[0001] Die Erfindung betrifft einen Tuftingträger und ein Verfahren zur Herstellung eines
Tuftingträgers aus zu einem Spinnvlies verarbeiteten thermoplastischen Polymerfasern
oder -filamenten.
[0002] Aus dem Dokument EP-A 079 56 37 ist die Verwendung von Vliesstoffen aus Polyester-
und Copolyester-Fasern als Tuftträger von Tuftteppichen bekannt, die durch parallel
verlaufende, gerade, lastaufnehmende Kunststoff-Endlosfäden verstärkt sind. Durch
diese Maßnahme soll trotz eines Flächengewichtes von nur 80 bis 150 g/m
2 ein Tuftträger erhalten werden, der gegen Spannungs-, Temperatur- und Feuchteinwirkungen
beim Färben, Tuften und Dämpfen während der Herstellung und der Verarbeitung zu Tuftteppichen
insbesondere bezüglich des Breitenschwundes resistent ist.
[0003] Weiterhin ist aus dem Dokument DE-U 94 11 993 ein Vliesstoff zur Beschichtung von
Teppichrücken bekannt, bei dem das verfestigte Elementarfaservlies mit einem Flächengewicht
von 20 bis 220 g/m
2 durch ein Maliwatt-Verfahren mit Kettfäden aus Folienbändchen verstärkt wird. Dadurch
soll der Trittkomfort, die Verbindung mit dem Teppichgewebe, die Form des Teppichs
und seine Rezyklisierbarkeit verbessert werden.
[0004] Aus den Dokumenten DE-A 195 01 123 und DE-A 195 01 125 Verfahren bekannt, die durch
einen Reckprozeß im Reckungsbereich von 100 bis 400 % sowohl in Längs- als auch in
Querrichtung zu einer höheren Festigkeit des Vlieses führen und die Dehnung sowie
den Restschrumpf reduzieren sollen. Vorzugsweise soll dadurch jedoch bei vorgegebenen
Werten für die Dehnung und den Restschrumpf der Vliesbahnen deren Flächengewicht reduziert
werden. Allerdings führt der angegebene Grad der Verstreckung in Verbindung mit einer
dadurch hervorgerufenen Verstreckung der Fasern selbst zu einer wesentlichen Einschränkung
der Beweglichkeit der Fasern im Vlies, wodurch der Tuftprozess beeinträchtigt wird.
[0005] Aus dem Dokument JP-A 10-273865 sind Tuftingträger bekannt, die aus kontinuierlichen
Filamenten eines thermoplastischen Kunstharzes bestehen und eine thermische Schwindung
in Querrichtung bei trockener Erwärmung im Bereich von -10 bis 0 % gemessen gemäß
JIS L 1906 zeigen. Die Tuftingträger sind dazu aus einer hochschmelzenden und einer
niedrigschmelzenden Komponente aufgebaut.
[0006] Das Dokument WO 96/29460 offenbart getuftete Teppiche, die aus einem Tuftingträger
und einem klebenden Binder bestehen. Der Binder soll dabei vorzugsweise ein thermoplastisches
Polymer sein, das auf den Tuftingträger aufgebracht oder mit ihm verbunden ist.
[0007] Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, einen Tuftingträger anzugeben, der aus
einem Spinnvlies mit geringen Rohstoffkosten ohne Verstärkungsgarne , - gelege besteht,
wobei die Bindung ohne (kostenträchtige) Hilfskomponenten wie Bindefasern oder Binder
erfolgt. Der Tuftingträger soll weiterhin eine hohe Dimensionsstabilität beim Tuft-
und Färbeprozess besitzen und eine gute Teppichgarneinbindung sicherstellen.
[0008] Die Erfindung hat sich weiterhin zur Aufgabe gestellt, ein Verfahren zur Herstellung
eines Tuftingträgers anzugeben, dass unter Vereinfachung des Produktionsverfahrens
preiswerte, leichte Vliesstoffe mit Flächengewichten von 70 bis 110 g/m
2 als Tuftingträger verfügbar macht, wobei durch das Verfahren eine verbesserte Dimensionsstabilität
erzielt werden.
[0009] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass der Tuftingträger aus synthetischen
Fasern oder Filamenten besteht, die dreidimensional miteinander verschlungen sind,
wobei nur Fasern oder Filamente mit einem Titer von 1 bis 15 dtex enthalten sind,
das heißt, dass der Tuftingträger ohne zusätzliche Bindekomponente hergestellt und
damit umweltfreundlich ist. Weiterhin wird auf Verstärkungshilfsmittel wie Garne oder
Gelege verzichtet. Das Flächengewicht des Tuftingträgers beträgt 70 bis 110 g/m
2, seine Dichte 0,18 bis 0,28 g/cm
3 und der 5% Modulwert in Maschinenlaufrichtung > 60 N / 5 cm jedoch mindestens 0,6
N/g/m
2. Der Tuftingträger ist formstabil bei der Weiterverarbeitung im Tuft- und Färbeprozeß.
[0010] Vorteilhafterweise ist der Tuftingträger einer, bei dem die Fasern oder Filamente
mit einem Titer von 3 bis 12 dtex besitzen, wobei der 5% Modulwert in Maschinenlaufrichtung
70 bis 100 N/ 5 cm jedoch mindestens 0,7 bis 1,0 N/g/m
2 beträgt.
[0011] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist der Tuftingträger mit Avivagen
oder oberflächenaktiven Substanzen ausgerüstet. Die Ausrüstung erleichtert die Einbringung
des Polgarns beim Tuftprozess.
[0012] Besonders bevorzugt ist ein Tuftingträger, der nur aus Polyethylenterephthalat besteht.
Die Herstellung aus einem einheitlichen Material vereinfacht die Wiederverwertbarkeit.
[0013] In gleicher Weise bevorzugt ist ein Tuftingträger, der nur aus Polypropylen besteht.
Ein solcher Tuftingträger ist recyclefähig.
[0014] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung eines Tuftträgers aus zu einem Spinnvlies
verarbeiteten thermoplastischen Polymerfasern oder - filamenten ist dadurch gekennzeichnet,
dass die Fasern oder Filamente mit einem Titer von 6 bis 15 dtex durch Vernadeln und
die mit einem Titer von 1 bis 5 dtex durch Wasserstrahlen oder durch eine Kombination
dieser Verfahren verfestigt werden und vor der Trocknung und Thermofixierung ein Recken
in Längsrichtung um bis zu 30 % erfolgt, wobei die Beweglichkeit der Fasern ggf. durch
den Zusatz von Öl oder sonstigen Avivagen verbessert wird.
[0015] Vorteilhafter Weise wird der Reckprozeß zwischen den einzelnen Vernadlungsstufen
oder nach Abschluß des Vernadelungsprozesses vorgenommen. Der Reckprozeß erfolgt im
nassen Zustand kalt oder durch Dampf beheizt (100°C).
[0016] Zur Verbesserung der Modulwerte, der Oberflächeneinbindung und der Dickengleichmäßigkeit
kann nach der Thermofixierung eine partielle Kompaktierung mittels Prägewalzen vorgenommen,
wobei die Gravurpunkte der Prägewalze eine Druckfläche von 18 % bis 25 % einnehmen
und eine Rauten-, Linien- oder hexagonale Form bilden.
[0017] Die Prägewalzen können eine unregelmäßige Oberflächen-Struktur mit einer Rauhtiefe
von 40 bis 100 µm aufweisen.
[0018] Die erfindungsgemäß hergestellten Tuftträgervliese weisen folgende Eigenschaften
auf:
- einen Einsprung bei der Teppichherstellung von maximal 5 % und
- einen Anfangsmodul von 0,6 bis 1,0 N/g/m2.
Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele genauer erläutert:
Beispiel
Herstellungsschritte für ein 90 g/m2 100% Polyethylenterephthalat (PET) Spinnvlies
a) Halbmaterial ( Flächenware )
[0019] Das Ausspinnen von PET-Fasern und Ablegen derselben auf einem Siebband zu einem Spinnvlies
erfolgte mit einer Bandgeschwindigkeit von 15 m/min. Hierzu wird ein handelsüblicher
PET-Rohstoff mit einer Lösungsviskosität (
Intrinsic
viscosity - IV-Wert) von 0,67 eingesetzt. Die gesponnenen Filamente haben einen Titerwert
von 4,3 dtex mit Festigkeits- und Dehnungswerten von 30 mN/dtex beziehungsweise 110
%. Der Kochschrumpfwert der Filamente lag unter 1%.
b) Vorverfestigung
[0020] Die Vorverfestigung der Flächenware erfolgte durch Vernadelung, wobei die Einstichtiefe
bei 6mm und die Einstichdichte bei 60 E/cm
2 lag. Die eingesetzten Nadeln 15x18x40 waren von der Fa. Groz Beckert.
c) Wasserstrahlverfestigung
[0021] Die vorverfestigte Flächenware wurde einer Wasserstrahlanlage mit 5 Wasserstrahlbalken
zugeführt. Die Verschlaufung und Verhakung der Filamente erfolgte wie folgt in dem
Wasserdruckbereich v. 20 - 150 bar.
Balken 1 : 20 bar
Balken 2 : 100 bar
Balken 3 : 150 bar
Balken 4 : 150 bar
Balken 5 : 150 bar, wobei das Vlies alternierend von oben und von unten mit Wasserstrahlen
behandelt wurde.
d) Recken
[0022] Der Reckprozeß mit dem wasserstrahlverfestigten Produkt erfolgte in der Spalte von
zwei Walzen, die mit einer Differenzgeschwindigkeit von 15 % laufen. Die Flächenware
wurde durch eine S-Umschlingung um das Walzenpaar geführt, wobei die Walzenoberflächentemperatur
150°C betrug.
Trocknung und Fixierung der PET-Filamente wurde in einem Saug-Trockner bei den Temperaturen
von 180 °C durchgeführt.
e) Thermofixierung
[0023] Die Kalandrierung der fixierten Flächenware erfolgte mit einer Prägewalze, die mit
33 rautenförmigen Gravurpunkten pro cm
2 eine Druckfläche von 18% erzeugte. Die Kalanderoberflächentemperatur und der Liniendruck
lagen bei 220 °C bzw. 20 daN/cm.
f) Ausrüstung
[0024] Der Avivageauftrag wurde an einer Sprühanlage mit einer Polydimethylsiloxan-Emulsion
durchgeführt. Der Feststoffkonzentration und die Naßaufnahme betrugen 1,9% bzw. 11%.
[0025] Die Trocknung des mit Avivage ausgerüsteten Spinnvlieses erfolgte in einem Flachbandtrockner
bei den Lufttemperaturen von 110 °C.
[0026] Das durch die o.g. Prozessschritte hergestellte Spinnvlies mit einem Flächengewicht
von 90 g/qm wies folgende physikalische Werte auf:
Dicke : 0,45 mm
Kraft bei 5% Dehnung(Längs) : 91 N/5 cm (Spez.-Modul: 1 N/g/qm)
Kraft bei 5% Dehnung(Quer) : 40 N/5 cm
[0027] Das aus PET Filamenten bestehende Spinnvlies ließ sich sehr gut tuften. Bei einer
Tuftteilung von 1/10 erzielte man folgende physikalische Werte :
Höchstzugkraft(Längs) : 340 N/5 cm
Höchstzugkraft(Quer) : 150 N/5 cm
Dehnung(Längs) : 50 %
Dehnung(Quer) : 65 %
Weiterreißkraft(Längs): 210 N
1. Tuftingträger aus synthetischen Fasern oder Filamenten, die dreidimensional miteinander
verschlungen sind, dadurch gekennzeichnet, dass nur Fasern oder Filamente mit einem Titer von 1 bis 15 dtex enthalten sind, wobei
das Flächengewicht des Tuftingträgers 70 bis 110 g/m2, seine Dichte 0,18 bis 0,28 g/cm3 und der 5% Modulwert in Maschinenlaufrichtung > 60 N/ 5 cm jedoch mindestens 0,6
N/g/m2 beträgt.
2. Tuftingträger nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fasern oder Filamente mit einem Titer von 3 bis 12 dtex besitzen, wobei der 5
% Modulwert in Maschinenlaufrichtung 70 bis 100 N/ 5 cm jedoch mindestens 0,7 bis
1,0 N/g/m2 beträgt.
3. Tuftingträger nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass er mit Avivagen oder oberflächenaktiven Substanzen ausgerüstet ist.
4. Tuftingträger nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass er nur aus Polyethylenterephthalat besteht.
5. Tuftingträger nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass er nur aus Polypropylen besteht.
6. Verfahren zur Herstellung eines Tuftträgers aus zu einem Spinnvlies verarbeiteten
thermoplastischen Polymerfasern- oder filamenten, dadurch gekennzeichnet, dass
die Fasern oder Filamente mit einem Titer von 6 bis 15 dtex durch Vernadeln und die
mit einem Titer von 1 bis 5 dtex durch Wasserstrahlen oder durch eine Kombination
dieser Verfahren verfestigt werden und vor der Trocknung und dem Thermofixieren ein
Recken in Längsrichtung um bis zu 30 % erfolgt, wobei die Beweglichkeit der Fasern
ggf. durch den Zusatz von Öl oder sonstigen Avivagen verbessert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Reckprozess zwischen den einzelnen Vernadlungsstufen oder nach Abschluß des Vernadelungsprozesses
vorgenommen wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Thermofixieren eine zusätzliche Behandlung mit einem beheizten Walzenpaar
vorgenommen wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass Oberflächen der Walzen eine unregelmäßige Struktur mit einer Rauhtiefe von 40 bis
100 µm aufweisen.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine der Walzen eine Prägung besitzt, wobei die Prägepunkte eine Druckfläche
von 18 % bis 25 % einnehmen und Rauten-, Linien- oder eine hexagonale Form bilden.