[0001] Die Erfindung betrifft eine Gusslegierung auf der Basis von Aluminium sowie deren
Verwendung.
[0002] Für sicherheitsrelevante Anwendungen z.B. im Fahrzeugbau werden derzeit u.a. die
Legierungen AISi7Mg (AA 356, EN AC 42000 - 42200) und die Legierungen der Gruppe AISi10
Mg (AA 360, EN AC 43000 - 43300) in Kokille oder im Sandguss vergossen. Die Legierungen
sind in der Regel mit Strontium oder Natrium veredelt und müssen einer T6 oder T64
Wärmebehandlung unterzogen werden, um die geforderten mechanischen Eigenschaften zu
erreichen, vgl. Europäische Norm EN 1706 "Gussstücke, chemische Zusammensetzung und
mechanische Eigenschaften". Diese Wärmebehandlung beinhaltet auch eine Lösungsglühung.
Beim Lösungsglühen wird das Gussstück für eine bestimmte Zeit auf eine Temperatur
nahe der Solidustemperatur erwärmt, mit dem Ziel, hier die für die anschliessende
Aushärtung relevanten Elemente in Lösung zu bringen und die verbleibenden Gussphasen
einzuformen. Das Gussstück ist bei diesen Temperaturen relativ weich, was bereits
im Lösungsglühofen bei unsachgemässer Lagerung bzw. nach dem anschliessenden Abschrecken
zu einem Verzug führt. Auch die Norm EN 1706 (1998) erwähnt in Punkt 4.3 "Bezeichnung
der Werkstoffzustände" als Anmerkung: "Bei Aluminiumgusslegierungen, die nach dem
Lösungsglühen abgeschreckt werden, können Verformungen auftreten". Das Abschrecken
ist jedoch notwendig, um einen nachfolgenden Aushärteprozess in gang zu setzen, da
sonst die geforderten mechanischen Eigenschaften nicht erreicht werden. Dieser Wärmebehandlungsprozess
ist daher nicht wünschenswert, weil sowohl durch den Prozess an sich als auch durch
erhöhten Ausschuss bzw. Richtarbeit erhebliche Kosten anfallen.
[0003] AISi-Gusslegierungen haben zudem den Nachteil, dass bei diesem Legierungstyp, bedingt
durch das eutektische Silizium, die insbesondere für sicherheitsrelevante Komponenten
im Fahrzeugbau geforderte hohe Duktilität oftmals nicht erreicht werden kann. Die
Legierungen der AlSi-Gruppe müssen deshalb zur Verbesserung der Giessbarkeit und der
mechanischen Eigenschaften mit Natrium oder Strontium veredelt werden. Diese Veredelungselemente
wirken sich aber nachteilig aus, indem sie einerseits schnell abbrennen (besonders
Natrium) und andererseits die Tendenz der Schmelze zur Wasserstoffaufnahme stark erhöhen
(besonders Strontium). Dies führt in der Praxis zur erhöhter Gasporosität und damit
zur Verringerung der Duktilität und der Dauerfestigkeit.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Aluminiumgusslegierung zu schaffen,
welche die geforderten Eigenschaften nach dem Abguss ohne eine Wärmebehandlung bereits
durch eine Auslagerung bei Raumtemperatur von mindestens 14 Tagen bzw. nur mit einer
eingeschränkten Wärmebehandlung T5, d.h. ohne Lösungsglühung, erreicht. Die Gusslegierung
soll sich vor allem für den Kokillenguss und den Sandguss eignen.
[0005] Die Legierung soll insbesondere auch für sicherheitsrelevante Komponenten im Fahrzeugbau
Anwendung finden, d.h. die aus der Legierung hergestellten Gussstücke müssen eine
hohe Festigkeit in Verbindung mit hoher Duktilität aufweisen. Die im Gussstück angestrebten
mechanischen Eigenschaften sind wie folgt definiert:
Dehngrenze |
Rp0.2 > 170 MPa |
Zugfestigkeit |
Rm > 230 MPa |
Bruchdehnung |
A5 > 6% |
[0006] Bedingt durch die Anwendungen soll die Korrosionsneigung der Gusslegierung möglichst
tief gehalten werden und die Legierung muss auch eine entsprechend gute Dauerfestigkeit
aufweisen. Die Giessbarkeit der Legierung sollte vergleichbar sein mit den derzeit
angewendeten AISi-Gusslegierungen, und die Legierung darf keine Tendenz zu Warmrissen
zeigen.
[0007] Zur erfindungsgemässen Lösung der Aufgabe führt eine Gusslegierung auf der Basis
von Aluminium mit
Silizium |
max. 0,25 |
Gew.-% |
Eisen |
max. 0,2 |
Gew.-% |
Kupfer |
max. 0,3 |
Gew.-% |
Mangan |
0,05 bis 0,5 |
Gew.-% |
Magnesium |
0,2 bis 1,0 |
Gew.-% |
Zink |
4 bis 7 |
Gew.-% |
Titan |
max. 0,2 |
Gew.-% |
Chrom |
0,15 bis 0,45 |
Gew.-% |
Bor |
max. 0,0065 |
Gew.-% |
Nickel |
max. 0,25 |
Gew.-% |
Zinn |
max. 0,25 |
Gew.-% |
Silber |
max. 0,25 |
Gew.-% |
Cer |
max. 0,25 |
Gew.-% |
Zirkonium |
max. 0,25 |
Gew.-% |
Scandium |
max. 0,25 |
Gew.-% |
sowie Aluminium als Rest mit weiteren Elementen und herstellungsbedingten Verunreinigungen
einzeln max. 0,05 Gew.-%, insgesamt max. 0,15 Gew.-%.
[0008] Für die einzelnen Legierungselemente werden die folgenden Gehaltsbereiche bevorzugt:
Silizium |
max. 0,15 Gew.-%, insbesondere max. 0,10 Gew.-% |
Eisen |
max. 0,15 Gew.-%, insbesondere max. 0,10 Gew.-% |
Kupfer |
max. 0,1 Gew.-%, insbesondere max. 0,07 Gew.-% |
Mangan |
0,1 bis 0,3 Gew.-%, insbesondere 0,15 bis 0,25 Gew.-% |
Magnesium |
0,4 bis 0,8 Gew.-% |
Zink |
4,5 bis 6 Gew.-%, insbesondere 4,7 bis 5,8 Gew.-% |
Titan |
0,03 bis 0,15 Gew.-%, insbesondere 0,05 bis 0,10 Gew.-% |
Chrom |
0,20 bis 0,30 Gew.-% |
Bor |
0,0005 bis 0,005 Gew.-% |
[0009] Anstelle von oder zusätzlich zu Chrom kann die Legierung 0,10 bis 0,25 Gew.-% Nickel,
insbesondere 0,10 bis 0,15 Gew.-% Nickel enthalten.
[0010] Die erfindungsgemässe Gusslegierung weist wegen der Kaltaushärtung als Hauptlegierungselement
Zink auf. Dieser Legierungstyp hat so gut wie kein Eutektikum auf den Korngrenzen
und führt daher zu einer guten Duktilität, ist aber bekanntermassen giesstechnisch
problematisch wegen der ausgeprägten Tendenz zur Warmrissneigung, siehe z.B. John
E. Hatsch, Properties and Physical Metallurgy Seite 347.
[0011] Im Verlauf der Legierungsentwicklung hat sich nun überraschend gezeigt, dass die
erfindungsgemässe Gusslegierung sowohl die geforderten mechanischen Eigenschaften
nach einer Kaltauslagerung erreicht, als auch giesstechnisch unproblematisch ist und
keine Tendenz zur gefürchteten Warmrissneigung besteht, dies sowohl im Kokillen- als
auch im Sandguss.
[0012] Die Wirkung der Legierungselemente kann etwa wie folgt charakterisiert werden:
[0013] Zink in Verbindung mit Magnesium führt zu einer entsprechenden Aushärtung bei Raumtemperatur,
wobei die Lagerdauer üblicherweise mehr als 14 Tage betragen sollte. Ist eine schnellere
Aushärtung notwendig, kann auch eine T5 Wärmebehandlung durchgeführt werden, also
z.B. eine Glühung bei 180°C während 6 Stunden mit anschliessender Luftabkühlung.
[0014] Um einer mit hohem Zinkgehalt auftretenden Tendenz zu Spannungsrisskorrosion und
zu interkristalliner Korrosion entgegenzutreten, wird bevorzugt darauf geachtet, dass
der Zinkgehalt unter 6 Gew.-% bleibt.
[0015] Silizium sollte möglichst tief gehalten werden, da sich sonst die Giessbarkeit der
Legierung verschlechtert, was sich in einer zunehmenden Warmrissneigung zeigt.
[0016] In bezug auf die Giessbarkeit wurde gefunden, dass geringe Mengen von Mangan hier
äusserst hilfreich sind. Ohne Mangan tendiert die Legierung stark zu Warmrissen. Eine
Zugabe von Mangan vermindert auch die Tendenz zur Korrosion, insbesondere zu Spannungsrisskorrosion.
[0017] Chrom verbessert zusätzlich die mechanischen Eigenschaften, insbesondere in Richtung
höherer Duktilität, da es die Morphologie der Fe/Mn-haltigen Phasen von einer mehr
kantigen zu einer runden Form hin verändert.
[0018] Eine gewisse Menge an Titan in Verbindung mit Bor wird zur Kornfeinung benötigt.
Eine gute Kornfeinung trägt wesentlich zur Verbesserung der Giesseigenschaften bei.
[0019] Ein bevorzugter Anwendungsbereich der erfindungsgemässen Gusslegierung ist die Herstellung
sicherheitsrelevanter Komponenten im Fahrzeugbau, insbesondere Lenker, Träger, Rahmenteile
und Räder. Auch für Brat- und Kochgeschirr, insbesondere für Bratpfannen, ist die
erfindungsgemässe Legierung hervorragend geeignet.
[0020] Zur Verarbeitung der erfindungsgemässen Legierung sind grundsätzlich alle Giessverfahren
geeignet. Hierzu gehören u.a. Sandguss, Lost Form-Guss, Schwerkraft-Kokillenguss,
Niederdruck-Kokillenguss, Differenzdruck-Kokillenguss, Squeeze Casting und Thixocasting,
in besonders gelagerten Fällen auch Druckguss.
[0021] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Betrachtung bevorzugter Ausführungsbeispiele.
[0022] Legierungen mit einer Zusammensetzung gemäss Tabelle 1 auf der Basis von Aluminium
mit weiteren herstellungsbedingten Verunreinigungen einzeln max. 0,05 Gew.-%, insgesamt
max. 0,15 Gew.-% wurden in einer Probestabkokille nach Diez zu Rundstäben von 16 mm
Durchmesser vergossen. Die Legierungen Nr. 1 und 2 sind erfindungsgemässe Zusammensetzungen,
die Legierungen 3 - 9 sind Vergleichsbeispiele. An Probestäben wurden die mechanischen
Eigenschaften Dehngrenze (Rp0.2), Zugfestigkeit (Rm) und Bruchdehnung (A5) im Gusszustand
bestimmt. Die Warmrisszahl als Mass für die Warmrissneigung wurde aufgrund einer visuellen
Beurteilung eines speziell für diese Bestimmung hergestellten Gussteiles bestimmt.
Dieses spezielle Gussteil weist einen Zentrumsbereich auf, von dem 6 verschieden lange
Arme gleichen Durchmessers sternförmig ausgehen, wobei am Ende jedes Armes ein kugelförmiges
Endstück angeformt ist. Beurteilt wird die Anzahl der abgerissenen Arme und der aufgetretenen
Risse. Die Auswertung erfolgt über eine Bewertungsschema mit den Stufen 0 bis 6. Die
Warmrisszahl bedeutet:
0 |
keine Risse |
1 bis 5 |
Zunahme von Rissen, angefangen von Rissen, die nur mit der Lupe zu sehen sind bis
hin zu mehreren abgerissenen Armen |
6 |
alle Arme abgerissen |

1. Gusslegierung auf der Basis von Aluminium,
gekennzeichnet durch
Silizium |
max. 0,25 |
Gew.-% |
Eisen |
max. 0,2 |
Gew.-% |
Kupfer |
max. 0,3 |
Gew.-% |
Mangan |
0,05 bis 0,5 |
Gew.-% |
Magnesium |
0,2 bis 1,0 |
Gew.-% |
Zink |
4 bis 7 |
Gew.-% |
Titan |
max. 0,2 |
Gew.-% |
Chrom |
0,15 bis 0,45 |
Gew.-% |
Bor |
max. 0,0065 |
Gew.-% |
Nickel |
max. 0,25 |
Gew.-% |
Zinn |
max. 0,25 |
Gew.-% |
Silber |
max. 0,25 |
Gew.-% |
Cer |
max. 0,25 |
Gew.-% |
Zirkonium |
max. 0,25 |
Gew.-% |
Scandium |
max. 0,25 |
Gew.-% |
sowie Aluminium als Rest mit weiteren Elementen und herstellungsbedingten Verunreinigungen
einzeln max. 0,05 Gew.-%, insgesamt max. 0,15 Gew.-%.
2. Gusslegierung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch max. 0,15 Gew.-% Si, insbesondere max. 0,10 Gew.-% Si.
3. Gusslegierung nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch max. 0,15 Gew.-% Fe, insbesondere max. 0,10 Gew.-% Fe.
4. Gusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch max. 0,1 Gew.-% Cu, insbesondere max. 0,07 Gew.-% Cu.
5. Gusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet durch 0,1 bis 0,3 Gew.-% Mn, insbesondere 0,15 bis 0,25 Gew.-% Mn.
6. Gusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet, durch 0,4 bis 0,8 Gew.-% Mg.
7. Gusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, gekennzeichnet, durch 4,5 bis 6 Gew.-% Zn, insbesondere 4,7 bis 5,8 Gew.-% Zn.
8. Gusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, gekennzeichnet, durch 0,03 bis 0,15 Gew.-% Ti, insbesondere 0,05 bis 0,10 Gew.-% Ti.
9. Gusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, gekennzeichnet, durch 0,20 bis 0,30 Gew.-% Cr.
10. Gusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, gekennzeichnet, durch 0,0005 bis 0,0055 Gew.-% B.
11. Gusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass sie zusätzlich oder anstelle von Cr 0,10 bis 0,25 Gew.-% Ni, insbesondere 0,10 bis
0,15 Gew.-% Ni enthält.
12. Verwendung einer Gusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 11 zur Herstellung von
Gussteilen mit hoher Festigkeit in Verbindung mit hoher Duktilität und/oder mit hohem
Wärmeleitvermögen und hoher Kriechfestigkeit.
13. Verwendung nach Anspruch 13 für sicherheitsrelevante Komponenten im Fahrzeugbau, insbesondere
für Lenker, Träger, Rahmenteile und Räder.
14. Verwendung nach Anspruch 15 für Brat- und Kochgeschirr, insbesondere für Bratpfannen.