[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Betreiben einer Walzstraße für profiliertes
Walzgut, bei dem das Walzgut durch eine Anzahl von in einer Walzrichtung aufeinanderfolgenden,
jeweils eine Anzahl von Arbeitswalzen umfassenden Walzgerüsten geführt wird, wobei
jedes Walzgerüst hinsichtlich seiner Betriebsparameter auf eine Anzahl von Sollwerten
eingestellt wird. Sie betrifft weiterhin ein Steuerungssystem für eine derartige Walzstraße.
[0002] Zum Walzen eines Walzguts können in einer Walzstraße eine Anzahl von Walzgerüsten
zum Einsatz kommen. Die Walzgerüste sind dabei für die Hindurchführung eines üblicherweise
lang ausgestreckten Walzguts vorgesehen und in einer auch als Walzrichtung bezeichneten
Vortriebsrichtung des Walzguts gesehen hintereinander oder aufeinanderfolgend angeordnet.
Eine Walzstraße mit einer Mehrzahl derartiger Walzgerüste kann insbesondere bei der
Bearbeitung eines profilierten Walzguts zum Einsatz kommen. Das profilierte Walzgut
kann dabei insbesondere ein sogenanntes "schweres Profil" aufweisen und beispielsweise
als U-Profil oder als sogenannter Doppel-T-Träger ausgebildet sein.
[0003] Bei der Bearbeitung eines derartigen profilierten Walzguts kommen üblicherweise zumindest
teilweise sogenannte Universalgerüste zum Einsatz. Ein derartiges, als Universalgerüst
ausgebildetes Walzgerüst umfaßt üblicherweise zwei paarweise zusammenwirkende Horizontalwalzen,
die gemeinsam einen die Stegdicke des entstehenden Doppel-T-Trägers bestimmenden Walzspalt
bilden. Bezogen auf die Walzrichtung gesehen seitlich davon sind innerhalb des Universalgerüsts
zwischen diesen Horizontalwalzen zwei gegenüberliegende Vertikalwalzen angeordnet,
die das Walzgut in seitliche Richtung begrenzen. Die Vertikalwalzen bilden dabei jeweils
einen Walzspalt, der gemeinsam mit der Ballenlänge Horizontalwalzen für die Gesamtbreite
des entstehenden Doppel-T-Trägers maßgeblich ist.
[0004] Beim Betreiben einer Walzstraße mit derartigen Walzgerüsten, insbesondere mit Universalgerüsten,
wird jedes Walzgerüst üblicherweise für eine Anzahl seiner Betriebsparameter mit Sollwerten
beaufschlagt, die derart gewählt sind, daß das fertig gewalzte Produkt in seinem Profil
einem Sollprofil möglichst nahekommt. Dabei können Sollwerte unmittelbar für die Stellwerte
vorgegeben werden, mit denen die Stellelemente des Walzgerüsts beaufschlagt werden,
also beispielsweise ein Stellwert für einen Hydraulikdruck zur Einstellung einer gewünschten
Walzkraft oder ein Stellwert für eine gewünschte Positionierung einer Walze. In modernen
Walzstraßen können jedoch auch Sollwerte für abgeleitete, vergleichsweise komplexe
Betriebsparameter vorgegeben werden wie beispielsweise dem Walzspalt als solchen,
wobei ein derartiger Sollwert in einer untergeordneten Regelung in geeignete Stellwerte
für die eigentlichen Betriebsparameter umgesetzt wird.
[0005] In jedem Fall kann das fertig gewalzte Produkt im Hinblick auf das Sollprofil dabei
für eine hochgenaue Herstellung des Walzguts vergleichsweise engen Randbedingungen
oder Toleranzgrenzen unterliegen. Erschwert wird die Einhaltung vergleichsweise enger
Toleranzgrenzwerte dabei unter anderem durch sich während des Walzvorgangs möglicherweise
ändernde äußere Einflüsse wie beispielsweise die Umgebungsbedingungen oder die Eigenschaften
des einlaufenden Walzguts. Zur Einhaltung vergleichsweise enger Toleranzgrenzwerte
ist somit üblicherweise eine kontinuierliche Überwachung des Walzprozesses und ein
gelegentliches Eingreifen der Bedienungsmannschaft in eine zugeordnete Regelung erforderlich.
Dabei ist jedoch nur eine begrenzte Genauigkeit erreichbar. Gerade durch die Einhaltung
vergleichsweise enger Toleranzgrenzen ist die Herstellung eines derartigen profilierten
Walzguts zudem besonders aufwendig.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Betreiben einer
Walzstraße der oben genannten Art anzugeben, das bei vergleichsweise geringem Herstellungsaufwand
die Einhaltung besonders enger Toleranzgrenzwerte bei der Herstellung eines profilierten
Walzguts ermöglicht. Weiterhin soll ein für die Durchführung des Verfahrens geeignetes
Steuerungssystem für eine derartige Walzstraße angegeben werden.
[0007] Bezüglich des Verfahrens wird diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst, indem das Profil
des aus der Walzstraße auslaufenden Walzguts ermittelt und mit einem Sollprofil verglichen
wird, wobei der oder jeder Sollwert des oder jedes Walzgerüsts unter Bezugnahme auf
einen gerüstspezifischen Wichtungsfaktor anhand der Abweichungen des ermittelten Profils
vom Sollprofil mit einem Korrektursollwert beaufschlagt wird.
[0008] Die Erfindung geht dabei von der Überlegung aus, daß zur Einhaltung besonders enger
Toleranzgrenzwerte beim Profil des Walzguts dieses Profil kontinuierlich überwacht
werden sollte, wobei eine dabei getroffene Auswertung baldmöglichst, insbesondere
unmittelbar beim noch andauernden Walzprozeß, berücksichtigt werden sollte. Somit
können Abweichungen des tatsächlich hergestellten Profils vom vorgegebenen Sollprofil
noch während der Herstellung des Walzguts berücksichtigt und durch die Vorgabe geeigneter
Korrekturwerte bei den Sollwerten kompensiert werden. Die Korrekturwerte können dabei
als Zusatzsollwerte vorgegeben und bei der Regelung berücksichtigt werden, sobald
geeignete Meßwerte für das Ist-Profil vorliegen. Die Zuschaltung der Zusatzsollwerte
kann dabei längensynchron, also durch Vorgabe eines Zusatzsollwerts für eine vergleichbare
Walzgutlängenposition, oder zeitsynchron, also durch Vorgabe eines Zusatzsollwerts
für verschiedene Walzgerüste zur gleichen Zeit, erfolgen.
[0009] Eine besonders hohe Genauigkeit ist bei der Nachführung der Sollwerte erreichbar,
indem Fehler möglichst direkt am Ort ihrer Entstehung kompensiert werden. Die Erfindung
trägt dabei insbesondere der Erkenntnis Rechnung, daß toleranzüberschreitende Abweichungen
im hergestellten Profil des Walzguts aus verschiedenen Quellen, nämlich aus jedem
der durchlaufenden Walzgerüste, stammen können und im aus der Walzstraße auslaufenden
Produkt kumuliert vorliegen. Derartig kumulierte Beiträge zur Abweichung vom Sollprofil
sollten mit besonders einfachen Mitteln und insbesondere unter Verwendung von nur
einem einzigen Meßsystem zur Ermittlung des Ist-Profils des hergestellten Walzguts
geeignet kompensiert werden können. Dazu ist eine Aufteilung der durch die insgesamt
vorliegende Abweichung vom Sollprofil erforderlich werdenden Korrekturmaßnahmen auf
die einzelnen Walzgerüste unter Einbeziehung von Erfahrungswerten aus früheren Walzvorgängen
oder unter Einbeziehung von systemspezifischen Fachkenntnissen bezüglich der einzelnen
Walzgerüste vorgesehen. Derartige Erfahrungswerte und/oder Spezialkenntnisse sind
dabei in den gerüstspezifischen Wichtungsfaktoren niedergelegt, anhand derer die insgesamt
vorzunehmende Korrektur im Profil des Walzguts geeignet auf eine Korrektur der Sollwerte
der einzelnen Walzgerüste aufgeteilt wird. Die Wichtungsfaktoren können dabei insbesondere
in der Art einer "lernenden Funktion" oder als selbstoptimierende Funktion ausgestaltet
sein und kontinuierlich, in regelmäßigen Intervallen oder bedarfsweise im Hinblick
auf neue Erfahrungen aus kurz vorangegangenen Walzprozessen ergänzt werden.
[0010] Die Einhaltung besonders enger Toleranzgrenzen ist dabei ermöglicht, wenn zwischen
aufeinanderfolgenden Walzgerüsten konstante Zug-Druck-Verhältnisse im Walzgut vorliegen.
Um dies zu unterstützen, erfolgt vorteilhafterweise ein Datenaustausch der mit Korrektursollwerten
beaufschlagten Gerüstanstellung mit einer Zug-Druck-Regelung.
[0011] Die Ausgabe von Korrekturwerten für die Sollwerte kann insbesondere vergleichsweise
zeitnah, also in der Art einer "online-Nachführung", erfolgen. Insbesondere kann dabei
noch während der Bearbeitung des Walzgutes in einem Walzgerüst, dessen bereits gewalzter
Bereich ("Walzgutkopf") bereits für eine Auswertung zur Verfügung steht, eine Nachführung
der Sollwerte für den noch nicht fertiggestellten Teil erfolgen. Die dazu bereitgestellten
Korrektur-Sollwerte berücksichtigen zweckmäßigerweise die relativen Parameteränderungen,
die sich zwischen der Bearbeitung des Walzgutkopfes und dessen Mittelteil ergeben.
[0012] Das Verfahren eignet sich besonders zum Betreiben einer Walzstraße zur Herstellung
von Doppel-T-Trägern. Eine derartige Walzstraße umfaßt zumindest einige sogenannte
Universalgerüste, von denen jedes sowohl ein paar horizontale als auch ein paar vertikale
Rollen aufweist. In einer derartigen Walzstraße werden vorzugsweise die Sollwerte
für die Betriebsparameter der Stegdicke, der Flanschhöhe und/oder der Flanschdicke
des Walzguts durch Beaufschlagung mit geeigneten Korrektursollwerten auf die Einhaltung
besonders enger Toleranzgrenzwerte hin optimiert. Gerade das Profil eines Doppel-T-Trägers
läßt sich dabei nämlich im wesentlichen durch einen Mittelsteg beschreiben, an dem
endseitig sich jeweils quer dazu erstreckende Flansche angeformt sind. Durch die Stegdicke,
die Flanschhöhe und die Flanschdicke des Doppel-T-Trägers ist dieser somit im wesentlichen
vollständig beschrieben. Die Einstellung der Stegdicke kann dabei insbesondere durch
die Einstellung eines entsprechenden Walzspalts zwischen den Horizontalrollen des
Universalgerüsts erfolgen. Das Universalgerüst kann dabei derart angesteuert sein,
daß zwar ein Sollwert für eine Stegdicke vorgegeben wird, daß dieser Sollwert jedoch
innerhalb eines dem Universalgerüst zugeordneten Stellelements in geeignete abgeleitete
Betriebsparameter, wie beispielsweise Positionsstellwerte für die einzelnen Horizontalwalzen,
umgesetzt wird.
[0013] In vorteilhafter Weiterbildung wird der jeweilige gerüstspezifische Wichtungsfaktor
walzgutabhängig vorgegeben. Dadurch wird der zusätzlichen Erkenntnis Rechnung getragen,
daß der Beitrag eines einzelnen Walzgerüsts zur Gesamtabweichung des tatsächlich hergestellten
Profils vom Sollprofil des Walzguts nicht ausschließlich von der Position des jeweiligen
Walzgerüsts in der Walzstraße, sondern vielmehr auch von der Art des herzustellenden
Walzguts abhängen kann. Der Korrektursollwert, mit dem der jeweilige Sollwert für
ein Walzgerüst beaufschlagt wird, und insbesondere der diesem zugrundeliegende gerüstspezifische
Wichtungsfaktor wird somit im Hinblick auf die Art des herzustellenden Walzguts vorgegeben.
[0014] Die jeweils paarweise zusammenwirkenden Horizontalwalzen eines Walzgerüsts können
gemeinsam angestellt sein. Dabei erfolgt eine gleichmäßige, symmetrische Beaufschlagung
der paarweise zusammenwirkenden Walzen mit einer Stellgröße, beispielsweise einem
Anstelldruck. Dadurch ergibt sich selbsttätig eine mittige Ausrichtung bezüglich einer
Referenzebene. Davon abweichend können jedoch in einem oder mehreren der Walzgerüste
die paarweise zusammenwirkende Horizontalwalzen getrennt angestellt sein. Die Walzen
sind somit unabhängig voneinander positionierbar, so daß sich die absolute Lage des
von ihnen gebildeten Walzspalts bezüglich einer Referenzebene, beispielsweise der
Walzebene, verändern läßt. Um die dadurch erreichbare zusätzliche Flexibilität durch
die Bereitstellung eines neuen Freiheitsgrades auch für die Einhaltung besonders enger
Toleranzgrenzen nutzen zu können, wird in besonders vorteilhafter Ausgestaltung bei
den Walzengerüsten, deren Walzen unabhängig voneinander anhand von walzenspezifischen
Sollwerten betreibbar sind, der oder jeder Sollwert einer Walze unter Bezugnahme auf
einen walzenspezifischen Wichtungsfaktor anhand der Abweichungen des ermittelten Profils
vom Sollprofil mit einem Korrektursollwert beaufschlagt. Durch die walzenspezifischen
Wichtungsfaktoren wird somit das Konzept einer verursachernahen Kompensation von Walzfehlern
nicht nur zwischen den Walzgerüsten, sondern auch innerhalb eines einzigen Walzgerüsts
zwischen dessen unabhängig voneinander anstellbaren Walzen beibehalten.
[0015] Um eine Überkompensation von Walzfehlern im Sinne einer Überschreitung weiterer,
von dem jeweiligen Sollwert unabhängiger Toleranzgrenzen sicher zu vermeiden, wird
der oder jeder Korrektursollwert zweckmäßigerweise auf einen parameterspezifischen
Maximal-Wert begrenzt. In alternativer oder zusätzlicher vorteilhafter Weiterbildung
werden ein Korrektursollwert für eine Horizontalanstellung eines Walzgerüsts und ein
Korrektursollwert für eine Vertikalanstellung eines Walzgerüsts vorgegeben, wobei
das Verhältnis dieser Korrektursollwerte auf einen vorgebbaren Maximalwert begrenzt
wird.
[0016] Um die Erfahrungswerte aus vorangegangenen Walzvorgängen besonders günstig nutzbar
zu machen, wird der oder jeder Korrektursollwert und insbesondere der gerüstspezifische
Wichtungsfaktor vorteilhafterweise anhand des Walzergebnisses vorangegangener Walzprozesse
vorgegeben. Dabei kann beispielsweise eine Vielzahl vorangegangener Walzergebnisse
im Hinblick darauf ausgewertet worden sein, welche Kennwerte der Walzengerüste relativ
zueinander zu besonders günstigen oder zu besonders ungünstigen Walzergebnissen im
Hinblick auf das Profil des Walzguts geführt haben. Ein Vorschlag für eine Walzspaltkorrektur
an das Bedienpersonal oder vorteilhafterweise auch automatisiert erfolgt dabei insbesondere
dann, wenn die Summe der Korrektursollwerte einen vorgebbaren Grenzwert übersteigt.
Bei einer derartigen Vorgabe kann insbesondere auch das Ergebnis eines unmittelbar
vorangegangenen und somit besonders aktuellen Walzvorgangs mit vergleichsweise hoher
Wichtung in die Auswertung einfließen. Eine derartige Berücksichtigung vorangegangener
Walzergebnisse kann in besonders vorteilhafter Ausgestaltung in der Art von Voreinstellungen
oder "pre-setting-Werten" erfolgen, bei denen für ein neu einlaufendes Walzgut, für
das noch keine auswertbaren Ist-Werte zur Verfügung stehen, bereits eine Korrektur
von Standard-Sollwerten anhand von Erfahrungen mit früheren Bearbeitungsvorgängen
erfolgt. Dabei wird vorteilhafterweise besonders abgestellt auf Meßwerte aus einem
besonders zuverlässig gewalzten Längenbereich ("Filetstück") eines früher gewalzten
Walzguts.
[0017] Gerade bei der Herstellung eines Doppel-T-Trägers kann beim Walzen ein sogenanntes
Reversierwalzverfahren zur Anwendung kommen. Dabei durchläuft das Walzgut in der Walzstraße
eine Anzahl von aufeinanderfolgenden Walzgerüsten in der Art einer Pendelbewegung
mehrfach. Nach dem erstmaligen Durchlauf durch die jeweiligen Walzgerüste wird das
Walzgut angehalten und in umgekehrter Richtung erneut durch die jeweiligen Walzgerüste
geführt. Dies kann für eine vorgebbare Anzahl von auch als Stiche bezeichneten Durchläufen
wiederholt werden, bis das Walzgut zu einer weiteren Verarbeitung oder einem abschließenden
Walzschritt einem anderen Teil der Walzstraße endgültig zugeführt wird. Gerade bei
einem derartigen mehrfachen Durchlauf des Walzguts kann eine zwischenzeitliche Ermittlung
des vorliegenden Profils im Hinblick auf ein zu erreichendes Sollprofil und eine daraus
abgeleitete Nachführung der Sollwerte für die mehrfach durchlaufenen Walzgerüste besonders
hilfreich im Hinblick auf die Einhaltung enger Toleranzgrenzen sein. In besonders
vorteilhafter Weiterbildung wird somit bei mehrmaligem Durchlauf des Walzguts durch
die Walzstraße der jeweilige Korrektursollwert unter Berücksichtigung des Walzergebnisses
eines vorangegangen Durchlaufs vorgegeben. Der Korrektursollwert setzt sich somit
in der Art einer Adaption aus einem ersten Beitrag, der für ein vorangegangenes Walzgut
und dabei denselben Stich oder Durchlauf charakteristisch ist, und aus einem zweiten
Betrag, der für das vorliegende Walzgut und einen vorangegangenen Durchlauf oder Stich
charakteristisch ist, zusammen.
[0018] Eine derartige Adaption ist somit walzstichbezogen und kann zudem auch walzgutbezogen
ausgestaltet sein. Die Adaption ermöglicht dabei eine besonders schnelle Reaktion
oder Kompensation bei auftretetenden Walzfehlern. Zur Ermittlung des nach einem Durchlauf
jeweils vorliegenden Wandprofils des Walzguts kann dabei in Walzrichtung gesehen beidseitig
der mehrfach zu durchlaufenden Walzgerüste eine Meßeinrichtung zur Ermittlung der
Kontur des Walzguts angeordnet sein. Für einen besonders einfachen Aufbau ist jedoch
lediglich eine derartige Meßeinrichtung vorgesehen, die zweckmäßigerweise in ursprünglicher
Walzrichtung gesehen nach dem letzten der mehrfach zu durchlaufenden Walzgerüste angeordnet
ist. Bei einer derartigen Ausgestaltung kann die Adaption nach dem "Stich x", d. h.
die Auswertung des tatsächlich vorliegenden Profils nach dem x-ten Durchlauf durch
die jeweiligen Walzgerüste, für den "Stich x + 2", d. h. den x + 2ten Durchlauf durch
die Walzgerüste, erfolgen. Um dabei auch den Durchlauf in Gegenrichtung, also den
x + 1ten Stich oder Durchlauf besonders fehlerarm durchführen zu können, erfolgt vorteilhafterweise
anhand der vorliegenden Meßwerte für den x-ten Durchlauf eine Interpolation der Erwartungswerte
für den anstehenden Durchlauf x + 1 in Gegenrichtung.
[0019] Bezüglich des Steuerungssystems für eine Walzstraße für profiliertes Walzgut, bei
der das Walzgut durch eine Anzahl von in einer Walzrichtung aufeinanderfolgenden,
jeweils eine Anzahl von Arbeitswalzen umfassenden Walzgerüsten geführt ist, wird die
angegebene Aufgabe gelöst mit einer Steuereinheit, die einem einem Walzgerüst zugeordneten
Stellelement einen Sollwert für einen Betriebsparameter vorgibt, und die eingangsseitig
mit einer Meßeinrichtung zur Ermittlung eines Profilkennwerts des auslaufenden Walzguts
und mit einem Speichermodul verbunden ist, wobei die Steuereinheit den Sollwert des
jeweiligen Walzgerüsts unter Bezugnahme auf einen im Speichermodul hinterlegten gerüstspezifischen
Wichtungsfaktor anhand der Abweichungen des ermittelten Profilkennwerts von einem
Soll-Profil-Kennwert mit einem Korrektur-Sollwert beaufschlagt.
[0020] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß durch die
Berücksichtigung von gerüstspezifischen Wichtungsfaktoren bei der Ermittlung von Korrektursollwerten
für die Sollwerte der Walzgerüste eine besonders verursachernahe Fehlerkompensation
beim Betreiben der Walzstraße ermöglicht ist.
[0021] Dabei wird der im aus der Walzstraße auslaufenden Walzprodukt kumuliert in der Form
einer Gesamtabweichung vorliegende Walzfehler gezielt unter Berücksichtigung von anlagenspezifischem
Fachwissen auf individuelle Beiträge einzelner Walzgerüste oder einzelner Walzen zurückgeführt.
Die Wichtungsfaktoren oder ihre jeweiligen Beträge können dabei insbesondere durch
walzentechnologisches Fachwissen bestimmt und auch begrenzt sein. Dabei ist auch bei
vergleichsweise geringem Aufwand eine besonders genaue Kompensierung der Fehlerbeiträge
ermöglicht, so daß besonders enge Toleranzgrenzwerte bei der Herstellung des profilierten
Walzguts eingehalten werden können. Dadurch sind auch die erforderlichen Eingriffe
des Bedienpersonals besonders gering gehalten, wobei zudem auch eine vergleichsweise
häufige Probenahme am Walzgut nicht erforderlich ist. Demzufolge sind auch die Stillstandszeiten
der Walzstraße infolge von Toleranzüberschreitungen gering gehalten, so daß die Walzstraße
insgesamt einen besonders hohen Durchsatz aufweisen kann.
[0022] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert.
Darin zeigen:
- Fig. 1
- einen Teil einer mehrgerüstigen Walzstraße mit zugeordnetem Steuerungssystem,
- Fig. 2
- schematisch ein Universalgerüst, und
- Fig. 3
- ein Profil eines Doppel-T-Trägers.
[0023] Die in Fig. 1 lediglich zum Teil dargestellte Walzstraße 1 ist zur Herstellung eines
profilierten Walzguts vorgesehen. Die Walzstraße 1 umfaßt dazu eine Mehrzahl von in
einer durch den Pfeil 2 symbolisierten Vortriebsrichtung oder Walzrichtung x aufeinanderfolgenden
Walzgerüsten, von denen in Fig. 1 lediglich ein erstes Walzgerüst 4, ein zweites Walzgerüst
6 und ein drittes Walzgerüst 8 jeweils andeutungsweise anhand ihrer Walzen dargestellt
sind. Zusätzlich zu den Walzgerüsten 4, 6, 8 können innerhalb der Walzstraße 1 noch
weitere Walzgerüste voroder nachgeschaltet sein. Dabei kann insbesondere dem ersten
Walzgerüst 4 in Walzrichtung x gesehen ein Grob- oder Vorwalzgerüst vor- und dem dritten
Walzgerüst 8 in Walzrichtung x gesehen ein Feinwalzgerüst nachgeschaltet sein.
[0024] Die Walzgerüste 4 und 8 sind im Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 als sogenannte Universalgerüste
ausgestaltet. Dazu umfaßt das erste Walzgerüst 4 ein Paar von vertikal übereinander
angeordneten Horizontalwalzen 10, 12, die gemeinsam einen in vertikaler Richtung ausgedehnten
Walzspalt für das durchzuführende Walzgut bilden. Die Horizontalwalzen 10, 12 sind
über Walzenachsen 14 bzw. 16 in nicht näher dargestellter Weise in Gerüstelementen
rotierbar gelagert. Weiterhin umfaßt das erste Walzgerüst 4 ein Paar von Vertikalwalzen
18, 20, die seitlich von der Führungsbahn für das Walzgut versetzt zwischen den Horizontalwalzen
10, 12 angeordnet sind. Die Vertikalwalzen 18, 20 bilden jeweils einen Walzspalt,
der einerseits durch ihre Lauffläche und andererseits durch die Seitenflächen der
Horizontalwalzen 10, 12 begrenzt ist. In analoger Weise umfaßt das ebenfalls als Universalgerüst
ausgestaltete Walzgerüst 8 ein Paar von Horizontalwalzen 22, 24 sowie ein Paar von
Vertikalwalzen 26, 28.
[0025] Zur weiteren Verdeutlichung ist das als Universalgerüst ausgestaltete erste Walzgerüst
4 in Fig. 2 schematisch im Schnitt gezeigt. Dabei ist insbesondere erkennbar, daß
die Horizontalwalzen 10, 12 einen Walzspalt 30 bilden, der die Stegdicke eines durchlaufenden
Doppel-T-Trägers als Walzgut bestimmt. Die Horizontalwalze 10 ist dabei mit ihrer
Walzenachse 14 endseitig in jeweils einer Hydraulikzylindereinheit 32 bzw. 34 gelagert.
Die Hydraulikzylindereinheiten 32, 34 sind in nicht näher dargestellter Weise an einem
Gerüstständer fest montiert und zur Einstellung einer Walzenposition mit einem Arbeitsmedium
beaufschlagbar. Die Beaufschlagung der Hydraulikzylindereinheiten 32, 34 erfolgt dabei
über ein in Fig. 2 nicht näher dargestelltes Stellelement, das den Druck des Arbeitsmediums
in den Hydraulikzylindereinheiten 32, 34 in Abhängigkeit von einem vorgegebenen Eingangswert
einstellt. Der Eingangswert kann dabei eine Sollposition für die Horizontalwalze 10
oder auch ein Sollwert für eine Walzkraft sein, mit der die Horizontalwalze 10 auf
ein durch das Walzgerüst 4 geführtes Walzgut einwirkt. In analoger Ausgestaltung ist
die zweite Horizontalwalze 12 über ihre Walzenachse 16 endseitig jeweils in einer
Hydraulikzylindereinheit 36 bzw. 38 gelagert.
[0026] Wie aus Fig. 2 erkennbar ist, sind die Vertikalwalzen 18, 20 beidseitig der Horizontalwalzen
10, 12 und zwischen deren Walzenachsen 14, 16 angeordnet. Die Vertikalwalzen 18, 20
bilden dabei jeweils gemeinsam mit den ihnen zugeordneten Seitenflächen der Horizontalwalzen
10, 12 einen horizontal ausgedehnten Walzspalt 39, wobei beide Walzspalte 39 zusammen
mit der Ballenlänge der Horizontalwalzen 10,12 die Breite B des durch das Walzgerüst
4 geführten Walzguts angeben. Die Vertikalwalzen 18, 20 sind dabei über jeweils ein
Halterelement 40 bzw. 42 und eine diesem zugeordnete Hydraulikzylindereinheit 44 bzw.
46 an einem Walzengerüst gelagert.
[0027] Das in Walzrichtung x gesehen zwischen das erste Walzgerüst 4 und das dritte Walzgerüst
8 geschaltete zweite Walzgerüst 6 umfaßt im Ausführungsbeispiel lediglich ein Paar
von Horizontalwalzen 50, 52. Die Horizontalwalzen 50, 52 sind dabei in ihrer Längsrichtung
gesehen länger ausgedehnt als die Horizontalwalzen 10, 12, 22, 24 des ersten Walzgerüsts
4 bzw. des dritten Walzgerüsts 8.
[0028] In seiner Gesamtheit ist der in Fig. 1 dargestellte Teil der Walzstraße 1 zur Herstellung
eines als Doppel-T-Träger profilierten Walzguts ausgebildet. Das Profil 54 eines derartigen
Doppel-T-Trägers ist in Fig. 3 unter Angabe der relevanten Parameter dargestellt.
Das Profil 54 des Doppel-T-Trägers weist dabei in seinem Mittenbereich einen Steg
56 auf, der durch seine Stegbreite S charakterisiert ist. Endseitig ist am Steg 56
jeweils ein Flansch 58 bzw. 60 angeformt. Jeder Flansch 58, 60 ist dabei durch seine
Flanschhöhe charakterisiert, die in Fig. 3 durch den Doppelpfeil 62 angedeutet ist.
Zudem sind die Flansche 58, 60 durch ihre jeweilige Flanschdicke FD charakterisiert.
Zur vollständigen Beschreibung des Profils 54 dient dann neben seiner Gesamtbreite
B noch die Positionierung des Stegs 56 relativ zur Ober- oder Unterkante der Flansche
58, 60. Diese Positionierung ist durch die Lage L charakterisiert.
[0029] In ihrer Gesamtheit werden diese das Profil 54 des Walzguts charakterisierenden Betriebsparameter
wie folgt durch die Walzgerüste 4, 6, 8 der Walzstraße 1 beeinflußt: die Stegbreite
S des Stegs 56 ist im wesentlichen bestimmt durch den Walzspalt 30 der Horizontalwalzen
10, 12 des ersten Walzgerüsts 4 oder der Horizontalwalzen 22, 24 des dritten Walzgerüsts
8. Für das endgültig fertiggestellte Walzprodukt ist dabei insbesondere der Walzspalt
der Horizontalwalzen 22, 24 des letztmalig durchlaufenen Walzgerüsts 8 von Bedeutung.
Die Breite B des Profils 54 ist gegeben durch die Summe der Walzspalte 39 der Vertikalwalzen
18, 20 des ersten Walzgerüsts 4 oder der Vertikalwalzen 26, 28 des dritten Walzgerüsts
8, zuzüglich der Ballenlänge der jeweiligen Horizontalwalzen 10, 12 bzw. 22, 24. Wiederum
ist hierbei die endgültige Breite B des gewalzten Profils 54 im wesentlichen bestimmt
durch die genannten Parameter des letztmalig durchlaufenen dritten Walzgerüsts 8.
Die Flanschhöhe FH ist ihrerseits im wesentlichen bestimmt durch den Walzspalt der
Horizontalwalzen 50, 52 des zweiten Walzgerüsts 6.
[0030] Die Walzstraße 1 ist für eine besonders genaue Einhaltung eines vorgegebenen Sollprofils,
also für die Einhaltung besonders geringer Toleranzgrenzwerte, bei der Herstellung
eines profilierten Walzguts ausgelegt. Dazu ist der Walzstraße 1 ein Steuerungssystem
70 zugeordnet. Das Steuerungssystem 70 umfaßt eine zentrale Steuereinheit 72, die
ausgangsseitig mit einer Anzahl von Stellelementen 74, 76, 80 für die Walzgerüste
4, 6, 8 verbunden ist. Eingangsseitig ist die Steuereinheit 72 mit einer Meßeinrichtung
82 zur Ermittlung eines Profilkennwerts des Walzguts verbunden. Weiterhin sind der
Steuereinheit 72 ein Speichermodul 84, auf das die Steuereinheit 72 zum Auslesen oder
Abspeichern von Daten zugreifen kann, sowie ein Ein-Ausgabemodul 86, beispielsweise
ein Personal Computer, zugeordnet.
[0031] Dem ersten Walzgerüst 4 ist das Stellelement 74 zugeordnet. Das Stellelement 74 gibt
dabei Stellwerte an die Hydraulikzylindereinheiten 32, 34, 36, 38, 46, 48 der insgesamt
vier Horizontalwalzen 10, 12 und Vertikalwalzen 18, 20 des ersten Walzgerüsts 4 aus.
Dies ist durch die vier ausgehenden Pfeile gekennzeichnet. Zur Erzeugung der Stellwerte
ist das Stellelement 74 dabei in Untergruppen oder Module gegliedert, von denen jedes
jeweils einer der Horizontalwalzen 10, 12 bzw. der Vertikalwalzen 18, 20 zugeordnet
ist. In analoger Weise dazu ist dem dritten Walzgerüst 8 das Stellelement 80 zugeordnet.
[0032] Weiterhin weist im Ausführungsbeispiel das Walzgerüst 6 zwei unabhängig von einander
anstellbare Horizontalwalzen 50, 52 auf. Dementsprechend ist im Ausführungsbeispiel
jeder Horizontalwalze 50, 52 jeweils ein Modul des Stellelements 76 zugeordnet.
[0033] Beim Betrieb der Walzstraße 1 gibt die Steuereinheit 72 Sollwerte SW für die Betriebsparameter
der Walzgerüste 4, 6, 8 an die diesen zugeordneten Stellelemente 74, 76, 80 ab. Die
Steuereinheit 72 ist dabei im Hinblick auf die für das Profil 54 charakteristischen
Parameter als Führungsgrößen ausgelegt. Dabei sind im Ausführungsbeispiel die die
Horizontalwalzen 10, 12 betreffenden Parameter gekoppelt, wobei die Einstellung des
Walzspalts 30 im wesentlichen symmetrisch zu einer durch die Walzgutebene vorgegebenen
Referenzebene erfolgt. Die Beaufschlagung der Horizontalwalzen 10, 12 erfolgt somit
mit einem einzigen, gekoppelten Sollwert SW für den Walzspalt 30, wie dies durch die
Klammer zwischen den beiden ersten Modulen symbolisiert ist. Alternativ kann aber
auch eine unabhängige Beaufschlagung der Horizontalwalzen 10, 12 mit Stellwerten vorgesehen
sein. Dementsprechend gibt die Steuereinheit 72 beispielsweise an das dem ersten Walzgerüst
4 zugeordnete Stellelement 74 einen Sollwert für den durch dessen Horizontalwalzen
10, 12 gebildeten Walzspalt 30 und jeweils einen weiteren Sollwert SW für jede Vertikalwalze
18, 20 ab.
[0034] Das Stellelement 74 ist dabei in der Art einer untergeordneten Reglerhierarchieebene
zur Umsetzung dieser Sollwerte in geeignete Stellgrößen für das zugeordnete erste
Walzgerüst 4 ausgebildet. Unter Zugrundelegung der zugeführten Sollwerte SW wandelt
das Stellelement 74 somit den Sollwert für den Betriebsparameter "Walzspalt 30" (entsprechend
der Stegdicke S des Doppel-T-Trägers) in geeignete Stellwerte für die Positionierung
der Horizontalwalzen 10, 12 und/oder deren Walzkräfte um. Diese Stellwerte können
innerhalb des Stellelements 74 in der Art einer weiteren untergeordneten Regelerhierarchie
erneut in geeignete Stellwerte für die eigentliche Stellgröße, nämlich insbesondere
den Druck des Arbeitsmediums in den Hydraulikzylindern 32, 34, 36, 38, umgesetzt werden.
In analoger Weise gibt die Steuereinheit 72 Sollwerte SW für den Walzspalt der Horizontalwalzen
22, 24 und die Vertikalwalzen 26, 28 an das dem dritten Walzgerüst 8 zugeordnete Stellelement
80 ab.
[0035] An das Stellelement 76 gibt die Steuereinheit 72 Sollwerte SW für die vertikale Positionierung
der jeweiligen Horizontalwalze 50, 52 ab. Im Stellelement 76 erfolgt dabei in analoger
Weise zunächst eine Umsetzung der zugeführten Sollwerte SW in die eigentlichen Stellwerte,
nämlich insbesondere die Drücke für die zugeführten Hydraulikzylinder.
[0036] Um innerhalb der Walzstraße 1 zeitnah die Einhaltung besonders der Toleranzgrenzwerte
bei der Herstellung des profilierten Walzguts zu gewährleisten, ist die Steuereinheit
72 für eine ergebnisorientierte Korrektur der Sollwerte SW unter Berücksichtigung
von Erfahrungen mit vorangegangenen Walzprozessen ausgelegt. Dabei wird über die Meßeinrichtung
82 beim Betrieb der Walzstraße 1 das Profil des aus dem dritten Walzgerüst 8 auslaufenden
Walzguts ermittelt, beispielsweise anhand eines Profilkennwerts oder einer Mehrzahl
von Profilkennwerten. Die Profilkennwerte können dabei insbesondere Meßwerte für die
tatsächlich vorliegende Stegdicke S, die tatsächlich vorliegende Flanschhöhe FH und/oder
die tatsächlich vorliegenden Flanschdicken FD sein. Das solchermaßen ermittelte Profil
des auslaufenden Walzguts wird durch die Steuereinheit 72 mit einem beispielsweise
im Speichermodul 84 hinterlegten Sollprofil für das auslaufende Walzgut verglichen.
Anhand dieses Vergleichs wird auf eine Abweichung zwischen dem tatsächlich vorliegenden
(Ist-)Walzresultat und dem vorgegebenen (Soll-)Walzresultat geschlossen. Falls diese
Abweichung einen vorgegebenen, vergleichsweise engen Toleranzgrenzwert übersteigt,
so ist eine Nachkorrektur der von der Steuereinheit 72 an die Stellelemente 74, 76,
80 abgegebenen Sollwerte SW vorgesehen. Die Nachkorrektur erfolgt dabei in der Art
einer "online-Korrektur" noch während des betroffenen Walzvorgangs, wobei die relativen
positionsabhängigen Parameteränderungen innerhalb eines einzigen Walzguts berücksichtigt
werden. Somit umfaßt die Nachkorrektur im wesentlichen zwei Beiträge, wobei der erste
Beitrag in der Art eines "presetting" oder einer Voranstellung während des laufenden
Walzvorgangs konstant gehalten wird, und wobei der zweite Beitrag als "online-Korrektur"
während des laufenden Walzvorgangs nachgeführt wird.
[0037] Bei der Korrektur der Sollwerte SW ist berücksichtigt, daß jedes Walzgerüst 4, 6,
8 unabhängig von den anderen zu einer Abweichung und somit zu einem Walzfehler beitragen
kann. Sämtliche derartigen Fehlerbeiträge liegen jedoch beim aus dem dritten Walzgerüst
8 auslaufenden Walzgut in kumulierter Form vor und werden somit von der Meßeinrichtung
82 auch kumuliert erfaßt. Um dennoch unter Einsparung weiterer Meßeinrichtungen zur
Ermittlung des Profils des Walzguts eine verursachernahe Fehlerkompensation und somit
die Einhaltung besonders enger Toleranzgrenzen zu ermöglichen, ist die Steuereinheit
72 für eine gewichtete Kompensation des mittels der Meßeinrichtung 82 ermittelten
kumulierten Walzfehlers ausgelegt. Die Kompensation des Walzfehlers erfolgt daher
durch eine Modifikation der Sollwerte SW, wobei jeder Sollwert SW auf der Grundlage
der festgestellten Abweichung des Istzustands vom Sollzustand und unter Berücksichtigung
eines gerüstspezifischen Wichtungsfaktors mit einem Korrektursollwert K
i beaufschlagt wird. Mit anderen Worten: der für die Modifikation des Sollwerts SW
für das I-te Walzgerüst 4, 6, 8 vorgesehene presetting-Anteil des Korrektursollwerts
K
i hängt einerseits von der festgestellten Abweichung des Istzustands vom Sollzustand
beim gewalzten Walzgut und andererseits aber auch von einem dem jeweiligen Walzgerüst
4, 6, 8 spezifisch zugeordneten Wichtungsfaktor W
i ab. Somit ist auch bei Vorliegen lediglich eines globalen Fehlerkennwerts infolge
der Messung in der Meßeinrichtung 82 eine individualisierte und zielgerichtete Fehlerkompensation
ermöglicht.
[0038] Die gerüstspezifischen Wichtungsfaktoren W
i, die in aktualisierter Form jeweils auf dem Speichermodul 84 hinterlegt sind, beinhalten
dabei Erfahrungen aus dem relativen Fehleranteil des jeweiligen Walzgerüsts 4, 6,
8 bei vergangenen Walzprozessen. Desweiteren ist bei den Wichtungsfaktoren W
i die Art und der Typ des jeweiligen Walzguts berücksichtigt. Mit anderen Worten: für
jeden Walzguttyp ist im Speichermodul 84 ein separater, individueller Satz von gerüstspezifischen
Wichtungsfaktoren W
i für die Walzgerüste 4, 6, 8 hinterlegt. Die Wichtungsfaktoren W
i werden dabei in der Art einer "lernenden Funktion" regelmäßig aktualisiert, wobei
neue oder zusätzliche Erfahrungen aus jüngeren Walzergebnissen einfließen.
[0039] Bei denjenigen Walzenpaaren, deren Einzelwalzen unabhängig voneinander anstellbar
sind, erfolgt darüberhinaus noch eine Nachführung ihrer Sollwerte unter Berücksichtigung
eines walzenspezifischen Wichtungsfaktors W
i. Mit anderen Worten: die Sollwerte SW für die unabhängig voneinander anstellbaren
jeweiligen Einzelwalzen werden mit einem Korrekturwert K
i beaufschlagt, der sowohl von der festgestellten Abweichung des Istprofils vom Sollprofil
als auch vom gerüstspezifischen Wichtungsfaktor W
i und vom walzenspezifischen Wichtungsfaktor W
i abhängt. Da beispielsweise im Stellelement 74 eine Umsetzung des den Horizontalwalzen
10, 12 zugeordneten, gekoppelten Sollwerts SW in einzelne Stellwerte erfolgt, ist
das Stellelement 74 zur geeigneten Berücksichtigung der walzenspezifischen Wichtungsfaktoren
W
i in nicht näher dargestellter Weise mit dem Speichermodul 84 verbunden. Gleiches gilt
auch für die Stellelemente 76, 80.
[0040] Der im Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 dargestellte Teil der Walzstraße 1 ist insbesondere
zum Einsatz in einem sogenannten Revesierwalzverfahren für profiliertes Walzgut geeignet.
Bei einem derartigen Revesierwalzverfahren durchläuft das Walzgut die Walzgerüste
4, 6, 8 mehrfach. Beim ersten Durchlauf tritt das Walzgut dabei in das erste Walzgerüst
4 ein und durchläuft nacheinander die Walzgerüste 4, 6, 8. Nach dem Austritt aus dem
dritten Walzgerüst 8 wird das Walzgut angehalten und in umgekehrter Richtung durch
die Walzgerüste 8, 6, 4 geführt. Für jeden derartigen, als "Stich" bezeichneten Durchlauf
werden die entsprechenden Betriebsparameter der Walzgerüste 4, 6, 8 neu eingestellt,
wobei insbesondere eine sukzessive Reduktion der Walzspalte so lange vorgenommen wird,
bis eine insgesamt vorgesehene Dicken- oder Breitenreduktion eingetreten ist. Nach
Abschluß dieser in der Art einer pendelartigen Bewegung mehrfachen Durchläufe läuft
das Walzgut schließlich in der ursprünglichen Walzrichtung aus dem dritten Walzgerüst
8 aus und kann einer weiteren Behandlung zugeführt werden.
[0041] Gerade bei einem derartigen Reversierwalzverfahren ist eine zeitnahe Aktualisierung
der Sollwerte SW durch die Steuereinheit 72 im Hinblick auf ein besonders exaktes
Walzergebnis hilfreich. Dabei kann insbesondere bei jedem Vorbeilauf des Walzguts
an der Meßeinrichtung 82 durchlauf- oder stichabhängig das tatsächliche Profil ermittelt
und mit dem Sollprofil für den jeweiligen Durchlauf oder Stiche verglichen werden.
Somit können während des Walzvorgangs im aktuell bearbeiteten Walzgut Abweichungen
vom Sollzustand frühzeitig erkannt und kompensiert werden. Dazu werden die Korrekturwerte
K
i für die Sollwerte SW in der Steuereinheit 72 für den bevorstehenden Durchlauf anhand
der Ergebnisse der bisherigen Durchläufe ermittelt. Dabei kommt insbesondere dem Ergebnis
des unmittelbar vorangegangenen Durchlaufs die größte Bedeutung zu. Die Wichtungsfaktoren
W
i tragen dabei einerseits den Beitrag des jeweiligen Walzgerüsts 4, 6, 8 zum aufgetretenen
Walzfehler Rechnung, berücksichtigen aber andererseits auch dem gerade vorgenommenen
bzw. vorzunehmenden Durchgang in besonderer Weise.
Bezugszeichenliste
[0042]
- 1
- Walzstraße
- 2
- Pfeil
- 4, 6, 8
- Walzgerüste
- 10, 12
- Horizontalwalzen
- 14, 16
- Walzenachsen
- 18, 20
- Vertikalwalzen
- 22, 24
- Horizontalwalzen
- 26, 28
- Vertikalwalzen
- 30
- Walzspalt
- 32, 34, 36, 38
- Hydraulikzylindereinheiten
- 39
- Walzspalte
- 40, 42
- Halterelement
- 44, 46
- Hydraulikzylindereinheiten
- 50, 52
- Horizontalwalzen
- 54
- Profil
- 56
- Steg
- 58, 60
- Flansch
- 62
- Doppelpfeil
- 70
- Steuerungssystem
- 72
- Steuereinheit
- 74, 76, 80
- Stellelemente
- 82
- Meßeinrichtung
- 84
- Speichermodul
- 86
- Ein-Ausgabemodul
- B
- Gesamtbreite
- FD
- Flanschdicke
- FH
- Flanschhöhe
- L
- Lager
- Ki
- Korrektursollwert
- S
- Stegbreite
- SW
- Sollwerte
- Wi
- Wichtungsfaktor
- X
- Vortriebsrichtung oder Walzrichtung
1. Verfahren zum Betreiben einer Walzstraße (1) für profiliertes Walzgut, bei dem das
Walzgut durch eine Anzahl von in einer Walzrichtung (x) aufeinanderfolgenden, jeweils
eine Anzahl von Arbeitswalzen umfassenden Walzgerüsten (4, 6, 8) geführt wird, wobei
jedes Walzgerüst (4, 6, 8) hinsichtlich seiner Betriebsparameter auf eine Anzahl von
Sollwerten (SW) eingestellt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Profil (54) des auslaufenden Walzguts ermittelt und mit einem Sollprofil verglichen
wird, wobei der oder jeder Sollwert (SW) des oder jedes Walzgerüsts (4, 6, 8) unter
Bezugnahme auf einen gerüstspezifischen Wichtungsfaktor (Wi) anhand der Abweichungen des ermittelten Profils vom Sollprofil mit einem Korrektursollwert
(Ki) beaufschlagt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß für das oder jedes Walzgerüst (4, 6, 8) jeweils ein Sollwert (SW) für eine Stegdicke
und/oder eine Flanschhöhe und/oder eine Flanschdicke des Walzguts vorgegeben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der jeweilige gerüstspezifische Wichtungsfaktor (Wi) walzgutabhängig vorgegeben wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Walzen eines Walzengerüsts (4, 6, 8) unabhängig voneinander anhand von walzenspezifischen
Sollwerten (SW) betrieben werden, wobei der oder jeder Sollwert (SW) einer Walze unter
Bezugnahme auf einen walzenspezifischen Wichtungsfaktor (Wi) anhand der Abweichungen des ermittelten Profils (54) vom Sollprofil mit einem Korrektursollwert
(Ki) beaufschlagt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der oder jeder Korrektursollwert (Ki) auf einen parameterspezifischen Maximalwert begrenzt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der oder jeder Korrektursollwert (Ki), insbesondere der gerüstspezifische Wichtungsfaktor (Wi), anhand des Walzergebnisses vorangegangener Walzprozesse vorgegeben wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei mehrmaligem Durchlauf des Walzguts durch die Walzstraße (1) der jeweilige Korrektursollwert
(Ki) unter Berücksichtigung des Walzergebnisses eines vorangegangenen Durchlaufs vorgegeben
wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Korrektursollwert (Ki) für eine Horizontalanstellung eines Walzgerüsts (4, 6, 8) und ein Korrektursollwert
(Ki) für eine Vertikalanstellung eines Walzgerüsts (4, 8) vorgegeben wird, wobei das
Verhältnis dieser Korrektursollwerte (Ki) auf einen vorgebbaren Maximalwert begrenzt wird.
9. Steuerungssystem für eine Walzstraße (1) für profiliertes Walzgut, bei dem das Walzgut
durch eine Anzahl von in einer Walzrichtung (x) aufeinanderfolgenden, jeweils eine
Anzahl von Arbeitswalzen umfassenden Walzgerüsten (4, 6, 8) geführt ist, mit einer
Steuereinheit (72), die einem einem Walzgerüst (4, 6, 8) zugeordneten Stellelement
(74, 76, 80) einen Sollwert (SW) für einen Betriebsparameter vorgibt,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Steuereinheit (72) eingangsseitig mit einer Meßeinrichtung zur Ermittlung eines
Profilkennwerts des auslaufenden Walzguts und mit einem Speichermodul (84) verbunden
ist, wobei die Steuereinheit (72) den Sollwert (SW) des jeweiligen Walzgerüsts (4,
6, 8) unter Bezugnahme auf einen im Speichermodul (84) hinterlegten gerüstspezifischen
Wichtungsfaktor (Wi) anhand der Abweichungen des ermittelten Profilkennwerts von einem Sollprofilkennwert
mit einem Korrektursollwert (Ki) beaufschlagt.