[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines umfänglich geschlossenen
Hohlprofiles gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1 und eine Vorrichtung zur
Durchführung desselben gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 9.
[0002] Ein gattungsgemäßes Verfahren bzw. eine gattungsgemäße Vorrichtung ist aus der EP
0913 277 A1 bekannt. Aus dieser ist ein Querlenker einer Radaufhängung entnehmbar,
der aus einem Rohr mittels Innenhochdruckumformen gefertigt ist. Der Querlenker weist
verschiedene Querschnittsformen auf, wobei eine ein abgeflachtes Rechteck darstellt.
Zur Ausbildung dieser Form wird das kreiszylindrische vorgebogene Rohr in ein zweigeteiltes
Innenhochdruckumformwerkzeug eingelegt und beim Schließvorgang von den zwei Gesenkteilen
zusammengequetscht. Anschließend wird bei geschlossenem Werkzeug das Rohr mittels
Innenhochdruck aufgeweitet, bis es an der Gesenkgravur konturgetreu anliegen und somit
die gewünschte rechteckige flache Endform erhalten soll. Bei derartigen faltenbedingenden
Quetschungen in Verbindung mit volumenvergrößernden Aufweitungen mittels Innenhochdruck
kommt es jedoch häufig zu einem Versagen des Materials, was zu einem wesentlichen
Teil an der nach dem Quetschvorgang erreichten Kaltverfestigung des Materials liegt
bzw. an den zu großen partiellen Materialabstreckungen in den noch nicht anliegenden
Bereichen entsteht. Das Versagen des Materials äußert sich dabei durch Reißen oder
Bruch des Rohres bzw. des Hohlprofiles. Die allgemein bekannten Gegenhalter können
zur Behebung dieses Mangels dabei nicht eingesetzt werden, da zum einen die massiven
Gegenhalter beim Quetschen des Rohres nicht entsprechend schmaler werden können. Zum
anderen ist die Kontur der Abstützfläche des Stempels unveränderlich, so daß die Anlage
des Rohres - sei es während des Quetschvorganges oder sei es während der Aufweitphase
- zu keiner Zeit gleichverteilt ist, was zu ungleichmäßiger Abstützung des Rohres
führt und daher zum Versagen des Rohres an dieser abgestützten Stelle bzw. in den
angrenzenden Bereichen zum Gegenhalter beiträgt.
[0003] Auch eine reine querschnittsformbeibehaltende Aufweitung eines Rohres kreisförmigen
Querschnittes mit großen Aufweitgraden verläuft abstützungsfrei nicht prozeßsicher,
da die Aufweitgeschwindigkeit zunimmt und das Rohrmaterial mit Erreichen seiner Bruchdehnung
versagen würde. Um dem entgegenzuwirken, werden die bekannten massiven Gegenhalter
verwendet, mittels derer eine kontrollierte Aufweitung zwar möglich ist, der aber
auch Grenzen gesetzt sind, da das Rohrmaterial sich selbstverständlich an den Gegenhalter
anlegt und dort eine nicht vernachlässigbare Reibung erfährt, die aufweitungshinderlich
ist. Außerdem ist eine allseitige Abstützung durch die bekannten Gegenhalter während
des gesamten Aufweitprozesses praktisch unmöglich, so daß es wie oben erwähnt zum
Versagen des Rohrmaterials in den angrenzenden Bereichen zum jeweiligen Gegenhalter
führt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein gattungsgemäßes Verfahren und eine
entsprechende gattungsgemäße Vorrichtung dahingehend weiterzubilden, daß in einfacher
Weise eine Herstellung eines Hohlprofiles ermöglicht wird, bei der auch bei großen
Aufweitungen des Hohlprofiles (größer oder gleich der Bruchdehnung des Materials)
die Prozeßsicherheit in ausreichendem Maße gewährleistet ist.
[0005] Die Aufgabe ist erfindungsgemäß durch die Merkmale des Patentanspruches 1 hinsichtlich
des Verfahrens und durch die Merkmale des Patentanspruches 9 hinsichtlich der Vorrichtung
gelöst.
[0006] Dank der Erfindung wird durch die Membran ein flexibler Gegenhalter ausgebildet,
der sich jedweder Form des Hohlprofilrohlings während der aufweitenden Umformung und
auch bei anderen Umformprozessen konturgetreu und großflächig über einen relativ großen
Teilumfangsbereich des Hohlprofilrohlinges anpassen kann. Die durch die externe Druckbeaufschlagung
erzielte konturanpassende Ausdehnung und Stützkraft der Membran kann durch die einfach
handzuhabenden Steuerungsparameter des Druckes sehr genau an den Umformfortschritt
angemessen werden. Insgesamt, also durch die großflächige Anlage - bei der Verwendung
mehrerer in Umfangsrichtung verteilter Membrane umfänglich vollständiger Anlage -
während jeder Umformphase und durch die genaue Stützkraftdosierung erhält der umzuformende
Hohlprofilrohling stets die geeignete gleichmäßige Stützkraft, die ein Versagen des
Rohlingsmaterials während der Aufweitung verhindert. Dadurch ist die Prozeßsicherheit
des Umformprozesses auch bei sehr großen Aufweitungen gewährleistet. Mit großer Aufweitung
soll hier gemeint sein: größer oder gleich der Bruchdehnung des Materials. Eine hochdruckfeste
Membran ist einfach auszubilden und zu befestigen und stellt insgesamt nur einen sehr
geringen apparativen Aufwand dar. Des weiteren sind bestehende Umformwerkzeuge ohne
weiteres mit der Membran nachzurüsten. Aufgrund der Elastizität der Membran zieht
sich diese beim Zusammenwirken der beiden einander entgegengerichteten Drücke des
konstanten oder zunehmenden Innenhochdruckes im Hohlprofilrohling und des während
der Aufweitung nachlassenden Druckes der externen Druckbeaufschlagung der Membran
unter Beibehaltung der konturgetreuen Anlage aus dem Formraum zurück. Hierdurch kann
bezüglich des gesamten Umformprozesses auch somit die Herstellung einer abgeflachten
Endform prozeßsicher erfolgen.
[0007] Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung können den Unteransprüchen entnommen werden;
im übrigen ist die Erfindung anhand eines in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispieles
nachfolgend näher erläutert; dabei zeigt:
Fig. 1 in einem Querschnitt eine erfindungsgemäße Vorrichtung in Nicht-Gebrauchsstellung
der Membran vor der Umformung des Hohlprofilrohlings,
Fig. 2 in einem Querschnitt die Vorrichtung aus Fig. 1 in Gebrauchsstellung der Membran
vor der Umformung des Hohlprofilrohlings,
Fig. 3 in einem Querschnitt die Vorrichtung aus Fig. 1 in Gebrauchsstellung der Membran
nach Aufweitung des Hohlprofilrohlings,
Fig. 4 in einem Querschnitt die Vorrichtung aus Fig. 1 in Gebrauchsstellung der Membran
nach Erreichen der abgeflachten Endform des Hohlprofiles.
[0008] Anhand der folgenden Ausführungsbeispiele, die sich nicht einfach "nur" um die Erzeugung
eines Hohlprofiles mit sehr großen Aufweitungen drehen, sondern auf die hinsichtlich
der Einhaltung der Prozeßsicherheit wesentlich schwierigere Herstellung eines zusätzlich
abgeflachten Hohlprofiles zielen, so daß eine sehr flache aber ungemein breite Endform
des Hohlprofiles erreicht wird, soll die Vorteilhaftigkeit der Erfindung besonders
verdeutlicht werden.
[0009] In Fig. 1 eine Vorrichtung 1 zur Herstellung eines umfänglich geschlossenen abgeflachten
Hohlprofiles 2 (Fig. 4) dargestellt, die im wesentlichen aus einem in zwei seitliche
Werkzeuge geteilten Innenhochdruckumformwerkzeug, einer Membran 12 und einer Abplattvorrichtung
besteht. Die seitlichen Werkzeuge können jeweils einstückig ausgebildet sein, wobei
eine Druckmediumzuführung 20 dort eingearbeitet ist. Allerdings können die seitlichen
Werkzeuge auch mehrteilig, in ein oberes Seitenwerkzeug 3 und ein unteres Seitenwerkzeug
4 geteilt, ausgeführt sein, wobei in der Trennfuge der beiden Seitenwerkzeuge 3 und
4 die Druckmediumzuführung 20 verlaufen kann. Zur Bestückung des Umformwerkzeuges
mit einem Rohling 10 ist ein Manipulator zu verwenden, der den Rohling 10 bis sich
die beiden Paare der Seitenwerkzeuge 3,4 backenartig um den Rohling 10 geschlossen
haben. Nach der Umformung kann das fertig geformte Hohlprofil in einfacher Weise beim
Auseinanderfahren der Seitenwerkzeuge 3 und 4 allein durch die Einwirkung der Schwerkraft
dem Umformwerkzeug entnommen werden. Es ist jedoch auch alternativ denkbar, das obere
Seitenwerkzeug 3 mit einem abnehmbaren Deckelteil auszubilden, so daß das Bestücken
des Umformwerkzeuges bei bis auf das Deckelteil geschlossenen Seitenwerkzeugen 3,4
über die bei der Abwesenheit des Deckelteils entstehende Öffnung des Umformwerkzeuges
ohne die Verwendung von rohlinghaltenden Manipulatoren erfolgen kann. Erst nachdem
das Deckelteil die Bestückungsöffnung verschließt, kann dann die Umformung beginnen.
Die Entnahme des fertigen Hohlprofiles geht in gleicher Weise wie bei der oben beschriebenen
Variante des Umformwerkzeuges durch Schwerkraft vonstatten.
[0010] Obwohl die Abplattvorrichtung das Paar der Seitenwerkzeuge 3 und/oder das Paar der
Seitenwerkzeuge 4 mittels einer entsprechend ausgestalteten Gravur selbst sein kann,
umfaßt im vorliegenden Ausführungsbeispiel die Abplattvorrichtung zwei sich gegenüberliegende
miteinander fluchtende Stempel 6 und 7, die in Durchführungen 8 des oberen Paars der
Seitenwerkzeuge 3 und des unteren Paars der Seitenwerkzeuge 4 verschiebbar geführt
sind und die dabei in den von den Seitenwerkzeugen 3 und 4 gebildeten Formraum 9,
in dem der anfangs mit kreiszylindrischem Querschnitt ausgestattete Hohlprofilrohling
10 aufgenommen ist, einfahrbar sind, wobei sie den Rohling 10 quetschend beaufschlagen
können. Denkbar ist auch der Einsatz von einem einzigen Stempel. Die Stempel 6 und
7 können angepaßt an die Längserstreckung des Innenhochdruckumformwerkzeuges und damit
an den gesamten umformbaren Teil des Hohlprofilrohlings 10 durchgängig ausgebildet
oder alternativ nur lokal zur Beaufschlagung eines Teilabschnittes des Rohlinges 10
angeordnet sein. Die Stempel 6,7 weisen eine ebene Stirnfläche auf, damit einerseits
die verlangte flache Endform des Hohlprofiles 2 erreicht wird und andererseits am
Rohling 10 keine prozeßsicherheitsgefährdenden Einkerbungen durch scharfkantige Unebenheiten
der Stempeloberfläche entstehen.
[0011] Über die Länge des Umformbereiches des Hohlprofilrohlings 10 hinweg ist seitlich
des Eingriffsfeldes der Stempel 6 und 7 verlaufend, das identisch mit dem Formraum
9 sein kann, an der Werkzeuginnenseite 11 eine elastische Membran 12, beispielsweise
aus einem Elastomer oder einem Gummi bestehend, befestigt. Die Befestigung der Membran
12 kann in vielfältiger Weise ausgeführt sein, beispielsweise unlösbar durch Kleben,
Anschrauben, Annieten und ähnliches. Im vorliegenden Fall ist die Membran 12 in vorteilhafter
Weise bei Verschleiß austauschbar an beiden quer zur Längserstreckung des Werkzeuges
und parallel zu den Stempeln 6 und 7 liegenden flanschartigen Enden 13 in jeweils
einem Halter 14 aufgenommen.
[0012] Der Halter 14 ist an der Innenseite 11 des Werkzeuges lösbar angebracht, wobei der
Halter 14 eine zur Innenseite 11 offene die Aufnahme für die Membran 12 bildende Aussparung
15 aufweist, zwischen deren Wandungen und dem gegenüberliegenden Wandungsabschnitt
16 der Werkzeuginnenseite 11 die Membranflansche 13 eingeklemmt sind. Obwohl die Membran
12 zwischen ihren Flanschen 13 in Nicht-Gebrauchsstellung, d.h. in entspannter Lage
eben verlaufen kann, ist die Membran 12 hier U-förmig ausgebildet, um für das später
erläuterte Verfahren eine größere Reichweite in den Formraum 9 zu erhalten. Bezüglich
der Form der Membran 12 ist in die Innenseite 11 des Werkzeuges eine längs des Mittelteils
17 der Membran 12 verlaufende Ausnehmung 18 eingearbeitet, um die Membran 12 soweit
aufzunehmen, daß in der Nicht-Gebrauchsstellung der Membran 12 und in der letzten
Umformphase des Rohlings 10 der Formraum 9 membranfrei und somit die Membran 12 zum
einen beim Bestücken des Formraumes 9 mit einem Rohling 10 nicht hinderlich ist und
zum anderen sich während der Umformung des Rohlings 10 aus dem Formraum 9 zurückziehen
kann.
[0013] In den Ausnehmungsgrund 19 mündet eine kanalartige Druckmediumzuführung 20 aus, die
mit einem außerhalb des Werkzeuges befindlichen Druckerzeuger verbunden ist. Die Membran
12 überdeckt somit die Ausnehmung 18 samt Ausmündung der Druckmediumzuführung 20 hochdruckdicht,
wodurch bei Einleiten des Druckmediums zwischen dem Ausnehmungsgrund 19 und der diesem
zugewandten Außenseite 21 der Membran 12 ein Druckraum 22 ausgebildet wird. Aufgrund
der Ausbildung der Ausnehmung 18 wird der über das Druckmedium vermittelte Druck gleichmäßig
auf die gesamte - mit Ausnahme der eingeklemmten Flansche 13 - Membran 12 verteilt,
so daß lokale schadensbedingende Dehnungen der Membran 12 bei einer Druckbeaufschlagung
vermieden und die gewünschte Anlage an den Hohlprofilrohling 10 in ausreichendem Maße
über einen Teilumfangsbereich des Rohlings 10 erreicht werden. Das Druckmedium kann
zwar gasförmig sein, ist jedoch hier aufgrund seiner inkompressiblen Eigenschaften,
die bei der Abstützung während der Umformung des Rohlings 10 sehr vorteilhaft sind,
ein Druckfluid.
[0014] Zwar ist im Ausführungsbeispiel nur eine einzige Membran dargestellt, jedoch können
im Rahmen der Erfindung mehrere Membrane an jeder Seite sich aneinanderreihen. Dies
ist dann von Vorteil, wenn der Rohling 10 nur auf mehreren voneinander beabstandeten
Längsabschnitten durch Aufweiten und Abplatten umgeformt werden soll. Hierbei kann
der Rohling 10 durch rohlingsabschnittsspezifische Drucksteuerungen des Druckfluides
je nach gewünschter Hohlprofilquerschnittsform unterschiedlich stark abgestützt werden.
Die Membran 12 kann sich dagegen auch in apparativ geringaufwendiger Weise längs des
gesamten Formraumes des Werkzeuges erstrecken und zwar auch dort, wo nur eine der
beiden Umformschritte, Aufweitung und Abplatten, oder auch keine Umformung erfolgt.
Der Hohlprofilrohling 10 wird somit über seine gesamte Längserstreckung hinweg von
der Membran 12 abgestützt. Der Druck im Druckraum 22 ist je nach Umformfortschritt
steuerbar. Dies kann durch Steuerung des Druckerzeugers oder durch Steuerung eines
Druckbegrenzungsventils erfolgen.
[0015] Gemäß den Zeichnungen ist es auch denkbar, daß das Innenhochdruckumformwerkzeug anstatt
von Seitenwerkzeugen 3,4 ein Oberund ein Unterwerkzeug beinhaltet, wodurch das Bestücken
des Formraumes 14 relativ einfach verlaufen kann. Da bei entsprechend transponierter
Auslegung der Zeichnungen die Membran 12 das Oberwerkzeug mit dem Unterwerkzeug verbindet,
wird die Membran 12 beim Öffnen und Schließen des Werkzeuges gestreckt und komprimiert,
wodurch die Membran 12 einem erhöhten Verschleiß ausgesetzt ist. Dies kann jedoch
durch ein abnehmbares lediglich den Formraum abdeckendes Deckelteil im Oberwerkzeug
umgangen werden, wobei die Membran 12 in der Öffnungs- und Schließbewegung des Umformwerkzeuges
unbeansprucht bleibt. Es kann zur Entlastung der Membran 12 alternativ vorteilhaft
sein, die aus Oberwerkzeug und Unterwerkzeug bestehende Anordnung des IHU-Werkzeuges
um 90° gegen den Uhrzeigersinn zu drehen. Hierbei wäre die Anordnung so zu gestalten,
daß eine Membran 12 im Unterwerkzeug und eine Membran 12 im Oberwerkzeug angeordnet
ist, wobei der Mittelteil 17 der Membrane 12 nun horizontal verläuft. Die Druckmediumzuführung
20, die dann gemäß den Zeichnungen genau in der Teilungsfuge von Oberwerkzeug und
Unterwerkzeug liegt und somit von jeweils einer rinnenförmigen Nut beider Werkzeughälften
gebildet werden kann, ist bei der beschriebenen Alternative separat sowohl im Unterwerkzeug
als auch im Oberwerkzeug vorzusehen. Das IHU-Werkzeug kann bei dieser Ausführung geöffnet
und geschlossen werden ohne daß die Membran 12 in irgendeiner Weise mechanisch beansprucht
wird, was einerseits den Verschleiß der Membran minimiert und andererseits die Zugänglichkeit
zum Bestückungsraum des Werkzeuges optimiert.
[0016] Zur Herstellung des abgeflachten Hohlprofiles 2 kann zuerst eine Abplattung des Rohlings
10 erfolgen, welcher in dem abgeplatteten Zustand anschließend mittels Innenhochdruck
aufgeweitet wird. Um die Prozeßsicherheit zu verbessern, kann vor der Abplattung ein
Druck im Druckraum 22 aufgebaut werden, der die Membran 12 ausstülpt und zum Rohling
10 ausdehnt, bis die Membran 12 an diesem auf einem Teilumfangsbereich satt anliegt.
Bei der nachfolgenden Abplattung, bei der die Stempel 6,7 aufeinanderzu fahren und
somit den Formraum 9 verringern, wird der Rohling 10 gequetscht und in Breitenrichtung
zu der Ausnehmung 18 hin verbreitert. Der Druck im Druckraum 22 muß dabei reduziert
werden, um diese Verbreiterung zuzulassen. Dabei weicht die elastische Membran 12
aus dem Formraum 9 in ihre Ausnehmung 18 zurück, bis sie das Eingriffsfeld der Stempel
6,7 gänzlich verlassen hat. Für die Aufweitung des abgeplatteten Rohlings 10 bleibt
die Membran 12 mit erhöhtem Druck aus dem Druckraum 22 beaufschlagt dann seitlich
der Stempel 6,7 stehen und stützt den Rohling 10 so ab, daß an diesem eine mit der
Stempelaußenseite 23 bündig abschließende Wandung 24 ausgeformt werden kann. Die erzielte
Bündigkeit ist von der Anforderung an die Querschnittsform (hier: Rechtecksquerschnitt)
abhängig.
[0017] Selbstverständlich können auch andere Formverläufe der Wandung 24 ausgebildet werden,
je nachdem in welcher Position die Membran 12 zu den Stempeln 6,7 steht. Um die Prozeßsicherheit
zu erhöhen, in dem der Faltenaufwurf beim Abplatten möglichst vermieden wird, ist
es günstig im Rohling 10 während des Abplattens einen hydraulischen Stützdruck zu
erzeugen, der besagter Faltenbildung entgegenwirkt. Das Abplatten kann auch durch
das Schließen des Werkzeuges 1 selbst erfolgen. Dies ist jedoch problematisch, da
die für die Anlage am Rohling 10 unter Druck stehende Membran 12 gegebenenfalls aus
dem noch offenen Werkzeug herausquellen und und beim Zurückdrücken durch das Werkzeug
Schaden erleiden kann. Mit der vorgestellten Verfahrensvariante können zwar abgeflachte
Hohlprofile 2 hergestellt werden, jedoch ist diese auf Hohlprofile beschränkt, die
nicht sonderlich breit und flach sein sollen. Dies hat zum Hintergrund, daß beim Abplatten
sich das Rohlingsmaterial an vielen Stellen schon an die Stirnseiten 5 der Stempel
6,7 anlegt, so daß beim Aufweiten mittels Innenhochdruck bereits zu Anfang eine erhebliche
Reibung des Rohlings 10 an den Stempelstirnseiten 5 besteht. Dies führt bei einer
Vorgabe, bei der ein sehr breites und flaches Hohlprofil 2 hergestellt werden soll,
zu einem Bersten des Rohlings 10 während der Aufweitung. Auch können infolge der Reibung,
die das Rohlingsmaterial gravierend am Fließen hindert, die bei der verstärkten Abplattung
vermehrt auftretenden tiefen Falten nicht mehr prozeßsicher durch den Innenhochdruck
herausgedrückt werden.
[0018] Um diese Problematik zu lösen und damit eine beliebige Variabilität bei der Gestaltung
von Hohlprofilquerschnittsformen prozeßsicher zu erzielen, wird in einer weiteren
Verfahrensvariante der Rohling 10 relativ zu seiner Umgebung im Werkzeug so gestaltet
und platziert, daß über den umzuformenden Abschnitt hinweg eine größere Beabstandung
zu den Stirnseiten 5 der Stempel 6,7 gegeben ist (Fig. 1). Dadurch wird eine freie
reibungslose Aufweitung des Rohlings 10 ermöglicht, so daß der Umfang und Durchmesser
des Rohlings 10 ohne die Gefahr eines Berstens stark vergrößert werden kann. Somit
ist die freie Aufweitung in dieser Variante der erste Umformschritt des Rohlings 10,
welcher dann beendet ist, wenn der aufgeweitete Rohling 10 die Stempelstirnseiten
5 kontaktiert.
[0019] Schon vor der Erzeugung eines Innenhochdruckes im Rohling 10 wird die Membran 12
aus dem Druckraum 22 druckbeaufschlagt, welche sich dadurch an einem Teilumfangsbereich
des Rohlings 10 und an einen Abschnitt der Stempelstirnseiten 5 anlegt (Fig. 2). Durch
Erzeugung eines fluidischen Innenhochdruckes wird dann der Rohling 10 aufgeweitet,
wobei während der gesamten Aufweitung die Membran 12 druckbeaufschlagt an den Rohling
10 auf besagtem Teilumfangsbereich angepreßt wird. Die Membran 12 stützt diesen dort
materialberuhigend und formhaltend ab, so daß die Aufweitphase völlig prozeßsicher
verläuft (Fig. 3). Der sich aufweitende Rohling 10 drängt dabei die Membran 12 zum
Druckraum 22 hin zurück, wobei mit steigendem Aufweitgrad der Stützdruck im Druckraum
22 kontinuierlich angepaßt vermindert wird. Obwohl die Membran 12 während der Aufweitung
am Rohling 10 anliegt, tritt keine bzw. ein nur sehr geringe Reibung des Rohlingmaterials
an der Membran 12 auf, da diese nicht massiv ist und sich elastisch mitverformt. Der
Durchmesser des Rohlings 10 ist nach abgeschlossener Aufweitung grob angenähert so
groß wie die Stempelbreite.
[0020] Wie aus Fig. 4 zu ersehen ist, werden die Stempel 6,7 in Pfeilrichtung aufeinanderzu
gefahren, wodurch der aufgeweitete Rohling 10 zusammengestaucht wird. Obwohl der Rohling
10 nicht zwangsläufig durch die Membran 12 abgestützt sein und unter einem fluidischen
Stützdruck, der kleiner als der Aufweitdruck sein kann, stehen muß, ist es für die
weitere Prozeßsicherheit vorteilhaft, wenn dies gegeben ist. Dabei wird der Rohling
10 faltenfrei in eine abgeflachte Endform des umfänglich geschlossenen Hohlprofiles
2 mit rechteckförmigem Querschnitt gedrückt. Der Rohling 10 wird dabei schadensfrei
noch weiter verbreitert, bis dieser die Endform angenommen hat. Die abplattungsbedingte
Verbreiterung ergänzt den durch die Aufweitung geschaffenen Hauptanteil an der gesamten
Verbreiterung. Gemäß Fig. 4 wird der Rohling 10 stetig abgestützt und während der
Abplattung durch die Membran 12 derart druckbeaufschlagt, daß im Erreichen der Bündigkeit
des abgeplatteten Rohlings 10 mit der Außenseite 23 der Stempel 6,7 die seitliche
Endkontur des Hohlprofiles 2 ausgebildet ist. Der Mittelteil 17 der Membran 12 liegt
dabei längs an der Außenseite 23 der Stempel 6,7 an. Auch bei der Abplattung wird
der Druck im Druckraum 22 sukzessiv vermindert, so daß die Membran 12 bis zur erreichten
Bündigkeit der die Endkontur des Hohlprofiles 2 tragende Wandung 24 mit der Stempelaußenseite
23 elastisch zurückweichen kann.
[0021] Denkbar ist, daß für die Endform des Hohlprofiles 2 scharfe Kanten gefordert sind.
In diesem Fall kann abschließend der aufgeweitete und abgeplattete Hohlprofilrohling
10 durch einen den Aufweitdruck übersteigenden Innenhochdruck in die Endform des Hohlprofiles
2 kalibriert werden, wobei das Druckfluid im Druckraum 22 den entsprechenden Gegendruck
aufbringen muß.
[0022] Des weiteren ist es denkbar, bei dem Herstellungsprozeß gänzlich auf ein aktives
Abplatten zu verzichten. Dabei entfallen zur Vereinfachung des Prozesses außer einer
Verfahrenstechnik auch die zugehörigen Stempel 6,7 und deren Steuerung. Das Innenhochdruckumformwerkzeug
ist dann so auszulegen, daß die Innenseiten 11 des Werkzeuges unter Bildung einer
Kastenform eben ist, so daß die Herstellung des abgeflachten Hohlprofiles 2 in einer
einzigen Aufweitung, abgestützt von der Membran 12, mit gegebenenfalls abschließender
Kalibrierung erfolgt. Aufgrund der frühen reibungsverursachenden Anlage des Rohlingsmaterials
an der Werkzeuginnenseite 11 sind natürlich die Möglichkeiten der Formgebung bezüglich
Höhe und Breite des Hohlprofiles 2 erheblich eingeschränkt, so daß nur geringe Umformgrade
prozeßsicher möglich sind.
[0023] Die erfindungsgemäße Vorrichtung ermöglicht gegenüber bisherigen Verfahrenstechniken,
daß zwei in der Formgebungsrichtung unterschiedliche Fertigungsschritte, die normalerweise
in zwei Fertigungsstufen erzeugt werden müßten, in einem Innenhochdruck-Arbeitsgang
dargestellt werden können. Des weiteren können mit der flexiblen Membran 12 Werkstücke
mit Aufweitungen realisiert werden, die aufgrund ihrer geometrischen Gestaltung und
der damit verbundenen Reibbehinderung zwischen Werkstück und Werkzeug nicht prozeßsicher
umgeformt werden können. Beispielsweise kann es sich bei den erwähnten Werkstücken
um lange IHU-Bauteile handeln, die schmal zulaufende Aufweitbereiche aufweisen müssen,
wie im Kraftfahrzeugkarosseriebau der unter dem Windschutz verlaufende Querträger.
1. Verfahren zur Herstellung eines umfänglich geschlossenen Hohlprofiles, wobei ein Hohlprofilrohling
in einem Innenhochdruckumformwerkzeug mittels fluidischen Innenhochdruck aufgeweitet
wird, wonach dieser die Endform des Hohlprofiles erreicht,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Hohlprofilrohling (10) auf zumindest einem Teilumfangsbereich während der Aufweitung
mittels wenigstens einer an der dem Rohling (10) zugewandten Innenseite (11) des Werkzeuges
befestigten und mit einem von außen wirkenden steuerbaren Druck beaufschlagbaren Membrane
(12) abgestützt wird, wobei diese mit dem Fortlauf der Aufweitung unter Reduzierung
des auf die Membrane (12) wirkenden Stützdruckes elastisch zurückweicht.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Hohlprofilrohling (10) im Innenhochdruckumformwerkzeug abgeplattet wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Hohlprofilrohling (10) über seine gesamte Längserstreckung hinweg von der Membrane
(12) abgestützt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Hohlprofilrohling (10) zusätzlich während des Abplattvorganges von der Membran
(12) abgestützt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß zuerst eine freie Aufweitung des Hohlprofilrohlinges (10) erfolgt, bis dieser eine
Abplattvorrichtung (6,7) des Innenhochdruckumformwerkzeuges kontaktiert, und daß anschließend
das Abplatten des aufgeweiteten Rohlings (10) erfolgt, welches durch stetiges Abstützen
des Rohlings (10) durch die Membran (12) begleitet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Rohling (10) durch die Membran (12) derart druckbeaufschlagt wird, daß im Erreichen
der Bündigkeit des abgeplatteten Rohlings (10) mit der Außenseite (23) der stempelartigen
Abplattvorrichtung (6,7) die seitliche Endkontur des Hohlprofiles (2) ausgebildet
ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß abschließend der Hohlprofilrohling (10) durch einen den Aufweitdruck übersteigenden
Innenhochdruck in die Endform des Hohlprofiles (2) kalibriert wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Abplatten bei einem den Hohlprofilrohling (10) von innen stützenden Innenhochdruck,
der kleiner als der Aufweitdruck ist, unmittelbar in die Endform des Hohlprofiles
(2) führt.
9. Vorrichtung zur Herstellung eines umfänglich geschlossenen Hohlprofiles, mit einem
Innenhochdruckumformwerkzeug, in dem ein Hohlprofilrohling mittels fluidischem Innenhochdruck
aufweitbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß an der Werkzeuginnenseite (11) zumindest eine elastische seitlich des Eingriffsfeldes
des Stempels (6,7) verlaufende Membran (12) befestigt ist, welche eine mit einem außerhalb
des Werkzeuges befindlichen Druckerzeuger verbundene Druckmediumzuführung (20) hochdruckdicht
überdeckt, die als Kanal durch das Werkzeug verläuft und an dessen Innenseite (11)
zum Formraum (9) hin ausmündet, und welche über die Druckmediumzuführung (20) druckbeaufschlagt
an dem umzuformenden Hohlprofilrohling (10) an zumindest einem Teilumfangsbereich
anlegbar ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorrichtung eine Abplattvorrichtung beinhaltet, die in das Innenhochdruckumformwerkzeug
integriert ist und mittels derer der Hohlprofilrohling (10) abplattbar ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Abplattvorrichtung aus zumindest einem in einer Durchführung (8) des Werkzeuges
verschiebbar geführten Stempel (6,7) besteht.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Membran (12) sich längs des gesamten Formraumes (9) des Werkzeuges erstreckt.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Membran (12) an beiden quer zur Längserstreckung des Werkzeuges liegenden Enden
(13) in jeweils einem Halter (14) aufgenommen ist, der an der Innenseite (11) des
Werkzeuges angeordnet ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Membran (12) zwischen der Werkzeuginnenseite (11) und einer Wandung der Halteraufnahme
festgeklemmt ist.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
daß das die Membran zum Hohlprofilrohling (10) hin beaufschlagende Druckmedium ein Druckfluid
ist.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 11 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Stempel (6,7) eine ebene Stirnfläche aufweist.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 16,
dadurch gekennzeichnet,
daß in die Werkzeuginnenseite (6,7) eine längs der Membran (12) verlaufende Ausnehmung
(18) eingearbeitet ist, welche von der Membran (12) überdeckt ist und in die die Druckmediumzuführung
(20) einmündet, und daß zwischen dem Ausnehmungsgrund (19) und der diesem zugewandten
Außenseite (21) der Membran (12) ein Druckraum (22) ausbildbar ist.