[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine kompressible Polyurethanschicht mit
einer äußeren und einer inneren Oberfläche auf oder für rotationssymmetrische Körper
sowie Verfahren zur Herstellung derselben.
[0002] In Offsetdruckverfahren werden Gummitücher zum Aufbringen eines Druckbildes auf ein
Bogen- oder Bahnmaterial eingesetzt. Die Gummitücher werden oft auf Hülsen angeordnet
und ausgeliefert. Die Gummitücher bestehen aus einem mehrschichtigen Material. So
wird beispielsweise in der EP-A-0 594 986 ein Gummituch beschrieben, welches aus einer
Hülse aus Nickelstahl oder Kunststoff besteht, worauf ein Gummituch in Form eines
Gummibelages aufgebracht ist. Weiterhin offenbart EP-A-0 594 986 eine bewehrte Trägerhülse,
auf die dann das Gummituch aufgebracht wird.
[0003] Die Materialien, aus denen die mehrschichtigen Gummihülsen hergestellt werden können,
enthalten zum Teil nicht kompressible elastische Materialien wie beispielsweise Gummi
oder kompressible Materialien, wie beispielsweise in EP-A-0 388 740 beschrieben.
[0004] Aus der US-A-6,146,748 sind bis zu 0,7 mm dicke lithographische Drucktücher aus Gummi
bekannt, welche 0,5 bis 10 Gew.-% expandierbare oder expandierte Mikrokugeln enthalten,
und dadurch die Wulstbildung beim Drucken vermindern sollen.
[0005] Ein Problem bei der Handhabung der herkömmlichen Gummituchhülsen besteht insbesondere
darin, dass die Gummitücher auf Trägerhülsen versendet werden. Diese Anordnungen sind
aber gegen mechanische Einwirkungen sehr empfindlich, da der gesamte Schichtaufbau
aus Träger und Gummituch relativ dünn ist. Beim Versand müssen derartige Hülsen also
aufwendig gegen mechanische Einflüsse geschützt werden. Aufgrund der Sperrigkeit der
herkömmlichen auf Hülsen aufgebauten Gummitüchern wird im übrigen eine intensive Lagerhaltung
beim Anwender verlangt. Sowohl beim Transport als auch bei der Bevorratung wird sehr
viel Volumen beansprucht, was erhebliche Kosten verursacht, bis hin zu der Bereitstellung
entsprechender Baulichkeiten (z.B. Lagerräume).
[0006] Aus der DE 39 08 999 C2 ist ein zylindrischer Körper mit einer auf seiner Manteloberfläche
aufgebrachten, nahtlosen Schicht bekannt, die kompressibel ist, geschlossene, hohle
Zellen aufweist und dadurch hergestellt wird, dass das Material in Form eines mit
Treibmittel und Inhibitoren versetzten vliesförmigen Schaumes unter Drehung und Vorschub
auf den zylindrischen Körper etwas spiralförmig aufgetragen worden ist. Als Treibmittel
zum Schäumen wird beispielsweise Methylenchlorid genannt, was jedoch aus Gründen der
Abluftverschmutzung möglichst vermieden werden sollte.
[0007] Sofern das Beschichtungsmaterial ein Polyurethan ist, besteht prinzipiell die Möglichkeit,
das Aufschäumen auch mit Luft oder Kohlendioxid durchzuführen. Es ist aber ausgesprochen
schwierig, hierbei reproduzierbare Bedingungen einzustellen und somit eine gleichmäßige
Qualität der kompressiblen Schicht zu erhalten.
[0008] Außer hülsenförmigen Gummitüchern, die auf einen Luftdorn aufgezogen werden, werden
auch in erheblichem Umfang Gummitücher verwendet, die auf einem Zylinder mit Befestigungselementen
aufgespannt werden, wobei zwischen beiden Tuchenden ein gewisser Abstand resultiert.
Auch bei solchen Gummitüchern wäre eine leicht reproduzierbare herstellbare kompressible
Polyurethanschicht wünschenswert.
[0009] Schließlich wäre eine kompressible Polyurethanschicht wünschenswert, welche fest
auf einer Walzenoberfläche aufgebracht ist.
[0010] Die Erfindung hat sich somit die Aufgabe gestellt, eine kompressible Polyurethanschicht
mit einer äußeren und einer inneren Oberfläche auf oder für rotationssymmetrische
Körper zur Verfügung zu stellen, welche einfach, preiswert und in engen Grenzen reproduzierbar
hergestellt werden kann. Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass die Polyurethanschicht
expandierte und/oder nicht expandierte, aber expandierbare thermoplastische Hohlkugeln
enthält.
[0011] Besonders geeignet sind Hohlkugeln aus einem Acrylat-Vinylidenfluorid-Copolymerisat.
Derartige expandierte Hohlkugeln werden beispielsweise hergestellt und vertrieben
von der Akzo Nobel unter der Bezeichnung "Expancel® ". Diese Hohlkugeln werden angeboten
aus verschiedenen thermoplastischen Materialien mit verschiedenen Erweichungstemperaturbereichen.
Diese werden hergestellt aus zunächst nicht expandierten Hohlkugeln, die beispielsweise
einen niedrigsiedenden flüssigen Kohlenwasserstoff enthalten, welcher beim Erwärmen
und Erweichen des thermoplastischen Materials zu einer starken Expansion führen. Erst
bei Überschreiten der optimalen Expansionstemperatur findet eine so starke Expansion
statt, dass die Hohlkugeln aufplatzen und damit ihre optimale Funktion verlieren.
Gewünschtenfalls werden die thermoplastischen Hohlkugeln auch in nicht expandierter
Form geliefert. Sie weisen dann selbstverständlich deutlich geringere Durchmesser
auf. Während die nicht expandierten Hohlkugeln beispielsweise einen Durchmesser von
6 bis 16 µm, vorzugsweise 6 bis 9 µm aufweisen, können diese Kugeln in expandierter
Form ohne weiteres 20 bis 60 µm, vorzugsweise 30 bis 50 µm Durchmesser aufweisen.
Durchmesser von 100 µm in expandierter Form sind aber ohne weiteres möglich und werden
ebenfalls hergestellt und vertrieben.
[0012] Da Gummitücher für den Offset-Druck an der Oberfläche eine Rautiefe R
a im Bereich von 0,5 und 2,0 µm aufweisen sollten, besitzen die erfindungsgemäßen Gummitücher
zur äußeren Oberfläche hin eine dünne Schicht Polyurethan, auf welche nur schwach
expandierte, nicht expandierte oder überhaupt keine Hohikugein enthalten. Diese dünne
Polyurethanschicht kann dann in besonders einfacher Weise so angeschliffen werden,
dass die gewünschte Rautiefe entsteht.
[0013] Die erfindungsgemäßen Polyurethanschichten werden in der Weise hergestellt, dass
ein frisch zubereitetes Gemisch aus Diisocyanat und Polyol oder Polyamin im Rotationsguss
auf eine Walze oder einen walzenförmigen Luftzylinder oder einen darauf aufgezogener
Träger aus Metall oder Kunststoff aufgetragen wird, wobei eine oder beide der beiden
Komponenten die expandierten und gegebenenfalls nicht expandierten Hohlkugeln enthält.
[0014] Hülsenförmige Gummitücher werden nach der Oberflächenbearbeitung vom Luftzylinder
entfernt, so dass Transport und Bevorratung möglich sind. Das fertige hülsenförmige
Gummituch wird beim Benutzer mittels Pressluft auf den jeweiligen Gummituchzylinder
geschoben und dort nach Abstellen der Luftversorgung fixiert. Gummitücher, die auf
einer Kunststoffhülse oder ohne Kunststoffhülse hergestellt wurden, können besonders
raumsparend transportiert und gelagert werden. Die hülsenförmigen Gummitücher können
aber gewünschtenfalls auch aufgeschnitten und für Walzen mit Spalt und Befestigungsvorrichtungen
verwendet werden. Walzen mit dauerhafter Beschichtung werden gegebenenfalls noch einer
Oberflächenbearbeitung unterzogen.
[0015] Die Menge und die Größe an erfindungsgemäß dem Polyurethan zugesetzten expandierten
thermoplastischen Hohlkugeln hängt in starkem Maße ab von der gewünschten Kompressibilität
des Gummituches oder der Polyurethanschicht. 0,5 bis 6 Gew.-% sind bevorzugte Mengenbereiche
und führen bereits zu einem elastischen Porenvolumen von über 50 Vol.-% der Polyurethanschicht.
Es lassen sich somit Kompressibilität, Dämpfung und Rückprallelastizität der Polyurethanschicht
leicht und reproduzierbar einstellen. Die Komponenten des eingesetzten Polyurethans,
nämlich Diisocyanat und Polyol oder Polyamin werden auf eine sehr kurze Topfzeit im
Bereich von Sekunden eingestellt. Die expandierten Hohlkugeln, gegebenenfalls aber
auch nicht expandierte Hohlkugein können jeder dieser beiden Komponenten zugemischt
werden. Besonders einfach ist die Zumischung zu Polyol- oder Polyamin-Komponenten.
Der Zusatz der Hohlkugeln führt im allgemeinen bereits zu einer durchaus merklichen
Thixotropierung sowohl der Einzelkomponenten als auch des frisch zubereiteten Gemisches,
welches das Polyurethan bildet. Selbstverständlich können einer oder beiden Komponenten
weitere Zusätze zugegeben werden wie Verdickungsmittel, Thixotropierungsmittel, Beschleuniger,
Verzögerer oder Verflüssiger. Beim Rotationsguss wird das Gemisch aus Diisocyanat,
Polyol oder Polyamin und Hohlkugeln im allgemeinen spiralförmig auf den walzenförmigen
Träger aufgespritzt. Dies kann in einem oder mehreren Arbeitsgängen stattfinden, wobei
besonders bevorzugt ist, die letzte äußerer Oberfläche aus einem Polyurethan herzustellen,
welches keine Hohlkugeln oder nicht expandierte Hohlkugeln enthält, da dann beim Anschleifen
die gewünschte Rautiefe leichter erzielt werden kann.
[0016] Bei der Verwendung von nichtexpandierten Hohlkugeln kann die Expansion auch nach
der Konfektionierung der PU-Schicht durch entsprechendes Erwärmen zwischen 100 und
150°C erfolgen; nach Bedarf kann die thermoplastische Hülle dabei auch geschmolzen
werden. Je nach Anwendungsfall kann die kompressible PU-Schicht auch mit einer nichtkompressiblen
Deckschicht aus PU oder anderen Materialien versehen werden. Bei den beschriebenen
Beschichtungen handelt es sich in der Regel um elektrisch isolierende Werkstoffe;
durch Zusatz von entsprechenden Additiven können jedoch auch definierte spezifische
Widerstände im Bereich von 10
3 bis 19
9 Ω-cm eingestellt werden. Die einzelnen Werkstoffe können vorzugsweise in folgenden
Schichtdicken aufgetragen werden:
Kompressible Schicht |
0,3 - 50 mm |
Nichtkompressible Schicht |
0,3 - 40 mm |
[0017] Die erfindungsgemäßen Polyurethanschichten werden im allgemeinen hergestellt im Härtebereich
von 15 Shore A bis 90 Shore D. Die Deckschicht kann je nach Anwendungsfall verschiedene
physikalisch/chemische Eigenschaften aufweisen, wie z.B. hydrophil, hydrophob, lipophil,
lipophob, elektrisch isolierend, elektrisch leitend, Wärme isolierend oder Wärme leitend.
Der Gesamtaufbau kann nicht nur aus zwei Schichten, sondern auch in abwechselnder
Folge aus mehreren kompressiblen und nichtkompressiblen Schichten bestehen.
1. Kompressible Polyurethanschicht mit einer äußeren und einer inneren Oberfläche auf
oder für rotationssymmetrische Körper, dadurch gekennzeichnet, dass die Polyurethanschicht expandierte und/oder nicht expandierte, aber expandierbare
thermoplastische Hohlkugeln enthält.
2. Polyurethanschicht gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Hohlkugeln aus einem Acrylat-Vinylidenfluorid-Copolymerisat bestehen.
3. Polyurethanschicht gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass es zur äußeren Oberfläche hin eine dünne Schicht Polyurethan aufweist, welche nicht
expandierte Hohlkugeln oder keine Hohlkugeln enthält.
4. Polyurethanschicht gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die expandierten Hohlkugeln Durchmesser von 20 bis 100 µm, vorzugsweise 30 bis 50
µm aufweisen.
5. Polyurethanschicht gemäß Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die nicht expandierten Hohlkugeln einen Durchmesser von 6 bis 16 µm, vorzugsweise
6 bis 9 µm aufweisen.
6. Polyurethanschicht gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die innere Oberfläche der Polyurethanschicht mit einem Träger aus Metall oder Kunststoff
in Verbindung steht.
7. Verfahren zur Herstellung einer kompressiblen Polyurethanschicht mit einer äußeren
und einer inneren Oberfläche auf oder für rotationssymmetrische Körper gemäß Anspruch
1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass ein frisch zubereitetes Gemisch aus Diisocyanat und Polyol oder Polyamin im Rotationsguss
auf einen walzenförmigen Träger aufgetragen wird, wobei eine oder beide der beiden
Komponenten die expandierten und gegebenenfalls die nicht expandierten Hohlkugeln
enthält, und die Polyurethanschicht gewünschtenfalls anschließend von dem Träger abgezogen
und gewünschtenfalls aufgeschnitten wird.