[0001] Die Erfindung betrifft ein Geschoß mit einer Geschoßhülle und einem vorderseitig
mit der Geschoßhülle über eine Schraubverbindung verbindbaren Kopfzünder nach den
Merkmalen des Oberbegriffes des Anspruchs 1. Die Erfindung bezieht sich ferner auf
ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen Geschosses.
[0002] Artilleriegeschosse werden häufig ohne Kopfzünder an den jeweiligen Beschaffer der
entsprechenden Munition ausgeliefert, wobei anstelle des Zünders eine sogenannte Heberingverschlußschraube
in das Innengewinde (Mundlochgewinde) der Geschoßhülle eingeschraubt wird. Zur Vermeidung
von Korrosion wird das Gewinde mit Silikonfett großzügig eingestrichen. Die Abdichtung
gegen Feuchtigkeit erfolgt durch einen flachen Gummiring. Die massive Heberingverschlußschraube
kann stets mit ausreichendem Drehmoment angezogen werden, so daß sich eine zuverlässige
Dichtung zum Geschoßinneren ergibt. Das Einschrauben des Kopfzünders in die Geschoßhülle
erfolgt erst unmittelbar vor dem Geschoßeinsatz, z.T. sogar erst direkt vor der Schußabgabe
in der Feuerstellung, so daß die Auswahl des Zünders (Zeitzünder, Betonbrechzünder
etc.) an die spezifischen Bedürfnisse des jeweiligen Einsatzfalles ausgerichtet werden
können.
[0003] Im Zusammenhang mit neuen Logistikkonzepten wird zunehmend gefordert, Artilleriegeschosse
bereits mit einem Kopfzünder versehen an den jeweiligen Kunden auszuliefern. Der Zünder
muß daher neben seiner bisherigen Funktion, das Geschoß im Zielgebiet zu zünden bzw.
zur Wirkung zu bringen, zusätzlich auch die Funktion, das Geschoß bei Lagerung und
Transport gegen eindringende Feuchtigkeit zuverlässig abzudichten, übernehmen, wobei
die Verbindung den üblichen Beanspruchungen (Temperaturwechsel, Vibrationen etc.)
standhalten muß. Dieses wird derzeit dadurch erreicht, daß zur Abdichtung handelsübliche
anaerob aushärtende Dichtmittel verwendet werden, die z.T. gleichzeitig auch als Sicherungsmittel
wirken. Dabei wird das jeweilige Dicht- oder Sicherungsmittel vor dem Zusammenschrauben
auf das Außengewinde des Kopfzünders aufgetragen.
[0004] Nachteilig ist bei diesen mit einem vormontierten Kopfzünder versehenen Geschossen
allerdings, daß eine Demontage des Zünders nach dem Aushärten des Dichtmittels kaum
mehr möglich ist, weil die Klebkraft im Gewinde so hoch ist, daß ein zerstörungsfreies
Lösen des Kopfzünders in der Regel nicht möglich ist. Denn die heute üblicherweise
verwendeten Kopfzünder weisen zwar ein stark beanspruchbares Außengewinde auf, doch
erfolgt die Verbindung zwischen dem heckseitigen in der Geschoßhülle liegenden Teil
des Zünders und der Zünderspitze ebenfalls über eine Schraubverbindung, die beim Abschrauben
des Zünders aufgrund der großen Losdrehmomente relativ leicht beschädigt werden kann.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Geschoß der eingangs erwähnten
Art anzugeben, dessen Kopfzünder sich auf einfache Weise durch einen neuen Zünder
-beispielsweise noch in der Gefechtsstellung durch die entsprechenden Soldatenaustauschen
läßt. Ferner soll ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen Geschosses offenbart
werden.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß hinsichtlich des Geschosses durch die Merkmale
des Anspruchs 1 und hinsichtlich des Verfahrens durch die Merkmale des Anspruchs 2
gelöst. Eine weitere, besonders vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung offenbart
der Unteranspruch.
[0007] Die Erfindung beruht im wesentlichen auf dem Gedanken, daß zwischen dem Außengewinde
und dem Mundlochgewinde nicht wie bisher eine aushärtende Masse als Dichtmittel, sondern
ein dauerelastisches Dichtmittel angeordnet wird. Hierzu wird das dauerelastische
Dichtmittel z.B. in zähflüssiger Form auf das Außengewinde des Kopfzünders aufgetragen.
Der Kopfzünder kann dann anschließend oder zu einem geeigneten späteren Zeitpunkt
(z.B. noch nach mehreren Monaten) auf die Geschoßhülle aufgeschraubt werden. Dadurch
wird der Gewindespalt zwischen Zünderaußen- und Geschoßinnengewinde vollständig ausgefüllt
und ergibt eine gute Dichtwirkung, ohne die Lösbarkeit des Kopfzünders negativ zu
beeinflussen.
[0008] Die Verwendung des dauerelastischen Dichtmittels weist ferner den Vorteil auf, daß
auch weiterhin bereits vorhandene Kopfzünder verwendet werden können. Eine Änderung
der Verbindung zwischen heckseitigem Teil des Zünders und Zünderspitze ist daher nicht
erforderlich.
[0009] Als besonders vorteilhaft haben sich in der Praxis dauerelastische Dichtmittel erwiesen,
die auch noch bei einer Temperatur von -50 °C elastisch bleiben.
[0010] Vorbeschichtete Kopfzünder können sofort mit der Geschoßhülle verschraubt oder bis
zu mehreren Jahren bei Raumtemperatur eingelagert werden.
[0011] Wie sich in der Praxis ebenfalls gezeigt hat, weisen dauerelastische Dichtmittel
im Gewindespalt gute Dämpfüngseigenschaften auf, so daß gegebenenfalls beim Transport
der entsprechenden Munition auftretende Vibrationen nicht zum Lösen der Schraubverbindung
führt.
[0012] Außerdem hat sich gezeigt, daß nach vollständigem Lösen der Schraubverbindung zwischen
Geschoßhülle und Kopfzünder die zu verschraubenden Elemente je nach Produkt mehrmals
wieder zusammengeschraubt werden können, ohne daß die Dichtwirkung verloren geht.
[0013] Schließlich läßt sich bei Verwendung eines dauerelastischen Dichtmittels auch eine
Umarbeitung bereits im Depot vorhandener, mit Heberingverschlußschrauben versehener
Geschosse in Geschosse mit Kopfzünder auf einfache Weise realisieren. Denn während
das Abdichten eines Kopfzünders mittels eines aushärtenden Dichtmittels voraussetzt,
daß beide Gewinde sauber und fettfrei sein müssen und daher insbesondere nach Ausschrauben
der Heberingverschlußschraube das stets am Mundlochgewinde befindliche Silikonfett
auf relativ aufwendige Weise beseitigt werden muß (weil anderenfalls der Aushärtungsvorgang
durch das Silikonfett beeinflußt werden kann), ist eine derartige Beseitigung des
Silikonfettes im Falle der Verwendung eines dauerelastischen Dichtmittels nicht erforderlich.
Vielmehr muß lediglich das Gewinde, auf welches das Dichtmittel aufgebracht werden
soll (in der Regel das Außengewinde des Kopfzünders), sauber und fettfrei sein.
[0014] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus dem folgenden anhand
einer Figur erläuterten Ausführungsbeispiel.
[0015] Die Fig. zeigt den vorderen Bereich eines drallstabilisierten mit 1 bezeichneten
Artilleriegeschosses. Das Geschoß 1 umfaßt eine Geschoßhülle 2, in welcher sich Sprengstoff
3 befindet, und einen Kopfzünder 4. Der mit einem Außengewinde 5 versehene Kopfzünder
4 ist in ein Innengewinde (Mundlochgewinde) 6 der Geschoßhülle 2 eingeschraubt. Zwischen
den Gewindegängen der beiden Gewinde 5, 6 ist ein dauerelastisches Dichtmittel 7 angeordnet.
[0016] Wie der Fig. ebenfalls zu entnehmen ist, setzt sich der Kopfzünder 4 aus einer Zünderspitze
8 und einem Zünderheck 9 zusammen, welches eine Verstärkerladung 10 umschließt. Zünderheck
9 und Zünderspitze 8 sind über eine relativ schwache Gewindeverbindung 11 miteinander
verbunden, die über eine Verdrehsicherung 12 gesichert ist.
[0017] Zur Herstellung des Geschosses 1 wird zunächst das dauerelastische Dichtmittel 7
in zähflüssiger Form auf das Außengewinde 5 des Kopfzünders 4 und/oder auf das Mundlochgewinde
6 der Geschoßhülle 2 aufgetragen. Dabei muß nur das Gewinde, das vorbeschichtet werden
soll, sauber und fettfrei sein. Anschließend kann der vorbeschichtete Kopfzünder 4
dann sofort mit der Geschoßhülle 2 verschraubt werden.
Bezugszeichenliste
[0018]
- 1
- Geschoß, Artilleriegeschoß
- 2
- Geschoßhülle
- 3
- Sprengstoff
- 4
- Kopfzünder
- 5
- Außengewinde, Gewinde
- 6
- Innengewinde, Mundlochgewinde, Gewinde
- 7
- dauerelastisches Dichtmittel
- 8
- Zünderspitze
- 9
- Zünderheck
- 10
- Verstärkerladung
- 11
- Gewindeverbindung
- 12
- Verdrehsicherung
1. Geschoß mit einer Geschoßhülle (2) und einem vorderseitig mit der Geschoßhülle (2)
über eine Schraubverbindung verbindbaren Kopfzünder (4), wobei der Kopfzünder (4)
ein Außengewinde (5) und die Geschoßhülle (2) ein Innengewinde (Mundlochgewinde) (6)
aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem Außengewinde (5) und dem Mundlochgewinde (6) ein dauerelastisches Dichtmittel
(7) angeordnet ist.
2. Verfahren zur Herstellung eines Geschosses nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das dauerelastische Dichtmittel (7) vor dem Verschrauben von Kopfzünder (4) und Geschoßhülle
(2) auf das Außengewinde (5) des Kopfzünders (4) und/oder auf das Mundlochgewinde
(6) der Geschoßhülle (2) aufgebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Kopfzünder (4) nach dem Beschichten des Außengewindes (5) mit einem dauerelastischen
Dichtmittel (7) bis zu seiner bestimmungsgemäßen Verwendung eingelagert wird.