[0001] Die Arbeitsplatzbelastung an einer Stranggießanlage für aus Kupfer oder Kupferlegierungen
bestehende Metallschmelzen steht mindestens teilweise in einem unmittelbaren Zusammenhang
mit dem Aufheizen der Gießrinne der Stranggießanlage. Die Gießrinne ist derjenige
Teil, in welcher die Metallschmelze von einem Vorratsgefäß, wie z.B. ein Schmelz-
oder Vergießofen bzw. eine Pfanne, zu einer Stranggießkokille strömt, wo die Metallschmelze
dann zu einem Metallstrang erstarrt.
[0002] Es ist notwendig, die Gießrinne vor dem Start des Stranggießprozesses und damit vor
dem Befüllen mit der Metallschmelze intensiv zu erwärmen. Nur dann kann sichergestellt
werden, daß die Metallschmelze ohne vorzeitiges Erstarren ordnungsgemäß zur Stranggießkokille
gelangt.
[0003] Es zählt zum Stand der Technik, eine Gießrinne beim Vergießen von Metallschmelzen
aus Kupfer oder Kupferlegierungen mit Gasbrennern zu erwärmen. Dieser Vorgang ist
mit einem akzeptablen technischen Aufwand und mit relativ hohen Aufwärmgeschwindigkeiten
durchführbar.
[0004] Das Aufwärmen mit Gasbrennern hat aber dennoch eine Reihe von Nachteilen. Diesbezüglich
wäre zunächst die erhebliche Geräuschentwicklung anzuführen, deren Ursache die hohe
Geschwindigkeit der aus den Brennerdüsen austretenden Brenngase ist. Ferner werden
aufgrund der hohen Strömungsgeschwindigkeiten der Brenngase im Brennerbereich und
aufgrund der Thermik Staubpartikel in Form von Schlacketeilchen, verzundertem Gußmetall,
flüchtigen Bestandteilen von in der Gießrinne anhaftenden Schmelzeresten oder pulverförmigen
Abdeckmitteln aufgewirbelt und gelangen dann wenigstens teilweise in die Umgebung
der Stranggießanlage, wo sie zu einer gesundheitlichen Beeinträchtigung der dort Beschäftigten
führen können. Darüber hinaus schlagen die heißen Flammen der Gasbrenner in der Regel
aus der Gießrinne und tragen so zu einer nennenswerten Arbeitsplatzbelastung durch
Hitze bei.
[0005] Ein weiteres Problem bei der Verwendung von Gasbrennern ist die Genauigkeit der Regelung
der Temperatur der Wandung der Gießrinne.
[0006] In der zu erwärmenden Gießrinne liegt vor dem Prozeßstart nicht immer überall exakt
eine gleiche Temperatur ihrer Wandung vor, da die Brennerflammen selber ebenfalls
nicht überall dieselben Temperaturen besitzen. Dieser Sachverhalt resultiert aus der
Existenz von lokal unterschiedlichen Verbrennungszonen mit voneinander abweichenden
Temperaturen innerhalb jeder Brennerflamme. Hieraus ergeben sich örtlich unterschiedliche
Temperaturen an der Wandung der Gießrinne. Die Lage der unterschiedlichen Temperaturzonen
hängt von der Flammenführung innerhalb des Verbrennungsraums ab. Die Flammenführung
wiederum ist im Detail zu einem wesentlichen Teil die Folge der Geometrie des Verbrennungsraums
und der Gasbrenner. Im Fall der Gießrinne ist der Verbrennungsraum die Gießrinne,
deren Profil Änderungen unterliegen kann, und zwar durch den Verschleiß der Auskleidung
oder Rinnenabdeckung infolge der Einwirkung durch Hitze und Metallschmelze sowie durch
Anbackungen von Metallschlacken und Metallkrusten. Die Brennerdüsen unterliegen ebenfalls
einem Verschleiß durch die Hitzeeinwirkung.
[0007] Aufgrund der vorstehend geschilderten lokalen Ungleichmäßigkeiten ist mithin die
Temperatur der Wandung der Gießrinne nicht reproduzierbar sicher genau so einzustellen,
daß sich insgesamt zu jedem Angießvorgang genau die gleiche mittlere Wandtemperatur
ergibt. Dieses hat zur Folge, daß die während des Angießvorgangs durch die Gießrinne
strömende Metallschmelze bei den unterschiedlichen Güssen in unterschiedlicher Weise
Wärme an die Wandung abgibt und/oder von dieser aufnimmt.
[0008] Auch läßt sich die Temperatur der Metallschmelze innerhalb der Gießrinne durch die
direkte Beaufschlagung der Metallschmelze mit Gasbrennern nicht hinreichend schnell
regeln, da beispielsweise der Wärmeübergang an der Grenzfläche Brennerflammen/Metallschmelze
nicht groß genug ist.
[0009] In der Praxis ist es daher so, daß meistens die Metallschmelze beim Hindurchströmen
durch die Gießrinne Wärme abgibt. Das Ausmaß der Abkühlung der Metallschmelze ist
zu Beginn des Gießens in der Regel größer als später, wenn sich die Wandung der Gießrinne
durch die Wärmeaufnahme aus der Metallschmelze gleichmäßig erwärmt hat. Dieses führt
dazu, daß der Erstarrungsprozeß in der Stranggießkokille von Temperaturen der Metallschmelze
ausgeht, die sich während des Gießprozesses ändern und die einer Regelung nicht so
ohne weiteres zugänglich sind.
[0010] Hiermit sind weitere nachteilige Auswirkungen verbunden.
[0011] Während der Abkühlung erfährt die vergossene Metallschmelze in Form des Metallstrangs
naturgemäß eine Volumenkontraktion. Da die Abkühlung im Inneren des Metallstrangs
im Vergleich zu den oberflächennahen Bereichen zwangsläufig unterschiedlich verläuft,
ergeben sich hieraus innere mechanische Spannungen im Metallstrang, welche die Verarbeitbarkeit
des vom Metallstrang bereit gestellten Materials in unterschiedlichem Ausmaß beeinflussen.
[0012] So kann es beim Überschreiten der Materialfestigkeit zu Rissen innerhalb des zu verarbeitenden
Materials kommen, was in vielen Fällen zu Fertigungsproblemen oder zu nachteiligen
Eigenschaften der Endprodukte führt. Auch ist die Umformbarkeit des Materials nicht
gleichbleibend, da diese von den inneren Spannungen im Metallstrang abhängt. Dies
führt dazu, daß der Verarbeitungsprozeß im Hinblick auf eine fehlerfreie Fertigung
so ausgelegt sein muß, daß auch Material mit ungünstigeren Spannungszuständen bzw.
einer geringeren Umformbarkeit noch verarbeitbar ist. Dies bedingt jedoch wirtschaftliche
Einschränkungen der Verarbeitung.
[0013] Zum Stand der Technik gehören weitere Erwärmungsmethoden, die in unterschiedlichen
Anwendungsfällen für metallurgische Rinnen angewendet werden. Unter Einsatz dieser
Erwärmungsmethoden können zumindest einige der Probleme vermieden werden, die für
eine Beheizung mit Gasbrennern kennzeichnend sind.'
[0014] So ist z.B. das Beheizen von Abgießrinnen von Vakuumöfen mit einer darüber angeordneten
Strahlungsheizung bekannt. Diese beruht auf glühenden Metalldrähten und ist üblich
bei Vakuum-Schmelz- und Gießanlagen. Strahlungsheizungen besitzen indessen nur eine
relativ geringe Leistungsdichte, so daß das Erwärmen einer Gießrinne als Bestandteil
einer Stranggießanlage wesentlich länger dauert als mit Gasbrennern. Sie sind daher
im Prinzip ausschließlich für solche Anwendungsfälle geeignet, bei denen ausreichend
Zeit zur Erwärmung zur Verfügung steht. Außerdem ist festzuhalten, daß eine Regelung
der Temperatur einer fließenden Metallschmelze unter den Bedingungen eines industriell
betriebenen Produktionsprozesses mit Durchsätzen von mehreren Tonnen pro Stunde wegen
der geringen Leistungsdichte nicht möglich ist.'
[0015] Andere Strahlungsheizungen verwenden glühende Siliziumkohlenstoffstäbe. Auch hier
besteht der grundsätzliche Nachteil einer geringen Strahlungsdichte mit den vorstehend
beschriebenen negativen Auswirkungen. Da Siliziumkohlenstoff an Luft relativ schnell
oxidiert und zerstört wird, ist darüber hinaus die Lebensdauer solcher Heizstäbe relativ
gering. Hinzu kommt, daß sie sehr empfindlich auf mechanische Beanspruchungen reagieren
und somit leicht zerbrechen können. Im Zusammenhang mit der Erwärmung von Gießrinnen
als Bestandteile von Stranggießanlagen sind sie daher nicht geeignet.
[0016] Darüber hinaus ist das induktive Erwärmen von Metallen eine weit verbreitete Technik.
Sie wird häufig in Induktions-Schmelzöfen eingesetzt. Auch die induktive Erwärmung
einer Metallschmelze unmittelbar vor der Stranggießkokille einer Stranggießanlage
ist bekannt.
[0017] So beschreibt die FR-PS 1.465.577 eine Vorrichtung, bei der die Metallschmelze aus
einem Vorratsbehälter während des Stranggießens durch eine dichte rohrförmige feuerfeste
Zuleitung zu einer Stranggießkokille strömt und dabei induktiv erwärmt wird. Das Zuführungsrohr
ist geschlossen und nur an den Enden offen, wodurch die Metallschmelze vor einer Reaktion
mit der Umgebungsluft geschützt werden soll.
[0018] Eine derartige Vorrichtung ist aber nur für solche spezielle Gießanlagen geeignet,
bei denen eine dichte Verbindung zwischen der Zuführung der Metallschmelze und der
Stranggießkokille besteht. Ihre Anwendung bei einem beim Stranggießen von Kupfer oder
Kupferlegierungen üblichen Gießprozeß, wo die Stranggießkokille separat angeordnet
ist und der Füllstand in der Stranggießkokille visuell kontrolliert werden kann, ist
hierdurch nicht abgedeckt. Nachteilig ist außerdem, daß die Stranggießkokille wegen
der dichten Ankopplung an eine geschlossene Zuführung für die Metallschmelze schlecht
zugänglich ist. Es ist nämlich notwendig, von Zeit zu Zeit die Kokillenwände nach
dem Gießen von unerwünschten Schlackeanhaftungen usw. zu reinigen.
[0019] In der FR-PS 1.319.891 ist ein Tundish einer Stranggießanlage, insbesondere für das
Stranggießen von Stahl, beschrieben, der mit einer umfangsseitigen induktiven Spule
versehen ist. Diese Spule nimmt zwei Funktionen wahr, und zwar stets gleichzeitig.
Zum einen wird durch die Spule die Metallschmelze in ganz bestimmte rotierende Bewegungen
zum Zwecke einer verbesserten Raffination versetzt. Dazu werden der Stahlschmelze
noch bestimmte Legierungselemente zugesetzt, die zu chemischen Reaktionen und Reaktionsprodukten
führen, welche für die Verarbeitung von flüssigem Stahl bezeichnend sind. Diese intensive
und charakteristische rotierende Schmelzebewegung wird mit einer Frequenz von 50 bis
60 Hertz erzielt. Die andere Funktion ist die Erwärmung der Metallschmelze durch Ströme,
die innerhalb der Metallschmelze erzeugt werden.
[0020] Der Gedanke der französischen Patentschrift ist demzufolge nicht für die Erwärmung
einer noch leeren Gießrinne zwischen einem Vorratsgefäß und einer Stranggießkokille
geeignet. Da die Gießrinne keine Metallschmelze enthält, sind auch keine Induktionsfelder
ankoppelbar. Des weiteren ist dieser Vorschlag nicht für solche Metallschmelzen sinnvoll
anwendbar, die beim Durchströmen durch eine Gießrinne gerade nicht intensiv umgewälzt
werden sollen. Ein möglichst ruhiges Strömen ist jedoch in vielen Fällen beim Vergießen
von aus Kupfer oder Kupferlegierungen bestehenden Metallschmelzen erwünscht, da sich
dann von der Metallschmelze mitgerissene Partikel absetzen können und unerwünschte
Reaktionen mit der Umgebungsluft vermieden werden.
[0021] Für Gießrinnen beim Stahlstranggießen werden überdies in einigen Fällen Plasmaheizungen
verwendet, um die leere Gießrinne bzw. einen Tundish für den Prozeßstart vorzuwärmen.
Durch die relativ hohen Temperaturen des Plasmas ergeben sich zwar brauchbare Aufheizzeiten.
Auch kann diese Art der Erwärmung während des Gießens verwendet werden, um die Temperatur
der Metallschmelze genauer einzustellen, wenn sie durch die Gießrinne strömt. Nachteilig
an diesem Verfahren ist jedoch, daß durch die sehr hohen Temperaturen des Plasmas
Metall verdampfen kann. Metalldämpfe sind aber insbesondere bei Metallen mit erhöhtem
Dampfdruck problematisch. Für Kupfer und Kupferlegierungen sind demzufolge Plasmaheizungen
wegen der Verdampfung von Kupfer und bestimmten leicht flüchtigen Legierungselementen,
wie z.B. Zink und Blei, ungünstig und daher negativ.
[0022] Schließlich zählt es noch zum Stand der Technik, eine Metallschmelze durch ein induktives
Wanderfeld durch eine Rinne zu fördern (DE-PS 2 212 924). Dieses Fördern kann auch
gegen die Schwerkraft erfolgen. Damit die Metallschmelze gefördert werden kann, werden
spezielle-Linear-Induktoren unterhalb der Förderrinne angebracht. Die Förderrinne
selbst besitzt eine elektrisch nicht leitende Auskleidung. Derartige unter dem Einfluß
eines induktiven Wanderfelds stehende Förderrinnen sind geeignet, um die durch die
Förderrinnen fließenden Metallschmelzen zu erwärmen, wobei sich die Erwärmung immer
als Nebenprodukt bei der Schmelzeförderung ergibt. Folglich stehen bei derartigen
Förderrinnen die Förderleistung und die Erwärmung der Metallschmelze jeweils in einem
bestimmten anwendungsspezifischen Verhältnis, z.B. abhängig von der Förderhöhe.
[0023] Der Erfindung liegt ausgehend vom Stand der Technik die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zum gezielten Temperieren einer zwischen einem Vorratsgefäß für eine aus Kupfer oder
einer Kupferlegierung bestehenden Metallschmelze und mindestens einer Stranggießkokille
eingegliederten Gießrinne sowie eine Gießrinne zur Durchführung des Verfahrens zu
schaffen, womit der Gießprozeß mit möglichst konstanten Prozeßparametern in einem
günstigen Prozeßfenster betrieben und Schwankungen der Temperatur der Metallschmelze
vermieden werden können, so daß Fertigungsprobleme bei der Verarbeitung von Material
aus einem abgegossenen Metallstrang mit den damit verbundenen nachteiligen Eigenschaften
der Endprodukte weitgehend ausgeschlossen werden können.
[0024] Was die Lösung des verfahrensmäßigen Teils der Aufgabe anlangt, so besteht diese
entsprechend der Erfindung in den Merkmalen des Patentanspruchs 1.
[0025] Die Erfindung erlaubt es nunmehr erstmals, Gießrinnen als Bestandteile von Stranggießanlagen
für aus Kupfer oder Kupferlegierungen bestehende Metallschmelzen im leeren Zustand
auf induktivem Weg zu erwärmen.
[0026] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es unerheblich, ob die Gießrinne die Metallschmelze
zu einer Stranggießkokille oder bei einer Mehrfachstranggießanlage zu mehreren Stranggießkokillen
leitet. Auch ist eine Förderung der Metallschmelze in der Gießrinne nicht notwendig,
da sich das Niveau der Oberfläche der Metallschmelze in Fließrichtung aufgrund der
Erdanziehung verringert.
[0027] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden die Rinnenwandung und der Rinnenboden
der Gießrinne innenseitig mindestens teilweise mit einer einen spezifischen elektrischen
Widerstand zwischen 10
-1 Ω·m bis 10
-6 Ω·m aufweisenden Auskleidungsschicht versehen, deren Charakter darüber hinaus so
gestaltet ist, daß sie gegen die Metallschmelze ausreichend hitzebeständig ist.
[0028] Des weiteren wird die Auskleidungsschicht mit einer um die Gießrinne angeordneten
elektrischen Heizvorrichtung kombiniert.
[0029] Hierbei wird eine solche Auskleidungsschicht gewählt, deren Leitfähigkeit genügend
hoch ist, damit ausreichend induktiv erzeugte Heizströme fließen können. Darüber hinaus
wird die an die Heizvorrichtung induktiv ankoppelnde Auskleidungsschicht bestimmt
geometrisch gestaltet; um genügend Heizleistung induzieren zu können. Auch wird die
Auskleidungsschicht so gewählt, daß sie eine hinreichend große Fläche des die Metallschmelze
aufnehmenden Raums in der Gießrinne bedeckt, um eine ausreichende Erwärmung sicherzustellen.
[0030] Ein derartiges Verfahren weist eine Reihe von Vorteilen auf. Die induktive Erwärmung
hält die Arbeitsplatzbelastung durch Lärm, Staub und Hitze deutlich geringer, als
bei einer Erwärmung mit Gasbrennern. Gleichzeitig ermöglicht sie eine gleichmäßige
Temperatur der Wandung. Folglich ist die. Temperatur der leeren Gießrinne beim Erwärmen
reproduzierbar gut einzustellen. Die Auswirkung dieser Verfahrensweise ist, daß der
Wärmeaustausch zwischen der Metallschmelze und der Wandung beim anschließenden Füllen
der Gießrinne mit der Metallschmelze und beim Angießen besser gesteuert werden kann.
Entsprechend läßt sich dann auch das Prozeßfenster der optimalen Prozeßparameter reproduzierbar
sicher erreichen.
[0031] Neben der gezielten gleichmäßigen Erwärmung der leeren Gießrinne ermöglicht das erfindungsgemäße
Verfahren ferner, nach dem Füllen der Gießrinne mit der Metallschmelze Temperaturschwankungen
der Metallschmelze auszugleichen. Dazu dienen insbesondere die Merkmale des Patentanspruchs
2, wonach die induktive Temperierung der Auskleidungsschicht gesteuert bzw. geregelt
wird.
[0032] Dazu kann beispielsweise die Temperatur der Metallschmelze kontinuierlich durch Temperaturfühler,
wie z.B. in die Metallschmelze eintauchende Thermoelemente, gemessen werden. Durch
einen Regelkreis wird dann die Heizleistung der induktiven Heizvorrichtung zu jedem
Augenblick so eingeregelt, daß die Temperatur der Metallschmelze nach dem Durchströmen
der Gießrinne nahezu konstant ist. Dies führt zu einem nahezu gleichförmigen Prozeßablauf
mit besonders geringen Schwankungen, was die reproduzierbare Einstellung eines überaus
gleichmäßigen Erstarrungsgefüges des Metallstrangs ermöglicht, an welche somit die
späteren Umform- und Bearbeitungsprozesse des vom Metallstrang abgeteilten Materials
in optimaler Weise angepaßt werden können.
[0033] Beim Stranggießen von Metallschmelzen aus Kupfer und Kupferlegierungen sind in der
Regel anders als bei den zum Stand der Technik erwähnten Beispielen starke Turbulenzen
einer Metallschmelze innerhalb der Gießrinne unerwünscht. Ein Kontakt der Metallschmelze
mit der Umgebungsluft würde nämlich ungünstige Auswirkungen auf die Eigenschaften
der Metallschmelze besitzen. Ein Aufschwimmen von mitgerissenen und unerwünschten
Partikeln wird auch durch Turbulenzen erschwert. Folglich wird die Heizvorrichtung
zu diesem Zweck so ausgelegt, daß entsprechend den Merkmalen des Patentanspruchs 3
aufgrund der jeweils verwendeten Frequenz der überwiegende Anteil der induzierten
Leistung innerhalb der Auskleidungsschicht in Wärme umgesetzt wird. Die-Aufheizung
der Metallschmelze erfolgt dann durch konduktiven Wärmetransport von der Wandung in
die Metallschmelze.
[0034] Des weiteren hat die Erfindung erkannt, daß eine wichtige Voraussetzung für ein gutes
Ergebnis beim Starten des Gießprozesses eine gleichmäßig hohe Gießtemperatur der Gießrinne
ist, die reproduzierbar einzustellen und möglichst nah am Schmelzpunkt der jeweiligen
Metallschmelze liegt. Die Temperatur der Auskleidungsschicht der Gießrinne sollte
mithin entsprechend den Merkmalen des Patentanspruchs 4 vor Gießbeginn auf eine Größenordnung
von mehr als 50 %, vorzugsweise mehr als 80 %, der Liquidustemperatur in °C der Metallschmelze
induktiv erwärmt werden. Mit einer induktiv erwärmbaren Gießrinne ist diese Vorgehensweise
sicher und innerhalb akzeptabler Aufwärmzeiten zu gewährleisten.
[0035] Interne Versuche haben außerdem ergeben, daß bei der Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens überraschenderweise weitere Vorteile mit großer zeitlicher Verzögerung
eintreten, die den anschließenden eigentlichen Gießprozeß betreffen, welcher der Aufwärmphase
und dem Anfahren des Prozesses folgt.
[0036] Die Qualität des im Stranggießverfahren gewonnenen Materials ist unter anderem von
der Anzahl an Gußfehlern, wie Poren, interne Gefügeanrisse, Einschlüsse und andere
Gefügefehler, abhängig. Die Versuche zeigen hier überraschend, daß die Qualität des
Gußgefüges nicht nur unmittelbar nach dem Angießen innerhalb etwa der ersten 40 cm
eines Gußblocks, sondern auch noch deutlich später, z.B. nach mehr als einem weiteren
Meter Gußlänge, besser ist, als wenn eine Gießrinne mit Gasbrennern erwärmt wurde.
Der Grund hierfür wird seitens der Erfindung darin gesehen, daß durch die induktive
Erwärmung der Gießrinne relativ früh ein Prozeßzustand mit einer verbesserten Stabilität
erreicht wird.
[0037] Auch hat sich gezeigt, daß die Geschwindigkeit während der Anfahrphase bis zu etwa
20 % gesteigert werden konnte.
[0038] Bislang wird der Gießprozeß mit geringer Abziehgeschwindigkeit gestartet, da insbesondere
im Fußbereich Ungänzen im Gußgefüge, wie Poren oder Risse, auftreten können. In vielen
Fällen war die Gießgeschwindigkeit dadurch begrenzt, daß bei der Abkühlung im Gußblock
innere mechanische Spannungen auftreten, die mit zunehmender Gießgeschwindigkeit ansteigen
und schließlich oberhalb einer bestimmten kritischen Geschwindigkeit zu Rissen führen,
wenn die inneren Spannungen die Materialfestigkeit überschreiten.
[0039] Während des Startens des Prozesses ist der Erstarrungsverlauf noch relativ weit vom
stationären Zustand entfernt, der - abhängig vom zu vergießenden Format - häufig erst
nach 0,5 m bis 2 m erreicht wird. Daher wird die Abziehgeschwindigkeit allmählich
oder stufenweise gesteigert, wobei darauf geachtet wurde, daß die kritische Gießgeschwindigkeit
nicht erreicht wird.
[0040] Erfindungsgemäß besteht nun dank der induktiven Erwärmung der Gießrinne die Möglichkeit,
diese kritische Geschwindigkeit während der Anfahrphase zu höheren Werten zu verschieben.
Hierbei spielen nach Kenntnis der Erfindung die geringere Verunreinigung der Metallschmelze
bei induktiver Erwärmung im Vergleich zum Heizen mit Verbrennungsgasen und die insgesamt
gleichmäßigere Temperaturführung beim Erwärmen und Angießen eine wesentliche Rolle,
da auf diese Weise relativ sicher ein reproduzierbar definierter Prozeßzustand erreicht
wird. Auch kann durch die kontrollierte induktive Erwärmung der Wandung der Gießrinne
während des Gießprozesses das optimale Prozeßfenster exakter eingestellt werden, wenn
hierzu ein Regelkreis benutzt wird, bei dem die Temperatur der Metallschmelze kontinuierlich
gemessen und durch die induktive Heizvorrichtung geregelt wird.
[0041] Hinsichtlich des gegenständlichen Teils der der Erfindung zugrundeliegenden Aufgabe
wird die Lösung in den Merkmalen des Patentanspruchs 5 erblickt.
[0042] Der Einfluß einer schwankenden oder unregelmäßigen mittleren Wandtemperatur ist dann
besonders störend, wenn das Verhältnis der Wandoberfläche zum Rinnenvolumen vergleichsweise
groß ist. So ist der Einfluß der unterschiedlichen Wandtemperaturen z.B. bei einer
langgestreckten schmalen Gießrinne besonders hoch und bei einer kompakten kurzen,
breiten und tiefen Gießrinne entsprechend niedriger. Die Erfindung sieht daher vor,
daß das Verhältnis der Länge der Gießrinne zu ihrer Breite ≥ 3 ist. Diese Abmessungen
sind an die maximalen Abmessungen des Bereichs der Gießrinne angepaßt, welche mit
der Metallschmelze in Berührung kommen.
[0043] Vorteilhaft erstreckt sich die elektrische Heizvorrichtung in Form einer Induktionsspule
in horizontaler Ebene um die Gießrinne, wobei die Spulenachse senkrecht zur Längsachse
der Gießrinne angeordnet ist. Hierbei ist es jedoch wesentlich, daß die Gießrinne
von oben gut zugänglich ist, da die Metallschmelze mit Abdeckmitteln abgedeckt werden
muß und die Gießrinne meistens nach einem Guß von Metallresten zu reinigen ist.
[0044] Die Auskleidungsschicht, die induktiv an die Heizvorrichtung ankoppelt, genügt gezielt
bestimmten geometrischen Anforderungen, damit eine ausreichende Heizleistung induziert
werden kann. So sieht die Erfindung vor, daß die Dicke der Auskleidungsschicht sich
in einem Bereich zwischen 9 mm und 150 mm bewegt.
[0045] Entsprechend den Merkmalen des Patentanspruchs 6 ist es besonders vorteilhaft, wenn
die Auskleidungsschicht eine Dicke zwischen 20 mm und 80 mm aufweist.
[0046] Nach der Erfindung hat sich entsprechend den Merkmalen des Patentanspruchs 7 als
zweckmäßig herausgestellt, wenn die hitzebeständige innere Auskleidungsschicht aus
einem Material wie beispielsweise Grafit, Tongrafit, Kohlenstoff oder Siliziumkohlenstoff
bzw. aus einer Mischung mit zweien oder mehreren dieser Einzelkomponenten besteht.
[0047] Die Erfindung ist nachfolgend anhand von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- im schematischen vertikalen Längsschnitt eine Stranggießanlage;
- Figur 2
- eine schematische Draufsicht auf die Gießrinne der Stranggießanlage der Figur 1;
- Figur 3
- einen vertikalen Längsschnitt durch die Gießrinne der Figur 2 entlang der Linie III-III
in Richtung der Pfeile IIIa gesehen;
- Figur 4
- einen vertikalen Querschnitt durch die Darstellung der Figur 2 entlang der Linie IV-IV
in Richtung der Pfeile IVa gesehen und
- Figuren 5 bis 9
- schematische Querschnitte der Gießrinne gemäß den Figuren 1 bis 3 mit diversen Fließrichtungen
eines induzierten elektrischen Stroms.
[0048] Die in der Figur 1 schematisch veranschaulichte Stranggießanlage 1 für eine aus Kupfer
oder einer Kupferlegierung bestehende Metallschmelze 2 umfaßt zunächst einen kippbaren
Ofen 3 mit Gießschnauze 4. Ferner umfaßt die Stranggießanlage 1 eine Gießrinne 5 als
Verbindungsglied zwischen dem Ofen 3 und einer Stranggießkokille 6. Die Gießrinne
5 hat, wie aus den Figuren 2 und 3 näher zu erkennen ist, eine innere Länge L, die
im Verhältnis zu der inneren Breite B ≥ 3 bemessen ist.
[0049] In der Gießrinne 5 befindet sich aus dem Ofen 3 abgegossene Metallschmelze 2, welche
von einem Abdeckmittel 7 zur Umgebung 8 hin abgeschirmt ist.
[0050] An dem dem Ofen 3 abgewandten Ende der Gießrinne 5 ist eine Abflußöffnung 9 vorgesehen,
die durch einen Stopfen 10 verschließbar ist. Über die Abflußöffnung 9 und ein sich
anschließendes Zuführrohr 11 wird die Metallschmelze 2 in die Stranggießkokille 6
geleitet, wo sie zu einem Metallstrang 12 erstarrt.
[0051] Wie die Figuren 1 bis 4 ferner erkennen lassen, sind die Rinnenwandung 13 und der
Rinnenboden 14 der Gießrinne 5 mit einer gegen die Metallschmelze 2 hitzebeständigen
inneren Auskleidungsschicht 15 versehen, die aus Grafit, Tongrafit, Kohlenstoff oder
Siliciumkohlenstoff bzw. aus einer Mischung mit zweien oder mehreren dieser Einzelkomponenten
bestehen kann. Die Dicke D der Auskleidungsschicht 15 bewegt sich zwischen 20 mm und
80 mm. Das Material der Auskleidungsschicht 15 weist einen spezifischen elektrischen
Widerstand zwischen 10
-1 Ω·m und 10
-6 Ω·m auf.
[0052] Die Auskleidungsschicht 15 bedeckt einen Flächenanteil der Rinnenwandung 13 und des
Rinnenbodens 14 von mindestens einem Drittel derjenigen inneren Oberfläche der Gießrinne
5, die von der Metallschmelze 2 kontaktiert ist. Vorzugsweise bedeckt die Auskleidungsschicht
15 mehr als die Hälfte der inneren Oberfläche der Gießrinne 5.
[0053] Die Auskleidungsschicht 15 wird mit einer um die Gießrinne 5 gemäß den Figuren 2
bis 4 angeordneten elektrischen Heizvorrichtung 16 erwärmt. Die stromdurchflossenen
Leiter der Heizvorrichtung 16 erstrecken sich weitgehend entlang der Seitenwände 17
sowie der Stirnwände 18 der Gießrinne 5.
[0054] Die Heizvorrichtung 16 wird mit einer Frequenz vorzugsweise zwischen 1000 Hertz und
8000 Hertz betrieben. Das Erwärmen der leeren Gießrinne 5 sowie auch der Metallschmelze
2 wird gezielt gesteuert bzw. geregelt, um auf diese Weise eine gleichmäßige Erwärmung
der leeren Gießrinne 5 und bei befüllter Gießrinne 5 eine möglichst geringe Bewegung
der Metallschmelze 2 innerhalb der Gießrinne 5 zu gewährleisten.
[0055] Für das induktive Erwärmen der leeren Gießrinne 5 als auch für die Erwärmung der
Metallschmelze 2 ist es von untergeordneter Bedeutung, in welcher Richtung die Ströme
in der elektrisch leitfähigen Auskleidungsschicht 15 fließen.
[0056] Gemäß Figur 5 ist z.B. auf der linken Seite der induzierte Strom 19 in der Auskleidungsschicht
15 vom Betrachter weg fließend dargestellt. Auf der rechten Seite fließt der in der
Auskleidungsschicht induzierte Strom 19 auf den Betrachter zu.
[0057] Umgekehrt ist der Stromfluß gemäß der Ausführungsform der Figur 6.
[0058] In der Ausführungsform der Figur 7 fließt der induzierte Strom 19 durch die Wände
und den Boden der Auskleidungsschicht 15 entgegen dem Uhrzeigersinn, während er bei
der Ausführungsform der Figur 8 im Uhrzeigersinn fließt.
[0059] Bei der Ausführungsform der Figur 9 fließt der induzierte Strom 19 nur in den Wänden
der Auskleidungsschicht 15, und zwar wie dargestellt im Uhrzeigersinn. Er kann aber
auch gegen den Uhrzeigersinn oder in beiden Wänden entgegengesetzt fließen.
Bezugszeichenaufstellung
[0060]
- 1 -
- Stranggießanlage
- 2 -
- Metallschmelze
- 3 -
- Ofen
- 4 -
- Gießschnauze
- 5 -
- Gießrinne
- 6 -
- Stranggießkokille
- 7 -
- Abdeckmittel
- 8 -
- Umgebung
- 9 -
- Abflußöffnung
- 10 -
- Stopfen
- 11 -
- Zuführrohr
- 12 -
- Metallstrang
- 13 -
- Rinnenwandung
- 14 -
- Rinnenboden
- 15 -
- Auskleidungsschicht
- 16 -
- Heizvorrichtung
- 17 -
- Seitenwände v. 5
- 18 -
- Stirnwände v. 5
- 19 -
- Strom
- B -
- innere Breite v. 5
- D -
- Dicke v. 15
- L -
- innere Länge v. 5
1. Verfahren zum gezielten Temperieren einer zwischen einem Vorratsgefäß (3) für eine
aus Kupfer oder einer Kupferlegierung bestehende Metallschmelze (2) und mindestens
einer Stranggießkokille (6) eingegliederten Gießrinne (5), bei welchem die Rinnenwandung
(13) und der Rinnenboden (14) der Gießrinne (5) innenseitig mindestens teilweise mit
einer einen spezifischen elektrischen Widerstand zwischen 10-1 Ω·m bis 10-6 Ω·m aufweisenden, gegen die Metallschmelze (2) hitzebeständigen Auskleidungsschicht
(15) versehen werden und die Auskleidungsschicht (15) von einer elektrischen Heizvorrichtung
(16) induktiv erwärmt wird, die außerhalb der Auskleidungsschicht (15) angeordnet
ist.
2. Verfahren nach Patentanspruch 1, bei welchem die induktive Temperierung der Auskleidungsschicht
(15) gesteuert bzw. geregelt wird.
3. Verfahren nach Patentanspruch 1 oder 2, bei welchem die Heizvorrichtung (16) mit einer
Frequenz zwischen 100 Hz und 15000 Hz, vorzugsweise zwischen 1000 Hz und 8000 Hz,
betrieben wird.
4. Verfahren nach einem der Patentansprüche 1 bis 3, bei welchem die Auskleidungsschicht
(15) vor Gießbeginn auf eine Temperatur von mehr als 50%, vorzugsweise mehr als 80%,
der Liquidustemperatur in °C der Metallschmelze (2) induktiv erwärmt wird.
5. Gießrinne zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Patentansprüche 1 bis 4,
welche bei einem Verhältnis ihrer Länge (L) zu ihrer Breite (B) von ≥ 3 eine gegen
die Metallschmelze (2) hitzebeständige innere Auskleidungsschicht (15) mit einem spezifischen
elektrischen Widerstand zwischen 10-1 Ω·m und 10-6 Ω·m sowie mit einer Dicke (D) in einem Bereich zwischen 9 mm und 150 mm aufweist,
deren innere Oberfläche mindestens gleich einem Drittel der von der Metallschmelze
(2) bedeckten inneren Oberfläche der Gießrinne (5) bemessen ist, wobei umfangsseitig
wenigstens in Längsrichtung der Rinnenwandung (13) von elektrischem Strom (19) durchflossene
und mit der Auskleidungsschicht (15) kombinierte Leiter einer Heizvorrichtung (16)
angeordnet sind.
6. Gießrinne nach Patentanspruch 5, welche eine Auskleidungsschicht (15) mit einer Dicke
(D) zwischen 20 mm und 80 mm besitzt.
7. Gießrinne nach Patentanspruch 5 oder 6, bei welcher die Auskleidungsschicht (15) aus
Grafit, Tongrafit, Kohlenstoff oder Siliciumkohlenstoff bzw. aus einer Mischung mit
zweien oder mehreren dieser Einzelkomponenten besteht.