[0001] Die Erfindung betrifft eine Walzstraße mit gestaffelten Gerüsten, insbesondere eine
Tandemwalzanlage, mit jeweils beidseitig zur Walzlinie beabstandeten Ständerwänden,
in deren Ständerfenster die Walzen mittels Einbaustücken gelagert und ausbaubar gestaltet
sind.
[0002] Eine derartige Tandemwalzanlage ist aus der EP 0 857 521 A1 bekannt. Die einzelnen
Walzgerüste dieser Tandemgruppe oder ähnlich gestaffelten Gerüsten für Reversier-
oder Konti-Betrieb sind als eigenständige Gerüsteinheiten konstruiert. Jedes Walzgerüst
besitzt eine eigene Ständerkonstruktion mit zwei Ständerwänden und diese verbindende
Quertraversen. Aus dem hierfür resultierenden Platzbedarf der einzelnen Ständerabmessungen
ergeben sich zwangsläufig festgelegte Gerüstabstände, die zwar minimal gehalten werden,
die aber durch ungünstig lange Walzarmaturen zur Zwischenführung des Walzgutes überbrückt
werden müssen. Weiterhin ergeben sich zwangsläufig durch den relativ großen Gerüstabstand
Durchlauf- oder Reversierzeiten, die den Produktionsdurchsatz der Walzstraße vermindern.
In den meisten Fällen muss auch von vorhandenen Walzenwechselvorrichtungen ausgegangen
werden, wobei die Breitenabmessung der Walzenwechselvorrichtung, wie z.B. einer Querverschiebebühne,
ebenfalls durch den Mittenabstand von Walzgerüst zu Walzgerüst bestimmt wird und die
Länge der Gesamtanlage mitbestimmt.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Länge einer solchen gestaffelten Walzanlage
aus technologischen wie auch aus kostenrelevanten Gründen zu optimieren, d.h. die
Gerüstabstände zu vermindern.
[0004] Die gestellte Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass mehrere Ständerfenster
für mehrere Einbaustücke in einer einzigen Ständerwand sowohl auf der Bedienungsseite
als auch auf der Antriebsseite vorgesehen sind und dass für benachbarte Walzenpaare
jeweils gemeinsame Zwischentraversen, die die gegenüberliegenden Ständerwände verbinden
und verriegeln, vorgesehen sind. Diese Bauweise ermöglicht kleinste Walzenabstände
zwischen den einzelnen Gerüststufen mit mehreren technologischen Vorteilen: Die Walz-
und Reversierzeiten werden verkürzt. Die Zwischenführungen der Walzarmaturen für das
Walzgut bauen kürzer und sind einteilig auszuführen. Dadurch ergeben sich eine höhere
Betriebssicherheit und eine bessere Walzqualität aufgrund der kürzeren Überbrückungslängen.
Zum Beispiel werden bei H-Profilen bessere Werte für die Stegaußermittigkeit erzielt.
Vorteilhaft ist insgesamt, dass durch die konstruktive Ausführung der gemeinsamen
Ständerwand eine Mehrzahl der bei herkömmlicher Bauweise notwendigen Einzelfunktionen
ausgeschaltet werden und dadurch die Gesamtkonstruktion kostengünstiger ausfällt.
Als Beispiel sind der Wegfall der kompletten Verspannung des mittleren Duo-Gerüstes
bei vier Zugankern, Traversen, Spannmuttern und hydraulisch betätigten Haltekeilen,
der Wegfall von zwei kompletten Sohlplatten mit hydraulischer Klemmvorrichtung und
der Wegfall von drei separaten Medienzuführungen durch Einsatz nur einer gemeinsamen
Versorgung anzuführen.
[0005] In Weiterbildung dieser Bauweise wird vorgeschlagen, dass jeweils an den in Walzlinienrichtung
gelegenen Enden der Ständerwände eine Sohlplatten-Klemmvorrichtung vorgesehen ist.
Dadurch werden mehrere solcher Klemmvorrichtungen, die vorher für jedes Walzgerüst
notwendig waren, eingespart.
[0006] Als Ausgestaltung wird vorgeschlagen, dass die Medienzuführung bei hydraulischen
Anstellantrieben zumindest aus einer Medienkette, die zwischen Antriebs- und Bedienungsseite
verläuft, besteht. Auch hier erfolgt eine Einsparung der für jedes Walzgerüst sonst
üblichen gesonderten Medienketten und Mediensäulen.
[0007] Weitere Vereinfachungen ergeben sich dadurch, dass zwischen zwei auf der Walzlinie
benachbarten Walzenpaaren eine gemeinsame Walzarmatur vorgesehen ist. Dadurch kann
eine kurzbauende, einteilige Zwischenführung für das Walzmaterial gebaut werden, womit
die höhere Betriebssicherheit und die bessere Walzqualität aufgrund der kürzeren Überbrückungslängen
erzielt werden.
[0008] Aus den vorstehenden Merkmalen ergibt sich die weitere Vereinfachung, dass die gemeinsame
Walzarmatur an einem mittig zwischen auf der Walzlinie benachbarten Walzenpaaren angeordneten
Walzbalken befestigt ist. Dadurch entfallen zusätzliche Walzgutführungen einschließlich
Walzbalken und Haltekonsolen für ein mittleres Walzgerüst. Demzufolge entstehen geringere
Betriebskosten und kürzere Walzensatz-Vorbauzeiten.
[0009] Die einheitliche Ständerwand führt zu den weiteren Vorteilen, dass bei ausgefahrener
Ständerwand der Bedienungsseite in der Ausfahr-Endstellung die Walzenpaare senkrecht
zur Ausfahrrichtung auswechselbar sind. Dadurch entstehen Freiräume für den Warteraum
von frischen Walzenpaaren und für verschlissene Walzenpaare in entgegengesetzten Richtungen
parallel zur Walzlinie. Zum Walzenwechsel fährt die bedienungsseitige Ständerwand-Hälfte
bei geöffneter Traversenverbindung und gegenüber der Sohlplatte gelöst, einzeln oder
gekoppelt mit den Walzensätzen mittels eines oder mehrerer Hydraulikzylinder oder
einem Eigenfahrantrieb so weit aus der Arbeitsstellung heraus, dass die Walzensätze
auf einer Querverschiebeplattform oder per Kran gewechselt werden können.
[0010] Hierbei wird die Ständerwand und auch der Walzenwechselwagen über Schienen, wahlweise
in Verlängerung der Sohlplatten oder davon abweichend angeordnet, transportiert.
[0011] Eine andere Vereinfachung wird außerdem auch dadurch erzielt, dass die Walzenpaare
zusammen mit den Walzarmaturen auswechselbar sind.
[0012] Vorteilhaft ist ferner, dass sämtliche Walzenpaare auf einem einzigen Walzenwechselwagen
transportierbar sind.
[0013] Weitere Vorteile ergeben sich daraus, dass der Drehantrieb für sämtliche Walzenpaare
aus einem Kammwalzengetriebe besteht, das für alle Walzenpaare in einem gemeinsamen
Gehäuse angeordnet ist. Die Regelung für das einzelne Walzenpaar bleibt davon unberührt.
[0014] Beim Walzenwechsel, also beim Herausfahren der Ständerwand auf der Bedienungsseite
kann auch dahingehend gebaut werden, dass zumindest ein sehr langer Ausfahrzylinder
für die auszufahrende Ständerwand auf der Bedienungsseite angeordnet ist.
[0015] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt, das nachfolgend
näher erläutert wird.
[0016] Es zeigen:
- Fig. 1
- einen axialen Längsschnitt auf der Walzlinie durch die gestaffelte Walzvorrichtung
und
- Fig. 2
- die zu Fig. 1 gehörende Draufsicht.
[0017] Die Walzstraße besteht aus drei gestaffelten Walzenpaaren 1, 2 und 3, so dass eine
Tandemwalzanlage gebildet ist. Beidseitig zur Walzlinie 4 (Fig. 1 und 2) sind Ständerwände
5 und 6 mit Ständerfenstern 7 vorhanden, in denen jeweils die Walzen 8 und 9 eines
Walzenpaares 1, 2, 3 mittels Einbaustücken 10 gelagert und anstellbar sind. In jeder
der Ständerwände 5 und 6 befinden sich mehrere Ständerfenster 7 für die analoge Anzahl
Einbaustücke 10, wobei jeweils eine einheitliche Ständerwand 5 auf der Antriebsseite
11 und eine einheitliche Ständerwand 6 auf der Bedienungsseite 12 angeordnet ist.
Die Ständerwände 5 und 6 sind jeweils mittels Zwischentraversen 13 verbunden und verriegelt.
[0018] In Walzlinienrichtung 14 gesehen, sind die Enden 15 und 16 der Ständerwände 5 und
6 jeweils mittels einer Sohlplatten-Klemmvorrichtung 17 festgehalten.
[0019] Für hydraulische Anstellantriebe 18 besteht die Medienzuführung 19 aus einer Medienkette
20, die zwischen der Antriebsseite 11 und der Bedienungsseite 12 verläuft.
[0020] Zwischen zwei benachbarten Walzenpaaren 1, 2 oder 2, 3 ist jeweils eine gemeinsame
Walzarmatur 21 an einem etwa mittig zwischen auf der Walzlinie 4 benachbarten Walzenpaaren
1, 2 oder 2,3 liegenden Walzbalken 22 befestigt.
[0021] Bei ausgefahrener Ständerwand 6 der Bedienungsseite 12 werden die Walzenpaare 1,2
3 in der in Fig. 2 gezeigten Ausfahr-Endstellung 23 senkrecht zur Ausfahrrichtung
24, d.h. in Wechselrichtung 25 ausgefahren, wobei verschlissene Walzensätze 26 nach
links ausgefahren und neue Walzensätze 27 wie gezeichnet ebenfalls nach links in Wechselrichtung
25 eingefahren werden.
[0022] Die Walzenpaare 1, 2, 3 werden zusammen mit den Walzarmaturen 21 ausgefahren oder
eingefahren. Dabei befinden sich jeweils sämtliche Walzenpaare 1, 2, 3 auf einem einzigen
Walzenwechselwagen 28.
[0023] Der Drehantrieb für sämtliche Walzenpaare 1, 2 und 3 besteht aus einem Kammwalzengetriebe,
das für alle Walzenpaare 1, 2 und 3 in einem gemeinsamen Gehäuse angeordnet sind (
nicht gezeichnet).
[0024] Für die auszufahrende Ständerwand 6 auf der Bedienungsseite 12 ist ein sehr langer
Ausfahrzylinder 29 vorgesehen.
Bezugszeichenliste
[0025]
- 1
- Walzenpaar
- 2
- Walzenpaar
- 3
- Walzenpaar
- 4
- Walzlinie
- 5
- Ständerwand
- 6
- Ständerwand
- 7
- Ständerfenster
- 8
- Walze
- 9
- Walze
- 10
- Einbaustück
- 11
- Antriebsseite
- 12
- Bedienungsseite
- 13
- Zwischentraverse
- 14
- Walzlinienrichtung
- 15
- Ende der Ständerwand
- 16
- Ende der Ständerwand
- 17
- Sohlplatten-Klemmvorrichtung
- 18
- hydraulischer AnOstellantrieb
- 19
- Medienzuführung
- 20
- Medienkette
- 21
- Walzarmatur
- 22
- Walzbalken
- 23
- Ausfahr-Endstellung
- 24
- Ausfahrrichtung
- 25
- Wechselrichtung
- 26
- verschlissener Walzensatz
- 27
- neuer Walzensatz
- 28
- Walzenwechselwagen
- 29
- langer Ausfahrzylinder
1. Walzstraße mit gestaffelten Gerüsten, insbesondere Tandemwalzanlage, mit jeweils beidseitig
zur Walzlinie beabstandeten Ständerwänden, in deren Ständerfenster die Walzen mittels
Einbaustücken gelagert und ausbaubar gestaltet sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass mehrere Ständerfenster (7) für mehrere Einbaustücke (10) in einer einzigen Ständerwand
(5; 6) sowohl auf der Bedienungsseite (12) als auch auf der Antriebsseite (11) vorgesehen
sind und dass für benachbarte Walzenpaare (1,2; 2,3) jeweils gemeinsame Zwischentraversen
(13), die die gegenüberliegenden Ständerwände (5,6) verbinden und verriegeln, vorgesehen
sind.
2. Walzstraße nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass jeweils an den in Walzlinienrichtung (14) gelegenen Enden (15, 16) der Ständerwände
(5,6) eine Sohlplatten-Klemmvorrichtung (17) vorgesehen ist.
3. Walzstraße nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Medienzuführung (19) bei hydraulischen Anstellantrieben (18) zumindest aus einer
Medienkette (20), die zwischen Antriebs- und Bedienungsseite (11, 12) verläuft, besteht.
4. Walzstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass zwischen zwei auf der Walzlinie (4) benachbarten Walzenpaaren (1,2 ; 2,3) eine gemeinsame
Walzarmatur (21) vorgesehen ist.
5. Walzstraße nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die gemeinsame Walzarmatur (21) an einem mittig zwischen auf der Walzlinie (4) benachbarten
Walzenpaaren (1,2 ; 2,3) angeordneten Walzbalken (22) befestigt ist.
6. Walzstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei ausgefahrener Ständerwand (6) der Bedienungsseite (12) in der Ausfahr-Endstellung
(23) die Walzenpaare (1, 2, 3) senkrecht zur Ausfahrrichtung (24) auswechselbar sind.
7. Walzstraße nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Walzenpaare (1, 2, 3) zusammen mit den Walzarmaturen (21) auswechselbar sind.
8. Walzstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass sämtliche Walzenpaare (1, 2, 3) auf einem einzigen Walzenwechselwagen (28) transportierbar
sind.
9. Walzstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Drehantrieb für sämtliche Walzenpaare (1, 2, 3) aus einem Kammwalzengetriebe
besteht, das für alle Walzenpaare (1, 2, 3) in einem gemeinsamen Gehäuse angeordnet
ist.
10. Walzstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest ein sehr langer Ausfahrzylinder (29) für die auszufahrende Ständerwand
(6) auf der Bedienungsseite (12) angeordnet ist.