[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Doppelpolgewebes auf einer
Doppelpolwebmaschine mit mindestens zwei Schusseintragsebenen, unter Verwendung von
Schussfäden, Füllkettfäden und Bindekettfäden für die Ausbildung der Grundwaren von
Unterware und Oberware sowie von mindestens zwei Polfäden pro Kettkurs für die Ausbildung
der Polschicht zwischen beiden Grundwaren, wobei gespannte Füllkettfäden in beiden
Grundwaren, der Ober- und/oder Unterware, weitgehend gestreckt, zwischen Innen- und
Rückenschüssen eingebunden sind und wobei die jeweils Polhenkel bildenden Polfäden
in aufeinander folgenden Touren paarweise, symmetrisch zueinander zwischen Schussfäden
der Oberware und der Unterware aufgespannt werden.
[0002] Ein derartiges Verfahren ist u. a. bekannt durch die EP 0 119 184 A1. Auf einer Doppelteppichwebmaschine
mit zwei Schusseintragsebenen werden in unmittelbar wechselnder Folge Schusspaare
eingetragen. In einer ersten Tour wird in die Oberware ein Innenschuss und in die
Unterware ein Rückenschuss sowie in der folgenden Tour ein Rückenschuss in die Oberware
und ein Innenschuss in die Unterware eingetragen. Die Rückenschüsse und die Innenschüsse
jeder Ware sind duch eine gespannte Füllkette und durch überwiegend gestreckt eingebundene,
nicht musternde Polfäden (auch Totpole genannt) voneinander getrennt.
[0003] In jeder Tour binden gleichzeitig und symmetrisch zueinander zwei musternde Polfäden.
Ein Polfaden wird über einen Rückenschuss und der andere über den gleichzeitig eingetragenen
Innenschuss aufgespannt.
Die Innen- und Rückenschüsse jeder Ware, die in den aufeinander folgenden Touren eingetragen
wurden, werden paarweise in den von Bindekettfäden gebildeten Öffnungen eingeschlossen
und so an die gestreckten Füllkettfäden und/oder an die Totpole gebunden.
Die über die Rückenschüsse aufgespannten Polhenkel sind allseitig definiert geführt
und treten - leicht gegen die Senkrechte geneigt - aus der Grundware heraus. Die über
die Innenschüsse bindenden Polhenkel sind deutlich weniger seitlich gestützt und von
der Bindung her weniger fest verankert. Die Bindestelle dieser Polhenkel kann auch
nicht von fixierenden Flüssigkeiten (z. B. LATEX) erreicht werden. Das führt zu unregelmäßigen
Musterkonturen und zu einem schnelleren Verschleiß der Polschicht bei regelmäßiger
Pflege mit Staubsaugern. Dieses Verfahren hat sich deshalb bisher nicht durchsetzen
können.
[0004] Ein ähnliches Verfahren beschreibt die DD 256 239 A3. Auch hier sind die Rücken-
und Innenschüsse jeder Ware durch eine straffe Füllkette und durch gestreckt eingebundene
Totpole voneinander getrennt. Die Schussfäden werden hier jedoch von einzelnen Bindekettfäden
in jeder Ware abgebunden. Mit einer Leinwandbindung umgreifen sie abwechselnd einen
Rückenschuss außen und dann einen Innenschuss innen. Eine Verbesserung der Warenqualität
wird gegenüber dem vorn beschriebenen Verfahren jedoch nur insoweit erreicht, dass
die Polhenkel, die über den Rückenschuss binden, nahezu senkrecht aus ihrer Grundware
hervorstehen. Die Polhenkel, die über Innenschüsse binden, verursachen die gleichen
Mängel, wie sie vorn beschrieben wurden.
[0005] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren der eingangs bezeichneten
Art vorzuschlagen, das es ermöglicht, dass jeder Polhenkel stabil in seiner Grundware
gehalten werden kann und seine Schenkel nahezu senkrecht aus derselben hervorstehen.
Die Musterkonturen sollen dabei klar gestaltbar sein und auch bei längerem Gebrauch
ihre Qualität behalten.
[0006] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die Kombination der Merkmale des Anspruches
1 gelöst.
Das Vorhandensein von Rückenschüssen in nahezu jeder Tour schafft die Vorraussetzungen,
dass in jeder Polreihe jeder Ware alle Polhenkel über Rückenschüsse aufgespannt werden
können. Das regelmäßige Anordnen von Innenschüssen, die durch die Bindekette vorzugsweise
symmetrisch belastet an der Grundware gehalten sind, sorgt dafür, dass die Polhenkel
einer Gruppe ausreichend aufgerichtet und gestützt werden. Sie können sich nach einer
Belastung schnell und zuverlässig wieder aufrichten.
[0007] Der entscheidende Vorteil aber ist, dass in nahezu jeder Webmaschinentour, in jeder
der Waren - der Oberware und der Unterware - eine komplette Polreihe in hoher Qualität
erzeugt werden kann. Die Mustergrenzen können sauber und korrekt gestaltet werden.
Mit den üblichen Techniken zum Polfadenwechsel lassen sich mischkonturenfreie Mustergrenzen
erzeugen. Die Produktivität des Webprozesses ist sehr hoch. Sie lässt sich durch textiltechnologische
Maßnahmen kaum noch überbieten.
[0008] Wählt man unterschiedliche Farben der symmetrisch zueinander musternden Polfäden,
kann man Mischfarben erzeugen. Die Farbpalette erweitert sich im erheblichen Umfang.
Versuche zeigten, dass der beim Stand der Technik bei derartigen Mischfarben auftretende
Streifeneffekt bei dem Verfahren gemäß Anspruch 1 nicht mehr auftritt. Die verschiedenfarbigen
Polschenkel ordnen sich in einem kleinen, schachbrettartigen Muster an. Bereits aus
geringer Entfernung ist nur noch eine einzige "Mischfarbe" zu erkennen.
[0009] Anspruch 2 zeigt eine Modifikation des Verfahrens auf, die vorzugsweise auf Doppelteppichwebmaschinen
mit zwei Schusseintragsebenen bei hoher Produktivität realisierbar ist.
Die Variante nach Anspruch 3 eignet sich für Webmaschinen mit drei Schusseintragsebenen.
Hier entfallen die zusätzlichen Touren der Webmaschine, in denen Innenschüsse eingetragen
werden müssen.
[0010] Der Anspruch 4 definiert eine Grundbindung, mit der eine gleichmäßige Verteilung
der Rückenschüsse in der Grundware gewährleistet ist.
Der Anspruch 5 modifiziert vorzugsweise das Verfahren nach Anspruch 2. Die Polhenkel
werden hier sicher in der senkrechten Position gehalten.
[0011] Spannt man nach Anspruch 6 auch über die Inneschüsse zusätzliche Polhenkel auf, dann
kann man auch an Polwebmaschinen mit lediglich zwei Schusseintragsebenen eine hohe
Produktivität und/oder eine weitere Variabilität der Polfarben bzw. der Polcharakteristik
erreichen.
[0012] Die Anordnung der Innenschüsse zwischen den Schenkeln eines Polhenkels nach Anspruch
7 lässt sich mit besonderen Vorteilen an Webmaschinen mit drei Schusseintragsebenen,
aber auch an zweischützigen Webmaschinen realisieren. Sie ist auch dann zu empfehlen,
wenn die Anzahl von Rückenschüssen einer Gruppe zwischen zwei Innenschüssen zahlenmäßig
im unteren Bereich, d. h. zwischen zwei und fünf Rückenschüssen angesiedelt ist.
[0013] In beiden Fällen (Anspruch 5 und 7) kann man zwischen den Bindungen, die Innenschüsse
einschließen, einfache oder doppelte Abbindungen von Rükkenschüssen so anordnen, dass
die beiden Bindekettfäden innerhalb eines Gesamtrapportes mit gleicher Länge eingebunden
werden können. Die Anordnung zusätzlicher Kettbäume wird so vermieden.
[0014] Mit der Modifikation des Verfahrens nach Anspruch 8, lässt sich das Verfahren auch
dann realisieren, wenn man mehrere Polfäden pro Kettkurs zur Verfügung hat und die
musternden Polfäden nach dem Jacquardprinzip einzeln auswählen will. Besondere Maßnahmen
machen sich hier erforderlich, weil sich die nicht Polhenkel bildenden Polfäden, die
Totpole, dann, wenn man sie zum Zwecke der Musterung auswählen muss, regelmäßig im
Mittelfach befinden. Dort ist bei herkömmlichen Jacquardmaschinen in der dafür notwendigen
Bewegungsphase meist keine Auswahlmöglichkeit gegeben.
[0015] Die Doppelteppichwebmaschine nach Anspruch 9 zeigt die wesentlichen Arbeitselemente
auf, mit denen sich das Verfahren nach Anspruch 8 heute praktisch realisieren lässt.
[0016] Anspruch 10 bringt eine Kosteneinsparung hinsichtlich des Aufwandes für die Jacquardmaschine.
Der unabhängige Anspruch 11 definiert eine Möglichkeit für die Lösung der Aufgabe
mit Hilfe einer Doppelteppichwebm aschine, die vier Schusseintragsebenen aufweist.
[0017] Die Erfindung soll anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert werden. In den
dazugehörigen Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel eines nach dem Verfahren auf einer zweischützigen
Doppelteppichwebmaschine hergestellten Doppelteppichgewebes,
- Fig. 2
- eine zweite Variante für ein zweischütziges Webverfahren mit zwischen zwei einander
benachbarten Polhenkeln angeordnetem Innenschuss,
- Fig. 3
- eine dritte Variante eines Doppelteppichgewebes mit zwischen den Schenkeln eines Polhenkels
angeordneten Innenschüssen,
- Fig. 4
- ein Doppelteppichgewebe, das auf einer dreischützigen Webmaschine hergestellt ist
mit gruppenweise eingebundenen Innen- und Rückenschüssen,
- Fig. 5
- eine Variante zu Fig. 4 mit unregelmäßig gesteuerter zweifädiger Bindekette,
- Fig. 6
- eine Variante zu Fig. 4, bei der Innenschüsse in größeren Abständen eingetragen sind,
- Fig. 7
- ein Beispiel für ein Doppelteppichgewebe mit mustergemäß wechselnd eingebundenen Polfäden,
- Fig. 8
- ein Doppelteppichgewebe mit einer besonderen Steuerung der Bindekette nach dem Prinzip
von Fig. 1,
- Fig. 9 bis 12
- unterschiedliche Varianten der Bindekettensteuerung bei Anordnung der Innenschüsse
zwischen einander benachbarten Polhenkeln,
- Fig. 13 und 14
- zwei Varianten der Steuerung von Bindekettfäden bei wechselnder Anordnung der Innenschüsse
zwischen zwei Polhenkeln und der Anordnung derselben zwischen den Schenkeln eines
Polhenkels,
- Fig. 15 und 16
- je ein Fachbildungsdiagramm für die Anwendung des Verfahrens auf zweischützigen Doppelteppichwebmaschinen,
wobei in Fig. 16 der Polfadenwechsel mit angegeben ist,
- Fig. 17 und 18
- je ein Fachbildungsdiagramm analog zu den Fig. 15 und 16 für eine Webmaschine mit
drei Schusseintragsebenen,
- Fig. 19
- das Schema der Jacquardsteuerung für die musternden Polfäden nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren,
- Fig. 20
- ein Doppelteppichgewebe mit paarweise, symmetrisch über Rückenschüsse bindenden Polfäden
sowie mit zusätzlichen Polfäden die ausschließlich über die Innenschüsse binden,
- Fig. 21
- ein Doppelteppichgewebe bei dem symmetrisch musternde Polfäden mit einfach musternden
Polfäden wechseln und
- Fig. 22
- ein Doppelteppichgewebe, das auf einer Doppelteppichwebmaschine mit vier Schusseintragsebenen
herstellbar ist.
[0018] Das in Fig. 1 gezeigte Doppelteppichgewebe wird nach dem Webvorgang durch eine entsprechende
Schneidvorrichtung im mittleren Bereich der Polschicht getrennt. Es entsteht eine
Oberware OW und eine Unterware UW. Die Oberware OW und die Unterware UW sind von ihrer
Struktur her identisch. Ihre Muster sind zueinander spiegelverkehrt.
Jede dieser Waren OW, UW besitzt eine gespannte Füllkette F, die die Rückenschüsse
SR von den Innenschüssen SI deutlich trennt. Die Innenund Rückenschüsse SI, SR werden
mit Hilfe einer zweifädigen Bindekette B1 an der Füllkette F gehalten. Zwischen den
Innenschüssen SI und der Füllkette F können zusätzlich sog. Totpole PT ständig oder
zeitweilig eingebunden sein. Unter Totpolen PT versteht man Polfäden, die augenblicklich
nicht an der Musterung, d. h. an der Polbindung beteiligt sind.
[0019] Die Rückenschüsse SR der Oberware OW und der Unterware UW, die einander gegenüberstehen,
werden innerhalb einer ersten Tour gleichzeitig eingetragen. Diese Arbeitsweise wiederholt
sich hier innerhalb von drei aufeinander folgenden Maschinentouren. In der nächsten
Tour, d. h. nach der Eintragung der Rückenschüsse SR einer Gruppe SRG, werden die
Füllketten F und die Totpole beider Waren in die jeweiligen Außenfächer gebracht.
Nur einer der Bindekettfäden B1 jeder der Waren verbleibt im Mittelfach M. In dieser
Phase werden die zwei Innenschüsse S11 eingetragen. Nachdem diese Abbindung der Innenschüsse
SI beendet ist, kehren die Füllketten F und Totpole PT wieder in ihr Mittelfach zurück.
Es werden wiederum drei Paare von Rückenschüssen SR eingetragen, bevor das nächste
Paar von Innenschüssen SI eingebracht wird.
[0020] Über alle Rückenschüsse SR werden paarweise gleichzeitig musternde Polfäden PM, PM1,
PM2 und PM4 geführt und bilden Polhenkel PH. Diese Polhenkel beider Waren werden in
an sich bekannter Weise nach dem Webvorgang durch einen Schneidprozess voneinander
getrennt. Es entstehen zwei Teppiche.
Die Polhenkel PH sind in einer so hergestellten Ware durch die Rückenschüsse SR fest
verankert. Sie sind durchgemustert. Ihre Bindungsstelle ist vom Rücken her für flüssige,
fixierende Mittel (z. B. LATEX) erreichbar. Die Schenkel der Polhenkel PH stehen durch
ihre Bindung gestützt nahezu senkrecht aus der Grundware hervor.
[0021] Das so entstehende Polgewebe ist mit extrem unterschiedlicher Dichte herstellbar.
Die Polfläche hat sehr gute Tritteigenschaften. Die Erholungsfähigkeit bei partieller
Belastung ist sehr gut. Die Musterkonturen eines solchen Polgewebes sind sehr klar
und werden auch nach längerer Belastung nicht unregelmäßig.
[0022] Die Polfäden P können in an sich bekannter Weise gegeneinander wechseln. Der jeweils
neu musternde Polfaden PM bindet, aus dem Totpolstrang PT kommend, erstmalig gemeinsam
mit dem bisher musternden Polfaden PM über den Rückenschuss SR der eigenen Ware. Anschließend
wechselt der bisher musternde Polfaden PM auf kurzem Weg in den Totpolstrang PT seiner
Ware. Die Musterpole PM1, PM2 und PM4 bilden hier die gemusterte Polfläche und wechseln
in der beschriebenen Form gegeneinader.
[0023] In Fig. 1 ist erstmalig der Begriff Rückenschussgruppe SRG eingeführt. Diese Gruppe
SRG umfasst jeweils die Rückenschüsse SR, die eingetragen werden, bevor innerhalb
eines Rapportes ein Innenschuss SI in beide Waren eingebracht wird. Die Innenschüsse
SI müssen dabei nicht zwingend in einer Tour gleichzeitig eingebracht werden.
[0024] Fig. 2 zeigt ein Beispiel eines Doppelteppichgewebes, bei dem die Rückenschussgruppe
SRG2 aus vier Rückenschüssen SR besteht. Zwischen zwei aufeinander folgenden Rückenschussgruppen
SRG2 wird ein Paar Innenschüsse SI eingetragen. Über diese Innenschüsse SI binden
in an sich bekannter Weise ebenfalls musternde Polfäden und bilden Polhenkel PHI.
Die zweifädige Bindekette B2 umschließt die Rückenschüsse SR der beiden Waren OW,
UW in gegenseitig wechselnden Richtungen.
[0025] Die Innenschüsse SI sind hier in gleicher Weise in diese Bindung einbezogen. Sie
stützen jeweils eine Gruppe von Polhenkeln PH, die innerhalb einer Rückenschussgruppe
SRG2 aufgespannt wurden, in Kettrichtung. Die Polhenkel PHI, die von den Innenschüssen
aufgespannt werden, werden lediglich durch die in dieser Ebene nicht exakt geführten
Schenkel der Polhenkel PH gestützt. Es ist deshalb möglich, dass in diesen Bereichen
die Musterkonturen etwas unregelmäßig erscheinen.
[0026] Die Ausführung nach Fig. 3 zeigt eine Einbindung der Innenschüsse SI, bei der die
Innenschüsse SI zwischen den Schenkeln eines Polhenkels PH geführt werden. Die zweifädige
Bindekette B3 schließt im Bindungsbereich des Innenschusses SI asymmetrisch zwei Rückenschüsse
SR und einen Innenschuss SI in eine Öffnung der Bindekette B3 ein. Die Rückenschussgruppe
SRG3 umfasst hier vier Rückenschussfäden SR.
[0027] Die in Fig. 4 dargestellte Form eines Doppelteppichgewebes lässt sich vorzugsweise
auf einer Doppelteppichwebmaschine mit drei Schusseintragsebenen SE1, SE2, SE3 (Fig.
17, 18) herstellen. Diese Doppelteppichwebmaschine besitzt neben den üblichen Schusseintragssystemen
SE1, SE2 für die Oberware und die Unterware ein zusätzliches drittes, mittig angeordnetes
Schusseintragssystem SE3. Der dort eingetragene Schuss wird in aufeinander folgenden
Touren abwechselnd der Oberware OW und der Unterware UW zugeordnet. Er hat die Funktion
eines Innenschusses SI, der die Füllkette F und die Totpole PT unter Mitwirkung der
Bindekette B4 an den Rükkenschüssen hält.
[0028] Die Bindekette B4 wird hier regelmäßig so geführt, wie sie in Fig. 3 in Bezug auf
die Bereiche der Innenschüsse SI beschrieben wurde. Die Rückenschussgruppe SRG4 besteht
hier aus zwei Rückenschüssen. Die gegenseitig, parallel und gleichzeitig gegeneinander
wechselnden Polfäden PM1 und PM2 sind hier von unterschiedlichem Charakter bzw. unterschiedlicher
Farbe. Es ist möglich, mit dieser Technik sehr viele unterschiedliche Farbnuancen
oder Charaktereigenschaften des Gewebes durch unterschiedlich charakterisierte Polfäden
P zu erreichen.
[0029] Fig. 5 zeigt eine Abwandlung zu Fig. 4. Die Rückenschussgruppe SRG5 besteht hier
aus zwei Rückenschüssen SR. Die Bindekette B5 bindet gleichzeitig mit einem Rückenschuss
SR in einer symmetrischen Bindung ab. Zur Sicherung gleicher Einbindungslängen der
Bindekettfäden B5 einer Ware wechseln in vorgegebenen Abständen die Bindekettfäden
B5 untereinander ihre Funktionen.
Die Fig. 5 zeigt beispielhaft auch den Polfadenwechsel von Polfäden PM, die unterschiedlichen
Waren OW, UW zugeordnet sind.
[0030] In Fig. 6 ist ein Doppelteppichgewebe dargestellt, bei dem die Rückenschussgruppe
SRG6 aus drei Rückenschüssen SR besteht. Ein Totpolstrang PT ist hier nicht vorgesehen.
Die Rückenschüsse SR werden ausschließlich durch die gespannte Füllkette F von den
Innenschüssen SI getrennt. Ein besonderer Wechsel der Funktion der Bindekettfäden
B untereinander ist hier nicht notwendig. Dieser ergibt sich durch die zwei Rückenschüsse
SR , die zwischen je zwei Innenschüssen SI angeordnet sind.
[0031] In Fig. 7 ist ein Doppelteppichgewebe gezeigt, das eine beliebige Jacquardmusterung
zulässt. Darin ist auch deutlich gemacht, dass in an sich bekannter Weise der Polfadenwechsel
so erfolgen kann, dass ein aus dem Totpolstrang PT der ersten Ware OW kommender Polfaden
PM, um einen Innenschuss SI geführt, erstmals über einen Rückenschuss SR der anderen
Ware UW als musternder Polfaden PM bindet. Der bisher musternde Polfaden PM bindet
dagegen letztmalig über den Rückenschuss SR der eigenen Ware UW und wird dann in den
Totpolstrang PT zurückgeführt.
[0032] In der gleichen Fig. 7 ist aber auch gezeigt, dass es wahlweise möglich ist, einen
Polfadenwechsel zwischen Polfäden P ein und derselben Ware gegeneinander, auschließlich
über den eigenen Rückenschuss SR auszuführen. Die Rückenschussgruppe SRG7 besteht
hier aus zwei Rückenschüssen SR. Die Innenschüsse SI sind zwischen den Schenkeln eines
einzigen Polhenkels PH eingefügt. Sie sind dort in besonders vorteilhafter Weise an
dem mischkonturenfreien Polfadenwechsel beteiligt.
Im Zusammenhang mit dieser Darstellung möchten wir erwähnen, dass es nicht unbedungt
erforderlich ist, den gesamten Totpolstrang PT ständig zwischen den Innen- und Rückenschüssen
zu führen. Es ist durchaus möglich, in regelmäßigen Abständen einzelne Polfäden des
Totpolstranges PT von einem Innenschuss SI abzubinden während die übrigen Totpole
PT am Grund der Polschicht PM abschnittsweise flott liegen.
Vergleichen Sie hierzu DE 196 03 691 C2.
[0033] Die Fig. 8 zeigt ein Doppelteppichgewebe, das auf einer zweischützigen Teppichwebmaschine
gewebt werden kann. Die Rückenschussgruppe SRG8 besteht hier aus vier Rückenschüssen
SR. Der Innenschuss SI wird hier allein durch einen symmetrisch bindenden Bindekettfaden
B8 eingebunden und befindet sich zwischen den Schenkeln eines einzigen Polhenkels
PH. Bei dieser Bindung ist es möglich, dass bei geringer Polhöhe ein leichter Cord-Charakter
der Poloberfläche erzeugt wird.
[0034] Die Fig. 9 bis 12 zeigen unterschiedliche Rückenschussgruppen SRG und die zweckmäßige
Steuerung der Bindekettfäden B zum Ausgleich der Einbindungslänge derselben.
In Fig. 9 besteht die Rückenschussgruppe SRG9 aus zwei Rückenschüssen SR. Die Innenschüsse
SI sind zwischen zwei Polhenkel PH eingefügt. Die Öffnungen der Bindekettfäden B9
umschließen in symmetrischer Form zwei Rückenschüsse SR und einen dazwischen eingetragenen
Innenschuss SI.
[0035] In Fig. 10 besteht die Rückenschussgruppe SRG10 aus vier Rückenschüssen SR. Die Abbindung
der Innenschüsse SI ist identisch zu Fig. 9. Die einzeln bindenden Rückenschüsse SR
sorgen dafür, dass bei jeder Innenschussbindung ein anderer Bindekettfaden B10 die
größere Schlinge ausbildet. Die Bindekettfadenlänge gleicht sich innerhalb eines Rapportes
wieder aus.
[0036] Aus fünf Rückenschüssen SR besteht die Rückenschussgruppe SRG11 in Fig. 11. Zwischen
zwei Innenschussbin dungen analog zu Fig. 9 durchgreifen zwei nacheinander eingetragene
Rückenschüsse SR eine einzige Öffnung der Bindekette B11. Der folgende Rückenschuss
SR durchgreift allein eine Öffnung der Bindekette B11. Dadurch ist gewährleistet,
dass die Bindekettfäden B11 in regelmäßigen Abständen ihre Funktion wechseln.
[0037] In ähnlicher Weise löst man das Problem, wenn die Schussfadengruppe SRG12 sechs Rückenschüsse
umfasst (Fig. 12). Hier binden die Bindekettfäden B12 zwei Mal um zwei nacheinander
eingetragene Rückenschüsse SR. Bei noch größeren Rückenschussgruppen SRG kann man
durch beliebige Kombinationen den regelmäßigen Wechsel der Bindefunktionen gewährleisten.
[0038] Fig. 13 zeigt, dass man innerhalb eines einzigen Doppelteppichgewebes im gegenseitigen
Wechsel auch Innenschüsse SI abwechselnd zwischen zwei Polhenkel PH und dann zwischen
die Schenkel eines einzigen Polhenkels PH eintragen und einbinden kann. Auch hier
soll man dafür Sorge tragen, dass innerhalb eines Bindungsrapportes die Einbindungslänge
der Bindekettfäden B13 wieder ausgeglichen ist. Die Rückenschussgruppen SRG13 und
SRG13' können hier in unterschiedlichen Größen gewählt sein. So besteht die Rückenschussgruppe
SRG13 aus zwei Schüssen und die Rückenschussgruppe SRG13' aus drei Schüssen. Diese
Rückenschussgruppen wechseln innerhalb eines Rapportes gegeneinander und auch ihre
Reihenfolge.
[0039] Bei der Wahl des Bindungsverlaufes sollte man darauf achten, dass die Innenschüsse
SI regelmäßig symmetrisch durch den jeweiligen Bindekettfaden belastet werden. Eine
asymmetrische Belastung führt zu einer leichten Neigung der Polhenkel PH zur Grundware.
[0040] In Fig. 14 ist eine Ware gezeigt, die im Prinzip identisch ist derjenigen in Fig.
13. Die Rückenschussgruppen SRG14 und SRG14' sind jedoch deutlich größer. Die Rückenschussgruppe
SRG14 besteht aus fünf Schuss, während die Rückenschussgruppe SRG14' sechs Rückenschüsse
SR umfasst.
[0041] Die Wahl der Größe der Rückenschussgruppe SRG richtet sich meist nach dem gewünschten
Verwendungszweck der Teppiche. Dort, wo hohe Qualitätsanforderungen an die Polflächen
vorgegeben sind, wählt man Rückenschussgruppen zwischen zwei bis max. fünf Schuss.
Dort, wo man aber einen mehr rustikalen Charakter des Bodenbelages wünscht, kann man
die Zahl der Rückenschüsse pro Gruppe in Abhängigkeit der Polreihendichte bis auf
etwa zehn Rückenschüsse vergrößern.
[0042] In den Fig. 15 und 16 sind die Fachbildezyklen einer Doppelteppichwebmaschine mit
zwei Schusseintragsebenen gezeigt. Die als Beispiel gewählte Bindungsart betrifft
diejenige, welche in Fig. 1 gezeigt ist. In Fig. 15 sind die Totpole PT jedoch aus
Gründen der einfachen Darstellung und Übersichtlichkeit weggelassen. Die Fachzuordnung
der die Rückenschüsse SR von den Innenschüssen SI trennenden Fäden ist nur durch die
Füllkette F verfolgbar. Die Rückenschussgruppe SRG1 ist vollständig eingetragen, bevor
die Füllkette F in das Außenfach H, T wechselt und der Innenschuss SI eingetragen
werden kann. Unter dem Einfluss der üblichen Fadenspannungen der Füllkette F ordnet
sich der Innenschuss SI1 unter dem letzten Rückenschuss an und nimmt die in Fig. 1
gezeigte Position ein.
[0043] Der Totpolstrang ist in Fig. 16 durch zwei gepunktete Linien - getrennt für die Ober-
und Unterware - mit eingezeichnet. In der Phase des Innenschusseintrages findet hier
ein Polfadenwechsel statt. Ein aus dem Totpolstrang gehobener Totpol PM1' und PM1
wird im Außenfach H, T den Steuerelementen für den Musterpolbindungsrapport übergeben.
Der bisher musternde Polfaden PM2, PM2' wird im Außenfach H bzw. T einem Transportmittel
übergeben, das denselben in die Totpolschar PT im Mittelfach M zurückführt.
[0044] Die Fig. 17 und 18 zeigen Fachbildungsdiagramme für eine Doppelteppichwebmaschine
mit drei Schusseintragsebenen SE1, SE2, SE3.
In Fig. 17 können wir erkennen, dass die Füllkette F und analog dazu auch der Totpolstrang
PT stets in einem oberen Mittelfach M' oder in einem unteren Mittelfach M" gestreckt
geführt werden. Zwischen dem oberen und dem unteren Mittelfach M', M" befindet sich
die dritte Schusseintragsebene SE3. Durch eine entsprechende Steuerung der Bindekettfäden
B4 bzw. B4' wird der mittlere Schuss in einem vorgegebenen Wechsel, der von der Größe
der Rückenschussgruppe SRG4 abhängt, entweder der Ober- OW öder der Unterware UW als
Innenschuss SI zugeordnet. Bei größeren Rückenschussgruppen SRG wird dann, wenn kein
Innenschuss SI eingetragen wird, die mittlere Schusseintragsebene SE3 inaktiv gehalten.
Bei einer derartigen Fachsteuerung befindet sich der Innenschuss SI4, SI4' regelmäßig
zwischen den Schenkeln eines einzigen Polhenkels PH.
[0045] Fig. 18 zeigt zusätzlich zu der in Fig. 17 gezeigten Grundbindung den gegenseitigen
Polfadenwechsel zum Zweck der Musterung. Die bogenförmigen Pfeile geben jeweils an,
an welcher Position der jeweilige Polfadenführer einem anderen Steuersystem übergeben
wird. Da sich die Totpole PT regelmäßig im oberen M' oder im unteren Mittelfach M"
befinden, wird ein ausgewählter Polfaden dort einem Transportmittel übergeben, das
diesen Polfaden PM in das zugeordnete Außenfach H oder T bewegt. Dort erfolgt dann
die Übergabe an die Steuermittel, die für den Antrieb der musternden Polfäden PM zuständig
sind. Umgekehrt wird derjenige Polfaden PM, der bisher gemustert hat, in einem Außenfach
H, T einem Transportmittel übergeben, das diesen in das Mittelfach M' bzw. M" zurückführt.
[0046] Eine Jacquardvorrichtung für eine mustergemäße Steuerung der Polfäden PM in dieser
Art ist schematisch in Fig. 19 dargestellt. Die Darstellung erfolgt für ein Paar von
Litzen, das im gegenseitigen Wechsel zwei permanent zueinander angeordnete Polfäden
spiegelbildlich antreibt.
Die Hubmessersysteme (Messerkästen) sind durch zwei im gleichen Rhytmus gegeneinander
bewegte Hubmesser 1a, 1b angedeutet. Jeder Harnischschnur 26 sind zwei Platinenpaare
2a, 2b und 3a, 3b zugeordnet. Diese Platinenpaare 2a, 2b; 3a, 3b sind jeweils über
ein Seil 2, 3 miteinander verbunden, das über eine lose Rolle 21, 31 geführt ist.
Die losen Rollen 21, 31 übertragen ihre Hubbewegung über einen entsprechenden Steg
22, 32 auf weitere Rollen 23 bzw. 33, die Elemente eines Flaschenzuges sind. Die Stege
22, 32 sind ineinander geführt. Der Steg 22 kann sich innerhalb des Steges frei bewegen.
Den Platinenpaaren 2a, 2b; 3a, 3b sind Rückhalteklinken 4a, 4b; 5a, 5b an einem Steuerteil
6 zugeordnet, die die Platinen 2a, 2b; 3a, 3b nach einem vorgesehenen Programm in
dieser oberen Position zurückhalten oder freigeben können. Die Art und Weise dieser
Steuerung ist in den EP 0 899 367 A1 bzw. EP 0 851 048 A1 ausführlich beschrieben,
so dass auf eine detaillierte Beschreibung an dieser Stelle verzichtet wird.
[0047] Entscheidend ist, dass nur mit dieser Anordnung der regelmäßige Transport ausgewählter
Polfäden PM parallel zum Rhythmus der musternden Polfäden PM erfolgen kann.
[0048] Für die Sicherung eines angemessenen konstruktiven Aufwandes für die symmetrische
Ansteuerung einander paarweise zugeordneter Polfäden (z. B. PM2, PM2') ist es zweckmäßig
von der Hubbewegung der Harnischschnur 26 die entgegengesetzte Bewegung der zweiten
Harnischschnur 261 abzuleiten. Zu diesem Zweck wird die Harnischschnur 261 bei 260
an die Harnischschnur 26 gekoppelt. Eine gestellfest gelagerte Wenderolle 262 sorgt
für eine entgegengesetzte Bewegung ihrer Litze.
[0049] In Fig 19 sind stellvertretend für die Litzen die Kupplungselemente 27a (b, c) bzw.
263a (b, c) zu den Litzen schematisch dargestellt.
Die Funktion der Transportelemente erfüllt eine bestimmte Kombination der Aktivierung
der Rückhalteklinken 5a, 5b; 4a, 4b. Eine andere Kombination der Aktivierung der Rückhalteklinken
5a, 5b; 4a, 4b sorgt für den Polbindungsrapport. Eine dritte Kombination ermöglicht
das Halten der Totpole PT im jeweiligen Mittelfach M. Die jeweils erforderlichen Kombinationen
können unter bestimmten Adressen in Speichern hinterlegt sein und stehen für die Gestaltung
des Musterprogrammes zur Verfügung.
[0050] Die Fig. 20 zeigt eine weitere Gestaltung eines Doppelteppichgewebes auf, bei der
auch über die Innenschüsse Sl Polhenkel PHI' aufgespannt werden. In einer einzigen
Tour können z. B. bei einer Webmaschine mit drei Schusseintragsebenen drei Polfäden
gleichzeitig zur Bildung von Polhenkeln eingebunden werden. Eine derartige Bindung
wird man vor allem im Fond eines Gewebes vorsehen, wo regelmäßig einfarbige, sehr
dichte Bereiche erwünscht sind, oder eine größere Vielfarbigkeit durch Farbmischungenen
einzelner Polfäden im Teppich erzeugt werden soll.
[0051] In dieser Fig. 20 nicht gezeigt ist, dass auch diese Polfäden PM8 mustergemäß wechseln
können. Es ist jedoch möglich, mit einer besonderen Steuerungskombination für die
Jacquardmaschine auch diese Polfäden PM8, die zusätzliche Polhenkel PHI' bilden, mustergemäß
zu wechseln oder mustergemäß einzufügen oder nicht einzufügen.
[0052] Das Doppelteppichgewebe nach Fig. 21 zeigt eine weitere Variationsmöglichkeit der
Mustergestaltung auf. Zur Erzielung klarer, einfarbiger - meist kleinerer Musterflächen
- ist es möglich, die Polfäden PM 1' und PM3' nicht symmetrisch paarweise sondern
nur einzeln mustern zu lassen. Man hat zwar in diesen Bereichen dann nicht die übliche
Poldichte, kann aber dafür klare Farben mit weniger Choren erzeugen. Bei kleinen Musterflächen
sind die unterschiedlichen Dichtegrade praktisch nicht mehr erkennbar.
[0053] In Fig. 22 ist ein Doppelteppichgewebe gezeigt, das auf einer Doppelteppichwebmaschine
mit vier Schusseintragsebenen SE hergestellt werden kann. Hier ist jedem Rückenschuss
SR ein Innenschuss SI in jeder Ware OW, UW zugeordnet, der zwischen den Schenkeln
jedes Polhenkels PH eingebunden ist. Ein solches Gewebe gewährleistet eine nahezu
ideale Standfestigkeit aller Polhenkel und lässt einen Musterwechsel in der üblichen
Weise an der üblichen Kontur zu. Dadurch, dass in jeder Tour ein Innenschuss SI eingetragen
wird, ist es möglich, Polwechselverfahren einzusetzen, bei denen über ein und denselben
Rückenschuss nicht gleichzeitig zwei unterschiedliche Polfäden binden müssen.
Wie jedem Fachmann einleuchten wird, ist diese Bindung aber auch auf einer Webmaschine
mit paarweisem Schusseintrag möglich. Dort müssten jedoch die Rückenschüsse und die
Innenschüsse getrennt voneinander in zwei nacheinander auszuführenden Touren eingetragen
werden.
[0054] Zusammenfassend können wir feststellen, dass diese hier vorgeschlagene Webtechnologie
sehr vielfältige Vorteile und neue Lösungsvarianten für die Gestaltung von Teppichen
ermöglicht.
Die Lage und Anordnung der paarweise symmetrisch eingetragenen und ggf. mit unterschiedlichen
Farben versehenen Polhenkel PH führt in einem Mischfarbenbereich - im Gegensatz zu
herkömmlichen Technologien - zu einer schachbrettartigen Musterstruktur. Bereits aus
kurzer Entfernung ist diese Musterstruktur als einheitliche Farbe wahrnehmbar.
[0055] Bei beispielsweise acht Polfäden pro Kettkurs sind mehr als neunzig Farbkombinationen
auch in kleinsten Abstufungen möglich. In diesem Fall sind jedoch solche unterschiedlichen
Eintragsvarianten, wie sie in den Fig. 21 und 22 benannt und beschrieben wurden, mit
einzusetzen. Die tatsächlich realisierbare Zahl der Farbkombinationen wird im hohen
Maß auch von der Struktur des zu webenden Musters abhängig sein, weil man große Musterflächen
in einer klaren Farbe nicht mit einzeln musternden Polfäden realisieren kann oder
sollte.
[0056] Dem Fond einer Ware wird man regelmäßig übereinstimmende oder einander ergänzende
Polfäden in Farbe und Struktur sowohl den Totpolstrang PT der Oberware OW als auch
den Totpolstrang PT der Unterware UW zuordnen. Alle anderen Polfäden dieser Waren
kann man so wählen, dass sie regelmäßig Mischeffekte erzeugen können und kleinflächige
Musterabschnitte mit einzeln musternden Polfäden erzeugt werden.
[0057] Durch die Beschreibung aller Figuren zieht sich eine unterschiedliche und vielfältige
Gestaltung des Fachbildungsrapportes der Bindekettfäden. Will man eine derartige Variabilität
praktisch ermöglichen, dann ist es natürlich zweckmäßig, die Doppelteppichwebmaschine
mit einer programmgesteuerten Schaftmaschine, die eine große Zahl von Schäften besitzt,
auszustatten.
[0058] In den Ausführungsbeispielen wurden die Bindekettfäden stets in einem einzigen Kettkurs
dargestellt. Es ist jedoch im Sinn einer Einsparung von Textilmaterial auch möglich,
die Bindekettfäden in Schussrichtung nebeneinander in unterschiedlichen Rapporten
zu staffeln und/oder zu binden.
So kann man auch Bindekettfäden nur in jedem zweiten oder ggf. in jedem dritten Kettkurs
vorsehen, wenn die verwendeten Schussfäden oder der gewünschte Einsatzzweck des Teppichgewebes
es zulassen.
Bezugszeichenliste
[0059]
- 1a, 1b
- Hubmessersystem
- 2
- Seil
- 2a, 2b
- Platine
- 2c, 2d
- Stößel
- 21
- Rolle, lose
- 22
- Steg
- 23
- Rolle, lose
- 24
- Rolle, gestellfest
- 25
- Festlager
- 26
- Seil, Harnisch
- 260
- Anschluss
- 261
- Steuerseil
- 262
- Wenderolle
- 263 (a, b, c)
- Kupplung für Litze (Positionen)
- 27 (a, b, c)
- Kupplung für Litze (Positionen)
- 3
- Seil
- 3a, 3b
- Platine
- 3c, 3d
- Doppelhaken
- 31
- Rolle
- 32
- Steg mit Langloch
- 33
- Rolle
- 4a, 4b
- Rückhalteklinke (für 3)
- 5a, 5b
- Rückhalteklinke (für 2)
- 6
- Steuerteil
- WO
- Oberware
- WU
- Unterware
- SR, SR'
- Rückenschuss
- SRG, SRG'
- Gruppe von Rückenschüssen (Ziffer → Fig.)
- SI
- Innenschuss (Ziffer → Fig.)
- B, B'
- Bindekettfaden allgemein (Ziffer → Fig.)
- F
- Füllkette
- P
- Polfäden (allgemein)
- PT
- Totpolstrang (Polfäden, nicht Polhenkel bildend)
- PM 1 ..... PM8
- Polfaden, musternd (Polfaden, Polhenkel bildend)
- PM1', PM4' ...
- Polfaden, musternd (zugehörig zur Unterware)
- PH, PH'
- Polhenkel (über Rückenschuss)
- PHI, PHI'
- Polhenkel (über Innenschuss)
- H
- Hochfachebene
- M,
- Mittelfachebene (2 Schusseintragsebenen)
- M', M"
- Mittelfachebenen (bei 3 Schusseintragsenbenen)
- T
- Tieffachebene
- SE1
- 1. Schusseintragsebene (Oberware)
- SE2
- 2. Schusseintragsebene (Unterware)
- SE1
- 3. Schusseintragsebene (Mitte zwischen M' und M")
1. Verfahren zur Herstellung eines Doppelpolgewebes auf einer Doppelpolwebmaschine mit
mindestens zwei Schusseintragsebenen, unter Verwendung
- von Schussfäden (SR, SI), Füllkettfäden (FK) und Bindekettfäden (B) für die Ausbildung
der Grundwaren von Unterware (UW) und Oberware (OW), sowie
- von mindestens zwei Polfäden (P) pro Kettkurs (K) für die Ausbildung der Polschicht zwischen
beiden Grundwaren,
- wobei gespannte Füllkettfäden in beiden Grundwaren, der Ober- und/oder Unterware,
weitgehend gestreckt, zwischen Innen- (SI) und Rückenschüssen (SR) eingebunden sind
und
- wobei die jeweils Polhenkel (PH) bildenden Polfäden (PM) in aufeinander folgenden
Touren paarweise, symmetrisch zueinander, zwischen Schussfäden der Oberware (OW) und
der Unterware (UW) aufgespannt werden;
dadurch gekennzeichnet,
dass in aufeinander folgenden Touren, gleichzeitig in beide Waren (OW, UW) je eine Gruppe
(SRG) bildende Rückenschüssen (SR) eingetragen wird,
dass die paarweise und symmetrisch zueinander aufzuspannenden, Polhenkel bildenden Polfäden
(PM) gleichzeitig über die Rückenschüsse (SR) beider Waren (OW, UW) binden und
dass einer Gruppe (SRG) von zwei bis zwölf Rückenschüssen (SR) einer Ware (OW, UW) ein
Innenschuss (SI) zugeordnet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass in aufeinander folgenden Touren die Rückenschüsse (SR) einer Gruppe in Ober- (OW)
und Unterware (UW) paarweise gleichzeitig eingetragen werden und
dass nach dem Eintragen dieser Rückenschüsse (SR) einer Gruppe (SRG) in einer weiteren
Tour zwei Innenschüsse (SI) gleichzeitig, je einer in die Ober- (OW) und einer in
die Unterware (UW) eingetragen werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
dass der Innenschuss (SI) pro Ware (OW, UW) gleichzeitig mit einem der Rückenschüsse (SR)
in einer dritten, mittleren Schusseintragsebene (SE3) der Doppelteppichwebmaschine
eingetragen wird und
dass dieser Innenschuss (SI) gemeinsam mit mindestens einem Rückenschuss (SR) einer Ware
eine von den Bindekettfäden (B) gebildete Öffnung durchgreift.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
dass die Rückenschüsse (SR) beider Waren, der Ober- und der Unterware OW, UW, jeweils
durch Paare von Bindekettfäden (B) eingebunden sind und
dass der jeweils eingefügte Innenschuss (SI) in diese Bindung einzeln oder gemeinsam mit
mindestens einem Rückenschuss (SR) einbezogen ist.
5. Verfahren nach Anspruch 1, 2 und 4, dadurch gekennzeichnet,
dass die einzelnen Innenschüsse (SI) zwischen zwei einander benachbarte Polhenkel (PH)
eingetragen werden, die von Rückenschüssen (SR) aufgespannt sind und
dass die Innenschüsse (SI) gemeinsam mit den benachbarten Rückenschüssen (SR) eine von
den Bindekettfäden (B) gebildete Öffnung durchgreifen.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
dass über die Innenschüsse (SI) zusätzlich Polhenkel (PHI, PHI') aufgespannt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
dass die einzelnen Innenschüsse (SI) jeweils zwischen die Schenkel eines Polhenkels (PH,
PH') eingetragen werden und
dass die Innschüsse (SI) gemeinsam mit mindestens dem gleichzeitig eingetragenen Rückenschuss
(SR) eine von den Bindekettfäden (B) gebildete Öffnung durchgreifen.
8. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei zusätzlich zu den Polhenkel (PH) bildenden Polfäden (PM) in an sich bekannter Weise
zusätzliche, ständig oder zeitweilig zwischen den Innen- und Rückenschüssen (SI, SR)
jeder Ware als Totpolstrang (PT) eingebundene, weitere Polfäden (P) vorgesehen sind
und
wobei die Polhenkel (PH) bildenden Polfäden (PM) mit einzelnen, zusätzlichen Polfäden (PT)
in ebenfalls an sich bekannter Weise, mittels Jacquardmaschine gesteuert, gegeneinander
wechseln,
dadurch gekennzeichnet,
dass einer der augenblicklich nicht polbildenden Polfäden
- in einem Mittelfach (M, M', M") aus dem Totpolstrang (PT) zur Musterung ausgewählt,
- mit Hilfe von Transportelementen in ein Außenfach (Hochfach H, Tieffach T) bewegt
und dort den Antriebselementen für die Bewegung der polbildenden Polfäden (PM) übertragen
wird und
dass die bisher polbildenden Polfäden (PM)
- im Außenfach (H, T) den Transportelementen zum Mittelfach (M, M', M") nach einem
Steuervorgang übergeben und
- im Mittelfach (M, M', M") durch einen Wählvorgang in ihren Totpolstrang (PT) zurückgeführt
werden.
9. Doppelteppichwebmaschine, mit mindestens zwei Schusseintragsebenen (SE1, SE2), mit
einer Schaftmaschine und mit einer mindestens drei Stellungen ermöglichenden Jacquarmaschine,
zur mustergemäßen Ansteuerung von Harnischschnüren, zur Ausführung des Verfahrens
nach Anspruch 1 und 8, dadurch gekennzeichnet,
dass die Drei-Stellungs-Jacquardmaschine mit mindestens zwei gegenläufig zueinander bewegbaren
Hubmessersystemen (1a, 1b) versehen ist,
dass jeder Harnischschnur (26) jeweils zwei Platinenpaare (2a, 2b; 3a, 3b) zugeordnet
sind, wobei die Platinen (2a, 2b; 3a, 3b) jedes Paares über ein Seil (2; 3), das über
eine lose Rolle (21, 31) geführt ist, miteinander verbunden sind und wobei die losen
Rollen (21; 31) ständig mit der Harnischschnur (26) antriebsverbunden sind,
dass jede Platine (2a, 2b; 3a, 3b) jedes Paares einem der gegenläufig bewegbaren Hubmesser
(1a; 1b) zugeordnet ist und
dass jeder Platine (2a, 2b; 3a, 3b) beider Paare in der obersten Position einzeln steuerbare
Rückhalteklinken (4a, 4b; 5a, 5b) zugeordnet sind.
10. Doppelteppichwebmaschine nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass jeder Harnischschnur (26) zwei Litzen zugeordnet sind, von denen
- eine Litze direkt am Ende der Harnischschnur (26) befestigt ist und
- die andere Litze über ein Zugseil (261), das an der Harnischschnur befestigt ist
und über eine gestellfest gelagerte Wenderolle (262) geführt wird, mittelbar an der
Harnischschnur befestigt ist, und
dass die beiden, mit einer einzigen Harnischschnur (26) verbundenen Litzen zwei Polfäden
(PM1, PM2) führen, die gleichzeitig, einen Musterpunkt bildend, symmetrisch zueinander
mustern.
11. Verfahren zur Herstellung eines Doppelpolgewebes auf einer Doppelpolwebmaschine mit
mindestens zwei Schusseintragsebenen unter Verwendung
- von Schussfäden (SR, SI), Füllkettfäden (FK) und Bindekettfäden (B) für die Ausbildung
der Grundwaren von Unterware (UW) und Oberware (OW), sowie
- von mindestens zwei Polfäden (P) pro Kettkurs (K) für die Ausbildung der Polschicht zwischen
beiden Grundwaren,
- wobei gespannte Füllkettfäden in beiden Grundwaren, der Ober- und/oder Unterware,
weitgehend gestreckt, zwischen Innen- (SI) und Rückenschüssen (SR) eingebunden sind
und
- wobei die jeweils Polhenkel (PH) bildenden Polfäden (PM) in aufeinander folgenden
Touren paarweise, symmetrisch zueinander zwischen Schussfäden der Oberware (OW) und
der Unterware (UW) aufgespannt werden,
dadurch gekennzeichnet,
dass in vier Schusseintragsebenen in jeder Tour gleichzeitig je ein Rückenschuss (SR)
und ein Innenschuss (SI) in die Oberware OW sowie ein Rückenschuss (SR) und ein Innenschuss
(SI) in die Unterware (UW) eingetragen werden und
dass die paarweise und symmetrisch zueinander aufzuspannenden, Polhenkel bildenden Polfäden
(PM) gleichzeitig über die Rückenschüsse (SR) beider Waren (OW, UW) binden.