[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Auftragen wenigstens einer ersten Schicht
und wenigstens einer zweiten Schicht flüssigen oder pastösen Auftragsmediums, insbesondere
wässriger Pigmentsuspension, auf einen laufenden Untergrund, wobei der Untergrund
bei direktem Auftrag die Oberfläche einer Materialbahn, insbesondere aus Papier oder
Karton, und bei indirektem Auftrag die Oberfläche eines Übertragselements, vorzugsweise
einer Übertragswalze, ist, welches das Auftragsmedium dann an die Oberfläche der Materialbahn
überträgt, und wobei die Auftragsvorrichtung wenigstens zwei Vorhang-Auftragswerke
umfasst, von denen jedes das jeweilige Auftragsmedium aus einer Abgabedüse als sich
im Wesentlichen schwerkraftbedingt bewegenden Vorhang oder Schleier an den Untergrund
abgibt.
[0002] Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass unter einer "im Wesentlichen schwerkraftbedingten"
Bewegung des Auftragsmedium-Vorhangs hier verstanden wird, dass von allen, das Auftragsmedium
zum Untergrund hin treibenden Kräften die Schwerkraft den größten Einfluss auf den
Auftragsmedium-Vorhang ausübt. Die schwerkraftbedingte Bewegung kann aber auch von
weiteren Kräften unterstützt (beispielsweise von elektrostatischen Kräften) oder in
anderer Art und Weise beeinflusst werden (beispielsweise viskose Reibung bei der Bewegung
längs eines Leitelements).
[0003] Obgleich die Materialbahn grundsätzlich eine Papierbahn, eine Kartonbahn, eine Folienbahn
oder eine Textilbahn sein kann, soll die Erfindung anhand des Beispiels der Herstellung
von Spezialpapieren näher erläutert werden. Derartige Spezialpapiere können beispielsweise
Selbstdurchschreibe-Papier (CB-, CF- oder CFB-Papier), Papier für InkJet-Drucker,
siliconisiertes Papier, Thermopapier, licht- und wärmeempfindliches Fotopapier und
dergleichen Papiere sein.
[0004] Zur Sicherstellung eines weitgehend wechselwirkungsfreien Auftrags einer Mehrzahl
von Auftragsschichten, d.h. zur sicheren Vermeidung einer Vermischung der Auftragsmedien
bzw. Beschädigung der früher aufgetragenen Schicht(en) durch den späteren Auftrag
einer oder mehrerer weiterer Schichten, ist es aus der DE 197 16 647 A1 bekannt, die
einzelnen Auftragsschichten zu trocknen, bevor die nächste Auftragsschicht auf den
Untergrund aufgetragen wird. Dies bedingt eine erhebliche Größe des für diese Auftragsvorrichtung
zur Verfügung zu stellenden Bauraums sowie einen erheblichen konstruktiven Aufwand
an Trocknungsvorrichtungen, Bahnleitelementen und dergleichen mehr.
[0005] Bei der aus der DE 195 13 531 A1 bekannten Auftragsvorrichtung wird das Auftragsmedium
durch Hilfsmedien "eingerahmt", welche schädliche äußere Einflüsse von dem eigentlichen
Auftragsmedium-Vorhang abhalten sollen. Hierdurch weist bereits das zum Auftragen
einer einzigen Schicht von Auftragsmedium verwendete Auftragswerk einen komplizierten
Aufbau auf. Zudem ist eine Vermischung des Auftragsmediums mit den Hilfsmedien nicht
vollständig zu vermeiden, was weitere Probleme nach sich zieht.
[0006] Demgegenüber ist es Aufgabe der Erfindung, eine Auftragsvorrichtung der eingangs
genannten Art anzugeben, welche über einen einfacheren Aufbau verfügt.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine gattungsgemäße Auftragsvorrichtung
gelöst, bei welcher die beiden Auftragsmedium-Vorhänge in einem Abstand von zwischen
etwa 100 mm und etwa 500 mm auf dem Untergrund auftreffen. Ein in diesem Wertebereich
liegender Abstand hat sich in der Praxis überraschenderweise als ausreichend erwiesen,
um eine so starke Immobilisierung der zuerst aufgetragenen Schicht zu erzielen, dass
trotz der Aufbringung der zweiten Auftragsschicht in die noch feuchte erste Auftragsschicht
(Nass-in-nass-Auftrag) eine Beeinträchtigung der Qualität des Auftragsergebnisses
nicht befürchtet zu werden braucht.
[0008] Da gemäß Vorstehendem eine rasche Immobilisierung des Vorstrichs durch Entwässerung
aufgrund der Kapillarwirkung der Materialbahn zur Vermeidung von Vermischungen der
Auftragsmedien von Vorteil ist, wird in Weiterbildung der Erfindung vorgeschlagen,
dass das Wasserrückhaltevermögen des die erste Schicht bildenden Auftragsmediums kleiner
ist als das Wasserrückhaltevermögen des die zweite Schicht bildenden Auftragsmediums.
[0009] Um Vermischungen der Auftragsmedien zuverlässig vermeiden zu können, ist es ferner
vorteilhaft, wenn die Dichte des die erste Schicht bildenden Auftragsmediums um mindestens
10% höher ist als die Dichte des die zweite Schicht bildenden Auftragsmediums. Durch
die Einhaltung dieser Dichtedifferenz kann sichergestellt werden, dass das zweite
Auftragsmedium auf der vom ersten Auftragsmedium gebildeten Schicht "aufschwimmt"
und nicht in diese absinkt.
[0010] Ferner ist es günstig, wenn die Viskosität des die erste Schicht bildenden Auftragsmediums
größer ist als die Viskosität des die zweite Schicht bildenden Auftragsmediums, da
dies zur Vermeidung einer Beschädigung des Vorstrichs (erstes Auftragsmedium) durch
die Zugbelastung beim Auftrag des Deckstrichs (zweites Auftragsmedium) beizutragen
hilft.
[0011] Grundsätzlich können mit der erfindungsgemäßen Mehrschicht-Auftragsvorrichtung verschiedene
Arten von Auftragsmedien verarbeitet werden. Ganz allgemein kann das Auftragsmedium
eine wässrige Lösung oder eine wässrige Dispersion von Feststoffpartikeln sein, beispielsweise
eine Acrylat- oder Butadienstyrol-Dispersion. Dabei können die Feststoffpartikel mineralische
Pigmente oder mikroskopische Kunststoffpartikel sind, beispielsweise Plastikpigmente
oder tintebefüllte Mikrokapseln, oder Stärke umfassen. Der Feststoffgehalt des Auftragsmediums
kann zwischen etwa 5 Gew.-% und etwa 70 Gew.-% betragen. Ferner kann das Auftragsmedium
eine nach Brockfield bei 100 U/min bestimmte Viskosität von zwischen etwa 10 mPas
und etwa 2000 mPas aufweisen.
[0012] Das die erste Schicht bildende Auftragsmedium kann beispielsweise eine Stärkelösung
sein, welche wenigstens eine der nachfolgend aufgeführten Eigenschaften aufweist:
- der Feststoffgehalt beträgt zwischen etwa 2 Gew.-% bis etwa 30 Gew.-%,
- die nach Brockfield bei 100 U/min bestimmte Viskosität beträgt zwischen etwa 10 mPas
und etwa 150 mPas,
- die Dichte beträgt zwischen etwa 0,8 g/cm3 und etwa 1,1 g/cm3.
[0013] Dabei kann das die erste Schicht bildende Auftragsmedium mit einer Schichtdicke von
zwischen etwa 2 ml/m
2 und etwa 20 ml/m
2 auf den Untergrund aufgetragen werden.
[0014] Demgegenüber kann das die zweite Schicht bildende Auftragsmedium eine Dispersion
von tintegefüllten Mikrokapseln sein, welche wenigstens eine der nachfolgend aufgeführten
Eigenschaften aufweist:
- der Durchmesser der Mikrokapseln beträgt zwischen etwa 5 µm und etwa 12 µm,
- der Feststoffgehalt beträgt zwischen etwa 20 Gew.-% und etwa 50 Gew.-%,
- die nach Brockfield bei 100 U/min bestimmte Viskosität beträgt zwischen etwa 100 mPas
und etwa 400 mPas.
[0015] Dabei können verschiedene Lösungsmittel sowie synthetische oder natürliche Binder,
beispielsweise Polyvinylalkohol oder Stärke eingesetzt werden. Ferner kann das die
zweite Schicht bildende Auftragsmedium mit einer Schichtdicke von zwischen etwa 5
ml/m
2 und etwa 30 ml/m
2 auf den Untergrund aufgetragen werden.
[0016] Die vorstehend diskutierten Auftragsmedien für die Bildung der ersten und zweiten
Auftragsschichten stellen insbesondere auf den Anwendungsfall der Herstellung von
graphischen Papieren, insbesondere Selbstdurchschreibe-Papier ab. Der Vorstrich (erstes
Auftragsmedium) hat in diesem Fall zum einen die Aufgabe, eine Sperrschicht für die
im Deckstrich (zweites Auftragsmedium) enthaltenen tintegefüllten Mikrokapseln bereitzustellen,
die diese sicher an der Oberfläche des Durchschreibepapiers hält. Zum anderen hat
er aber auch die Aufgabe, die Unebenheiten des Rohpapiers auszugleichen und für den
Deckstrich eine glatte Grundierung zu bilden, so dass der Deckstrich ohne weiteres
mit einer über die gesamte Oberfläche der Materialbahn im Wesentlichen konstanten
Dicke ausgebildet werden kann. Dies ist für eine ebenso gleichmäßige Verteilung der
Mikrokapseln und somit für eine gleichmäßige Farbdichte der mittels des Selbstdurchschreibe-Papiers
erzielten Linien von großer Bedeutung. Das Mikrokapseln enthaltende Medium lässt sich
mit Hilfe des Vorhang-Auftragsverfahrens besonders schonend auftragen.
[0017] In Weiterbildung der Erfindung wird vorgeschlagen, dass wenigstens eines der Auftragsmedien
im Wesentlichen fertigdosiert auf den Untergrund aufgebracht wird ("1:1 "-Auftrag),
was in mehrfacher Hinsicht vorteilhaft ist. Zum einen können hierdurch die umlaufenden
Mengen an Auftragsmedium reduziert werden. Dies erlaubt den Einsatz von leistungsschwächeren
und somit kostengünstigeren Pumpen, von Farbleitungen mit geringerer Querschnittsfläche,
von kleineren Vorratsbehältern und dergleichen mehr. Zum anderen kann auch die mit
einer großen Umlaufmenge einhergehende Gefahr einer Luftanreicherung in den Auftragsmedien
und somit einer Alterung der Auftragsmedien reduziert werden. Schließlich ermöglicht
der "1:1"-Auftrag noch eine Verringerung der Verunreinigung der Auftragsmedien mit
Wasser, Fasern oder anderen Stoffen, die sich von der rohen oder auch der bereits
vorbeschichteten Materialbahn ablösen können.
[0018] Zur Verbesserung des Auftragsergebnisses wird in Weiterbildung der Erfindung vorgeschlagen,
dass in dem Fallweg des Vorhangs bzw. Schleiers wenigstens ein Leitelement angeordnet
ist, das den Vorhang bzw. Schleier längs zumindest eines Teils des Fallwegs im Wesentlichen
auf seiner gesamten Breite führt. Dabei können die Worte "längs des Fallwegs führen"
durchaus auch bedeuten, dass der Auftragsmedium-Vorhang durch das Leitelement aus
der dem freien Fall entsprechenden Bahn ausgelenkt werden kann. Der vorteilhafte Effekt,
den dieses Leitelements auf den Auftragsmedium-Vorhang hat, beruht höchstwahrscheinlich
darauf, dass das Auftragsmedium beim Kontakt mit dem Leitelement zunächst etwas abgebremst
wird, was die Form des Auftragsmedium-Vorhangs stabilisiert. Mit zunehmender Bewegung
des Auftragsmediums längs des Leitelements nimmt dann aber die Fallgeschwindigkeit,
genauer gesagt die Fließgeschwindigkeit des Auftragsmediums längs des Leitelements,
wieder zu. Durch diese erfindungsgemäße Stabilisierung des Auftragsmedium-Vorhangs
kann die Gesamtfallhöhe des Vorhangs und somit die insgesamt erzielbare Schwerkraftstreckung
verglichen mit einem herkömmlichen freifallenden Auftragsmedium-Vorhang ohne Einbußen
hinsichtlich der Qualität der damit gebildeten Auftragsmediumschicht erhöht werden.
Hierdurch ist es möglich, sich der durch die physikalischen Eigenschaften des Auftragsmediums
limitierten Filmstreckungsgrenze, bei der sich im dosierten Film die Gleichmäßigkeit
des Strichs negativ beeinflussende Schwingungswellen bilden, stärker anzunähern als
dies bislang mit einem frei fallenden Auftragsmedium-Vorhang möglich war.
[0019] Zur Erhöhung der Qualität des Auftragsergebnisses kann es ferner vorteilhaft sein,
wenn dem Bereich zwischen den Vorhang-Auftragswerken eine Vorrichtung zur Beeinflussung
des dort und insbesondere des an den Auftragsmedium-Vorhängen und dem Untergrund herrschenden
Drucks zugeordnet ist. In Abhängigkeit der jeweils verwendeten Auftragsmedien kann
dabei sowohl die Erzeugung eines Unterdrucks als auch die Erzeugung eines Überdrucks
günstig sein. Bei Erzeugung eines. Unterdrucks kann zum einen die Ablösung des ersten
Auftragsmedium-Vorhangs von einem Leitschaber (d.h. einem Leitelement, das zur Schwächung
einer vom Untergrund mitgeführten Luftgrenzschicht gegen diesen angestellt ist) und
zum anderen die Benetzung des Deckstrichs auf dem Vorstrich verbessert werden. Durch
einen in dem Bereich zwischen den beiden Auftragswerken herrschenden Überdruck kann
zum einen der Vorstrich besser auf der laufenden Materialbahn verankert werden und
zum anderen können beide Vorhänge (für Vorstrich und Deckstrich) stabilisiert werden,
da der Überdruck deren Neigung zu flattern mindert.
[0020] Die Erfindung wird im Folgenden an einem Ausführungsbeispiel anhand der beigefügten
Zeichnung näher erläutert werden. Es stellt dar:
- Fig. 1
- eine schematische Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Auftragsvorrichtung; und
- Fig. 2
- eine grobschematische Ansicht einer beispielhaften Auftragsanlage, in welcher die
Auftragsvorrichtung gemäß Fig. 1 zum Einsatz kommt.
[0021] In Fig. 1 ist eine erfindungsgemäße Auftragsvorrichtung allgemein mit 10 bezeichnet.
Sie dient zum Aufbringen einer mehrlagigen Beschichtung 12 auf einen sich in Laufrichtung
L bewegenden Untergrund U, beispielsweise eine Papierbahn 14.
[0022] Die Auftragsvorrichtung 10 umfasst ein erstes Vorhang-Auftragswerk 16, welches ein
erstes Auftragsmedium 18, beispielsweise eine Stärkelösung oder Stärkesuspension,
als Vorstrich 20 auf die Oberfläche 14a der Papierbahn 14 aufbringt. Ferner umfasst
die Auftragsvorrichtung 10 ein zweites Vorhang-Auftragswerk 22, das Auftragsmedium
24 als einen Deckstrich 26 auf den vom ersten Vorhang-Auftragswerk 16 aufgebrachten
Vorstrich 20 aufträgt. Das Auftragsmedium 24 des Deckstrichs 26 kann beispielsweise
eine Dispersion oder Suspension von tintegefüllten Mikrokapseln sein, wobei diese
Mikrokapseln in Fig. 1 gepunktet angedeutet sind.
[0023] Beide Auftragswerke 16 und 22 geben das Auftragsmedium 18 bzw. 24 in Form eines Auftragsmedium-Vorhangs
28 bzw. 30 ab. Dabei ist unmittelbar anschließend an die Abgabeöffnung 16a bzw. 22a
der Auftragswerke 16, 222 eine Leitklinge 32 bzw. 34 vorgesehen, deren Länge in Fließrichtung
des Auftragsmediums 18 bzw. 24 in Abhängigkeit der Eigenschaften des jeweiligen Auftragsmediums
derart bemessen oder eingestellt ist, dass der Auftragsmedium-Vorhang 28 bzw. 30 anschließend
an die Abrisskante 32a bzw. 34a einen im Wesentlichen vertikalen Verlauf (Richtung
V) nimmt, also weder den sogenannten "Teekannen-Effekt" zeigt, noch parabelförmig
über die Abrisskante 32a bzw. 34a "hinausschießt".
[0024] Im Bereich des Vorstrich-Auftragswerks 16 ist ferner ein Schaberelement 36 gegen
die Oberfläche 14a der Papierbahn 14 angestellt. Dieses Schaberelement 36 dient zum
einen zur Schwächung bzw. Beseitigung der von der Papierbahn 14 an ihrer Oberfläche
14a mitgeführten Luftgrenzschicht G. Zum anderen fängt das Schaberelement 36 den Auftragsmedium-Vorhang
28 ab, stabilisiert diesen aufgrund der viskosen Reibungskräfte zwischen dem Auftragsmedium
18 und der Oberfläche 36a des Schaberelements 36 und leitet das Auftragsmedium 18
zur Oberfläche 14a der Papierbahn 14.
[0025] Erfindungsgemäß weisen die beiden Auftreffstellen 38 und 40 des Vorstrich-Vorhangs
28 bzw. des Deckstrich-Vorhangs 30 einen Abstand D voneinander auf, der zwischen etwa
100 mm und etwa 500 mm beträgt. Diese Distanz D genügt, um den Vorstrich 20 ausreichend
auf der Papierbahnoberfläche 14a zu immobilisieren, so dass eine Beeinträchtigung
oder gar Beschädigung des Vorstrichs 20 durch das Auftreffen des Deckstrich-Vorhangs
30 nicht zu befürchten ist.
[0026] Desweiteren ist zwischen den beiden Vorhang-Auftragswerken 16 und 22 ein Saug/Blas-Kasten
42 vorgesehen. Mit Hilfe dieses Saug/Blas-Kastens 42 kann der Druck in einem Raum
44, der von den beiden Auftragswerken 16 und 22, den beiden Auftragsmedium-Vorhängen
28 und 30, der Papierbahn 14 und dem Saug/Blas-Kasten 42 selbst umschlossen wird,
verändert werden. Das Absaugen von Luft zur Erzeugung eines Unterdrucks in dem Raum
44 sowie das Einblasen von Luft zur Erzeugung eines Überdrucks in diesem Raum sind
in Fig. 1 durch die Pfeile S (Saugen) bzw. B (Blasen) angedeutet.
[0027] Bei Erzeugung eines Unterdrucks kann zum einen die Ablösung des Vorstrich-Vorhangs
28 von dem Leitschaber 36 und zum anderen die Benetzung des Deckstrichs 26 auf dem
Vorstrich 20 verbessert werden. Durch einen in dem Bereich 44 herrschenden Überdruck
kann zum einen der Vorstrich 20 besser auf der Papierbahn 14 verankert werden und
zum anderen können beide Vorhänge 28 und 30 stabilisiert werden, da der Überdruck
deren Neigung zu flattern mindert.
[0028] In Fig. 2 ist ein Beispiel für eine Auftragsanlage 50 dargestellt, in welcher die
erfindungsgemäße Auftragsvorrichtung 10 zum Einsatz kommen kann. Die sich in Laufrichtung
L bewegende Materialbahn 14 wird dabei auf ihrer Oberfläche 14a durch die erfindungsgemäße
Vorhang-Auftragsvorrichtung 10 mit einem "Nass-in-Nass"-Auftrag 12 versehen. Darüber
hinaus wird auch auf die Rückseite 14b der Materialbahn 14 eine Auftragsschicht 54
aufgebracht. Diese rückseitige Beschichtung der Materialbahn 14 erfolgt mittels eines
indirekt arbeitenden Auftragswerks 52, das das Auftragsmedium zunächst auf die Oberfläche
56a einer Übertragswalze 56 aufträgt, die das Auftragsmedium 58 dann zur Materialbahn
14 hin fördert. Die Walze 56 dient in der dargestellten Auftragsanlage 50 darüber
hinaus als Bahnumlenkelement für die Materialbahn 14.
[0029] In Laufrichtung L der Materialbahn 14 stromabwärts der erfindungsgemäßen Auftragsvorrichtung
10 ist ein weiteres Bahnumlenkelement 60 vorgesehen. Dieses Bahnleitelement 60 ist
in dem dargestellten Ausführungsbeispiel als kontaktlos arbeitendes Bahnumlenkelement
ausgebildet, vorzugsweise als sogenannter Air-turn, um eine Beeinträchtigung des "Nass-in-Nass"-Auftrags
12 durch das Bahnleitelement 60 zu verhindern. Stromabwärts des Bahnleitelements 60
folgt dann noch eine Trocknungsvorrichtung 62.
[0030] Die Auftragsanlage 50 gemäß Fig. 2 zeichnet sich durch eine besonders einfache Bahnführung
aus, wobei die Materialbahn insbesondere im Bereich der Vorhang-Auftragsvorrichtung
10 ungestützt verläuft. Die Materialbahn 14 kann daher in sehr schonender Art und
Weise dreifach beschichtet werden.
[0031] Obgleich die Erfindung vorstehend am Beispiel der Herstellung von einseitig auf seiner
Vorderseite mit Tinte gefüllten Mikrokapseln beschichtetem Papier (CF-Papier) erläutert
worden ist, versteht es sich, dass die Erfindung ebenso auch zur Herstellung von einseitig
an seiner Rückseite mit Mikrokapseln beschichtetem Papier (CB-Papier) oder beidseitig
beschichtetem Papier (CFB-Papier) eingesetzt werden kann.
1. Vorrichtung (10) zum Auftragen wenigstens einer ersten Schicht (20) und wenigstens
einer zweiten Schicht (26) flüssigen oder pastösen Auftragsmediums (18, 24), insbesondere
wässriger Pigmentsuspension, auf einen laufenden Untergrund (U),
wobei der Untergrund (U) bei direktem Auftrag die Oberfläche (14a) einer Materialbahn
(14), insbesondere aus Papier oder Karton, und bei indirektem Auftrag die Oberfläche
eines Übertragselements, vorzugsweise einer Übertragswalze, ist, welches das Auftragsmedium
dann an die Oberfläche der Materialbahn überträgt,
umfassend wenigstens zwei Vorhang-Auftragswerke (16, 22), von denen jedes das jeweilige
Auftragsmedium (18, 24) aus einer Abgabedüse (16a, 22a) als sich im Wesentlichen schwerkraftbedingt
bewegenden Vorhang oder Schleier (28, 30) an den Untergrund (U) abgibt,
dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Auftragsmedium-Vorhänge (28, 30) in einem Abstand (D) von zwischen etwa
100 mm und etwa 500 mm auf dem Untergrund (U) auftreffen.
2. Auftragsvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das Wasserrückhaltevermögen des die erste Schicht (20) bildenden Auftragsmediums
(18) kleiner ist als das Wasserrückhaltevermögen des die zweite Schicht (26) bildenden
Auftragsmediums (24).
3. Auftragsvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Dichte des die erste Schicht (20) bildenden Auftragsmediums (18) um mindestens
10% höher ist als die Dichte des die zweite Schicht (26) bildenden Auftragsmediums
(24).
4. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Viskosität des die erste Schicht (20) bildenden Auftragsmediums (18) größer ist
als die Viskosität des die zweite Schicht (26) bildenden Auftragsmediums (24).
5. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Auftragsmedium (18, 24) eine wässrige Lösung oder eine wässrige Dispersion von
Feststoffpartikeln ist, beispielsweise eine Acrylat- oder Butadienstyrol-Dispersion.
6. Auftragsvorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass die Feststoffpartikel mineralische Pigmente oder mikroskopische Kunststoffpertikel
sind, beispielsweise Plastikpigmente oder tintebefüllte Mikrokapseln, oder Stärke
umfassen.
7. Auftragsvorrichtung nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet, dass das Auftragsmedium (18, 24) einen Feststoffgehalt von zwischen etwa 5 Gew.-% und
etwa 70 Gew.-% aufweist.
8. Auftragsvorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass das Auftragsmedium (18, 24) eine nach Brockfield bei 100 U/min bestimmte Viskosität
von zwischen etwa 10 mPas und etwa 2000 mPas aufweist.
9. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das die erste Schicht (20) bildende Auftragsmedium (18) eine Barriereschicht bildet,
beispielsweise eine Stärkelösung ist, welche wenigstens eine der nachfolgend aufgeführten
Eigenschaften aufweist:
- der Feststoffgehalt beträgt zwischen etwa 2 Gew.-% bis etwa 30 Gew.-%,
- die nach Brockfield bei 100 U/min. bestimmte Viskosität beträgt zwischen etwa 10
mPas und etwa 150 mPas,
- die Dichte beträgt zwischen etwa 0,8 g/cm3 und etwa 1,1 g/cm3.
10. Auftragsvorrichtung nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass das die erste Schicht (20) bildende Auftragsmedium (18) mit einer Schichtdicke von
zwischen etwa 2 ml/m2 und etwa 20 ml/m2 auf den Untergrund (U) aufgetragen wird.
11. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das die zweite Schicht (26) bildende Auftragsmedium (24) eine Dispersion von tintegefüllten
Mikrokapseln ist, welche wenigstens eine der nachfolgend aufgeführten Eigenschaften
aufweist:
der Durchmesser der Mikrokapseln beträgt zwischen etwa 5 µm und etwa 12 µm,
- der Feststoffgehalt beträgt zwischen etwa 20 Gew.-% und etwa 50 Gew.-%,
die nach Brockfield bei 100 U/min bestimmte Viskosität beträgt zwischen etwa 100 mPas
und etwa 400 mPas.
12. Auftragsvorrichtung nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, dass das die zweite Schicht (26) bildende Auftragsmedium (24) mit einer Schichtdicke von
zwischen etwa 5 ml/m2 und etwa 30 ml/m2 auf den Untergrund (U) aufgetragen wird.
13. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eines der Auftragsmedien (18, 24) im Wesentlichen fertigdosiert auf den
Untergrund (U) aufgebracht wird.
14. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass dem Bereich (44) zwischen den Vorhang-Auftragswerken (16, 22) eine Vorrichtung (42)
zur Erzeugung eines Unterdrucks oder eines Überdrucks zugeordnet ist.
15. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass in dem Fallweg des Vorhangs bzw. Schleiers (28, 30) wenigstens ein Leitelement (32,
34, 36) angeordnet ist, das den Vorhang bzw. Schleier (28, 30) längs zumindest eines
Teils des Fallwegs im Wesentlichen auf seiner gesamten Breite führt.
16. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Höhe des Vorhangs (28, 30) zwischen etwa 40 mm und etwa 400 mm beträgt.
17. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Auftragsmedien (18, 24) mit einer Rate von zwischen etwa 4 l/min und etwa 100
l/min je Meter Arbeitsbreite an den Untergrund (U) abgegeben werden.
18. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Laufgeschwindigkeit des Untergrunds (U) im Falle der Beschichtung von graphischen
Papieren bis zu 3000 m/min beträgt, im Falle der Beschichtung von Karton jedoch mindestens
200 m/min.
19. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Flächengewicht der beschichteten Materialbahn (14) im Falle der Beschichtung
von graphischen Papieren zwischen etwa 30 g/m2 und etwa 150 g/m2 und im Falle der Beschichtung von Karton zwischen etwa 150 g/m2 und etwa 1000 g/m2, beträgt.
20. Auftragsvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Materialbahn (14) eine Papierbahn, eine Kartonbahn, eine Folienbahn oder eine
Textilbahn ist.