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EP 1 233 078 A2 |
(12) |
EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
(43) |
Veröffentlichungstag: |
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21.08.2002 Patentblatt 2002/34 |
(22) |
Anmeldetag: 20.02.2002 |
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(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
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AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE TR |
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Benannte Erstreckungsstaaten: |
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AL LT LV MK RO SI |
(30) |
Priorität: |
20.02.2001 DE 10108057
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(71) |
Anmelder: Linde Aktiengesellschaft |
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65189 Wiesbaden (DE) |
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Erfinder: |
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- Neubauer, Uwe
91227 Leinburg (DE)
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(74) |
Vertreter: Zahn, Christoph et al |
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LINDE AKTIENGESELLSCHAFT,
Zentrale Patentabteilung 82049 Höllriegelskreuth 82049 Höllriegelskreuth (DE) |
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Verfahren zum Abschrecken von metallischen Werkstücken |
(57) Es wird ein Verfahren zum Abschrecken von metallischen Werkstücken in einem Ofenraum,
insbesondere unter überatmosphärischem Druck, wobei als Abschreckgas(gemisch) ein
Inertgas oder Inertgasgemisch, insbesondere Stickstoff, Argon und/oder Helium verwendet
werden, nachdem das metallische Werkstück in einem evakuierten Ofenraum einem Wärmebehandlungsprozess
unterworfen wurde, beschrieben.
Erfindungsgemäß wird vor dem Einleiten des Abschreckgas(gemisch)es in den Ofenraum
dem noch evakuierten Ofenraum Wasserstoff zugeführt, wobei dem Ofenraum jedoch nur
soviel Wasserstoff zugeführt wird, dass, abhängig von dem Abschreckdruck, der Gastemperatur
am Ende des Abschreckprozesses und der Zusammensetzung des Abschreckgas(gemisch)es,
eine Wasserstoff-Konzentration in dem Abschreckgas(gemisch) unterhalb der Explosionsgrenze
erreicht wird.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Abschrecken von metallischen Werkstücken
in einem Ofenraum, insbesondere unter überatmosphärischem Druck, wobei als Abschreckgas(gemisch)
ein Inertgas oder Inertgasgemisch, insbesondere Stickstoff, Argon und/oder Helium
verwendet werden, nachdem das metallische Werkstück in einem evakuierten Ofenraum
einem Wärmebehandlungsprozess unterworfen wurde.
[0002] Gattungsgemäße Verfahren zum Abschrecken von metallischen Werkstücken sind hinlänglich
bekannt. Metalle reagieren bei hohen Temperaturen, insbesondere bei Temperaturen über
700 °C, sehr empfindlich auf Sauerstoff. Chrom bspw. oxidiert bei 1000 °C bereits
bei einem Sauerstoffpartialdruck von ca. 10
-23 bar. Des Weiteren resultieren höhere Gehalte, bspw. an Titan, in einer unerwünschten
Nitridbildung, aufgrund derer Härterisse auftreten können.
[0003] Bei einer Vielzahl von Abschreckprozessen kommt ein sog. Formiergas, das aus ca.
5 % Wasserstoff und ca. 95 % Stickstoff besteht, zum Einsatz. Mittels dieses Formiergases
wird eine geringe Oberflächenoxidation an den zu behandelnden metallischen Werkstoff
erreicht und zudem unterhalb der Explosionsgrenze gearbeitet.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein gattungsgemäßes Verfahren zum Abschrecken
von metallischen Werkstücken zu schaffen, bei dem Anlauffarben und Oxidationserscheinungen
an den Oberflächen der metallischen Werkstücke verringert bzw. vermieden werden können.
Darüber hinaus soll die Stickstoffaufnahme sowie die erwähnte Nitridbildung verringert
werden.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein gattungsgemäßes Verfahren zum Abschrecken von
metallischen Werkstücken vorgeschlagen, das dadurch gekennzeichnet ist, dass vor dem
Einleiten des Abschreckgas(gemisch)es in den Ofenraum dem noch evakuierten Ofenraum
Wasserstoff zugeführt wird, wobei dem Ofenraum jedoch nur soviel Wasserstoff zugeführt
wird, dass, abhängig von dem Abschreckdruck, der Gastemperatur am Ende des Abschreckprozesses
und der Zusammensetzung des Abschreckgas(gemisch)es, eine Wasserstoffkonzentration
in dem Abschreckgas(gemisch) unterhalb der Explosionsgrenze erreicht wird.
[0006] Erfindungsgemäß wird nunmehr (unmittelbar) nach dem Wärmebehandlungsprozess und noch
vor dem Einleiten des Abschreckgas(gemisch)es in den Ofenraum dem noch evakuierten
Ofenraum Wasserstoff zugeführt. Die Menge des dem Ofenraum zuzuführenden Wasserstoffes
ist jedoch abhängig von dem Abschreckdruck, der Gastemperatur am Ende des Abschreckprozesses
sowie der Zusammensetzung des Abschreckgas(gemisch)es.
[0007] In vorteilhafter Weise wird das erfindungsgemäße Verfahren zum Abschrecken von metallischen
Werkstücken daher so betrieben, dass die Wasserstoff-Konzentration in dem Abschreckgas(gemisch)
maximal 5 % beträgt.
[0008] Durch die Zugabe des Wasserstoffes in den noch evakuierten Ofenraum vor der Zugabe
des Abschreckgas(gemisch)es werden folgende Vorteile erreicht:
- Verringerung bzw. Vermeidung der Bildung von Anlauffarben und Oxidationserscheinungen
an der Oberfläche der metallischen Werkstücke
- Verringerung der Stickstoffaufnahme sowie Nitridbildung aufgrund der mit der Zugabe
des Wasserstoffes verbundenen geringfügigen Temperaturabsenkung
- Ausbildung von blankeren Oberflächen, so dass weniger Nacharbeiten anfallen
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Abschrecken von metallischen Werkstücken weiterbildend
wird vorgeschlagen, dass vor der Zugabe des Wasserstoffes in den noch evakuierten
Ofenraum der in dem Ofenraum herrschende Druck gemessen bzw. ermittelt wird.
[0010] Diese vorteilhafte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Abschrecken
von metallischen Werkstücken dient der Gewährleistung eines sauerstofffreien Ofenraumes,
so dass ein unerwünschtes und u. U. gefährliches Vermischen von Sauerstoff und Wasserstoff
wirkungsvoll verhindert werden kann.
[0011] In vorteilhafter Weise erfolgt die Zugabe des Wasserstoffes in den noch evakuierten
Ofenraum möglichst rasch bzw. schlagartig, wozu der Wasserstoff vorzugsweise aus einem
Speicher- oder Pufferbehälter, der vorzugsweise direkt an den Ofenraum angeschlossen
ist, in diesen entspannt wird.
[0012] Derartige Speicher- bzw. Pufferbehälter sind im Regelfall mit einem definierten Druck
befüllt, so dass die Einleitung des Wasserstoffes in Ofenraum bzw. die Menge des einzuleitenden
Wasserstoffes in den Ofenraum kontrollierbar ist.
[0013] Darüber hinaus ist es zweckmäßig, wenn auch die Zugabe des Abschreckgas(gemisch)es
in den Ofenraum - bspw. ebenfalls durch Entspannung aus einem Speicher- oder Pufferbehälter
- möglichst rasch bzw. schlagartig erfolgt.
[0014] Nach Beendigung des Abschreckprozesses wird der Ofenraum vorteilhafterweise mit einem
Inertgas(gemisch) gespült; zusätzlich oder alternativ dazu erfolgt ein Abfackeln des
aus dem Ofenraum austretenden Abschreckgas(gemisch)es, so dass dieses kontrolliert
in die Atmosphäre abgegeben werden kann.
[0015] Nach dem bzw. den vorgenannten Schritten kann der Ofenraum dann druckentlastet und
zur Entnahme des oder der metallischen Werkstücke geöffnet werden.
1. Verfahren zum Abschrecken von metallischen Werkstücken in einem Ofenraum, insbesondere
unter überatmosphärischem Druck, wobei als Abschreckgas(gemisch) ein Inertgas oder
Inertgasgemisch, insbesondere Stickstoff, Argon und/oder Helium verwendet werden,
nachdem das metallische Werkstück in einem evakuierten Ofenraum einem Wärmebehandlungsprozess
unterworfen wurde, dadurch gekennzeichnet, dass vor dem Einleiten des Abschreckgas(gemisch)es in den Ofenraum dem noch evakuierten
Ofenraum Wasserstoff zugeführt wird, wobei dem Ofenraum jedoch nur soviel Wasserstoff
zugeführt wird, dass, abhängig von dem Abschreckdruck, der Gastemperatur am Ende des
Abschreckprozesses und der Zusammensetzung des Abschreckgas(gemisch)es, eine Wasserstoff-Konzentration
in dem Abschreckgas(gemisch) unterhalb der Explosionsgrenze erreicht wird.
2. Verfahren zum Abschrecken von metallischen Werkstücken nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Wasserstoff-Konzentration in dem Abschreckgas(gemisch) maximal 5 % beträgt.
3. Verfahren zum Abschrecken von metallischen Werkstücken nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass vor der Zugabe des Wasserstoffes in den noch evakuierten Ofenraum der in dem Ofenraum
herrschende Druck gemessen bzw. ermittelt wird.
4. Verfahren zum Abschrecken von metallischen Werkstücken nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zugabe des Wasserstoffes in den noch evakuierten Ofenraum schlagartig, vorzugsweise
durch eine Entspannung aus einem Speicher- oder Pufferbehälter, erfolgt.
5. Verfahren zum Abschrecken von metallischen Werkstücken nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zugabe des Abschreckgas(gemisch)es in den Ofenraum ebenfalls schlagartig, vorzugsweise
durch eine Entspannung aus einem Speicher- oder Pufferbehälter, erfolgt.
6. Verfahren zum Abschrecken von metallischen Werkstücken nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass nach Beendigung des Abschreckprozesses der Ofenraum mit einem Inertgas(gemisch) gespült
wird und/oder ein Abfackeln des aus dem Ofenraum austretenden Abschreckgas(gemisch)es
erfolgt.