[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entschichten eines mit einer Korrosionsschutzschicht
versehenen Grundkörpers einer Turbinenschaufel.
[0002] Turbinenschaufeln, insbesondere Gasturbinenschaufeln, sind häufig zum Schutz gegen
Korrosion und Oxidation mit einer Korrosionsschutzschicht versehen. Gerade bei Gasturbinenschaufeln,
die in einer Gasturbine bei Temperaturen oberhalb von 600 °C oder gar oberhalb von
1000 °C zum Einsatz kommen, ist eine solche Schutzschicht zur Erzielung einer hinreichend
großen Lebenserwartung unerläßlich. Eine solche Schutzschicht besteht meistens aus
einem Material der Gruppe MCrAlX, wobei M für Eisen, Kobalt oder Nickel steht, Cr
für Chrom, Al für Aluminium und X ausgewählt ist aus der Gruppe Yttrium, Scandium,
Lantan und Seltene Erden. Für den Einsatz bei besonders hohen Temperaturen ist eine
solche Schutzschicht oft auf einen Grundkörper der Turbinenschaufel aufgebracht, der
aus einer Nickel- oder Kobaltbasis-Superlegierung besteht. Zudem kann auf die Korrosionsschutzschicht
eine keramische Wärmedämmschicht aufgebracht sein.
[0003] Die Beschichtung nutzt sich mit der Zeit durch Oxidation und Korrosion ab, es kann
auch zu Erosion und mechanischer Beschädigung kommen. Um die Turbinenschaufeln nach
einer gewissen Betriebszeit nicht vollständig austauschen zu müssen, lohnt sich in
der Regel ein Wiederherstellen der Schutzbeschichtung. Dieses "Refurbishment" erfordert
zunächst die sorgfältige Entschichtung der Turbinenschaufel von der alten Korrosionsschutzschicht.
[0004] Einen solchen Entschichtungsprozess zeigt die WO 93/03201. Hier wird eine alte Korrosionsschutzschicht,
in der insbesondere Korrosionsprodukte eingelagert sind, durch eine Reinigung und
anschließende Aufbringung einer Aluminidschicht behandelt. Mit der anschließenden
Entfernung dieser Aluminidschicht wird auch die Korrosionsschutzschicht zusammen mit
den Korrosionsprodukten entfernt. Dieser Prozess ist sehr wirksam, aber vergleichsweise
aufwendig und teuer.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein effektives und kostengünstiges Verfahren
zum Entschichten einer Turbinenschaufel von einer Korrosionsschutzschicht anzugeben.
[0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch die Angabe eines Verfahrens zum Entschichten
eines mit einer Korrosionsschutzschicht versehenen Grundkörpers einer Turbinenschaufel,
bei dem ein erster, bezüglich des Grundkörpers außen liegender Außenteil der Korrosionsschutzschicht
durch einen Wasserstrahl abrasiv abgetragen wird und anschließend ein zweiter, vor
dem Abtragen des Außenteils zwischen dem Außenteil und dem Grundkörper liegender Innenteil
der Korrosionsschutzschicht chemisch abgetragen wird.
[0007] Dieses Verfahren kombiniert erstmals ein mechanisches Abtragen einer Korrosionsschutzschicht
mittels eines Wasserstrahls mit einer chemischen Abtragung. Die mechanische Abtragung
ist besonders schnell und damit kostengünstig. Eine alleinige Abtragung der Korrosionsschutzschicht
mittels des Wasserstrahls könnte aber zu einer Beschädigung des Grundkörpers führen,
der gerade wegen der aerodynamischen Anforderungen in seiner Oberflächenform möglichst
unverändert bleiben muss. Daher wird nur ein Außenteil der Korrosionsschutzschicht
durch den Wasserstrahl abgetragen. Anschließend erfolgt eine weitere Abtragung über
einen chemischen Angriff.
A) Die Korrosionsschutzschicht weist eine mittlere Gesamtschichtdicke auf, wobei vorzugsweise
der Außenteil eine Außenteilschichtdicke aufweist, die mindestens 70% der Gesamtschichtdicke
beträgt. Der größte Anteil der Korrosionsschutzschicht wird somit über den Wasserstrahl
abrasiv abgetragen. Weiter bevorzugt beträgt die Außenteilschichtdicke höchstens 95%
der Gesamtschichtdicke. Dies gewährleistet, dass der Wasserstrahl nicht auf den Grundkörper
trifft und diesen hierdurch schädigen kann.
B) Vorzugsweise wird der Innenteil mittels Salzsäure abgetragen.
C) Bevorzugt trifft der Wasserstrahl unter einem Druck zwischen xx bar und xx bar1 auf die Korrosionsschutzschicht.
D) Die Korrosionsschutzschicht steht vorzugsweise aus McrAlX, wobei M ausgewählt ist
aus der Gruppe (Eisen, Kobalt, Nickel), Cr Chrom ist, Al Aluminium ist und X ausgewählt
ist aus der Gruppe (Yttrium, Scandium, Lanthan, Seltene Erden). Eine solche Korrosionsschutzschicht
ist insbesondere bei sehr hohen Temperaturen besonders wirksam. Bei einer Langzeitbeanspruchung
unterliegt eine solche MCrAlX-Schicht einer Verarmung der Beta-Phase. Diese Verarmung
der Beta-Phase im Außenbereich der Korrosionsschutzschicht führt dazu, dass ein alleiniger
chemischer Angriff zur Entfernung der Korrosionsschutzschicht nur schwer und aufwendig
möglich ist. Gerade bei einer solchen beta-verarmten Korrosionsschutzschicht ist somit
die Kombination des chemischen Entschichtens mit einem vorgeschalteten abrasiven,
mechanischen Entschichten besonders vorteilhaft.
E) Vorzugsweise besteht der Grundkörper aus einer Nickeloder Kobaltbasis-Superlegierung.
Eine solche Legierung ist besonders hochtemperaturfest, aber auch teurer als etwa
hochtemperaturfeste Stähle. Dementsprechend lohnt sich gerade bei einem solchen Grundkörper
das "Refurbishment", also das Entschichten und nachträgliche Wiederaufbringen einer
neuen Schicht.
F) Vorzugsweise erfolgt nach dem chemischen Abtrag eine Bestimmung der Restschichtdicke
der Korrosionsschutzschicht. Dies kann z.B. auf thermographischem Wege geschehen.
Hierdurch wird ermittelt, an welchen Stellen auf dem Grundkörper noch Reste der Korrosionsschutzschicht
vorhanden sind und welche Dicke die Restschichtbereiche aufweisen. Weiter bevorzugt
werden sodann solche verbliebenen Schichtbereich der Korrosionsschutzschicht, die
eine Restschichtdicke größer als 5% der ursprünglichen Gesamtschichtdicke aufweisen,
abrasiv mit dem Wasserstrahl bis auf eine Mindestdicke abgetragen. In Teilbereichen
wird somit erneut durch eine Wasserstrahlbehandlung vergleichsweise dicke Schichtbereiche
abgetragen, wobei aber auch hier nicht bis auf den Grundkörper abgetragen wird, sondern
zum Schutz des Grundkörpers nur bis auf eine Mindestdicke. Weiter bevorzugt wird anschließend
eine weitere chemische Abtragung von verbliebenen Restschichtbereichen durchgeführt.
G) Der Grundkörper ist vorzugsweise einkristallin oder gerichtet erstarrt. Ein solcher
Grundkörper weist eine besonders hohe Belastbarkeit unter Fliehkräften auf und wird
vergleichsweise aufwendig und teuer hergestellt. Hier ist ein Wiederaufarbeiten der
Korrosionsschutzschicht wirtschaftlich besonders sinnvoll.
H) Bevorzugt hat der Grundkörper eine Längsausdehnung größer als 20 cm. Gerade bei
solch großen Turbinenschaufeln ist ein konventionelles Refurbishment sehr zeitaufwendig
und damit teuer. Die kombinierte Behandlung mit einem Wasserstrahl und chemischem
Abtrag führt hier zu besonders hohen Kostenvorteilen.
1 Bitte Werte angeben
[0008] Die Ausführungen gemäß der Absätze A) bis H) können auch in beliebiger Weise miteinander
kombiniert werden.
[0009] Die Erfindung wird beispielhaft anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen teilweise
schematisch und nicht maßstäblich:
- FIG 1
- den Abtrag einer Korrosionsschutzschicht auf einer Turbinenschaufel mittels eines
Wasserstrahls,
- FIG 2
- einen Ausschnitt eines Querschnitts durch eine Turbinenschaufel mit einer Korrosionsschutzschicht,
und
- FIG 3
- einen chemischen Abtrag einer Korrosionsschutzschicht auf einer Turbinenschaufel.
[0010] Gleiche Bezugszeichen haben in den verschiedenen Figuren die gleiche Bedeutung.
[0011] Figur 1 zeigt eine Gasturbinenschaufel 1. Die Gasturbinenschaufel 1 weist einen Grundkörper
3 aus einer Nickel- oder Kobaltbasis-Superlegierung auf. Die Gasturbinenschaufel 1
ist entlang einer Schaufelachse 2 gerichtet. Entlang der Schaufelachse 2 folgt einem
Schaufelblatt 5 ein Plattformbereich 7 und ein Befestigungsbereich 9. Auf die Oberfläche
des Blattbereichs 5 und auch auf die dem Blattbereich 5 zugewandte Oberfläche des
Plattformbereichs 7 ist eine Korrosionsschutzschicht 11 aufgebracht. Diese besteht
aus einer MCrAlY-Legierung. Die Korrosionsschutzschicht 11 weist einen bezüglich des
Grundkörpers 3 außenliegenden Außenteil 13 auf. Zwischen dem Außenteil 13 und dem
Grundkörper 3 ist ein Innenteil 15 der Korrosionsschutzschicht 11 angeordnet. Die
Unterscheidung zwischen Außenteil 13 und Innenteil 15 bedeutet nicht notwendigerweise
eine chemische oder kristallographische Verschiedenheit dieser Bereiche. Der Außenteil
13 ist vielmehr im Entschichtungsverfahren dadurch definiert, dass er durch einen
Wasserstrahl 23 aus einer Wasserstrahleinrichtung 21 abgetragen wird. Diese Entschichtung
mittels eines Wasserstrahls beschleunigt den gesamten Vorgang des Entschichtens der
Gasturbinenschaufel 1 von der Korrosionsschutzschicht 11 erheblich. Gerade für große
Gasturbinenschaufel 1 mit einer entlang der Schaufelachse 2 gemessenen Längsausdehnung
11 größer als 20 cm führt dieser Zeitvorteil zu erheblichen Kostenreduktionen. Die
Korrosionsschutzschicht 11 wird aber durch den Wasserstrahl 23 nicht bis auf den Grundkörper
3 abgetragen. Vielmehr bleibt der Innenteil 15 auf dem Grundkörper 3 erhalten. Somit
ist sichergestellt, dass der Wässerstrahl 23 nicht etwa schädigend auf den Grundkörper
3 auftrifft oder diesen in aerodynamischer Weise an seiner Oberfläche verändert. Nach
der Entschichtung mittels des Wasserstrahls 23 wird der Innenteil 15 chemisch abgetragen.
Dies geschieht insbesondere mittels Salzsäure. Die Abtragung mittels des Wasserstrahls
23 führt nicht unbedingt zu einer Restbeschichtung mit dem Innenteil 15 mit einer
homogenen Schichtdicke. Die Schichtdicke kann lokal variieren.
[0012] In Figur 2 ist ein Längsschnitt durch einen Ausschnitt der Gasturbinenschaufel 1
dargestellt. Auf dem Grundkörper 3 ist die Korrosionsschutzschicht 11 angeordnet.
Der Außenteil 13 der Korrosionsschutzschicht 11 ist bereits teilweise vom Wasserstrahl
23 abgetragen. Die Korrosionsschutzschicht 11 weist eine Gesamtschichtdicke D1 auf.
Der Außenteil 13 der Korrosionsschutzschicht 11 weist eine Außenteilschichtdicke D2
auf. Der Innenteil 15 der Korrosionsschutzschicht 11. weist eine Innenteilschichtdicke
D3 auf. Die Außenteilschichtdicke D2 ist größer als 70% der Gesamtschichtdicke D1,
aber kleiner als 95% der Gesamtschichtdicke D1. Hierdurch wird einerseits die Abtragung
eines großen Teils der Korrosionsschutzschicht 11 mittels des Wasserstrahls 23 und
damit kostengünstig erreicht. Andererseits wird vermieden, dass der Wasserstrahl 23
auf den Grundkörper 3 trifft.
[0013] Figur 3 zeigt schematisch den chemischen Abtrag in einem Salzsäurebad 31. Durch das
Salzsäurebad 31 wird der Innenteil 15 der Korrosionsschutzschicht 11 im wesentlichen
entfernt. Nach einer solchen Behandlung können aber lokal Schichtbereiche 33 der Korrosionsschutzschicht
11 bestehen bleiben. Solche Schichtbereiche 33 werden durch ein geeignetes Verfahren,
z.B. thermographisch, bestimmt. Weisen solche Schichtbereiche 33 noch eine Restschichtdicke
R auf, die noch vergleichsweise dick ist, so kann erneut mittels des Wasserstrahls
23 ein abrasiver Abtrag bis auf eine Mindestschichtdicke M erfolgen. Anschließend
werden die Schichtbereiche 33 erneut einer Säurebehandlung unterzogen. Gegebenenfalls
wird dieses Verfahren mehrfach wiederholt. Letztlich ist die Turbinenschaufel 1 in
effizienter Weise praktisch völlig entschichtet. Auf eine so entschichtete Turbinenschaufel
1 kann nun eine neue Korrosionsschutzschicht 11 aufgebracht werden.
1. Verfahren zum Entschichten eines mit einer Korrosionsschutzschicht (11) versehenen
Grundkörpers (3) einer Turbinenschaufel (1), bei dem ein erster, bezüglich des Grundkörpers
(3) außen liegender Außenteil (13) der Korrosionsschutzschicht (11) durch einen Wasserstrahl
(23) abrasiv abgetragen wird und anschließend ein zweiter, vor dem Abtragen des Außenteils
(13) zwischen dem Außenteil (13) und dem Grundkörper (3) liegender Innenteil (15)
der Korrosionsschutzschicht (11) chemisch abgetragen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
bei dem die Korrosionsschutzschicht (11) eine mittlere Gesamtschichtdicke (D1) aufweist,
wobei der Außenteil (13) eine Außenteilschichtdicke (D2) aufweist, die mindestens
70% der Gesamtschichtdicke (D1) beträgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
bei dem die Außenteilschichtdicke (D2) höchstens 95% der Gesamtschichtdicke (D1) beträgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
bei dem der Innenteil (15) mittels Salzsäure abgetragen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
bei dem der Wasserstrahl (23) unter einem Druck zwischen XX bar und XX bar auf die
Korrosionsschutzschicht (11) trifft.
6. Verfahren nach Anspruch 1,
bei dem die Korrosionsschutzschicht (11) aus MCrAlX besteht, wobei
M ausgewählt ist aus der Gruppe (Eisen, Kobalt, Nickel),
Cr Chrom ist,
Al Aluminium ist und
X ausgewählt ist aus der Gruppe (Yttrium, Scandium, Lanthan, Seltene Erden).
7. Verfahren nach Anspruch 1,
bei dem der Grundkörper (3) aus einer Nickel- oder Kobaltbasis-Superlegierung besteht.
8. Verfahren nach Anspruch 1,
bei dem nach dem chemischen Abtrag eine Bestimmung der Restschichtdicke (R) der Korrosionsschutzschicht
(11) erfolgt.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
bei dem nach der Bestimmung der Restschichtdicke (R) verbliebene Schichtbereiche (33)
der Korrosionsschutzschicht (11) die eine Restschichtdicke (R) größer als 5% der ursprünglichen
Gesamtschichtdicke (D1) aufweisen, abrasiv mit dem Wasserstrahl (23) bis auf eine
Mindestdicke (M) abgetragen werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
bei dem anschließend eine weitere chemische Abtragung von verbliebenen Restschichtbereichen
(33) erfolgt.
11. Verfahren nach Anspruch 1,
bei dem der Grundkörper (3) einkristallin oder gerichtet erstarrt ist.
12. Verfahren nach Anspruch 11
bei dem der Grundkörper (3) eine Längsausdehnung (L) größer als 20 cm hat.