[0001] Die Erfindung betrifft einen fliegenden Rollenwechsler in einer Rollenrotationsdruckmaschine,
mit welchem sich ein Rollenwechsel während des Stillstandbetriebs oder während des
Kriechbetriebs der Rollenrotationsdruckmaschine durchführen lässt.
[0002] Fliegende Rollenwechsler sind aus dem Stand der Technik bekannt und dienen dazu,
bei Rollenrotationsdruckmaschinen - das heißt bei Druckmaschinen, bei denen die zu
bedruckende Papierbahn von einer Vorratsrollen abgerollt und den Druckwerken für den
Druckvorgang zugeführt wird - den Bahnanfang einer neuen Papierrolle während des Fortdruckbetriebs
der Druckmaschinen ohne Unterbrechung mit der laufenden Papierbahn der auslaufenden
Rolle zu verbinden, wenn sich der Papiervorrat auf der auslaufenden alten Papierrolle
seinem Ende nähert.
[0003] Nachteilig bei den aus dem Stand der Technik bekannten fliegenden Rollenwechslern
ist es hierbei, dass ein fliegender Rollenwechsel nur während des Fortdruckbetriebs
der Druckmaschine, nicht jedoch während des Stillstands oder Kriechbetriebes derselben,
bei welchem die Bedruckstoffbahn nur mit wenigen Zentimetern pro Sekunde bewegt wird,
durchgeführt werden kann.
[0004] Ein solcher Wechsel der auslaufenden alten Papierrolle gegen eine neue Papierrolle
kann bei bestimmten Druckaufträgen jedoch wünschenswert sein, beispielsweise wenn
ein vorhergehender Druckauftrag beendet wurde und nur noch eine geringe Papiermenge
bis zum nächsten Rollenwechsel auf der alten Papierrolle verbleibt. In einem solchen
Fall besteht die Gefahr, dass es beim erneuten Hochfahren der Druckmaschine zu Beginn
des neuen Druckauftrags aufgrund der mit einem Rollenwechsel verbundenen Bahnspannungsschwankungen
aufgrund der komplizierten dynamischen Regelvorgänge leicht zu Bahnrissen kommen kann.
[0005] Weiterhin kann ein frühzeitiger Wechsel der alten Papierrolle gegen eine neue Papierrolle
während des Stillstandbetriebes oder während des Kriechbetriebes der Druckmaschine
dann erforderlich sein, wenn bei dem vorhergehenden Druckauftrag und dem nachfolgenden
Druckauftrag unterschiedliche Papiersorten oder Bahnformate verarbeitet werden.
[0006] Demgemäß ist es eine Aufgabe der Erfindung, einen fliegenden Rollenwechsler in einer
Rollenrotationsdruckmaschine, insbesondere einer Rollenrotations-Offsetdruckmaschine
für den Zeitungsdruck, zu schaffen, mit der sich ein Rollenwechsel auch während des
Stillstandbetriebes der Druckmaschine mit hoher Zuverlässigkeit und in kürzester Zeit
durchführen lässt.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale von Anspruch 1 gelöst.
[0008] Weitere Merkmale der Erfindung sind in den Unteransprüchen beschrieben.
[0009] Gemäß der Erfindung besitzt ein fliegender Rollenwechsler zum Verbinden des Anfangs
einer neuen Papierbahn einer neuen Papierrolle mit einer ablaufenden alten Papierbahn
einer alten Papierrolle, die über eine Tänzerwalze geführt ist, erste Antriebsmittel,
welche während des Stillstandes der Druckmaschine oder während des Kriechbetriebes
derselben die neue Papierrolle mit einer minimalen Spleiß-Geschwindigkeit rotieren.
Die Vorrichtung umfasst weiterhin zweite Antriebsmittel, die die stehende oder sich
mit Kriechgeschwindigkeit, das heißt mit einer Umfangsgeschwindigkeit im Bereich von
zum Beispiel 0,1 m/s bewegende alte Papierrolle auf eine Geschwindigkeit beschleunigen,
die im Wesentlichen der minimalen Spleiß-Geschwindigkeit entspricht. Um den hierbei
auftretenden Durchhang der Papierbahn aufzunehmen, wird vorzugsweise gleichzeitig
mit dem Beschleunigen der alten Papierrolle auf die Spleiß-Geschwindigkeit die Tänzerwalze
in der entsprechenden Richtung in der Weise verfahren bzw. bewegt sich in der Weise,
dass in der alten Papierbahn im Bereich des Rollenwechslers eine im Wesentliche gleichmäßige
Spannung aufrecht erhalten wird. Die Stellmittel können dabei in vorteilhafter Weise
durch einen Pneumatikzylinder gebildet werden, der aus einer Druckluftquelle mit vorzugsweise
großer Kapazität gespeist wird und der eine konstante und vorzugsweise im Wesentlichen
positionsunabhängige Kraft auf die alte Papierbahn ausübt. Die erfindungsgemäße Vorrichtung
umfasst ferner Verbindungsmittel, welche die alte und die neue Papierbahn miteinander
verbinden, während sich die Papierbahnen mit der minimalen Spleiß-Geschwindigkeit
bewegen und die Tänzerwalze durch die Stellmittel verfahren wird.
[0010] Die erfindungsgemäße Vorrichtung besitzt den Vorteil, dass bei einem fliegenden Rollenwechsler
der Spleißvorgang, das heißt dass Ankleben des Bahnanfangs der neuen Papierrolle an
die alte Papierrolle auch während des Stillstands oder des sehr langsamen Kriechbetriebes
der Druckmaschine, bei welchem die Druckmaschine in der Regel nur zentimeterweise
bewegt wird, durchgeführt werden kann. Hierdurch können nach Beendigung eines Druckauftrags
bereits während der Vorbereitungsphase für den neuen Druckauftrag, das heißt beispielsweise
während des Wechselns der Druckplatten, die alten Papierrollen mit ausgewechselt werden,
ohne dass die Druckmaschine hierzu ihren Druckbetrieb mit einer höheren Fortdruckgeschwindigkeit
aufnehmen muss. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn auf der alten auslaufenden
Papierrolle nur noch ein geringer Papiervorrat vorhanden ist, der beim erneuten Hochfahren
der Druckmaschine für einen Druckauftrag bereits während des Hochfahrens zu einem
fliegenden Rollenwechsel führen würde, da insbesondere beim Hochfahren der Druckmaschine
von der zentralen Steuerungs- und Regeleinrichtung zahlreiche Regelparameter überwacht
werden müssen, die sich dynamisch ändern.
[0011] Ein weiterer Vorteil ist darin zu sehen, dass bei einem Formatwechsel zwischen einem
vorhergehenden Druckauftrag und einem neuen Auftrag die neue oder die neuen Papierrollen
für das andere Format automatisch im Stillstand gewechselt werden können, während
beispielsweise die Druckwerke mit neuen Druckplatten bestückt werden.
[0012] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird die erste Papierrolle
durch die ersten Antriebsmittel - beispielsweise positions- und/oder geschwindigkeitsgeregelte
Elektromotoren - zuerst auf eine minimale Synchronisationsgeschwindigkeit beschleunigt,
und dann vorzugsweise für eine gewisse Zeit, beispielsweise einige Sekunden, mit dieser
minimalen Synchronisationsgeschwindigkeit rotiert. Im Anschluss daran wird die neue
Papierrolle beispielsweise durch Bremsmittel, zum Beispiel eine bekannte Scheibenbremse,
oder aber durch eine entsprechende Bestromung der ersten Antriebsmittel von der minimalen
Synchronisationsgeschwindigkeit auf die minimale Spleiß-Geschwindigkeit heruntergebremst.
Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass die minimale Spleiß-Geschwindigkeit mit einer
erhöhten Genauigkeit und in einer vergleichsweise kürzeren Zeit erreicht und eingeregelt
werden kann, als es bei einem direkten Hochbeschleunigen der neuen Papierrolle aus
dem Stillstand möglich ist.
[0013] Um den Verfahrweg der Tänzerwalze, die zu Beginn des Rollenwechsels, das heißt am
Ende des vorhergehenden Druckauftrages, vorzugsweise in ihre Nullposition verfahren
wurde, möglichst klein zu halten, kann es gemäß einer weiteren Ausführungsform der
Erfindung vorgesehen sein, dass die zweiten Beschleunigungsmittel die alte Papierrolle
erst dann beschleunigen, wenn die neue Papierrolle die minimale Spleiß-Geschwindigkeit
erreicht hat. Die zweiten Beschleunigungsmittel können in gleicher Weise wie die ersten
Beschleunigungsmittel vorzugsweise durch einen positions- und/oder geschwindigkeitsgeregelten
Elektromotor angetrieben werden.
[0014] Die Verbindungsmittel umfassen vorzugsweise eine Andrückwalze, welche die alte Papierbahn
an die mit einem Klebeabschnitt, beispielsweise mit einem doppelseitigen Klebeband,
versehene neue Papierrolle andrückt, nachdem sich die alte Papierrolle sowie auch
die neue Papierrolle für eine gewisse Zeit, beispielsweise für ein bis zwei Sekunden
mit der minimalen Spleiß-Geschwindigkeit bewegt haben.
[0015] Das Andrücken der alten Papierbahn an die neue, im Bereich des Papierbahnanfangs
mit einem Klebeabschnitt versehene Papierrolle erfolgt dabei vorteilhafter Weise in
Abhängigkeit von der Position der neuen Papierrolle, die mit Hilfe von einem oder
mehreren Sensoren bestimmt wird, welche auf der neuen Papierrolle aufgebrachte Markierungen
detektieren. Die Markierungen können beispielsweise Metallstreifen oder auch farbige
Markierungen sein, die von entsprechend ausgebildeten Sensoren erfasst werden, und
die beispielsweise auch innerhalb des Klebeabschnitts, beispielsweise innerhalb des
Klebebandes, oder sogar durch das Klebeband selbst, im Klebeabschnitt angeordnet sein
können.
[0016] So kann es beispielsweise vorgesehen sein, dass der Zeitpunkt, zu dem die neue Papierrolle
von der minimalen Synchronisationsgeschwindigkeit auf die minimale Spleiß-Geschwindigkeit
abgebremst wird, eine vorgegebene Zeitspanne nach der Detektion der Markierung auf
der neuen Papierrolle gelegt wird, wobei die Zeitspanne vorzugsweise einstellbar ist.
[0017] In gleicher Weise kann das Sensorsignal, welches in der Regel mit der vorlaufenden
Kante der auf der neuen Papierrolle aufgewickelten Papierbahn korrespondiert, zur
Steuerung eines Spleiß- oder Anschlagmessers verwendet werden, welches die alte Papierbahn
während des Verbindens, oder eine kurze Zeit nach dem Verbinden der sich mit der minimalen
Spleiß-Geschwindigkeit bewegenden alten und neuen Papierbahn durch die Andrückwalze
durchtrennt.
[0018] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist ein erfindungsgemäßes Verfahren
zum Verbinden des Anfangs einer neuen Papierbahn einer neuen Papierrolle mit einer
ablaufenden, über eine Tänzerwalze geführten alten Papierbahn einer alten Papierrolle
in einem fliegenden Rollenwechsler einer Rollenrotationsdruckmaschine während des
Stillstands oder während des Kriechbetriebes der Druckmaschinen dadurch gekennzeichnet,
dass die neue Papierrolle zuerst mit einer minimalen Spleiß-Geschwindigkeit rotiert
wird, die alte Papierrolle aus dem Stillstand oder von einer der Kriechgeschwindigkeit
der Druckmaschine entsprechenden Geschwindigkeit aus auf eine Geschwindigkeit beschleunigt
wird, die im Wesentlichen der minimalen Spleiß-Geschwindigkeit entspricht, wobei gleichzeitig
die Tänzerwalze in der Weise verfahren wird, dass sich eine im Wesentlichen gleichmäßige
Spannung in der Papierbahn einstellt oder eine solche aufrechterhalten wird, und im
Anschluss daran die alte und die neue Papierbahn miteinander verbunden werden, während
sich diese mit der minimalen Spleiß-Geschwindigkeit bewegen.
[0019] Durch den Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens, welches beispielsweise in Form
einer softwaremäßigen Steuerung in der zentralen Steuerungseinrichtung einer Rollenrotationsdruckmaschine
realisiert sein kann, ergibt sich der Vorteil, dass die Stillstandszeit der Druckmaschine
nach Beendigung eines Druckauftrags ohne zusätzlichen Zeitaufwand für einen Rollenwechsel
genutzt werden kann. Durch die softwaremäßige Realisierung des Verfahrens durch eine
entsprechende Programmierung der zentralen Steuerungs- und Regelungseinrichtung der
Druckmaschine, bzw. desjenigen Teils der Steuerungs- und Regelungseinrichtung, die
dem fliegenden Rollenwechsler zugeordnet ist, ergibt sich die Möglichkeit, das Verfahren
in kostengünstiger Weise auch bei älteren Druckmaschinen mit geringen mechanischen
Änderungen nachzurüsten.
[0020] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens wird dabei die neue Papierrolle
zuerst auf eine minimale Synchronisationsgeschwindigkeit beschleunigt, die beispielsweise
im Bereich von 0,5 m/s liegen kann und anschließend von der minimalen Synchronisationsgeschwindigkeit
auf die minimale Spleiß-Geschwindigkeit heruntergebremst. Hierdurch ergibt sich der
Vorteil, dass die Spleiß-Geschwindigkeit bei großen Papierrollen mit einem großen
Trägheitsmoment durch den Einsatz von bekannten Bremseinrichtungen, wie beispielsweise
Scheibenbremsen oder eine entsprechende Bestromung eines elektrischen Antriebsmotors,
welcher die neue Papierrolle antreibt, auf einfache und kostengünstige Weise ohne
den Einsatz von aufwendigen leistungsstarken Antrieben innerhalb von kürzester Zeit
erreicht werden kann.
[0021] Weiterhin ergibt sich der Vorteil, wenn der Sensor zur Detektion der Markierung auf
der neuen Papierrolle in dichtem Abstand zum Spleißkopf angeordnet ist der Vorteil,
dass der Spleißvorgang insgesamt in einer kürzeren Zeit durchgeführt werden kann,
da die neue Papierrolle keine vollständige Umdrehung mehr durchführen muss, wenn die
Zeitdauer zwischen der Detektion der Markierung und dem Spleißvorgang nicht mehr ausreicht,
um die Vorausberechnungen der verschiedenen Zeitpunkte zu denen die einzelnen Aktionen
während des Spleißvorgangs durchgeführt werden, rechtzeitig vorzunehmen. So benötigt
die neue Papierrolle für eine vollständige Umdrehung ca. 20 bis 30 Sekunden, was beim
Beschleunigen der neuen Papierrolle auf die minimale Synchronisationsgeschwindigkeit
demgemäß an Zeit eingespart wird.
[0022] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird die Beschleunigung der alten
Papierrolle - die aufgrund ihres geringen Durchmessers und ihrer geringen Masse erheblich
schneller und ohne den Einsatz von leistungsstarken Motoren beschleunigt werden kann
- erst dann beschleunigt, wenn die neue Papierrolle die minimale Spleiß-Geschwindigkeit
erreicht hat. Die minimale Spleiß-Geschwindigkeit kann dabei beispielsweise im Bereich
von 0,1 m/s bis 0,4 m/s liegen, ist jedoch nicht auf die genannten Werte beschränkt.
[0023] Des weiteren kann es in vorteilhafter Weise vorgesehen sein, dass das Verbinden der
alten und der neuen Papierbahn durch Andrücken der alten Papierbahn an die - vorzugsweise
im Bereich der vorlaufenden Papierbahnkante - mit einem Klebeabschnitt, beispielsweise
mit doppelseitigem Klebeband, versehene neue Papierrolle erzielt wird. Um die Position
des Klebeabschnitts auf der neuen Papierrolle - und darüber ihre Position und/oder
Geschwindigkeit - zur Optimierung des Spleiß-Vorgangs zu detektieren, werden vorzugsweise
ein oder mehrere Sensoren eingesetzt, die eine im Bereich der Vorderkante der neuen
Papierbahn auf diese aufgebrachte Markierung optisch und/oder induktiv erfassen. Die
Signale des oder der Sensoren werden dann der zentralen Steuerungseinrichtung der
Druckmaschine oder des fliegenden Rollenwechslers zugeleitet, um daraus die optimalen
Zeitpunkte für das Herunterbremsen der neuen Papierrolle von der minimalen Synchronisationsgeschwindigkeit
auf die minimale Spleiß-Geschwindigkeit, das Beschleunigen der alten Papierrolle auf
die minimale Spleiß-Geschwindigkeit, den Zeitpunkt des Anstellens der Andrückwalze
gegen die neue Papierrolle sowie den Zeitpunkt des Durchtrennens der alten Papierbahn
stromaufwärts der Verbindungsstelle, zu bestimmen, was vorzugsweise in gleicher Weise
wie die Bestimmung der anderen Zeitpunkte durch eine Berechnung mittels einer zentralen
Steuerungs- und Regelungseinrichtung erfolgt.
[0024] Die Erfindung wird nachfolgend mit Bezug auf die Zeichnungen anhand einer bevorzugten
Ausführungsform beschrieben.
[0025] In den Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Seitendarstellung eines fliegenden Rollenwechslers gemäß der Erfindung
und
- Fig. 2
- ein Diagramm über den zeitlichen Ablauf der in der erfindungsgemäßen Vorrichtung ablaufenden
Vorgänge.
[0026] Wie in Fig. 1 gezeigt ist, umfasst ein erfindungsgemäßer fliegender Rollenwechsler
1 ein im Gehäuse 2 des Rollenwechslers rotierbares Gestell 4 mit einem ersten Tragarm
6 für eine neue Papierrolle 8 sowie einem zweiten Tragarm 10 für eine alte auslaufende
Papierrolle 12.
[0027] Die von der alten Rolle 12 ablaufende alte Papierbahn 14 wird über eine nicht näher
bezeichnete Umlenkwalze in Richtung des Spleißkopfes 16 geführt, der eine Andrückrolle
oder Klebewalze 18 sowie ein stromaufwärts von dieser angeordnetes Schlagmesser 20
zum Durchtrennen der alten Papierbahn 14 nach dem Verbindungsvorgang, nachfolgend
auch Spleißvorgang genannt, umfasst.
[0028] Die alte Papierbahn wird zwischen der neuen Papierrolle 8 und dem Spleißkopf 16 vorbei
in Richtung einer durch schematisch angedeutete Pneumatikzylinder 21 betätigten Tänzerwalze
22 geführt, die die alte Papierbahn 14 zur Erzeugung einer konstanten Bahnspannung
mit einer im Wesentlichen konstanten Kraft beaufschlagt. Die alte Papierbahn 14 wird
anschließend über weitere nicht näher bezeichnete Zugwalzen und Umlenkwalzen in Richtung
der Druckwerke geführt.
[0029] Wie in Fig. 1 weiterhin schematisch angedeutet ist, umfasst der erfindungsgemäße
Rollenwechsler 1 erste Antriebsmittel zum Antrieb der neuen Papierrolle 8, die einen
zum Beispiel auf den Spannkronus des Rollenkerns wirkenden ersten Antriebsmotor 24
in Form eines Elektromotors umfassen.
[0030] Um die neue Papierrolle 8 von einer höheren Geschwindigkeit auf eine niedrigere Geschwindigkeit
herunterbremsen zu können, sind weiterhin Bremsmittel 28 vorgesehen, die in Fig. 1
schematisch durch eine Bremsscheibe und eine stilisierte Bremszange dargestellt sind.
Die Bremsmittel 28 können jedoch in gleicher Weise durch den ersten Elektromotor 24
gebildet werden, wenn dieser in der Weise bestromt wird, dass er auf die neue Papierrolle
8 ein Bremsmoment ausübt.
[0031] Ein zweiter Elektromotor 30 ist vorzugsweise mit dem Spannkonus der Wickelwelle der
neuen Papierrolle 12 gekoppelt, um diese auf eine vorgegebene Geschwindigkeit zu beschleunigen.
[0032] Der zweite Antriebsmotor 30 kann durch eine entsprechende Bestromung ebenfalls als
Bremsmittel 32 zum Abbremsen der alten Papierrolle 12 verwendet werden, was in Fig.
1 durch die stilisiert dargestellte Scheibenbremse angedeutet ist.
[0033] Die Durchführung eines erfindungsgemäßes Spleißes während des Stillstandbetriebes
der Druckmaschine wird nachfolgend anhand von Fig. 2 bei stillstehender Druckmaschine
beschrieben, wobei V
press die Maschinengeschwindigkeit und V
12 die Geschwindigkeit der alten Papierrolle angeben, die aus darstellungstechnischen
Gründen in einem geringen Abstand zueinander gezeichnet sind, zu Beginn des Spleißvorgangs
jedoch im Wesentlichen gleich groß sind.
[0034] Die neue Papierrolle 8 wird sodann durch die ersten Antriebsmittel 24 in der Weise
beschleunigt, dass sie zu einem Zeitpunkt T
1 eine Umfangsoberflächengeschwindigkeit V
8 erreicht, die im Wesentlichen einer vorgegebenen minimalen Synchronisationsgeschwindigkeit
V
sync entspricht, die beispielsweise im Bereich von 0,5 m/s liegt.
[0035] Nachdem von einem Sensor 34 eine den Bahnanfang auf der neuen Papierrolle 8 kennzeichnende
Markierung 36 detektiert wurde und dadurch der Pegel des Sensorsignals S
34 kurzzeitig ansteigt, wird aufgrund des Signals S
34 des Sensors 34 ein Zeitpunkt t
2 vorausberechnet, zu welchem die Geschwindigkeit V
8 der neuen Papierrolle 8 von der Synchronisationsgeschwindigkeit V
sync auf eine minimale Spleiß-Geschwindigkeit V
Spleiß herunterverzögert wird. Eine kurze Zeit nachdem die Oberflächengeschwindigkeit V
8 der neuen Papierrolle 8 zu einem Zeitpunkt t
3 die minimale Spleißgeschwindigkeit V
Spleiß erreicht hat, wird die alte Papierrolle 12 zu einem Zeitpunkt t
4 auf eine Geschwindigkeit V
12 beschleunigt, die im Wesentlichen der minimalen Spleißgeschwindigkeit V
Spleiß entspricht. Wie sich aus Fig. 2 erkennen lässt, wird die Geschwindigkeit V
22, mit der sich die Tänzerwalze 22 bewegt, entsprechend der Geschwindigkeit V
12 der alten Papierrolle 12 erhöht, um den Durchhang der alten Papierbahn 14 aufzunehmen,
der durch das Beschleunigen der alten Papierrolle 12 zum Zeitpunkt t
4 entsteht. Aus darstellungstechnischen Gründen wurde die Geschwindigkeit V
22 der Tänzerwalze 22 in Fig. 2 mit einer eigenen Skala nochmals separat eingezeichnet.
[0036] Wie sich aus Fig. 2 weiterhin erkennen lässt, wird eine kurze Zeit nach einem Zeitpunkt
t
5, ab welchem sich die alte Papierbahn 14 und die Umfangsoberfläche der neuen Papierrolle
8 mit der minimalen Spleiß-Geschwindigkeit V
Spleiß bewegen, zu einem Zeitpunkt t
6 die Andrückwalze 18 an die neue Papierrolle 8 angestellt, um die alte Papierbahn
14 gegen die Umfangsoberfläche der neuen Papierrolle 8 zu drücken, während sich der
mit einem Klebeabschnitt versehene Anfang der neuen Papierrolle 8 im Bereich des Spleißkopfes
16 befindet. Die Aktivierung der Andrückwalze 18 ist schematisch durch den Verlauf
des Signalpegels S
18 dargestellt.
[0037] Nachdem die alte Papierbahn 14 mit dem Anfang der Papierbahn der neuen Papierrolle
8 verbunden wurde, wird zu einem Zeitpunkt t
7 das Abschlagmesser 20 betätigt und die alte Papierbahn 14 stromaufwärts der Andrückwalze
18 durchtrennt. Die Aktivierung des Abschlagmessers 20 ist in Fig. 2 schematisch anhand
des Signalpegels S
20 dargestellt, welches beispielsweise den Pneumatikzylindern, das heißt allgemein den
Betätigungselementen für das Abschlagmesser 20 zugeführt wird.
[0038] Im Anschluss daran wird die Geschwindigkeit V
12 der alten Papierrolle 12 durch die Bremsmittel 32 wieder auf Null reduziert, und
die Andrückwalze 18 wieder in die Ausgangsposition zurückgefahren. Gemäß der bevorzugten
Ausführungsform der Erfindung kann es vorgesehen sein, dass die zweiten Antriebsmittel
30 die alte Papierwalze 12 in umgekehrter Richtung rotieren, um den Rest der alten
Papierbahn 14 aufzuwickeln, was in Fig. 2 durch die strichpunktierte Linie 38 schematisch
angedeutet ist.
[0039] Die Zeitpunkte t
1 bis t
7, zu denen die einzelnen Aktionen wie in Fig. 1 gezeigt vorgenommen werden, werden
vorzugsweise alle durch eine nicht gezeigte zentrale Steuerungs- und Regelungseinrichtung
vorausberechnet.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0040]
- 1
- erfindungsgemäßer fliegender Rollenwechsler
- 2
- Gehäuse
- 4
- drehbares Gestell
- 6
- erster Haltearm für neue Papierrolle
- 8
- neue Papierrolle
- 10
- zweiter Haltearm für alte Papierrolle
- 12
- alte Papierrolle
- 14
- alte Papierbahn
- 16
- Spleißkopf
- 18
- Andrückwalze
- 20
- Schlagmesser
- 22
- Tänzerwalze
- 24
- erster Antriebsmotor für neue Papierrolle
- 28
- erstes Bremsmittel
- 30
- zweiter Antriebsmotor für alte Papierrolle
- 32
- zweites Bremsmittel zum Abbremsen der alten Papierrolle
- 34
- Sensor
- 36
- Markierung
- 38
- strichpunktierte Linie
- Vpress
- Geschwindigkeit der Druckmaschine
- Vsync
- minimale Synchronisationsgeschwindigkeit
- VSpleiß
- minimale Spleiß-Geschwindigkeit
- V8
- Geschwindigkeit der neuen Papierrolle
- V12
- Geschwindigkeit der alten Papierrolle
- V22
- Geschwindigkeit der Tänzerwalze
- t1 bis t7
- Zeitpunkte
- S18
- Signalpegel der Andrückwalze
- S20
- Signalpegel des Abschlagsmessers
- S34
- Signalpegel am Sensor 34
1. Fliegender Rollenwechsler (1) zum Verbinden des Anfangs einer neuen Papierbahn einer
neuen Papierrolle (8) mit einer ablaufenden, über eine Tänzerwalze (22) geführten
alten Papierbahn (14) einer alten Papierrolle (12) in einer Rollenrotationsdruckmaschine
während des Stillstandes oder während des Kriechbetriebes der Druckmaschine, mit ersten
Antriebsmitteln (24) zum Rotieren der neuen Papierrolle (8) mit einer minimalen Spleißgeschwindigkeit
(VSpleiß), mit zweiten Antriebsmitteln (30) zum Beschleunigen der alten Papierrolle (12) aus
dem Stillstand oder von einer der Kriechgeschwindigkeit der Druckmaschine entsprechenden
Geschwindigkeit (Vpress) auf eine Geschwindigkeit, die im Wesentlichen der minimalen Spleißgeschwindigkeit
(VSpleiß) entspricht, mit Stellmitteln (21), welche die Tänzerwalze (22) während des Beschleunigungsvorgangs
der alten Papierrolle (12) aus dem Stillstand oder von der der Kriechgeschwindigkeit
der Druckmaschine entsprechenden Geschwindigkeit (Vpress) in der Weise verfahren, dass eine im Wesentlichen gleichmäßige Spannung in der Papierbahn
(14) aufrecht erhalten wird, sowie mit Verbindungsmitteln (16, 18), welche die alte
und die neue Papierbahn miteinander verbinden, während sich diese mit der minimalen
Spleiß-Geschwindigkeit (VSpleiß) bewegen.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die ersten Antriebsmittel (24) die neue Papierrolle (8) auf eine minimale Synchronisationsgeschwindigkeit
(Vsync) beschleunigen, und dass erste Bremsmittel (28) vorgesehen sind, die die neue Papierrolle
(8) anschließend von der minimalen Synchronisationsgeschwindigkeit (Vsync) auf die minimale Spleiß-Geschwindigkeit (VSpleiß) herunterbremsen.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die zweiten Antriebsmittel (30) die alte Papierrolle (12) beschleunigen, nachdem
die neue Papierrolle (8) die minimale Spleiß-Geschwindigkeit (VSpleiß) erreicht hat.
4. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verbindungsmittel eine Andrückwalze oder Bürstenwalze oder Bürstenleiste (18)
umfassen, welche die alte Papierbahn (14) an die mit einem Klebeabschnitt versehene
neue Papierrolle (8) andrückt.
5. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass diese einen Sensor (34) umfasst, der auf der neuen Papierrolle (8) vorgesehene Markierungen
(36) detektiert, und der Signale (S34) erzeugt, in Abhängigkeit von denen die Position
der neuen Papierrolle (8) bestimmt wird.
6. Verfahren zum Verbinden des Anfangs einer neuen Papierbahn einer neuen Papierrolle
mit einer ablaufenden, über eine Tänzerwalze geführten alten Papierbahn einer alten
Papierrolle in einem fliegenden Rollenwechsler einer Rollenrotationsdruckmaschine
während des Stillstandes oder während des Kriechbetriebes der Druckmaschine,
gekennzeichnet durch die folgenden Verfahrensschritte:
- Rotieren der neuen Papierrolle mit einer minimalen Spleiß-Geschwindigkeit,
- Beschleunigen der alten Papierrolle aus dem Stillstand oder von einer der Kriechgeschwindigkeit
der Druckmaschine entsprechenden Geschwindigkeit auf eine Geschwindigkeit, die im
Wesentlichen der minimalen Spleiß-Geschwindigkeit entspricht,
- gleichzeitiges Bewegen der Tänzerwalze in der Weise, dass eine im wesentlichen gleichmäßige
Spannung in der Papierbahn aufrecht erhalten wird, und
- Verbinden der alten und der neuen Papierbahn während sich diese mit der minimalen
Spleiß-Geschwindigkeit bewegen.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die neue Papierrolle zuerst auf eine minimale Synchronisationsgeschwindigkeit beschleunigt
und anschließend von der minimalen Synchronisationsgeschwindigkeit auf die minimale
Spleiß-Geschwindigkeit heruntergebremst wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Synchronisationsgeschwindigkeit im Bereich von 0,5 m/s liegt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Beschleunigen der alten Papierrolle eingeleitet wird, nachdem die neue Papierrolle
die minimale Spleiß-Geschwindigkeit erreicht hat.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die minimale Spleiß-Geschwindigkeit im Bereich von 0,1 m/s bis 0,4 m/s liegt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Verbinden der alten und der neuen Papierbahn durch Andrücken der alten Papierbahn
an die mit einem Klebeabschnitt versehene neue Papierrolle mittels einer Andrückwalze,
und/oder einer Bürstenwalze und/oder Bürstenleiste, erfolgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Position der neuen Papierrolle mit Hilfe eines Sensors bestimmt wird, der beim
Erfassen von auf der neuen Papierrolle vorgesehenen Markierungen Markierungssignale
erzeugt, die einer zentralen Steuerungseinrichtung zur Steuerung des Verbindungsvorgangs
zugeführt werden.