[0001] Die Erfindung betrifft eine Betätigungsvorrichtung, insbesondere für den Einsatz
in Kraftfahrzeugen.
[0002] Im Kraftfahrzeugbau werden unterschiedlichste Betätigungsvorrichtungen verwendet,
die in der Regel dem Komfort des Fahrzeugführers und der Fahrzeuginsassen dienen,
aber auch zu einem großen Teil Aufgaben im Rahmen eines umfassenden Sicherheitskonzeptes
übernehmen. Die Fensterhebevorrichtung und der Antrieb der Scheibenwischer sind nur
zwei Beispiele für derartige Betätigungsvorrichtungen. Unter Betätigungsvorrichtung
im Rahmen der vorliegenden Erfindung sind vorwiegend Vorrichtungen zu verstehen, die
auf ein Signal hin unter Hinzunahme von Hilfsenergie definierte Aktionen in Gang setzen.
[0003] Der überwiegende Anteil an Betätigungsvorrichtungen im Kraftfahrzeugbau verwendet
elektrische Aktuatoren, insbesondere Elektromotoren, wie dies auch die bereits oben
genannte Fensterhebevorrichtung und der Antrieb der Scheibenwischanlage tun. Darüber
hinaus gibt es aber auch zahlreiche Betätigungsvorrichtungen, die mechanisch arbeiten
und/oder von Hand betätigt werden. Ein Beispiel hierfür ist die Betätigungsvorrichtung
für das Öffnen der Motorhaube bzw. der Heckklappe, die in der Regel Hebel und Seilzüge
beinhaltet. Die Verstellung der die Frischluft zuführenden Düsen erfolgt üblicherweise
per Hand mittels einer in der Düse integrierten und an der Düse angeordneten mechanischen
Betätigungsvorrichtung.
[0004] Betätigungsvorrichtungen für Kraftfahrzeuge, die Aufgaben im Rahmen eines Sicherheitskonzeptes
übernehmen, werden häufig mit Sensoren kombiniert. Diese Sensoren generieren bei Vorliegen
gewisser Randbedingungen ein Signal, welches der Betätigungsvorrichtung zugeführt
wird und diese aktiviert. Ein Beispiel für eine derartige Betätigungsvorrichtung ist
der Gasgenerator eines Airbagmoduls. Dieser wird im Bedarfsfall durch ein Signal aktiviert,
das von einem Sensor generiert wird, wobei der Sensor häufig ein Beschleunigungssensor
ist, der bei Überschreiten einer zulässigen Beschleunigung ein Signal generiert. Dieses
Signal bewirkt zusammen mit eingebrachter Hilfsenergie beispielsweise die Zündung
eines pyrotechnischen Zündsatzes und/oder das Öffnen eines unter Druck stehenden Gasspeichers,
wobei das erzeugte Gas bzw. das freigesetzte Gas den Airbag füllt. Hiebei ist die
von der Betätigungsvorrichtung in Gang gesetzte Aktion das Füllen des Gassackes.
[0005] In den weitaus häufigsten Anwendungsfällen kommen als Betätigungsvorrichtungen elektrische
Antriebe bzw. Elektromotoren zum Einsatz, wobei die Anzahl der eingesetzten Aktuatoren
insgesamt stark zunimmt. Dies führt neben einer Steigerung des Gesamtgewichtes des
Fahrzeuges auch zu einem erhöhten Energiebedarf, der im Falle der elektrischen Antriebe
bzw. Elektromotoren von der im Kraftfahrzeug installierten Batterie gedeckt werden
muß. Einem Entsprechen des erhöhten Energiebedarfs durch Steigerung der Kapazität
der Batterie führt wiederum zu einer Gewichtssteigerung, wobei insbesondere die Batterie
durch ihr nachteilig hohes Verhältnis von Masse zu Leistung charakterisiert ist. Zudem
nachteilig bei elektrischen Betätigungsvorrichtungen ist die zwingend erforderliche
elektrische Leitung zwischen Batterie als Energieqquelle und Betätigungsvorrichtung.
[0006] Darüber hinaus umfassen auch die elektrischen Antriebe mechanisch arbeitende Bauteile,
weshalb sie, wie mechanische Betätigungsvorrichtungen prinzipiell, dem Stick-Slip-Effect
in nachteiliger Weise unterworfen sind. Hervorgerufen wird der Stick-Slip-Effect infolge
der zwischen den aufeinander gleitenden, sich relativ zueinander bewegenden Bauteilen
auftretenden Reibung. Werden die aufeinander verschiebbaren und in Kontakt befindlichen
Bauteile durch den elektrischen Antrieb mit Kräften beaufschlagt, so findet ein Verschieben
der Bauteile gegeneinander erst dann statt, wenn die von außen aufgeprägte Kraft,
die in der Grenzfläche auftretende Haftreibung zwischen den in Kontakt stehenden Bauteile
übersteigt. Diese Kraft nimmt mit Beginn der Relativbewegung einen Wert entsprechend
dem Gleitreibungskoeffizienten an, wobei bei Unterschreiten der durch den Gleitreibungskoeffizienten
definierten Gleitreibungskraft die Relativbewegung wieder zum Erliegen kommt. Bei
einer nicht konstant von außen aufgeprägten Kraft kommt es dann zum sogenannten Stick-Slip-Effect,
bei dem die Bauteile abwechselnd aneinander haften bzw. abgleiten. Die Folge des Stick-Slip-Effects
ist, daß kein lineares Verhältnis zwischen der eingeleiteten Kraft und der von der
Betätigungsvorrichtung auf ein nachgeordnetes Bauteil ausgeübten Kraft vorliegt, und
kleine Kräfte prinzipbedingt nicht generiert werden können.
[0007] Wie oben bereits erwähnt, nimmt die Anzahl der in Kraftfahrzeugen eingesetzten Betätigungsvorrichtungen
und mit ihnen das Gesamtgewicht des Kraftfahrzeuges zu, wobei sich insbesondere elektrische
Antriebe nachteilig durch ein hohes Verhältnis von Bauteilgewicht zu Betätigungskraft
auszeichnen und damit in hohem Maße zu einer Gewichtssteigerung beitragen.
[0008] Darüber hinaus können diese elektrischen Antriebe nicht immer die im Rahmen eines
passiven Sicherheitskonzeptes gestellten Anforderungen erfüllen, da mit ihnen nicht
die notwendigen Ansprech- bzw. Verstellzeiten realisiert werden können. Beispielsweise
ist eine ausreichend schnelle Positionierung einer Motorhaube in eine für den Unfallgegner
vorteilhaften Position mittels elektrischen Antrieb nach dem Stand der Technik nicht
möglich, da die für diesen Vorgang zur Verfügung gestellte Zeit nicht ausreichend
ist bzw. der Elektromotor unakzeptabel hohe Verstellzeiten benötigt.
[0009] Des weiteren sind elektrische Antriebe bzw. Elektromotoren aufgrund ihrer komplexen
Struktur und der hohen Anzahl insbesondere an sensiblen Bauteilen im allgemeinen störanfälliger
als andere Betätigungsvorrichtungen, insbesondere mechanische Betätigungsvorrichtungen.
Zusätzlich wird durch Verwendung der bereits oben erwähnten mechanischen Bauteile
und des mit ihnen verbundenen Stick-Slip-Effects in der Regel eine Schmierung dieser
Teile erforderlich, weshalb diese Betätitungsvorrichtungen für eine Wartung und Instandhaltung
zugänglich angeordnet sein müssen. Ein weiterer Nachteil wird durch die Tatsache begründet,
daß diese Betätigungsvorrichtungen einen sorgfältigen und exakten Einbau erfordern,
um ein einwandfreies Arbeiten zu gewährleisten, insbesondere um beispielsweise ein
Verklemmen oder Blockieren der zueinander beweglichen Teile zu verhindern.
[0010] Vor diesem Hintergrund ist es die Aufgabe der Erfindung, eine Betätigungsvorrichtung,
insbesondere für den Einsatz in Kraftfahrzeugen, vorzustellen, die die Nachteile der
Betätitungsvorrichtungen nach dem Stand der Technik mindert oder eliminiert, wobei
sie insbesondere ein schnelleres Ansprechverhalten bzw. eine kürzere Verstellzeit
aufweisen soll und sich durch ein kleineres Verhältnis von Bauteilgewicht zu Betätigungskraft
auszuzeichnen hat.
[0011] Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Betätigungsvorrichtung mit einem ein komprimiertes
Druckmedium bevorratenden Speicher und einem pneumatischen Aktor, bei der der Speicher
und der pneumatische Aktor miteinander verbunden sind und die Verbindung mittels eines
Ventils verschließbar ist und bei der der pneumatische Aktor einen axial und radial
elastischen Schlauch umfaßt, wobei durch Druckbeaufschlagung des pneumatischen Aktors
sich der Durchmesser des Schlauches vergrößert und sich die Länge des Schlauches verkürzt
und bei der die durch die Verkürzung nutzbare Wegstrecke x zur Betätigung einer weiteren,
nachgeordneten Vorrichtung dient.
[0012] Durch die Verwendung eines mit einem komprimierten Druckmedium gefüllten Speichers
als Energiequelle ist die erfindungsgemäße Betätitungsvorrichtung eine für sich autark
arbeitende Einheit, die insbesondere nicht auf eine Batterie als Energiequelle angewiesen
ist. Dies ist gerade im Kraftfahrzeugbau aus den eingangs beschriebenen Gründen vorteilhaft,
da die Anzahl an Betätigungsvorrichtungen im Fahrzeugbau zunimmt und eine Vergrößerung
der Batteriekapazität aufgrund der damit verbundenen Nachteile unerwünscht ist. Zudem
kann die erfindungsgemäße Betätigungsvorrichtung aufgrund ihrer Unabhängigkeit ohne
Rücksicht auf eventuell vorhandene oder nicht vorhandene Energiequellen angeordnet
werden. Beispielsweise muß eine im Heck des Kraftfahrzeuges eingebaute Betätigungsvorrichtung
nicht mit einer eventuell im Frontbereich angeordneten Batterie verbunden werden,
wodurch das aufwendige und kostenintensive Verlegen von zusätzlichen elektrischen
Leitungen entfällt.
[0013] Darüber hinaus sorgt die Verwendung des pneumatischen Aktors bei der erfindungsgemäßen
Betätigungsvorrichtung für wesentliche Vorteile gegenüber den nach dem Stand der Technik
bekannten Betätigungsvorrichtungen. Insbesondere die Ausgestaltung des pneumatischen
Aktors und der in ihm integrierte axial und radial elastische Schlauch sorgen für
ein vorteilhaftes und verbessertes Betriebsverhalten der Betätigungsvorrichtung.
[0014] Das Verhalten des elastischen Schlauches hinsichtlich seiner Festigkeit und die im
Schlauch vorliegenden Spannungszustände können nährungsweise aus der Betrachtung eines
geraden, kreiszylindrischen Behälters - eines sogenannten "Kesselmantels" - abgeleitet
werden. Der im Kesselmantel vorliegende sogenannte Membramspannungszustand wird beschrieben
durch eine in Umfangsrichtung wirkende Spannung σ
I und eine in Längsrichtung wirkende Spannung σ
II. Bei einem Innendruck p im Schlauch, einem Schlauchradius r und einer Wanddicke s
des Schlauchmantels ergeben sich die Umfangsspannung bzw. Längsspannung wie folgt:


[0015] Diese Gleichungen zeigen, daß die Längsspannung σ
II bzw. die Längskraft F proportional zum Innendruck des Schlauches ist, wenn vorausgesetzt
wird, daß der Schlauchradius r und die Manteldicke s des Schlauches konstant sind.
Hieraus ergibt sich ein annähernd lineares Verhältnis zwischen der Längskraft F, die
zwecks Betätigung auf eine weitere, nachgeordnete Vorrichtung wirkt und den im Inneren
des Schlauches vorliegenden Druck p. Damit ist in einfacher Weise gewährleistet, daß
durch Einstellen eines definierten Drucks p im elastischen Schlauch eine definierte
Längskraft F hervorgerufen wird, wobei infolge der klar definierten Kennlinie zwischen
Druck p und Kraft F die angestrebten Einstellungen gezielt und beliebig wiederholbar
realisiert werden können. Ein klar definierter Zusammenhang zwischen dem Innendruck
p und der Kraft F wird u.a. erst dadurch ermöglicht, daß der nach dem Stand der Technik
bei Betätigungsvorrichtungen auftretende Stick-Slip-Effect prinzipbedingt entfällt,
weil es infolge der konstruktiven Ausgestaltung des pneumatischen Aktors an Möglichkeiten
für die Ausbildung entsprechender Reibungseffekte fehlt.
[0016] Die Betätigungsvorrichtung wird in der Weise betrieben, daß durch Öffnen des Ventils
die Verbindung zwischen dem Speicher und dem pneumatischen Aktor hergestellt wird.
Infolge des offenen Ventils wird der pneumatische Aktor durch das komprimierte und
im Speicher bevorratete Druckmedium beaufschlagt, wobei das in den Schlauch einströmende
Druckmedium zu einer Erhöhung des Schlauchinnendruckes führt. Hierdurch dehnt sich
der elastische Schlauch in radialer Richtung, wodurch gleichzeitig eine Kontraktion
des Schlauches in Längsrichtung erfolgt. Die Verkürzung des Schlauches bzw. die Wegstrecke
x, die sich durch die Längendifferenz zwischen dem entspanntem und dem durch Kontraktion
verkürzten Schlauch ergibt, wird für die Betätigung einer nachgeordneten Vorrichtung
genutzt.
[0017] Beispielsweise wird der Schlauch mit seinem freien Ende, d.h. mit dem Ende, das dem
mit dem Speicher verbundenen Ende gegenüberliegt, in der Art mit einer nachgeschalteten
Vorrichtung verbunden, daß die durch die Kontraktion des Schlauches zur Verfügung
stehende Längskraft F für eine Betätigung der nachgeordneten Vorrichtung genutzt werden
kann. Im allgemeinen wird die mit dem Schlauch verbundene Vorrichtung bestrebt sein,
der durch die Druckbeaufschlagung hervorgerufenen Kontraktion des Schlauches zu folgen
und die Bewegung des freien Endes des Schlauches nachzuvollziehen und dabei die für
die Kontraktion notwendige Wegstrecke x zurückzulegen. Dies führt dann letztendlich
zu der beabsichtigten Betätigung der Vorrichtung.
[0018] Darüber hinaus ist die erfindungsgemäße Betätigungsvorrichtung prinzipbedingt weniger
störanfällig und einbaufreundlicher, was u.a. daraus resultiert, daß die vorgestellte
Betätigungsvorrichtung keine spezielle Wartung, insbesondere keine Schmierung einzelner
Bauteile erfordert. Einbaufreundlicher ist die Betätigungsvorrichtung nicht nur aufgrund
der Tatsache, daß sie eine selbständige, autarke Funktionseinheit bildet, sondern
auch weil der pneumatische Aktor wesentlich unempfindlicher gegenüber Einbaufehlern
ist, wobei auch die Möglichkeit einer beliebigen Führung des elastischen Schlauches
besteht, der im eingebauten Zustand nicht in jedem Fall linear angeordnet sein muß.
[0019] Vorteilhaft sind Betätigungsvorrichtungen, bei denen das Ventil ein Schnellschaltventil
ist. Hierdurch kann die dem pneumatischen Aktor vom Speicher zugeführte Menge an Druckmedium
in kleinen Stufen geregelt und somit exakt dosiert werden. Darüberhinaus werden sowohl
die Ansprech- als auch die Verstellzeit des Gesamtsystems "Betätigungsvorrichtung"
kürzer, wobei sich diese Zeiten aus den einzelnen Ansprech- und Verstellzeiten sämtlicher
Elemente der Vorrichtung zum Teil kumulativ ergeben. Somit führt die Verbesserung
eines Elementes zu einer Verbesserung des Gesamtsystems.
[0020] Günstig sind Betätigungsvorrichtungen, bei denen der Speicher und der pneumatische
Aktor über eine Druckleitung miteinander verbunden sind. Dies erhöht die Flexibilität
beim Einbau der Vorrichtung im Vergleich zu den Ausführungsbeispielen, bei denen der
pneumatische Aktor ohne Zwischenschaltung einer Druckleitung direkt mit dem Speicher
verbunden ist. Eine flexible Druckleitung ermöglicht eine Anordnung des pneumatischen
Aktors und des Speichers jeweils unabhängig voneinander, aber auch die Versorgung
mehrerer pneumatischer Aktuatoren aus einem Speicher mittels mehrerer Druckleitungen.
[0021] Vorteilhaft sind Betätigungsvorrichtungen, bei denen zwischen dem Speicher und dem
pneumatischen Aktor ein Druckminderer angeordnet ist, der den Druck des komprimierten
Druckmediums mindert. Hierdurch ist es möglich, das Druckmedium hochkomprimiert im
Speicher zu bevorraten. Wird das Druckmedium bei nicht vorhandenem Druckminderer lediglich
beim Austritt aus dem Speicher, beim Eintritt in den pneumatischen Aktor und ggf.
in der zwischen diesen Bauteilen angeordneten Druckleitung gedrosselt, besteht bei
der Hinzunahme eines Druckminderers und damit einer zusätzlichen Drosselstelle die
Möglichkeit, ein wesentlich höheres Druckgefälle zwischen Speicher und Aktor zu realisieren,
wodurch das Druckmedium unter wesentlich höheren Drücken im Speicher bevorratet werden
kann. Folglich kann bei Verwendung eines zusätzlichen Druckminderers der Innendruck
des das komprimierte Druckmedium bevorratenden Speichers ein Vielfaches des zulässigen
Innendrucks des elastischen Schlauches betragen.
[0022] Gleiches Speichervolumen vorausgesetzt führt dies zu einer größeren Gesamtmasse an
speicherbarem Druckmedium. Andererseits führt die Verwendung des Druckminderers zu
der Möglichkeit einer Verkleinerung des Speichers, wenn eine gleich große zu speichernde
Gesamtmasse an Druckmedium zugrndegelegt wird. Eine Reduzierung des Speichervolumens
wird unter dem Aspekt einer Reduzierung des benötigten Bauraumes grundsätzlich als
günstig angesehen, wobei eine Vergrößerung der speicherbaren Masse an Druckmedium
auch vorteilhaft ist, in der Art, daß bei einer größeren verfügbaren Druckmediummenge
der Aktor entsprechend häufiger betätigt werden kann.
[0023] Günstig sind Betätigungsvorrichtungen, bei denen der Arbeitsdruck des pneumatischen
Aktors, der maximale Innendruck p des Schlauches bei Druckbeaufschlagung des Aktors,
kleiner ist als der Druck des komprimierten Druckmediums im Speicher.
[0024] Eine derartige Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Betätigungsvorrichtung hat wie
bereits oben angedeutet in zweierlei Hinsicht Vorteile. Einerseits wird das erforderliche
Speichervolumen bei gleichbleibender Mediummasse um so kleiner je höher das Druckmedium
komprimiert wird. Zum anderen bevorratet der Speicher - gleiches Speichervolumen vorausgesetzt
- mit steigendem Speicherinnendruck eine größere Druckmediummasse, wodurch die Anzahl
der Betätigungen des pneumatischen Aktors erhöht wird. Dies hat zur Folge, daß der
beispielsweise als Gasdruckpatrone ausgebildete Speicher weniger häufig ausgewechselt
bzw. gefüllt werden muß.
[0025] Vorteilhaft sind Betätigungsvorrichtungen, die dadurch gekennzeichnet sind, daß in
dem Schlauch des pneumatischen Aktors ein Verdrängungskörper angeordnet ist.
[0026] Dieser vorteilhaften Ausführungsform liegt der Gedanke zugrunde, daß ein Schlauch,
der ein möglichst kleines mit einem Druckmedium beaufschlagbares Schlauchvolumen aufweist,
bei Verwendung ein und desselben Speichers - also gleichgroßes Speichervolumen und
identischer Speicherdruck vorausgesetzt - häufiger betätigt werden kann als ein Schlauch,
der über ein größeres mit einem Druckmedium beaufschlagbare Schlauchvolumen verfügt.
[0027] Vorausgesetzt der Schlauch besitzt im entspannten Zustand ein Schlauchvolumen V
s und weist in etwa den Umgebungsdruck als Innendruck auf. Dann muß bei Druckbeauschlagung
des pneumatischen Aktors und einer angestrebten Innendruckerhöhung des Schlauches
auf beispielsweise 6 bar, zum einen soviel Druckmedium zugeführt werden, daß im Schlauchvolumen
V
s des entspannten Schlauches eine Druckerhöhung um 5 bar stattfindet und ggf. eine
durch Volumenvergrößerung verursachte Volumenänderung Δ V des Schlauches ebenfalls
mit unter 6 bar Druck stehendem Medium ausgefüllt wird. Somit setzt sich die in den
Schlauch einzuführende Masse an Druckmedium aus zwei Anteilen zusammen.
[0028] Durch Anordnen eines Verdrängungskörpers V
v im Schlauch des pneumatischen Aktors wird das Schlauchvolumen V
s um das Volumen V
v des Verdrängungskörpers verkleinert. Infolgedessen muß nun in diesen Schlauch weniger
Druckmedium eingeführt werden, um die gleiche Steigerung des Innendruckes zu erzielen.
Die Ersparnis an Druckmedium ist proportional zum Volumen des Verdrängungskörpers
V
v.
[0029] Eine Verkleinerung des Schlauchvolumens V
s durch direkte Verkleinerung der Schlauchlänge bzw. des Schlauchdurchmessers ist in
der Regel nicht zielführend, da die zu generierende Längskraft F eine vorgebenene
Größe aufweisen muß und diese quadratisch vom Schlauchradius r abhängig ist. Eine
Verkürzung des Schlauches ist in den meisten Anwendungsfällen nicht möglich. Dies
ist in der Regel dann der Fall, wenn es primär nicht auf die zu generierende Längskraft,
sondern auf die durch die Kontraktion des Schlauches nutzbar gemachte Wegstrecke x
ankommt. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die durch die Kontraktion des Schlauches
realisierte Länge der Wegstrecke x neben dem Innendruck auch von der Gesamtlämge des
Schlauches abhängt.
[0030] Vorteilhaft sind Betätigungsvorrichtungen, bei denen der Verdrängungskörper zylinderförmig
ausgebildet ist und koaxial zum Schlauch angeordnet ist. Damit entspricht der Verdrängungskörper
der bevorzugten äußeren Form des Schlauches, wobei gerade durch die Ähnlichkeit der
äußeren Form des Verdrängungskörpers und des Schlauches eine maximale Reduzierung
des Schlauchvolumens V
s realisiert werden kann.
[0031] Des weiteren ist Gegenstand der Erfindung die Verwendung einer der vorgenannten Betätigungsvorrichtungen
zur Positionierung einer Motorhaube eines Kraftfahrzeuges, wobei der pneumatische
Aktor mit seinem freien Ende, d.h. mit dem Ende, das dem mit dem Speicher verbundenen
Ende gegenüberliegt, in der Art mit der Motorhaube verbunden ist, daß der Schlauch
bei Längenverkürzung infolge Druckbeaufschlagung die Motorhaube aus einer Ruheposition,
in der die Motorhaube in einer Verschließposition angeordnet ist, in eine Arbeitsposition,
in der die Motorhaube erhöht positioniert ist, bewegt.
[0032] Hintergrund einer gezielten Positionierung der Motorhaube ist es, Fußgängern und
Zweiradfahrern, die zu den schwächeren Verkehrsteilnehmern zählen, von seiten der
Kraftfahrzeuge Schutzeinrichtungen bereitzustellen. Dabei hat sich bei Untersuchungen
gezeigt, daß sich die relevanten Aufprallzonen von Fußgängern und Zweiradfahrern im
Bereich der Frontpartie und hier insbesondere im Bereich der Motorhaube des Kraftfahrzeuges
befinden. Ein Lösungsweg zur Minimierung der Verletzungsgefahr beim Aufprall im Bereich
der Motorhaube ist die gezielte Positionierung der Motorhaube vor dem Aufprall des
Fußgängers bzw. des Zweiradfahrers. Mit Hilfe von Positioniervorrichtungen läßt sich
der in der Regel geringe Abstand zwischen Motor und Motorblock vergrößern, so daß
die Gefahr des Durchschlagens des Kopfes bis zum Motorblock vermindert wird. Durch
ein Anheben der Motorhaube wird der Abstand zwischen Motorhaube und Motorblock und
damit der nutzbare Deformationsweg beim Aufprall einer Person vergrößert.
[0033] Als Aktuatoren für das Anheben der Motorhaube wurden zunächst nicht reversible Systeme,
wie z.B. pyrotechnische Treibsätze verwendet, die nach Aktivierung durch einen Sensor
die Motorhaube in die bevorzugte Position verfahren haben. Die Weiterentwicklung dieses
Lösungsansatzes hat zum Einsatz von reversiblen Systemen geführt, wobei die verwendeten
Aktuatoren die Motorhaube nach einem Aufprall bzw. bei einer fehlerhaft hervorgerufenen
Aktivierung des Systems in ihre ursprüngliche Position zurückgeführt haben.
[0034] Die verfügbaren Aktuatoren, insbesondere die pyrotechnischen Zündsätze weisen mehr
oder weniger große Nachteile gegenüber der vorgestellten Betätigungsvorrichtung auf.
[0035] Die vorgestellte erfindungsgemäße Betätigungsvorrichtung weist hingegen alle notwendigen
Eigenschaften auf, die eine Betätigungsvorrichtung zum Anheben einer Motorhaube zwingend
aufzuweisen hat. Insbesondere die kurzen Ansprech- bzw. Verstellzeiten erweisen sich
bei der Verwendung der erfindungsgemäßen Betätigungsvorrichtung zur Positionierung
einer Motorhaube eines Kraftfahrzeuges als überaus günstig.
[0036] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles gemäß den beigefügten
Figuren erläutert. Hierbei zeigt:
- Figur 1
- den theoretischen Spannungszustand im Mantel des Schlauches anhand einer perspektivischen
Darstellung eines Schlauchsegmentes, und
- Figur 2
- eine Seitenansicht einer ersten Ausführungsform der Betätigungsvorrichtung zur Positionierung
einer Motorhaube eines Kraftfahrzeuges in der Ruheposition, und
- Figur 3
- eine Seitenansicht der in Figur 2 gezeigten Ausführungsform der Betätigungsvorrichtung
zur Positionierung einer Motorhaube eines Kraftfahrzeuges in der Arbeitsposition.
[0037] Figur 1 zeigt den theoretischen, zweiachsigen Spannungszustand im Mantel des Schlauches
4. Die Normalspannung
σII wirkt in Richtung der Längsachse des Schlauches 4, wobei das Produkt aus dieser Normalspannung
σ
II und der zugehörigen ringförmigen Querschnittsfläche des Schlauchmantels die Längskraft
F bildet. Die Umfangsspannung σ
I wirkt senkrecht zur Längsspannung σ
II und somit in Umfangsrichtung. Sie ist doppelt so groß wie die Längsspannung σ
II. Die formelmäßigen Zusammenhänge sind ausführlich im allgemeinen Beschreibungsteil
erläutert worden und sollen an dieser Stelle nicht wiederholt werden.
[0038] Figur 2 zeigt eine Ausführungsform der Betätigungsvorrichtung, wie sie beispielsweise
zur Positionierung einer Motorhaube eines Kraftfahrzeuges verwendet wird. Dargestellt
ist das Gesamtsystem in der Ruheposition, welches neben der Betätigungsvorrichtung
ein Steuergerät 11, ein Zwischenelement 9 und eine Motorhaubenhalterung 10 umfaßt.
[0039] Die Betätigungsvorrichtung selbst umfaßt einen Speicher 1, einen pneumatischen Aktor
2 und eine den pneumatischen Aktor 2 und den Speicher 1 verbindende Druckleitung 5,
wobei zwischen pneumatischem Aktor 2 und Speicher 1 sowohl ein Ventil 3 als auch ein
Druckminderer 6 angeordnet ist. Der pneumatische Aktor 2 weist einen axial und radial
elastischen Schlauch 4 auf, in dem zur Verkleinerung des Schlauchvolumens ein Verdrängungskörper
7 angeordnet ist. Mit seinem freien Ende 8 ist der pneumatische Aktor über ein Zwischenelement
9 mit dem kurzen Schenkel einer L-förmigen und drehbar am Kraftfahrzeug gelagerten
Motorhaubenhalterung 10 verbunden. Das Ventil 3 wird von der Steuereinheit 11 betätigt,
d.h. geöffnet und geschlossen.
[0040] Zur Positionierung der Motorhaube wird die Betätigungsvorrichtung aktiviert (Figur
3). Hierzu wird das Ventil 3 durch die Steuereinheit 11 geöffnet, so daß das im Speicher
1 bevorratete Druckmedium nach Durchtritt durch den Druckminderer 6 und das Ventil
3 in den Schlauch 4 des pneumatischen Aktors 2 einströmt. Infolge des einströmenden
Druckmediums vergrößert sich der Durchmesser des Schlauches 4 bei gleichzeitiger Kontraktion
des Schlauches 4. Die mittels Zwischenelement 9 mit dem freien Ende 8 des pneumatischen
Aktors 2 verbundene Motorhaubenhalterung 10 folgt der Kontraktion des Schlauches 4
bei Druckbeaufschlagung in der Art, daß sie sich um ihr Lager 12 dreht. Die Verbindungsstelle
des Zwischenelementes 9 mit dem kurzen Schenkel der Motorhaubenhalterung 10 wandert
dabei auch in Richtung der Längsachse des Schlauches 4 und somit in Richtung der Kontraktion
des Schlauches 4. Der zweite längere Schenkel der Motorhalterung 10 hebt bei dieser
Drehung eine auf der Motorhaubenhaltung 10 gelagerte Motorhaube in eine erhöhte Position.
Bezugszeichenliste
[0041]
- 1
- Speicher
- 2
- Pneumatischer Aktor
- 3
- Ventil
- 4
- Schlauch
- 5
- Druckleitung
- 6
- Druckminderer
- 7
- Verdrängungskörper
- 8
- freies Ende
- 9
- Zwischenelement
- 10
- Motorhaubenhalterung
- 11
- Steuergerät
- 12
- Lager
1. Betätigungsvorrichtung, insbesondere für den Einsatz in Kraftfahrzeugen, mit einem
ein komprimiertes Druckmedium bevorratenden Speicher (1) und einem pneumatischen Aktor
(2), bei der der Speicher (1) und der pneumatische Aktor (2) miteinander verbunden
sind und die Verbindung mittels eines Ventils (3) verschließbar ist und bei der der
pneumatische Aktor (2) einen axial und radial elastischen Schlauch (4) umfaßt, wobei
durch Druckbeaufschlagung des pneumatischen Aktors (2) sich der Durchmesser des Schlauches
(4) vergrößert und sich die Länge des Schlauches (4) verkürzt und bei der die durch
die Verkürzung nutzbare Wegstrecke x zur Betätigung einer weiteren, nachgeordneten
Vorrichtung dient.
2. Betätigungsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Ventil (3) ein Schnellschaltventil ist.
3. Betätigungsvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Speicher (1) und der pneumatische Aktor (2) über eine Druckleitung (5) miteinander
verbunden sind.
4. Betätigungsvorrichtung nach einem der vorherigen Anssprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem Speicher (1) und dem pneumatischen Aktor (2) ein Druckminderer (6) angeordnet
ist, der den Druck des komprimierten Druckmediums mindert.
5. Betätigungsvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Arbeitsdruck des pneumatischen Aktors (2), der maximale Innendruck p des Schlauches
(4) bei Druckbeaufschlagung des Aktors (2), kleiner ist als der Druck des komprimierten
Druckmediums im Speicher (1).
6. Betätigungsvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß in dem Schlauch (1) des pneumatischen Aktors (2) ein Verdrängungskörper (7) angeordnet
ist.
7. Betätigungsvorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Verdrängungskörper (7) zylinderförmig ausgebildet ist und koaxial zum Schlauch
(4) angeordnet ist.
8. Verwendung einer Betätigungsvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche zur Positionierung
einer Motorhaube eines Kraftfahrzeuges, dadurch gekennzeichnet, daß der pneumatische Aktor (2) mit seinem freien Ende (8), d.h. mit dem Ende, das dem
mit dem Speicher (1) verbundenen Ende gegenüberliegt, in der Art mit der Motorhaube
verbunden ist, daß der Schlauch (4) bei Längenverkürzung infolge Druckbeaufschlagung
die Motorhaube von einer Ruheposition, in der die Motorhaube in einer Verschließposition
angeordnet ist, in eine Arbeitsposition, in der die Motorhaube erhöht postioniert
ist, bewegt.