[0001] Die Erfindung betrifft ein durch ein Spritzgiessen herstellbares Formteil, insbesondere
zur Anwendung als Befestigungsteil, von im wesentlichen hohlzylindrischer Form, mit
zumindest einer umlaufenden Hinterschneidung an der Innenkontur. Ferner ist der Gegenstand
der Erfindung ein Verfahren zu dessen Herstellung.
[0002] Formteile der genannten Art werden, insbesondere als Bestandteile, für Befestigungsmittel
verwendet, beispielsweise als Spreizkörper für sogenannte Kunststoffdübel. Aus wirtschaftlichen
Gründen werden diese oft durch Spritzgiessen hergestellt. Selbstverständlich finden
derartig ausgebildete Formteile auch in anderen Gebieten Anwendung.
[0003] Aus der DE-A1-4004550 ist ein Kunststoffdübel mit einem, durch ein Spreizelement
spreizbarer, hohlzylindrischen Spreizkörper bekannt. Als Spreizelement findet überlicherweise
eine Schraube Anwendung. Der Spreizkörper weist an seiner Innenkontur Hinterschneidungen
auf, die als Innengewinde zur Aufnahme der Schraube dienen. Die als Spreizelement
wirkende Schraube spreizt beim Einschrauben in den Spreizkörper diesen. Das bekannte
Formteil setzt sich aus zwei Grundkörpern zusammen, wobei die Teilungsebene durch
die Zentralachse des Innengewindes verläuft. Nachteilig an derartig zusammengesetzten
Formteilen ist beispielsweise, dass das Zusammensetzen der beiden Teile zusätzliche
Kosten verursacht.
[0004] Ferner ist aus der EP-B1-560517 ein Formteil, insbesondere ein Universaldübel, mit
einer im wesentlichen hohlzylindrischer Form und mehreren umlaufenden Hinterschneidungen
an der Innenkontur bekannt. Um die Hinterschneidungen in der Innenkontur einzuprägen,
weist das Formteil in einem axialen Projektionsbereich mehrere Durchbrüche zum Innenraum
des Formteils auf. Während des Herstellverfahrens greifen mehrere Stifte durch die
Durchbrüche in den Innenraum hindurch und formen die Hinterschneidung in die Innenkontur
des Formteils. Nachteilig an diesem bekannten Formteil ist, dass zu dessen Herstellung
äusserst komplizierte und damit teure Werkzeuge notwendig sind.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein durch Spritzgiessen herstellbares
Formteil mit einer umlaufenden Hinterschneidung an der Innenkontur zu schaffen. Ferner
ist es Aufgabe der Erfindung, ein wirtschaftliches Herstellverfahren für ein solches
Formteil anzugeben.
[0006] Erfindungsgemäss wird die Aufgabe mit einem Formteil dadurch gelöst, dass wenigstens
zwei, sich über einen Grossteil der Längserstreckung zur einen Stirnseite hin offene,
Längsschlitze vorgesehen sind, die Hinterschneidung in dem von den Längsschlitzen
durchsetzten Längsbereich in einem Abstand zum offenen Ende der Längsschlitze hin
angeordnet ist und eine, sich zum offenen Ende der Längsschlitze hin, verjüngende
Flanke aufweist.
[0007] Dadurch, dass das Formteil derart ausgebildete Längsschlitze aufweist, werden im
Bereich der Hinterschneidung radial elastisch ausstellbare Spreizlappen gebildet.
Die Spreizlappen ermöglichen es, ein in die Hinterschneidungen greifendes Element
an dem die offenen Längsschlitze aufweisenden Ende aus dem Formteil herauszuziehen.
Greift jedoch eine Last am gegenüberliegenden Ende am Element an, so wird durch die
Hinterschneidung ein Herausgleiten des Elementes verhindert.
[0008] Vorteilhafterweise entspricht die Länge der Längsschlitze mindestens dem 5-fachen
der Breite derselben, um möglichst wenig Material durch die Schlitzbildung zu verlieren.
Insbesondere bei der Anwendung als Spreizdübel bedeutet eine Reduktion der Schlitzbreite
eine Erhöhung der Kontaktfläche, was wiederum höhere Lastwerte zur Folge hat.
[0009] In einer bevorzugten Ausführung entspricht die Länge der Längsschlitze mindestens
dem Innendurchmesser des Formteils, um eine Beanspruchung des Formteils, insbesondere
des Werkstoffes, bei einem Ausstellen der Spreizlappen möglichst gering zu halten.
Je länger der Längsschlitz ausgebildet ist, desto geringer wird die radiale Auslenkung
und desto geringer die Beanspruchung des Werkstoffes, insbesondere im Bereich der
Hinterschneidung.
[0010] Vorzugsweise entspricht die Länge der Längsschlitze mindestens dem Innendurchmesser
des Formteils, um die Beanspruchung des Formteils, insbesondere des Werkstoffes, bei
einem Auslenken der ausstellbaren Spreizlappen möglichst gering zu halten.
[0011] Vorteilhafterweise entspricht der Abstand der Hinterschneidung vom offenen Ende der
Längsschlitze dem 0,25- bis 0,75-fachen der Länge der Längsschlitze, um ein optimales
Auslenken der ausstellbaren Spreizlappen sicherzustellen.
[0012] Vorzugsweise ist das Formteil aus einem hochfestem Kunststoff, um beispielsweise
auch bei hoher Belastung eine genügend hohe Stabilität des Formteils sicherzustellen.
Ferner führt die Verwendung eines hochfesten Kunststoffes zu einem optimalen elastischen
Verhalten der Spreizlappen.
[0013] Das erfindungsgemässe Herstellverfahren besteht darin, dass in einem ersten Schritt
vorteilhafterweise der Raum zwischen einer Aussenform und einer, eine Erweiterung
für die Hinterschneidung aufweisenden, Kernnadel verfüllt wird und in einem weiteren
Schritt nach Entfernen der Aussenform ein, die Kernnadel umgebender, an der durch
die offenen Längsschlitze unterbrochenen Stirnseite angreifender Abstreifring derart
relativ gegenüber der Kernnadel verschoben wird, dass das Formteil von der Kernnadel
abgestreift wird.
Das erfindungsgemässe Verfahren gewährleistet somit eine optimale Herstellung des
Formteils. Durch Variieren der Aussenkontur der Kernnadel lassen sich nahezu beliebig
viele ausgebildete Hinterschneidungen an der Innenkontur des Formteils herstellen.
Durch den Abstreifring ist ein schnelles und zuverlässiges Entfernen des Formteils
von der Kernnadel sichergestellt. Die dadurch kurzen Herstellungszyklen führen unter
anderem zu äusserst wirtschaftlichen Herstellungskosten der Formteile, was sich insbesondere
bei Massenprodukten, wie beispielsweise Befestigungsmitteln, als besonders vorteilhaft
erweist. Begünstigt wird dieser Umstand noch dadurch, dass die Hinterschneidung an
der Innenkontur nicht in einem separaten Arbeitsgang hergestellt werden muss.
[0014] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert.
Es zeigen:
- Fig. 1
- einen Querschnitt des erfindungsgemässen Formteils in vergrösserter Darstellung;
- Fig. 2
- das in Fig. 1 dargestellte Formteil mit einer eingeführten Kernnadel, vor dem Abstreifen;
- Fig. 3
- das in Fig. 1 dargestellte Formteil mit einer eingeführten Kernnadel, nach dem Abstreifen.
[0015] In den Fig. 1 bis 3 ist ein erfindungsgemässes, im wesentlichen hohlzylindrisches
Formteil 1, mit einer umlaufenden Hinterschneidung 4 an der Innenkontur 3, dargestellt.
Über einen Grossteil der Längserstreckung des Formteils 1 erstrecken sich vier in
Längsrichtung (L) verlaufende, zur einen Stirnseite des Formteils 1 hin offen ausgebildete
Längsschlitze 5. Zwischen dem radialen Projektionsbereich der beiden Längsenden der
Längsschlitze 5 ist die zum offenen Ende der Längsschlitze 5 hin, eine verjüngende
Flanke 9 aufweisende Hinterschneidung 5 angeordnet. Die Längsschlitze 5 bilden zusammen
mit der Hinterschneidung 4 vier elastisch federnde Spreizlappen 10. Der Abstand a
der Hinterschneidung vom offenen Ende der Längsschlitze entspricht dem 0,25- bis 0,75-fachen
der Länge I der Längsschlitze. Die Länge I der Längsschlitze 5 entspricht etwa dem
5-fachen der Breite b der Längsschlitze 5.
[0016] Das insbesondere in den Fig. 2 und 3 dargestellte Spritzguss-Herstellungsverfahren
des erfindungsgemässen Formteils 1 bewirkt in einem ersten Schritt, dass der Raum
zwischen einer nicht dargestellten Aussenform und einer, eine Erweiterung für die
Hinterschneidung 4 aufweisenden, Kernnadel 7 verfüllt wird. In einem weiteren Schritt
nach Entfernen der Aussenform wird ein, die Kernnadel 7 umgebender, an der durch die
offenen Längsschlitze 5 unterbrochenen Stirnseite angeordneter Abstreifring 8 derart
relativ gegenüber der Kernnadel 7 verschoben, dass das erfindungsgemässe Formteil
1 von der Kernnadel 7 abgestreift wird, wie dies insbesondere in Fig. 3 dargestellt
ist. Dabei werden die Spreizlappen 10 im wesentlichen radial nach aussen verschwenkt
und geben somit die Kernnadel im Bereich der Hinterschneidung 4 frei. Der Abstreifring
8 dient hierbei als Anschlag für das Formteil 1. Durch die Eigenelastizität der Spreizlappen
10 bewegen sich diese wieder zurück in eine, insbesondere in Fig. 1 dargestellte,
Ruheposition.
[0017] Die zylinderförmige Kernnadel 7 weist zur Ausbildung der Hinterschneidung 4 an ihrer
Aussenkontur eine, im Querschnitt dreieckförmige Erweiterung 11 auf. Durch die Ausbildung
der Erweiterung 11 mit einer in einer Ausziehrichtung A fallenden Rampe 12 werden
beim Abstreifen des Formteils 1 von der Kernnadel 7 die Spreizlappen 10 nach aussen
bewegt und geben somit die Kernnadel 7 frei.
1. Durch ein Spritzgiessen herstellbares Formteil (1), insbesondere zur Anwendung als
Befestigungsteil, von im wesentlichen hohlzylindrischer Form, mit zumindest einer
umlaufenden Hinterschneidung (4) an der Innenkontur (3), dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens zwei, sich über einen Grossteil der Längserstreckung zur einen Stirnseite
hin offene, Längsschlitze (5) vorgesehen sind, die Hinterschneidung (4) in dem von
den Längsschlitzen (5) durchsetzten Längsbereich in einem Abstand (a) zum offenen
Ende der Längsschlitze (5) hin angeordnet ist und eine, sich zum offenen Ende der
Längsschlitze (5) hin, verjüngende Flanke aufweist.
2. Formteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge (I) der Längsschlitze (5) mindestens dem 5-fachen der Breite (b) derselben
entspricht.
3. Formteil nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge (I) der Längsschlitze (5) mindestens dem Innendurchmesser des Formteils
(1) entspricht.
4. Formteil nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand (a) der Hinterschneidung (4) vom offenen Ende der Längsschlitze (5) dem
0,25- bis 0,75-fachen der Länge (I) der Längsschlitze (5) entspricht.
5. Formteil nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Formteil (1) aus einem hochfesten Kunststoff ist.
6. Verfahren zur Herstellung eines Formteils nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass in einem ersten Schritt der Raum zwischen einer Aussenform und einer, eine Erweiterung
für die Hinterschneidung (4) aufweisenden, Kernnadel (7) verfüllt wird und in einem
weiteren Schritt nach Entfernen der Aussenform ein, die Kernnadel (7) umgebender,
an der durch die offenen Längsschlitze (5) unterbrochenen Stirnseite angreifender
Abstreifring (8) derart relativ gegenüber der Kernnadel (7) verschoben wird, dass
das Formteil (1) von der Kernnadel (7) abgestreift wird.