[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Erkennen und Ausscheiden
von Fremdstoffen in Fasermaterial, ins besondere in Rohbaumwolle gemäss dem Oberbegriff
der Ansprüche 1 und 9. Insbesondere in der Textilindustrie ist es vor der Verspinnung
der Fasern zu Garn unerlässlich, dass Fremdstoffe entfernt werden, um eine Störung
des Verarbeitungsprozesses zu vermeiden. Unter dem Ausdruck Fremdmaterial werden insbesondere
Gewebe, Schnüre, Folien und Fasern, welche nicht dem im Garn spezifizierten Fasermaterial
angehören (z.B. Polypropylenfasern im Material für die Produktion von Baumwollfasern)
verstanden. Desweiteren sind jedoch auch solche Stoffe darunter zu verstehen, welche
im Zusammenhang mit pflanzlichen Faser zwar ordinär der Pflanze zugehören, welche
aber bei der nachfolgenden Verarbeitung der Fasern unerwünscht sind, also z.B. Trash-Teile,
Nissen, Samen usw.
[0002] Das Ausscheiden von Fremdmaterial durch Auslenken aus einer Vor schubbahn mit Hilfe
eines Impulses quer zur Vorschubrichtung hat gegenüber der kurzzeitigen Umlenkung
des Faserstroms mittels Weichen, Klappen und dergleichen den Vorteil, dass die zwangsläufig
mit der Verunreinigung ausgeschiedene Menge von Fasermaterial so klein wie möglich
gehalten werden kann. Es sind bereits zahlreiche gattungsmässig vergleichbare Verfahren
und Vorrichtungen bekanntgeworden, bei denen als Wirkmedium Druckluft eingesetzt wird,
um einen Ausscheideimpuls zu erzeugen. Als Sensoranordnungen werden in der Regel optische
Sensoren, insbesondere CCD-Kameras eingesetzt. Dort ist es je nach der Beschaffenheit
der zu ermittelnden Fremdstoffe auch denkbar, andere Sensoren einzusetzen, wie z.
B. induktive Sensoren, Ultraschallsensoren und dergleichen.
[0003] In der WO 89/01832 wird vorgeschlagen, die Sensoranordnung und die Ausscheidevorrichtung
direkt an einer pneumatischen Fasertransportleitung anzuordnen, wobei Fremdstoffe
durch einen Druckluftimpuls direkt in eine im Wesentlichen gasdichte Kammer ausgeschieden
werden, welche mit der Fasertransportleitung über eine Ausscheideöffnung verbunden
ist.
[0004] Gemäss der DE A 4 340 173 erfolgt das Erkennen und Ausscheiden von Fremdstoffen nicht
direkt an einer Fasertransportleitung, sondern an einem drucklosen Transportabschnitt,
an dem die Fasern in einem Schacht verdichtet werden. Der Schacht wird dabei gebildet
durch eine durchsichtige Scheibe auf einer Seite und durch ein Transportband auf der
anderen Seite. Am Ende des Schachtes sind über die Breite verteilt mehrere Luftdüsen
angeordnet, mit denen Fremdstoffe in einen Behälter ausgeschleust werden. Anschliessend
wird das Fasermaterial einer Absaugschütte zugeführt.
[0005] Schliesslich offenbart die DE 196 27 194 eine Karde mit einer Vorrichtung zum Ausscheiden
von Fremdfasern, wobei Verunreinigungen nach dem Abstreichen des Faservlieses vom
Abnehmer und vor der Zusammenführung zu einem Faserband aus dem Vlies mit Hilfe eines
Luftstroms herausgerissen werden. Dieser wird an einer oder mehreren Düsen erzeugt.
Mit diesem Verfahren sollen auch Nissen ausgeschieden werden können.
[0006] Alle bekannten, mit einem Gasimpuls arbeitenden Verfahren, haben unabhängig vom Einsatzort
der Ausscheidung den Nachteil, dass ein Luftstrahl infolge der Kompressibilität des
Mediums und der Strahlverwirbelung nicht sehr präzise gesteuert werden kann. Da mit
verbunden ist nach wie vor eine grosse Abgangsmenge an Fasermaterial und damit ein
Verlust. So wird beispielsweise in der DE 196 27 194 darauf hingewiesen, dass die
bei der Karde in das Vlies gerissenen Löcher zu kurzzeitigen Erhöhungen der Garnnummer
des Kardenbandes führen. Dies ist aber äusserst unerwünscht und führt zu einer Beeinträchtigung
des nachgelagerten Spinnprozesses.
[0007] Ein weiterer Nachteil der bekannten Verfahren besteht darin, dass durch den Gasdruckimpuls
starke Turbulenzen erzeugt werden. Dadurch werden bereits ausgeschiedene Fremdstoffe
immer wieder aufgewirbelt und können gar wieder zurück in den Vorschubkanal gelangen.
An den Behältern für ausgeschiedene Fremdstoffe müssen daher spezielle Vorkehrungen
getroffen werden, um dies zu verhindern. Auf diese Problematik wird bereits in der
WO 89/01832 hingewiesen.
[0008] Es ist daher eine Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung der eingangs
genannten Art zu schaffen, mit denen eine gezieltere Ausscheidung bei möglichst geringem
Faserverlust und ohne störende Turbulenzen möglich ist. Ausserdem soll dabei die Intensität
des Ausstossimpulses innerhalb einer grossen Bandbreite eingestellt werden können,
damit auch Fremdstoffe mit relativ kleinem Volumen aber grosser Masse wie z. B. kleinere
Metallteile und dergleichen nach dem gleichen Prinzip ausgeschieden werden können.
[0009] Diese Aufgabe wird in verfahrensmässiger Hinsicht mit einem Verfahren mit den Merkmalen
in Anspruch 1 und in vorrichtungsmässiger Hinsicht mit einer Vorrichtung mit den Merkmalen
in Anspruch 10 gelöst. Es hat sich dabei überraschend gezeigt, dass Ausscheideimpulse
auch durch feste oder flüssige Wirkmedien, bzw. durch Wirkmedien, welche wenigstens
eine feste oder eine flüssige Phase enthalten, erzeugt werden können. Insbesondere
mit flüssigen Wirkmedien lässt sich die zur Verfügung stehende Wirkenergie bezüglich
Intensität und Wirkfeld äusserst gezielt einsetzen. Diese Erkenntnisse werden beispielsweise
beim Hochdruck-Wasserstrahlschneiden ausgenützt, wo der Wasserstrahl als Schneidwerkzeug
eingesetzt wird, der den Werkstoff entlang einer zu bearbeitenden Kontur abträgt.
Das Wirkmedium muss nicht zwingend einphasig sein, sondern es kann sich auch um ein
disperses Gebilde mit mehreren Phasen handeln, von denen eine Phase gasförmig ist.
Es kann sich somit ohne weiteres auch um ein Aerosol oder um einen Schaum handeln.
Denkbar sind aber auch Suspensionen, also Festkörper in Flüssigkeiten, oder Emulsionen,
also eine disperse flüssige Phase in einem flüssigen Dispersionsmittel.
[0010] Wenn das Fasermaterial bereits als kompaktes Faservlies von der Sensoranordnung beaufschlagt
und an der Ausscheidevorrichtung vorbeigeführt wird, kann das Fremdmaterial seine
Relativlage zwischen Sensoranordnung und Ausscheidevorrichtung praktisch nicht mehr
verändern, was ersichtlicherweise die Wirkungsweise des Ausstosses verbessert. Selbstverständlich
ist es aber auch möglich, das erfindungsgemässe Verfahren bzw. die Vorrichtung an
einem lockeren Faserstrom mit hohem Auflösegrad einzusetzen.
[0011] Wenn das Faservlies wenigstens im Bereich der Ausscheidevorrichtung frei gespannt
ist, lässt es sich besonders gut mit dem strahlförmigen Wirkmedium beaufschlagen.
Eine derartige freie Strecke ist aber nicht zwingend erforderlich. Denkbar ist beispielsweise
auch eine tangentiale Einwirkung, während das Faservlies um die Oberfläche einer Trommel
geführt wird.
[0012] Eine besonders effiziente Anpassung des Ausscheideimpulses an den auszuscheidenden
Fremdstoff kann erreicht werden, wenn an der Sensoranordnung ein Signal in Abhängigkeit
von der Grösse und/oder Masse des Fremdstoffes erzeugt wird und wenn Dauer und/oder
Intensität des Impulses in Abhängigkeit von diesem Signal gesteuert wird. So benötigt
beispielsweise ein kleines und relativ leichtes Kunststoffteil nur einen kurzzeitigen
Impuls von geringer Intensität, während ein flächiges und schwereres Lederstück aufgrund
seiner Abmessung und seiner Masse einen längeren und intensiveren Impuls benötigt.
Selbstverständlich kann der Ausscheideimpuls jedoch anhand der durchschnittlich anfallenden
Fremdstoffe manuell oder automatisch auf einen bestimmten festen Wert eingestellt
werden.
[0013] Das Wirkmedium wird aus wenigstens einer Düse ausgestossen und dabei zu einem Strahl
mit vorbestimmtem Querschnitt gebündelt. Insbesondere bei flüssigen Wirkmedien kann
dabei die Strahlenform optimiert werden. Es lassen sich zum Beispiel flächige Strahlen
erzeugen, die praktisch einen Flüssigkeitsvorhang bilden. Denkbar wären aber auch
andere Querschnittsgeometrien wie z.B. gekrümmte oder keilförmige Querschnitte.
[0014] Wenn die wenigstens eine Düse in Abhängigkeit von der Relativlage des Fremdstoffs
in der Vorschubbahn positioniert wird, entfällt die Anordnung und Ansteuerung einer
Mehrzahl von über die ganze Breite der Vorschubbahn verteilten Düsen. Eine einzelne
Düse oder eine Düsengruppe könnte dabei über geeignete Antriebe wie z. B. Schrittmotoren
oder Druckmittelzylinder linear verschoben werden. Denkbar wäre aber auch eine drehbewegliche
Lagerung an einer geeigneten Stelle neben der Vorschubbahn, so dass die Düse oder
die Düsengruppe je nach Drehwinkel die gesamte Breite der Vorschubbahn bestreichen
kann.
[0015] Das Wirkmedium ist vorzugsweise eine Flüssigkeit, insbesondere Wasser, das in jedem
Betrieb zur Verfügung steht und das bezüglich Umweltbelastung und dergleichen unbedenklich
ist. Anstelle von Wasser könnten aber ohne weiteres auch andere Flüssigkeiten eingesetzt
werden, z. B. solche mit einer von Wasser stark ab weichenden Viskosität. Bei der
Wahl der geeigneten Flüssigkeit könnte auch der Benetzungsgrad auf dem Fasermaterial
oder die Flüchtigkeit eine Rolle spielen. So hätte eine leicht flüchtige Flüssigkeit
beispielsweise den Vorteil, dass ausgeschiedene oder nicht ausgeschiedene Fasern nach
der Benetzung relativ rasch wieder trocknen. Das Wirkmedium könnte aber auch Festkörper
beinhalten, insbesondere rieselfähige Schüttgüter wie z. B. ein Granulat oder ein
Pulver.
[0016] Besonders vorteilhaft wird das erfindungsgemässe Verfahren bzw. die Vorrichtung an
einer Karde eingesetzt, wobei die Erkennung und Ausscheidung der Fremdstoffe an der
Tambourwalze bzw. zwischen der Tambourwalze und dem Kannenstock erfolgt. In dem verhältnismässig
dünnen Faservlies, das die Karde produziert, lassen sich Fremdstoffe optimal erkennen
und eine Ausscheidung ist mit äusserst geringem Faserverlust verbunden. Wegen der
zielgerichteten Einwirkung des Impulses werden nicht ganze Löcher aus dem Vlies herausgerissen.
Vielmehr ist je nach Strahlenbündelung ein fast punktgenaues Ausschneiden des Fremdstoffes
möglich, weshalb auch Nissen besonders vorteilhaft auf diese Weise entfernt werden
können.
[0017] Selbstverständlich kann die erfindungsgemässe Behandlung an einer Verarbeitungslinie
z. B. in der Putzerei bzw. in der Karderie einer Kurzstapelspinnerei mehrfach eingesetzt
werden, also z. B. unmittelbar nach der Öffnung der Baumwollballen am freien Flockenstrom,
an einer nachgelagerten Behandlungsmaschine wie z.B. an einem Feinreiniger am drucklos
geförderten Faserstrom und zuletzt wie oben beschrieben an der Karde. Im Übrigen ist
das erfindungsgemässe Verfahren und die Vorrichtung nicht auf die Behandlung von Baumwollfasern
beschränkt. Auch anderes tierisches und pflanzliches Fasermaterial wie z. B. Schafwolle,
Hanf aber auch Tabakblätter usw. können auf die gleiche Weise behandelt werden.
[0018] Weitere Einzelmerkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den nachfolgend
beschriebenen Ausführungsbeispielen und aus den Zeichnungen. Es zeigen:
- Figur 1
- die schematische Darstellung einer Ausscheideeinheit an einer Fasertransportleitung,
- Figur 2
- eine schematische Darstellung eines Feinreinigers mit integrierter Fremdstoffausscheidung,
- Figur 3
- eine schematische Darstellung einer Karde mit integrierter Fremdstoffausscheidung,
- Figur 4
- ein Detail einer alternativen Fremdstoffausscheidung an einer Karde,
- Figur 5
- eine Draufsicht auf eine Vorschubbahn mit Sensoranordnung und nachfolgender fest montierter
Ausscheidevorrichtung,
- Figur 6
- eine perspektivische Darstellung einer Düse,
- Figur 7
- eine schematische Darstellung einer Ausscheidevorrichtung für ein festes Wirkmedium,
und
- Figur 8
- eine Draufsicht auf eine Vorschubbahn mit Sensoranordnung und nachfolgender mobiler
Ausscheidevorrichtung.
[0019] Figur 1 zeigt eine allgemein mit 9 bezeichnete Ausscheideeinheit, welche direkt in
eine Fasertransportleitung 10 integriert ist. Die Fasertransportleitung hat dabei
im Bereich der Ausscheideeinheit einen etwa rechteckigen Querschnitt und sie transportier
pneumatisch Fasermaterial 2 in Flockenform entlang einer vertikalen Vorschubbahn 4
in Pfeilrichtung a. Auf an sich bekannte Weise wird dabei das Fasermaterial zuerst
von einer auf Fremdstoffe reagierenden Sensoranordnung 5, 5' beaufschlagt. Diese besteht
beispielsweise aus zwei CCD-Zeilenkameras, die auf beiden Seiten der Vorschubbahn
4 angeordnet sind, wobei eine Abbildung des vorbeiströmenden Fasermaterials über Umlenkspiegel
11, 11' auf die Sensoren reflektiert wird. Die Transportleitung ist zu diesem Zweck
mit transparenten Wandabschnitten 12 versehen. Durch nicht dargestellte Beleuchtungskörper
wird der Flokkenstrom ausserdem im Auflicht und im Durchlicht beleuchtet.
[0020] Beim Erkennen eines Fremdstoffes 1 im Flockenstrom wird eine stromabwärts angeordnete
Ausscheidevorrichtung 6 über eine nicht dargestellte Steuervorrichtung aktiviert,
wobei die Reaktionszeit und die Fördergeschwindigkeit berücksichtigt wird. Die Ausscheidevorrichtung
verfügt über eine oder mehrere Düsen, die mit einem Flüssigkeitstank 17 verbunden
sind, der als Hydrospeicher ausgebildet ist. Darin ist ein flüssiges Wirkmedium 7
gespeichert, wobei die Gasfüllung mittels einer Pumpe 18 unter einem bestimmten Arbeitsdruck
gehalten wird. Anstelle des Hydrospeichers mit Gasfüllung wäre auch ein Speicher mit
einer Feder beaufschlagten Membran denkbar. Die Technik derartiger Hydrospeicher ist
dem Fachmann allgemein bekannt. Für die Erzeugung eines Ausscheideimpulses wird das
Ventil 16 solange geöffnet, wie der Impuls dauern soll. In bestimmten Fällen könnte
der Ausscheideimpuls auch unmittelbar über die Pumpe 18 erfolgen, wobei die Pumpe
die Funktion des Ventils 16 übernimmt.
[0021] Der Flüssigkeitsstrom beaufschlagt die verunreinigte Teilmenge des Fasermaterials
bzw. den Fremdstoff 1 und bewirkt damit eine Ablenkung durch eine Öffnung 13 im Transportkanal,
die zu einem Fremdstoffbehälter 15 führt. Ein Leitblech 14 bewirkt eine Umlenkung
nach unten.
[0022] Beim Ausführungsbeispiel gemäss Figur 2 erfolgt die Erkennung und Ausscheidung von
Fremdstoffen direkt an einer Faserbehandlungsmaschine, nämlich an einem Feinreiniger
19. Das Fasermaterial in der Form eines lockeren Flockenstroms wird wiederum pneumatisch
in Pfeilrichtung a über eine Fasertransportleitung 10 der Maschine zugeführt. An einem
Kondenser mit einer Siebtrommel 20 wird zuerst auf bekannte Weise die Transportluft
vom Fasermaterial getrennt. Eine Ablösewalze 21 sorgt dafür, dass das Fasermaterial
drucklos einem Speiseschacht 22 zugeführt wird. Dieser wird auf einer Seite durch
ein Transportband 23 und auf der anderen Seite wiederum durch einen transparenten
Abschnitt 12 gebildet. Das Transportband verdichtet das lockere Fasermaterial zu einem
Faservlies 3.
[0023] In dieser verdichteten Form wird das Faservlies einseitig von der Sensoranordnung
5 beaufschlagt, wobei selbstverständlich wiederum die erforderlichen Beleuchtungskörper
vorhanden sind.
[0024] Fremdstoffe 1 werden über die Ausscheidevorrichtung 6 am Ende des Speiseschachtes
22 ausgestossen und in einem Fremdstoffbehälter 15 aufgefangen. Die Ausscheidevorrichtung
arbeitet nach dem gleichen Prinzip, wie diejenige im Ausführungsbeispiel gemäss Figur
1.
[0025] Das Faservlies 3 wird anschliessend über ein Speisewalzenpaar 24 einer Reinigungswalze
25 zugeführt, welche das Fasermaterial über einen Rost 43 reisst, wobei natürliche
Verunreinigungen wie z. B. Sand, Pflanzensamen usw. abgestreift werden. Mit Hilfe
einer Zuluftleitung 26 wird das derart gereinigte Fasermaterial wiederum in der Fasertransportleitung
10 pneumatisch weiterbefördert.
[0026] Gemäss Figur 3 ist das erfindungsgemässe Ausscheideprinzip an einer Karde 27 realisiert.
Diese besteht auf an sich bekannte Weise aus dem Tambour 28 mit dem Deckel 29.
[0027] Die losen und parallel liegenden Fasern werden von einem langsamer laufenden Abnehmer
30 übernommen und dabei zu einem Vlies zusammengefasst. Dieses Faservlies 3 kann nun
bereits auf der Oberfläche des Abnehmers 30 von einer Sensoranordnung 5 beaufschlagt
werden. Eine Abstreicherwalze 31 führt das Faservlies anschliessend einem Quetschwalzenpaar
32 zu.
[0028] Das Faservlies ist zwischen dem Quetschwalzenpaar 32 und einem Abzugwalzenpaar 33
frei gespannt und kann so über die Ausscheidevorrichtung 6 mit einem Ausscheideimpuls
beaufschlagt werden. Fremdstoffe werden vertikal nach unten ausgestossen und vom Fremdstoffbehälter
15 aufgenommen. Eventuell erfolgt ein Abtransport über eine Schwemmleitung 44. Die
Ausscheidevorrichtung ist funktional gleich aufgebaut wie in den vorausgehenden Ausführungsbeispielen.
[0029] Das Faservlies wird anschliessend an einem Flortrichter 34 zu einem Faserband 45
zusammengefasst und dann am Kannenstock 35 in eine Kanne 36 abgelegt.
[0030] Beim Ausführungsbeispiel gemäss Figur 4 erfolgt eine alternative Führung des Faservlieses
3. Die Abstreicherwalze 31 führt dabei das Faservlies vom Abnehmer 30 direkt auf eine
Vliesbrücke 38, die mit einer Öffnung 39 versehen ist. Über der Öffnung ist die Sensoranordnung
5 angeordnet. Das Vlies 3 wird mittels einer Lampe 40 durch die Öffnung 39 im Durchlicht
beleuchtet. Eine Zwischenwalze 37 sorgt dafür, dass das Vlies flach auf der Vliesbrücke
niedergehalten und weitertransportiert wird.
[0031] Die Ausscheidevorrichtung 6 ist über einem Abschnitt angeordnet, an dem das Vlies
zwischen der Vliesbrücke 38 und einem Abzugswalzenpaar 33 frei gespannt ist. Fremdstoffe
1 werden nach unten in einen Schwemmkanal 41 ausgestossen. Ohne weiteres denkbar wäre
aber auch eine Anordnung der Ausscheidevorrichtung 6 unter dem Vlies und eine Strahlführung
von unten nach oben. In einem derartigen Fall könnte über dem Vlies zusätzlich eine
Saugvorrichtung angeordnet sein.
[0032] Die Vliesgeschwindigkeit kann auf der Vliesbrücke ca. 5m/s betragen. Bei einer totalen
Reaktionszeit der Ausscheidevorrichtung von ca. 10 ms ergibt sich daraus eine nötige
Wegstrecke zwischen Sensoranordnung und Ausscheidevorrichtung von wenigstens 50 mm.
[0033] In Figur 5 ist schematisch dargestellt, wie über die gesamte Breite B einer Vorschubbahn
4 verteilt mehrere Einzeldüsen 8 bis 8n angeordnet sein können. Die Sensoranordnung
5 kann einen Fremdstoff 1 bezüglich seiner Relativlage über die Breite B lokalisieren,
sei dies über Einzelsensoren oder über einen diskreten, die ganze Breite abbildenden
Sensor, der die Lage lokalisiert. Befindet sich ein Fremdstoff somit in den Sensorabschnitten
5' und 5'' werden anschliessend lediglich die auf dieser Vorschublinie liegenden Düsen
8' und 8'' aktiviert. Die Düsen 8 können je nach ihrer Konfiguration bezogen auf die
Vorschubrichtung a auch gestaffelt hintereinander angeordnet sein und zwar derart,
dass sich die einzelnen Wirkmittelstrahlen seitlich überlappen.
[0034] Figur 6 zeigt beispielsweise eine Düse 8 mit einer rechteckigen Mündung 46, welche
das Wirkmedium zu einem entsprechend flachen Strahl 42 bündelt.
[0035] In Figur 7 ist beispielsweise noch eine Ausscheidevorrichtung dargestellt, bei welcher
das Wirkmedium 7 ein rieselfähiges Granulat oder dergleichen ist. Die Funktion der
Vorrichtung ist dabei vergleichbar mit derjenigen eines Luftdruckgewehrs. Das Wirkmedium
7 ist in einem Behälter 49 gespeichert. Über eine drehbare Schnecke 50 kann eine bestimmte
Teilmenge des Granulats in einen Lauf 51 eingebracht werden. Der Ausstoss erfolgt
über einen Druckstoss aus einem Drucktank 47 über ein Ventil 48. Zwar bewirkt dieser
Ausstoss ebenfalls eine Gasdruckwelle an der Mündung, doch ist die Streuung des Granulats
auf kurze Distanz nur gering. Ausserdem sind auch für feste Wirkmedien Lösungen denk
bar, bei denen der Ausstoss ohne Gasdruck durch mechanische Beschleunigung über einen
Schlagbolzen oder dergleichen erfolgt.
[0036] Bei der in Figur 8 dargestellten alternativen Ausführungsform ist die Ausscheidevorrichtung
6 in Pfeilrichtung X verschiebbar über der Vorschubbahn 4 gelagert. Zu diesem Zweck
ist eine Schiene 52 vorgesehen, auf der die Ausscheidevorrichtung mit einem hier nicht
näher dargestellten Schlitten und mittels eines Antriebsmotors 53 verschiebbar ist.
Die Düse 8 hat eine lineare Ausdehnung, die sich in Förderrichtung a erstreckt.
[0037] Werden beispielsweise an der Sensoranordnung 5 in den Sensorabschnitten 5' und 5''
gleichzeitig die Fremdstoffe 1' und 1'' detektiert, so spielt sich folgender Vorgang
ab:
[0038] Die über den Rechner gesteuerte Ausscheidevorrichtung 6 fährt zunächst die Position
für denjenigen Fremdstoff 1' an, die ihrer Ausgangslage am nächsten liegt. Nach der
Ausscheidung dieses Fremdstoffs wird sofort die nächste Position zum Ausscheiden des
Fremdstoffs 1'' angefahren, der sich in der Zwischenzeit allerdings bereit zum die
Wegstrecke w in Pfeilrichtung a weiterbewegt hat. Wegen der Längsausdehnung der Düse
8 kann aber auch der Fremdstoff 1'' in dieser neuen Relativlage gerade noch ausgeschieden
werden.
[0039] Ersichtlicherweise wären verschiedene Abwandlungen dieser Vorrichtung denkbar. So
könnten z. B. auf der gleichen Führungsschiene 52 mehrere Ausscheidevorrichtungen
unabhängig voneinander innerhalb bestimmter Sektoren verschoben werden. Es wäre ausserdem
denkbar, die Führungsschiene selbst um ihre eigene Achse drehbar zu lagern, so dass
eine Düse sich in Abhängigkeit von der Vorschubgeschwindigkeit dreht und damit während
der Dauer des Ausscheideimpulses dem Fremdstoff folgt.
1. Verfahren zum Erkennen und Ausscheiden von Fremdstoffen in Fasermaterial, insbesondere
in Rohbaumwolle, bei dem das Fasermaterial auf einer Vorschubbahn (4) von wenigstens
einer auf Fremdstoffe reagierenden Sensoranordnung (5) beaufschlagt wird und bei dem
an einer, bezogen auf die Vorschubrichtung stromabwärts angeordneten Ausscheidevorrichtung
(6) auf die verunreinigte Teilmenge des Fasermaterials bzw. auf den Fremdstoff durch
Beaufschlagung mit einem Wirkmedium (7) quer zur Vorschubrichtung ein Impuls ausgeübt
wird und dadurch die verunreinigte Teilmenge bzw. der Fremdstoff aus der Vorschubbahn
ausgelenkt und ausgeschieden wird, dadurch gekennzeichnet, dass der Impuls durch ein Wirkmedium mit wenigstens einer festen oder flüssigen Phase
ausgeübt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Fasermaterial als kompaktes Faservlies von der Sensoranordnung beaufschlagt und
an der Ausscheidevorrichtung vorbeigeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Faservlies wenigstens im Bereich der Ausscheidevorrichtung frei gespannt ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass an der Sensoranordnung ein Signal in Abhängigkeit von der Grösse und/oder Masse des
Fremdstoffes erzeugt wird und dass die Dauer und/oder die Intensität des Impulses
in Abhängigkeit von diesem Signal gesteuert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Wirkmedium aus wenigstens einer Düse (8) ausgestossen und dabei zu einem Strahl
mit einer vorbestimmten Querschnittsgeometrie gebündelt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Düse (8) in Abhängigkeit von der Relativlage des Fremdstoffs in der Vorschubbahn
(4) positioniert wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Wirkmedium ein rieselfähiges Schüttgut, insbesondere ein Granulat oder ein Pulver
ist bzw. enthält.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Wirkmedium Wasser ist bzw. enthält.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Erkennung und Ausscheidung des Fremdstoffes an der Tambourwalze einer Karde bzw.
zwischen der Tambourwalze und der Ablage des Faserbandes in eine Kanne erfolgt.
10. Vorrichtung zum Erkennen und Ausscheiden von Fremdstoffen in Fasermaterial, insbesondere
in Rohbaumwolle mit wenigstens einer im Bereich einer Vorschubbahn (4) angeordneten,
auf Fremdstoffe reagierenden Sensoranordnung (5) zum Überwachen des Fasermaterials
und mit einer bezogen auf die Vorschubrichtung stromabwärts angeordneten Ausscheidevorrichtung
(6) zum Ausscheiden der verunreinigten Teilmenge des Fasermaterials bzw. des Fremdstoffs,
wobei an der Ausscheidevorrichtung zur Erzeugung eines Ausscheideimpulses quer zur
Vorschubrichtung ein Wirkmedium ausstossbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass an der Ausscheidevorrichtung ein Wirkmedium mit wenigstens einer festen oder flüssigen
Phase ausstossbar ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass vor oder an der Sensoranordnung ein Mittel zum Zusammenführen des Fasermaterials
zu einem Faservlies angeordnet ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass im Bereich der Ausscheidevorrichtung Transport- und/oder Führungsmittel zum freien
Spannen des Faservlieses angeordnet sind.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Sensoranordnung (5) und die Ausscheidevorrichtung (6) mit einer Steuervorrichtung
in Wirkverbindung stehen und dass die Dauer und/oder Intensität des Ausscheideimpulses
in Abhängigkeit von der Grösse und/oder Masse des Fremdstoffes steuerbar ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausscheidevorrichtung (6) wenigstens eine Düse (8) aufweist, an der das Wirkmedium
zu einem Strahl (42) mit einer vorbestimmten Querschnittsgeometrie bündelbar ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Düse (8) in Abhängigkeit von der Relativlage des Fremdstoffs in der Vorschubbahn
positionierbar gelagert ist.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausscheidevorrichtung eine Ausstossvorrichtung für den Ausstoss von rieselfähigem
Schüttgut, insbesondere von Granulat oder Pulver aufweist.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausscheidevorrichtung (6) eine Pumpe (18) und/oder einen Druckspeicher zum Ausstossen
einer Flüssigkeit aufweist.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass mit der Sensoranordnung (5) die relative Lage eines Fremdstoffes (1) bezogen auf
die Gesamtbreite der Vorschubbahn erkennbar ist und dass die Ausscheidevorrichtung
(6) selektiv auf der Vorschublinie eines erkannten Fremdstoffes betätigbar ist.
19. Vorrichtung nach Anspruch 14 und Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, dass bezogen auf die Vorschubrichtung mehrere Einzeldüsen nebeneinander und/oder hintereinander
über die Breite der Vorschubbahn verteilt sind.
20. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 19, dadurch gekennzeichnet, dass die Sensoranordnung (5) und die Ausscheidevorrichtung (6) an der Tambourwalze einer
Karde (27) bzw. zwischen der Tambourwalze (28) und einem Kannenstock (35) zum Ablegen
des Faserbandes angeordnet ist bzw. sind.