(57) Eine Silberlegierung zur Verwendung in der Schmuck-, Besteck- und Korpuswarenindustrie
hat einen Silbergehalt von 999%‰. Der Legierungsrest ist aus mindestens einer zusätzlichen
Komponente derart gewählt, dass beim Glühen an Luft eine Oxidation dieser Komponente
und Härtung der Silberlegierung erfolgt. Vorzugsweise ist die zusätzliche Komponente
Magnesium. Durch Zulegieren vorzugsweise von Magnesium im Bereich von 0 bis 1%‰ erhält
man eine aushärtbare Legierung, die nach der Aushärtung Festigkeitseigenschaften aufweist,
die weitgehend denen bisher gebräuchlicher Legierungen mit einem wesentlich geringeren
Silbergehalt entsprechen. Die Legierung ist durch alle gängigen Silberschmiedetechniken
und auch mit der Schmuckgusstechnik ohne Einschränkungen verarbeitbar. Es entstehen
aus der erfindungsgemäßen Legierung über gut verarbeitbare Halbfabrikate somit auch
Endprodukte, deren Gebrauchseigenschaften gegenüber solchen aus Silberlegierungen
mit niedrigerem Silbergehalt nicht eingeschränkt sind.
[0001] Die Erfindung betrifft eine Silberlegierung gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] Im Bereich der Schmuck-, Besteck- und Korpuswarenindustrie werden Silber- (Kupfer-)
Legierungen mit verschiedenen Feingehalten vielfältig eingesetzt. Gebräuchlich sind
vor allem die Feingehalte 800 ‰ und 925 ‰ (Sterlingsilber). Der Einsatz des Edelmetalls
mit noch höheren Feingehalten für oben genannte Anwendungen scheiterte bislang an
den mechanischen Eigenschaften solcher Legierungen, da die Härte mit zunehmendem Silberanteil
abnimmt und die daraus resultierende niedrige Festigkeit zum weitgehenden Verlust
der geforderten Gebrauchseigenschaften der Endprodukte führt.
Stand der Technik
[0003] Es sind Legierungen bekannt, bei denen dem Silber weitere Komponenten zuzugeben sind;
es handelt sich hierbei jedoch um Anwendungen beispielsweise in der Elektronik und
der Supraleittechnik, wo die Härte nur ein Merkmal innerhalb spezifischer Anforderungsprofile
darstellt.
Darstellung der Erfindung
[0004] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, für die genannte Verwendung Zusammensetzungen
zu finden, die einen Feingehalt von mindestens Ag999 ‰ aufweisen, und die eine Härte
haben, die zumindest der Härte der vielfältig eingesetzten Legierung Ag925 entspricht.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gemäß dem kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs
1 gelöst.
[0006] Durch Zulegieren vorzugsweise von Magnesium im Bereich von 0...1‰ erhält man Legierungen,
die sich dadurch auszeichnen, dass sie aushärtbar sind. Derartige Legierungen besitzen
nach der Aushärtung Festigkeitseigenschaften, die weitgehend denen bisher gebräuchlicher
Legierungen mit einem wesentlich geringeren Silbergehalt, wie zum Beispiel Sterlingsilber,
entsprechen.
[0007] Insbesondere ermöglicht die erfindungsgemäße Legierung eine (Dispersions)härtung
sowohl bei den Weiterverarbeitern von aus der Legierung gefertigten Halbfabrikaten,
wie auch bei den Legierungsproduzenten, und auch eine nachfolgende Bearbeitung, insbesondere
eine Kaltverformung zur weiteren Verfestigung, als auch weitere Glühbehandlungen,
ohne die erlangte Festigkeit wieder einzubüßen. Vorteilhafterweise ist die Legierung
durch alle gängigen Silberschmiedetechniken ohne Einschränkungen verarbeitbar.
[0008] Auch mit der Schmuckgußtechnik sind zusammen mit einer nachfolgenden Glühbehandlung
gebrauchsfähige Produkte mit Härten vergleichbar mit der von Ag925 herstellbar, die
insbesondere nach dem deutschen Punziergesetz als "Ag999" stempelbar sind.
[0009] Die Beständigkeit der Legierung ist gegenüber der (metallkundlich) meist heterogenen
Ag925-Legierung verbessert, da die unedlere Kupferphase nicht auftreten kann.
[0010] Die Verwendung von Produkten aus Feinsilber war bisher aufgrund der geringen Härte
und Festigkeit auf den dekorativen Effekt beschränkt. Es entstehen aus der erfindungsgemäßen
Legierung somit Endprodukte, deren Gebrauchseigenschaften nicht auf die dekorativen
beschränkt sind. Die bisher angewandte Versilberung von Ag-Cu-Legierungen als "Ersatzlösung"
kann entfallen.
Beschreibung eines bevorzugten Anwendungsbeispiels:
[0011] Gegenstand des folgenden Verfahrens ist eine Ag-Legierung mit einem Magnesiumgehalt
von 300ppm.
[0012] Die gießtechnisch erzeugte Legierung (Zustand 1) wird mit oder ohne vorherige Kaltverfestigung
15h bei 800°C unter Luft (O
2-haltige Atmosphäre) geglüht (Zustand 2). Im Anschluss an die Glühung erhält man ein
gegenüber Feinsilber deutlich festeres Material, welches finiert oder weiter umgeformt
werden kann.
[0013] Nach einer Kaltverformung von 60% (Zustand 3) kann wiederholt unter Luft geglüht
werden, man erhält ein weiterhin verarbeitbares Material. Die erste Glühung nach der
Aushärtung (Zustand 4) erbringt eine nochmals erhöhte Härte.
[0014] Weitere Umformung und Glühung trägt nicht wesentlich zur weiteren Härtesteigerung
bei.
[0015] In der Tabelle wird eine Gegenüberstellung der Eigenschaften von Feinsilber, Ag925
und AgMg gegeben, insbesondere Härte, Zugfestigkeit und Dehnung. Man erkennt, dass
die erfindungsgemäße Legierung AgMg wesentlich verbesserte Härtewerte ohne Beeinträchtigung
der andern Werte erbringt.
|
AG999 Feinsilber |
Ag925 Sterlingsilber |
AgMg |
Härte |
|
|
|
Gußhärte (HV) / Zustand 1 |
30...35 |
70 |
|
Nach Aushärtung (HV) / Zustand 2 |
- |
(130) technisch problematisch |
65 |
Kaltverfestigt 50% (HV) / Zustand 3 |
80 |
130 |
110 |
Weich (HV) / Zustand 4 Rekristallisationsglühung (des nichtasgehärteten Werkstoffes)
nach Verformung |
30...35 |
70 |
80...85 (AgMg) |
Zugfestigkeit |
|
|
|
nach Aushärtung (N/mm2) / Zustand 2 |
- |
(350) |
260 |
Kaltverfestigt 50% (N/mm2) / Zustand 3 |
290 |
400 |
ca. 400 |
weich (N/mm2) / Zustand 4 Rekristallisationsglühung nach Verformung |
150 |
250 |
|
Dehnung |
|
|
|
Nach Aushärtung (N/mm2) / Zustand 2 |
- |
≥ 30 |
≥ 25 |
Kaltverfestigt 50% (N/mm2) / Zustand 3 |
<5 |
<5 |
<5 |
Weich (N/mm2) / Zustand 4 Rekristallisationsglühung nach Verfor |
≥ 30 |
≥ 30 |
≥ 25 |
1. Silberlegierung zur Verwendung in der Schmuck-, Besteck- und Korpuswarenindustrie,
dadurch gekennzeichnet, dass ihr Silbergehalt bei mindestens 999% liegt, wobei der Legierungsrest aus mindestens
einer zusätzlichen Komponente derart gewählt ist, dass beim Glühen an Luft eine Oxidation
dieser Komponente und Härtung der Silberlegierung erfolgt.
2. Silberlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Komponente Magnesium ist.
3. Silberlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Komponente Aluminium ist.
4. Silberlegierung nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch die Verwendung von Magnesium mit einem Gehalt von 300ppm.
5. Verfahren zur Herstellung eines Halbfabrikats, beispielsweise in Blech- oder Drahtform,
aus der Silberlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Silberlegierung an sauerstoffhaltiger Atmosphäre in mindestens einer Stufe geglüht
und kaltverformt wird.