[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung nach dem Oberbegriff des
1. und des 4. Anspruchs.
[0002] Aus dem "Handbuch für Printmedien" von Helmut Kipphahn, erschienen im Springer Verlag
2000, ist es bekannt, im Schön- und Widerdruck nach dem Bedrucken der Schöndruckseite
die dort aufgebrachte Farbe zu trocknen. Nach dem Trocknen wird durch eine Bogenwendeeinrichtung
der Bogen gewendet und die Widerdruckseite bedruckt, getrocknet und abgelegt.
[0003] Bei diesen Vorgängen werden auch UV-Farben verwendet. Das ist insofern vorteilhaft,
da zum Trocknen der UV-Farben extrem kurze Trockenzeiten erzielbar sind und die Trockner
einen geringen Platzbedarf erfordern.
[0004] Nachteilig an dieser Lösung ist, dass bei der Verwendung von UV-Farben spezielle
Walzen verwendet werden müssen und daher bei Auftragswechsel (also bei der Verwendung
konventioneller Farben im nächsten Druckauftrag) ein Walzentausch nötig wird. Auch
ist die Verwendung von speziellem Zubehör und insbesondere die Anwendung anderer Waschmittel
erforderlich.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist daher das Entwickeln eines Verfahrens und einer Einrichtung
zum Verhindern des Abliegens, Abschmierens und Markierens im Schön- und Widerdruck.
Das Verfahren und die Einrichtung sollen an einer mit einer Bogenwendeeinrichtung
versehenen Bogenoffsetdruckmaschine anwendbar sein. Durch dieses Verfahren und die
Einrichtung soll der Bogen vor der Wendeeinrichtung schlagartig getrocknet werden,
um das Abliegen, Abschmieren und Markieren der Farbe zu verhindern.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des 1.und des 4. Anspruchs gelöst.
[0007] Die Erfindung hat den Vorteil, dass nunmehr durch die Anwendung von Hybridfarben
ähnliche Qualitäten wie bei der Verwendung von UV-Farben erzielbar sind, ohne dass
bei einem Auftragswechsel ein Umrüsten der Druckmaschine erforderlich ist. Des Weiteren
ist es nicht mehr erforderlich, die Oberflächen der Gegendruckzylinder aufwändig mit
farbabweisenden Oberflächen oder diese mit einer Raustruktur zu versehen. Es ist auch
nicht mehr erforderlich, auf der bedruckten Schöndruckseite des Bogens farbfreie Korridore
für den Kontakt mit Bogenleit- und Bogenführungseinrichtungen vorzusehen. Die Bogenoffsetdruckmaschine
wird funktionssicherer, so dass die Verarbeitungsgeschwindigkeit der Maschine in der
Betriebsweise Schön- und Widerdruck erhoht werden kann.
[0008] Die Erfindung soll nachfolgend an Hand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert
werden. Die dazugehörige Zeichnung zeigt eine Bogenoffsetdruckmaschine mit den wichtigsten
Bestandteilen in einer schematischen Darstellung.
[0009] Zur Realisierung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird eine konventionelle Bogenoffsetdruckmaschine
in Aggregatbauweise nach der in der Figur dargestellten Art verwendet. Derartige Maschinen
bestehen aus einem Anleger 1, von dem über eine Anlage 2 die Bögen in den Bogenlauf
durch die Maschine gegeben werden. Dem Anleger 1 mit Anlage 2 folgen mehrere Druckwerke
31; 32 zum Aufbringen von Farben auf die sogenannte Schöndruckseite. In den Druckwerken
31; 32 werden die Farben über ein nicht dargestelltes Farbwerk, über einen Plattenzylinder
311 und einem Gummituchzylinder 312 auf den auf einem Gegendruckzylinder 313 geführten
Bogen gebracht. Dieser wird dann durch eine Übergabetrommel 314 auf das nachfolgende
Druckwerk 32 übertragen. Der Bogen wird dabei durch hier nicht dargestellten Bogenleit-
oder Bogenführungseinrichtungen auf seiner Bahn gehalten.
[0010] Erfindungsgemäß sind die durch die Druckwerke 31; 32 vor der Bogenwendung verdruckten
Farben Hybridfarben. Dabei werden unter dem Begriff "Hybridfarben" Farbsysteme verstanden,
die aus konventionellen Farben und aus strahlungstrocknenden Farben bestehen. Als
strahlungstrocknende Farben finden hier vorzugsweise UV-Farben Anwendung.
[0011] Dem letzten Druckwerk 32 der Schöndruckstrecke ist ein Trockner 61 zugeordnet. Dieser
ist zum Trocknen der Hybridfarben ausgelegt. Das heißt, die strahlungstrocknenden
bzw. strahlungshärtenden Bestandteile sprechen auf den Trockner 61 an, so dass das
für UV-Farben bekannte schlagartige Trocknen der Farben erfolgen kann.
[0012] Im Ausführungsbeispiel wird von nur einem Trockner 61 ausgegangen. In einer anderen
Variante ist es auch möglich, nach jedem Druckwerk 31; 32 oder nach ausgewählten Druckwerken
einen Trockner 61 anzuordnen. Vorzugsweise wird das nach zwei bis drei Druckwerken
erfolgen, um eine ausreichende Trocknung zu gewährleisten.
[0013] Nach der Erfindung ist es beim Bedrucken der Schöndruckseite nicht erforderlich,
Korridore oder Stege für den Angriff von Bogenleit- und Bogenführungseinrichtungen
von Farbe frei zu halten.
[0014] Nachfolgend wird der Bogen einer Bogenwendeeinrichtung 5 zugeführt. Der Aufbau einer
derartigen Bogenwendeeinrichtung 5 ist bekannt, so dass dieser hier nicht näher beschrieben
wird. Der Bogen wird dort gewendet und den nachfolgenden Druckwerken 41; 42 übergeben,
wo dieser auf seiner nunmehr oben liegenden Rückseite (Widerdruckseite) bedruckt wird.
Dabei können Druckfarbe beliebiger Art verwendet werden.
[0015] Die bogenführenden Oberflächen der Gegendruckzylinder 313; 321 und der Übergabetrommel
314 vor der Bogenwendeeinrichtung 5 weisen die gleichen funktionsbestimmenden Eigenschaften
auf wie die Oberflächen der nach der Bogenwendeeinrichtung 5 angeordneten Gegendruckzylinder
411;421 und Übergabetrommeln 412; 422. Das heißt, für die Gegendruckzylinder 411 ,421
und Übergabetrommeln 412; 422 der Widerdruckstrecke müssen keine rauen Oberflächen
vorgesehen oder keine farbabweisenden Beschichtungen aufgebracht werden, um das Abliegen,
Abschmieren oder Markieren der Farbe zu verhindern.
[0016] Auch die Bogenleit- und Bogenführungseinrichtungen sind sowohl vor der Bogenwendeeinrichtung
5 als auch nach der Bogenwendeeinrichtung 5 analog aufgebaut. Es müssen keine aufwändigen
Konstruktionen angewendet werden, um den Bogen sicher zu führen und die oben beschriebenen
negativen Effekte zu verhindern.
[0017] Nach dem Bedrucken der Widerdruckseite kann der Bogen einem Lackturm 7 zugeführt
und lackiert werden. Dort wird er nochmals durch einen geeigneten Trockner 62 getrocknet,
bevor er einer Auslage 8 zugeführt und dort abgelegt wird. Der Trockner 62 kann optional
auch in der Auslage 8 angeordnet sein.
[0018] Es ist auch möglich, nach der Bogenwendung ebenfalls Hybridfarben einzusetzen, um
in der Kombination mit einer UV-Endlackierung einen hohen Glanz zu erreichen. Dann
ist es vorteilhaft, durch einen Trockner 63 die Hybridfarben vor der Lackierung zu
trocknen.
Aufstellung der verwendeten Bezugszeichen
[0019]
- 1
- Anleger
- 2
- Anlage
- 31; 32
- Schöndruckwerke
- 311
- Plattenzylinder
- 312
- Gummituchzylinder
- 313; 321
- Gegendruckzylinder der Schöndruckstrecke
- 314
- Übergabetrommel der Schöndruckstrecke
- 41; 42
- Widerdruckwerke
- 411; 421
- Gegendruckzylinder der Widerdruckstrecke
- 412; 422
- Übergabetrommel der Widerdruckstrecke
- 5
- Bogenwendeeinrichtung
- 61
- Trockner
- 62
- Trockner
- 63
- Trockner
- 7
- Lackturm
- 8
- Ablage
1. Verfahren zum Verhindern des Abliegens, Abschmierens und Markierens im Schön- und
Widerdruck bei Bogenoffsetdruckmaschinen, wobei
- die Schöndruckseite des Bogens mit mindestens eine Farbe bedruckt,
- anschließend der Bogen einer Bogenwendeeinrichtung (5) zugeführt und gewendet,
- die Widerdruckseite bedruckt wird, wobei
- der Bogen mindestens nach dem letzten Farbauftrag vor der Bogenwendung getrocknet
wird,
dadurch gekennzeichnet, dass zum Bedrucken der Schöndruckseite Hybridfarben verwendet werden, die anteilig unter
Strahlung trocknende und härtende Farben enthalten und
- die Trocknung der Hybridfarben durch einen Trockner (61) erfolgt, auf den die strahlungshärtenden
Anteile der Hybridfarben ansprechen.
2. Verfahren zum Verhindern des Abliegens, Abschmierens und Markierens im Schön- und
Widerdruck nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Hybridfarben anteilig aus Farben bestehen, die durch UV-Strahlung trocknen bzw.
härten.
3. Verfahren zum Verhindern des Abliegens, Abschmierens und Markierens im Schön- und
Widerdruck nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass für das Bedrucken der Widerdruckseite oxidativ trocknende Farben oder ebenfalls Hybridfarben
verwendet werden.
4. Einrichtung zum Verhindern des Abliegens, Abschmierens und Markierens im Schön- und
Widerdruck bestehend aus
- einem Anleger (1)
- aus Druckwerken (31; 32; 41; 42) mit bogenführenden Gegendruckzylinder (313; 321;
411; 421) und Übergabetrommeln (314; 412; 422)
- aus einer Bogenwendeeinrichtung (5) und aus
- einer Auslage (8),
dadurch gekennzeichnet, dass
- die bogenführenden Oberflächen der Gegendruckzylinder (313; 321) und der Übergabetrommeln
(314) sowohl vor der Bogenwendeeinrichtung (5) als auch nach dieser die gleichen funktionsbestimmenden
Eigenschaften aufweisen und
- die Bogenleit- und Bogenführungseinrichtungen vor der Bogenwendeeinrichtung (5)
als auch nach dieser analog aufgebaut sind.
5. Einrichtung zum Verhindern des Abliegens, Abschmierens und Markierens im Schön- und
Widerdruck nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die nach der Bogenwendeeinrichtung (5) angeordneten Bogenleit- und Bogenführungseinrichtungen
auch die mit Druckfarbe belegten Bereiche des Bogens kontaktieren.