[0001] Die Erfindung betrifft eine Bremseinrichtung für einen in zwei Richtungen beweglichen
Aufzug, welche einen beweglichen Teil und einen feststehenden Teil aufweist.
[0002] Es sind Bremseinrichtungen für Aufzüge bekannt (siehe US-5651429, JP-5024764 und
JP-5097344), die aus einem mit der Kabine mitfahrendem Teil und einem an der Schachtwand
angeordneten feststehenden Teil bestehen. Sie dienen als Sicherheitsbremse im Fall
eines freien Falls.
[0003] Nachteilig bei diesen bekannten Bremsen ist die Tatsache, dass sie nur für den freien
Fall ausgelegt sind und nur in Abwärtsrichtung wirken.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Bremseinrichtung für einen Aufzug
der eingangs genannten Art vorzuschlagen, welche die vorgenannten Nachteile nicht
aufweist und eine sichere und störungsfreie Bremskraft in beiden Fahrrichtungen ermöglicht.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0006] Ein Vorteil der Erfindung ist darin zu sehen, dass die Bremseinrichtung als Haltebremse
wirken kann. Weiter wird die Haltekraft in beiden Fahrrichtungen, das heisst aufwärts
und abwärts, aufgebracht, was zu einer grösseren Sicherheit führt. Es ist kein Wegrutschen
möglich.
[0007] Durch die in den abhängigen Patentansprüchen aufgeführten Massnahmen sind vorteilhafte
Weiterbildungen und Verbesserungen der im Anspruch 1 angegebenen Bremseinrichtung
möglich.
[0008] Die formschlüssige Zusammenwirkung des beweglichen Teils mit dem feststehenden Teil
führt zu einem sicheren Eingriff und darum zu einer sicheren und effizienteren Funktion
der Bremseinrichtung.
[0009] Die Bremseinrichtung erzeugt keine störenden Geräusche, sie arbeitet nämlich geräuscharm.
[0010] Vorteilhaft ist weiter die Tatsache, dass zur Betätigung der Bremseinrichtung kleine
Anpress- und folglich kleine Bremslüftkräfte nötig sind.
[0011] Ein weiter Vorteil ist darin zu sehen, dass das Stellglied für die Bremseinrichtung
eine kleine Baugrösse aufweist.
[0012] Weiter wird eine geringe Anschlussleistung des Stellgliedes benötigt. Die mechanische
Leistung zum Lüften der Riegelplatte wird kleiner.
[0013] Es ist von Vorteil, dass das Stellglied einen Hebel aufweist, damit die Lüftung der
Bremseinrichtung auch manuell erfolgen kann.
[0014] Weiter ist die Bremseinrichtung kostengünstig herstellbar.
[0015] Alle erläuterten Merkmale sind nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination,
sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar, ohne den
Rahmen der Erfindung zu verlassen.
[0016] Verschiedene Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den schematischen Zeichnungen
dargestellt und in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine Globalansicht eines Aufzugs mit einer Bremseinrichtung gemäss einer Ausführungsform
der Erfindung,
Fig. 2 eine Globalansicht der Bremseinrichtung gemäss Figur 1,
Fig. 3 eine teilweise Explosionsdarstellung des beweglichen Teils der Bremseinrichtung
gemäss Fig. 2,
Fig. 4 eine zusammengebaute Darstellung des beweglichen Teils gemäss Figur 3,
Fig. 5 eine Teildarstellung des beweglichen und des feststehenden Teils gemäss einer
zweiten Ausführungsform der Erfindung,
Fig. 6 eine Teildarstellung des beweglichen und des feststehenden Teils gemäss einer
dritten Ausführungsform der Erfindung.
[0017] Figur 1 stellt eine Globalansicht eines Aufzugs dar, der in diesem Beispiel einen
direkt mit einer Aufzugskabine 1 verbundenen Aufzugsantrieb aufweist. Es kann sich
zum Beispiel um einen Linearantrieb handelt. Die Kabine 1 ist auf einem Rücksackrahmen
2 an einer Tragsäule 3 aufwärts und abwärts in einem nicht gezeigten Aufzugsschacht
geführt. Die Tragsäule 3 ist vorzugsweise entlang einer ebenfalls nicht gezeigten
Schachtwand angeordnet. Eine als Haltebremse wirkende Bremseinrichtung 4 weist einen
sich mit der Kabine 1 beweglichen Teil 4.1 und einen an der Tragsäule 3 angebrachten
als Gegenstück wirkenden feststehenden Teil 4.2 auf. Der bewegliche Teil 4.1 ist als
Halteriegel ausgebildet, der an dem als verzahnte Riegelbahn ausgebildeten feststehenden
Teil 4.2 eingreifen kann. Der Halteriegel 4.1 dient primär zum Halten der Kabine 1
auf Etagenhöhe. Unter der Annahme, dass 50% der Nutzlast mit dem (den) Ausgleichsgewicht(en)
ausbalanciert sind, ergibt sich eine Haltekraft von +/- 0.5*Nutzlast*g*Sicherheitsfaktor,
wobei g die Gravitationsbeschleunigung ist.
[0018] Figur 2 zeigt die Bremseinrichtung 4 in detaillierter Art. Der als Riegel ausgebildete
bewegliche Teil 4.1 weist ein Stellglied 5 auf, das zur Lüftung der Bremseinrichtung
4 dient. Der Riegel 4.1 umfasst eine verzahnte Riegelplatte 6, die mit ihren Zähnen/Anschlägen
formschlüssig an einem als Riegelbahn 4.2 ausgebildeten Zahnriemen eingreift. Die
Zähne/Anschläge der Riegelplatte 6 greifen in entsprechend komplementären Nuten des
Zahnriemens ein. Zum Halten der Kabine 1 auf Etagenhöhe tritt somit der bewegliche
Teil 4.1 formschlüssig in Wirkverbindung mit dem feststehenden Teil 4.2.
[0019] Aus Figur 3 sind die Hauptbestandteile des beweglichen Teils 4.1 der Bremseinrichtung
4 gemäss Figur 2 deutlicher ersichtlich. Die verzahnte Riegelplatte 6 ist im Rahmen
der Zahnteilung in vertikaler Richtung mittels Federelemente 7 federnd gelagert. Das
Federelement 7 ist in beiden Fahrtrichtungen wirksam und kann zwei Federstufen haben:
- weich mit +/- 3 mm und
- hart von 3 mm bis ca. 50 mm.
Durch das harte Federelement 7 ist auch eine dynamische Bremsung der Kabine 1 möglich.
Wenn die Riegelplatte 6 gegen das harte Federelement 7 vertikal verschiebbar ist,
kann trotz Formschluss mechanisch auch eine dynamische Bremsung stattfinden. Das heisst
die Bremseinrichtung kann durch das harte Federelement 7, zum Beispiel zusätzlich
zu der üblichen Fangvorrichtung, die Kabine 1 bremsen, auch wenn sie in Bewegung ist
oder noch nicht ganz stillsteht. Dies ist vor allem bei einem plötzlichen Ausfall
des Sicherheitskreises denkbar, bei dem ein Notstop gewünscht ist oder wenn die Haltebremse
4 zum Einsatz kommt kurz vor dem Stillstand der Kabine 1. Ferner kann mit der vertikal
federnden Riegelplatte 6 via Weg der Lastzustand der Kabine 1 grob ermittelt werden.
Dies kann beispielsweise dadurch erzielt werden, dass die Riegelplatte 6 mit elektrischen
Kontakten überwacht wird. Der Antrieb erkennt somit, vor dem Lüften des Riegels, die
erforderliche Kraft- oder Momentrichtung.
[0020] In horizontaler Richtung wird die Riegelplatte 6 mit Druckfedern 8 versehen. Die
Riegelplatte 6 wird in horizontaler Richtung mittels den Druckfedern 8 in eine Eingriffstellung
gebracht und mit dem Stellglied 5 gelüftet. Das Stellglied 5 kann beispielsweise einen
Hebel 9 aufweisen, mittels dessen die Bremseinrichtung 4 manuell gelüftet werden kann.
[0021] Figur 4 zeigt den beweglichen Teil gemäss Figur 3 in zusammengebauten Zustand. Dieser
wird mit der Kabine 1 mitfahren.
[0022] Figur 5 zeigt die Riegelplatte 6 des beweglichen Teils 4.1 sowie den feststehenden
Teil 4.2 in einer zweiten Ausführungsform der Erfindung. Die Riegelplatte 6 ist als
regelmässige Spitzverzahnung 6.1 und der feststehende Teil 4.2 als Gummiband 10 ausgebildet.
Im bremsenden Zustand dringt die Spitzverzahnung in das Gummiband 10 ein und bewirkt
somit eine formschlüssige Haltebremsung, welche die Bewegung der Kabine sowohl nach
unten als auch nach oben gleichzeitig verhindert.
[0023] Figur 6 zeigt die Riegelplatte 6 des beweglichen Teils 4.1 sowie den feststehenden
Teil 4.2 in einer dritten Ausführungsform der Erfindung. Die Riegelplatte 6 weist
unregelmässig verteilte spitzenförmige/nagelförmige Zähne 6.2 auf, die im bremsenden
Zustand in den als Gummiband 10 ausgebildeten feststehenden Teil 4.2 eindringen. Es
wird auch in diesem Fall eine formschlüssige Haltebremsung bewirkt, welche die Bewegung
der Kabine sowohl nach unten als auch nach oben gleichzeitig verhindert.
[0024] Im folgenden wird das Funktionsprinzip der als Haltebremse wirkenden Bremseinrichtung
4 in einer bevorzugten Ausführungsform beschrieben:
[0025] Ein direkt mit der Kabine 1 verbundener Aufzugsantrieb bedingt eine Haltebremse 4,
welche die Bremskräfte 1:1 aufbringen soll. Im Normalbetrieb wird die Kabine 1, motorisch
getrieben beziehungsweise gebremst, auf ein Zielstockwerk gefahren. Bei stillstehender
Kabine 1 wird das Stellglied 5 stromlos geschaltet und die verzahnte Riegelplatte
6 rückt mittels den Druckfedern 8 in die verzahnte Riegelbahn 4.2 ein. Die Haltebremse
4 wird deshalb die Kabine 1 stromlos formschlüssig mit der Riegelbahn 4.2 verriegeln.
Somit wird mit einer einzigen Riegelplatte 6 zugleich eine Bewegung der Kabine 1 nach
oben als auch eine Bewegung der Kabine 1 nach unten verhindert. Die um halbe Zahnteilung
vertikal gegen eine geringe Federkraft der Federelemente 7 verschiebbare Riegelplatte
sorgt für einen sicheren Eingriff. Der Motor zum Antrieb der Kabine 1 wird nun strom-
und somit kraftlos und die vertikale Lage der Riegelplatte 6 stellt sich lastabhängig
ein. Somit ist eine sichere Haltekraft in beiden Fahrrichtungen gewährleistet. Also
wird mit einem einzigen beweglichen Teil zugleich eine Bewegung der Kabine nach oben
als auch nach unten verhindert. Vor dem Wegfahren baut der Motor die Treibkraft in
Abhängigkeit von der vertikalen Lage der Riegelplatte 6 auf. Die Riegelplatte 6 wird
mittels des Stellglieds 5 elektrisch gelüftet.
[0026] Bei einem Notstop oder beim Öffnen des Sicherheitskreises des Aufzugs ist das Funktionsprinzip
der Bremseinrichtung gleich wie oben, jedoch ausserhalb des Stockwerks.
[0027] Bei einer formschlüssigen Bremse benötigt man ca. 1/1000 der Anpresskraft der Bremsbacken,
anderseits bedingt der formschlüssige Eingriff einen ca. 10-fachen Bremsriegel-Hub,
um eine ausreichende Überdeckung zu erreichen. Die mechanische Arbeit zum Bewegen
der Bremseinrichtung (Arbeit = Kraft * Weg) wird somit um den Faktor 0.01 kleiner
und unter der Annahme von gleichen Betätigungszeiten somit auch die mechanische Leistung
zum Lüften der Bremsriegel entsprechend reduziert.
[0028] Der Formschluss zwischen beweglichem und feststehendem Teil kann, wie oben beschrieben,
mittels einer verzahnten Riegelplatte gegen einen Zahnriemen aufgebracht werden oder
optional mittels eines Riegels mit einer Spitzverzahnung, die in ein Gummiband eindringbar
ist.
[0029] Die Bremseinrichtung gemäss der Erfindung ist sowohl für Aufzüge mit Linearantrieb
als auch für andere Antriebskonzepte verwendbar. Die Bremseinrichtung kann beispielsweise
auch mit einem Treibscheibenaufzug, oder in Kombination mit einem auf der Kabine oder
auf dem Gegengewicht mitfahrenden Antrieb anwendbar sein. Die Anordnung ist dabei
grundsätzlich gleich: der bewegliche Teil/Riegel ist auf der Kabine mitfahrend und
der feststehende Teil/Gegenstück auf der ganzen Fahrbahnlänge, beispielsweise an der
Führung, Schachtwand, Tragkonstruktion etc, montiert.
[0030] Bei einer reinen Nutzung als Haltebremse auf Etagenhöhe kann das Gegenstück 4.2 der
Riegelplatte 6 im Türfrontbereich integriert werden. Die Kosten würden weiter sinken.
[0031] Die Bremseinrichtung könnte auch an einer rotierenden Treibscheibe oder an einer
rotierenden Welle des Motors angeordnet werden. In diesem Fall ist die Treibscheibe
oder die Welle des Motors mit einer Verzahnung versehen, in die im Bremszustand eine
entsprechend komplementäre Verzahnung einer feststehenden Bremsbacke formschlüssig
eingreifen kann.
Bezugszeichenliste
[0032]
- 1
- Aufzugskabine
- 2
- Rahmen
- 3
- Tragsäule
- 4
- Bremseinrichtung
- 4.1
- Beweglicher Teil/Riegel
- 4.2
- Feststehender Teil/Gegenstück/Riegelbahn
- 5
- Stellglied
- 6
- Riegelplatte
- 6.1
- Spitzverzahnung
- 6.2
- Spitzenförmige/nagelförmige Zähne
- 7
- Federelement
- 8
- Druckfeder
- 9
- Hebel
- 10
- Gummiband
1. Bremseinrichtung für einen in zwei Richtungen beweglichen Aufzug, welche einen beweglichen
Teil (4.1) und einen feststehenden Teil (4.2) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass der bewegliche Teil (4.1) und der feststehende Teil (4.2) im bremsenden Zustand so
ineinander greifen, dass die beiden Teile (4.1, 4.2) eine Relativbewegung zueinander
in beide Richtungen verhindern.
2. Bremseinrichtung nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der bewegliche Teil (4.1) und der feststehende Teil (4.2) ineinander formschlüssig
eingreifbar sind.
3. Bremseinrichtung nach Patentanspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der bewegliche Teil (4.1) und/oder der feststehende Teil (4.2) Anschläge oder Zähne
aufweisen.
4. Bremseinrichtung nach Patentanspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der bewegliche Teil (4.1) oder der feststehende Teil (4.2) ein Gummiband oder eine
Spitzverzahnung aufweist.
5. Bremseinrichtung nach einem der vorhergehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
sich der bewegliche Teil (4.1) und der feststehende Teil (4.2) zueinander parallel
in linearer oder rotatorischer Richtung bewegen.
6. Bremseinrichtung nach einem der vorhergehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der bewegliche Teil (4.1) als Riegel (4.1) und der feststehende Teil (4.2) als Riegelbahn
(4.2) ausgebildet ist.
7. Bremseinrichtung nach einem der vorhergehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der bewegliche Teil (4.1) in horizontaler Richtung, vorzugsweise mittels Druckfedern
(8), federnd gelagert ist.
8. Bremseinrichtung nach einem der vorhergehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der bewegliche Teil (4.1) in vertikaler Richtung durch Federelemente (7) federnd
gelagert ist.
9. Bremseinrichtung nach einem der vorhergehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der bewegliche Teil (4.1) zur Lüftung der Bremseinrichtung (4) ein Stellglied (5)
aufweist.
10. Bremseinrichtung nach Patentanspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass das Stellglied (5) einen Hebel (9) aufweist.
11. Verwendung der Bremseinrichtung nach einem der Patentansprüche 1 bis 10 in einem mit
einem Linearantrieb versehenen Aufzug oder in einem Treibscheibenaufzug oder in einem
mit einem auf einer Aufzugskabine oder auf einem Gegengewicht mitfahrenden Antrieb
versehenen Aufzug.