[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Walzen von profiliertem Walzgut in Walzgerüsten
mit Kaliberwalzenpaaren, deren Kaliber jeweils beidseitig von Anlaufbunden begrenzt
sind.
[0002] Beim Walzen von profiliertem Walzgut, wie Profil-Stählen, besonders solchen mit asymmetrischen
Profilen, wie Z-Spundbohlen, Schienen, Relingeisen, Klemmplatten, Laufplatten, Hubmastschienen
entstehen neben den vertikalen auch große axiale Walzkräfte, die je nach Profilart
und Querschnittsgröße 1000 bis 2000 kN erreichen können. Diese axialen Walzkräfte
verursachen ggfs. eine Verschiebung zwischen den Walzen, und der dadurch verursachte
Querversatz der Walzkaliber führt zu fehlerhaften Profilen im Walzgut.
[0003] Um diesen Querversatz zu vermeiden, hat man an beiden Seiten der Kaliber kreisringförmige
Anlaufbunde mit steil geneigten, einander zugewandten Anlaufflächen zur Aufnahme dieser
axialen Walzkräfte angeordnet. Mit diesen wird beim Walzen ein geschlossener Kraftfluss
zwischen beiden Walzen herbeigeführt. Diese Anordnung führt aber zu einem hohen Walzenverschleiß,
hervorgerufen durch die Reibbewegungen zwischen den Kontaktflächen der oberen und
unteren Anlaufbunde und erfordert zur Reduzierung des Verschleißes einen zusätzlichen
hohen Aufwand an Schmiermitteln. Der trotz dieses Aufwandes nicht zu vermeidende Verschleiß
an den Anlaufbunden macht es notwendig, die Walzen nach einem Einsatz mehr oder weniger
stark abzuschleifen, damit für die steilen Anlaufbundseiten (etwa 87°) auch bei kleiner
werdendem Durchmesser ihre funktionsgerecht gleiche axiale Position erhalten bleibt.
[0004] Eine andere Möglichkeit zur Aufnahme der Axialkräfte besteht darin, anstelle der
Anlaufbunde starke Drucklager zu verwenden, die die Axialkräfte über Halteelemente
und den Ständer des Walzgerüstes aufnehmen. Dabei kommt es jedoch aufgrund großer
elastischer Verformungen von z.B. 1 bis 4 mm pro 1000 kN je nach Baugröße und Walzgerüstform
wegen der Vielzahl der an dem Kraftfluss beteiligten Bauelemente ebenfalls zu einem
Querversatz der Kaliber der Walzen.
[0005] Wenn bestimmte Walzprofile aus walztechnologischen Gründen zwischen den einzelnen
reversierenden Walzstichen jeweils um 180° gedreht werden müssen, führt dies zu einer
entsprechenden Umkehr der Richtung der Axialkräfte mit der Folge einer Vergrößerung
der Verschleißerscheinungen.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, diese Verfahren zum Walzen profilierten
Walzgutes mit Kaliberwalzen deren Kaliber beidseitig von Anlaufbunden begrenzt sind,
so zu verbessern, dass der Verschleiß an den Anlaufbunden wesentlich verringert und
der Schmiermittelaufwand erheblich herabgesetzt werden.
[0007] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass bei Verwendung mindestens einer Kaliberwalze,
die axial positionsverschiebbar ist, diese Verschiebewalze unter definierter Last
mit ihren Anlagebundflächen gegen die einen und die anderen Anlagebundflächen der
anderen Walze verschoben, die Anschlagpositionen, die Länge des Verschiebeweges, die
errechnete Mittenposition dieses Verschiebeweges gespeichert und die Verschiebewalze
in eine kaliberfluchtende Position zu der anderen Walze gebracht wird, und dass die
Verschiebewalze mit ihren Anlagebundflächen mit jeweils schrittweise definiert erhöhter
Last gegen die eine und die andere Anlagebundfläche der anderen Walze verschoben,
die Werte der jeweiligen Lasten, der Anschlagpositionen und der Verschiebewege gespeichert
und aus diesen der Verlauf der Federkonstanten des Walzgerüstes errechnet und gespeichert
wird, und dass die Verschiebewalze aus ihrer kaliberfluchtenden Position dann entgegen
den während des Walzens zu erwartenden Axialkräften um einen, aus dem Verlauf der
Federkonstanten errechneten Wert verschoben und während des Walzens in dieser Position
über Positionsregeleinrichtungen gehalten wird.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren bringt neben den oben erwähnten Möglichkeiten der
Verschleißverringerung und der Schmiermitteleinsparung noch den weiteren sehr wesentlichen
Vorteil mit sich, dass die beiden Kaliberwalzen während des Walzprozesses praktisch
ständig in einer kaliberfluchtenden Position gehalten werden können und damit zu besonders
guten Qualitäten von Profilprodukten führen, dies insbesondere auch dann, wenn das
Walzen dieser Produkte ein Drehen des profilierten Walzstabes zwischen den Reversierstichen
erfordert.
[0009] Die Erfindung wird anhand des in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
[0010] In der Zeichnung zeigen
- Fig.1
- ein Walzgerüst mit Kaliberwalzen im Vertikalschnitt,
- Fig. 2
- eine Einzelheit aus Fig. 1 in vergrößertem Maßstab,
- Fig. 3-6
- Einzelheiten aus Fig. 1 in verschiedenen Arbeitspositionen in schematischer Darstellung
und in vergrößertem Maßstab.
[0011] Wie aus Fig. 1 zu ersehen, besteht das Walzgerüst aus einem antriebsseitigen Walzenständer
WSA und einem bedienungsseitigen Walzenständer WSB. In diesem sind im bedienungsseitigen
Walzenständer WSB Lagereinbaustücke LBO und LBU und im antriebsseitigen Walzenständer
WSA Lagereinbaustücke LAO und LAU vertikal geführt und jeweils mit Anstelleinrichtungen
AEO bzw. AEU verbunden. In den Lagereinbaustücken LBO und LAO lagert mit ihren beiden
Zapfen ZO eine obere Kaliberwalze OKW und in den Lagereinbaustücken LBO und LBU mit
ihren Zapfen ZU eine untere Kaliberwalze UKW. Beide Kaliberwalzen OKW und UKW sind
mit nebeneinander liegenden Kalibern OKL und OKR bzw. UKL und UKR ausgestattet.
[0012] Die bedienungsseitigen Zapfen ZO und ZU der Walzen weisen Zapfenverlängerungen ZVO
bzw. ZVU auf, auf denen Axiallager AXO bzw. AXU sitzen. Der Aussenring AR des Axiallagers
AXU der unteren Kaliberwalze UKW (vgl. Fig. 2) sitzt in einem, in einem Zylindergehäuse
ZG axial verschiebbaren Zylinderkolben ZK, der über eine Druckmittelzufuhr DMZ von
einer, nicht dargestellten Hydrauliksteuerung, doppelseitig beaufschlagbar, in Richtung
des Doppelpfeils PF bewegbar ist.
[0013] Ein an dem Zylindergehäuse ZG angeordneter und mit dem Zylinderkolben ZK verbundener,
mit einer nicht dargestellten Steuereinrichtung verbindbarer Weggeber WG erlaubt es,
die Verschiebebewegungen des Zylinderkörpers ZK mit Hilfe der Hydrauliksteuerung zu
steuern und damit entsprechende axiale Verschiebebewegungen des Zapfen ZU der unteren
Kaliberwalze UKW hervorzurufen.
[0014] Aus Fig. 3 geht hervor, dass die Kaliber KO der oberen Kaliberwalze OKW und die Kaliber
KU der unteren Kaliberwalze UKW, die einen Walzspalt KWS für das Walzgut bilden, beidseitig
steil verlaufende, jeweils einander zugewandte Anlagebundflächen AOL und AUL bzw.
AOR und AUR aufweisen. Zwischen diesen werden in der dargestellten axialen Mittenposition
der beiden Walzen gleich große Spalte SPL und SPR gebildet.
[0015] Aus den Fig. 4 und 5 gehen die Positionen der unteren Kaliberwalze UKW bei der Verschiebung
mit Hilfe des im Zylindergehäuse ZG verschiebbaren Zylinderkolbens (Fig. 2) und der
diesen steuernden Einrichtungen hervor. Die untere Kaliberwalze UKW liegt, in Richtung
des Pfeils PR nach rechts bewegt (Fig. 4) unter dem vorgegebenen Druck mit ihrer Anlagebundfläche
AUL an der Anlagebundfläche AOL der oberen Kaliberwalze OKW an. Anschließend wird
sie in Richtung des Pfeils PL nach links bewegt ( Fig. 5), unter dem gleichen Druck
mit ihrer Anlagebundfläche AUR an der Anlagebundfläche AOR der oberen Kaliberwalze
OKW an, wobei neben der Größe des Andruck-Drucks auch der Verschiebeweg gemessen und
gespeichert werden. Auf die gleiche Weise werden die schrittweise erhöhten Andruckdrucke
und die aus diesen resultierenden größeren Verschiebewege ermittelt und gespeichert.
[0016] Figur 6 zeigt den, mit Hilfe dieser gespeicherten Meßergebnisse über die Steuereinrichtung
eingesteuerten Axialversatz VZ, der unteren Kaliberwalze UKW aus der kaliberfluchtenden
Position, der den erwarteten, beim Walzen entstehenden Axialkräften entgegen gerichtet,
deren Wirkung ausgleichen soll.
Bezugszeichenliste
[0017]
- WSA
- Walzenständer (antriebsseitig)
- WSB
- Walzenständer (bedienungsseitig)
- LBO
- oberes Lagereinbaustück (bedienungsseitig)
- LAO
- oberes Lagereinbaustück (antriebsseitig)
- LBU
- unteres Lagereinbaustück (bedienungsseitig)
- LAU
- unteres Lagereinbaustück (antriebsseitig)
- OKW
- obere Kaliberwalze
- UKW
- untere Kaliberwalze
- OKL
- (linkes) oberes Kaliber
- OKR
- (rechtes) oberes Kaliber
- UKL
- (linkes) unteres Kaliber
- UKR
- (rechtes) unteres Kaliber
- ZO
- Zapfen der oberen Kaliberwalze
- ZU
- Zapfen der unteren Kaliberwalze
- ZVO
- Zapfenverlängerung des ZO
- ZVU
- Zapfenverlängerung des ZU
- AXO
- (oberes) Axiallager
- AXU
- (unteres) Axiallager
- AR
- Aussenring des AXU
- ZG
- Zylindergehäuse
- ZK
- Zylinderkolben
- DMZ
- Druckmittelzufuhr
- PF
- Doppelpfeil
- WG
- Weggeber
- KWS
- Walzspalt
- KO
- oberes Kaliber
- KU
- unteres Kaliber
- AOL
- linke obere Anlagebundfläche
- AOR
- rechte obere Anlagebundfläche
- AUL
- linke untere Anlagebundfläche
- AUR
- rechte untere Anlagebundfläche
- PR
- Pfeil
- PL
- Pfeil
- VZ
- Versatz
- SPR
- rechter Spalt
- SPL
- linker Spalt
- AEO
- Anstelleinrichtung (oben)
- AEU
- Anstelleinrichtung (unten)
1. Verfahren zum Walzen von profiliertem Walzgut in Walzgerüsten mit Kaliberwalzen-Paaren,
deren Kaliber beidseitig von Anlagebunden begrenzt sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei Verwendung mindestens einer Kaliberwalze, die axial positionsverschiebbar ist,
diese Verschiebewalze (UKW) unter definierter Last mit ihren Anlagebundflächen (AUL;
AUR) gegen die eine und die andere Anlagebundfläche (AOL; AOR) der anderen Kaliberwalze
(OKW) verschoben, die Anschlagpositionen, die Länge des Verschiebeweges, die errechnete
Mittenposition dieses Verschiebeweges gespeichert und die Verschiebewalze (UKW) in
eine kaliberfluchtende Position zu der anderen Walze (OKW) gebracht wird, und dass
die Verschiebewalze (UKW) mit ihren Anlagebundflächen (AUL; AUR) mit jeweils schrittweise
definiert erhöhter Last gegen die einen und die anderen Anlagebundflächen (AOL; AOR)
der anderen Walze (OKW) verschoben, die Werte der jeweiligen Lasten, der Anschlagpositionen
und die der Verschiebewege gespeichert und aus diesen der Verlauf der Federkonstanten
des Walzgerüstes errechnet und gespeichert werden, und dass die Verschiebewalze (UKW)
aus ihrer kaliberfluchtenden Position dann entgegen den, während des Walzens zu erwartenden
Axialkräften, um einen, aus dem Verlauf der Federkonstanten errechneten Wert verschoben
und während des Walzens in dieser Position über Positionsregeleinrichtungen gehalten
wird.
2. Verschiebewalze zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch,
ein auf eine Zapfenverlängerung (ZVU) des Zapfens (ZU) der Verschiebewalze (UKW) aufgeschobenes
Axiallager (AXU), mit dessen Außenring (AR) ein, in einem Zylindergehäuse (ZG) axial
verschiebbarer, zweiseitig druckmittelbeaufschlagbarer Zylinderkolben (ZK) verbunden
ist, der mit einem, im Zylindergehäuse (ZG) sitzenden Weggeber (WG) verbunden ist.