[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1 sowie eine Vorrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruchs
9.
[0002] Die Abgabe von Feuerstössen durch terrestrische Geschütze erzeugt hohe Rückstosskräfte,
welche sich unter Anderem so auswirken, dass sich die Unterlafette des Geschützes
relativ zu ihrer Stellfläche bewegt. Vor der Abgabe eines Feuerstosses ist das Waffenrohr
auf ein Ziel gerichtet bzw. nimmt eine Soll-Richtlage ein. Die Bewegung der Unterlaffette
durch einen Feuerstoss hat zur Folge, dass sich das Waffenrohr aus seiner Soll-Richtlage
weg bewegt. Dies ist eine Ursache für Schiessfehler.
[0003] Die Bewegung der Unterlafette kann sich als Verschiebung auf der Stellfläche und/oder
als örtliches Einsinken in den Boden und somit quer zur Stellfläche manifestieren.
Vorerst wird nur auf die Bewegung der Unterlafette auf ihrer Stellfläche eingegangen.
[0004] Eine Verschiebung auf der Stellfläche findet immer dann statt, wenn die Wirkung der
Rückstosskräfte auf die Unterlafette grösser ist als die maximal generierbaren Reibungskräfte,
die einer solchen Verschiebung entgegenwirken. Die Reibungskräfte wiederum sind abhängig
vom Gewicht des Geschützes und vom Reibungskoeffizienten zwischen Auflagefläche des
Geschützes und Stellfläche. Offensichtlich ist die Gefahr solcher Bewegungen und damit
auch die Gefahr von Geschützfehlern grösser bei relativ leichten Geschützen, relativ
schweren Projektilen, relativ hohen Mündungsgeschwindigkeiten und geringen Reibungskoeffizienten
zwischen Unterlaffette und Stellfläche.
[0005] Die Stellfläche ist im allgemeinen keine geometrisch exakte Ebene und auch nicht
unbedingt eine im Wesentlichen horizontale Fläche, sondern sie ist meist ein unregelmässiger
Wiesen-, Wald- oder Felsgrund. Der Reibungskoeffizient zwischen Stellfläche und Standfläche
des Geschützes bzw. Unterlafette ist demzufolge örtlich verschieden und er ist ausserdem
von der jeweiligen Beschaffenheit der Stellfläche abhängig. Dies hat zur Folge, dass
sich die Unterlaffette unter der Wirkung der Rückstosskräfte nicht nur linear nach
rückwärts, bzw. in entgegengesetzter Richtung zur Projektion des Waffenrohres auf
die Stellfläche verschiebt, sondern sich auf der Stellfläche um die Hochachse dreht.
Auf Grund dieser Bewegung wird das Waffenrohr aus seiner Soll-Richtlage um einen Fehlerwinkel
abgedreht. Auch wenn dieser Fehlerwinkel klein ist, sind die aus ihm resultierenden
Schussfehler infolge der langen Schussdistanzen beträchtlich, beispielsweise resultiert
aus einem Fehlerwinkel von 1° bei einer Schussdistanz von 3000 m ein Schussfehler
bzw. eine Ablage von ca. 50 m.
[0006] In der Artillerie werden bei der Beschiessung von terrestrischen statischen oder
nahezu statischen Zielen herkömmlicherweise Beobachter eingesetzt, welche die Ziele
beobachten und Schussfehler feststellen und evaluieren. Aufgrund der Rückmeldungen
der Beobachter nehmen dann die Geschützbedienungsmannschaften Korrekturen vor, indem
sie das Waffenrohr neu richten. Dieses Korrekturverfahren ist zeitraubend und für
die Beobachter riskant, und es kommt nicht in Betracht in Fällen, in denen rasch bewegte
terrestrische Ziele oder Flugziele bekämpft werden müssen.
[0007] Die
Aufgabe der Erfindung wird somit darin gesehen,
- ein Verfahren der eingangs genannten Art vorzuschlagen, welches auch bei der Bekämpfung
von rasch bewegten terrestrischen Zielen und Luftzielen mit Erfolg durchgeführt werden
kann, und
- eine feld-taugliche Vorrichtung zur Durchführung eines solchen Verfahrens zu schaffen,
welche insbesondere so ausgebildet ist, dass sie unabhängig von äusseren Einflüssen
arbeitet und keiner wesentlichen Einstell- oder Eichvorgänge bedarf.
[0008] Die
Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäss
- für das genannte Verfahren durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils des Anspruchs
1 und
- für die genannte Vorrichtung durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils des Anspruchs
9.
[0009] Bevorzugte Weiterbildungen des erfindungsgemässen Verfahrens sind durch die Ansprüche
2 bis
8 definiert, und bevorzugte Weiterbildungen der erfindungsgemässen Vorrichtung sind
durch die Ansprüche
10 bis
17 definiert.
[0010] Beim erfindungsgemässen Verfahren wird bei der Abgabe von Feuerstössen der Fehlerwinkel
bzw. Rutschwinkel festgestellt, um welchen sich die Unterlafette und damit das Geschütz
auf seiner Stellfläche um seine Hochachse dreht. Die aus dem Messvorgang gewonnenen
Messsignale werden dazu benutzt, die Servoantriebsvorrichtung bzw. die Servoantriebseinheit
zu steuern, welche zum Richten des Waffenrohres, das heisst zur Einstellung des Azimuts,
vorgesehen ist.
[0011] Das neue Verfahren ist rasch durchführbar, eignet sich auch zur Durchführung beim
Beschuss von rasch bewegten terrestrischen Zielen sowie von Flugzielen, und ist mit
einer auf dem Kreisel-Messprinzip beruhenden Messung weitgehend unabhängig von äusseren
Einflüssen. Das Verfahren lässt sich rationell durchführen, da die vor der eigentlichen
Messung durchzuführenden Verfahrensschritte des Messvorganges geringfügig sind.
[0012] Zur Durchführung des neuen Verfahrens weist die erfindungsgemässe Vorrichtung eine
Messeinrichtung mit einem Winkelmessglied auf. Dieses erfasst den Fehlerwinkel, um
den sich die Unterlaffette auf ihrer Stellfläche um die Hochachse dreht. Die Messeinrichtung
generiert Messsignale, welche über eine Leitungsanordnung einer Regeleinrichtung eingespiesen
werden, deren Ausgang mit der Servoantriebsvorrichtung bzw. den Servoantriebseinheiten
verbunden ist.
[0013] Es empfiehlt sich, eine Messeinrichtung mit einem Kreisel-Messglied zu verwenden;
damit erhält man eine Korrekturvorrichtung, die unabhängig von äusseren Einflüssen
arbeitet und keine wesentlichen Einstellvorgänge benötigt.
[0014] Eine für die Vorrichtung nach der Erfindung bevorzugte und sehr geeignete Messeinrichtung
enthält als Kreisel-Messglied einen Faserkreisel, dessen Aufbau und Wirkungsweise
weiter unten beschrieben wird. Faserkreisel zeichnen sich aus durch Robustheit, sie
benötigen praktisch keinen Unterhalt, da sie nicht verschmutzen; im Gegensatz zu mechanischen
Kreiseln nützen sie sich wegen des Fehlens bewegter Bestandteile kaum ab, und im Gegensatz
zu Laserkreiseln sind sie verhältnismässig preiswert.
[0015] Faserkreisel weisen im allgemeinen eine gewisse Kreiseldrift auf; das heisst, dass
sich der durch sie angezeigte Winkel auch dann ändert, wenn der zu messende Winkel,
in unserem Fall als Fehlerwinkel bezeichnet, Null ist. Der Messvorgang beginnt daher
nicht mit der Messung des Fehlerwinkels sondern mit der vorgängig zu ermittelnden
Feststellung der Kreiseldrift bzw. der Driftgeschwindigkeit des eingesetzten Faserkreisels.
Zur Bestimmung der Driftgeschwindigkeit wird die Kreiseldrift in zeitlichen Abständen
mehrmals gemessen, und aus den dabei erhaltenen Messergebnissen wird die Driftgeschwindigkeit
berechnet.
[0016] In einer ersten Variante des Messvorganges des erfindungsgemässen Verfahrens wird
unmittelbar vor der Schussabgabe ein erster Kreiselwinkel und unmittelbar nach der
Schussabgabe ein zweiter Kreiselwinkel gemessen. Die Differenz zwischen dem ersten
und dem zweiten Kreiselwinkel, abzüglich des aus der Kreiseldrift extrapolierten Driftwinkels,
ist gleich dem Fehlerwinkel, um den sich die Unterlaffette relativ zu ihrer Stellfläche
infolge einer ersten Schussabgabe verschoben hat. Das diesem Fehlerwinkel entsprechende
Messsignal wird zur Korrektur der Richtung des Waffenrohres für die folgende Schussabgabe
benutzt.
[0017] In einer zweiten Variante des Messvorganges des erfindungsgemässen Verfahrens wird
während der Schussabgabe der Kreiselwinkel laufend gemessen. Der Kreiselwinkel abzüglich
des Driftwinkels ergibt den Fehlerwinkel, um den sich die Unterlaffette relativ zu
ihrer Stellfläche infolge der laufenden Schussabgabe verschoben hat. Das diesem Fehlerwinkel
entsprechende Messsignal wird zur Korrektur der Richtung des Waffenrohres für die
laufende Schussabgabe benutzt.
[0018] Da die Änderung des Driftwinkels stetig ist bzw. die Driftgeschwindigkeit sich nicht
schlagartig ändert, muss der Driftwinkel nicht laufend bestimmt werden, sondern es
genügt, ihn in zeitlichen Abständen, zum Beispiel ein Mal pro Stunde, zu bestimmen.
[0019] Bisher wurde nur auf die Korrekturen eingegangen, mit welchen Schussfehler verhindert
werden, die eine Folge der Drehung der Unterlafette auf ihrer Stellfläche um die Hochachse
sind. Bei diesen Schussfehlern handelt es sich aber nur um einen Anteil an den Gesamtschussfehlern,
die wegen der Veränderung der Lage der Unterlafette infolge der Rückstosskräfte auftreten.
Zusätzlich zu ihrer Drehbewegung um die Hochachse kann sich die Unterlafette auch
um die Querachse und um die Längsachse drehen. Durch die oben beschriebene Drehung
um die Hochachse, welche einer Rotationsbewegung relativ zur Stellfläche entspricht,
verändert sich vor allem - aber nicht unbedingt ausschliesslich - das Azimut. Durch
die Drehung um die Querachse, welche einer Nickbewegung entspricht, ändert sich vor
allem - aber nicht unbedingt ausschliesslich - die Elevation. Durch die Drehung um
die Längsachse, welche einer seitlichen Kippbewegung entspricht, ändern sich sowohl
Azimut wie auch Elevation.
[0020] In der einfachsten Realisation der Erfindung ist vorgesehen, nur diejenige Verschiebung
des Waffenrohres, die auf die Rotation der Unterlafette um die Hochachse zurückzuführen
ist, durch eine Änderung des Azimuts zu kompensieren. Dies genügt insbesondere dann,
wenn mindestens annähernd ebene Stellflächen oder homogene Stellflächen vorhanden
sind und der Untergrund gleichmässig beschaffen ist, so dass praktisch keine Nick-
und Kippbewegungen auftreten, weil die Unterlaffette nicht einsinkt und dabei örtlich
anders aufliegt als auf der ursprünglichen Stellfläche. Hierbei enthält die Messeinrichtung
nur ein Messglied und die Regeleinrichtung nur eine Regeleinheit.
[0021] In einer verbesserten Realisation der Erfindung werden zusätzlich diejenige Verschiebung
des Waffenrohres, die auf die Nickbewegung der Unterlafette zurückzuführen ist, und
diejenige Verschiebung des Waffenrohres, die auf die Kippbewegung der Unterlafette
zurückzuführen ist, kompensiert. Zwar könnte auch nur die Verschiebung infolge der
Nickbewegung oder die Verschiebung infolge der Kippbewegung kompensiert werden, doch
wäre hierbei das Verhältnis von Aufwand zu Nutzen verhältnismässig unvorteilhaft,
da Nick- und Kippbewegungen, die vor allem bei weichem Untergrund auftreten, meist
gemeinsam vorkommen.
[0022] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und mit Bezug auf
die Zeichnung ausführlich beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Geschütz mit einem Kreisel-Messglied, in einem Schaubild;
- Fig. 2
- ein als Faserkreisel ausgebildetes Kreisel-Messglied, in schematischer Darstellung;
- Fig. 3
- ein Diagramm zur Erläuterung der Zusammenhänge zwischen Driftwinkel, Kreiselwinkel
und Fehlerwinkel in Funktion der Zeit; und
- Fig. 4A und Fig. 4B
- zwei Flussdiagramme zur Erläuterung des Datenflusses beim Verfahren nach der Erfindung.
[0023] In
Fig. 1 ist ein Geschütz
10 dargestellt, das im Wesentlichen aus einer Waffe mit einem Waffenrohr
12, einer Wiege
14, einer Oberlafette
16 und einer Unterlafette
18 besteht; Wiege
14, Oberlafette
16 und Unterlafette
18 bilden zusammen eine Waffenaufnahme. Die Unterlafette
18 ist ortsfest bzw. wird als ortsfest betrachtet.; Abweichungen der Unterlafette von
ihrer Soll-Lage infolge von Feuerstössen werden durch das neue Verfahren berücksichtigt.
Zur Einstellung des Azimuts α lässt sich die Oberlaffette
16 relativ zur Unterlaffette
18 um die Hochachse
Z verschwenken. Zur Einstellung der Elevation λ lässt sich die Wiege
14, in welcher die Waffe befestigt ist, relativ zur Oberlaffette
16 um die Querachse
Y verschwenken. Die Längsachse
X steht senkrecht auf der durch die Hochachse
Z und die Querachse
Y definierten
YZ-Ebene. Die durch die Hochachse
Z und die Längsachse
X gebildete
XZ-Ebene fällt auch bei einem vollständig symmetrischen Geschütz nur dann mit der Längsmittelebene
bzw. Symmetrieebene des Geschützes
10 zusammen, wenn das Waffenrohr
12 gemäss
Fig. 1 seine mittige Stellung einnimmt.
[0024] Am Mittelteil
18.1 der Unterlaffette
18 ist eine Messeinheit
20 einer weiter nicht dargestellten Messeinrichtung angebracht, welche ein Kreisel-Messglied
in Form eines Faserkreisels enthält. Das Messglied ist so ausgebildet und angeordnet,
dass es Winkelveränderungen bzw.
[0025] Fehlerwinkel Δζ, entsprechend der Rotation der Unterlaffette
18 relativ zur Stellfläche
1, erfasst.
[0026] Zusätzlich zum an der Stütze
18.1 befestigten Kreisel-Messglied
20 kann die Messvorrichtung auch eines oder mehrere weitere Kreisel-Messglieder oder
auch anders ausgebildete Messglieder aufweisen, die ebenfalls zur Bestimmung des Fehlerwinkels
Δζ vorgesehen sind. Die weiteren Messglieder können dazu benutzt werden, durch Mittelwertbildung
einen gesicherten Wert für den Fehlerwinkel Δζ zu erhalten, oder sie können als redundante
Kreisel-Messglieder benutzt werden.
[0027] Das Kreisel-Messglied
20 und ggfs. die weiteren Messglieder können an beliebigen Stellen der Unterlaffette
18 befestigt sein. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, die Messglieder so anzuordnen,
dass sie vor Beschädigungen geschützt sind.
[0028] Das Kreisel-Messglied
20 weist einen Faserkreisel
21 auf, der in
Fig. 2 schematisch dargestellt ist. Der Faserkreisel
21 besteht im Wesentlichen aus einer Lichtquelle in Form eines Lasers
22, einem Strahlteiler
24, einer Faserspule
26 und einem Detektor
28. Ein vom Laser
22 emittierter Strahl
S1 wird am Strahlteiler
24 in zwei Teilstrahlen
S2, S3 geteilt, die anschliessend die Faserspule
26 gegensinnig durchlaufen. Bei einer Drehung des Faserkreisels
21 um eine senkrecht zur Ebene der Faserspule
26 verlaufende Achse
Z tritt der Sagnac-Effekt ein, das heisst, der in Richtung
R1 der Drehung der Faserspule
26 laufende Teilstrahl
S2 benötigt mehr Zeit für das Durchlaufen der Faserspule
26 als der entgegengesetzt umlaufende Teilstrahl
S3. Nach dem Durchlaufen der Faserspule
26 interferieren die Teilstrahlen
S2, S3, wobei das entstehende Interferenzmuster von der Drehgeschwindigkeit abhängig ist.
Diese Änderung des Interferenzmusters wird vom Detektor
28 erfasst. Aus der Änderung des Interferenzmusters, welches der Drehgeschwindigkeit
entspricht, lässt sich also durch Integration über die Zeit letztlich der Drehwinkel
bestimmen, der im vorliegenden Fall der Fehlerwinkel Δζ ist. In einer anderen Ausbildung
des Faserkreisels wird der Drehwinkel aus dem Doppler-Effekt bestimmt, der sich aus
den gegenläufig in der Faserspule umlaufenden Teilstrahlen ergibt.
[0029] Die Wirkungsweise des den Faserkreisel
21 enthaltenden Kreisel-Messgliedes
20 wird im Folgenden mit Bezug auf
Fig. 3 beschrieben. In
Fig. 3 sind Winkel in Abszissenrichtung und die Zeit
t in Ordinatenrichtung aufgetragen. In der Zeitspanne zwischen
t1 und
t2 wird ein Feuerstoss abgegeben. Die ausgezogene Linie entspricht dem Kreiselwinkel
φ, der durch den Faserkreisel
21 ermittelt wird; die gestrichelte Linie entspricht dem Driftwinkel ε; die strichpunktierte
Linie entspricht dem als Fehlerwinkel ζ bezeichneten Winkel der Drehung der Unterlaffettte
20 um die Hochachse
Z. Vor dem Zeitpunkt
t1 ist der Kreiselwinkel φ gleich dem Driftwinkel ε. In der Zeitspanne von
t1 bis
t2, während der der Feuerstoss erfolgt, nimmt der Driftwinkel um Δε zu, und zwar mit
gleicher Steigung wie vor
t1; der Kreiselwinkel φ nimmt infolge des Feuerstosses um Δφ zu. In der Zeit nach
t2, also nach dem Feuerstoss, nimmt der Driftwinkel ε immer noch mit gleicher Steigung
zu; seine Zunahme entspricht hier wiederum der Zunahme des Kreiselwinkels φ. Um den
durch den Feuerstoss verursachten Fehlerwinkel Δζ zu ermitteln, werden zu Beginn des
Feuerstosses der Kreiselwinkel φ
(t1) und zu Ende des Feuerstosses der Kreiselwinkel φ
(t2) bestimmt und daraus die Zunahme des Kreiselwinkels Δφ
= φ(t2) - φ(t1) ermittelt. Hiervon wird die Zunahme des Driftwinkels während des Feuerstosses ermittelt;
diese beträgt nämlich Δε =
ε(t2) - ε(t1). Der auch als Rutschwinkel bezeichnete Fehlerwinkel Δζ ist gleich der Zunahme des
Kreiselwinkels Δφ vermindert um die Zunahme des Driftwinkels Δε., also Δζ = Δφ - Δε.
Einzelne der eben beschriebenen Schritte zur Bestimmung des Fehler- bzw. Rutschwinkels
können vertauscht werden.
[0030] Um den korrekten Wert für den Fehlerwinkel Δζ zu erhalten, muss ggfs. als weiterer
Verfahrensschritt vor dem Messvorgang der Kreiselwinkel mit dem Coderwinkel des Geschützes
10 abgeglichen werden.
[0031] Fig. 4A und
Fig. 4B zeigen vereinfachte Schemata
100 und
200 zur Erläuterung des Datenflusses bei der Durchführung des Verfahrens nach der Erfindung,
wobei in
Fig. 4A mit dem Pfeil
A1 die Richtung der Soll-Daten und in
Fig. 4B mit dem Pfeil
A2 die Richtung der Ist-Daten angegeben ist. Es sind bezeichnet der Verkantungswinkel
mit
101, der Kreiselwinkel mit
102, die Daten der Feuerleitkontrolle für Azimut mit α
GH und für Elevation mit λ
GH, die Transformation ins Decksystem
SGD mit
203, die Geschützparameterkorrektur mit
204 und die Daten der Servoeinheiten für Azimut mit α
GD und für Elevation mit λ
GD.
[0032] Die Regeleinrichtung weist - wie schon erwähnt - in der einfachsten Ausbildung der
erfindungsgemässen Vorrichtung nur eine Regeleinheit auf, mit welcher das Azimut α
korrigiert wird. Steht das Geschütz auf einer schiefen Ebene, so wird bei diesem Verfahren
in Kauf genommen, dass der mit dem Fehler des Fehler der Elevation nicht korrigiert
wird.
[0033] Um eine verbesserte Korrektur durchzuführen, kann die Regelvorrichtung mit einer
weiteren Regeleinheit versehen werden, mittels welcher die Elevation korrigiert wird.
[0034] Die Regeleinrichtung weist einen Rechner auf, welcher entweder durch einen Geschützrechner
oder durch einen Feuerleitgerät-Rechner gebildet ist.
[0035] Bisher wurde nur die Korrektur der Richtung des Waffenrohres zur Kompensation der
Drehung der Unterlaffette um die Hochachse
Z beschrieben. Um für die Korrektur der Richtung des Waffenrohres
12 neben der Drehung um die Hochachse
Z auch die Drehung um die Querachse
Y bzw. die Nickbewegung zu berücksichtigen, muss die Messvorrichtung ein zusätzliches
Messglied zum Feststellen des Fehlerwinkels Δψ, welcher der Rotation um die
Y-Achse entspricht, aufweisen. Auch dieses Messglied ist vorzugsweise als Kreisel-Messglied,
insbesondere als Faserkreisel, ausgebildet und die Bestimmung von Δψ erfolgt in gleicher
Weise wie die Bestimmung von Δζ. Es können auch mehrere Messglieder zur Ermittlung
des Fehlerwinkels Δψ vorgesehen sein. Die Regeleinrichtung enthält hierbei stets ein
Regelglied zur Korrektur des Azimuts und ein Regelglied zur Korrektur der Elevation.
[0036] Um schliesslich für die Korrektur der Richtung des Waffenrohres
12 neben der Drehung um die Hochachse
Z und der Drehung um die Querachse
Y auch die Drehung um die Längsachse
X bzw. die Kippbewegung zu berücksichtigen, muss die Messvorrichtung ein zusätzliches
Messglied zum Feststellen des Fehlerwinkels Δξ, welcher der Rotation um die Längsachse
entspricht, aufweisen. Auch dieses Messglied ist vorzugsweise als Kreisel-Messglied,
insbesondere als Faserkreisel, ausgebildet, und die Bestimmung von Δξ erfolgt in gleicher
Weise wie die Bestimmung von Δζ und Δψ. Es können auch hier mehrere Messglieder zur
Ermittlung des Fehlerwinkels Δξ vorgesehen sein. Die Regeleinrichtung enthält auch
hier stets ein Regelglied zur Korrektur des Azimuts und ein Regelglied zur Korrektur
der Elevation.
1. Verfahren zum Korrigieren von Schiessfehlern, welche verursacht sind durch eine Bewegung
eines Waffenrohres (
12) eines Geschützes (
10) aus seiner Soll-Lage infolge einer Bewegung einer Unterlafette (18) bei Abgabe eines
Feuerstosses,
dadurch gekennzeichnet,
- dass mit Hilfe eines Winkelmessgliedes eine Ermittlung eines Fehlerwinkels (Δζ) durchgeführt
wird, längs welchem sich die Unterlafette um die Hochachse (Z) dreht,
- dass aus dem Fehlerwinkel ein Fehlersignal gewonnen wird, und
- dass das Fehlersignal zur Veränderung des Azimuts (α) des Waffenrohres (12) verwertet wird, um einen durch Drehung der Unterlafette (18) um die Hochachse (Z) verursachten Fehler des Azimuts (α) und der Elevation (λ) zu kompensieren.
2. Verfahren nach Anspruch
1,
dadurch gekennzeichnet,
- dass mit Hilfe eines weiteren Winkelmessgliedes eine Ermittlung eines Fehlerwinkels (Δψ)
durchgeführt wird, längs welchem sich die Unterlaffette (18) um die Querachse (Y) dreht,
- dass aus dem Fehlerwinkel ein weiteres Fehlersignal gewonnen wird, und
- dass das weitere Fehlersignal zur Veränderung des Azimuts (α) und der Elevation (λ) des
Waffenrohres (12) verwertet wird, um den Fehler des Azimuts und der Elevation, die durch Drehung der
Unterlafette (18) um die Querachse (Y) verursacht sind, zu kompensieren.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2,
dadurch gekennzeichnet,
- dass mit Hilfe eines weiteren Winkelmessgliedes eine Ermittlung eines Fehlerwinkels (Δξ)
durchgeführt wird, längs welchem sich die Unterlaffette (18) um die Längsachse (X) dreht,
- dass aus der Messung ein weiteres Messignal gewonnen wird, und
- dass das Messsignal zur Veränderung des Azimuts (α) und der Elevation (λ) des Waffenrohres
(12) verwertet wird, um den Fehler des Azimuts und der Elevation, die durch Drehung der
Unterlafette (18) um die Längsachse (X) verursacht sind, zu kompensieren.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Ermittlung des Fehlerwinkels (Δζ, Δψ, Δξ) ein Kreisel-Messglied verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch
4,
dadurch gekennzeichnet,
- dass als Kreisel-Messglied ein Faserkreisel verwendet wird, und
- dass vor dem Feuerstoss der zeitliche Verlauf eines Driftwinkels (ε) des Faserkreisels
ermittelt wird,
6. Verfahren nach Anspruch
5,
dadurch gekennzeichnet,
- dass
- ein erster Kreiselwinkel (φ(t1)) zu Beginn des Feuerstosses des Faserkreisels festgestellt wird,
- ein zweiter Kreiselwinkel (φ(t2)) zu Ende des Feuerstosses festgestellt wird,
- eine Kreiselwinkel-Differenz (ΔΦ) zwischen dem ersten Kreiselwinkel (φ(t1)) und dem ersten Kreiselwinkel (φ(t2)) ermittelt wird,
- eine Driftwinkel-Differenz (Δε) während des Feuerstosses ermittelt wird, und
- der Fehlerwinkel (Δζ, Δψ, Δξ) durch Subtraktion der Driftwinkel-Differenz (Δε) von
der Kreiselwinkel-Differenz (Δφ) ermittelt wird, und
- dass das aus dem Fehlerwinkel (Δζ, Δψ, Δξ) gewonnene Fehlersignal zur Änderung des Azimuts
(α) und ggfs. der Elevation (λ) für den nachfolgenden Feuerstoss verwertet wird.
7. Verfahren nach Anspruch
5,
dadurch gekennzeichnet,
- dass
- der zeitliche Verlauf des Kreiselwinkels (φ) des Faserkreisels während des Feuerstosses
festgestellt wird,
- der Fehlerwinkel (Δζ, Δψ, Δξ) durch Subtraktion des Driftwinkels (ε) vom Kreiselwinkel
(φ) ermittelt wird, und
- dass das aus dem Fehlerwinkel (Δζ, Δψ, Δξ) gewonnene Fehlersignal zur laufenden Änderung
des Azimuts (α) und ggfs. der Elevation (λ) während des Feuerstosses verwertet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass vor der Ermittlung des Fehlerwinkels (Δζ, Δψ, Δξ) eine Abgleichung der Messvorrichtung
mit Coderwinkeln des Geschützes (10) durchgeführt wird.
9. Vorrichtung zum Korrigieren von Schiessfehlern, welche verursacht sind durch eine
Bewegung eines Waffenrohres (
12) eines Geschützes (
10) aus seiner Soll-Lage infolge einer Bewegung einer Unterlafette (
18) bei Abgabe eines Feuerstosses, wobei das Geschütz (
10) eine Antriebsvorrichtung mit einer Antriebseinheit zum Einstellen des Azimuts (α)
und eine Antriebseinheit zum Einstellen der Elevation (λ) des Waffenrohres aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
- dass an der Unterlafette (18) eine Messeinrichtung (20) befestigt, welche ein Messglied aufweist, das zur Ermittlung eines Fehlerwinkels
(Δζ) ausgebildet ist, um den sich die Unterlafette (18) bei der Abgabe des Feuerstosses um die Hochachse (Z) dreht,
- dass ein Ausgang der Messeinrichtung mit einem Eingang einer Regeleinrichtung verbunden
ist, welche dazu ausgebildet ist, aus dem Fehlerwinkel (Δζ) eine Korrektur für das
Azimut (α) zu ermitteln, und
- dass ein Ausgang der Regeleinrichtung mit der zur Einstellung des Azimuts (α) vorgesehen
Antriebseinheit verbunden ist, um die durch die Bewegung der Unterlafette verursachte
Änderung des Azimuts (α) und der Elevation (λ) des Waffenrohres (12) zu kompensieren.
10. Vorrichtung nach Anspruch
9,
dadurch gekennzeichnet,
- dass die Regeleinrichtung dazu ausgebildet ist, aus dem Fehlerwinkel (Δζ) eine Korrektur
für die Elevation (λ) zu ermitteln, und
- dass ein weiterer Ausgang der Regeleinrichtung mit der zur Einstellung der Elevation (λ)
vorgesehen Antriebseinheit verbunden ist, um die durch die Bewegung der Unterlafette
verursachte Änderung der Elevation (λ) des Waffenrohres (12) zu kompensieren.
11. Vorrichtung nach den Ansprüchen 9 und 10,
dadurch gekennzeichnet,
- dass die Messeinrichtung ein weiteres, an der Unterlafette befestigtes Messglied aufweist,
das zur Ermittlung des Fehlerwinkels (Δψ) ausgebildet ist, um den sich die Unterlafette
(18) bei der Abgabe des Feuerstosses um die Querachse (Y) dreht,
- dass ein Ausgang der Messeinrichtung mit einem Eingang der Regeleinrichtung verbunden
ist, welche dazu ausgebildet ist, aus dem Fehlerwinkel (Δψ) eine Korrektur für die
das Azimut (α) und die Elevation (λ) zu ermitteln.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche
9 bis
10,
dadurch gekennzeichnet,
- dass die Messeinrichtung ein weiteres, an der Unterlafette befestigtes Messglied aufweist,
das zur Ermittlung des Fehlerwinkels (Δξ) ausgebildet ist, um den sich die Unterlafette
(18) bei der Abgabe des Feuerstosses um die Längsachse (X) dreht, und
- dass ein Ausgang der Messeinrichtung mit einem Eingang der Regeleinrichtung verbunden
ist, welche dazu ausgebildet ist, aus dem Fehlerwinkel (Δξ) eine Korrektur für die
das Azimut (α) und die Elevation (λ) zu ermitteln.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass jedes Messglied der Messeinrichtung ein Kreisel-Messglied ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch
13,
dadurch gekennzeichnet,
- dass das Kreisel-Messglied einen Faserkreisel aufweist, und
- dass die Messeinrichtung eine Vorrichtung zur Ermittlung des zeitlichen Verlaufes des
Driftwinkels (ε) des Faserkreisels und der Driftwinkel-Differenz (Δε) während des
Feuerstosses aufweist.
15. Vorrichtung nach Anspruch
14,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Messeinrichtung
- eine Einrichtung zur Feststellung
- eines ersten Kreiselwinkels (φ(t1)) zu Beginn des Feuerstosses,
- eines zweiten Kreiselwinkels (φ(t2)) zu Ende des Feuerstosses und
- einer Kreiselwinkel-Differenz (Δφ) als Differenz zwischen dem ersten Kreiselwinkel
(φ(t1)) und dem zweiten Kreiselwinkel (φ(t2)), und
- eine Einrichtung zur Ermittlung des Fehlerwinkels (Δζ, Δψ, Δξ) durch Subtraktion
der Driftwinkel-Differenz (Δε) von der Kreiselwinkel-Differenz (Δφ) aufweist, wobei
- die Antriebseinheiten so ausgebildet und angeordnet sind, dass sie zu Ende des Feuerstosses
aktiviert werden.
16. Vorrichtung nach Anspruch
14,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Messeinrichtung
- eine Einrichtung zur Feststellung des zeitlichen Verlaufes des Kreiselwinkels während
des Feuerstosses,
- eine Einrichtung zur Ermittlung des zeitlichen Verlaufes des Fehlerwinkels (Δζ,
Δψ, Δξ) durch Subtraktion des Driftwinkels (ε) vom Kreiselwinkel (φ) aufweist.
- die Antriebseinheiten so ausgebildet und angeordnet sind, dass sie während des Feuerstosses
aktiviert sind.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 16,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Messeinrichtung eine Abgleichvorrichtung aufweist, um vor Beginn des Feuerstosses
die Messglieder mit Coderwinkeln des Geschützes abzugleichen.