[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Zugsicherung nach dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
[0002] Unter Namen wie "SIGNUM", "ZUB 121", "INDUSI" und "TPWS" (Train Protection and Warning
System) sind punktförmige Zugbeeinflussungssysteme bekannt, die ortsfeste und auf
Fahrzeugen montierte Zugbeeinflussungsgeräte umfassen. Die ortsfesten Geräte sind
üblicherweise bei einem Signal oder vor einer Gefahrenstelle angeordnet und übertragen
Signalbegriffe und teilweise auch Geschwindigkeitsvorgaben auf eine Lokomotive oder
bei schiebender Lokomotive auf einen Steuerwagen. Die Signalbegriffe beinhalten z.B.
die Bedeutung "FAHRT", "WARNUNG" oder "HALT" während die Geschwindigkeitsvorgaben
meist direkt in m/s oder in km/h eine maximale Geschwindigkeit an der betreffenden
Stelle oder für den folgenden Sicherungsabschnitt beinhalten.
[0003] In EP 1069021 A2 ist ein punktförmiges Zugbeeinflussungssystem offenbart, das zusätzlich
zu den vorgenannten Signalbegriffen und Geschwindigkeitsvorgaben erlaubt, für Zugsarten,
die keine Regelzüge sind, Differenzwerte zu Zielgeschwindigkeiten und allenfalls zu
Zielentfernungen zu übermitteln. Dadurch können für unterschiedliche Zugsarten verschiedene
Fahrprofile übermittelt werden ohne dass für die Uebermittlung ein hoher Datendurchsatz
erforderlich ist.
[0004] Aufgrund der zunehmenden Verkehrsdichte sowie leider auch aufgrund von Unfällen sind
Weiterentwicklungen der Zugbeeinflussungssysteme vorgenommen worden. Um insbesondere
auch länder- und bahnverwaltungsübergreifende Züge ohne Lokomotivwechsel führen, ist
bereits der Auslauf der vorgenannten Systeme vorgesehen. Diese Systeme werden sukzessive
durch ein standardisiertes "European Train Control System" - nachfolgend als ETCS
bezeichnet - abgelöst. Das ETCS bietet eine gegenüber den alten Systemen wesentlich
erhöhte Funktionalität hinsichtlich der Zugbeeinflussung und verbessert die Sicherheit
signifikant. Einen Ueberblick über die vorhandenen Zugbeeinflussungssysteme wie auch
die Ablösestrategie durch ETCS gibt die Schrift ETR Heft 11/2000 unter dem Titel "Zugbeeinflussungssysteme
europäischer Bahnen p. 725 bis 733 von Prof. Dr. Jörn Pachl. Die technische Spezifikation
des ETCS ist in den entsprechenden Dokumenten der UNISIG (zum Beispiel UNISIG SRS,
SUBSET-026, Version 2.0.0 vom 22.12.1999) enthalten.
[0005] In Grossbritanien wird von Bahnverwaltungen ein Zugssicherungssystem TPWS (Train
Protection and Warning System) eingesetzt, bei dem mittels paarweise im Abstand von
0 bis etwa 22 m angeordneter Uebertragungsgeräte im Frequenzbereich von einigen wenigen
zehn KHz Signalbegriffe wie "WARNUNG", "GESCHWINDIGKEITSWARNUNG" oder "HALT" auf ein
diese Geräte überfahrendes Fahrzeug übermittelt werden können. Das System ist allerdings
so ausgelegt, dass ein Zug vor einer Gefahrenstelle nicht sicher angehalten wird.
Die Geschwindigkeitsüberwachung erfolgt über eine Zeitmessung zwischen der von zwei
Uebertragungsgeräten eines Paares empfangenen Signale. Dies bedeutet, dass einerseits
alle Züge auf die gleiche maximale Geschwindigkeit überwacht werden und andererseits,
dass über den Abstand dieser Gruppe die Geschwindigkeit bestimmt ist. Aenderungen
bedingen somit eine Neumontage auf der Strecke. Eine Umstellung auf das europäische
System ETCS erfordert einen so hohen Aufwand, der nicht auf einen Schritt geleistet
werden kann.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Zugsicherung
anzugeben, das einfach installierbar und implementierbar ist, Züge vor einer Gefahrenstelle
sicher anzuhalten vermag und in einer späteren Phase leicht auf das System ETCS aufrüstbar
ist.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die im Patentanspruch 1 angegebenen Massnahmen gelöst.
[0008] Dadurch dass
A für einen Streckenpunkt (L0, L1, ..) in wenigstens einem der übermittelten Telegramme
(TEL) der Abstand der eine Gruppe bildenden Datenübertragungseinheiten (F1, T1) enthalten
ist und aufgrund der festgestellten Empfangszeitpunkte von wenigstens zwei Telegrammen
in einer Auswerteeinheit (8) die Geschwindigkeit des Schienenfahrzeuges berechnet
wird;
B in wenigstens einem der übermittelten Telegramme (TEL) eine für den betreffenden
Streckenpunkt (L0, L1, ..) maximale zulässige Geschwindigkeit enthalten ist;
C die im Verfahrensschritt A berechnete Geschwindigkeit mit der im Verfahrensschritt
B übermittelten maximal zulässigen Geschwindigkeit verglichen wird und bei Ueberschreiten
der maximal zulässigen Geschwindigkeit ein Warnsignal oder eine Zwangsbremsung ausgelöst
wird; kann für individuell gewählte Streckenpunkte eine wirksame Zugsicherung ermöglicht
werden und unabhängig von Schlupfeffekten die aktuelle Geschwindigkeit eines Schienenfahrzeuges
bestimmt und überwacht werden.
[0009] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in weiteren Ansprüchen angegeben.
[0010] So können sich die folgenden Vorteile zusätzlich ergeben:
i) Dadurch dass
die übermittelten Telegramme von auf dem System European Train Control System ETCS
basierenden Datenübertragungseinheiten (F1, T1; F11, F12) ausgesandt und dem System
ETCS entsprechenden Balisen-Antennen (6) empfangen werden;
kann für die betreffende Bahnverwaltung das Zugsicherungssystem in einer späteren
Phase leicht durch Ergänzung der Dateninhalte auf ein vollständiges ETCS Level 1 System
hochgerüstet werden (Patentanspruch 2).
ii) Dadurch dass
im Verfahrensschritt A zusätzlich eine Bremsregel übermittelt wird, die eine zwischen
zwei Gruppen vorzunehmende Geschwindigkeitsreduktion beinhaltet und dass
im Verfahrensschritt C zusätzlich verglichen wird, ob die Geschwindigkeitsreduktion
tatsächlich vorgenommen wurde und bei festgestellter unzureichend vorgenommener Geschwindigkeitsreduktion
ein Warnsignal oder eine Zwangsbremsung ausgelöst wird;
können auch Züge überwacht werden, die die maximal zulässige Geschwindigkeit nicht
überschreiten, wo aber anzunehmen ist, dass der Lokomotivführer aufgrund eines Unwohlseins
oder einer Absenz nicht mehr richtig auf die an Signalen angezeigten Signalbegriffe
reagiert (Patentanspruch 3).
iii) Dadurch dass
im Verfahrensschritt A zusätzlich ein einem längs der Strecke angeordneten Signal
entsprechender Signalbegriff übermittelt wird und dass das Auslösen eines Warnsignal
oder einer Zwangsbremsung vom übermittelten Signalbegriff abhängig ist;
können differenzierte Signalbegriffe übermittelt werden, die zusätzlich zur Geschwindigkeitskontrolle
das Ueberfahren eines Gefahrenpunktes verhindern (Patentanspruch 4).
vi) Dadurch dass
im Verfahrensschritt A zusätzlich wenigstens eine Zugsklasse und eine der Zugsklasse
entsprechende maximal zulässige Geschwindigkeit übermittelt werden und dass im Verfahrensschritt
C der Vergleich für jene der Zugklasse entsprechende maximal zulässige Geschwindigkeit
vorgenommen wird, der das Schienenfahrzeug zugeordnet ist; können verschiedenartige
Züge wie z.B. Schnellzüge, Güterzüge, Baudienstzüge, usw. differenziert bezüglich
der maximal zulässigen Geschwindigkeit überwacht werden und ermöglichen für die jeweils
gültige Zugsart eine minimale Fahrzeit (Patentanspruch 6).
[0011] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung beispielsweise näher erläutert.
Dabei zeigen:
- Figur 1
- Anordnung und detailliert dargestellte Kopplung von an Streckenpunkten angeordneten
Balisengruppen vor einem Hauptsignal;
- Figur 2
- Anordnung und Kopplung von an Streckenpunkten angeordneten Balisengruppen auf einem
Abschnitt Vorsignal - Hauptsignal;
- Figur 3
- fahrzeugseitige Ausrüstung.
[0012] Figur 1 zeigt die prinzipielle Anordnung von an Streckenpunkten angeordneten Balisengruppen
L0, L1, L2 des System ETCS/Eurobalise vor einem Hauptsignal 3. Mit dem Bezugszeichen
R ist die Fahrrichtung eines Zuges angegeben. Eine Balisengruppe - nachfolgend kurz
Gruppe genannt - beinhaltet wenigstens zwei Balisen. Eine Gruppe kann bis zu acht
hintereinander angeordnete Balisen umfassen. Balisen können als stets gleiche Telegramme
aussendende Festdatenbalisen oder als steuerbare Transparentbalisen - mit einem Telegramm,
dessen Inhalt abhängig von einem Signalbegriff ist - ausgeführt sein. Die wenigstens
paarige Anordnung von Balisen in Gruppen ist erforderlich, um bei Ueberfahrt mittels
einer festen Kennung in einem Telegramm die Fahrrichtung R des überfahrenden Zuges
zu erkennen. Pro Gruppe können bis zu 8 Balisen vorgesehen sein. Die Gruppe L0 gemäss
der Fig. 1 umfasst eine Transparentbalise T0 und eine Festdatenbalise F0. In einem
weiteren Abstand (nicht massstäblich gezeichnet) vom Hauptsignal 3 ist an zwei weiteren
Streckenpunkten L1 und L2 je eine weitere Gruppe mit je zwei Balisen angeordnet. Diese
weiteren Abstände bestimmen sich aufgrund der betrieblichen Erfordernisse und können
in der Grössenordnung von 50 m .. 2500 m liegen. Die Gruppe L1 beinhaltet zwei Festdatenbalisen
F11 und F12, die in einem Abstand d1 auf den Schwellen eines Geleises montiert sind.
Die Gruppe L2 besteht wie die Gruppe L0 aus einer Transparentbalise T2 und einer Festdatenbalise
F2, die zueinander in einem Abstand d2 montiert sind. Die Abstände d1 und d2 liegen
typischerweise in der Grössenordnung 2.5 m .. 6 m. Die Ansteuereinheit 1 beinhaltet
einen Adapter 2 - auch Lineside Electronic Unit LEU genannt - der für die Ansteuerung
von Transparentbalisen T0 und T2 vorgesehen ist. Die von einem Stellwerk der Ansteuereinheit
1 zugeführten Signalbegriffe - auch Fahrbegriffe genannt - werden einerseits auf das
Signal 3 übertragen und andererseits dem Adapter 2 zugeführt und in Telegramme eingetragen,
die über die Verbindungsleitungen 10 bzw. 12 den Transparentbalisen T0 bzw. T2 zur
Aussendung an eine an einem Fahrzeug befindliche Antenne übertragen werden.
[0013] Die Figur 2 zeigt für die vorgesehene Fahrtrichtung R vor dem Hauptsignal 3 ein Vorsignal
4, dessen Signalbegriffe über einen (nicht dargestellten) Adapter einer Transparentbalise
der Gruppe L4 zugeführt werden. Die Gruppen L3 und L2 werden durch je zwei Festdatenbalisen
gebildet, während die Gruppen L2 und L0 je eine Festdaten- und eine Transparentbalise
enthalten. In der Figur 2 nicht dargestellt sind die Verbindungen von Vorsignal 4
und Hauptsignal 3 zu einem Stellwerk.
[0014] Fig. 3 zeigt die triebzeugseitige Ausrüstung. Ein Triebfahrzeug 5 weist an seiner
Unterseite eine Antenne 6 auf, die hier Balisen-Antenne genannt wird. die von der
Antenne empfangenen Telegramme werden zur Aufbereitung und einem Uebertragungsmodul
BMT (Balise Transmission Module) zugeführt. Die empfangenen Telegramme werden zur
weiteren Auswertung eine Auswerteeinheit 8 zugeführt, die mit einer Anzeigeeinheit
9 verbunden ist. Die Anzeigeeinheit 9 dient der Visualisierung von in der Auswerteeinheit
8 ausgewerteten Informationen. Mit L4 ist ein Streckenpunkt bezeichnet, dem eine Gruppe
mit einer Festdatenbalise F4 und einer Transparentbalise T4 zugeordnet ist.
[0015] Aufgrund der in den Figuren 1 bis 3 detailliert erläuterten Anordnung wird das erfindungsgemässe
Verfahren für folgende drei Fälle erläutert:
A Das Vorsignal 4 zeigt den Signalbegriff "WARNUNG" und das Hauptsignal entsprechend
den Signalbegriff "HALT"; der Lokomotivführer reagiert nur teilweise auf die Signalbegriffe
und der Zug fährt weiter.
B Das Vorsignal 4 zeigt den Signalbegriff "WARNUNG" und das Hauptsignal entsprechend
den Signalbegriff "HALT"; der Lokomotivführer reagiert nicht auf die Signalbegriffe
der Zug fährt mit konstanter aber deutlich unterhalb der maximal zugelassenen Geschwindigkeit
weiter.
C Das Vorsignal 4 zeigt den Signalbegriff "WARNUNG", der Lokomotivführer reagiert
auf diesen Signalbegriff und bei Weiterfahrt wechselt das Hauptsignal auf den Signalbegriff
"FAHRT".
Fall A
[0016] Ein Zug mit maximal zulässiger Geschwindigkeit passiere in Fahrrichtung R den Streckenpunkt
L4 und empfange von der Transparentbalise der diesem Streckenpunkt L4 zugeordneten
Gruppe ein Telegramm mit einem Packet TEL, das eine Datenstruktur gemäss der nachfolgenden
Tabelle 1 enthält. Im folgenden werden der Einfachheit halber die Telegramm-Packete
kurz meist ebenfalls mit dem Begriff "Telegramm" bezeichnet.
[0017] Die weiteren - teilweise übertragungstechnischen - Angaben wie z.B. jene zur Erkennung
der Fahrtrichtung und zur Erkennung der einzelnen Balisen sind in der Datenstruktur
gemäss der Tabelle 1 nicht dargestellt. Im Feld REF_BALISE wird die Balise innerhalb
der Gruppe angegeben auf welche sich die Referenzdistanz bezieht. Im Feld DIST_BALISE
ist die Distanz zur Referenzbalise innerhalb einer Gruppe angegeben.
Tabelle 1
| Telegramm TEL |
| Art |
Feld |
Bedeutung |
| HDR |
NID_PACKET |
Identifikation des Telegramm-Packets, 44 |
| HDR |
Q_DIR |
Gültigkeitsrichtung der Information |
| HDR |
L_PACKET |
Länge des Telegramm-Packets in Byte. |
| HDR |
: |
: |
| HDR |
|
|
| |
: |
: |
| APP |
REF_BALISE |
Referenzbalisen der Gruppe; Bereich 1 .. 8 . |
| APP |
DIST_BALISE |
Distanz zur Referenzbalise in m |
| APP |
TPWS_FUNCT |
Funktion (Signalbegriff). |
| APP |
VEL_MAX |
Maximale Geschwindigkeit (Grundwert falls Zugsart nicht bekannt). |
| APP |
BREAK_RULE |
Bremsregel(Grundwert falls Zugsart nicht bekannt), z.B. 5 km/h. |
| APP |
TRAIN_CLASS_CNT |
Anzahl Zugsarten. |
| APP |
VEL_MAX_CLASS_(C NT) |
Geschwindigkeit der betreffenden Zugsart. |
| APP |
BREAK_RULE_CLASS _(CNT) |
Bremsregel der Zugsart TRAIN_CLASS, z.B. 10 km/h Geschwindigkeitsreduktion. |
| APP |
: |
|
| APP |
TPWS_VERSION |
Version der Spezifikation (für spätere Erweiterungen) |
| APP |
: |
|
[0018] Bei Ueberfahrt über die Gruppe am Streckenpunkt L4 wird von den beiden eine Gruppe
bildenden Balisen je ein Telegramm der vorstehenden Art übertragen, wobei nur eines
der Telegramme ein Telegramm-Packet TEL für die entsprechende Fahrtrichtung enthält.
Vom Uebertragungsmodul 7 wird die Zeitdifferenz der Zeitpunkte des Empfangs der beiden
vorgenannten Telegramme bestimmt, der Auswerteeinheit zugeführt und dort die aktuelle
Geschwindigkeit des Zuges berechnet. In der Auswerteeinheit 8 werden die weiteren
Felder des empfangenen Telegramm analysiert und eine Warninformation aufgrund des
übertragenen Signalbegriffes an das Anzeigegerät 9 zuhanden des Lokomotivführers weitergeleitet.
Aufgrund des in der Auswerteeinheit 8 vorgenommen Vergleichs von aktueller und maximal
zulässiger Geschwindigkeit erfolgt aufgrund der eingangs genannten Voraussetzung keine
weitere Reaktion.
[0019] Der Lokomotivführer leite zunächst eine Bremsung ein und der Zug passiere mit verminderter,
noch maximal zulässiger Geschwindigkeit den Streckenpunkt L3 an denen eine Gruppe
mit zwei Festdatenbalisen montiert ist. Hier werden wiederum zwei Telegramme TEL der
vorstehend definierten Struktur HDR+APP auf das Triebfahrzeug übermittelt, in der
nachfolgenden Tabelle 2 sind lediglich Felder aufgeführt die sich von jenen in Tabelle
1 unterscheiden:
Tabelle 2
| Telegramm TEL |
| Art |
Feld |
Bedeutung |
| |
: |
: |
| APP |
DIST_BALISE |
Distanz der beiden Balisen einer Gruppe in m |
| APP |
: |
|
| APP |
VEL_MAX |
Maximale Geschwindigkeit (Grundwert falls Zugsart nicht bekannt) |
| APP |
BREAK_RULE |
Bremsregel (Grundwert falls Zugsart nicht bekannt); z.B. 10 km/h |
| APP |
TRAIN_CLASS_CNT |
Anzahl Zugsarten |
| APP |
VEL_MAX_CLASS_(C NT) |
Geschwindigkeit der betreffenden Zugsart |
| APP |
BREAK_RULE_CLASS _(CNT) |
Bremsregel der Zugsart TRAIN_CLASS, z.B. 10 km/h Geschwindigkeitsreduktion. |
| APP |
: |
|
[0020] Der aktuelle Signalbegriff gemäss dem Vorsignal 4 oder dem Hauptsignal 3 wird nicht
übertragen, da an der Position L3 nur Festdatenbalisen vorhanden sind; dies wird im
Feld TPWS_FUNCTION der Auswerteeinheit 8 mitgeteilt. Individuell werden für den Streckenpunkt
L3 u.a. die Distanz, sowie die Inhalte zu den Feldern VEL_MAX, BREAK_RULE, TRAIN_CLASS_CNT,
VEL_MAX_CLASS, BREAK_RULE_CLASS übertragen. Bei der Montage von Festdatenbalisen sind
für den betreffenden Streckenpunkt die Inhalte zu den vorgenannten Feldern fest zu
programmieren, dazu kann ein portables Programmiergerät benutzt werden. Auf dem Triebfahrzeug
ist der am Streckenpunkt L4 übermittelte Signalbegriff noch gespeichert und dementsprechend
werden die in Tabelle 2 enthaltenen Daten von der Auswerteeinheit 8 analysiert: Aus
der Distanz der beiden Festdatenbalisen F31, F32 (in Fig. 2 nicht dargestellt) und
der Zeit zwischen dem Empfang der beiden Telegramme wird die aktuelle Geschwindigkeit
berechnet. Die im Feld VEL_MAX_CLASS enthaltene an der betreffenden Position L3 maximale
Geschwindigkeit wird mit der berechneten Geschwindigkeit verglichen und als in Ordnung
interpretiert. Auf der Auswerteeinheit ist in der Regel die Zugsart gespeichert und
demzufolge kann die für diese Zugsart maximale Geschwindigkeit festgestellt werden.
Ist keine Zugsart gespeichert, wird die maximale zulässige Geschwindigkeit dem Feld
VEL_MAX entnommen. Bei Ueberschreiten der maximal zulässigen Geschwindigkeit kann
eine Zwangsbremsung ausgelöst werden, die durch den Lokomotivführer nicht rückgängig
gemacht werden kann. Die vorgenannte Ueberprüfung auf die maximale Geschwindigkeit
gemäss dem Inhalt in der Feldern VEL_MAX_CLASS und/oder VEL_MAX ist grundsätzlich
an jeder Balisengruppe möglich. Je nach Ausgestaltung des Telegramms können die Felder
TRAIN_CLASS_CNT und VEL_MAX_CLASS mehrfach vorkommen, um die maximale Geschwindigkeit
für jeweils mehrere Zugsarten übertragen zu können.
[0021] Der Lokomotivführer reduziere nun weiter die Geschwindigkeit und der Zug passiere
mit zulässiger Geschwindigkeit den Streckenpunkt L2, an denen eine Gruppe mit einer
Transparentbalise und einer Festdatenbalise angeordnet ist. Es wird wiederum ein Telegramm
TEL der vorgenannten Art mit dem aktuellen Signalbegriff TPWS_FUNCT gemäss dem am
Hauptsignal 3 angezeigten Signalbegriff übermittelt. Wie schon beim Streckenpunkt
L3 wird mit dem erfindungsgemässen Verfahren die aktuelle Geschwindigkeit des Zuges
berechnet und mit den übertragenen maximalen Geschwindigkeit gemäss dem Inhalt in
den Feldern VEL_MAX_CLASS oder VEL_MAX verglichen. Aufgrund der eingangs genannten
Prämisse löst dieser Vergleich keine signaltechnische Reaktion durch die auf dem Triebfahrzeug
befindliche Auswerteeinheit 5 aus; möglich ist eine Signalisation zuhanden des Lokomotivführers,
dass das Balisensystem korrekt arbeite und dass die tatsächliche Geschwindigkeit konform
mit der maximal zulässigen Geschwindigkeit ist.
[0022] Es wird angenommen, dass der Zug ab Streckenpunkt L2 mit konstanter Geschwindigkeit
weiterfahre, den Streckenpunkt L1 überfahre und von den beiden Transparentbalisen
ein Telegramm TEL der Art gemäss Tabelle 2 empfange. An dieser Stelle wird nun durch
die Auswerteeinheit 8 festgestellt, dass die maximal zulässige Geschwindigkeit überschritten
ist und demzufolge wird eine Zwangsbremsung eingeleitet, die den Zug vor dem hinter
dem Hauptsignal befindlichen Gefahrenpunkt zum Stehen bringt. Alternativ wird angenommen,
dass der Zug den Streckenpunkt L1 mit zulässiger Geschwindigkeit passiere und weiterfahre.
In diesem Fall erfolgt eine Zwangsbremsung des Zuges bei Empfang eines Telegramms
gemäss Tabelle 1, das von der Gruppe am Streckenpunkt L0 ausgesandt wird. Im Feld
TPWS-FUNCT ist der Signalbegriff "HALT" enthalten, der unmittelbar und unabhängig
vom Ergebnis von Geschwindigkeitsprüfungen eine Zwangsbremsung auslöst.
Fall B
[0023] Ein Zug mit einer Geschwindigkeit deutlich unterhalb der maximalen Geschwindigkeit
passiere in Fahrrichtung R den Streckenpunkt L4 und empfange von der Transparentbalise
der diesem Streckenpunkt L4 zugeordneten Gruppe ein Telegramm TEL gemäss in Tabelle
1 angegebenen Struktur. Aufgrund der berechneten Geschwindigkeit und dem Vergleich
mit der aktuellen Geschwindigkeit erfolgt durch die Auswerteeinheit 8 keine weitere
Reaktion, lediglich der übermittelte Signalbegriff kann zum Anzeigegerät zuhanden
des Lokomotivführers übermittelt werden.
[0024] Der Zug fahre nun mit konstanter Geschwindigkeit weiter und passiere den Streckenpunkt
L3. Dabei wird angenommen, dass die berechnete (und tatsächliche) Geschwindigkeit
des Zuges auch für den Streckenpunkt L3 unterhalb der maximalen Geschwindigkeit liege.
Aufgrund des durch die Gruppe am Streckenpunkt L3 übermittelten Telegramme wird in
der Auswerteeinheit 8 keine Ueberschreitung der Geschwindigkeit festgestellt. Im Feld
BREAK_RULE ist eine Bremsregel in der Form angegeben, als in diesem Feld eine Geschwindigkeitsreduktion
angegeben ist, die von einer Gruppe zur nächsten Gruppe einzuhalten ist, ansonsten
eine Zwangsbremsung ausgelöst wird, sofern . Im vorliegenden Fall wird die Bremsregel
verletzt, da der Zug sowohl beim L4 als auch bei L3 die gleiche Geschwindigkeit aufweist.
Dies hat nun eine durch die Auswerteeinheit 8 ausgelöste Zwangsbremsung zur Folge.
[0025] Diese Prüfung auf das Einhalten erfolgt selbstverständlich auch für die im Fall A
geschilderten Vorgänge, im Fall A wurde vorausgesetzt, das die übermittelten Bremsregeln
nicht verletzt wurden.
Fall C
[0026] Ein Zug mit maximal zulässiger Geschwindigkeit passiere in Fahrrichtung R den Streckenpunkt
L4 und empfange von der Transparentbalise der diesem Streckenpunkt L4 zugeordneten
Gruppe ein Telegramm TEL gemäss der Struktur in Tabelle 1. Aufgrund der berechneten
Geschwindigkeit und dem Vergleich mit der aktuellen Geschwindigkeit erfolgt durch
die Auswerteeinheit 8 keine weitere Reaktion, lediglich der übermittelte Signalbegriff
kann zum Anzeigegerät 9 zuhanden des Lokomotivführers übermittelt werden. Der Lokomotivführer
leite nun eine Bremsung ein.
[0027] Der Zug passiere nun die Streckenpunkt L3 und L2 je mit maximal zulässiger Geschwindigkeit
und unter Einhaltung der im Feld BREAK_RULE angegebenen Bremsregel.
[0028] Unmittelbar nach Passieren des Streckenpunktes L2 wechsle am Hauptsignal 3 der Signalbegriff
von "HALT" auf "FAHRT" und die Sichtverhältnisse erlauben dem Lokomotivführer, diesen
Wechsel feststellen zu können. Da nun aber noch die Gruppe am Streckenpunkt L1, die
lediglich Festdatenbalisen aufweist, zu passieren ist, darf der Lokomotivführer den
Zug nicht beschleunigen, sondern er muss die Geschwindigkeit gemäss der Bremsregel
auf die am Streckenpunkt L1 zulässige Geschwindigkeit reduzieren und darf erst nach
Passieren des Streckenpunktes L1 den Zug wieder beschleunigen.
[0029] Der vorstehend geschilderte Fall ist an und für sich nachteilig. Ein solcher Fall
kann durch geeignetes Platzieren und durch eine geeignete Reihenfolge von Gruppen
mit nur Festdatenbalisen und Gruppen mit Transparentbalisen eliminiert werden. Die
distanzmässige Anordnung der vorgenannten beiden Gruppen bestimmt sich nach Art und
Distanz des Gefahrenpunktes hinter dem Hauptsignal 3, den Sichtbarkeitsverhältnissen
auf der Strecke und der Topographie des Geländes und der Bremsvermögen der Zugsarten;
insbesondere können so auch Steigungen und Gefälle die einen direkten Einfluss auf
Bremswege haben berücksichtigt werden.
[0030] Für besonders kritische Strecken kann auch vorgesehen sein, dass sämtliche Gruppen
eine Transparentbalise aufweisen, um den vorgenannten Nachteil eliminieren zu können.
[0031] Beim vorstehend geschilderten Verfahren wurde angenommen, dass die Auswerteeinheit
8 in einem Triebfahrzeug angeordnet ist, dass in Fahrrichtung an der Spitze eines
Zuges angekoppelt ist. Insbesondere für geschlossene Reisezugskompositionen kann die
Auswerteeinheit 8 irgendwo in der Komposition platziert sein, jedoch werden in aller
Regel die Balisen-Antennen 6, jeweils in Fahrrichtung betrachtet, am ersten Fahrzeug
aktiv geschaltet sein.
[0032] Das erfindungsgemässe Verfahren mit Gruppen von Balisen, ausschliesslich Festdatenbalisen
aufweisen, wird besonders dort angewendet, wo kritische Streckenabschnitte zu überwachen
sind, beispielsweise vor Kurven, die von allen Zügen nur mit einer Geschwindigkeitsüberwachung
befahren werden dürfen. Im Feld TPWS-FUNCT kann hierfür ein besonderer Signalbegriff
vorgesehen sein, nämlich "GESCHWINDIGKEITSWARNUNG" der auf dem Fahrzeug unabhängig
von einem vorgängig übermittelten und mit einem Signal übereinstimmenden Signalbegriff
ausgewertet werden kann.
[0033] Die in Tabelle 1 angegebenen Felder können durch weitere Felder ergänzt werden, um
beispielsweise eine Ueberfahrt in für definierte tiefe Geschwindigkeit eines "Halt"
zeigenden Hauptsignales für Fahrzeuge des Baudienstes zu ermöglichen. Die verschiedenen
Inhalte der in einem Telegramm verschiedenen Felder können bezüglich der Auswertung
in der Auswerteeinheit 8 beliebig kombiniert werden und sind in keiner Weise auf das
vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt.
Liste der verwendeten Bezugszeichen
[0034]
- 1
- Ansteuereinheit
- 2
- Adapter LEU Lineside Electronic Unit
- 3
- Hauptsignal
- 4
- Vorsignal
- 5
- Triebfahrzeug
- 6
- Balisen-Antenne
- 7
- Uebertragungsmodul BTM (Balise Transmission Module)
- 8
- Auswerteeinheit
- 9
- Anzeigeeinheit
- 10
- Verbindung LEU zur Balisengruppe beim Hauptsignal 3
- 12
- Verbindung LEU zur Balisengruppe am Streckenpunkt L2
- L0
- Position einer Balisengruppe beim Hauptsignal
- L1,
- L2, Lx Streckenpunkte, an den Balisengruppen angeordnet sind, wobei x = 1, 2, 3, ...,
..
- F0,
- Fx Festdatenbalise am Streckenpunkt L0 bzw. Lx;
wobei x = 0, 1, .., .. und eine Transparentbalise am entsprechende Streckenpunkt ebenfalls
vorhanden ist.
- F11,
- F12; Fy1, Fy2 Festdatenbalisen am Streckenpunkt L1 bzw. Ly, wobei y= 0, 1, .., ..,
wobei nur Festdatenbalisen am Streckenpunkt Ly vorhanden sind.
- T0,
- Tx Transparentbalise am Streckenpunkt L0 bzw. Lx
- d1
- Abstand einer Balisengruppe am Streckenpunkt L1
- d2
- Abstand einer Balisengruppe am Streckenpunkt L2
- R
- Fahrrichtung eines Zuges
1. Verfahren zur Zugsicherung mittels Uebermittlung von Telegrammen (TEL) von längs einer
Strecke an Streckenpunkten (L0, L1, ..), die mindestens zwei in Gruppen angeordnete
Datenübertragungseinheiten (F1, T1; F11, F12) aufweisen, an eine einem Schienenfahrzeug
zugeordnete Antenne (6), wobei ein Telegramm (TEL) bei unmittelbarer Überfahrt einer
Daten-übertragungseinheit an die Antenne (6) übertragen wird,
gekennzeichnet durch die Verfahrensschritte,
A für einen Streckenpunkt (L0, L1, ..) ist in wenigstens einem der übermittelten Telegramme
(TEL) der Abstand der eine Gruppe bildenden Datenübertragungseinheiten (F1, T1) enthalten
und aufgrund der festgestellten Empfangszeitpunkte von wenigstens zwei Telegrammen
wird in einer Auswerteeinheit (8) die Geschwindigkeit des Schienenfahrzeuges berechnet;
B in wenigstens einem der übermittelten Telegramme (TEL) ist eine für den betreffenden
Streckenpunkt (L0, L1, ..) maximale zulässige Geschwindigkeit enthalten;
C die im Verfahrensschritt A berechnete Geschwindigkeit wird mit der im Verfahrensschritt
B übermittelten maximal zulässigen Geschwindigkeit verglichen und bei Ueberschreiten
der maximal zulässigen Geschwindigkeit wird ein Warnsignal oder eine Zwangsbremsung
ausgelöst.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die übermittelten Telegramme von auf dem System European Train Control System ETCS
basierenden Datenübertragungseinheiten (F1, T1; F11, F12) ausgesandt und dem System
ETCS entsprechenden Balisen-Antennen (6) empfangen werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
im Verfahrensschritt A zusätzlich eine Bremsregel übermittelt wird, die eine zwischen
zwei Gruppen vorzunehmende Geschwindigkeitsreduktion beinhaltet und dass im Verfahrensschritt
C zusätzlich verglichen wird, ob die Geschwindigkeitsreduktion tatsächlich vorgenommen
wurde und bei festgestellter unzureichend vorgenommener Geschwindigkeitsreduktion
ein Warnsignal oder eine Zwangsbremsung ausgelöst wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
im Verfahrensschritt A zusätzlich ein einem längs der Strecke angeordneten Signal
entsprechender Signalbegriff übermittelt wird und dass das Auslösen eines Warnsignal
oder einer Zwangsbremsung vom übermittelten Signalbegriff abhängig ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
im Verfahrensschritt A an Streckenpunkten (L1, L3) feste Signalbegriffe übermittelt
werden, die unabhängig von den an längs der Strecke angeordneten Signalen angezeigten
Signalbegriffen sind, und dass die im Verfahrensschritt C vorgesehenen Vergleiche
unabhängig von einem vorgängig einem Signal entsprechenden Signalbegriff vorgenommen
werden und
dass bei festgestellter unzureichend vorgenommener Geschwindigkeitsreduktion oder
bei festgestelltem Ueberschreiten der maximal zulässigen Geschwindigkeit ein Warnsignal
oder eine Zwangsbremsung ausgelöst wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
im Verfahrensschritt A zusätzlich wenigstens eine Zugsklasse und eine der Zugsklasse
entsprechende maximal zulässige Geschwindigkeit übermittelt werden und dass im Verfahrensschritt
C der Vergleich für jene der Zugklasse entsprechende maximal zulässige Geschwindigkeit
vorgenommen wird, der das Schienenfahrzeug zugeordnet ist.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
im Verfahrensschritt C in jenem Fall, wo dem Schienenfahrzeug keine Zugklasse zugeordnet
ist, der Vergleich für die im Verfahrensschritt A übertragene maximal zulässige Geschwindigkeit
vorgenommen wird.