[0001] Die Erfindung betrifft einen Stahltiegel zum eisenfreien Schmelzen von Magnesium
sowie dessen Legierungen und das Aufbewahren von flüssigem Magnesium und dessen Legierungen.
[0002] Als Tiegelmaterial, das mit der Magnesiumschmelze in Kontakt steht, wird beim Schmelzen
und Giessen Eisen bzw. Stahl, wie etwa St 37, verwendet. Die Eisenlöslichkeit von
Magnesium im flüssigen Zustand ist zwar gering und liegt bei einer Temperatur von
700 °C bei nur 0,05%, jedoch verursachen bereits Eisengehalte über 0,004% Korrosion
der Magnesiumwerkstoffe. Für hochreine besonders korrosionsbeständige Magnesiumlegierungen
(High Purity-Legierungen) sind sogar Eisengehalte unter 0,001% erforderlich. Die Kontrolle
der Eisengehalte erfolgt durch die Einstellung bestimmter Gehalte an Mangan im Magnesium
in der Größenordnung von 0,2-0,5% je nach Legierung. Dadurch sinkt die Eisenlöslichkeit
in die benötigten Bereiche ab.
[0003] Für die Herstellung korngefeinter Magnesiumlegierungen wird Zirkon zugegeben. Zirkon
bildet jedoch mit dem Eisen der Tiegel intermetallische Verbindungen, sodass ein erheblicher
Überschuss an Zirkon zugesetzt werden muss, um die kornfeinende Wirkung zu erreichen.
Werden zirkonhaltige Schrotte in den Eisentiegeln umgeschmolzen, so sinkt der Zirkongehalt
sofort ab und Zirkon muss in sehr aufwendiger Weise ergänzt werden.
[0004] Zusammenfassend sind die Nachteile der bisherigen Arbeitsweisen in Zusammenhang mit
den Eisen- bzw. Stahltiegeln:
- durch unvermeidliche Temperaturschwankungen bilden sich Manganauscheidungen zum Beispiel
zusammen mit Aluminium, die als Partikel in der Schmelze nach unten sinken und einen
Tiegelschlamm bilden, der regelmäßig entfernt werden muß.
- Es können keine manganfreien Legierungen in den Eisentiegeln erzeugt werden, die für
die Korrosionsbeständigkeit ausreichend geringe Eisengehalte haben.
- Das Erschmelzen von zirkonhaltigen Magnesiumlegierungen in Eisentiegeln ist nur mit
einem grossen Überschuss an zirkonhaltigem Material zur Schmelze möglich, da Zirkon
durch das Eisen ausgefällt wird.
- Ein Recycling von zirkonhaltigen Magnesiumwerkstoffen in Eisentiegeln führt zu einem
Absinken des Zirkongehaltes, der dann wieder aufwendig ergänzt werden muss.
[0005] Die Nachteile der Eisenbehälter können durch Anwendung keramischer Auskleidungen
behoben werden. Die Anwendung von Aluminiumoxidkeramik für metallische Schmelzen ist
bekannt. Die Öfen sind dann jedoch wegen der Dicke der verwendeten Auskleidung von
innen beheizt, was für eine Magnesiumschmelze wegen des direkten Kontaktes mit den
Brenngasen nicht vorteilhaft ist. Der prinzipiell mögliche Einsatz von Tauchbrennern
führt zu einem starken Temperaturgradienten in der Schmelze und somit zu Auscheidungen
aus der Magnesiumschmelze.
[0006] Einen Vorschlag, keramische Stampfmassen in Induktionsöfen zum Schmelzen von Magnesium
zu verwenden, bringt Granitzki, K.E.: Feuerfeste Werkstoffe in Aluminium und Magnesiumgießereien,
Aluminium 73, 1997, S. 31-33. Jedoch erfordert dies einen teuren Induktionsofen, der
auch als Beschickungsofen für eine Druckgussmaschine nicht geeignet ist, da durch
die Wirbelströme die Sedimentation der in der Magnesiumschmelze vorhandenen Partikel
nicht möglich ist. Ein Verfahren unter Anwendung eines Induktionsofens mit eingezogenem
Stahltiegel ist in DE975682 C dargelegt. Der Stahltiegel vermeidet jedoch nicht die
Nachteile der auftretenden Ausscheidungen aus der Magnesiumschmelze, die durch Kontakt
der Schmelze mit dem Stahltiegel auftreten. DE19504415A1 beschreibt ein aus Keramikmaterial
hergestelltes Ofengehäuse zum Warmhalten von Metallschmelzen. Das genannte, mit der
Schmelze in Kontakt stehende Material ist Sillimanit, eine Mischung aus Siliziumoxid
und Aluminiumoxid, das jedoch gegen eine Magnesiumschmelze nicht stabil ist. Die direkte
Beheizung der Schmelze führt wiederum zu dem bereits erwähnten Temperaturgradienten.
Eine Beheizung von aussen ist wegen der Dicke der Auskleidung nicht möglich. CZ 223752
beschreibt einen mehrschichtigen Korundtiegel, wobei Heizwicklungen in die Korundschichten
eingebracht sind. Ein solcher Tiegel ist für Magnesiumschmelzen geeignet, ermöglicht
jedoch nicht eine Beheizung von aussen mit fossilen Brennstoffen. Er hat den Nachteil
einer sehr aufwendigen Einbringung der Heizung in die Korundschichten und einer aufwendigen
Herstellung.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Ofenauskleidung zu entwickeln,
die bei den für Magnesiumschmelzen üblichen Temperaturen im Bereich von 600-850 °C
ein eisenfreies Schmelzen, Recycling und Aufbewahren von flüssigem Magnesium und Magnesiumlegierungen
und die Herstellung von manganfreien Magnesiumlegierungen sowie das Herstellen von
zirkonhaltigen Magnesiumlegierungen, ohne dass ein Überschuss an Zirkonlegierungsmaterial
zugegeben werden muss, ermöglicht. Hierbei sollen die kostengünstigen Stahltiegel
weiterhin verwendet werden können und die Beheizung der Tiegel weiterhin indirekt,
also von aussen elektrisch oder durch fossile Brennstoffe erfolgen können.
[0008] Erfindungsgemäss wird diese Aufgabe gemäss Anspruch 1 dadurch gelöst, daß ein für
das Schmelzen und Aufbewahren von Magnesium verwendeter Stahltiegel innen mit dünnen
Platten aus dichter Aluminiumoxidkeramik (Sintertonerde) beklebt wird. Thermodynamisch
ist Aluminiumoxid weniger stabil als Magnesiumoxid und müsste daher von Magnesium
reduziert werden. Es wurde dennoch überraschenderweise gefunden, daß bei Verwendung
von Sintertonerdeplatten, im Temperaturbereich von 600-850 °C keine Reaktion des Aluminiumoxids
mit der Magnesiumschmelze auftritt und die Keramik nicht benetzt wird. Hierzu werden
gemäß der schematischen Darstellung der Figur die dünnen Platten (1) aus Aluminiumoxid
so in den Stahltiegel (2) mit dem Kleber (3) eingeklebt, daß die Aluminiumoxidplatten
fest mit dem Stahl verbunden sind. Unerwarteter Weise haftet der Kleber sowohl an
der Stahltiegelwand als auch an den Sintertonerdeplatten trotz der unterschiedlichen
Wärmeausdehnung so fest, dass die Platten fest mit dem Stahltiegel verbunden bleiben.
Als Kleber wird eine keramische Masse mit einer Zusammensetzung von 85% Al
2O
3, 14,5% MgO und 0,5% SiO
2 zusammen mit Natronwasserglas im Verhältnissen von 1:1-6:1 vorzugsweise 4:1 verwendet.
Die Stärke der Aluminiumoxidplatten, die dicht aneinanderstoßen, ist dabei so dünn
gewählt, dass trotz der isolierenden Wirkung des Aluminiumoxides eine Beheizung (4)
des Stahltiegels von außen stattfinden kann. Die Platten sind zwischen 2 und 20 mm,
vorzugsweise zwischen 3 und 10 mm, dick und haben sonst eine beliebige Größe, die
aber an die Ausmasse des auszukleidenden Tiegels angepasst ist. Bei einer Ausmauerung
großer ebener Flächen erfolgt eine zusätzliche Verankerung der Platten am Stahltiegel.
[0009] Die Erfindung verbessert den Stand der Technik in folgenden Punkten:
- Eine Verunreinigung der Schmelze mit Eisen, bei Beheizung von aussen, tritt nicht
auf.
- Zirkonhaltige Magnesiumlegierungen können, bei Beheizung von aussen, ohne Zirkonüberschuss
hergestellt werden.
- Recycling von zirkonhaltigen Magnesiumlegierungen ohne Nachlegierung von Zirkon, bei
Beheizung von aussen, ist möglich.
- Ein Verschleiss der Eisentiegel tritt nicht auf.
- Manganfreie Magnesiumlegierungen können, bei Beheizung von aussen, hergestellt werden.
[0010] Die Erfindung wird durch Ausführungsbeispiele näher erläutert.
Beispiel 1:
[0011] In einen Stahlkessel mit einem Volumen von 10 1 werden, nach Entfernung der Oxidschicht,
Platten aus Sintertonerde (Hauptphase α-Korund) der Abmessungen 50x25x4 mm eingeklebt.
Als Kleber wird eine keramische Masse mit einer Zusammensetzung von 85% Al
2O
3, 14,5% MgO und 0,5% SiO
2 zusammen mit Natronwasserglas im Verhältnis von 6:1 verwendet. Nach Trocknung wird
der ausgekleidete Tiegel in einem elektrisch widerstandsbeheizten Ofen indirekt mit
einer Aufheizrate von 5 K/Minute aufgeheizt und 10 kg reines Magnesium geschmolzen
und 5 h bei einer Temperatur der Schmelze von 720 °C gehalten. Nach dem Ausschöpfen
des Ofens wird dieser abgeschaltet und abgekühlt. Die Ausmauerung war nicht angegriffen
und haftete trotz des Temperaturwechsels fest an der Stahltiegelwand. Der Eisengehalt
des Ausgangsmaterials veränderte sich nicht. Er betrug im Ausgangsmaterial 0,026 Mass.%
und im Produkt 0,023 Mass.%.
Beispiel 2:
[0012] In dem mit Aluminiumoxidplatten ausgemauerten Stahltiegel aus Beispiel 1 wurden 10
Schmelzen mit zwischenzeitlichen Abkühlen nach jeder Schmelze mit Magnesiumlegierungen
durchgeführt. Die Ausmauerung haftete trotz des Temperaturwechsels weiterhin fest
an der Stahltiegelwand. Eine Zunahme des Eisengehaltes der Legierungen trat nicht
auf.
1. Stahltiegel zum eisenfreien Schmelzen und/oder Aufbewahren von flüssigem Magnesium
und Magnesiumlegierungen, dadurch gekennzeichnet, dass auf der Innenwand des indirekt beheizten Tiegels dünne Sintertonerdeplatten aufgeklebt
sind.
2. Stahltiegel zum eisenfreien Schmelzen und/oder Aufbewahren von flüssigem Magnesium
und Magnesiumlegierungen gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Sintertonerdeplatten eine Stärke von 2 bis 20 mm, vorzugsweise 3 bis 10 mm aufweisen.
3. Stahltiegel zum eisenfreien Schmelzen und/oder Aufbewahren von flüssigem Magnesium
und Magnesiumlegierungen gemäß den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Kleber eine keramische Masse mit einer Zusammensetzung von 85% Al2O3, 14,5% MgO und 0,5% SiO2 zusammen mit Natronwasserglas im Verhältnis 1:1 bis 6:1, vorzugsweise 4:1 ist.
4. Verfahren zum eisenfreien Schmelzen und/oder Aufbewahren von flüssigem Magnesium und
Magnesiumlegierungen in einem Stahltiegel nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die eisenfreie Magnesiumlegierung manganfrei hergestellt wird.
5. Verfahren zum eisenfreien Schmelzen und/oder Aufbewahren von flüssigem Magnesium und
Magnesiumlegierungen in einem Stahltiegel nach den Ansprüchen 1 bis 3 dadurch gekennzeichnet, dass eine zirkonhaltige Magnesiumlegierung ohne Zugabe von überschüssigem Zirkonlegierungsmaterial
hergestellt wird.