[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Reinigung
von Oberflächen z.B von Rohren und Rohrwänden durch Verbrennung eines explosionsfähigen
Acetylen und Sauerstoff enthaltenden Gasgemisches.
[0002] Die Reinigung von Oberflächen, z.B. von Rohren und Rohrwänden von Dampferzeugern
oder Wärmetauschern in der Verfahrenstechnik, der Metallverarbeitung sowie bei der
thermischen Behandlung und Verwertung von Abfällen, ist einerseits wegen der teilweise
schlechten Zugänglichkeit, andererseits wegen der dabei entstehenden Kosten ein Problem.
[0003] Eine klassische Methode zur Reinigung von Oberflächen, die leicht zugänglich sind,
besteht darin, die Oberflächen durch Sandstrahlen und Klopfen von den agglomerierten
und gegebenenfalls auch gesinterten oder sonstigen Anbackungen zu reinigen. Dies ist
mit einem hohen Aufwand verbunden und bedeutet in all den Fällen, bei denen die zu
reinigenden Oberflächen mit einer in Betrieb befindlichen Anlage, wie beispielsweise
einer Müllverbrennungsanlage, verbunden sind, daß diese Anlage vor und während der
Reinigung stillstehen muß, was mit einem sehr hohen zusätzlichen Kostenaufwand verbunden
ist.
[0004] Daneben ist aus der US-A-4 089 702 ein Verfahren zur Reinigung von Oberflächen schwer
zugänglicher Hohlräume, wie beispielsweise den Oberflächen im Inneren eines Ventils,
bekannt, bei dem die Reinigung durch Verbrennung und Detonation eines in dem Hohlraum
befindlichen Gasgemisches bzw. durch Hineinleiten der Detonation in den Hohlraum herbeigeführt
wird. Neben dem bevorzugten Gasgemisch aus Wasserstoff und Sauerstoff offenbart die
US-A-4 089 702 auch ein Acetylen-Sauerstoff-Gasgemisch.
[0005] Nachteilig bei dem Verfahren der US-A-4 089 702 ist jedoch, daß es sich nur für kleindimensionierte
Oberflächen eignet und auf Grund der Gefährlichkeit der Gasgemische nicht auf beliebig
große Projekte übertragen werden kann.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Verfügung zu stellen, die einfach und gefahrlos die Reinigung auch großdimensionierter
Oberflächen in geschlossenen Räumen, wie z.B. Kesselanlagen, ermöglichen.
[0007] Die Lösung dieser Aufgabe ist ein Verfahren zur Reinigung von Oberflächen in Hohlräumen
durch Verbrennung eines expiosionsfähigen Acetylen und Sauerstoff enthaltenden Gasgemisches,
dadurch gekennzeichnet, daß das Acetylen und Sauerstoff enthaltende Gasgemisch in
einem abgeschlossenen Behältnis vorgelegt und gezündet wird.
[0008] Dadurch, daß das Acetylen-Sauerstoff-Gasgemisch sich in einem abgeschlossenen Volumen
befindet, kann es gefahrlos hantiert und an den gewünschten Ort gebracht und dann
gezündet werden, ohne daß es notwendig ist, eine in Betrieb befindliche Anlage auszuschalten.
[0009] Beispielsweise kann das vorab gefüllte Behältnis mit dem Gasgemisch in unmittelbare
Nähe der Verschmutzungen an den Oberflächen gebracht werden. Die Zündung kann dann
beispielsweise durch einen elektrischen Funken im Inneren des Behältnisses herbeigeführt
werden. Alternativ kann die Zündung von selbst erfolgen, wenn an dem Ort der Verschmutzung
eine relativ hohe Temperatur herrscht, wie beispielsweise im Abgasstrom einer Müllverbrennungsanlage
mit Temperaturen von ca. 700 °C bis 800 °C, so daß das Behältnismaterial sich unter
den hohen Temperaturen zersetzt oder schmilzt mit darauf folgender Explosion des Gasgemisches
unter dem Einfluß der hohen Temperatur.
[0010] Die Zündung des explosionsfähigen Acetylen-Sauerstoff-Gasgemisches kann jedoch auch
entfernt von dem Ort der Verschmutzung oder Verunreinigung erfolgen. Hierzu wird das
Behältnis in einem Rohr vorgelegt und durch einen elektrischen Funken, beispielsweise
erzeugt durch eine Zündkerze, gezündet und über das Rohr die Druckwelle an den Ort
der Verunreinigung geleitet.
[0011] In beiden Fällen bewirkt die Detonationswelle, daß die Verunreinigungen und Verschmutzungen
von den Oberflächen abspringen, absplittern bzw. abbröseln. In Abhängigkeit von dem
Gegenstand, der die zu reinigenden Oberflächen enthält, können die Verunreinigungen
anschließend durch Klopfen, Schütteln, Absaugen oder, wie im Fall von Müllverbrennungsanlagen,
einen Gasstrom entfernt werden. Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich daher zur
Reinigung von Oberflächen im Inneren verschiedenartigster Gegenstände, ist jedoch
besonders geeignet für großdimensionierte Flächen. Für die Reinigung von Rohrinnenwänden
können beide Varianten des erfindungsgemäßen Verfahrens eingesetzt werden. Ist der
Hohlraum zu klein, um eine Gasblase einzuführen, so wird vorzugsweise die Detonation
in den Hohlraum geleitet. Bei sehr großflächigen Hohlräumen, insbesondere bei den
Innenseiten der Abgasrohre von Dampferzeugern oder Wärmetauschern in der Verfahrenstechnik,
der Metallverarbeitung so wie bei der thermischen Behandlung und Verwertung von Abfällen,
bei denen der Hohlraum an verschiedenen Stellen zugänglich ist, können Gasblasen nacheinander
an verschiedenen Stellen des Hohlraums zur Explosion gebracht werden. Vorzugsweise
wird hier jedoch ebenfalls die Detonation von außen in den Innenraum geleitet. Dies
ist noch sicherer, da die Explosion nicht am Ort der Verunreinigung, bei dem hohe
Temperaturen herrschen können, durchgeführt wird und daher besser zu kontrollieren
ist. Daneben ist es auch nicht notwendig, eine mit der Reinigungsstelle verbundene
und in Betrieb befindliche Anlage, wie beispielsweise eine Müllverbrennungsanlage,
außer Betrieb zu nehmen.
[0012] Für das erfindungsgemäße Verfahren können Gasgemische eingesetzt werde, die beispielsweise
nur aus den reinen Gasen Acetylen und Sauerstoff bestehen. Ein Gemisch aus 1,0 bis
1,4 Volumenanteile Sauerstoff zu 1 Volumenanteil Acetylen, wie es beim Autogenschweißen
verwendet wird, wird bevorzugt. Acetylen-Luft-Gemische sind ebenfalls verwendbar.
[0013] Das Behältnis kann aus beliebigen Materialien gefertigt sein, die eine genügend große
Elastizität zum Befüllen des Gasgemisches aufweisen, ausreichend widerstandsfähig
gegen die jeweiligen Umgebungstemperaturen sind und eine ausreichend geringe Gaspermeabilität
aufweisen. Besonders geeignet sind hierfür Kunststoffolien. Für die Verfahrensvariante,
bei der das Behältnis am Ort der Verunreinigung zur Explosion gebracht wird, ist selbst
bei Umgebungstemperaturen von ca. 800 °C eine Polyethylenfolie einsetzbar, vorzugsweise
mit einer Dicke von 50 bis 150 µm, insbesondere etwa 100 µm. Durch eine derartige
Polyethylenfolie wird auch bei hohen Temperaturen, wie beispielsweise 800 °C, ein
Zeitraum von einigen Sekunden zur Verfügung gestellt, in dem die Gasblase an dem gewünschten
Ort plaziert werden kann, bevor die Ummantelung schmilzt und es zur Zündung des Gasgemisches
kommt. Auch hier ist es daher nicht erforderlich, eine Anlage, die in Betrieb ist,
auszuschalten.
[0014] Die die Reinigung bewirkende Detonationswelle nimmt relativ rasch über eine Wegstrecke
von einigen Metern ab. Bei großflächigen Hohlräumen muß daher im Abstand von ca. 1
bis 2 Metern jeweils ein Gasgemisch zur Zündung gebracht werden, in Abhängigkeit vom
Verunreinigungsgrad gegebenenfalls auch jeweils mehrfach. Das Volumen des Behältnisses
ist daher relativ unabhängig von der zu reinigenden Oberfläche. Üblicherweise ist
das Volumen des Behältnisses 5 bis 10 Liter für eine zu reinigende Fläche von ca.
1 bis 4 m
2, insbesondere etwa 3 m
2, und für eine kleinere Fläche entsprechend geringer.
[0015] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens mit einem Rohr, das ein verschließbares und ein offenes Ende hat, und mit
einer Zündeinrichtung und mit einer Gaseinfülleinrichtung, die beide durch das verschließbare
Ende in das Innere des Rohres einführbar sind. Das Rohr, das beispielsweise ein Stahlrohr
sein kann, jedoch auch aus einem anderen Material gefertigt sein kann, das ausreichend
stabil ist, um die entstehenden Drücke auszuhalten, und einen Durchmesser von beispielsweise
50-200 mm, insbesondere 100-120 mm und besonders bevorzugt ca. 114 mm hat, weist an
seinem offenen Ende vorzugsweise einen Flansch auf. Dieser kann mit einem Aufsatz
verbunden werden, der das eine Ende des Rohres abschließt. (Alternativ kann das verschließbare
Ende des Rohres auch durch einen Schraubverschluß verschlossen werden.) Dieser Aufsatz
kann integriert eine Zündeinrichtung sowie eine Gaseinfülleinrichtung enthalten. Wird
auf die rohrseitige Seite des Aufsatzes das Behältnis, beispielsweise in Form einer
Polyethylen-Gasblase, aufgesetzt und mit einem Dichtband gasdicht um die Zünd- und
Gaseinfülleinrichtung verschlossen und der Aufsatz anschließend mit dem Flansch verbunden,
beispielsweise verschraubt, so kann im nächsten Schritt durch die Gaseinfülleitung,
die über eine Ventilsteuerung verfügt, entweder ein Acetylen und Sauerstoff enthaltendes
Gasgemisch oder die beiden Gaskomponenten getrennt dem Behältnis zugeführt werden.
Hierbei wird vorzugsweise ein im Volumen vordimensionierter Polyethylenfolienbehälter
so weit gefüllt, daß ein leichter Überdruck entsteht. Das Rohr kann nun so positioniert
werden, daß das offene Ende des Rohres sich in unmittelbarer Nachbarschaft der zu
reinigenden Oberfläche befindet. Durch Zünden des Gasgemisches kann die Explosion
ausgelöst und die Detonation über das Rohr an den Ort der Verunreinigung getragen
werden. Um eine bessere Ausbreitung der Detonation zu erzielen, wird vorzugsweise
am offenen Ende des Rohres ein Ablenkblech angeordnet, was den seitlichen Austritt
der Druckwelle zur Folge hat. Es ist weiterhin bevorzugt an dem Rohr ein Schutzschild
zu montieren, da dadurch die Sicherheit für den Bearbeiter noch weiter erhöht wird.
Weiterhin kann ein Druckluftanschluß zur Spülung an dem Rohr vorgesehen sein. Die
einströmende Druckluft führt zur Kühlung und verlängert daher den Zeitraum, der zur
Positionierung des Rohres zur Verfügung steht.
[0016] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung eines explosionsfähigen
Gasgemisches, das Acetylen und Sauerstoff enthält und sich in einem abgeschlossenen
Behältnis befindet, zur Reinigung von Oberflächen im Inneren von Hohlräumen.
[0017] Ein Ausführungsbeispiel ist in der Zeichnung dargestellt und wird im folgenden näher
beschrieben.
[0018] Es zeigt Figur 1 einen Querschnitt durch die erfindungsgemäße Vorrichtung.
[0019] Zu sehen ist zunächst das Stahlrohr 10 mit seinen beiden Enden 12 und 14 und einem
Durchmesser von 114 mm. An dem geschlossenen Ende 12 befindet sich der Flansch 13,
der mit dem Aufsatz 15 verbunden ist. Durch den Aufsatz 15 reichen die Zündeinrichtung
22 und Gaseinfülleinrichtung 24. Die Gaseinfülleinrichtung 24 verfügt über ein Ventil
25 und eine Gasleitung 26, durch die Acetylen und Sauerstoff oder Luft, jeweils aus
nicht gezeigten Vorratsflaschen, eingefüllt werden können. Im Inneren des Rohres 10
ist an dem geschlossenen Ende 12 über die dicht nebeneinander liegenden Zündvorrichtung
22 und Gaseinfülleinrichtung 24 eine Polyethylen-Gasblase 20 gestülpt, die mit einem
Dichtband 28 gasdicht verschlossen ist.
[0020] Über die Gasleitungen 26 kann mit Hilfe des Ventils 25 das gewünschte Verhältnis
der Gaskomponenten in der Gasblase 20, beispielsweise etwa 15 Vol.-% Acetylen und
etwa 85 Vol.-% Sauerstoff, eingestellt werden. Die Zündeinrichtung 22 ist in Figur
1 eine Zündkerze mit zwei parallel verlaufenden elektrischen Leitungen. Mit der Zündkerze
wird das explosionsfähige Gemisch auf bekannte Weise zur Zündung gebracht. Die Detonation
wird dann am offenen Ende 14 des Rohres 10 ausgetragen, wobei sie durch das Ablenkblech
16 zum seitlichen Austritt gezwungen wird. Gezeigt ist schließlich noch der Schutzschild
18, der in Richtung des offenen Endes 14 des Rohres 10 angebracht ist und zum Schutz
des Bedieners dient. Um die Zeit des Positionierens zu verlängern, wird ein Druckluftanschluß
27 mit einem Ventil 29 eingesetzt, über den aus einer nicht gezeigten Vorratsflasche
Druckluft in das Rohr 10 eingeleitet wird.
1. Verfahren zur Reinigung von Oberflächen in Hohlräumen durch Verbrennung eines explosionsfähigen
Acetylen und Sauerstoff enthaltenden Gasgemisches,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Acetylen und Sauerstoff enthaltende Gasgemisch in einem abgeschlossenen Behältnis
(20) vorgelegt und gezündet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gennzeichnet, daß das Behältnis (20) aus einer
Kunststoffolie gefertigt ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberflächen Rohre und Rohrwände von Dampferzeugern oder Wärmetauschern sind.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Behältnis (20) im Inneren der zu reinigenden Hohlräume angeordnet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Zündung durch elektrische Funken im Inneren des Behältnisses (20) oder durch
externe Temperatureinwirkung nach zumindest partiellem Schmelzen des Behältnisses
(20) erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Behältnis (20) ausserhalb der zu reinigenden Hohlräume in einem Rohr (10) angeordnet
wird und das Rohr (10) in das Innere der zu reinigenden Hohlräume reicht.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Zündung durch elektrische Funken im Inneren des Behältnisses (20) erfolgt.
8. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 6 oder 7 mit
einem Rohr (10), das ein verschließbares Ende (12) und ein offenes Ende (14) hat,
und mit einer Zündeinrichtung (22) und einer Gaseinfülleinrichtung (24), die beide
durch das verschließbare Ende (12) in das Innere des Rohres (10) einführbar sind.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Rohr (10) an seinem offenen Ende (14) ein Ablenkblech (16) aufweist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß an dem Rohr (10) ein Schutzschild (18) angebracht ist.
11. Verwendung eines explosionsfähigen Gasgemisches, das Acetylen und Sauerstoff enthält
und sich in einem abgeschlossenem Behältnis (20) befindet, zur Reinigung von Oberflächen
in Hohlräumen.