(19)
(11) EP 1 228 869 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
07.08.2002  Patentblatt  2002/32

(21) Anmeldenummer: 01128381.9

(22) Anmeldetag:  03.12.2001
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7B41F 23/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 05.02.2001 DE 10106011

(71) Anmelder: Koenig & Bauer Aktiengesellschaft
97080 Würzburg (DE)

(72) Erfinder:
  • Jentzsch, Arndt
    01640 Coswig (DE)
  • Koch, Michael
    01462 Cossebaude (DE)
  • Steinborn, Tilo
    01682 Meissen (DE)

   


(54) Verfahren und Einrichtung zum Verhindern des Abliegens, Abschmierens und Markierens im Schön- und Widerdruck


(57) Aufgabe der Erfindung ist daher das Entwickeln eines Verfahrens und einer Einrichtung, welche an einer mit einer Bogenwendeeinrichtung versehenen Bogenoffsetdruckmaschine anwendbar sein sollen, um dadurch der Bogen vor der Wendeeinrichtung schlagartig zu trocknen, um das Abliegen, Abschmieren und Markieren der Farbe zu verhindern.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass zum Bedrucken der Schöndruckseite Hybridfarben verwendet werden, die anteilig unter Strahlung trocknende und härtende Farben enthalten und die Trocknung der Hybridfarben durch einen Trockner (61) erfolgt, auf den die strahlungshärtenden Anteile der Hybridfarben ansprechen und die bogenführenden Oberflächen der Gegendruckzylinder (313; 321) und der Übergabetrommeln (314) sowohl vor der Bogenwendeeinrichtung (5) als auch nach dieser die gleichen funktionsbestimmenden Eigenschaften aufweisen und die Bogenleit- und Bogenführungseinrichtungen vor der Bogenwendeeinrichtung (5) als auch nach dieser analog aufgebaut sind.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung nach dem Oberbegriff des 1. und des 4. Anspruchs.

[0002] Aus dem "Handbuch für Printmedien" von Helmut Kipphahn, erschienen im Springer Verlag 2000, ist es bekannt, im Schön- und Widerdruck nach dem Bedrucken der Schöndruckseite die dort aufgebrachte Farbe zu trocknen. Nach dem Trocknen wird durch eine Bogenwendeeinrichtung der Bogen gewendet und die Widerdruckseite bedruckt, getrocknet und abgelegt.

[0003] Bei diesen Vorgängen werden auch UV-Farben verwendet. Das ist insofern vorteilhaft, da zum Trocknen der UV-Farben extrem kurze Trockenzeiten erzielbar sind und die Trockner einen geringen Platzbedarf erfordern.

[0004] Nachteilig an dieser Lösung ist, dass bei der Verwendung von UV-Farben spezielle Walzen verwendet werden müssen und daher bei Auftragswechsel (also bei der Verwendung konventioneller Farben im nächsten Druckauftrag) ein Walzentausch nötig wird. Auch ist die Verwendung von speziellem Zubehör und insbesondere die Anwendung anderer Waschmittel erforderlich.

[0005] Aufgabe der Erfindung ist daher das Entwickeln eines Verfahrens und einer Einrichtung zum Verhindern des Abliegens, Abschmierens und Markierens im Schön- und Widerdruck. Das Verfahren und die Einrichtung sollen an einer mit einer Bogenwendeeinrichtung versehenen Bogenoffsetdruckmaschine anwendbar sein. Durch dieses Verfahren und die Einrichtung soll der Bogen vor der Wendeeinrichtung schlagartig getrocknet werden, um das Abliegen, Abschmieren und Markieren der Farbe zu verhindern.

[0006] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des 1.und des 4. Anspruchs gelöst.

[0007] Die Erfindung hat den Vorteil, dass nunmehr durch die Anwendung von Hybridfarben ähnliche Qualitäten wie bei der Verwendung von UV-Farben erzielbar sind, ohne dass bei einem Auftragswechsel ein Umrüsten der Druckmaschine erforderlich ist. Des Weiteren ist es nicht mehr erforderlich, die Oberflächen der Gegendruckzylinder aufwändig mit farbabweisenden Oberflächen oder diese mit einer Raustruktur zu versehen. Es ist auch nicht mehr erforderlich, auf der bedruckten Schöndruckseite des Bogens farbfreie Korridore für den Kontakt mit Bogenleit- und Bogenführungseinrichtungen vorzusehen. Die Bogenoffsetdruckmaschine wird funktionssicherer, so dass die Verarbeitungsgeschwindigkeit der Maschine in der Betriebsweise Schön- und Widerdruck erhoht werden kann.

[0008] Die Erfindung soll nachfolgend an Hand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert werden. Die dazugehörige Zeichnung zeigt eine Bogenoffsetdruckmaschine mit den wichtigsten Bestandteilen in einer schematischen Darstellung.

[0009] Zur Realisierung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird eine konventionelle Bogenoffsetdruckmaschine in Aggregatbauweise nach der in der Figur dargestellten Art verwendet. Derartige Maschinen bestehen aus einem Anleger 1, von dem über eine Anlage 2 die Bögen in den Bogenlauf durch die Maschine gegeben werden. Dem Anleger 1 mit Anlage 2 folgen mehrere Druckwerke 31; 32 zum Aufbringen von Farben auf die sogenannte Schöndruckseite. In den Druckwerken 31; 32 werden die Farben über ein nicht dargestelltes Farbwerk, über einen Plattenzylinder 311 und einem Gummituchzylinder 312 auf den auf einem Gegendruckzylinder 313 geführten Bogen gebracht. Dieser wird dann durch eine Übergabetrommel 314 auf das nachfolgende Druckwerk 32 übertragen. Der Bogen wird dabei durch hier nicht dargestellten Bogenleit- oder Bogenführungseinrichtungen auf seiner Bahn gehalten.

[0010] Erfindungsgemäß sind die durch die Druckwerke 31; 32 vor der Bogenwendung verdruckten Farben Hybridfarben. Dabei werden unter dem Begriff "Hybridfarben" Farbsysteme verstanden, die aus konventionellen Farben und aus strahlungstrocknenden Farben bestehen. Als strahlungstrocknende Farben finden hier vorzugsweise UV-Farben Anwendung.

[0011] Dem letzten Druckwerk 32 der Schöndruckstrecke ist ein Trockner 61 zugeordnet. Dieser ist zum Trocknen der Hybridfarben ausgelegt. Das heißt, die strahlungstrocknenden bzw. strahlungshärtenden Bestandteile sprechen auf den Trockner 61 an, so dass das für UV-Farben bekannte schlagartige Trocknen der Farben erfolgen kann.

[0012] Im Ausführungsbeispiel wird von nur einem Trockner 61 ausgegangen. In einer anderen Variante ist es auch möglich, nach jedem Druckwerk 31; 32 oder nach ausgewählten Druckwerken einen Trockner 61 anzuordnen. Vorzugsweise wird das nach zwei bis drei Druckwerken erfolgen, um eine ausreichende Trocknung zu gewährleisten.

[0013] Nach der Erfindung ist es beim Bedrucken der Schöndruckseite nicht erforderlich, Korridore oder Stege für den Angriff von Bogenleit- und Bogenführungseinrichtungen von Farbe frei zu halten.

[0014] Nachfolgend wird der Bogen einer Bogenwendeeinrichtung 5 zugeführt. Der Aufbau einer derartigen Bogenwendeeinrichtung 5 ist bekannt, so dass dieser hier nicht näher beschrieben wird. Der Bogen wird dort gewendet und den nachfolgenden Druckwerken 41; 42 übergeben, wo dieser auf seiner nunmehr oben liegenden Rückseite (Widerdruckseite) bedruckt wird. Dabei können Druckfarbe beliebiger Art verwendet werden.

[0015] Die bogenführenden Oberflächen der Gegendruckzylinder 313; 321 und der Übergabetrommel 314 vor der Bogenwendeeinrichtung 5 weisen die gleichen funktionsbestimmenden Eigenschaften auf wie die Oberflächen der nach der Bogenwendeeinrichtung 5 angeordneten Gegendruckzylinder 411;421 und Übergabetrommeln 412; 422. Das heißt, für die Gegendruckzylinder 411 ,421 und Übergabetrommeln 412; 422 der Widerdruckstrecke müssen keine rauen Oberflächen vorgesehen oder keine farbabweisenden Beschichtungen aufgebracht werden, um das Abliegen, Abschmieren oder Markieren der Farbe zu verhindern.

[0016] Auch die Bogenleit- und Bogenführungseinrichtungen sind sowohl vor der Bogenwendeeinrichtung 5 als auch nach der Bogenwendeeinrichtung 5 analog aufgebaut. Es müssen keine aufwändigen Konstruktionen angewendet werden, um den Bogen sicher zu führen und die oben beschriebenen negativen Effekte zu verhindern.

[0017] Nach dem Bedrucken der Widerdruckseite kann der Bogen einem Lackturm 7 zugeführt und lackiert werden. Dort wird er nochmals durch einen geeigneten Trockner 62 getrocknet, bevor er einer Auslage 8 zugeführt und dort abgelegt wird. Der Trockner 62 kann optional auch in der Auslage 8 angeordnet sein.

[0018] Es ist auch möglich, nach der Bogenwendung ebenfalls Hybridfarben einzusetzen, um in der Kombination mit einer UV-Endlackierung einen hohen Glanz zu erreichen. Dann ist es vorteilhaft, durch einen Trockner 63 die Hybridfarben vor der Lackierung zu trocknen.

Aufstellung der verwendeten Bezugszeichen



[0019] 
1
Anleger
2
Anlage
31; 32
Schöndruckwerke
311
Plattenzylinder
312
Gummituchzylinder
313; 321
Gegendruckzylinder der Schöndruckstrecke
314
Übergabetrommel der Schöndruckstrecke
41; 42
Widerdruckwerke
411; 421
Gegendruckzylinder der Widerdruckstrecke
412; 422
Übergabetrommel der Widerdruckstrecke
5
Bogenwendeeinrichtung
61
Trockner
62
Trockner
63
Trockner
7
Lackturm
8
Ablage



Ansprüche

1. Verfahren zum Verhindern des Abliegens, Abschmierens und Markierens im Schön- und Widerdruck bei Bogenoffsetdruckmaschinen, wobei

- die Schöndruckseite des Bogens mit mindestens eine Farbe bedruckt,

- anschließend der Bogen einer Bogenwendeeinrichtung (5) zugeführt und gewendet,

- die Widerdruckseite bedruckt wird, wobei

- der Bogen mindestens nach dem letzten Farbauftrag vor der Bogenwendung getrocknet wird,

dadurch gekennzeichnet, dass zum Bedrucken der Schöndruckseite Hybridfarben verwendet werden, die anteilig unter Strahlung trocknende und härtende Farben enthalten und

- die Trocknung der Hybridfarben durch einen Trockner (61) erfolgt, auf den die strahlungshärtenden Anteile der Hybridfarben ansprechen.


 
2. Verfahren zum Verhindern des Abliegens, Abschmierens und Markierens im Schön- und Widerdruck nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Hybridfarben anteilig aus Farben bestehen, die durch UV-Strahlung trocknen bzw. härten.
 
3. Verfahren zum Verhindern des Abliegens, Abschmierens und Markierens im Schön- und Widerdruck nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass für das Bedrucken der Widerdruckseite oxidativ trocknende Farben oder ebenfalls Hybridfarben verwendet werden.
 
4. Einrichtung zum Verhindern des Abliegens, Abschmierens und Markierens im Schön- und Widerdruck bestehend aus

- einem Anleger (1)

- aus Druckwerken (31; 32; 41; 42) mit bogenführenden Gegendruckzylinder (313; 321; 411; 421) und Übergabetrommeln (314; 412; 422)

- aus einer Bogenwendeeinrichtung (5) und aus

- einer Auslage (8),

dadurch gekennzeichnet, dass

- die bogenführenden Oberflächen der Gegendruckzylinder (313; 321) und der Übergabetrommeln (314) sowohl vor der Bogenwendeeinrichtung (5) als auch nach dieser die gleichen funktionsbestimmenden Eigenschaften aufweisen und

- die Bogenleit- und Bogenführungseinrichtungen vor der Bogenwendeeinrichtung (5) als auch nach dieser analog aufgebaut sind.


 
5. Einrichtung zum Verhindern des Abliegens, Abschmierens und Markierens im Schön- und Widerdruck nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die nach der Bogenwendeeinrichtung (5) angeordneten Bogenleit- und Bogenführungseinrichtungen auch die mit Druckfarbe belegten Bereiche des Bogens kontaktieren.
 




Zeichnung







Recherchenbericht