen
Offsetdruckmaschinen, da Lackplatten mit derartigen Abmaßen nicht in befriedigender
Qualität herstellbar sind.
[0003] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zum Erzeugen von Spot-Lackierungen
auf Bedruckstoffen zu entwickeln, das auch für großformatige Offsetdruckmaschinen
einsetzbar ist.
[0004] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die Merkmale des 1. und des 12. Anspruchs
gelöst.
[0005] Die Erfindung hat den Vorteil, dass nunmehr mit nur einer einzigen Lackplatte ohne
partielle Aussparungen unterschiedliche Glanzgrade erzielt werden. Damit können die
Herstellungskosten der Lackplatten extrem gesenkt werden. Die Lackplatte kann für
mehrere Druckaufträge verwendet werden, was eine Verkürzung der Rüstzeiten nach sich
zieht. Des weiteren ist nur eine Lackiereinheit bzw. ein Lackturm erforderlich.
[0006] Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden. Die dazugehörige
Zeichnung zeigt eine großformatige Bogenoffsetdruckmaschine in Reihenbauweise.
[0007] Wie aus der Figur ersichtlich, besteht diese Bogenoffsetdruckmaschine aus mehreren,
in Reihe angeordneten Druckwerken 31 bis 34. Im Ausführungsbeispiel sind beispielhaft
vier Druckwerke 31 bis 34 dargestellt, wobei zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens mindestens zwei Druckwerke erforderlich sind.
[0008] Den Druckwerken 31 bis 34 ist ein Anleger 1 vorgeordnet. Der Aufbau und die Funktion
des Anlegers 1 sind bekannt, so dass hier nicht näher darauf eingegangen werden muß.
Die Druckwerke 31 bis 34 bestehen aus je einem Gegendruckzylinder 21 bis 24, je einem
Plattenzylinder 5 und je einem Gummizylinder 6 (Plattenzylinder 5 und Gummituchzylinder
6 sind in der Figur nur im Druckwerk 31 bezeichnet). Die Bogenlaufrichtung ist durch
einen Pfeil gekennzeichnet. Erkennbar sind weiterhin die von je zwei Gegendruckzylindern
21 bis 25 eingeschlossenen Bogenführungszylinder 71 bis 74, die bei einer im Schön-
und Widerdruck einsetzbaren Druckmaschine auch als Wendetrommel ausgebildet sein können.
Gegendruckzylinder 21 bis 24 und Bogenführungszylinder 71 bis 74 sind bogenführende
Zylinder mit doppelt-großem Durchmesser. Die zu jedem Druckwerk 31 bis 34 gehörenden
Farb- und Feuchtwerke sind hier nicht dargestellt.
[0009] Die hier gezeigten Druckwerke 31 und 32 sind zum Verdrucken eines Farbsystems vorgesehen,
das Farben mit strahlungstrocknenden - in der Regel UV-trocknende - Bestandteilen
enthält. Die Druckwerke 33 und 34 sind zum Verdrucken von Farben vorgesehen, die für
den Offsetdruck typisch sind.
[0010] Im Ausführungsbeispiel ist dem Druckwerk 32 ein Trockner 111 zugeordnet. Diese Trockner
111 ist nach dem zu trocknenden Farbsystem gewählt, so dass an dieser Stelle ein UV-Trockner
eingesetzt wird.
[0011] In Bogenlaufrichtung nach den Druckwerken 31 bis 34 ist ein Lackturm 4 angeordnet.
Dieser besteht aus dem Gegendruckzylinder 25, dem ein Lackformzylinder 8 zugeordnet
ist. Auf dem Lackformzylinder 8 ist eine Lackplatte 81 aufgespannt. Der Lackturm 8
dient zum Überziehen des Druckbildes mit einer Lackschicht, die hier ebenfalls strahlungstrocknend
ist.
[0012] Dem Lackformzylinder 8 bzw. der Lackplatte 81 ist hier eine Rasterwalze 9 zugeordnet.
Zur Lackversorgung dieser Rasterwalze 8 ist eine Kammerrakel 10 angestellt. Dem Lackturm
4 ist weiterhin ein Trockner 112 zugeordnet.
[0013] Nach dem Lackturm 4 ist eine Auslage 12 vorgesehen. Der Aufbau und die Funktion der
Auslage 12 sind bekannt, so dass hier nicht näher darauf eingegangen wird.
[0014] Mit dieser Einrichtung wird folgendes erfindungsgemäße Verfahren realisiert:
[0015] Der im Anleger 1 bereitgestellte Druckbogen wird von hier nicht näher beschriebenen
Einrichtungen gefaßt und auf den Bogenweg gegeben. In den Druckwerken 31 bis 32 wird
über den Gummituchzylinder 6 die Farbe eines Farbsystems aufgetragen, das anteilig
eine unter Strahlung (im Ausführungsbeispiel unter ultravioletter Strahlung) härtende
Farbe enthält. Derartige Farben werden als Hybridfarben bezeichnet.
[0016] Unter Farbsysteme werden hier die Farben zusammengefaßt, die im wesentlichen gleiche
Verarbeitungseigenschaften aufweisen.
[0017] Anschließend erfolgt das Trocknen dieser Farbschicht durch den Trockner 111, bevor
der Druckbogen den folgenden Druckwerken 33 und 34 übergeben wird. Hier wird der Druckbogen
mit den Farben eines Farbsystems bedruckt, das aus Farben besteht, die für den Offsetdruck
typisch sind.
[0018] Abschließend wird im Lackturm 4 durch die Lackplatte 81 ganzflächig Lack aufgetragen.
Dieser Lack hat die Eigenschaft, dass er mit den Farbsystemen unterschiedlich physikalisch
und/oder chemisch zusammenwirkt und dadurch den Glanzgrad der Farbschicht divergierend
beeinflußt. Im Ausführungsbeispiel wird ein farbloser Lack verwendet, der ebenso wie
die Hybridfarben unter UV-Licht aushärtet. Im Anschluß daran erfolgt die Trocknung
der Lackschicht durch den Trockner 112.
[0019] Eine der möglichen Voraussetzung für den Eintritt des oben genannten Effektes ist,
dass die Farbsysteme hinsichtlich ihrer Lack-Resorptionsfähigkeit voneinander abweichen.
Dabei ist der Glanzgrad umgekehrt proportional zur Resorptionsfähigkeit des Farbsystems
zum Lack, wobei bei Farbschichten mit Farbsystemen geringerer Resorptionsfähigkeit
mehr Lack an deren Oberfläche verbleibt und bei Farbschichten aus Farbsystemen höherer
Resorptionsfähigkeit ein höherer Anteil von der Farbschicht aufgenommen wird. Die
glanzbestimmenden Bestandteile des Lackes werden von der Farbschicht aufgenommen.
[0020] Die Erfindung beschränkt sich aber nicht ausschließlich auf die oben beschriebenen
Unterschiede in der Resorptionsfähigkeit der Lackschicht. Es werden vielmehr alle
Farbsysteme erfasst, die hinsichtlich des Zusammenwirkens mit der Lackschicht deren
Glanzgrad bzw. Glanzwirkung spezifisch verändern. Dabei ist es nicht erforderlich,
dass nach dem Bedrucken des Druckbogens bzw. des Bedruckstoffs eine Trocknung und/oder
Härtung durch Energieeintrag erfolgt. Auch andere verfahrenstechnische Behandlungen
der Farbschichten und/oder der Lackschichten sind möglich, um das physikalische und/oder
chemische Zusammenwirken zum Erzielen der divergierenden Glanzgrade der finalen Lackschicht
zu erzielen.
[0021] In einer anderen Ausführungsform der Erfindung kann auf eine verfahrenstechnische
Behandlung ganz oder teilweise verzichtet werden. Durch die Wahl der geeigneten Farbsysteme
und des dazu korrespondierenden Lackes werden die oben genannten Effekte ebenfalls
erreicht.

1. Verfahren zum Erzeugen von Spot-Lackierungen auf Bedruckstoffen in großformatigen
Druckmaschinen, bei dem durch Aufbringen einer Farbschicht ein Druckbild auf dem Bedruckstoff
erzeugt wird
dadurch gekennzeichnet, dass
mit einer universell einsetzbaren Flachdruckplatte eine ganzflächige Lackierung des
Druckbildes erfolgt, wobei ein Lack verwendet wird, der mit der aus mindestens zwei
Farbsystemen bestehenden Farbschicht zusammenwirkt und das Druckbild dahingehend verändert,
dass in ihrem Glanzgrad divergierende Bereiche entstehen .
2. Verfahren zum Erzeugen von Spot-Lackierungen auf Bedruckstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine abgedruckte Offsetdruckplatte verwendet wird.
3. Verfahren zum Erzeugen von Spot-Lackierungen auf Bedruckstoffen nach den Ansprüchen
1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass das betreffende Farbsystem mit der Lackschicht physikalisch und/oder chemisch zusammenwirkt.
4. Verfahren zum Erzeugen von Spot-Lackierungen auf Bedruckstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Aufbringen der Farbsysteme diese durch Härten und/oder Trocknen verfahrenstechnisch
unterschiedlich behandelt werden.
5. Verfahren zum Erzeugen von Spot-Lackierungen auf Bedruckstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Farbsysteme hinsichtlich ihrer Lack-Resorptionsfähigkeit voneinander abweichen.
6. Verfahren zum Erzeugen von Spot-Lackierungen auf Bedruckstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Glanzgrad umgekehrt proportional zur Resorptionsfähigkeit des Farbsystems zum
Lack ist, wobei bei Farbschichten mit Farbsystemen geringerer Resorptionsfähigkeit
mehr Lack an deren Oberfläche verbleibt und bei Farbschichten aus Farbsystemen höherer
Resorptionsfähigkeit ein höherer Anteil von der Farbschicht aufgenommen wird.
7. Verfahren zum Erzeugen von Spot-Lackierungen auf Bedruckstoffen nach den vorangehenden
Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet, dass die glanzbestimmenden Bestandteile des Lackes von der Farbschicht aufgenommen werden.
8. Verfahren zum Erzeugen von Spot-Lackierungen auf Bedruckstoffen nach den vorangehenden
Ansprüchen dadurch gekennzeichnet, dass der verwendete Lack farblos ist.
9. Verfahren zum Erzeugen von Spot-Lackierungen auf Bedruckstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eines der Farbsysteme aus Hybridfarben besteht, die anteilig eine unter Strahlung
härtende Farbe enthält und die anderen Farbsysteme aus für den Offsetdruck typischen
Farben bestehen.
10. Verfahren zum Erzeugen von Spot-Lackierungen auf Bedruckstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Lack unter Strahlungseinwirkung ausgehärtet wird.
11. Verfahren zum Erzeugen von Spot-Lackierungen auf Bedruckstoffen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sowohl die Hybridfarben als auch der Lack unter UV-Licht aushärten.
12. Einrichtung zum Durchführen des in den vorhergehenden Verfahrensansprüchen beschriebenen
Verfahrens zum Erzeugen von Spot-Lackierungen auf Bedruckstoffen, dadurch gekennzeichnet, dass eine konventionelle Druckmaschine, bestehend aus mindestens zwei Drucktürmen (31,
32, 33, 34) zum Verdrucken von mindestens zwei Farbsystemen angeordnet ist, den Druckwerken
(31, 32, 33, 34) optional Trockner (111) zugeordnete sind und zum Aufbringen der finalen
Lackschicht den Druckwerken (31, 32, 33, 34) eine Lackiereinrichtung (4) nachgeordnet
ist.
13. Einrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass als Lackiereinrichtung ein Lackturm (4), ausgestattet mit einem Lackformzylinder
(8), einer Rasterwalze (9) und einer Kammerrakel (10), angeordnet ist.