[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erkennung entgleister Zustände von Rädern
eines Schienenfahrzeuges durch Ermittlung zumindest eines für einen Entgleisungszustand
charakteristischen Kennwertes, der mit zumindest einem vorgebbaren Sollwert verglichen
wird, wobei bei Überschreiten einer vorgebbaren Abweichung des Kennwertes von dem
Sollwert ein Hinweissignal und/oder eine Notbremsung ausgelöst wird.
[0002] Unter entgleisten Zuständen werden in diesem Dokument vorkritische Zustände, die
im wesentlichen unmittelbar einem Entgleisen eines Rades oder Radsatzes vorhergehen
und lokale Entgleisungszustände, das sind Zustände, die einem Entgleisen eines oder
mehrerer Räder/Radsätze eines Schienenfahrzeuges entsprechen, verstanden.
[0003] Bevor es zu einem vollständigen Entgleisen eines Schienenfahrzeuges bzw. eines Schienenfahrzeugverbandes
kommt, treten zumeist die oben erwähnten, lokalen bzw. vorkritischen Entgleisungszustände
auf, welche durch Änderungen des Rad-Schienekontaktes charakterisiert sind. Lokale
Entgleisungszustände, die zwar ursächlich für ein vollständiges Entgleisen des Schienenfahrzeuges
sind, aber noch keinem vollständigen Entgleisen des Schienenfahrzeuges bzw. Schienenfahrzeugverbandes
entsprechen, können beispielsweise ein aus der Spur Springen eines Rades bzw. Radsatzes
des Schienenfahrzeuges sein, sodass einige Räder nicht mehr auf Geleisen laufen. Zu
einem späteren Zeitpunkt kann es dann, beispielsweise bei Überfahren einer Weiche,
zu einer vollständigen Entgleisung kommen. Ein vorkritischer Entgleisungszustand kann
beispielsweise ein Auflaufen des Spurkranzes eines Rades an den Geleisen darstellen,
sodass ein korrekter Rad-Schienekontakt nicht mehr gewährleistet ist.
[0004] In diesem Zusammenhang ist beispielsweise die EP 0 697 320 A1 bekannt geworden. Bei
der dort vorgeschlagenen Lösung wird im Bereich einer Radsatzachse mindestens ein
Sensor angeordnet, mit welchem die Lage der Räder und der Achse bezüglich der Schienen
feststellbar ist und bei Abweichung dieser Lage über einen vorgebbaren Toleranzwert
der Sensor ein Signal abgibt, welches durch Übertragungsmittel an eine zentrale Stelle
übertragbar ist. Nachteilig an der vorgeschlagenen Lösung ist vor allem, dass nur
ein Parameter zur Bestimmung eines entgleisten Zustandes, nämlich die Relativlage
von Achse zu Schienenebene, herangezogen wird, da es auch zu Entgleisungen kommen
kann, bei denen sich die Relativlage der Achsen zur Schienenebene nicht wesentlich
von einem nicht entgleisten Zustand unterscheidet.
[0005] Die EP 0 734 925 offenbart einen Entgleisungsdetektor, der mit einem Notbremsventil
in Form eines Notbremsblockes vereint ist. Der Entgleisungsdetektor ist als Schocksensor
ausgebildet und weist einen Gewichtskörper auf, der mittels einer Feder in Richtung
des Notbremsventils vorgespannt ist. Das Reaktionsvermögen des Entgleisungsdetektors
ist durch die Masse des Gewichtskörpers und dessen Federverspannung bestimmt. Nachteilig
an diesem Sensor ist, dass er nicht zwischen Schäden der Strecke und einer tatsächlichen
Entgleisungssituation unterscheiden kann, wodurch es zu ungewollten Auslösungen von
Notbremsung kommen kann.
[0006] Die US 3 994 459 beschreibt ein System zur Detektion von Entgleisungszuständen eines
Schienenfahrzeuges. Bei dem offenbarten System ist ein Funksender vorgesehen, welcher
Elemente aufweist, die auf vertikale von entgleisten Zuständen herrührende Beschleunigungen
ansprechen. Für den Fall, dass ein entgleister Zustand detektiert wird, wird ein Funksignal
an einen in einer Kontrollstelle angeordneten Empfänger übermittelt, welcher eine
Alarmausgabeeinheit aufweist, um einen entgleisten Zustand anzuzeigen. Nachteilig
an dieser Lösung ist, dass keine vorkritischen Entgleisungszustände erkannt werden
können.
[0007] Die US 5 433 111 A beschreibt eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Erkennung von
Radschäden eines Schienenfahrzeuges. Die bekannte Vorrichtung weist eine Messeinheit
zur Ermittlung der Achsrotation eines Radsatzes und einen Bewegungssensor, beispielsweise
einen Beschleunigungssensor, zur Erfassung von Bewegungen vertikal zur Schienenebene.
Tritt ein Radschaden auf, so wird mit der Periode der Achsrotation ein Beschleunigungssignal
in vertikaler Richtung erzeugt, welches einen Rückschluss darauf zulässt, ob ein Radschaden
vorliegt. Aus der technischen Lehre dieses Dokument folgt nicht, dass bzw. wie aus
den erzeugten Signalen auf einen entgleisten Zustand des Schienenfahrzeuges geschlossen
werden kann.
[0008] Die DE 199 19 604 A1 beschreibt ein Verfahren bzw. eine Vorrichtung zur Erkennung
von bei Rädern von Schienenfahrzeugen auftretenden Fehlern. Hierzu werden die Signalverläufe
von an dem Schienenfahrzeug erzeugten Beschleunigungssignalen im Zeitbereich betrachtet,
wobei anhand des Signalverlaufes ein beschädigter Radzustand erkannt werden soll.
Zur Erkennung eines entgleisten Zustandes sind jedoch neben der Erfassung von Beschleunigungen
noch andere, zusätzliche Messungen erforderlich. Nachteilig an dieser Erfindung ist
vor allem der große messtechnische Aufwand, der auch mit hohen Kosten verbunden ist.
[0009] Die DE 298 11 354 U1 beschreibt eine Vorrichtung zum Überwachen von Rädern, bei welcher
an einer Fahrzeugachse bzw. an einer Radwelle oder Rad ein akustoelektrischer Sensor
vorgesehen ist, der akustische Signale in elektrische umwandelt.
[0010] Die DE 298 11 208 U1 offenbart ein Radüberwachungssystem für mehrachsige Fahrzeuge,
wobei an jeder Radachse Sensoren angeordnet sind, welche Vibrationen erfassen, die
durch Unebenheiten auf dem Abrollweg der an den Achsen angeordneten Räder entstehen.
Weiters ist eine Auswerteinheit vorgesehen, welche dazu eingerichtet ist, zu überprüfen,
ob alle Sensoren, die an aufeinanderfolgenden Achsen angeordnet sind, jeweils nacheinander
bei Überfahren der Unebenheiten einander entsprechende Signale übermitteln. Die Auswerteinheit
erkennt, wenn nicht alle Sensoren das gleiche Signal geben und löst in diesem Fall
einen Alarm aus oder das Fahrzeug wird automatisch gestoppt.
[0011] Nachteilig an den bekannten Vorrichtung ist, dass keine quantitative und qualitative
Erkennung von Entgleisungszuständen bzw. vorkritischen Entgleisungszuständen möglich
ist.
[0012] Die JP 09039790 beschreibt ein Verfahren zur Erkennung eines entgleisten Zustandes
bei einem Schienenfahrzeug anhand eines Kennwertes, wobei die Vertikalbeschleunigung
an einer Position des Drehgestellrahmens über einer Federung gemessen wird. Der durch
zweifache Integration der gemessenen Beschleunigung bestimmte Wert wird auf -80 mm
festgelegt, wobei ein Alarmierungssignal generiert wird wenn, ein ermittelter Kennwert
unter diesem Sollwert liegt. Nachteilig an der JP 09039790 ist unter anderem, dass
bei einer fehlerhaften bzw. defekten Federung irrtümlich ein entgleister Zustand detektiert
werden kann.
[0013] Die JP 10278795 A offenbart ein Entgleisungsdetektor, der einen kapazitiven Beschleunigungssensor
aufweist, welcher an einem Schienenfahrzeug angeordnet ist und Beschleunigungen in
vertikaler Richtung aufnimmt. Der Ausgang eines Zählers, der Änderungen des Beschleunigungssignals
in Frequenzänderungen umrechnet, ist mit einem Mikrocomputer verbunden, welcher feststellen
kann, ob ein entgleister Zustand vorliegt. Auch dieser Entgleisungsdetektor weist
den Nachteil auf, dass mit ihm keine quantitative und qualitative Analyse eines entgleisten
Zustandes bzw. eines vorkritischen Entgleisungszustandes möglich.
[0014] Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit den bekannten Vorrichtungen zur Entgleisungsdetektion
nur eine bestimmte Art von Entgleisungszustand detektiert werden kann und die Fehleranfälligkeit
sehr hoch ist.
[0015] Es ist daher eine Aufgabe der Erfindung, einen Weg zu schaffen, der es ermöglicht
einen Entgleisungszustand mit großer Sicherheit festzustellen und einen folgenschweren
Unfall zu verhindern.
[0016] Diese Aufgabe wird mit einem Verfahren der eingangs genannten Art erfindungsgemäß
dadurch gelöst dass, im Bereich einer Achslagerung zumindest eines Rades zumindest
ein Beschleunigungssignal erzeugt wird, und/oder an zumindest zwei Punkten eines Drehgestellrahmens
kontinuierlich die jeweilige Längsbeschleunigung ermittelt und als Längsbeschleunigungssignal
erfasst wird und/oder an zumindest einer Radachse ein Drehfrequenzsignal erzeugt wird,
wobei aus dem zumindest einem, im Bereich einer Achslagerung erzeugten Beschleunigungssignal
und/oder den Längsbeschleunigungssignalen und/oder aus dem zumindest einen Drehfrequenzsignal
der zumindest eine, für einen Entgleisungszustand charakteristische Kennwert ermittelt
wird.
[0017] Diese Lösung gestattet eine umfassende Analyse der auf das Drehgestell eines Schienenfahrzeuges
wirkenden Beschleunigungen, aus deren Verlauf mit hoher Sicherheit auf einen Entgleisungszustand
einzelner Räder bzw. Radsätze sowie ganzer Drehgestelle zurückgeschlossen werden kann.
[0018] Günstigerweise werden zur Berechnung des Kennwertes Signalwerte des zumindest einen
im Bereich eines Achslagers erzeugten Beschleunigungssignals, die innerhalb eines
vorgebbaren Zeitfensters liegen, einer Fouriertransformation oder einer anderen unitären
Transformation unterworfen, die den Zeitbereich eines Signals auf den Frequenzbereich
abbildet.
[0019] Zur Berechnung eines ersten für einen Entgleisungszustand charakteristischen Kennwertes
wird anhand des zumindest einen Beschleunigungssignals und des zumindest einen Drehfrequenzsignals
der Durchmesser des Rades des Schienenfahrzeuges ermittelt, wobei anhand von Änderungen
des Raddurchmessers der erste für einen entgleisten Zustand charakteristische Kennwert
berechnet wird.
[0020] Bevorzugt wird dabei an zumindest zwei in Fahrtrichtung hintereinanderliegenden Achslagerungen
je zumindest ein Beschleunigungssignal und an den Achsen der in diesen Achslagern
gelagerten Rädern je zumindest ein Drehfrequenzsignal erzeugt.
[0021] In weiterer Folge wird zur Berechnung des Durchmessers des Rades eine für die befahrene
Strecke charakteristische Schwellenfachschwingung bzw. Schwellenfachfrequenz ermittelt.
[0022] Die Berechnung des ersten Kennwertes lässt sich dadurch vereinfachen, dass Signalwerte,
die innerhalb eines vorgebbaren Zeitintervalls liegen, einer Fouriertransformation
unterworfen werden und aus der Fouriertransformierten der Signalwerte die für eine
befahrene Strecke charakteristische Schwellenfachschwingung bzw. Schwellenfachfrequenz
ermittelt wird, die zumindest einem in Bezug auf die Fahrtrichtung vorderen und/oder
hinteren Rad zugeordnet ist. In weiterer Folge kann die Phasenlage der Schwellenfachschwingung
ermittelt und die Phasendifferenz der einem vorderen und einem hinteren Rad zugeordneten
Schwellenfachschwingung gebildet werden. Aus der Phasendifferenz der Schwellenfachschwingung
kann sodann der Schwellenabstand berechnet und aus dem Schwellenabstand und der Schwellenfachfrequenz
die Fahrgeschwindigkeit ermittelt werden. Der Durchmesser des Rades lässt sich dann
aus der Drehfrequenz der Achse und der Fahrgeschwindigkeit des Schienenfahrzeuges
berechnen.
[0023] Zur Bildung eines zweiten Kennwertes zur Charakterisierung eines entgleisten Zustandes
kann aus dem zumindest einen, im Bereich einer Achslagerung aufgenommenen Beschleunigungssignal,
gegebenenfalls aus den Transformierten der Signalwerte, eine vorgebbare Anzahl von
Radunrundheitsharmonischen ermittelt werden. Im Rahmen der Berechnung des zweiten
Kennwertes kann weiters aus Amplituden einer vorgebbaren Anzahl von Radunrundheitsharmonischen
ein Mittelwert gebildet werden.
[0024] Vorteilhafterweise werden die Phasenlagen der Radunrundheitsharmonischen bestimmt,
wobei der Verlauf der Phasenlagen zur Kennwertbildung herangezogen wird.
[0025] Eine weitere Möglichkeit zur Ermittlung des zweiten Kennwertes besteht darin, eine
Kepstralanalyse des zumindest einen, weiteren Beschleunigungssignals durchzuführen.
[0026] Eine vorteilhafte Variante der Erfindung zur Bildung eines dritten Kennwertes besteht
darin, das Frequenzbereiche, die in der Nähe der Resonanzfrequenzen des Rades liegen,
kontinuierlich mit einem zu einem anderen Zeitpunkt aufgenommenen Spektrum verglichen
werden.
[0027] Das erfindungsgemäße Verfahren lässt sich dadurch weiter verbessern, dass anhand
der Drehfrequenz die Winkelbeschleunigung und/oder die Winkelgeschwindigkeit der Radachse
bestimmt wird und anhand der Geschwindigkeits- bzw. Beschleunigungsverläufe ein vierter
für einen entgleisten Zustand charakteristischer Kennwert ermittelt wird.
[0028] Zur Bildung eines fünften Kennwertes kann innerhalb eines vorgebbaren Zeitfensters
die Kreuzkorrelationsfunktion zweier im Bereich der Achslagerungen aufgenommener Beschleunigungssignale,
die je einem vorderen und einem hinteren Rad zugeordnet sind, berechnet werden.
[0029] Eine einfach zu realisierende Variante der Erfindung besteht darin, anhand der Lage
und/oder der Amplitude des Maximums der Kreuzkorrelationsfunktion den fünften Kennwert
zu bestimmen.
[0030] In einer bevorzugten Variante der Erfindung wird je zumindest ein Längsbeschleunigungssignal
in einem vorgebbaren Abstand von und zu beiden Seiten der Längsmittelebene des Drehgestells
erzeugt, welches den Beschleunigungsverlauf des Drehgestells in Längsrichtung wiedergibt
und weiters wird zumindest ein Querbeschleunigungssignal erzeugt, das den Verlauf
der Beschleunigung des Drehgestells parallel zur Schienenebene und normal zur Fahrtrichtung
des Schienenfahrzeuges wiedergibt, wobei aus den Beschleunigungssignalen ein sechster
Kennwert gebildet wird.
[0031] Zur Bildung des sechsten Kennwertes aus den Beschleunigungssignalen kann die Tangentialbeschleunigung
des Schwerpunktes des Drehgestells und die Rotationsbeschleunigung um den Schwerpunkt
berechnet werden. Anhand der Verläufe der berechneten Tangential und Rotationsbeschleunigung
kann hierauf der sechste Kennwert berechnet werden.
[0032] Zur Realisierung des erfindungsgemäßen Verfahrens eignet sich insbesondere eine Vorrichtung
zur Erkennung entgleister Zustände von Rädern eines Schienenfahrzeuges mit zumindest
einem Drehgestell, wobei an dem Schienenfahrzeug zumindest ein Beschleunigungssensor
vorgesehen ist, der mit einer Auswerteeinheit in Verbindung steht, die dazu eingerichtet
ist, von dem zumindest einem Beschleunigungssensor Beschleunigungssignale zu empfangen
sowie daraus zumindest einen für einen Entgleisungszustand charakteristischen Kennwert
zu ermitteln und diesen Kennwert mit zumindest einem vorgebbaren Sollwert zu vergleichen,
wobei die Auswerteeinheit weiters dazu eingerichtet ist, bei Überschreiten einer vorgebbaren
Abweichung des Kennwertes von dem Sollwert ein Hinweissignal zu generieren und/oder
eine Notbremsung einzuleiten, wobei in dem Bereich eines Achslagers zumindest eines
Rades zumindest ein Beschleunigungssensor angeordnet ist, und/oder an zumindest zwei
Punkten des Drehgestells je zumindest ein Längsbeschleunigungssensor angeordnet ist,
der dazu eingerichtet ist, die jeweilige Längsbeschleunigung zu messen und/oder an
zumindest einer Radachse eines Rades zumindest ein Drehfrequenzsensor angeordnet ist,
der mit der Auswerteeinheit in Verbindung steht.
[0033] In einer bevorzugten Ausführungsform ist die Auswerteeinheit dazu eingerichtet, zur
Berechnung des Kennwertes Signalwerte des zumindest einen, im Bereich eines Achslagers
erzeugten Beschleunigungssignals, die innerhalb eines vorgebbaren Zeitfensters liegen,
einer Fouriertransformation oder einer anderen unitären Transformation, die den Zeitbereich
eines Signals auf den Frequenz/Phasenbereich abbildet, zu unterwerfen.
[0034] Es hat sich in der Praxis bewährt, dass die Auswerteeinheit dazu eingerichtet ist,
anhand des zumindest einen im Bereich eines Achslagers aufgezeichneten Beschleunigungssignals
und des Drehfrequenzsignals den Durchmesser des Rades zu ermitteln, und anhand von
Änderungen des Raddurchmessers einen ersten für einen entgleisten Zustand charakteristischen
Kennwert zu berechnen.
[0035] Vorteilhafterweise ist an zumindest zwei in Fahrtrichtung hintereinanderliegenden
Achslagern je zumindest ein Beschleunigungssensor vorgesehen, wobei an jeder Achse
der in diesen Achslagern gelagerten Räder zumindest ein Drehfrequenzsensor angeordnet
ist.
[0036] Weiters ist es von Vorteil, wenn die Auswerteeinheit dazu eingerichtet ist, zur Berechnung
des Durchmessers des Rades und/oder der Fahrtgeschwindigkeit eine für die befahrene
Strecke charakteristische Schwellenfachschwingung bzw. Schwellenfachfrequenz zu ermitteln
und aus der Fouriertransformierten der Signalwerte des zumindest einen weiteren Beschleunigungssignals
die zumindest einem in Bezug auf die Fahrtrichtung vorderen und/oder hinteren Rad
zugeordnete Schwellenfachschwingung bzw. Schwellenfachfrequenz zu ermitteln.
[0037] Weiters ist die Auswerteeinheit dazu eingerichtet, aus der Phasendifferenz der Schwellenfachschwingung
den Schwellenabstand zu berechnen und aus dem Schwellenabstand und der Schwellenfachfrequenz
die Fahrgeschwindigkeit zu ermitteln.
[0038] Zur Ermittlung des ersten Kennwertes ist die Auswerteeinheit dazu eingerichtet, den
Durchmesser des Rades aus der Drehfrequenz der Achse und der Fahrgeschwindigkeit des
Schienenfahrzeuges zu berechnen.
[0039] Eine vorteilhafte Variante der Erfindung sieht vor, dass die Auswerteeinheit dazu
eingerichtet ist, aus dem zumindest einen Beschleunigungssignal, gegebenenfalls aus
den Transformierten der Signalwerte des zumindest einen Beschleunigungssignals, eine
vorgebbare Anzahl von Radunrundheitsharmonischen zu ermitteln und daraus einen zweiten,
für einen entgleisten Zustand eines Schienenfahrzeuges charakteristischen Kennwert
zu berechnen.
[0040] In einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist die Auswerteeinheit dazu
eingerichtet, zur Berechnung des zweiten Kennwertes aus Amplituden einer vorgebbaren
Anzahl von Radunrundheitsharmonischen ein Mittelwert zu bilden.
[0041] Eine in der Praxis bewährte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass die Auswerteeinheit
dazu eingerichtet ist, zur Ermittlung des zweiten Kennwertes eine Kepstralanalyse
des zumindest einen Beschleunigungssignals durchzuführen.
[0042] Die Betriebssicherheit lässt sich dadurch erhöhen, dass die Auswerteeinheit dazu
eingerichtet ist, anhand des Drehfrequenzsignals die Winkelbeschleunigung und/oder
die Winkelgeschwindigkeit der Radachse zu bestimmen und anhand der Winkelgeschwindigkeits-
bzw. Winkelbeschleunigungsverläufe einen vierten für einen entgleisten Zustand charakteristischen
Kennwert zu ermitteln.
[0043] Weitere Vorteile lassen sich dadurch erzielen, dass die Auswerteeinheit dazu eingerichtet
ist, einen fünften Kennwertes zu bilden, und hierzu innerhalb eines vorgebbaren Zeitfensters
die Kreuzkorrelationsfunktion zweier im Bereich der Achslagerungen aufgenommener,
Beschleunigungssignale, die je einem vorderen und einem hinteren Rad zugeordnet sind,
zu berechnen.
[0044] Eine einfach zu realisierende Variante der Erfindung besteht darin, dass die Auswerteeinheit
dazu eingerichtet ist, anhand der Lage und/oder der Amplitude des Maximums der Kreuzkorrelationsfunktion
den fünften Kennwert zu bestimmen.
[0045] Eine günstige Variante der Erfindung sieht vor, dass zu beiden Seiten der Längsmittelebene
des Drehgestells je zumindest ein Längsbeschleunigungssensor angeordnet ist und zumindest
ein weiterer Beschleunigungssensor zur Bestimmung der Querbeschleunigung an dem Drehgestell
angeordnet ist, wobei die Auswerteeinheit dazu eingerichtet ist, von den Längsbeschleunigungssensoren
Längsbeschleunigungssignale und von dem weiteren Beschleunigungssensor zumindest ein
Querbeschleunigungssignal zu empfangen und aus den Längsbeschleunigungssignalen, welche
den Verlauf der Längsbeschleunigung des Drehgestells wiedergeben und dem Beschleunigungssignal,
welches den Verlauf der Querbeschleunigung des Drehgestells wiedergibt, einen sechsten
Kennwert zu bilden.
[0046] Zu diesem Zweck kann die Auswerteeinheit dazu eingerichtet sein, aus den Beschleunigungssignalen
die Tangentialbeschleunigung des Schwerpunktes des Drehgestells und die Rotationsbeschleunigung
um den Schwerpunkt zu berechnen, um anhand der Verläufe dieser Beschleunigungen den
sechsten Kennwert zu berechnen.
[0047] Die Erfindung samt weiterer Vorteile ist im folgenden anhand einiger nicht einschränkender
Ausführungsbeispiele, die in der Zeichnung veranschaulicht sind dargestellt, in dieser
zeigen schematisch:
- Fig. 1
- ein Drehgestell eines Schienenfahrzeuges in Seitenansicht mit einer Anordnung von
Beschleunigungssensoren gemäß der Erfindung zur Ermittlung eines entgleisten Zustandes
in seitlicher Ansicht,
- Fig. 2
- das Drehgestell aus Fig. 1 in Draufsicht,
- Fig. 3
- einen Ausschnitt aus einem Amplitudenspektrum zweier Beschleunigungssignale, die von
zwei in Fahrtrichtung hintereinanderliegenden Achslagern stammen,
- Fig. 4
- einen Ausschnitt aus einem Phasenspektrum zweier Beschleunigungssignale, die von zwei
in Fahrtrichtung hintereinanderliegenden Achslagern stammen,
- Fig. 5
- ein vereinfachtes Blockschaltbild eines ersten Teiles einer Auswerteeinheit einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung,
- Fig. 6
- den Verlauf des berechneten Durchmessers eines korrekt auf Schienen laufenden Rades,
- Fig. 7
- den Verlauf des berechneten Durchmessers eines entgleisten Rades,
- Fig. 8
- ein vereinfachtes Blockschaltbild eines zweiten Teiles einer Auswerteeinheit einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung,
- Fig. 9
- einen Radsatz mit einem auf den Schienenkopf aufgekletterten Spurkranz eines Rades
in frontaler Ansicht,
- Fig. 10
- ein auf einem Betonbett laufendes entgleistes Rad in seitlicher Ansicht,
- Fig. 11
- einen entgleisten Radsatz mit auf einem Betonbett laufenden Rädern in frontaler Ansicht,
- Fig. 12
- ein auf einer Schwellenbahn laufendes entgleistes Rad in seitlicher Ansicht,
- Fig. 13
- einen entgleisten Radsatz mit auf einer Schwellenbahn laufenden Rädern in frontaler
Ansicht,
- Fig. 14
- einen Ausschnitt aus einem Amplitudenspektrum eines Beschleunigungssignals, bei welchem
auf der Ordinate die Beschleunigung und auf der Abszisse die Frequenzen aufgetragen
sind,
- Fig. 15
- einen weiteren Ausschnitt aus einem Amplitudenspektrum eines Beschleunigungssignals,
- Fig. 16
- ein Kepstrum des Amplitudenspektrums aus Fig. 15,
- Fig. 17
- ein Ausschnitt aus einem breitbandigen Amplitudenspektrum eines Beschleunigungssignals
mit hervorgehobenen Resonanzstellen,
- Fig. 18
- ein vereinfachtes Blockschaltbild eines dritten Teiles einer Auswerteeinheit einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung,
- Fig. 19
- einen allgemeinen Verlauf der Drehfrequenz der Achse eines auf Schienen fahrenden
Radsatzes während einer Fahrt, bei welchem auf der Ordinate die Drehfrequenz und auf
der Abszisse die Zeit aufgetragen sind,
- Fig. 20
- einen Ausschnitt aus Fig. 19 bei relativ konstanter Fahrtgeschwindigkeit,
- Fig. 21
- den in Fig. 20 dargestellten Bereich des Verlaufes der Drehfrequenz für einen entgleisten
Radsatz,
- Fig. 22
- ein vereinfachtes Blockschaltbild eines vierten Teiles einer Auswerteeinheit einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung,
- Fig. 23
- einen Ausschnitt aus der Kreuzkorrelationsfunktion zweier Beschleunigungssignale,
die von hintereinander liegenden Achslagern, die auf der selben Drehgestellseite angeordnet
sind stammen,
- Fig. 24
- ein vereinfachtes Blockschaltbild eines fünften Teiles einer Auswerteeinheit einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung,
- Fig. 25
- eine Beschleunigungsverteilung an einem Drehgestell,
- Fig. 26
- ein vereinfachtes Blockschaltbild eines sechsten Teiles einer Auswerteeinheit einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung und
- Fig. 27
- ein vereinfachtes Blockschaltbild einer erfindungsgemäßen Vorrichtung.
[0048] Gemäß Fig. 1 sind für eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Bestimmung eines entgleisten
Zustandes eines Schienenfahrzeuges zwei Beschleunigungssensoren BS1, BS2 mit vertikaler
Wirkrichtung vorgesehen, die in Fahrtrichtung FA1, FA2 des Drehgestells DRE des Schienenfahrzeuges
hintereinanderliegend je im Bereich eines Achslagers angeordnet sind. Die möglichen
Fahrtrichtungen FA1, FA2 des Schienenfahrzeuges sind durch Pfeile angedeutet.
[0049] Beim Überfahren von Schwellen SWE werden aufgrund der Steifigkeitsvariation der Geleise
- im Bereich einer Schwelle SWE ist die Steifigkeit gegenüber einem zwischen zwei
Schwellen SWE gelegenen Gleisabschnitt erhöht - Schwingungen in dem Drehgestell DRE
induziert. Diese Schwingungen sind in Form charakteristischer Beschleunigungsschwankungen
im Bereich der Achslagerungen AX1, AX2, AX3, AX4 messbar, wobei ein ausgewählter Schwingungsanteil,
die sogenannte Schwellenfachschwingung, Rückschlüsse auf den Schwellenabstand d
s bzw. die Fahrtgeschwindigkeit des Schienenfahrzeuges zulässt.
[0050] Der Schwellenabstand d
s zwischen zwei Schwellen SWE entspricht dabei im wesentlichen einer Periode der Schwellenfachschwingung.
[0051] Ein wesentliches Element der vorliegenden Erfindung ist die Erkenntnis, dass besonders
repräsentative Messergebnisse erzielt werden können, wenn die Wirkungsrichtung der
Beschleunigungssensoren BS1, BS2 im wesentlichen normal zur Schienenebene oder parallel
zur Fahrtrichtung des Schienenfahrzeuges verläuft. In der Zeichnung ist die Fahrtrichtung
FA1, FA2 bzw. die Wirkungsrichtung der Beschleunigungssensoren BSE mit Pfeilen dargestellt.
[0052] Unter Wirkungsrichtung eines Beschleunigungssensors BSE wird in diesem Dokument die
Richtung verstanden, in welcher der Sensor Beschleunigungskräfte aufnehmen und Signale
liefern kann.
[0053] Die Beschleunigungssensoren BS1, BS2 können beispielsweise als piezoelektrische Sensoren
ausgebildet sein, bei welchen in bekannter Weise ein piezoelektrischer Kristall zwischen
zwei parallel zueinander verlaufenden Kondensatorplatten angeordnet ist. Findet diese
Art von Sensoren Verwendung so kann man dadurch, dass die beiden Kondensatorplatten
im wesentlichen parallel zur Fahrtrichtung des Schienenfahrzeuges verlaufen, eine
normal zu der Fahrtrichtung FA1, FA2 verlaufende Wirkungsrichtung WIR der Beschleunigungssensoren
BSE erreichen. Selbstverständlich können auch andere bekannte Beschleunigungssensoren,
die auf anderen Mechanismen beruhen, verwendet werden.
[0054] Aus der Schwellenfachfrequenz kann bei bekanntem Schwellenabstand d
s die Relativgeschwindigkeit des Rades RA1, RA2, RA3, RA4 entlang der Schiene bzw.
der Fahrgeschwindigkeit des Schienenfahrzeuges nach folgender Formel bestimmt werden:

wobei V die Fahrtgeschwindigkeit des Schienenfahrzeuges und
νSF die Schwellenfachfrequenz bezeichnen.
[0055] Die Position der Schwellenfachfrequenz im Frequenzspektrum geht sowohl direkt als
auch indirekt in die soeben erwähnte Formel zur Bestimmung der Fahrtgeschwindigkeit
V über die Bestimmung des Schwellenabstandes d
s ein und muss daher möglichst exakt bestimmt werden.
[0056] Als Maß für den in Frage kommenden Frequenzbereich wird die Drehfrequenz ν
WELLE einer Achse AC1, AC2 herangezogen, wobei die noch unbekannte Größe des Raddurchmessers
D berücksichtigt werden muss.
[0057] Nach Fig. 2 kann die Drehfrequenz der Achse AC1, AC2 durch einen Drehfrequenzsensor
DFS, beispielsweise ein an der Achse AC1, AC2 angeordneter, bekannterweise für diesen
Zweck verwendeter, elektromagnetischer Drehfrequenzsensor DES, ermittelt werden. Zur
Erfassung von Beschleunigungen des Drehgestells DRE normal zur Schienenebene SCE ist
im Bereich jeder Achslagerung AX1, AX2, AX3, AX4 ein Beschleunigungssensor BS1, BS2,
BS3, BS4 angeordnet.
[0058] Weiters sind zur Erfassung von Beschleunigungen des Drehgestells DRE in einer Ebene
parallel zur Schienenebene weitere Sensoren BS5, BS6, BS7 an dem Drehgestell vorgesehen,
deren Signalauswertung weiter unten beschrieben ist.
Unter der Annahme eines gleitfreien Abrollens kann die Fahrgeschwindigkeit V sowohl
über die Schwellenfachfrequenz ν
SF als auch über die Drehfrequenz ν
WELLE der Achse AC1, AC2 bestimmt werden:


[0059] Durch Gleichsetzen der beiden Geschwindigkeitsausdrücke kann der Zusammenhang zwischen
der Schwellenfachfrequenz
νSF und der Drehfrequenz ν
WELLE der Achse AC1, AC2 ermittelt werden:

vereinfacht lässt sich dies in der Form


[0060] Im Falle eines ICE-2 Zuges verläuft der tolerierbare Bereich des Raddurchmessers
D von 860 bis 920 mm, woraus sich beispielsweise folgende Proportionalitätsfaktoren
α für den Zusammenhang zwischen der Schwellenfachfrequenz und der Drehfrequenz der
Radachse in Abhängigkeit von dem Raddurchmesser D und dem Schwellenabstand d
s ergeben:
dS /cm |
D/cm |
α |
60 |
86 |
4,5 |
60 |
92 |
4,82 |
65 |
86 |
4,16 |
65 |
92 |
4,45 |
[0061] Nach Fig. 3 liegt im Fall des obigen Beispiels die Schwellenfachfrequenz ν
SF im Spektrum der Amplituden der im Achslagerbereich aufgenommenen Beschleunigungssignale
SI1, SI2 zwischen der vierten und fünften Radunrundheitsharmonischen RH4, RH5 und
kann ungestört von diesen bestimmt werden. Unter Radunrundheitsharmonischen werden
in diesem Dokument erzwungene periodische Schwingungen verstanden, die durch Abweichungen
des Radquerschnittes von der Kreisform hervorgerufen werden. Die Grundharmonische
der Radunrundheitsharmonischen RH1 liegt exakt bei der Drehfrequenz der Achse AC1,
AC2.
[0062] Unter dem Begriff Harmonische werden in diesem Dokument Spektrallinien verstanden,
deren Frequenzen zueinander ein ganzzahliges Verhältnis aufweisen. Dies tritt insbesondere
bei der Fouriertransformation von periodischen, nicht sinusförmigen Signalen auf.
Die Grundharmonische ist dabei die Harmonische mit der niedrigsten Frequenz, welche
dem Kehrwert der Periodendauer eines solchen Signals entspricht. Bei ihr beginnt die
Nummerierung mit 1. Alle höherfrequenten Harmonischen ("Oberschwingungen") werden
in diesem Dokument entsprechend ihrem Frequenzverhältnis zur Grundharmonischen nummeriert,
d. h. die erste Oberschwingung ist die zweite Harmonische.
[0063] Ausgehend von den zu erwartenden Schwellenabständen in Kombination mit den tolerierbaren
Raddurchmessern kann anhand der Formeln

und


wobei D
1 der oberen Grenze und D
2 der unteren Grenze des tolerierbaren Raddurchmessers entsprechen, der Frequenzbereich
ν
SF (D
2)Δν für die Suche der Schwellenfachfrequenz ν
SF bestimmt werden. Hierbei werden ganzzahlige Vielfache der Drehfrequenz ν
WELLE der Achse AC1, AC2 samt einen Sicherheitsabstand ausgenommen, um eine Verwechslung
mit Radunrundheitsharmonischen RH4, RH5 auszuschließen.
[0064] Innerhalb des soeben bestimmten Frequenzbereichs ν
SF (D
2)Δν wird beispielsweise das Maximum bestimmt, wobei gewisse Anforderungen an den Absolutwert
der Amplitude oder an das Verhältnis der Amplitude zum Rauschpegel gestellt werden
können, um eine eindeutige Erkennung zu gewährleisten.
[0065] Grundlage für die Bestimmung des Raddurchmessers D ist die Identität der aus der
Schwellenfachfrequenz ν
SF ermittelten Fahrtgeschwindigkeit V und der aus der Drehfrequenz ν
WELLE bestimmten Fahrtgeschwindigkeit unter der Annahme einer reinen Rollbewegung. Der
Raddurchmesser D kann nach der Ermittlung der exakten Schwellenfachfrequenz ν
SF mit folgender Formel berechnet werden:

[0066] Für eine exakte Bestimmung der Fahrtgeschwindigkeit V bzw. des Raddurchmessers D
ist eine genaue Kenntnis des Schwellenabstandes d
s notwendig. Da unterschiedliche Normen existieren, kann diese Größe nicht als Konstante
angesehen werden, sondern muss messtechnisch erfasst werden.
[0067] Das hier vorgeschlagene Verfahren macht sich zu diesem Zweck die Phasenverschiebung
der Schwingung an zwei längs der Schiene versetzten Radsätzen zunutze, deren geometrischer
Abstand 1 exakt bekannt ist.
[0068] Nach Fig. 4 sind die Phasen ϕ der Beschleunigungssignale SI1, SI2 zueinander verschoben.
Die Ursache für die Phasenverschiebung Δϕ kann darin gesehen werden, dass der Abstand
1 der Auflageflächen der Räder RA1, RA2, RA3, RA4 auf den Schienen üblicherweise nicht
exakt mit einem ganzzahligen Vielfachen des Schwellenabstandes d
s übereinstimmt. Bei Fahrtrichtung FA1 nach links in Fig. 1 weist das zweite Beschleunigungssignal
SI2 gegenüber dem ersten Beschleunigungssignal SI1 eine nachlaufende Phasenlage auf.
Bei entgegengesetzter Fahrtrichtung FA2 kehrt sich das Vorzeichen um, was jedoch ebenfalls
bei einer entsprechenden Verlängerung bzw. Verkürzung des Schwellenabstandes d
s eintritt. Um diese Effekte voneinander unterscheiden zu können, muss die Fahrtrichtung
FA1, FA2 bekannt sein, beispielsweise durch Bildung der Kreuzkorrelationsfunktion
der beiden Beschleunigungssignale SI1, SI2, sonst ist es notwendig, die Existenz gewisser
Schwellenabstände d
s auszuschließen.
[0069] Zur Bestimmung der Phasendifferenz Δϕ ist es wichtig, dass die Phasenlage ϕ dem Phasenspektrum
bei derselben Frequenz ν - der Schwellenfachfrequenz ν
SF - entnommen wird. Theoretisch sind die beiden Beschleunigungssignale SI1, SI2 in
Bezug auf die Schwellenfachschwingung identisch und phasenverschoben.
[0070] Um die Schwellenfachfrequenz ν
SF in dem Phasenspektrum zu ermitteln, wird die Schwellenfachfrequenz ν
SF für jedes Beschleunigungssignal SI1, SI2 aus dem Amplitudenspektrum ermittelt und
das arithmetische Mittel dieser beiden Werte gebildet. Dieser Mittelwert wird dann
in dem Phasenspektrum als Schwellenfachfrequenz ν
SF identifiziert und bei dieser Frequenz die Phasendifferenz Δϕ der Phasenlage ϕ(SI1,
SI2) der beiden Schwellenfachschwingungen gebildet.
[0071] Da die Phasen zwischen -180° und + 180° verlaufen, ist die Anzahl der vollständigen
Perioden der Schwellenfachschwingung im Bereich zwischen den beiden Rädern RA1, RA2,
RA3, RA4 unbekannt. Diese Information muss deshalb vorausgesetzt werden.
[0072] Unter der Annahme einer bekannten Anzahl von vollständigen Perioden N lässt sich
der Schwellenabstand
dS bei bekanntem Abstand 1 der Achsen AC1 und AC2 durch folgende Formel berechnen:

[0073] Eine Zuordnung verschiedener Werte von vollständigen Perioden N zu einigen Schwellenabständen
d
s kann bei einem Abstand 1 der Achsen AC1 und AC2 von beispielsweise 2,5 m wie unten
angeführt erfolgen:
dS/cm |
N |
41,7 - 50,0 |
5 |
50,0 - 62,5 |
4 |
62,5 - 83,3 |
3 |
[0074] Es ist also notwendig den Bereich in dem der Schwellenabstand d
s einer vorgegebenen Strecke liegt zu kennen, um den exakten Schwellenabstand d
s dieser Strecke zu berechnen.
[0075] Variiert der Schwellenabstand d
s zwischen mehreren Bereichen, kann anhand der Phasendifferenz auf den korrekten Wert
von vollständigen Perioden N und somit auf den Schwellenabstand d
s geschlossen werden.
[0076] Wie bereits oben erwähnt ist es notwendig, um das korrekte Vorzeichen der Phasendifferenz
zu erhalten die Fahrtrichtung des Schienenfahrzeuges zu kennen. Dieser Sachverhalt
geht auch unmittelbar aus der verwendeten Formel zur Berechnung der Phasendifferenz
Δϕ hervor:

[0077] Im Fall der Fahrtrichtung FA1 entspricht in der soeben angeführten Formel ϕ
vor der Phasenlage der aus dem Beschleunigungssignal SI1, welches von dem in Fahrtrichtung
FA1 vor dem anderen Beschleunigungssensor BSE gelegenen Beschleunigungssensor BS1
stammt, berechneten Schwellenfachschwingung und ϕ
nach der Phasenlage der Schwellenfachschwingung, die dem Beschleunigungssignals SI2 zugeordnet
ist, welches von dem anderen Beschleunigungssensor BS2 aufgenommen wird.
[0078] Vorraussetzung für eine eindeutige Zuordnung der beiden Vorzeichenbereiche ist, wie
bereits oben erwähnt, die Kenntnis der Fahrtrichtung FA1, FA2. Ist diese Information
nicht verfügbar, kann man dennoch durch eine Beschränkung auf vorgebbare Werte der
Schwellenabstände d
s eine eindeutige Entscheidung aufgrund des Absolutbetrages der Phasendifferenz der
Schwellenfachschwingung treffen.
[0079] Es hat sich gezeigt, dass aufgrund der Empfindlichkeit der Methode auch Verdrehungen
des Drehgestells DRE gegenüber den Schienen - was einer Verkürzung des Abstandes 1
der Achsen AC1, AC2 entspricht - die Phasendifferenz Δϕ merklich beeinflussen. Da
die Verlegung der Schwellen im Mittel sehr exakt erfolgt, hat die Verkürzung des Abstandes
1 bei einem konstanten Schwellenabstand d
s einen größeren Einfluss auf die Beschleunigungssignale SI1, SI2 als Schwankungen
des Schwellenabstandes d
s. Aus diesem Grund wird die oben beschriebene Methode nur zur Erkennung der jeweiligen
Verlegenorm angewendet, für die weiteren Berechnungen wird dann der ermittelte Normabstand
verwendet.
[0080] Gemäß Fig. 5 werden die von den Beschleunigungssensoren BS1, BS2 aufgenommenen Beschleunigungssignale
SI1, SI2 und die von dem Drehfrequenzsensor DFS aufgenommenen Drehfrequenzsignale
DSI an eine Auswerteeinheit ASW übermittelt. Die Übertragung der Signale von den Beschleunigungssensoren
BS1, BS2 und dem Drehfrequenzsensor DFS an die Auswerteeinheit ASW kann mittels elektrischer
Leitungen, optischer Leitungen oder drahtlos erfolgen.
[0081] In der Auswerteeinheit werden Signalwerte der Beschleunigungssignale SI1, SI2 die
in einem vorgebbaren Zeitintervall/Zeitfenster liegen, beispielsweise 2,5 s, einer
Fouriertransformation FFT unterworfen. Zum Begriff der Zeitfensterung siehe E. Schrüfer
"Signalverarbeitung: Numerische Verarbeitung digitaler Signale" 2. Aufl. - München;
Wien: Hanser 1992; S. 167 - S. 180.
[0082] Schaltungen und Verfahren zur Durchführung einer Fouriertransformation, insbesondere
einer Fast Fouriertransformation sind dem Fachmann bekannt und beispielsweise in der
EP 402 145 und in "Sprachverarbeitung" von B. Eppinger und E. Herter; Hanser Verlag
München Wien 1993 S. 68- 71 beschrieben.
[0083] Aus jeder Fouriertransformierten wird hierauf die Schwellenfachfrequenz ν
SF und die Phasenlage ϕ der Schwellenfachschwingung ermittelt.
[0084] Ist der Schwellenabstand d
s nicht von vorneherein bekannt, so wird die Phasendifferenz Δϕ der einem vorderen
und einem hinteren Rad zugeordneten Schwellenfachschwingung gebildet.
[0085] Aus der Phasendifferenz Δϕ der Beschleunigungssignale SI1, SI2 wird der Schwellenabstand
d
s nach oben beschriebener Methode berechnet.
[0086] Aus der Schwellenfachfrequenz ν
SF erfolgt sodann die Berechnung des Raddurchmessers D gemäß dem soeben beschriebenen
Verfahren.
[0087] Rollt das Rad beispielsweise mit dem Spurkranz auf der Schiene, so sinkt die Drehgeschwindigkeit
des betroffenen Rades/Radsatzes entsprechend des Durchmesserunterschiedes zwischen
der Lauffläche und der Spurkranzkante, ohne dass die Zuggeschwindigkeit währenddessen
merklich variiert - die Schwellenfachfrequenz bleibt dabei gleich. Da sich jedoch
die Drehfrequenz ν
WELLE der Welle ändert, entspricht gemäß der bereits oben erwähnten Formel

ein entgleister Zustand einer Änderung des Durchmessers D. Ein Auflaufen des Spurkranzkante,
wie es in Fig. 9 dargestellt ist, entspricht beispielsweise bei einem ICE-Zug im wesentlichen
einer Erhöhung des Raddurchmessers um 5 % gegenüber einem nicht entgleisten Zustand.
In Fig. 6 ist der Verlauf des berechneten Durchmessers D eines auf der Schiene laufenden
Rades und im Vergleich dazu in Fig. 7 der berechnete Durchmesser D eines Rades im
entgleisten/aufgekletterten Zustand dargestellt.
[0088] Zur Ermittlung eines zweiten Kennwertes KEN2 ist, wie bereits in Fig. 2 gezeigt,
an dem Drehgestell DRE im Bereich jeder Achslagerung AX1, AX2, AX3, AX4 ein Beschleunigungssensor
BS1, BS2, BS3, BS4 angeordnet.
[0089] Über die Drehbewegung einer starr mit einem Innenring eines Wälzlagers verbundenen
Radachse werden während einer Fahrt des Schienenfahrzeuges Schwingungen in dem Drehgestell
induziert. Diese Schwingungen sind in Form lokaler Beschleunigungsschwankungen an
der Achslagerung AX1, AX2, AX3, AX4 der Radachse messbar, wobei ausgewählte Schwingungsanteile,
die sogenannten Radunrundheitsharmonischen, Rückschlüsse auf einen entgleisten Zustand
zulassen.
[0090] Bei den Radunrundheitsharmonischen handelt es sich, wie bereits oben erwähnt, um
erzwungene periodische Schwingungen, die durch Abweichungen des Radquerschnittes von
der Kreisform hervorgerufen werden. Der dem Entstehen von Radunrundheitsharmonischen
zugrundeliegende Mechanismus kann wie folgt verstanden werden: Das Abrollen der nicht
runden Räder verursacht Erschütterungen des Drehgestells. Eine Stelle an der Lauffläche
des Rades wird dabei die in einem zeitlichen Abstand überrollt, der dem Kehrwert der
Drehfrequenz der Radachse entspricht. Eine Beschädigung/Entgleisung der Lauffläche
führt daher zu einer Stoßfolge mit der Drehfrequenz der Radachse und induziert eine
Radunrundheitsschwingung in der Achslagerung des betreffenden Rades, deren Grundfrequenz
exakt mit der Drehfrequenz der Radachse übereinstimmt. Durch die unterschiedliche
Form der Kontaktstellen von (ordentlicher) Lauffläche bzw. Spurkranz mit der Schienenoberfläche
oder einem anderen Untergrund und der daraus resultierenden unterschiedlichen Radunrundheitsharmonischen
kann auf ein Auflaufen des Spurkranzes bzw. einen entgleisten Zustand geschlossen
werden.
[0091] Gemäß Fig. 8 werden aus den Fouriertransformierten der Beschleunigungssignale SI1,
SI2, SI3, SI4 in der Auswerteeinheit ASW die Radunrundheitsharmonischen RH0 - RH10,
auf die weiter unten erläuterte Weise ermittelt.
[0092] Die Grundschwingung bzw. Grundharmonische der Radunrundheitsharmonischen RH0 - RH10
liegt in einer Spektraldarstellung der Beschleunigungssignale SI1, SI2, SI3, SI4,
wie bereits oben erwähnt, exakt bei der Drehfrequenz der Radachse. Zur genauen Ermittlung
dieser Drehfrequenz kann an der Radachse ein Drehfrequenzsensor DFS angeordnet sein.
[0093] Zur Bestimmung eines entgleisten Zustandes kann als zweiter Kennwert KEN2 der Mittelwert
der Amplituden einer vorgebbaren Anzahl von Radunrundheitsharmonischen RH0 - RH10
gebildet und beispielsweise mit einem vorgebbaren Sollwert SOL2 verglichen werden.
Je nach Betrag der Abweichung dieses Kennwertes KEN2 von dem Sollwert SOL2 kann ein
Rückschluss auf einen entgleisten Zustand erfolgen.
[0094] Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass Wertebereichen bzw. Werten des soeben
erwähnten Kennwertes ein bestimmtes Stadium des Entgleisungszustandes entspricht.
Ein bestimmter Wert/Wertebereich des zweiten Kennwertes KEN2 entspricht beispielsweise
einem Aufklettern des Spurkranzes SPK auf den Schienenkopf SKO gemäß Fig. 9, ein anderer
Wert/Wertebereich einem auf einem Betonbett BET abrollenden Rad, wie in Fig. 10 und
11 dargestellt, und wieder ein anderer Wert/Wertebereich einem über Schwellen laufenden
Rad, wie in Fig. 12 und Fig. 13 dargestellt. Ein direkter Vergleich mit einem Sollwert
SOL ist in diesem Fall nicht notwendig.
[0095] Zusammenfassend lässt sich zur Bestimmung des zweiten Kennwertes KEN2 sagen, dass
einerseits der Spurkranz SPK ein anderes Unrundheitsprofil als die Lauffläche LAU
seines Rades aufweist und dass ein Schwellenoberbau, beispielsweise ein Betonbett
BET, andererseits eine völlig unterschiedliche Laufunterlage als die Schiene bietet.
Diese Änderungen der Rollgeometrie wirken sich rasch im Spektrum aus.
[0096] Im Fall einer vollständigen Entgleisung, aber auch im vorkritischen Zustand, wandert
gemäß Fig. 9 und Fig. 11 sowie Fig. 13 die betriebsnormale Kontaktsstelle sowohl in
Bezug auf die Räder als auch auf den Schienenkopf SKO somit ändert sich das Gesamtspektrum
der Radharmonischen und der Schwellenfachharmonischen. Eine rasche und singuläre Änderung
in Bezug auf das Drehgestell der oben genannten Größen wird als entgleister Zustand
eines Radsatzes erkannt und gemeldet.
[0097] Nach Fig. 14 weisen die Amplituden A der Radunrundheitsharmonischen RH0, RH2, RH3,
RH4, RH5, RH6, RH7, RH8, RH9, RH10 unterschiedliche Höhen auf. Bei entgleisten Zuständen
der Räder weisen die dazugehörigen Radunrundheitsharmonischen RH0-RH10 im Mittel stark
erhöhte Amplituden A auf, weshalb der oben erwähnte zweite Kennwert KEN2 zur Entgleisungsdetektion
mit zunehmendem Stadium der Entgleisung zunimmt.
[0098] Andererseits kann es, da der Durchmesser des Spurkranzes größer als der der Lauffläche
ist, zu einer Verschiebung der Radharmonischen in Richtung niedrigerer Frequenzen
kommen.
[0099] Nach Ermittlung der jeweiligen Radunrundheitsharmonischen werden deren Phasenlagen
bestimmt, wobei die Phasenlagen aus den Fouriertransformierten der Beschleunigungssignale
entnommen werden. Aus den Phasenverläufen der den Rädern zugeordneten Beschleunigungssignale,
kann auf ein Entgleisen eines Rades geschlossen werden. Die Phasenverlauf der Radharmonischen
eines entgleisten Rades unterscheiden sich wesentlich von den eines auf der Schiene
laufenden Rades. Analog zu dem eben Gesagten können aber auch die Verläufe der Phasendifferenzen
der Räder eines Radsatzes überwacht werden.
[0100] Eine weitere Methode zur Entgleisungsdiagnose besteht darin, die Fourietransformierte
der Beschleunigungssignale, wie sie in Fig. 15 dargestellt ist, einer Kepstrumtransformation
zu unterwerfen, wobei sich das Kepstrum nach folgender Formel errechnet KEP = iFFT
(ln (FFT)), in der KEP das Kepstrum iFFT die inverse Fouriertransformation, FFT die
schnelle Fouriertransformation des Beschleunigungssignals und ln den natürlichen Logarithmus
bedeuten - siehe dazu "Digitale Sprachverarbeitung" von Peter Vary et. al. Teubner-Verlag
Stuttgart, 1998, S 68 - 69.
[0101] Das Spektrum nach Fig. 15 entspricht im wesentlichen dem Spektrum nach Fig. 4, die
dargestellten Spektrallinien entsprechen auch hier einer vorgebbaren Anzahl von Radunrundheitsharmonischen.
Aus darstellerischen Gründen wurde jedoch auf eine Nummerierung der Radunrundheitsharmonischen
in Fig. 15 verzichtet.
[0102] Die Kepstrum-Darstellung nach Fig. 16 enthält beim Kehrwert der Wellenfrequenz
νwelle des Rades eine Spitze, welche der mittleren Höhe aller Radunrundheitsharmonischen
aus dem betrachteten Frequenzintervall entspricht und somit einen Rückschluss auf
die Existenz eines entgleisten Zustandes zulässt.
[0103] Zur Erhöhung der Genauigkeit der Entgleisungsdiagnose kann ein dritter Kennwert KEN3
gebildet werden. Hierzu geht man von der Überlegung aus, dass die spektrale Darstellung
der Schwingung eines mechanischen Systems als Produkt der Übertragungsfunktion jenes
Systems mit der Anregungsfunktion betrachtet werden kann. Somit sind gewisse Dominanzbereiche
eines Spektrums - die Bereiche der Resonanzfrequenzen des Rades - einer qualitativen
und quantitativen Änderung unterworfen, wenn sich die Anregung wesentlich ändert.
Diese Frequenzintervalle können laufend gemessen, untereinander verglichen und schließlich
beurteilt werden. Zum Begriff der Übertragungsfunktion siehe E. Schrüfer "Signalverarbeitung:
Numerische Verarbeitung digitaler Signale" 2. Aufl. - München; Wien: Hanser 1992;
Kap. 7, S. 263- 271.
[0104] Unter dem Begriff Dominanzbereiche eines Spektrums sind diejenigen Frequenzintervalle
zu verstehen, in denen allfällige breitbandige Anregungen aufgrund konstruktionsbedingter
Gegebenheiten (Strukturresonanzen = Übertragungsfunktion) stochastische, geräuschartige
Amplitudenerhöhungen hervorrufen, die in Form energiereicher Zonen im Amplitudenspektrum,
gemäß Fig. 17 erscheinen.
[0105] Eine Entgleisung führt aufgrund der gewanderten Kontaktstelle seitens des Rades in
Richtung Spurkranz und seitens der Abrollunterlage, die nicht mehr die Schiene ist,
sondern aus Schwellen und/oder Schotter oder dem Betonbett besteht, zu einer plötzlichen
Änderung der Form der Anregung und somit zu einer charakteristischen Veränderung der
Dominanzbereiche DOM des betroffenen Rades/Radpaares. Diese Veränderung kann in Form
des Kennwertes KEN3 quantifiziert sowie mit einem vorgebbaren Sollwert verglichen
und gegebenenfalls als entgleister Zustand eines Radpaares erkannt und gemeldet werden.
[0106] Zur Bildung dieses Kennwertes KEN3 werden gemäß Fig. 18 die an den Achslagern aufgenommenen
Beschleunigungssignale in der Auswerteeinheit einer Fouriertransformation oder einer
anderen unitären Transformation, welche den Zeitbereich eines Signals auf den Frequenzbereich
abbildet, unterworfen. Aus dem Spektrum jedes Signals werden dann die Dominanzbereiche
DOM ermittelt. Zur Kennwertbildung werden die Dominanzbereiche DOM zu verschiedenen
Zeitpunkten aufgenommener Spektren miteinander verglichen. Kommt es dabei zu einer
Überschreitung einer tolerierbaren Abweichung der beiden Dominanzbereiche, so wird
eine Hinweisnachricht ALA erzeugt, die beispielsweise auf einer Ausgabeeinheit AUS
dargestellt wird, und/oder eine Notbremsung eingeleitet.
[0107] Einer Methode zur Berechnung eines vierten Kennwertes KEN4, wie in Fig. 22 dargestellt,
liegt die Überlegung zugrunde, dass gemäß Fig. 19 und Fig. 20 im normalen Betrieb
innerhalb vorgebbarere Zeitintervalle die Radsätze - abgesehen von Notbremsungen -
keinen erheblichen Schwankungen der Drehbeschleunigungen ausgesetzt werden. Das wäre
aufgrund der hohen Trägheitsmassen von Wagenkasten und Drehgestellrahmen sowie der
hohen Trägheitsmomente des gekoppelten Wagenkasten-Drehgestellsystems kaum möglich,
da unter anderem die dafür notwendigen Energiemengen nicht zur Verfügung stehen.
[0108] Nun steigt aber nach Fig. 21 im Fall einer Entgleisung der Energieaustausch des Rades
mit der neuen Rollunterlage, da sowohl der Radkranz, als auch die neue Rollunterlage,
beispielsweise Schotter, Schwellen oder Betonbett, für ein Rollen weniger als das
Lauffläche-Schiene-System geeignet sind. Der periodische schlagartige Kontakt der
entgleisten Räder mit den Schwellen erfolgt sehr energieintensiv und führt bei dem
betroffenen Radsatz unter anderem durch den raschen Wechsel von Abschnitten positiver
und negativer Drehbeschleunigungen zu merklichen Fluktuationen des Drehgeschwindigkeitsverlaufes.
Diese wechselnden Drehbeschleunigungen werden anhand des Polrades messtechnisch erfasst
und von der Auswerteeinheit unter der Bedingung, dass sie bezüglich des Drehgestells
einseitig auftreten, als Merkmal einer Entgleisung wahrgenommen.
[0109] Gemäß Fig. 22 wird die kontinuierlich von dem Drehfrequenzsensor DFS erfasste Drehfrequenz
ν
WELLE einer Radachse bzw. eines Radsatzes an die Auswerteeinheit ASW weitergeleitet. Die
Signalübertragung an die Auswerteeinheit ASW kann, wie bei den oben erwähnten Beschleunigungssensoren
SI1, SI2, SI3, SI4, über elektrische Leitungen, optische Leitungen oder drahtlos erfolgen.
Der vierte Kennwert KEN4 kann beispielsweise durch Bildung der zweiten Ableitung des
Verlaufes der Drehfrequenz ν
WELLE in einem vorgebbaren Zeitintervall gebildet werden. Im Fall von konstanten Beschleunigungen,
wie sie beispielsweise beim Anfahren bzw. Bremsen auftreten können, ist die zweite
Ableitung in dem betrachteten Zeitintervall annähernd Null. Im Fall konstanter Geschwindigkeit
gilt dies natürlich ebenfalls. Im Fall von Beschleunigungsschwankungen innerhalb des
betrachteten Zeitintervalls verschwindet die zweite Ableitung nicht. In diesem Fall
kann auf das Vorliegen eines entgleisten Zustandes des betrachteten Rades/Radsatzes
geschlossen werden und ein entsprechendes Hinweissignal erzeugt und/oder eine Notbremsung
eingeleitet werden. Das Differenzieren von Signalen wird beispielsweise in E. Schrüfer
"Signalverarbeitung: Numerische Verarbeitung digitaler Signale" 2. Aufl. - München;
Wien: Hanser 1992; Kap. 4.2, S. 114 - 116 beschrieben.
[0110] In einer anderen Ausführungsform zur Bestimmung des vierten Kennwertes KEN4 können
die Drehfrequenzverläufe aller Achsen eines Drehgestells miteinander verglichen werden.
Kommt es dabei zu größeren Abweichungen der Verläufe voneinander so, liegt ein entgleister
Zustand vor.
[0111] Die Berechung eines fünften Kennwertes KEN5, wie in Fig. 24 dargestellt, kann mittels
einer Kreuzkorrelation jener Beschleunigungssignale erfolgen, welche von zwei in Bezug
auf die Längsmittelebene λ gleichseitig gelegenen Räder zweier Radsätze stammen und
den Beschleunigungsverlauf des Drehgestells normal zur Schienenebene wiedergeben.
[0112] Die Korrelationsanalyse - sei es Kreuzkorrelation oder Autokorrelation - erlaubt
es Periodizitäten gemessener Zeitsignalabschnitte ausfindig zu machen bzw. zu überprüfen.
Somit können bei Bedarf periodisch auftretende Ereignisse hervorgehoben und stochastische
Komponenten ausgeschieden werden. Dabei werden zwei Signalabschnitte im Zeitbereich
mit sich selbst - Autokorrelation - oder miteinander - Kreuzkorrelation - nach einem
bestimmten Algorithmus multipliziert und unter Berücksichtigung des Vorzeichens addiert.
Zum Begriff der Kreuzkorrelation siehe E. Schrüfer "Signalverarbeitung: Numerische
Verarbeitung digitaler Signale" 2. Aufl. - München; Wien: Hanser 1992; Kap. 7, S.
235- 262.
[0113] Wird gemäß Fig. 23 eine Kreuzkorrelationsfunktion KKF gleichzeitig aufgenommener
Beschleunigungssignale SI1, SI2, SI3, SI4 hintereinander auf der selben Schiene fahrender
Räder RA1, RA2, RA3, RA4 gebildet, so lässt sich aufgrund der gleichen aber zeitlich
um die Verzögerungszeit τ versetzten Anregung durch die gemeinsame Fahrbahn ein Maximum
MAX erkennen, dessen Abstand vom Nullpunkt der Kreuzkorrelationsfunktion KKF dem physikalischen
Abstand 1 zwei hintereinanderliegender Räder RA1, RA2, RA3, RA4 bei einer bestimmten
Fahrgeschwindigkeit entspricht. Der Wert dieses Maximums MAX ist ein Ähnlichkeitsmerkmal
der zwei betrachteten Zeitsignale.
[0114] Die Entgleisung eines der überwachten Räder bewirkt, dass die oben genannten Gemeinsamkeiten
der befahrenen Wege nicht mehr gegeben sind. Infolge dessen kann sich das Maximum
MAX so weit verkleinern, dass es in dem Rauschen des Signals untergeht. Das bezüglich
eines Drehgestells einseitige Verschwinden eines solchen Maximums bzw. eine starke
Variation seiner Lage wird als Merkmal einer Entgleisung betrachtet und gemeldet.
[0115] Zur Entgleisungsdetektion auf Schwellenbahnen ist es zielführend, gemäß Fig. 24 eine
enge Bandpassfilterung BAF um die Schwellenfachfrequenz im Vorfeld durchzuführen.
In diesem Fall ist im nicht entgleisten Zustand mit einer starken Vergrößerung der
Amplitude des oben genannten Maximums MAX zu rechnen, wodurch sich die Kennwertermittlung
vereinfacht.
[0116] Führt man gleichzeitig mit Signalen, die von der linken und der rechten Drehgestellseite
stammen, die Berechnung der Kreuzkorrelation für die linke bzw. rechte Drehgestellseite
durch, so ist auch der einseitige Verlust des Schienenkontaktes eines einzigen Radsatzes
detektierbar.
[0117] Eine Methode zur Berechnung eines sechsten Kennwertes KEN6 besteht darin, die planparallele
Bewegung des Drehegestellrahmens zu beurteilen. Zu diesem Zweck wird die Längebeschleunigung
zu beiden Seiten der Längsmittelebene λ des Drehgestells und die Querbeschleunigung
des Drehgestells ermittelt.
[0118] Die Berechnung eines sechsten Kennwertes KEN6, wie in Fig. 26 dargestellt, beruht
auf der Annahme, dass das Entgleisen zumindest einer Drehgestellachse die Dynamik
und die Kinematik des Drehgestellrahmens maßgeblich beeinflusst. Die Ursache dafür
ist in der Änderung der Rollunterlage der zwei Räder jener betroffenen Achse zu suchen.
Die neue Unterlage, sei es Betonbett oder Schwellenfach, verursacht durch ihre im
Vergleich zur Schiene wesentlich schlechteren Rolleigenschaften im Fall eines Betonbettes
niederfrequente Starrkörperschwingungen und im Fall einer Schwellenbahn frontale Stöße
gegen die Schwellen sowie seitliche Stöße gegen die Schienenflanke, welche durch die
Primärfederung und die Radsatzführung zum Drehgestellrahmen weitergeleitet werden.
Diese Anregungen führen schnell zu einer weitgehenden Änderung der Rahmendynamik,
die anhand der oben beschriebenen Beschleunigungssensoren gemessen und in der Auswerteeinheit
ASW entsprechend beurteilt werden kann.
[0119] Im Rahmen einer ersten Methode zur Bestimmung des sechsten Kennwertes KEN6 werden
nur die Beschleunigungen in Längsrichtung am Drehgestellrahmen, jeweils zu beiden
Seiten der Längsmittelebene λ gemessen, wobei die Auswertung der in Fig. 22 dargestellten
Längsbeschleunigungssignale SI5, SI6 im Zeitbereich erfolgt, d. h, die Signale werden
keiner Fouriertransformation unterworfen. Als Anzeichen einer Entgleisung dient das
bezüglich eines Drehgestells einseitige Auftreten großer Ausschläge. Dieses Verfahren
eignet sich sehr gut zur Erkennung entgleister Zustände auf einer Schwellenbahn.
[0120] Eine zweite Methode zur Ermittlung des sechsten Kennwertes KEN6 besteht in der Erfassung
der Querbeschleunigungssignale SI7 quer zur Fahrtrichtung mittig auf dem Drehgestellrahmen
DGR. Dabei werden einseitige, übermäßig große Querbeschleunigungs-Ausschläge als seitliche
Stöße entgleister Räder gegen die Schienenflanke zugeordnet.
[0121] Eine weitere etwas komplexere Variante zur Bildung des sechsten Kennwertes KEN 6
besteht in der Analyse des Verhältnisses der Rotations- bzw. Translationsanteile der
planparallelen Bewegung des Drehgestellrahmens. Auch bei dieser Methode werden die
Beschleunigungssignale im Zeitbereich bewertet. Im Rahmen dieses Verfahrens wird nach
einem bekannten Ansatz der Festkörpermechanik die angenommene, momentane planparallele
Bewegung des Drehgestellrahmens in eine translatorische und eine rotatorische Komponente
aufgrund des Superpositionsprinzips zerlegt.
[0122] Gemäß Fig. 25 lassen sich die rotatorische und die translatorische Beschleunigungskomponente
aus den von Beschleunigungssensoren BS5, BS6, BS7 aufgenommenen Beschleunigungssignalen
berechnen. Die Längsbeschleunigungssensoren BS5, BS6 dienen dazu die Längsbeschleunigung
des Drehgestelles DRE zu erfassen, weshalb ihre Wirkrichtung im wesentlichen in Fahrtrichtung
FAR des Schienenfahrzeuges verläuft. Zusätzlich zu den beiden Beschleunigungssensoren
BS5, BS6 deren Wirkungsrichtung in Fahrtrichtung FAR des Schienenfahrzeuges liegen,
ist ein dritter Beschleunigungssensor BS7 vorgesehen, dessen Wirkrichtung in einer
Ebene parallel zur Schienenebene und normal zur Fahrtrichtung FAR des Schienenfahrzeuges
verläuft. Auf diese Weise ist es möglich den Beschleunigungszustand des Drehgestells
DRE in einer Ebene eindeutig zu bestimmen.
[0123] Dabei setzt sich der als links- bzw. rechtsseitiges Längsbeschleunigungssignal SI5,
SI6 gemessene Betrag des resultierenden Beschleunigungsvektors folgender Maßen zusammen:


und

hierbei bedeuten
aXli und
aXre die links bzw. rechts an dem Drehgestellrahmen gemessenen Längsbeschleunigungen SI5,
SI6,
aTx und
aTy die Tangentialkomponente der gemessenen Beschleunigung in x- und in y-Richtung,
aRx und
aRy die rotatorische Komponente in x-bzw. in y-Richtung und
aY die am Drehgestellrahmen normal zur Schienenebene und zur Fahrtrichtung in Form eines
Querbeschleunigungssignals SI7 gemessene Beschleunigung.
[0124] Wie man leicht erkennen kann, folgt die Gleichheit der translatorischen Anteile der
gemessenen Beschleunigungen und der translatorischen Komponente des Drehgestellschwerpunktes
SWP in x- und y-Richtung. Nach kurzer Rechnung und Umformung erhält man für die translatorische
Komponente des Drehgestellschwerpunktes SWP

und

wobei la den Abstand eines der Beschleunigungssensoren BS5, BS6 zur Messung der Längsbeschleunigung
des Drehgestellrahmens DRE von einer Symmetrieebene σ des Drehgestells, die normal
zur Längsmittelebene λ verläuft und b den Abstand eines Längsbeschleunigungssensors
BS5, BS6 zur Messung der Längsbeschleunigung von der Längsmittelebene λ bedeuten.
Der Querbeschleunigungssensor BS7 kann an einer beliebigen Stelle des Drehgestellrahmens
DGR angeordnet sein. Von Bedeutung ist lediglich, dass seine Wirkrichtung normal zu
der Wirkrichtung der Längsbeschleunigungssensoren BS5, BS6 verläuft.
[0125] Für die Rotationsbeschleunigung ε des Drehgestellschwerpunktes SWP ergibt sich

[0126] Aus dem Vergleich der zeitlichen Verläufe der berechneten Translations- und Rotationsanteile
der Beschleunigung des Drehgestellschwerpunktes können Schlussfolgerungen bezüglich
der Stabilität des Drehgestellrahmens DGR gezogen werden. Um die Erkennung eines entgleisten
Zustandes zu erleichtern, wird anhand der berechneten Beschleunigungsverläufe der
sechste Kennwert KEN 6 gebildet. Zu diesem Zweck kann innerhalb eines vorgebbaren
Zeitintervalls die Translations- und Rotationsbeschleunigung des Drehgestellschwerpunktes
SWP berechnet werden, wobei das Verhältnis aufeinanderfolgender, berechneter Beschleunigungsverläufe
gebildet wird. Überschreitet dieses Verhältnis bzw. dieser sechste Kennwert KEN6 einen
Sollwert SOL6 um einen vorgebbaren Betrag, so kann auf einen entgleisten Zustand geschlossen
werden. Dies ist deshalb möglich, da die Beschleunigungsverläufe im Fall einer Entgleisung
stark von ihrer ursprünglichen Form abweichen.
[0127] Natürlich ist auch jede andere Methode die berechneten Beschleunigungssignale miteinander
zu vergleichen, beispielsweise durch Differenzbildung etc, möglich.
[0128] Bei allen Methoden zur Berechnung des sechsten Kennwertes KEN6 wird gemäß Fig. 26
eine Tiefpassfilterung durchgeführt. Damit wird erreicht, dass aus den Gesamtspektren
der Beschleunigungssignale nur die Schwingungsanteile übrig bleiben, welche der Starrkörperdynamik
entsprechen - höher frequente Komponenten, die zu dem akustischen Bereich gehören,
werden dabei herausgefiltert. Zum Begriff der Filterung siehe beispielsweise E. Schrüfer
"Signalverarbeitung: Numerische Verarbeitung digitaler Signale" 2. Aufl. - München;
Wien: Hanser 1992; S. 180- S. 234.
[0129] Aus der Zusammenschau der berechneten Kennwerte KEN1-KEN6 kann mit großer Sicherheit
darauf geschlossen werden, ob ein entgleister Zustand vorliegt oder nicht. So deutet
beispielsweise das vorliegen von Sollwertüberschreitungen zweier Kennwerte KEN1-KEN6
darauf hin, dass eine Entgleisung vorliegt. Auf diese Weise können gleisbedingte Falschmeldungen
über Entgleisungszustände vermieden werden, was auch zu einer höheren Akzeptanz von
Schienenfahrzeugen, die mit einer erfindungsgemäßen Vorrichtung ausgestattet sind
führt.
[0130] Um aus allen Kennwerten KEN1-KEN6 auf einen entgleisten Zustand zu schließen, kann
in der Auswerteeinheit ASW gemäß Fig. 27 beispielsweise ein mehrdimensionaler Zustandsraum
gebildet werden, dessen Dimension der Anzahl der berechneten Kennwerte KEN1-KEN6 entspricht.
Als Entscheidungsgrenzen für die Klassifizierung in die beiden Klassen "nicht entgleist"
und "entgleist" können so viele Grenzen gewählt werden, wie es Kennwerte gibt. Im
einfachsten Fall verlaufen diese Grenzen/Sollwerte linear. Durch die Berücksichtigung
der berechneten Kennwerte KEN1-KEN6 kann eine umfassende und exakte Bestimmung und
Analyse von entgleisten Zuständen eines Schienenfahrzeuges oder eines Verbandes von
Schienenfahrzeugen erreicht werden.
[0131] Bei geeigneter Wahl der Grenzen/Sollwerte SOL1-SOL6 kann eine entgleisungsgefährliche
Situation bzw. ein vorkritischer Entgleisungszustand schon in einem sehr frühen Stadium
erkannt und, beispielsweise durch eine Reduktion der Fahrtgeschwindigkeit, entschärft
werden. Weiters kann es vorgesehen sein, dass bei Überschreiten eines oder mehrerer
Sollwerte SOL1-SOL6 das Hinweissignal ALA an eine Steuerungseinheit STR übermittelt
wird, welche mit den Bremsen des Schienenfahrzeuges in Verbindung steht und eine Notbremsung
veranlasst.
[0132] Das oben beschriebene Verfahren kann selbstverständlich unter Verwendung bekannter,
entsprechend programmierter Mikroprozessoren online durchgeführt werden. Dem Fachmann
sind darüber hinaus zahlreiche Programme bzw. Programmiersprachen bekannt, die sich
zur Realisierung des erfindungsgemäßen Verfahrens eignen, beispielsweise Mathematica,
Matlab etc.
[0133] Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Fehleranfälligkeit des erfindungsgemäßen
Verfahrens bzw. der erfindungsgemäßen Vorrichtung gegenüber den bekannten Verfahren
und Vorrichtungen durch die gleichzeitige Berechnung verschiedener Kennwerte zur Entgleisungsdetektion
wesentlich reduziert und hinsichtlich der Genauigkeit sowie der Betriebssicherheit
stark verbessert ist.
1. Verfahren zur Erkennung entgleister Zustände von Rädern eines Schienenfahrzeuges durch
Ermittlung zumindest eines für einen Entgleisungszustand charakteristischen Kennwertes
(KEN1, KEN2, KEN3, KEN4, KEN5, KEN6), der mit zumindest einem vorgebbaren Sollwert
(SOL1, SOL2, SOL3, SOL4, SOL5, SOL6) verglichen wird, wobei bei Überschreiten einer
vorgebbaren Abweichung des Kennwertes (KEN1-KEN6) von dem Sollwert (SOL1-SOL6) ein
Hinweissignal (ALA) und/oder eine Notbremsung ausgelöst wird, dadurch gekennzeichnet, dass im Bereich einer Achslagerung (AX1, AX2, AX3, AX4) zumindest eines Rades (RA1, RA2,
RA3, RA4) zumindest ein Beschleunigungssignal (SI1, SI2, SI3, SI4) erzeugt wird, und/oder
an zumindest zwei Punkten eines Drehgestellrahmens (DGR) kontinuierlich die jeweilige
Längsbeschleunigung ermittelt und als Längsbeschleunigungssignal (SI5, SI6) erfasst
wird und/oder an zumindest einer Radachse ein Drehfrequenzsignal (DFS) erzeugt wird,
wobei aus dem zumindest einem, im Bereich einer Achslagerung (AX1, AX2, AX3, AX4)
erzeugten Beschleunigungssignal (SI1, SI2, SI3, SI4) und/oder den Längsbeschleunigungssignalen
(SI5, SI6) und/oder aus dem zumindest einen Drehfrequenzsignal (DFS) der zumindest
eine, für einen Entgleisungszustand charakteristische Kennwert (KEN1, KEN2, KEN3,
KEN4, KEN5, KEN6) ermittelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zur Berechnung des Kennwertes (KEN1-KEN6) Signalwerte des zumindest einen im Bereich
eines Achslagers erzeugten Beschleunigungssignals (SI1-SI4), die innerhalb eines vorgebbaren
Zeitfensters liegen, einer Fouriertransformation oder einer anderen unitären Transformation
unterworfen werden, die den Zeitbereich eines Signals auf den Frequenzbereich abbildet.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass anhand des zumindest einen Beschleunigungssignals (SI1, SI2, SI3, SI4) und des zumindest
einen Drehfrequenzsignals (DFS) der Durchmesser (D) des Rades (RA1, RA2, RA3, RA4)
des Schienenfahrzeuges ermittelt wird, wobei anhand von Änderungen des Raddurchmessers
ein erster für einen entgleisten Zustand charakteristischer Kennwert (KEN1) berechnet
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass zur Berechnung des ersten Kennwertes (KEN1) an zumindest zwei in Fahrtrichtung (FA1,
FA2) hintereinanderliegenden Achslagerungen (AX1, AX2, AX3, AX4) je zumindest ein
Beschleunigungssignal (SI1, SI2, SI3, SI4) und an den Achsen der in diesen Achslagern
(AX1, AX2, AX3, AX4) gelagerten Rädern (RA1, RA2, RA3, RA4) je zumindest ein Drehfrequenzsignal
(DFS) erzeugt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass zur Berechnung des Durchmessers (D) des Rades (RA1, RA2, RA3, RA4) eine für die befahrene
Strecke charakteristische Schwellenfachschwingung bzw. Schwellenfachfrequenz (νSF) ermittelt wird.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 2 und 5, dadurch gekennzeichnet, dass aus der Fouriertransformierten der Signalwerte des Beschleunigungssignals (SI1, SI2,
SI3, SI4) die für eine befahrene Strecke charakteristische Schwellenfachschwingung
bzw. Schwellenfachfrequenz (νSF) ermittelt wird, die zumindest einem in Bezug auf die Fahrtrichtung vorderen und/oder
hinteren Rad (RA1, RA2, RA3, RA4) zugeordnet ist.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Phasenlage ϕ der Schwellenfachschwingung ermittelt wird und die Phasendifferenz
Δϕ der einem vorderen und einem hinteren Rad (RA1, RA2, RA3, RA4) zugeordneten Schwellenfachschwingung
gebildet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass aus der Phasendifferenz (Δϕ) der Schwellenfachschwingung der Schwellenabstand (ds) berechnet und aus dem Schwellenabstand (ds) und der Schwellenfachfrequenz (νSF) die Fahrgeschwindigkeit (V) ermittelt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Durchmesser (D) des Rades (RA1, RA2, RA3, RA4) aus der Drehfrequenz (νWELLE) der Achse (AC1, AC2) und der Fahrgeschwindigkeit (V) des Schienenfahrzeuges berechnet
wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass zur Ermittlung eines zweiten Kennwertes (KEN2) aus dem zumindest einem im Bereich
einer Achslagerung (AX1, AX2, AX3, AX4) aufgenommenen Beschleunigungssignal (SI1,
SI2, SI3, SI4) eine vorgebbare Anzahl von Radunrundheitsharmonischen (RH0, RH1, RH2,
RH3, RH4, RH5, RH6, RH7, RH8, RH9, RH10) ermittelt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Radunrundheitsharmonischen (RH0, RH1, RH2, RH3, RH4, RH5, RH6, RH7, RH8, RH9,
RH10) aus den Transformierten der Signalwerte des zumindest einem Beschleunigungssignals
(SI1, SI2, SI3, SI4) ermittelt werden.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass zur Berechnung des zweiten Kennwertes (KEN2) aus Amplituden einer vorgebbaren Anzahl
von Radunrundheitsharmonischen (RH0 - RH10) ein Mittelwert gebildet wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Phasenlagen der Radunrundheitsharmonischen (RH0-RH10) bestimmt werden und der
Verlauf der Phasenlagen zur Kennwertbildung herangezogen wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass zur Ermittlung des zweiten Kennwertes (KEN2) eine Kepstralanalyse des zumindest einen
Beschleunigungssignals (SI1, SI2, SI3, SI4) durchgeführt wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass zur Bildung eines dritten Kennwertes (KEN3) aus der Transformierten des zumindest
einen Beschleunigungssignals (SI1, SI2, SI3, SI4) Frequenzbereiche, die in der Nähe
der Resonanzfrequenzen des Rades (RA1, RA2, RA3, RA4) liegen, kontinuierlich mit einem
zu einem anderen Zeitpunkt aufgenommenen Spektrum dieses Beschleunigungssignals (SI2)
verglichen werden.
16. Verfahren nach Anspruch 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass anhand des Drehfrequenzsignals (DFS) die Winkelbeschleunigung und/oder die Winkelgeschwindigkeit
der Radachse bestimmt wird und anhand der Winkelgeschwindigkeits- bzw. Winkelbeschleunigungsverläufe
ein vierter für einen entgleisten Zustand charakteristischer Kennwert (KEN4) ermittelt
wird.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass zur Bildung eines fünften Kennwertes (KEN5) innerhalb eines vorgebbaren Zeitfensters
die Kreuzkorrelationsfunktion zweier im Bereich der Achslagerungen aufgenommener Beschleunigungssignale
(SI1, SI2, SI3, SI4), die je einem vorderen und einem hinteren Rad zugeordnet sind,
berechnet wird.
18. Verfahren nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, dass anhand der Lage und/oder der Amplitude des Maximums der Kreuzkorrelationsfunktion
der fünfte Kennwert (KEN5) bestimmt wird.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 18, dadurch gekennzeichnet, dass je zumindest ein Längsbeschleunigungssignal (SI5, SI6) in einem vorgebbaren Abstand
von und zu beiden Seiten der Längsmittelebene (λ) des Drehgestells (DRE) erzeugt wird,
welches den Beschleunigungsverlauf des Drehgestells (DRE) in Längsrichtung wiedergibt
und dass zumindest ein Querbeschleunigungssignal (SI7) erzeugt wird, das den Verlauf
der Beschleunigung des Drehgestells (DRE) parallel zur Schienenebene (SCE) und normal
zur Fahrtrichtung (FA1, FA2) des Schienenfahrzeuges wiedergibt, wobei aus den Beschleunigungssignalen
(SI5, SI6, SI7) ein sechster Kennwert (KEN6) gebildet wird.
20. Verfahren nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, dass zur Bildung des sechsten Kennwertes (KEN6) aus den Längsbeschleunigungssignalen (SI5,
SI6) und dem Querbeschleunigungssignal (SI7) die Tangentialbeschleunigung und die
Rotationsbeschleunigung des Schwerpunktes (SWP) des Drehgestells (DRE) berechnet werden.
21. Verfahren nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, dass anhand der Verläufe der berechneten Tangential und Rotationsbeschleunigung der sechste
Kennwert (KEN6) berechnet wird.
22. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 21 zur
Erkennung entgleister Zustände von Rädern eines Schienenfahrzeuges mit zumindest einem
Drehgestell (DRE), wobei an dem Schienenfahrzeug zumindest ein Beschleunigungssensor
(BS1, BS2, BS3, BS4, BS5, BS6) vorgesehen ist, der mit einer Auswerteeinheit (ASW)
in Verbindung steht, die dazu eingerichtet ist, von dem zumindest einem Beschleunigungssensor
(BS1, BS2, BS3, BS4, BS5, BS6) Beschleunigungssignale (SI1, SI2, SI3, SI4, SI5, SI6)
zu empfangen sowie daraus zumindest einen für einen Entgleisungszustand charakteristischen
Kennwert zu ermitteln und diesen Kennwert (KEN1, KEN2, KEN3, KEN4, KEN5, KEN6) mit
zumindest einem vorgebbaren Sollwert (SOL1, SOL2, SOL3, SOL4, SOL5, SOL6) zu vergleichen,
wobei die Auswerteeinheit (ASW) weiters dazu eingerichtet ist, bei Überschreiten einer
vorgebbaren Abweichung des Kennwertes (KEN1, KEN2, KEN3, KEN4, KEN5, KEN6) von dem
Sollwert (SOL1, SOL2, SOL3, SOL4, SOL5, SOL6) ein Hinweissignal (ALA) zu generieren
und/oder eine Notbremsung einzuleiten, dadurch gekennzeichnet, dass in dem Bereich eines Achslagers (AX1, AX2, AX3, AX4) zumindest eines Rades (RA1,
RA2, RA3, RA4) zumindest ein Beschleunigungssensor (BS1, BS2, BS3, BS4) angeordnet
ist, und/oder an zumindest zwei Punkten des Drehgestells (DRE) je zumindest ein Längsbeschleunigungssensor
(BS5, BS6) angeordnet ist, der dazu eingerichtet ist, die jeweilige Längsbeschleunigung
zu messen und/oder an zumindest einer Radachse (AC1, AC2) eines Rades (RA1, RA2, RA3,
RA4) zumindest ein Drehfrequenzsensor (DSE) angeordnet ist, der mit der Auswerteeinheit
(ASW) in Verbindung steht.
23. Vorrichtung nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, zur Berechnung des Kennwertes (KEN1,
KEN2, KEN3, KEN4, KEN5, KEN6) Signalwerte des zumindest einen aufgezeichneten Beschleunigungssignals
(SI1-SI4), die innerhalb eines vorgebbaren, Zeitfensters liegen, einer Fouriertransformation
oder einer anderen unitären Transformation, die den Zeitbereich eines Signals auf
den Frequenzbereich abbildet, zu unterwerfen.
24. Vorrichtung nach Anspruch 22 oder 23, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, anhand des zumindest einen aufgezeichneten
Beschleunigungssignals (SI1, SI2, SI3, SI4) und des Drehfrequenzsignals (DFS) den
Durchmesser (D) des Rades (RA1, RA2, RA3, RA4) zu ermitteln, und anhand von Änderungen
des Raddurchmessers einen ersten für einen entgleisten Zustand charakteristischer
Kennwert (KEN1) zu berechnen.
25. Vorrichtung nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, dass an zumindest zwei in Fahrtrichtung hintereinanderliegenden Achslagern (AX1, AX2,
AX3, AX4) je zumindest ein Beschleunigungssensor (BS1, BS2, BS3, BS4) vorgesehen ist,
wobei an jeder Achse (AC1, AC2) der in diesen Achslagern (AX1, AX2, AX3, AX4) gelagerten
Räder (RA1, RA2, RA3, RA4) zumindest ein Drehfrequenzsensor (DFS) angeordnet ist.
26. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 22 bis 25, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, zur Berechnung des Durchmessers
(D) des Rades (RA1, RA2, RA3, RA4) und/oder der Fahrtgeschwindigkeit (V) eine für
die befahrene Strecke charakteristische Schwellenfachschwingung bzw. Schwellenfachfrequenz
(νSF) zu ermitteln.
27. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 23 bis 26, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, aus der Fouriertransformierten der
Signalwerte des zumindest einen Beschleunigungssignals (SI1, SI2, SI3, SI4, SI5) eine
für eine befahrene Strecke charakteristische Schwellenfachschwingung bzw. Schwellenfachfrequenz
(νSF) zu ermitteln, die zumindest einem in Bezug auf die Fahrtrichtung vorderen und/oder
hinteren Rad (RA1, RA2, RA3, RA4) zugeordnet ist.
28. Vorrichtung nach Anspruch 27, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, aus der Phasendifferenz (Δϕ) der
Schwellenfachschwingung den Schwellenabstand (ds) zu berechnen und aus dem Schwellenabstand (ds) und der Schwellenfachfrequenz (νSF) die Fahrgeschwindigkeit (V) zu ermitteln.
29. Vorrichtung nach Anspruch 28, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, den Durchmesser (D) des Rades (RA1,
RA2, RA3, RA4) aus der Drehfrequenz (νWELLE) der Achse (AC1, AC2) und der Fahrgeschwindigkeit (V) des Schienenfahrzeuges zu berechnen.
30. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 21 bis 29, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, aus dem zumindest einen Beschleunigungssignal
(SI1, SI2, SI3, SI4) eine vorgebbare Anzahl von Radunrundheitsharmonischen (RH0, RH1,
RH2, RH3, RH4, RH5, RH6, RH7, RH8, RH9, RH10) zu ermitteln und daraus einen zweiten,
für einen entgleisten Zustand eines Schienenfahrzeuges charakteristischen Kennwert
(KEN2) zu berechnen.
31. Vorrichtung nach Anspruch 30, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, die Radunrundheitsharmonischen (RH0,
RH1, RH2, RH3, RH4, RH5, RH6, RH7, RH8, RH9, RH10) aus den Transformierten der Signalwerte
des zumindest einen Beschleunigungssignals (SI1, SI2, SI3, SI4) zu ermitteln.
32. Vorrichtung nach Anspruch 30 oder 31, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, zur Berechnung des zweiten Kennwertes
(KEN2) aus Amplituden einer vorgebbaren Anzahl von Radunrundheitsharmonischen (RH0
- RH10) ein Mittelwert zu bilden.
33. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 30 bis 32, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, die Phasenlagen der Radunrundheitsharmonischen
(RH0-RH10) zu bestimmen und aus dem Verlauf der Phasenlagen den zweiten Kennwert (KEN2)
zu ermitteln.
34. Vorrichtung nach Anspruch 31, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, zur Ermittlung des zweiten Kennwertes
(KEN2) eine Kepstralanalyse des zumindest einen Beschleunigungssignals (SI1, SI2,
SI3, SI4) durchzuführen.
35. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 23 bis 34, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, zur Bildung eines dritten Kennwertes
(KEN3) aus der Transformierten des zumindest einen Beschleunigungssignals (SI1, SI2,
SI3, SI4, SI5) Frequenzbereiche, die in der Nähe der Resonanzfrequenzen des Rades
(RA1, RA2, RA3, RA4) liegen, kontinuierlich mit einem zu einem anderen Zeitpunkt aufgenommenen
Spektrum dieses Beschleunigungssignals (SI1, SI2, SI3, SI4) zu vergleichen.
36. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 22 bis 35, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, anhand des Drehfrequenzsignals (DFS)
die Winkelbeschleunigung und/oder die Winkelgeschwindigkeit der Radachse zu bestimmen
und anhand der Winkelgeschwindigkeits- bzw. Winkelbeschleunigungsverläufe einen vierten
für einen entgleisten Zustand charakteristischen Kennwert (KEN4) zu ermitteln.
37. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 22 bis 39, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit dazu eingerichtet ist, zur Bildung eines fünften Kennwertes (KEN5)
innerhalb eines vorgebbaren Zeitfensters die Kreuzkorrelationsfunktion zweier im Bereich
der Achslagerungen aufgenommener, Beschleunigungssignale (SI1, SI2, SI3, SI4), die
je einem vorderen und einem hinteren Rad (RA1, RA2, RA3, RA4) zugeordnet sind, zu
berechnen.
38. Vorrichtung nach Anspruch 37, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, anhand der Lage und/oder der Amplitude
des Maximums der Kreuzkorrelationsfunktion den fünften Kennwert (KEN5) zu bestimmen.
39. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 22 bis 38, dadurch gekennzeichnet, dass zu beiden Seiten der Längsmittelebene (λ) des Drehgestells (DRE) je zumindest ein
Längsbeschleunigungssensor (BS5, BS6) vorgesehen ist und zumindest ein weiterer Beschleunigungssensor
(BS7) zur Bestimmung der Querbeschleunigung an dem Drehgestell (DRE) angeordnet ist,
wobei die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, von den Längsbeschleunigungssensoren
(BS5, BS6) Längsbeschleunigungssignale (SI5, SI6) und von dem weiteren Beschleunigungssensor
(BS7) zumindest ein Querbeschleunigungssignal (SI7) zu empfangen und aus den Längsbeschleunigungssignalen
(SI5, SI6), welche den Verlauf der Längsbeschleunigung des Drehgestells (DRE) wiedergeben
und dem Beschleunigungssignal (SI7), welches den Verlauf der Querbeschleunigung des
Drehgestells (DRE) wiedergibt, einen sechsten Kennwert (KEN6) zu bilden.
40. Vorrichtung nach Anspruch 39, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit (ASW) dazu eingerichtet ist, zur Bildung des sechsten Kennwertes
(KEN6) aus den Beschleunigungssignalen (SI5, SI6, SI7) die Tangentialbeschleunigung
und die Rotationsbeschleunigung des Schwerpunktes (SWP) des Drehgestells (DRE) zu
berechnen.
41. Vorrichtung nach Anspruch 40, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit dazu eingerichtet ist, anhand der Verläufe der berechneten Tangential
und Rotationsbeschleunigung den sechsten Kennwert (KEN6) zu berechnen.