(19)
(11) EP 1 219 717 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
03.07.2002  Patentblatt  2002/27

(21) Anmeldenummer: 00127861.3

(22) Anmeldetag:  20.12.2000
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7C22C 5/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(71) Anmelder: ALLGEMEINE GOLD- UND SILBERSCHEIDEANSTALT AG
75175 Pforzheim (DE)

(72) Erfinder:
  • Tews, Peter, Dr.
    75217 Birkenfeld (DE)
  • Laag, Thomas
    75181 Pforzheim (DE)
  • Bidlingmaier, Thomas, Dr.
    70794 Filderstadt (DE)

(74) Vertreter: Frank, Gerhard, Dipl.-Phys. et al
Patentanwälte Mayer, Frank, Reinhardt, Schwarzwaldstrasse 1A
75173 Pforzheim
75173 Pforzheim (DE)

   


(54) Silberlegierung


(57) Eine Silberlegierung zur Verwendung in der Schmuck-, Besteck- und Korpuswarenindustrie hat einen Silbergehalt von 999%‰. Der Legierungsrest ist aus mindestens einer zusätzlichen Komponente derart gewählt, dass beim Glühen an Luft eine Oxidation dieser Komponente und Härtung der Silberlegierung erfolgt. Vorzugsweise ist die zusätzliche Komponente Magnesium. Durch Zulegieren vorzugsweise von Magnesium im Bereich von 0 bis 1%‰ erhält man eine aushärtbare Legierung, die nach der Aushärtung Festigkeitseigenschaften aufweist, die weitgehend denen bisher gebräuchlicher Legierungen mit einem wesentlich geringeren Silbergehalt entsprechen. Die Legierung ist durch alle gängigen Silberschmiedetechniken und auch mit der Schmuckgusstechnik ohne Einschränkungen verarbeitbar. Es entstehen aus der erfindungsgemäßen Legierung über gut verarbeitbare Halbfabrikate somit auch Endprodukte, deren Gebrauchseigenschaften gegenüber solchen aus Silberlegierungen mit niedrigerem Silbergehalt nicht eingeschränkt sind.


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Silberlegierung gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.

[0002] Im Bereich der Schmuck-, Besteck- und Korpuswarenindustrie werden Silber- (Kupfer-) Legierungen mit verschiedenen Feingehalten vielfältig eingesetzt. Gebräuchlich sind vor allem die Feingehalte 800 ‰ und 925 ‰ (Sterlingsilber). Der Einsatz des Edelmetalls mit noch höheren Feingehalten für oben genannte Anwendungen scheiterte bislang an den mechanischen Eigenschaften solcher Legierungen, da die Härte mit zunehmendem Silberanteil abnimmt und die daraus resultierende niedrige Festigkeit zum weitgehenden Verlust der geforderten Gebrauchseigenschaften der Endprodukte führt.

Stand der Technik



[0003] Es sind Legierungen bekannt, bei denen dem Silber weitere Komponenten zuzugeben sind; es handelt sich hierbei jedoch um Anwendungen beispielsweise in der Elektronik und der Supraleittechnik, wo die Härte nur ein Merkmal innerhalb spezifischer Anforderungsprofile darstellt.

Darstellung der Erfindung



[0004] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, für die genannte Verwendung Zusammensetzungen zu finden, die einen Feingehalt von mindestens Ag999 ‰ aufweisen, und die eine Härte haben, die zumindest der Härte der vielfältig eingesetzten Legierung Ag925 entspricht.

[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gemäß dem kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs 1 gelöst.

[0006] Durch Zulegieren vorzugsweise von Magnesium im Bereich von 0...1‰ erhält man Legierungen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie aushärtbar sind. Derartige Legierungen besitzen nach der Aushärtung Festigkeitseigenschaften, die weitgehend denen bisher gebräuchlicher Legierungen mit einem wesentlich geringeren Silbergehalt, wie zum Beispiel Sterlingsilber, entsprechen.

[0007] Insbesondere ermöglicht die erfindungsgemäße Legierung eine (Dispersions)härtung sowohl bei den Weiterverarbeitern von aus der Legierung gefertigten Halbfabrikaten, wie auch bei den Legierungsproduzenten, und auch eine nachfolgende Bearbeitung, insbesondere eine Kaltverformung zur weiteren Verfestigung, als auch weitere Glühbehandlungen, ohne die erlangte Festigkeit wieder einzubüßen. Vorteilhafterweise ist die Legierung durch alle gängigen Silberschmiedetechniken ohne Einschränkungen verarbeitbar.

[0008] Auch mit der Schmuckgußtechnik sind zusammen mit einer nachfolgenden Glühbehandlung gebrauchsfähige Produkte mit Härten vergleichbar mit der von Ag925 herstellbar, die insbesondere nach dem deutschen Punziergesetz als "Ag999" stempelbar sind.

[0009] Die Beständigkeit der Legierung ist gegenüber der (metallkundlich) meist heterogenen Ag925-Legierung verbessert, da die unedlere Kupferphase nicht auftreten kann.

[0010] Die Verwendung von Produkten aus Feinsilber war bisher aufgrund der geringen Härte und Festigkeit auf den dekorativen Effekt beschränkt. Es entstehen aus der erfindungsgemäßen Legierung somit Endprodukte, deren Gebrauchseigenschaften nicht auf die dekorativen beschränkt sind. Die bisher angewandte Versilberung von Ag-Cu-Legierungen als "Ersatzlösung" kann entfallen.

Beschreibung eines bevorzugten Anwendungsbeispiels:



[0011] Gegenstand des folgenden Verfahrens ist eine Ag-Legierung mit einem Magnesiumgehalt von 300ppm.

[0012] Die gießtechnisch erzeugte Legierung (Zustand 1) wird mit oder ohne vorherige Kaltverfestigung 15h bei 800°C unter Luft (O2-haltige Atmosphäre) geglüht (Zustand 2). Im Anschluss an die Glühung erhält man ein gegenüber Feinsilber deutlich festeres Material, welches finiert oder weiter umgeformt werden kann.

[0013] Nach einer Kaltverformung von 60% (Zustand 3) kann wiederholt unter Luft geglüht werden, man erhält ein weiterhin verarbeitbares Material. Die erste Glühung nach der Aushärtung (Zustand 4) erbringt eine nochmals erhöhte Härte.

[0014] Weitere Umformung und Glühung trägt nicht wesentlich zur weiteren Härtesteigerung bei.

[0015] In der Tabelle wird eine Gegenüberstellung der Eigenschaften von Feinsilber, Ag925 und AgMg gegeben, insbesondere Härte, Zugfestigkeit und Dehnung. Man erkennt, dass die erfindungsgemäße Legierung AgMg wesentlich verbesserte Härtewerte ohne Beeinträchtigung der andern Werte erbringt.
  AG999 Feinsilber Ag925 Sterlingsilber AgMg
Härte      
Gußhärte (HV) / Zustand 1 30...35 70  
Nach Aushärtung (HV) / Zustand 2 - (130) technisch problematisch 65
Kaltverfestigt 50% (HV) / Zustand 3 80 130 110
Weich (HV) / Zustand 4 Rekristallisationsglühung (des nichtasgehärteten Werkstoffes) nach Verformung 30...35 70 80...85 (AgMg)
Zugfestigkeit      
nach Aushärtung (N/mm2) / Zustand 2 - (350) 260
Kaltverfestigt 50% (N/mm2) / Zustand 3 290 400 ca. 400
weich (N/mm2) / Zustand 4 Rekristallisationsglühung nach Verformung 150 250  
Dehnung      
Nach Aushärtung (N/mm2) / Zustand 2 - ≥ 30 25
Kaltverfestigt 50% (N/mm2) / Zustand 3 <5 <5 <5
Weich (N/mm2) / Zustand 4 Rekristallisationsglühung nach Verfor ≥ 30 ≥ 30 ≥ 25



Ansprüche

1. Silberlegierung zur Verwendung in der Schmuck-, Besteck- und Korpuswarenindustrie,
dadurch gekennzeichnet, dass ihr Silbergehalt bei mindestens 999% liegt, wobei der Legierungsrest aus mindestens einer zusätzlichen Komponente derart gewählt ist, dass beim Glühen an Luft eine Oxidation dieser Komponente und Härtung der Silberlegierung erfolgt.
 
2. Silberlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Komponente Magnesium ist.
 
3. Silberlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Komponente Aluminium ist.
 
4. Silberlegierung nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch die Verwendung von Magnesium mit einem Gehalt von 300ppm.
 
5. Verfahren zur Herstellung eines Halbfabrikats, beispielsweise in Blech- oder Drahtform, aus der Silberlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Silberlegierung an sauerstoffhaltiger Atmosphäre in mindestens einer Stufe geglüht und kaltverformt wird.
 





Recherchenbericht