[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Abbildung des Geleisezustandes
und/oder des mechanischen Betriebsverhaltens von Schienenfahrzeugen nach dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
[0002] Um Defekte und allmählich auftretende Schäden an Geleiseanlagen und/oder an Schienenfahrzeugen
erkennen zu können, wird in DE 198 37 485 A1 ein Verfahren vorgeschlagen, gemäss dem
unter Verwendung von auf Fahrzeugen verteilt angeordneten Sensoren Signale zum Schwingungsverhalten
erfasst und zusammen mit einem Identitätskennzeichen an eine fahrzeugseitige Bewertungseinrichtung
übertragen und bewertet werden. Die Bewertung erfolgt so, dass je nach Verteilung
der Signale ab einer vorgegebenen Mindestbeanspruchung, d.h. zeitlich aufeinanderfolgend
oder gehäuft auf wenigstens einen Sensor, entweder auf ein Störungsereignis an der
Geleiseanlage oder auf ein Störereignis am betreffenden Fahrzeug geschlossen wird.
[0003] In DE 198 37 486 A1 ist ergänzend zu DE 198 37 485 A1 vorgesehen, dass die Sensoren
mit einem am jeweiligen Fahrzeug installierten Masse-Feder-System zusammenwirken.
[0004] In WO 00/60322 ist ein Verfahren und eine Vorrichtung offenbart, welche aufgrund
von einer zweidimensionalen Erfassung mittels Beschleunigungssensoren erlaubt, Abweichungen
des mechanischen Betriebsverhaltens der Fahrgestelle unabhängig von Fremdeinflüssen
zu messen.
[0005] Wegen der hohen und immer noch steigenden Belegung von Eisenbahnstrecken über den
vollen Tag können Messfahrten zur Ueberprüfung des Geleisezustandes bestenfalls noch
in Randstunden durchgeführt werden. Dabei können Verfahren der in DE 198 37 485 A1
oder in DE 198 37 486 A1 angegebenen Art eingesetzt werden. Solche Messfahrten bedingen
darüber hinaus auch einen personellen und organisatorischen Aufwand.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben,
mit dem einerseits eine aktuelle Ueberprüfung des Geleisezustandes von Streckenabschnitten
ohne spezielle Messfahrten ermöglicht wird und welches Verfahren ebenfalls erlaubt,
das mechanische Betriebsverhalten von Schienenfahrzeugen zu überprüfen.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die im Patentanspruch 1 angegebenen Massnahmen gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung sind in weiteren Ansprüchen angegeben.
[0008] Dadurch dass die generierten Informationseinheiten (INF
G, INF
W) einer Auswerteeinheit (13) zugeführt und zwischengespeichert werden, dass die ersten
Informationseinheiten (INF
G) an eine Leitstelle (31) übertragen und dort zusammen mit von anderen Zugskompositionen
(20.1, 20.2) entstammenden ersten Informationseinheiten (INF
G) zu einem Abbild des Geleisezustandes zusammengefügt werden und dass die zweiten
Informationseinheiten (INF
W) in der Auswerteeinheit (13) und/oder nach erfolgter Uebertragung in der Leitstelle
(31) anzeigbar sind,
wird jeder Zug, der mit einer Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemässen
Verfahrens versehen ist, zu einem Messzug und liefert zuhanden einer Leitstelle sein
Befahrungsverhalten und damit den aktuellen Geleisezustand und erlaubt dadurch die
Anzeige des mechanischen Betriebsverhaltens von Schienenfahrzeugen.
[0009] So können sich die folgenden Vorteile zusätzlich ergeben:
i) Dadurch, dass die Auswerteeinheit auf einer Zugskomposition angeordnet ist, können
die zweiten Informationseinheiten INFW analysiert und festgestellte kritische Beanspruchungen direkt dem Lokomotivpersonal
angezeigt werden (Patentanspruch 2).
ii) Dadurch, dass ein Kennzeichen der betreffenden Zugskomposition in den ersten Informationseinheiten
enthalten ist, erlaubt das Verfahren eine Prüfung von Streckenabschnitten oder Streckenblöcken
unabhängig von der jeweiligen Zugskomposition und erlaubt trotzdem Aussagen über die
unterschiedlichen Auswirkungen des Streckenzustandes auf die einzelnen Zugskompositionen.
(Patentanspruch 3)
iii) Dadurch, dass ein Kennzeichen der betreffenden Zugskomposition in den ersten
Informationseinheiten enthalten ist, können für eine Zugskomposition, die die gleiche
Strecke regelmässig und mit dem gleichen Geschwindigkeitsprofil befährt, Vergleiche
in den anfallenden Profilen gemacht werden (Patentanspruch 3).
iv) Dadurch, dass ein topologisches Abbild der von der Leitstelle geführten Streckenabschnitten
verfügbar ist, können bestimmte Ausreisser von ersten Informationseinheiten relativiert
oder ausgeblendet werden (Patentanspruch 4).
v) Dadurch, dass einem Schienenfahrzeug ein Sensormodul zugeordnet ist und im Haltezustand
ebenfalls Signale als Abbild eines Lastzustandes erfasst werden, können die dynamisch
erfassten Daten kalibriert werden und erlauben eine lastunabhängige Generierung von
ersten Informationseinheiten (Patentanspruch 6). Darüber hinaus können zweite Informationseinheiten
INFW generiert werden.
vi) Dadurch, dass in der Leitstelle kritische Messwerte dargestellt werden, ist es
möglich, vor dem Auftreten einer tatsächlichen Gefahr durch Veranlassung des Geleiseunterhaltes
Schäden auszuschliessen und den Geleiseunterhalt zu optimieren (Patentanspruch 7).
[0010] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung beispielsweise näher erläutert.
Dabei zeigen:
- Figur 1
- Anordnung der für das erfindungsgemässe Verfahren einsetzten Sensoren und Komponenten
- Figur 2a
- Darstellung eines Streckenausschnittes
- Figur 2b
- Darstellung der Auswertung bezogen auf einen Streckenblock
[0011] Figur 1 zeigt eine Reisezugskomposition 20 mit einem Triebfahrzeug 23, zwei Zwischenwagen
22.1, 22.2 und einem Steuerwagen 21. Der Wagen 22.1 weist ein einem Drehgestell zugeordnetes
Sensormodul 11 auf, während beim Steuerwagen 21 jedem Drehgestell ein Sensormodul
11 mit wenigstens einem Sensor 10 zugeordnet ist. Die Wagen der Zugkomposition 20
sind mechanisch mit einer Zugkupplung 24 und elektrisch mit einem Zugbus 12 verbunden.
Ein Sensor 10 ist nur bezüglich dem Wagen 22.1 in Fig. 1 dargestellt, dabei ist in
einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung vorgesehen, pro Rad oder pro Drehgestell
mehrere Sensoren 10 vorzusehen, z.B. links/rechts und oder zur Erfassung von Beanspruchungen
in den Richtungen eines zwei- oder dreidimensionalen Koordinatensystems, x-, y- und
allenfalls z-Richtung. Die den Wagen zugeordneten Sensormodule 11 sind über den Zugbus
12 mit einer Auswerteeinheit 13 auf dem Triebfahrzeug 23 verbunden. Die Zuordnung
der Auswerteeinheit 13 zu einem Triebfahrzeug 23 ist nicht zwingend, möglich ist auch
eine Zuordnung zum Steuerwagen 21 oder einem Zwischenwagen 22.
[0012] An einem Rad 26 oder an einem Drehgestell 27 auftretende Beanspruchungen können von
den Sensoren 10 beispielsweise als Schwingung auf piezoelektrischem Wege oder als
Dehnung mittels Dehnungsmess-Streifen als ein elektrisches Signal erfasst werden.
Dazu ist pro Rad 26 oder Drehgestell 27 ein Sensormodul 11 vorgesehen, in welchem
einerseits eine Ansteuerung der Sensoren 10, z.B. mit einem Trägersignal, erfolgt
und andererseits die erfassten Signale einer ersten Analyse unterzogen werden. Insbesondere
kann vorgesehen sein, dass im Haltezustand von den insbesondere als Dehnungsmessstreifen
ausgeführte Sensoren 10 ebenfalls Signale erfasst werden, aus denen ein Lastzustand
des betreffenden Fahrzeuges hervorgeht. Diese Signale werden im Sensormodul 11 zwischengespeichert
und dienen bei der Analyse der während der Fahrt erfassten dynamischen Signale als
Referenzwert, um eine Kalibrierung bzw. ein Ausgleich der dynamischen Signale zu erhalten.
Aus den so erfassten Signalen wird durch das Sensormodul eine Informationseinheit
INF
W (der Index W steht für "wagon") generiert, die beispielsweise eine wie in Tabelle
1 dargestellte Struktur aufweist. Neben den vorstehend erwähnten Signalen bezüglich
der mechanischen Beanspruchung können weitere Sensoren vorgesehen werden, insbesondere
ein Sensor 10 zur Erfassung der Radlagertemperatur, dies ist in Tabelle 1 mit dem
Informationsfeld TMP_VAL_R angegeben. Möglich ist auch, weitere Betriebsparameter
zu erfassen, beispielsweise der Oelfüllungsstand in einem Radlager. Für die Erfassung
weiterer Zustandsdaten, die nicht notwendigerweise einen direkten Zusammenhang mit
den an einem Rad oder an einem Drehgestell erfassten Signale aufweisen, ist ein Informationsfeld
APPL vorgesehen. Damit können beispielsweise Zustandsdaten eines dem betreffenden
Sensormodul 11 zugeordneten Kühlaggregates, das der Kühlung eines Raumes für Lebensmitteltransporte
dient, erfasst werden.
Struktur der Informationseinheit INFW
[0013]
Tabelle 1
Informationsfeld |
Bedeutung |
S_ID |
Identitätskennzeichen des Sensormoduls |
CNT |
Laufender Stempel |
X_VAL_AVG |
Gewichteter Wert in x-Richtung |
X_VAL_MAX |
Maximaler Wert in x-Richtung |
X_VAL_IND |
Indikator zu den x-Messwerten |
Y_VAL_AVG |
Gewichteter Wert in y-Richtung |
Y_VAL_MAX |
Maximaler Wert in y-Richtung |
: |
|
X_VAL_1 |
1. Wert aus einer Messreihe |
: |
|
X_VAL_N |
N. und letzter Wert aus einer Messreihe |
: |
|
TMP_VAL_R |
Temperatur in [°C] des Radlagers rechts |
: |
|
T_ID |
|
APPL |
Anwendung |
[0014] Durch Vergleich der von den Sensoren 10 entstammenden Signale von z.B. links/rechts
oder in x-Richtung und y-Richtung kann vom Sensormodul 11 eine Entscheidung getroffen
werden, dass eine bestimmte Häufung eines Signals als ein Abbild des Betriebszustandes
des betreffenden Rades 26 oder der betreffenden Achse zu werten ist. Dazu wird vorteilhafterweise
die Drehzahl der betreffenden Achse mit einem weiteren Sensor 10 ebenfalls erfasst.
In diesem Fall kann in einem Informationsfeld X_VAL_IND ein entsprechender Indikator
der erfassten Werte abgespeichert werden, der die Signale als Abbild der betreffenden
Achse oder des betreffenden Rades 26 kennzeichnet. Aus den von einem Sensor 10 entstammenden
Signalen x
1, .. x
n kann ein statistischer Wert generiert und in einem Feld X_VAL_AVG der Informationseinheit
INF
W abgelegt werden. Als statistische Verfahren die zu einem solchen Wert führen können
Mittelwerte, z.B. arithmetische oder geometrische verwendet werden.. Um eine Unempfindlichkeit
gegenüber Ausreissern zu erlangen, können aus einer Serie solcher Signale vorteilhafterweise
Weise ein Quantil, z.B. Median, vorgesehen werden. Mehrere solche Quantile werden
dann in denn Informationsfeldern X_VAL_1, ..X_VAL_N abgelegt. Je nach Anwendung können
auch mehrere Signale x
1, .. x
n, gegebenenfalls nach einer Vorselektion, direkt in der Informationseinheit INF
W in den Feldern X_VAL_1, ..X_VAL_N abgelegt werden. Dabei wird zweckmässigerweise
im Feld X_VAL_IND ein weiterer Indikator dazu abgelegt, das Feld X_VAL_IND kann z.B.
eine Breite von 8 Bit aufweisen, dadurch können direkt 8 verschiedene Zustände bzw.
Indikationen angegeben werden. Im folgenden werden die in den Feldern X_VAL_1, ..,
Y_VAL_AVG, usw. einer Informationseinheit abgelegten Signale als Messwerte bezeichnet.
[0015] Die von einem Sensormodul 11 generierten Informationseinheiten INF
G werden über den Zugbus 12 einer der Zugskomposition 20 zugeordneten Auswerteeinheit
13 übermittelt und dort gespeichert. Bei der Speicherung wird eine Relation, z.B.
eine Bijektion, zwischen einer in der Auswerteeinheit 13 verfügbaren Zeit t und den
im Informationsfeld CNT enthaltenen Stempel erstellt. Hiezu ist vorgesehen, dass der
Stempel ebenfalls eine Zeitangabe enthält, allerdings ohne definierten Ursprung. Vorzugsweise
ist die Auswerteeinheit 13 im Triebfahrzeug und/oder im Steuerwagen 21 angeordnet.
[0016] In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist vorgesehen, eine
weitere ortsabhängige Kennzeichnung der erfassten Informationseinheiten INF
W vorzunehmen. Dazu kann von ortsfest angebrachten Zugbeeinflussungskomponenten, wie
z.B. EURO-Balise 14 oder EURO-Loop ein die jeweilige Strecke und das jeweilige Geleise
identifizierendes Kennzeichen über die Empfangseinheit 15 der Auswerteeinheit 13 zugeführt
werden. Zusammen mit der auf dem Triebfahrzeug 23 oder dem Steuerwagen 21 verfügbaren
Information über die jeweilige Geschwindigkeit der betreffenden Zugskomposition 20
werden nun jene Informationseinheiten INF
W, die im Informationsfeld X_VAL_IND keinen Indikator als Abbild des Betriebszustandes
des betreffenden Rades oder der betreffenden Achse aufweisen, zu einer Informationseinheit
INF
G zusammengefügt (der Index G steht für "Geleise"). In Fig. 1 ist die Empfangseinheit
15 dem Triebfahrzeug 15 zugeordnet. Besonders bei Zugskompositionen mit Steuerwagen
21 ist an diesem ebenfalls eine Empfangseinheit 15 installiert; dabei ist die jeweils
in Fahrrichtung erste Empfangseinheit 15 aktiv geschaltet, die von der EURO-Balise
14 über die Empfangseinheit 15 auf dem Steuerwagen 21 empfangenen Informationen stehen
über den Zugbus 12 auch im Triebfahrzeug 23 zur Verfügung.
[0017] Eine beispielhafte Struktur der vorstehend erwähnten Informationseinheit INF
G ist der nachfolgenden Tabelle 2 zu entnehmen.
Struktur eine Informationseinheit INFG
[0018]
Tabelle 2
Informationsfeld |
Bedeutung |
ST_ID |
Kennzeichen der Strecke |
ST_REL_ID |
Zu ST_ID relative Lage |
T_STMP |
Zeitmarke |
X1_VAL_AVG |
Gewichteter Wert in x-Richtung |
X1_VAL_MAX |
Maximaler Wert in x-Richtung |
X1_VAL_MIN |
Minimaler Wert in x-Richtung |
Y1_VAL_AVG |
Gewichteter Wert in y-Richtung |
Y1_VAL_MAX |
Maximaler Wert in y-Richtung |
Y1_VAL_MIN |
Minimaler Wert in y-Richtung |
|
[0019] Im Feld ST_REL_ID kann eine relative Lage zum Kennzeichen der Strecke angegeben werden,
vorzugsweise in der Einheit [m].
[0020] Die relative Lage s - die im Feld ST_REL_ID abgelegt wird, berechnet sich nach :

wobei:
- t1
- bezeichnet den Zeitpunkt des Ueberfahrens einer EUROBalise,
- t2
- steht für den Zeitpunkt der Erfassung der Messwerte und
- v(t)
- ist die (zeitabhängige) Geschwindigkeit der Zugskomposition 20.
[0021] Auf Strecken, die nicht mit ortsfest angebrachten Zugbeeinflussungskomponenten mit
einer Geleisekennzeichnung versehen sind, kann die Ortsinformation auch über ein der
Auswerteeinheit 13 zugeordnetes GPS-Modul (GPS: Global Positioning System) bezogen
werden.
[0022] Die in der Auswerteeinheit 13 empfangenen Informationseinheiten INF
W können in einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der vorliegenden Erfindung
zusätzlich mit einem Kennzeichen TRA_ID des betreffenden Zuges und gegebenenfalls
mit weiteren Feldern versehen werden, z.B. mit der aktuellen Geschwindigkeit V in
[m/s] oder der Zugsnummer COU_ID, welche auf eine fahrplanspezifische Zuordnung erlaubt.
Mit der Angabe der Geschwindigkeit V zusammen mit der Zeitmarke T_STMP lassen sich
in einer späteren Auswertung z.B. geschwindigkeitsabhängige Phänomene erkennen, wie
insbesondere Resonanzen und deren Entstehung. Die mit den vorstehend genannten zusätzlichen
Feldern versehenen Informationseinheiten INF
W werden im folgenden mit INF
W, bezeichnet. Die Informationseinheiten INF
W weisen somit die folgende in Tabelle 3 dargestellten zusätzlichen Felder auf, wobei
noch weitere nachstehend nicht dargestellte Felder vorgesehen sein können.
Tabelle 3
V |
Geschwindigkeit zum Zeitpunkt der Messung |
TRA_ID |
Kompositionskennzeichen |
COU_ID |
Zugsnummer |
[0023] In Fig. 2a ist ein Streckenausschnitt dargestellt der in Streckenblöcke gegliedert
ist. Die in der Fig. 2a dargestellten kurzen Abschnitte bei der Angabe OER oder DLK
bezeichnen Bahnhöfe mit Weichen und Kreuzungen. Es wird für die vorgenannten Abschnitte
und Streckenblöcke vorausgesetzt, dass dazu, z.B. OER-HGZ oder WLN-DUE oder DLK, wenigstens
eine ortsfest angebrachte Zugbeeinflussungskomponente wie z.B. eine EURO-Balise 14
installiert ist, die eine Geleisekennzeichnung enthält. Die Geleisekennzeichnung wird
dabei zusammen mit anderen für die Zugbeeinflussung und Zugsicherung vorgesehenen
Informationen auf die Empfangseinheit 15 übertragen.
[0024] Die in der Auswerteeinheit 13 generierten und z.B. in Dateien oder in Matrizen gespeicherten
Informationseinheiten INF
G, INF
W und allenfalls INF
W, werden in einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung über eine
besonders hierfür vorgesehene drahtlose Uebertragungsstrecke 17 zu einer Leitstelle
30 übertragen. Von der Leitstelle 30 wird der Eisenbahnbetrieb in einer bestimmten
Region geleitet; oft wird daher anstelle des Begriffes "Leitstelle" auch der Begriff
"Betriebsleitstelle" verwendet. Die Uebertragung zur Leitstelle 30 kann je nach Anwendung
und Anforderung des Eisenbahnbetreibers einigermassen kontinuierlich oder zu späteren,
gegebenenfalls fest vorgesehenen Zeiten vorgenommen werden, grundsätzlich ist eine
Uebertragung auch mit einem Datenträger, z.B. Floppy-Disk oder mit einem tragbaren
persönlichen elektronischen Gerät des betreffenden Lokomotivführers, möglich. Für
die Uebertragung kann z.B. der rückwärtige Kanal einer GSM-R Verbindung benutzt werden.
Dies hat den Vorteil, dass. die für die Adressierung und Authentifizierung notwendigen
Vorkehrungen bereits im System GSM-R enthalten sind und für diese Datenübertragung
mit benutzt werden können. Die Darstellung in Fig. 1 mit den Antennen 16 und 36 gibt
nur das Prinzip wieder, wie vorstehend erwähnt, kann diese Uebertragung vorteilhafterweise
über ein zelluläres Mobilfunknetz erfolgen.
[0025] In der Leitstelle 30 werden die empfangenen Informationseinheiten INF
G, INF
W und allenfalls INF
W, in einem Rechnersystem zunächst gespeichert. In diesem Rechnersystem ist ein topologisches
Abbild der von der Leitstelle geführten Streckenabschnitte ebenfalls fest gespeichert.
Dabei sind vorteilhafterweise besondere - hier als Streckenpunkte
- bezeichnete Orte wie z.B. Weichen, Kreuzungen oder Bahnübergänge mit sogenannten Deskriptoren
in diesem Abbild enthalten. Diese Deskriptoren sind mit Längenmarken relativ zu den
Positionen der EURO-Balisen 14 verknüpft.
[0026] Die von den verschiedenen Zugskompositionen entstammenden Informationseinheiten INF
G werden aufgrund der Angaben im Feld ST_REL_ID geordnet und abgespeichert. Die Granularität
ergibt sich aus der absoluten Genauigkeit der Angabe ST_REL_ID zuzüglich eines Toleranzwertes,
beispielsweise kann die Granularität der Abbilder der Informationseinheiten INF
G etwa 5 m betragen.
[0027] Aufgrund der Inhalte in den Feldern X1_VAL_AVG, .., Y1_VAL_MIN - siehe dazu die einzelnen
Felder gemäss Tabelle 2 - können nun durch ein auf dem Rechnersystem der Leitstelle
30 ablaufenden Auswerteprogramm Häufungen erkannt und graphisch dargestellt werden.
In Fig. 2b ist eine vereinfachte Darstellung einer solchen Auswertung gezeigt. Die
Symbole wie z.B. ein Rechteck oder ein gleichschenkliges Dreieck weisen auf eine bestimmte
Richtung oder Art der von den Sensoren erfassten Daten hin, z.B. X- oder Y-Richtung,
während die Höhe des Symbols als ein Indikator für die Amplitude der von der Mehrzahl
der Sensoren 10 erfassten Beanspruchung hin. Ein Grenzwert ist in der Fig. 2b mit
einer Grenzlinie 35 dargestellt und kann für eine Alarmauslösung oder zur Anzeige
eines als kritisch zu bewertenden Messwertes herangezogen werden. In dieser Darstellung
geht es um eine Visualisierung zuhanden des Personals der Leitstelle 30. Dazu ist
wie in Fig. 1 gezeigt, eine Anzeigeeinheit 31 vorgesehen. Für eine weitergehende Analyse
der in den der Informationseinheiten INF
G enthaltenen Messwerte kann vorgesehen werden, dass z.B. durch einen Doppelklick mit
einer Bedienmaus auf ein Symbol die Daten einzeln und in einer statistischen Auswertung
dargestellt werden. Der Grenzwert kann in einer besonderen Weiterentwicklung abhängig
aus der Mehrzahl der empfangenen Informationseinheiten INF
G und INF
W und weiteren Parametern gebildet werden. Dadurch lassen sich weitere Einflüsse, wie
z.B. Umgebungstemperatur der Geleiseanlagen berücksichtigen.
[0028] Nicht zuletzt aufgrund einer relativen groben Granularität besteht das Problem, dass
auch Messwerte oberhalb eines Grenzwertes dargestellt werden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit
auf keinen besonderen Unregelmässigkeiten der Strecke beruhen. Um dieses Problem zu
lösen, werden die Messwerte mit der vorstehend erwähnten Deskriptoren relativiert.
Konkret bedeutet dies, dass je nach Eigenschaft des betreffenden Streckenpunktes bestimmte
Werte z.B. in X- oder in Y-Richtung ausgeblendet oder aufgrund einer speziellen Kalibrierung
mit einem Faktor kleiner 1.0 gewichtet werden.
[0029] Die Uebertragung der Informationseinheiten INF
G, INF
W und INF
W zu einer Leitstelle 30 kann alternativ auch über ein zwischen den Schienen angeordnetes
Leckkabel vorgenommen werden. Insbesondere kann das System EURO-Loop für eine kontinuierliche
und das System EURO-Balise für eine punktförmige Uebertragung benutzt werden. Mittels
EURO-Balisen können pro Ueberfahrt codiert brutto rund 850 Bit übertragen werden.
[0030] Das vorstehend erläuterte Verfahren ist nicht auf eine Reisezugskomposition 20 beschränkt.
Dieses Verfahren kann auch auf Güterzüge angewendet werden. Anstelle der Uebertragung
über einen Zugbus 12 kann ein zwischen den Schienen ausgelegtes Leckkabel, z.B. EURO-Loop
oder ein Sende-Empfangskabel, das für die Versorgung mit GSM-Diensten vorgesehen ist,
benutzt werden, um eine Uebertragung zu einer vorzugsweise auf dem Triebfahrzeug 21
angeordneten Auswerteeinheit 13 vorzunehmen. Da nicht über alle Streckenabschnitte
ein solches Leckkabel vorausgesetzt werden kann, müssen die Informationseinheiten
INF
W im Sensormodul 11 zwischengespeichert werden. Zusätzlich ist vorteilhafterweise eine
Quittierung vorzusehen, um allfällig übertragene, aber in der Auswerteeinheit 13 nicht
oder nicht vollständig empfangene Informationseinheiten INF
W vom betreffenden Sensormodul ein weiteres Mal übertragen zu können.
[0031] Bei einer solchen Anordnung ist auch möglich, die Auswerteeinheit 13 statt auf der
Zugskomposition 20 ortsfest vorzusehen und allenfalls im Rechnersystem der Leitstelle
30 zu integrieren.
Liste der verwendeten Bezugszeichen
[0032]
- 10
- Sensor
- 11
- Sensormodul
- 12
- Zugbus
- 13
- Auswerteeinheit
- 14
- EURO-Balise zur Uebermittlung einer Ortsinformation
- 15
- Empfangseinheit
- 16
- Antenne für eine drahtlose Verbindung zu einer Leitstelle
- 17
- Drahtlose Uebertragungsstrecke Zugskomposition - Leitstelle
- 20
- Zugskomposition
- 21
- Steuerwagen
- 22, 22.1, 22.2
- Zwischenwagen
- 23
- Triebfahrzeug
- 24
- Zugkopplung
- 25
- Fahrrichtung
- 26
- Rad
- 27
- Drehgestell
- 30
- Leitstelle
- 31
- Anzeigeeinheit
- 34.1, 34.2, 34.3
- Symbole zur Darstellung des Streckenzustandes
- 35
- Grenzlinie für eine Alarmauslösung
- 36
- Ortsfeste Empfangsantenne zu einer Leitstelle.
1. Verfahren zur Abbildung des Geleisezustandes und/oder des Betriebszustandes von auf
Geleisen rollenden Schienenfahrzeugen unter Verwendung von auf den Schienenfahrzeugen
(21, 22.1, 22.2) einer Zugskomposition (20) verteilten Sensoren (10), wobei ein oder
mehrere Sensoren (10) einem Rad oder einem Drehgestell eines Schienenfahrzeugs (21,
22.1, 22.2) zugeordnet sind und von den Sensoren (10) erfasste Beanspruchungen in
Signale umgeformt werden, und wobei
A aufgrund einer zu erkennenden zeitlichen Verteilung der Signale der Mehrzahl der
vorhandenen Sensoren eine Generierung einer ersten Informationseinheit (INFG) erfolgt, die als ein Element eines Abbildes des Geleisezustandes dient;
B aufgrund einer Häufung von den einem Rad oder einem Drehgestellen entstammenden
Signale eine Generierung einer zweiten Informationseinheit (INFW) erfolgt, die als ein Element eines Abbildes des Betriebszustandes dient,
dadurch gekennzeichnet,
dass die generierten Informationseinheiten (INF
G, INF
W) einer Auswerteeinheit (13) zugeführt und zwischengespeichert werden, dass die ersten
Informationseinheiten (INF
G) an eine Leitstelle (31) übertragen und dort zusammen mit von anderen Zugskompositionen
(20.1, 20.2) entstammenden ersten Informationseinheiten (INF
G) zu einem Abbild des Geleisezustandes zusammengefügt werden und dass die zweiten
Informationseinheiten (INF
W) in der Auswerteeinheit (13) und/oder nach erfolgter Uebertragung in der Leitstelle
(31) anzeigbar sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die generierten Informationseinheiten (INFG, INFW) einer auf einem Schienenfahrzeug (21, 22, 23) der betreffenden Zugskomposition (20)
befindlichen Auswerteeinheit (13) zugeführt (12) werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die ersten Informationseinheiten (INFG) in der Auswerteeinheit (13) mit einem Kennzeichen (TRA_ID, COU_ID) der betreffenden
Zugskomposition (20) und der jeweiligen Geschwindigkeit (V, T_STMP) versehen werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass von den durch der Leitstelle (31) geführten Streckenabschnitten (OER, WLN-DLK) mit
einzelnen Streckenpunkten zugeordnete Deskriptoren ein topologisches Abbild gespeichert
ist und dass erste bestimmten Streckenpunkten zuzuordnende Informationseinheiten (INFG) mittels der Deskriptoren relativiert oder ausgeblendet werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass der verfahrensschritt B in einem einem Schienenfahrzeug (21,22, 23) zugeordneten
Sensormodul (11) vorgenommen wird und die zweite Informationseinheit (INFW) im Sensormodul (11) generiert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass in einem Haltezustand einer Zugskomposition (20) von den Sensoren (10) durch die
Sensormodule (11) ebenfalls Signale erfasst werden, die als Abbild eines Lastzustandes
der betreffenden Schienenfahrzeuge (21, 22, 23) interpretiert werden und zusammen
mit den während dem Rollen erfassten Signalen als Referenzwert für eine Kalibrierung
herangezogen werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass in der Leitstelle (30) für in den Informationseinheiten (INFW, INFG) enthaltene Messwerte ein Grenzwert vorgesehen ist und dass Messwerte und zugehörige
Streckenabschnitte oder Schienenfahrzeuge auf der Anzeigeeinheit (31) als kritische
Messwerte darstellbar sind.