(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung gießfähiger kunststoffgebundener
Sprengladungen, wobei ein kristalliner Explosivstoff in eine Polymermatrix aus einem
Binder, einem Weichmacher und weiteren Hilfsstoffen eingebettet wird.
Um zu erreichen, daß die Sprengladung trotz eines hohen (z.B. 90 %-igen) Feststoffanteils
gießfähig bleibt und daher eine ausreichend niedrige Viskosität aufweist, ohne daß
vorher ein Aussieben der Kornfraktion der Explosivstoffkristalle erforderlich ist,
schlägt die Erfindung vor, der Sprengladung 0,1 bis 10 Gew.-% feinstkörniges Vanadin-,
Niob-, Tantal-, Chrom-, Molybdän- oder Wolfram-Pulver oder eine Mischung aus zwei
oder mehreren derartigen Pulvern zuzusetzen, wobei die Pulverkörner des jeweiligen
Metallpulvers eine im wesentlichen sphärische Form aufweisen sollen. Überraschenderweise
hat sich gezeigt, daß derartige Metallpulver wie flüssige Schmiermittel zwischen den
grobkörnigeren Sprengstoffpartikeln wirken und eine Reduzierung der Viskosität der
entsprechenden Sprengladung bewirken.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung gießfähiger kunststoffgebundener
Sprengladungen nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Kunststoffgebundene Sprengladungen weisen trotz einer hohen Wirkleistung eine relativ
hohe Unempfindlichkeit auf. Sie bestehen aus Reaktionspolymeren, in die vor der Aushärtung
kristalline Explosivstoffe, wie Octogen, Hexogen, Pentaerythrittetranitrat etc., eingearbeitet
werden. Dabei beträgt der Polymeranteil etwa 10 bis 20 Gew.-%.
[0003] Ein Problem bei der Herstellung kunststoffgebundener Sprengladungen besteht darin,
daß mit steigendem Feststoffanteil, d.h. mit zunehmendem Anteil an Explosivstoff,
die Viskosität der Mischung so zunehmen kann, daß ein Gießen dieser Mischung unmöglich
wird. Die theoretische Grenze für ein fließfähiges Gemisch liegt bei 92 Gew.-%. Es
hat sich allerdings gezeigt, daß die praktische Grenze für fließfähige Gemische bei
ca. 90 Gew.-% liegt. Außerdem sind Sprengladungen mit einem derart hohen Feststoffanteil
nur dann gießbar, wenn die Korngrößen der für die Sprengladung verwendeten Explosivstoffkristalle
innerhalb eines vorgegebenen Durchmesserintervalles liegen, so daß ein relativ kostenintensives
Aussieben von Kornfraktionen erforderlich ist.
[0004] Es ist bereits bekannt, kunststoffgebundenen Sprengladungen Aluminiumpulver zuzusetzen
(vgl. J. Köhler, R. Meyer "Explosivstoffe", 7. Auflage, Weinheim, Basel, Cambridge,
New York, VCH 1991, Seiten 9 und 185). Durch die hohe Bildungswärme von Aluminiumoxid
kann man durch diese Beimischung einen erheblichen Zuwachs an Kalorien erreichen.
Einen Hinweis auf eine Verbesserung der Viskosität der Sprengladung läßt sich der
vorstehend erwähnten Literatur nicht entnehmen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung unempfindlicher
gießfähiger kunststoffgebundener Sprengladungen mit einem hohen (z.B. 90 %-igen) Feststoffanteil
anzugeben, welche eine zum Gießen des Sprengstoffes ausreichend niedrige Viskosität
aufweisen, ohne daß vorher ein Aussieben der Kornfraktion erforderlich ist.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere,
besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.
[0007] Die Erfindung beruht im wesentlichen auf dem Gedanken, der jeweiligen Sprengladung
0,1 bis 10 Gew.-% feinstkörniges Vanadin-, Niob-, Tantal-, Chrom-, Molybdän- oder
Wolfram-Pulver oder eine Mischung aus zwei oder mehreren derartigen Pulvern zuzusetzen,
wobei die Pulverkörner eine im wesentlichen sphärische Form aufweisen sollen. Bei
Verwendung dieser Metallpulver, die aufgrund der sphärischen Form der Pulverkörner
eine sehr kleine spezifische Oberfläche aufweisen, hat sich überraschenderweise gezeigt,
daß sie wie flüssige Schmiermittel zwischen den grobkörnigeren Sprengstoffpartikeln
wirken (Tribologischer Effekt), so daß sich relativ niedrige Viskositäten zwischen
400 und 1200 Pas bei 50°C ergeben.
[0008] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich problemlos Sprengladungen herstellen,
die trotz eines 90 %-igen Feststoffanteiles eine Viskosität besitzen, die ohne Verwendung
entsprechender Metallpulver bereits bei einem Feststoffanteil von 85 % erreicht wird.
[0009] Die Verwendung von sphärischem Aluminiumpulver zur Verringerung der Viskosität hat
sich in der Praxis hingegen nicht bewährt, weil derartiges Pulver einerseits sehr
schwer erhältlich und andererseits sehr leicht entzündbar ist und es daher bei der
Verarbeitung leicht zu Staubexplosionen kommen kann.
[0010] Ähnlich den Sprengladungen, denen Aluminiumpulver zugesetzt wird, zeigen auch die
erfindungsgemäßen Sprengladungen eine durch die exotherme Reaktion des Metallpulvers
mit dem Luftsauerstoff bewirkte erhöhte Druckstoßwirkung (blast effect). Dieser Effekt
trägt zur Zerstörung von Strukturen und Bauten durch Überdruck bei. Die entstehenden
Metalloxide sublimieren, d.h. sie gehen von der festen Phase direkt in die Gasphase
über.
[0011] Der Prozentsatz des Metallpulvers ist abhängig von der speziellen Oberfläche des
Metallpulvers und der Korngröße und liegt erfahrungsgemäß vorzugsweise zwischen 2
und 5 Gew.-%, während die Korngröße vorzugsweise zwischen 0,1 und 5 µm liegt.
[0012] Als Explosivstoffe haben sich vorzugsweise Octogen (HMX), Hexogen (RDX) und Pentaerythrittetranitrat
(PETRIN) als vorteilhaft erwiesen.
[0013] Die Herstellung der erfindungsgemäßen Sprengladungen erfolgt mittels der nachfolgenden
typischen Rezepturen:
80-88 Gew.-% |
Kristalliner Sprengstoff, z.B. RDX oder HMX |
10-20 Gew.-% |
Binder, z.B. HTPB |
5-10 Gew.-% |
Weichmacher |
0,01-02 Gew.-% |
Haftvermittler |
0,05-05 Gew.-% |
Gießhilfen |
0,1-1,0 Gew.-% |
Antioxidans |
0,1-10 Gew.-% |
Metallpulver |
1. Verfahren zur Herstellung gießfähiger kunststoffgebundener Sprengladungen, wobei ein
kristalliner Explosivstoff in eine Polymermatrix aus einem Binder, einem Weichmacher
und weiteren Hilfsstoffen eingebettet wird, dadurch gekennzeichnet, daß als weiterer Hilfsstoff der Sprengladung 0,1 bis 10 Gew.-% eines Metallpulvers eines
oder mehrerer der folgenden Metalle: Vanadin, Niob, Tantal, Chrom, Molybdän oder Wolfram
zugesetzt wird, wobei Metallpulver verwendet werden, deren Pulverkörner eine im wesentlichen
sphärische Form aufweisen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Sprengladung 2 bis 5 Gew.-% Metallpulver zugesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Korngröße des jeweiligen Metallpulvers derart gewählt wird, daß sie zwischen
0,1 bis 5 µm liegt.