[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung eines Garns von Fehlstellen
gemäss Oberbegriff von Anspruch 1 sowie einen Garnreiniger zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Zur Reinigung eines Garns von Fehlstellen, wie z.B. Dickstellen, Dünnstellen und
Fremdpartikeln, wird das Garn in der Regel an einem Messkopf vorbei geführt, der in
der Lage ist, die Fehlstellen zu detektieren. Wird eine untolerierbare Fehlstelle
festgestellt, so wird sie herausgeschnitten. Die Garnenden werden wieder verspleisst
und die Garnreinigung wird fortgesetzt. Ein entsprechendes Verfahren ist z.B. in CH
680 803 beschrieben.
[0003] Zum Entfernen einer Fehlstelle muss das Garn angehalten werden, was zu einem Zeitverlust
führt. Ausserdem beeinträchtigt die Spleissstelle, die beim entfernen einer Fehlstelle
entsteht, die Qualität des Garns. Dies führt dazu, dass bei einer Häufung von Fehlstellen
der Reinigungsprozess äusserst langsam wird und viele Spleissstellen entstehen. Ausserdem
wird die Wickelqualität beeinträchtigt.
[0004] Es stellt sich deshalb die Aufgabe, ein Reinigungsverfahren bereitzustellen, welches
diese Nachteile zumindest teilweise umgeht. Diese Aufgabe wird durch die unabhängigen
Patentansprüche gelöst
[0005] Erfindungsgemäss wird also bei Detektion einer Häufung von Fehlstellen ein unmittelbares
Herausschneiden einzelner Fehlstellen unterdrückt, um sodann mehrere Fehlstellen gemeinsam
herauszuschneiden. Dadurch wird einerseits die Zahl der Spleissstellen reduziert,
andererseits die Verarbeitungsgeschwindigkeit erhöht, da mehrere Fehlstellen gleichzeitig
in einem einzigen Reinigungsschritt herausgeschnitten werden.
[0006] Vorzugsweise wird bei Detektion einer Häufung von Fehlstellen das Herausschneiden
so lange unterdrückt, bis die Häufung vorüber ist oder bis eine vorgegebene Maximallänge
von Garn den Messkopf passiert hat. Dadurch wird sichergestellt, dass ein ganzer "Cluster"
von Fehlstellen erfasst werden kann. Die Maximallänge ist dabei z.B. gegeben durch
diejenige Länge, die automatisch entfernt werden kann.
[0007] Das erfindungsgemässe Verfahren wird vorzugsweise beim Umspulen von Garn von einem
oder mehreren Cops auf eine Kreuzspule eingesetzt.
[0008] Weitere bevorzugte Ausführungen und Aspekte der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen
Ansprüchen sowie der nun folgenden Beschreibung anhand der Figuren. Dabei zeigen:
Fig. 1 schematisch den Aufbau einer Umspulstation mit einer Ausführung des Garnreinigers,
Fig. 2 ein schematisches Zustandsdiagramm des Garnreinigers und
Fig. 3 ein vereinfachtes Flussdiagramm des Reinigungsalgorithmus.
[0009] Ein erfindungsgemässer Garnreiniger kann z.B. an einer Umspulstation angeordnet sein,
wie dies in Fig. 1 dargestellt wird. Hier wird das Garn 1 von einem oder mehreren
Cops 2 auf eine Kreuzspule 3 umgespult. Dabei durchläuft es einen Garnreiniger 4.
[0010] Der Garnreiniger 4 umfasst einen Messkopf 5, in welchem ein oder mehrere Parameter
des Garns gemessen werden, wie z.B. die Garndicke oder das Vorhandensein von Verunreinigungen.
Entsprechende Geräte sind dem Fachmann z.B. aus EP 553 446 bekannt.
[0011] Die Signale des Messkopfs 5 werden einer Steuerung 6 zugeführt, wo sie analysiert
werden. Insbesondere ist die Steuerung 6 ausgestaltet, um diskrete, einzelne Fehlstellen
im Garn 1 zu erkennen. Als Fehlstelle wird dabei z.B. eine Verdickung des Garns in
Form einer Nisse betrachtet, bei welcher der Garndurchmesser einen vorgegebenen Grenzwert
übersteigt, oder eine Dünnstelle oder ein Wechsel der optischen Reflektionseigenschaften
des Garns.
[0012] Die Steuerung 6 kann dabei zwischen tolerierbaren und untolerierbaren Fehlstellen
unterscheiden, wobei z.B. vom Maschinenführer vorgegeben wird, in welchen Fällen die
gemessenen Parameter eine untolerierbare Fehlstelle beschreiben. Im folgenden wird,
soweit nicht anders vermerkt, unter dem Begriff "Fehlstelle" eine untolerierbare Fehlstelle
verstanden, die aus dem Garn 1 entfernt werden muss.
[0013] Zum Entfernen einer einzelnen Fehlstelle wird das Garn beim Messkopf 5 geschnitten.
Die Kreuzspule 3 wird angehalten. Das Garn wird zurückgespult, die Fehlstelle entfernt
und das Garn wieder verspleisst. Für diesen Zweck ist eine Schneide- und Spleissvorrichtung
7 vorgesehen.
[0014] In konventionellen Garnreinigern wird bei Detektion einer Fehlstelle unverzüglich
ein Reinigerschnitt eingeleitet, d.h. jede Fehlstelle wird normalerweise einzeln herausgeschnitten.
Der vorliegende Garnreiniger geht in differenzierterer Weise vor. Insbesondere ist
er in der Lage, Häufungen ("Cluster") von Fehlstellen zu erkennen, und er versucht,
möglichst alle Fehlstellen eines solchen Clusters mit einem einzigen Reinigerschnitt
zu entfernen.
[0015] Wie in Fig. 2 dargestellt, besitzt der Garnreiniger 4 zwei Zustände. In einem ersten
Zustand (Normal-Modus) arbeitet er wie ein konventioneller Garnreiniger. In einem
zweiten Zustand (Cluster-Modus) arbeitet er in modifizierter Weise.
[0016] Vom Normal- in den Cluster-Modus gelangt der Garnreiniger 4, wenn er einen "Cluster-Start"
detektiert, d.h. wenn er feststellt, dass eine Häufung von Fehlstellen den Messkopf
5 passiert. Hierzu zählt er z.B. die Zahl der Fehlstellen pro Längeneinheit, oder
er misst die Abstände zwischen den Fehlstellen. Sobald die Zahl der Fehlstellen pro
Längeneinheit eine gewisse Fehlerzahl-Limite überschreitet (z.B. mehr als drei Fehlstellen
auf zehn Meter Garn) bzw. sobald mehrere nahe aufeinander folgende Fehlstellen detektiert
werden (z.B. mehr als drei Fehlstellen mit Abständen kleiner als eine vorgegebene
Abstands-Limite von beispielsweise drei Metern), nimmt die Steuerung 6 an, dass eine
Häufung vorliegt. Der Garnreiniger 4 geht in den Cluster-Modus über.
[0017] Vom Cluster-Modus in den Normal-Modus gelangt der Garnreiniger 4, wenn er ein "Cluster-Ende"
detektiert, d.h. wenn er keine Häufung von Fehlstellen mehr feststellt. Hierzu kann
wiederum die Zahl der Fehlstellen pro Längeneinheit gemessen werden, oder deren Abstände.
Sobald die Zahl der Fehlstellen pro Längeneinheit einen Grenzwert unterschreitet (z.B.
weniger als drei Fehlstellen auf zehn Meter Garn) bzw. sobald die Abstände aufeinander
folgender Fehlstellen grösser als ein vorgegebener Wert werden (z.B. grösser als drei
Meter), nimmt die Steuerung 6 an, dass die Häufung zu Ende ist. Der Garnreiniger 4
geht in den Normal-Modus über.
[0018] Ein möglicher Reinigungsalgorithmus ist vereinfacht in Fig. 3 dargestellt.
[0019] Ausgehend von Punkt 20 wird in einem ersten Schritt 22 geprüft, ob vom Messkopf 5
eine (untolerierbare) Fehlstelle detektiert worden ist. Ist dies der Fall, so wird
in Schritt 24 geprüft, ob ein Cluster-Start vorliegt, z.B. indem eines der oben genannten
Kriterien verwendet wird. Befindet sich der Garnreiniger nach dieser Prüfung im Cluster-Modus
(Schritt 26), so liegt eine Häufung von Fehlstellen vor und ein unmittelbares Herausschneiden
der Fehlstelle wird vorläufig unterdrückt.
[0020] Befindet sich der Garnreiniger bei Schritt 26 nicht im Cluster-Modus, so ist die
Fehlstelle eine vereinzelte Fehlstelle. Die Steuerung 6 initiiert unmittelbar einen
Reinigerschnitt (Schritt 28). Das Garn 1 wird im Bereich des Messkopfs 5 geschnitten,
die Kreuzspule 3 wird gestoppt. Das Garnende wird in die Schneide- und Spleissvorrichtung
7 zurückgeholt, dort wird das die Fehlstelle enthaltende Garnstück abgeschnitten und
das Garn wird verspleisst. Dann beginnt der Umspulbetrieb von Neuem.
[0021] Liegt bei Schritt 22 keine Fehlstelle vor, so wird in Schritt 30 geprüft, ob sich
der Garnreiniger 4 im Cluster-Modus befindet. Ist dies nicht der Fall, so ist das
Garn 1 einwandfrei und die Ausführung geht zu Punkt 20 zurück. Befindet sich der Garnreiniger
4 in Schritt 30 im Cluster-Modus, so wird geprüft, ob ein Cluster-Ende vorliegt (Schritt
32). Hierzu kann wiederum eines der oben erwähnten Kriterien verwendet werden.
[0022] Befindet sich der Garnreiniger 4 nach dieser Prüfung nicht mehr im Cluster-Modus
(Schritt 34), so wurde ein Ende des Clusters detektiert. Nun kann der Cluster aus
dem Garn entfernt werden (Schritt 36). Hierzu werden im Prinzip die gleichen Schritte
wie bei Schritt 28 durchgeführt, wobei das Garn 1 jedoch so weit zurückgespult wird,
dass der ganze Cluster herausgeschnitten werden kann. Zu diesem Zweck speichert die
Steuerung 6 jeweils die Position des Cluster-Anfangs ab.
[0023] Befindet sich der Garnreiniger 4 bei Schritt 34 immer noch im Cluster-Modus, so wird
in einem Schritt 38 geprüft, ob die Länge des vorliegenden Clusters eine vorgegebene
Maximallänge überschreitet. Diese Maximallänge wird durch die Länge gegeben, um welche
das Garn 1 maximal zurückgespult werden kann (z.B. 80 Meter). Überschreitet die Länge
eines Clusters diese Maximallänge, so wird der Teil des Clusters, der den Messkopf
5 bereits passiert hat, herausgeschnitten (Schritt 40). Zudem (oder alternativ) kann
eine Warnung ausgegeben und gegebenenfalls der Prozess gestoppt werden, so dass der
Maschinenführer gegebenenfalls den Cops 2 auswechseln kann.
[0024] Wenn die Länge des Clusters in Schritt 38 die Maximallänge nicht überschreitet, so
geht die Ausführung bei Punkt 20 weiter.
[0025] Durch das hier beschriebene Verfahren wird erreicht, dass bei einer Häufung von Fehlstellen
nicht jede Fehlstelle einzeln herausgeschnitten wird. Vielmehr wird das Garn 1 solange
am Messkopf 5 vorbeigespult, bis die Häufung vorüber ist (oder die maximale Cluster-Länge
erreicht wird), und erst dann wird die Entfernung aller Fehlstellen gemeinsam durchgeführt.
Dadurch wird der Vorgang beschleunigt und die Zahl der Spleissstellen wird reduziert.
1. Verfahren zur Reinigung eines Garns (1) von Fehlstellen, bei welchem
in einem Messkopf (5) mindestens ein Garnparameter gemessen wird,
aufgrund des Garnparameters untolerierbare Fehlstellen detektiert werden und
die Fehlstellen aus dem Garn (1) herausgeschnitten werden,
dadurch gekennzeichnet, dass
bei Detektion einer Häufung von Fehlstellen ein unmittelbares Herausschneiden einzelner
Fehlstellen unterdrückt wird um sodann mehrere Fehlstellen gemeinsam herauszuschneiden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Reinigerzustände vorgesehen sind, wobei in einem ersten Reinigerzustand Fehlstellen
unmittelbar herausgeschnitten werden und in einem zweiten Reinigerzustand das unmittelbare
Herausschneiden einzelner Fehlstellen unterdrückt wird, wobei ein Übergang zwischen
dem ersten in den zweiten Reinigerzustand erfolgt, wenn eine Häufung von Fehlstellen
detektiert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein Übergang zwischen dem zweiten und dem ersten Reinigerzustand erfolgt, wenn ein
Ende der Häufung von Fehlstellen detektiert wird.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Häufung von Fehlstellen detektiert wird, wenn die Zahl von Fehlstellen pro Längeneinheit
eine Fehlerzahl-Limite überschreitet oder wenn der Abstand aufeinander folgender Fehlstellen
eine Abstands-Limite unterschreitet.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei Detektion der Häufung von Fehlstellen das Herausschneiden so lange unterdrückt
wird, bis keine Häufung von Fehlstellen mehr detektiert wird oder bis eine vorgegebene
Maximallänge von Garn den Messkopf (5) passiert hat.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass, wenn die vorgegebene Maximallänge von Garn den Messkopf (5) passiert hat, ohne dass
die Häufung von Fehlstellen vorüber ist,
die bisherige Häufung von Fehlstellen herausgeschnitten wird, und/oder
ein Warnsignal erzeugt wird.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Garn (1) nach dem Messkopf (5) auf eine Spule (3) aufgespult wird und dass nach
Ende der Häufung von Fehlstellen das Garn (1) soweit von der Spule (3) zurückgespult
wird, dass alle Fehlstellen der Häufung herausgeschnitten werden können.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass es beim Umspulen von Garn von einem oder mehreren Cops (2) auf eine Kreuzspule (3)
durchgeführt wird.
9. Garnreiniger mit einem Messkopf (5), einer Schneide- und Spleissvorrichtung (7) und
einer Steuerung (6), wobei die Steuerung (6) ausgestaltet ist zur Durchführung des
Verfahrens nach einem der vorangehenden Ansprüche.