[0001] Die Erfindung betrifft eine Legierung auf der Basis von unter Verwendung von schmelz-
oder pulvermetallurgischen Techniken hergestellten Titanaluminiden mit einer Legierungszusammensetzung
aus Titan, Aluminium und Niob.
[0002] Eine Legierung dieser Art ist bekannt (DE-OS 197 35 841). Als metallische Hochtemperaturwerkstoffe
wurden bisher vorwiegend Werkstoffe auf Nickelbasis oder Eisenbasis eingesetzt, sogenannte
Superlegierungen, die ein hohes spezifisches Gewicht haben. Daher lassen sich mit
diesen Werkstoffen regelmäßig keine Konstruktionselemente realisieren, bei denen es
bei hoher Festigkeit auf ein sehr geringes Gewicht ankommt, beispielsweise in modernen
Energieerzeugungsanlagen, Automobilen oder Flugzeugturbinen, um den Wirkungsgrad derartiger
Anlagen und Aggregate zu verbessern. Zur Substitution von Superlegierungen wurden
deshalb seit einiger Zeit Legierungen auf der Basis von Titanaluminiden entwickelt
und eingesetzt, deren spezifisches Gewicht nur halb so groß wie das der Superlegierungen
ist. Technisch relevante Titanaluminid-Legierungen sind aus intermetallischen Phasen
γ (TiAl) und α
2 (Ti
3 Al) aufgebaut. Die mechanischen Eigenschaften dieser Legierungen hängen von den relativen
Volumenanteilen dieser beiden Phasen ab, die ihrerseits vorwiegend durch den Aluminiumgehalt
bestimmt sind. Die Zugfestigkeit der gattungsgemäßen Legierungen konnte durch einen
5 bis 10 Atom % Anteil von Niob deutlich verbessert werden, worauf in der gattungsbildenden
DE-OS 197 35 841 hingewiesen worden ist. Die gattungsgemäßen Legierungen zeichnen
sich durch sehr hohen Zugfestigkeit aus, die, auf das spezifische Gewicht bezogen,
die der Superlegierungen übertreffen. Die gute Zugfestigkeit dieser Nb-haltigen Legierungen
beruht auf den in ihnen vorhandenen hohen Volumenanteilen der α
2 (Ti
3 Al)-Phase. Die α
2 (Ti
3 Al)-Phase löst sich jedoch bei Anwendungstemperaturen oberhalb von 700 °C leicht
auf und bildet sich in die γ (TiAl)-Phase um. Dieses führt zu großen Strukturänderungen
im Gefüge, die für die mechanischen Eigenschaften bei hohen Temperaturen äußerst nachteilig
sind. Unter diesen Bedingungen tritt insbesondere eine hohe Kriechverformung des Werkstoffs
auf, die ihn für viele Anwendungen nicht einsetzbar macht. Hinzu kommt, daß die damit
verbundenen strukturellen Änderungen im Gefüge des Werkstoffs zu seiner Versprödung
führen, die sich sehr nachteilig auf eine nachfolgende Belastung eines aus einem derartigen
Werkstoff hergestellten Bauteils bei tiefen Temperaturen auswirkt.
[0003] Um die Kriechfestigkeit und die Gefügestabilität der Titanaluminidlegierungen zu
verbessern, wurde bei vorgegebener Legierungszusammensetzung bisher eine Optimierung
des Gefüges hauptsächlich durch geeignete Wärmebehandlung vorgenommen. Dabei konnte
in bestimmtem Maße die Einstellung sogenannter lamellarer Gefüge erreicht werden.
Lamellare Gefüge wandeln sich jedoch bei Langzeitbelastungen wieder in globulare Gefügen
um, d. h. in ihre Ausgangsgefüge vor der Wärmebehandlung. Hinzu kommt noch, daß sich
lamellare Legierungen bei tiefen und mittleren Temperaturen als spröde erweisen, was
ihre technische Anwendbarkeit sehr stark einschränkt.
[0004] Es ist deshalb Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Legierung auf der Basis von
Titanaluminiden bereitzustellen, die diese Nachteile nicht hat, d. h. eine Legierung,
die eine große Temperaturfestigkeit sowohl bei hohen als auch niedrigen Temperaturen
aufweist, die ebenfalls eine hohe Oxidationsbeständigkeit aufweist und eine hohe Kriechbeständigkeit,
wobei die erfindungsgemäße Legierung dennoch einfach und kostengünstig herstellbar
und verhältnismäßig einfach bearbeitbar sein soll.
[0005] Gelöst wird die Aufgabe gemäß der Erfindung durch eine Legierungszusammensetzung
der gattungsgemäßen Art, bei der der Aluminiumgehalt der Legierung im Bereich zwischen
45,5 und 49 Atom % liegt.
[0006] Der Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung besteht darin, daß mittels der erfindungsgemäß
gewählten Zusammensetzung Titanalumidlegierungen bereitgestellt werden können, die
bei hohen Temperaturen eine deutlich bessere Festigkeit aufweisen. Durch den im Vergleich
zu der DE-OS 197 35 84 Titanaluminidlegierung höheren Anteil an Aluminium wird eine
unerwartet höhere Oxidationsbeständigkeit erreicht. Ein weiterer Vorteil sind die
erfindungsgemäß erreichbaren geringeren Dichten der erfindungsgemäßen Legierungen
und die vergleichbar niedrigen Rohstoffkosten. Ein weiterer Vorteil ist, daß sich
unter Berücksichtigung des vorrangehend Gesagten der Anwendungsbereich von Titanaluminidlegierungen
mittels der erfindungsgemäßen Lösung deutlich erweitert.
[0007] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung enthält die Legierung ebenfalls
Bor, vorzugsweise mit einem Borgehalt in der Legierung im Bereich von 0,1 bis 0,5
Atom %. Der Zusatz von Bor führt vorteilhafterweise zur Bildung von stabilen Ausscheidungen,
die zur mechanischen Härtung der erfindungsgemäßen Legierung und zur Stabilisierung
des Gefüges der Legierung beitragen.
[0008] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung enthält die Legierung
Kohlenstoff, und zwar vorzugsweise mit einem Kohlenstoffgehalt im Bereich von 0,1
bis 0,8 Atom %. Auch der Zusatz von Kohlenstoff, gegebenenfalls in Kombination mit
dem vorbeschriebenen Zusatzstoff Bor, führt zur Bildung von stabilen Ausscheidungen,
die ebenfalls zur mechanischen Härtung der Legierung und zur Stabilisierung des Gefüges
beitragen.
[0009] Schließlich ist es vorteilhaft, den Niobgehalt in der Legierung im Bereich zwischen
4 bis 10 Atom % zu wählen, womit die Zugfestigkeit der Legierung deutlich verbessert
werden kann.
[0010] Die Erfindung wird nun unter Bezugnahme auf die beigefügte einzige Figur näher beschrieben.
Diese zeigt:
ein Diagramm, das die Variation der Fließspannung mit der Aluminiumkonzentration der
erfindungsgemäßen Legierung zeigt.
[0011] Bei der Figur wird von einer Legierung des Typs
Ti-aAl-nNb-cC-bB
ausgegangen, bei der für die Konzentrationsintervalle der Legierung gilt, daß a =
45,5-49, n = 4-10, c = 0,1-0,8 und b = 0,1-0,5 Atom % ist, wobei im vorliegenden Fall
für die Darstellung im Diagramm n = 10, b = 0,2 und c = 0,2 gewählt worden ist. Die
Figur enthält die Festigkeitswerte für Raumtemperatur und 900 °C. Darüber hinaus sind
die Festigkeitswerte einer durch die gattungsbildende DE-OS 197 35 841 realisierten
Legierung in einer Zusammensetzung Ti-45 A1-10Nb-0,2C-0,2B (ebenfalls in Atom %) enthalten.
[0012] Wie aus der Figur ersichtlich, werden mit der erfindungsgemäßen Legierung bis zu
Aluminiumkonzentrationen von 47 Atom % bei Raumtemperatur nahezu gleiche Fließspannungen
von etwa 1000 MPa erreicht. Erst danach fällt die Fließspannung deutlich ab. Bei 900
°C steigt die Fließspannung zunächst deutlich mit der Aluminiumkonzentration an und
erreicht bei ca. 47 Atom % ein Maximum und fällt dann wieder zu den an der Legierung
Ti-45A1-10Nb-0,2C-0,2B gemessenen Werten ab. Diese Beobachtung weist darauf hin, daß
die Hochtemperatur-Fließspannung von Nb-haltigen Titanaluminiden sehr empfindlich
vom Aluminiumgehalt abhängt. Dieses ist erfindungsgemäß erkannt worden. Die Zusätze
von Kohlenstoff und Bor führen zur Bildung von stabilen Ausscheidungen, die zur mechanischen
Härtung der Legierung und zur Stabilisierung des Gefüges beitragen.
[0013] Es ist aus der Figur ersichtlich, daß mittels der erfindungsgemäßen Legierung bei
hohen Temperaturen deutlich höhere Festigkeiten der Legierungen erreicht werden können.
Durch den im Vergleich zur gattungsgemäßen Legierungszusammensetzung höheren Aluminiumgehalt
kann zudem eine bessere Oxidationsbeständigkeit erreicht werden. Weitere Vorteile
sind niedrigere Dichten und geringere Gestehungskosten, wodurch sich ebenfalls der
Anwendungsbereich der erfindungsgemäßen Legierungen deutlich erweitern läßt.
[0014] Durch die Verwendung herkömmlicher metallurgischer Schmelz-oder Gießmethoden oder
auch bekannter pulvermetallurgischer Verfahren können die erfindungsgemäßen Legierungen
hergestellt werden. Die erfindungsgemäßen Legierungen können auch durch heiß-isostatisches
Verdichten, Wärmebehandlungen, Warmschmieden und Warmstrangpressen oder eine Kombination
dieser Verfahren umgeformt beziehungsweise weiterverarbeitet werden.
1. Legierung auf der Basis von unter Verwendung von schmelz- und pulvermetallurgischen
Techniken hergestellten Titanaluminiden mit einer Legierungszusammensetzung aus Titan,
Aluminium und Niob, dadurch gekennzeichnet, daß der Aluminiumgehalt der Legierung im Bereich zwischen 45,5 und 49 Atom % liegt.
2. Legierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß diese Bor enthält.
3. Legierung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Borgehalt in der Legierung im Bereich zwischen 0,1 bis 0,5 Atom % liegt.
4. Legierung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß diese Kohlenstoff enthält.
5. Legierung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Kohlenstoffgehalt im Bereich zwischen 0,1 bis 0,8 Atom % liegt.
6. Legierung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Niobgehalt in der Legierung im Bereich zwischen 4 bis 10 Atom % liegt.